6 »«r Mann, b«r nicht schwitzt. Wer kennt ihn nicht, den Mann, de. „icht schwitzt, sondern bei 98 Grad im Schatten so kühl wie eine Gurke zu uns kommt? Stehkragen und Kravatte sitzen wie «ngegossen; der elegante und offenbar aus den besten Stoffen gefertigte Anzug ist in so unauffälligen, harmonischen Farben, daß wir, nachdem uns unser Freund verlassen hat, absosut nicht mehr sagen können, ob sie braun, grau vder schwarz waren. Die Schuhe sind spiegelblank gewichst; der Hut ja, was für einen Hut hatte er doch? Wir wissen es nicht mehr, aber er hat jeden falls zum Ganzen gepaßt, ebenso wie die einfache goldene Uhrkelte, welche die Stelle anzeigt, wo er seinen, ohne Zwei fel ebenfalls goldenen Zeitmesser trägt. Er hat uns eine Mittheilung ge macht oder Etwas fragen wollen. E» war nichts Epochemachendes, noch Auf regendes. Wer hätte den Mann über haupt je aufgeregt gesehen ? Er kann ja nicht einmal schwitzen, sondern ist rmmer gleichmäßig trocken, ruhig und gefaßt. ' Er trinkt nicht, raucht nicht; ist nu lustig oder gar begeistert, aber auch nie katzenjämmerlich und schlecht gelaunt; enthält sich aller boshasten Bemerkun gen über Andere: ist bis zu einem ge wissen Grade gefällig und dienstbereit, verlangt aber nie Etwas sür sich selbst; macht zuweilen einen harmlosen und dabei guten Witz, kurz, der Mann ist jeder Beziehung correct. Und doch, oder vielmehr gerade deshalb haben wir ieine besondere Zuneigung zu ihm und sein Händedruck läßt uns kalt. Der Mann, der bei großer Hitze schwitzt und sich über die schnöden und häßlichen Dinge dieser Welt von Herzen freuen «nd ärgern kann, ebenso wie wir auch, ist uns lieber, selbst wenn er uns zum zehnmillionsten Male srägt, ob es uns «uch „heiß genug" ist, und uns manche seiner übrigen Eigenschaften gerade «icht sehr sympathisch sind. Die Menschen dichten ihren Göttern -nlle möglichen und unmöglichen Vor züge und Tugenden an, aber Ihres gleichen wollen sie menschlich sehen, vorausgesetzt, daß sie dieselben nicht freiwillig, wie es z. B. mit den Für sten und sonstigen mächtigen oder her vorragenSen Persönlichkeiten geschieht, aus eine Art von Halbgott-Piedestal stellen, aus welchem die Betreffenden, als die Repräsentanten eines großen Princips oder einer gewaltigen Idee, keine alltäglich-menschlichen Gefühle mehr zu zeigen brauchen, wenn sie nicht «ollen. Von einem Millionen von Soldaten kommandirenden Generalissimus wird nicht erwartet, daß er beim Anblick «ineS mit Todten und Verwundeten bedeckten Schlachtfeldes irgend welche Rührung zeigt, und ein König oder Präsident einer Republik würde eine ziemlich unpassende Figur spielen, wenn er auch beim schwersten persönlichen Verlust, der ihn betroffen haben mag. vor den» versammelten Volk in Thrä nen ausbrechen würde. Selbst von Gelehrten, dem Philosophen u.s.w. klangt man nicht allein auf dem Ka theder. sondern auch sonst eind gewisse stoische Ruhe. Und doch sreut man sick über jede Mittheilung aus dem Privat leben jener Männer, welche beweist, daß auch sie als Menschen menschlich sühlen. wenn sie es auch nicht immer zeigen /ollen oder dürfen. Was immer wir in dieser Beziehung hören, bringt sie, die entweder geistig wirklich unerreichbar hoch stehen oder »»n uns selbst aus eine solche Höhe ge stellt worden sind, daß sie auf uns her unterschauen können, uns wieder mensch lich näher. Es ist daher durchaus ' keine leere Phrase, wenn es z. B. bei einem Trauersall in der Familie eine» populären Präsidenten oder Monarchen heißt, daß das ganze Volk mit ihm sühlt. Der Betreffende steht eben den Massen menschlich nahe und daher thei len sie seinen Schmerz, während sie da, wo dies nicht der Fall ist. zwar eine jede ihrem höchsten Repräsentanten zu gefügte Beleidigung als solche empfin den und eventuell rächen, sich aber um seine persönlichen Gesühle nicht weiter kümmern werden. Was bei Nationen, die ja doch nur Konglomerate so vieler Millionen sind, richtig ist. daß sie nämlich nur an dem Wohl und Wehe Derjenigen theilneh men, mit welchem sie sich auch mensch lich EinS sühlen, das gilt erst recht im Alltagsleben der Menschen unter sich. Trau' keinem Freunde sonder Mängel. Äeb' ein Mädchen, leinen Engel! «räth Lessing. Und er hat Recht und wäre eS auch nur deshalb, weil die Freunde „sonder Mängel" und die weiblichen Engel ihre Ansprüche an die Vollkommenheit ihrer Mitmenschen für gewöhnlich allzu hoch spannen. Doch ist dies nicht der einzige Ge sichtspunkt, von welchem wir Lessing beistimmen müssen. Der Hauptgrund »st der, daß viele dieser sehlerlosen, «ngelgleichen und nie schwitzenden Men schen, ob männlich oder weiblich, vol lendete Heuchler sind und irgendwo im Verborgenen Schattenseiten haben, welche alle ihre wirtlichen und ange nommenen Vorzüge überwiegen. Es gibt allerdings Menschen, welche dein guten Spruch des alten Horaz soll sich seinen Gleichmuth unter .allen Umständen bewahren" mit einer solchen Virtuosität nachleben, daß sie ihn wirklich nicht verlieren, und sich da her auch nie und unter keinen Umstän de erhitzen. Wer es einmal so weit gebracht hat, der besitzt auch Willens kraft genug, um etwaige Anlagen zu Neid, Mißgunst und andere böse,. Hei zmittel" zu überwinden, und ist im Stande, sich über das Glück Anderer zu freuen und an ihrem Unglück theilzu nehinen. Leider ist jedoch die Zahl der Leute, welche dies können, nicht allzu -vog, während diejenige der Anderen. die sich über die günstige Lage ihrer Mitmenschen ärgern und über etwaiges Elend auch noch boshafte und schaden frohe Bemerkungen machen, Legion ist. Zu dieser Legion gehören auch nicht wenige der von Lessing genannten Tu gendmuster, obwohl sie, wie schon oben benierkt. meist tlug genug sind, ihre Gedanlen sür sich zu behalten und die selben nur in unbewachten Momenten durch gelegentliche malitiöse Ausfälle verrathen. Wie immer dem sei, Menschen, von denen wir nichl' ganz bestimmt wissen, daß ihr Horaz'scher »equ» msns oder Gleichmuth und die daraus resultirende souveräne Ruhe wirklich ächtist. sind, wenn auch nicht geradezu unheimlich, so doch nicht die Leute, welche wir uns zu unserem näheren Umgang aus suchen. Lessing wollte uns sicherlich nicht den Rath geben, nur Diejenigen zu Freun den zu wählen und nahezu fehlerfreien Menschen fern zu möglichen Laster ha ben. Ebensowenig wollteer uns veran lassen, uns vonden wirklich guten und nahezu sehlersreien Menschen sern hal ten.Wovor er warnen will, das sind os senbardie schon erwähnten Heuchler, welche ihre Bosheit und Niedert a ht uu» ter tec Masle der Bonhommie jnird Gleichgültigkeit zu verbergen wissen. Uebrigens bedarf es gerade keiner sehr großen Warnung vor dieser Spe zies. so lange es den Verkehr der Ge schlechter unter sich angeht. Denn in der Geiellschast von Männern ist wohl keiner so unbeliebt, als derjenige, wel cher sich als den Tugend bold ausspielt und dadurch den Anderen mehr oder minder deutlich zu verstehen gibt, daß er selbst ihre harmlosesten Vergnügungen für große Laster hält. Und wenn wir recht insormirt sind, so erfreuen sich unter den Damen Muster- Haussrauen, bei denen .so etwas nie vorkommt," auch gerade keiner besonde ren Popularität. Im Gegentheil, man läßt sie links liegen, wenn man irgend kann, und wenn dies aus socia len Rücksichten nicht thunlich ist. so dul det man die Betreffenden, macht sie aber sicherlich nicht zu seinen Vertrau ten. Was schließlich den Verkehr der Ge schlechter unter einander betrifft, so brächte der Versuch einer strikten Be folgung von Lessing's zweitem Räth: „Lieb' ein Madchen, keinen Engel", die Männerwelt in ein heilloses Dilemma. Denn bekanntlich sind alle Damen En gel; aber Lessing sagt, wir sollen keine Engel lieben, was für einen Schluß sollen wir daraus ziehen? Das wir unbeweibt, beziehungsweise unbemädelt durch s Leben gehen sollen ? Oder daß doch nicht alle Mädchen Engel sind oder daß diejenigen, welche einen Mann zu lieben beginnen, aushören, Engel zu sein ? O, diese Dichter. Zwei iniercstante Moment« im Leben «incs Mannes. Im Alter von zwanzig Jahren ver folgt er sehnsüchtig Sa» Sprossen des ersten Barthaares, iL und mit vierzig Jahren beobachtet er mit Angst und Grauen das Aussallen der Scheitelhaare. Nicht die, sondern das. Der „Nürnberger Anzeiger" berichtet aus Nürnberg: An das hiesige Sta tionSpersoncl deSStaatsbahnhofeS wer den vom Publikum ost sonderbare Fra gen gestellt. Fragt da ein Engländer kürzlich einen Stationsdiener in gebro chenem Deutsch, wo sich denn der dent sche Kaiser befinde. Als ihm zur Ant wort wurde: in Berlin oder in Pots dam. meinte der Engländer: Ich will nicht wissen die deutsche Kaiser, ich Wils wissen das deutsche Kaiser, was ist Ho tel. Schwer zu finden. „Wie, Fritze. Du hast immer noch keene Ar beit jefundeii?" „Nee, 'S hält riesig schwer, bis ick eene Iriege, die nach mei nem Geschmack is! Wceste so eene, bei der man die Hände in der Tasche stecke» lassen und ooch noch 'n bischen dabei duseln kann!" Ein pietätvoller Neffe. .....Sie thun gar nichts, leben nur von Ihren Zinsen?" —„Ja. Schau'n S', Sie hatten sehen sollen, wie mein Onkel sich abgearbeitet hat, bis er das Vermögen zusammengebracht—und da ruh' ich mich jetzt aus!" Die Frauen haben das beste Gedächtniß: Sie erinnern sich im mer, noch etwas vergessen zu haben. Mancher hat nichts, als seine Frechheit, und er macht doch sein Glück in der Welt. Die At»Sst«llung»«rSffnungSr«d«. Humoreske. .Ja. meine Herren", meinte der alt« Steuereinnehmer Dickele. der in Kar toffeldorf seine kleine Pension verzehrte, am Herrentisch des Gasthauses „Zu den drei Runkelrüben" zu den übrigen Ho noralionen des Torfes gewendet, „ja, meine Herren, die Rede bei die Eröff nung von unser neues Denkmal, die will ich Sie schon hallen, denn im Re den war ich doch stets, wie man so sagt, ein Held in Fidelis. Aber eins bitt' ich mir aus, nämlich, daß Karl, eine kleine Weiße! also daß ich von die feste Erde herab zu Euch reden dars und mir nicht aus einer Kanzel oder so etwas zu stellen brauche. Da habe ich Sie doch zu schlimme Erfahrungen mit gemacht". Wenn nun auch der Körperumfang unseres Helden es sehr nahe legte zu er rathen. worin die sogenannten schlim men Ersahrungen bestanden, so wollten die Väter der Gemeinde die Geschichte doch gern aus Herrn Dickeles eigenem Munde vernehmen und da ließ sich denn der „joviale" alte Herr auch nicht lang nöthigen und begann bald also: „Ja. meine Herren, das war zu die Zeit, wo ich Sie noch Steuereinnehmer in Wurstenau war. Wurstenau ken nen Sie ja alle und ebenso Käsewitz. Das waren nun zwei Gemeinden, die vertrugen sich wie Katzen und Hunde oder eigentlich noch schlechter, denn die eine that immer alles, um die an dere zu ärgern. Wählten die Wurstenauer zum Exem plar einen neuen Ortsschulzen, so wähl ten die Käiewitzer sicher zwei, und freute sich der Käsewitzer Schandarm. nach langes Abhetzen endlich mal wieder ei nen von die berühmten Strauchdiebe, die da in die Gegend hausten, eingesan gen zu haben, dann ließen die Wurste nauer, die in s Einlochen immer mehr Glück hatten, sicher drei Kerle unter die Bedingung lausen, daß sie sich sofort auf dem Train von Käsewitz begaben. Bisher hatte Sie nun noch kein Dorf das andere unterkriegen können, aber endlich Karl, wo bleibt denn die Weiße? also endlich sollte es Sie doch kommen. Die Wurstenauer woll ten nämlich eine große Rindvieh-Aus stellung veranstalten. Ich war Sie natürlich dazu ausersehen. um die Rede bei die Eröffnung zu halten, denn alle wußten ja. was der Dickele kann, wenn er mal will. Na, was da für Vorbereitungen ge troffen wurden, das will ich Sie hier nicht alles auszählen, sondern nur kurz sage», es war alles wunderschön. Auf dem Marktplatz war eS. wo die Aus stcllung stattfinden sollte, und vor, das Denkmal, was in die Mitte stand, hatte m«n aus einen Baumstamm und ein leeres Cementfaß ein Ding wie eine Kanzel für mir gemacht. Es war Sie allerdings nicht ganz leicht, da herauf zu kommen, denn man mußte mit eine kleine Leiter von oben hereinsteigen. Aber es ging doch und so stand ich denn glücklich oben, wie'S los gehen sollte, natürlich in meinen Frack und Cylin der, denn ohne den geht's ja mal nicht. Selbstredend hatte ich mich auch eine pitfeinc Rede einstudirt und wartete Sie nur noch auf den Bürgermeister, um loszuschießen. Endlich kam der und nun holte ich mal tief Athem und rier dann so laut wie ich nur konnte: „Ihr Bürger von Wurstenau! Freuet Euch! Soeben ist unser Herr Bürger meister hier erschienen, unsere Rindvieh- Ausstellung ist Sie also eröffnet!!! Und nun wollen wir zuerst unsern lie ben Herrn Bürgermeister mal kräftig hoch leben lassen!" „Hoch unser Bürgermeister!" schrie da alles, „hoch!" und nochmals .hoch!" Der Mann hatte Sie das nun sicher nicht erwartet, denn er war zuerst ganz paff, aber gefallen that es ihm doch, denn gleich drauf lachte er mit'S ganz» Gesicht und das that mich gut. Wieder nehme ich einen tiesen Athem zug und ruse: „Karl, einen kleinen Kümmel !" also ich ruse: „Mitbür ger ! Nachdem wir soweit wären, wol len wir nun auch mal unsere Rindvieh- Ausstelliing hoch leben lassen!" Und wieder ging'S : „Hoch ! hoch > 1ind...." Doch weiter käme» sie nicht, denn schon bei's zweite Hoch gab's'un ter mich einen surchtbaren Krach und schwupps, sitze ich mitten auf den Boden von die Tonne. War mich Sie taZ ein Grunzen und Brüllen um mir her um ! Es mag nun allerdings auch was komisch ausgesehen haben, denn von meine ganze werthe Persönlichkeit war nichts zu sehen außer die Beine, die unten, und den Cylinder, der oben ans die Tonne herausstanden. Ich selber tonnte mir natürlich nicht regen .»och rühren und mußte Sie da ruhig warten, bis endlich der Herr Bürger meister, wohl aus Dank für dem Hoch leben-lasscn, und noch ein paar Bauern kamen, um mir herauszuziehen. Kaum stehe ich nun wieder auf mein« Beine, da sehe ich zu meinen neueste» größten Schrecke», daß meine seine, schwarze Hose, die Sie nicht auf Ein brüche eingerichtet war. von oben bis unten an die rechte Seite aufgerissen ist und lustig in den Wind flattert. Doch der Herr Bürgermeister wußte Sie auch hier Rath. Schnell holte er von irgend eine Kuh den Strick, womit die sestgebuttden war. und wickelte mich den um dem Bein. Das ging ganz gut und der Schaden war sur dem Augen blicke geheilt. Für die kavntte Kanzel wurde nun ein großes Bieriaß ausgestellt, welches der Wirth, Herr Gottfried Möhrenfeld, für später in Bereitschaft hielt, ich darauf und dann ging'S weiter. Was ich geredet habe, das werden die Käsewitzer wohl nicht mehr wissen, aber ich weißes noch ganz genau. „Mitbürger!" sagte ich Sie fo unge fähr, „seht einmal um Euch! Habt Ihr jemals schon eine solche Masse von Rindviehe bei einander gesehen. Ei gereicht die Gemeinde zu alle Ehre, solch« Rindviehe erzeugt zu haben. „Aus die ganze Welt giebt es das nicht mehr! Mit Neid schauen die Käse witzer auf uns, ab»r sie haben auch Grund dazu. Außerhalb die Grenzen von Wurstenau hört das echte Rind viehthum ganz und gar auf. In Käsewitz giebt es keine solche Rindvieher, die giebt es nur in unsere Gemeinde!" Natürlich brüllte Sie alles Volk nur so Beisall, daß es ein Spaß war, und immer feuriger fuhr ich fort: „Wer hätte das gedacht, daß die Wurstenauer mal ihre Rindviehe zur Schau stellen würden? Das ist ein ge waltiger Fortichritt und hoch erheben wir uns Z' Da zcyichscht! Hülfe! ich versinke! psui! nein! bah! schreie ich und mit mich ganz Wurste nau. Der Boden von das Faß, wo raus ich die Prachtrede hielt, sank näm lich unter mich und leider auch mit mich in die Tiefe hinab und durch dem Druck wurde das Bier wohl tausend Fuß hoch in die Luft gespritzt» Ich stand wie mitten in einem Kater, wie man das nennt, Augen, Ohren und Nafe voll Bier, so daß ich Sie nichts mehr hören und sehen konnte, dafür aber ganz schrecklich niesen mußte. Daß die Wurstenauer sich wegmachten, so schnell sie nur konnten, brauch' ich wohl kaum besonders zu sagen, denn so gern sie auch das Bier sür „innerlich" gebrauch ten, „äußerlich" schwärmten sie ebenso wenig dafür wie ich. Na, endlich, endlich war's zu Ende, d. h. also, es war Sie alles Bier glück lich aus dem Faß herausgespritzt und die beiden Böden lagen aufeinander. Und da stand ich Sie nun halb erstickt in der Tonne wie ein begossener Pudel, wischte mich das Bier aus die Augen heraus und nieste zum Abschied noch zwölf Dutzend mal. daß es nur so sprühte. Aber wie sah ich Sie aus, wie ich nun aus daS Ding herausgekro chen kam und inir mal in Augenschein nahm. Mit meinem seinen schwarzen Anzug und mein nobles Faltenhemd konnte ich Sie ruhig eine Bierwirth schaft anfangen, so patschnaß waren sie. Dazu kam dann noch das aufge rissene und mit Kordel zugebundene Hosenbein und der ausgeweichte Cylin der, der mich über's linke Ohr herab hing. Na, meine Herren, Sie erlassen es mich wohl, zu erzählen, wie ich Sie damals eigentlich wieder nach HauS ge kommen bin. Daß meine Alte an dem Tag nicht besonders angenehm war, können Sie sich ja auch leicht denke»; aber was that das bei die Anerkennung, die ich sür meiner Rede in das „Wiirstenauer Wochenblatt" erhielt. Ich habe Sie die Nummer noch aufbewahrt, hier ist sie und der Artikel lautet da wörtlich: Besonders muß die brillante, leider mehrfach unterbrochene Rede des Herrn Dickele hervorgehoben werden, welcher unwiderleglich bewies, daß die größten Rindviehe und Esel nur aus Wurste »auer Gebiet zu finden wären. Zu seinem gewaltigen Talent erlauben wir uns, Herrn Dickele bestens zu beglück wünschen und bedauern nur, daß der Preis, welchen der größte Ochse von Wurstenau erhielt, nicht dem Herrn Festredner zugewandt werden konnte. Er wäre sonst redlich verdient gewe sen." Mit bewundernden Blicken schauten die Väter von Kartoffeldorf auf den Mann, der solches Lob aufzuweisen hatte und jetzt doch so bescheiden das alte Zeitungsblatt wieder in seine Tasche schob. Wie aber die Rede verlief, die Herr Dickele bei Enthüllung des Denkmals hielt, das will ich später einmal erzäh lt-. Ein« nette «egend. Fremder: „Na, wollen 'mal sehen, was heute in dem verfluchten Neit lo» ist.' „Himmel! meine Börse!" „Haltet den Dieb!!!" Manche grüßen wir nicht, weil wir sie nicht genau geniig, und Swaere nicht, weil wir sie zu genau tennen. Wie gerne wollten wir ven Frauen oft das letzte Wort lassen, wenn wir nur wüßten, weiches daz texte Wort wäre! Das wildeste Thier schont seinesgleichen; der deutlichste 'Leweis, daß der Mensch lein Thier ist. ES iväre eine Freude zu leben, wenn Jeder die Hälfte von dein thäte, was kl von Andern verlangt. T«utschlan»kahrt. I. Zwischen den Andern. Zu den Päonien und Rosen roth. Die auf den Tischen lagen. Hab' ich meinen weißen Strauß Von Maßliebchen getragen. Seid, ihr Blumen, die FreundeShant Mir zur Fahrt gegeben. Ein Symbol von meiner Art Und von meinem Streben! Zwischen purpurner Rosen Pracht Und verschwendrischem Prangen Hebt sich euer bescheidenes Weiß Wie ein hehres Verlangen. Laßt den Andern das bunte Kleid, Werth nur liegt im Kern. Stolzer sind jene, doch ihr allein Traget das Bildniß der Sterne. 11. S chisssges el l sch a 112 t. Was gestern fremd und kalt sich maß. Rückt heut' sich traulich näher. Man fragt sich dies, man fragt sich das, Ohr wird und Aug' zum Späher. An Deck von Kokett'rie und List Die Dame» promeniren. Indeß im Rauchsalon bei m Whist Die Herren sich amüsiren. Doch bald gesellt sich Art zu Art; Man schwatzt, um nichts zu denken. Und läßt, vereinzelt und gepaart. Sich Sect und Porter scheitlen. In ollen Sprachen leis und laut Weltplatte Reden gaukeln, Ein Jeder läßt sich, mecrumblaut, Ja'S süße Nichtsthun schaukeln. Rur Wogen rings. Kein Land, kem Ziel. Kein Prüfen und kein Messen. Das Leben wird ein tändelnd Spiel Und morgen ist alles vergessen 111. Eine von Vielen. Sie war noch jung. Aus ihren Augen brach Zuweilen ein pikantes Kinderlachen. Wenn rührend sie vom Ernst des Le bens sprach Und dann von hundert andern toller Sachen. Oft stand sie bei mir spät noch in der Nacht, Wenn sich die Andern stumm zurückge zogen. Und wie ein Glockenton durch Sturm und Schlacht Klang ihre Stimme durch den Brau? der Wogen. Sie schien noch gut. Ein leichtes Trau men wies Den Weg ihr noch empor zu gold'nen Sternen. Vom Westen kam sie und ging nach Paris. Um dort des Pinsels Führung zu er lernen. Noch jung und gut, und doch so ganz, allein Und nach Paris mit diesem Weltver trauen Mir war'S, als sah' ich ein verlorenes Sein Aus diesen hellen Kinderaugen schauen.... Macht v«r Gewohnheit. Junge Gräfin, früher Miß Astoria Van Rensselaer: „Aber, lieber Gras, erkläre mir doch, weshalb Du eigentlich jedesmal, wenn ich Dir Geld gebe, den Arm in die Hohe reckst und dann eine» krampshasten Ruck machst?" Graf: ..Meine Theuerste, ganz ein fach deshalb, weil ich mir das von der Zeit her angewöhnt habe, als ich noch Pferdebahiischaffner aus der Dritten Avenue in New °Z)ork war!" Modern« Dienstbote». Köchin: „Gnädige Frau, Sie spielen diese Stelle falsch; erlauben Sie. bitte, daß ich Ihnen diese Steile einmal vor spiele?" K»r französtsch« Büch«ann. Büchmann hat in Frankreich Schul« gemacht. Nach seinem Vorgang stellt, wie wir in der „Köln. Ztg." lesen, Roger Alexandre in feinem kürzlich er schienenen Buche „1.0 blusss cls l, Loiivsr»»tion" die von Mund zu Mund gehenden geflügelten Worte zusammen und sucht ihre ursprüngliche Bedeutung und ihren ursprünglichen hang festzustellen. Am beliebtesten sind, wie Nlerandn bemerkt, die am wenigsten bezeichnen den Redensarten: .Je weniger Sinn ein Ausdruck hat. um >o größer ist seine Neigung, sich zu verbreiten, denn ge rade diese Ausdrücke, bei denen sich oft gar nichts denken läßt, können auf tau» senderlei Art gedeutet und angewand' werden." Dahin gehören nicht nur die Stich worte geschickter Reklamen, die im Voltsgedächtniß hängen geblieben find, und der stumpssinnige Rus .Hs Ksrt!". den man etwa durch das Ber linische „Wo ist Naucke?" übersetzen könnte, sondern z. B. auch das bis zum Ueberdruß abgedroschene La äs »ioots, über das der Verfasser seinen ganzen Zorn ausgießt: „Heute ist eine hübsch« Frau, ein Richter, die Mode, die Er xiehung, kurz Alles, Alles tin äs sisolv. In der ersten besten Zeitung, die wir in die Hand nehmen, finde» wir da» Wort zehn- und zwanzigmal wiederholt, auf allen Seiten, fast aus jeder Spalte ES ist zum Schreien." Der Erfindung de» Wortes rühmen sich die Herren Micard und de Jouve not» die a»i 17. April 1338 ein Stück unter diesen Titel im (,'kstv»u-ä'd)»u aufführen ließen. Auf eine hübsche Soldatenschelmerei ist der noch immer viel gebrauchte !>' iovsliäs », l» tsr« äs bvi» zurückzuführen; er stammt aus dem Ende des 17. Jahrhunderts und zeigt, daß die Stelzfüße im Invaliden- Hause sich den Humor in ihr krüppel hasteS Dasein herübergerettet batten. Kamen Besucher ins Hutsl cle» luv», liclss, die danach aussahen, daß man sich mit ihnen einen Spaß erlauben könne, so wurden sie von den alten Schelmen stets darauf aufmerksam ge macht, daß die größte Sehenswürdig keit des HauseS der Invalide mit deir hölzernen Kopse sei. Im zweiten Stockwerk, wo der Wun derinensch Hausen sollte, wurden die Leichtgläubigen in das dritte verwiesen; hier hieß es: „Der Holzkops ist soeben in den Hos hinabgegangen, er läßt sich rasiren." Wer auch jetzt noch nicht merkte,, daß er cm der Nase geführt wurde, ging weiter auf die Suche. An dere zogen beschänit von dannen. Keiner aber verrieth wohlweislich den spätern Besucher» das Geheimniß. Die Ueber lieferung von dein Holztopf ging unter den Invaliden von Geschlecht zu Ge schlecht weiter, bis ihnen schließlich der philiströse Verfasser eines „Führers durch Paris" den Spaß verdarb und in seinem Leitsaden schrieb, daß es „einen Invalide» mit einem hölzernen Kop' nie gegeben habe." Nicht ganz aufgeklärt ist die Herkunft der zum Gemeingut der ganzen Welt gewordenen Ausdrücke L»ns - vulart« und (>'lia.avii,. Ob das Wort oulotta in einem Theaterstück des glei chen Namens zur Verspottung des Dich ters Gilbert, der ein armer Teufel war und sich erlaubt hatte, einige hoch müthigc Philosophen in seinen Satiren bei Seite zu, nehmen, zuerst angewandt und dann als Spottname der socialisti schen Schriftsteller der Revolution wie der aufgenommen worden ist, ob der Abbe Maury es in seiner Sitzung de, Constituante gegen die lärmenden Gosfciiheloen auf der Tribüne zuerst gebraucht oder ob der Marquis de Laqueille bei einer ähnlichen Gelegen heit die Sprache damit bereichert ha» ist nicht festzustellen. . Für hält der Ve rfasser die Angabe Friedrich Kapps in seinem Buche „Das Leben des amerita- Nische» Generals Fr. W. v. Stenden", wonach das Wort im Lager von Wa shington während des UnadhängigkeitS triegcS im Winter 1777—78 entstan den sei; General v. Steuden habe da malS die tapferen, ober abgerissenen französische» Offiziere der armee Lkns-oulotts» genannt. dtiauvio ist ein Familieniiame; die Persönlichkeit aber, die dem Wort seine heutige Bedeiituiig gegeben hat, läßt sich nicht mehr nachweisen. Jacques Arago nennt zwar in seinem liierioo. Soldaten der Napoleonischen Zlrmee, nach dessen Namen die Gattung be nannt sei, einen in Rochefort geborenen Nicolas Chauvin, führt aber Be lege für die Behauptung an. Immerhin könnte dieser Nicola», wenn die Heldenthaten, die Arago voir ihm erzählt, richtig wären, der Bater aller Chauvins sein. Er schildert ihn also: Soldat mit 13 Jahre», hat er alle Feldzüge mitgemacht. 17 Wun den, alle auf der Brust; drei Finger abgenommen, einmal die Schulter ge brochen, die Stirn schrecklich zerfetzt, ein Hhrcnsäbel, ein rothes Bündchen der Ehrenlegion, 200 Fr. Pension: das ist der alte Haudegen, der sich an der Sonne seines Baterlandes sonnt und ruhig abwartet, bis ein Holzkreuz sein titrad schützte." Allmählich mischte sich aber mit dieser Vorstellung des Helden, die des Provinztölpels. des Kraftmen schen mit dem großen Magen und dem guten Herzen, der von den Kameraden gehänselt und mißbraucht wirb, und neuerdings ist zu alledem, in der Aus fassung des Auslandes wenigstens, dank den Maulsechtcreien der Deroulede und Genossen noch der Xlilvz ge treten. der Prahlhans mit der Fallstaff» Natur. Moderne Annonce. Ro mMtisch gelegenes Wildbad. klimati scher Lustturort. idyllische Plätzchen, aus 500 Badegäste durchschnittlich zehn Verlobungen. A r « » » s ch. Obgleich die Araber Algeriens heut» nicht mehr Franzosen sind als vor etli chen Jahrzehnten, bequemen sich diesel ben bei Bedarf doch den ihnen von der europäischen Civilisation gebotenen Hilfsmitteln an. So schiffen sich jedes Jahr Hunderte von algerischen Ara bern auf einem französischen Dampser zur Pilgerreise nach Mekka ein. Der Dampfer Victavia hatte längs der alge rischtll»esischenKüstel2ooMohan?edaner eingenommen, brachte dieselben nach Djeddah im Rothen Meer und holte dieselben und 200 Mann mehr nach er folgtem Pilgergange wieder ab. Die ses Jahr kamen zwei Sterbefälle an Bord vor, was ausnahmsweise günstig ist. Der eine der Verstorbenen hat sich unter folgenden Umständen umS Lebe» gebracht: Etwa 2-t Stunden vor Malt» kam der Commandant zu früher Mor genstunde auf Deck, als ihn ein Musel mann im ruhigsten Tone wie folgt an redet: „Weißt du, ei» Mann ist ins Mee» gefallen." „Aber du bist verrückt," antworte» der Capitän. über das Phlegma seine» Gegenüber erstaunt. „Ich bin nicht verrückt, ich sage dir, daß ein Mann ins Meer gesaüen ist, da, auf dem Hintertheile." „Wie lange ist escher?" „10 Mi nuten bis 5 Stunde." „Warum hast du> eS nicht früher ge sagt?" „Ich verrichtete mein Gebet und war tete, bis ich-es vollendet hatte, um dich von dem Falle zu unterrichten." ES ist nicht möglich, mehr.... Muselmann zu sein. Als die Thatsache von andern Passa gieren bestätigt wurde, ließ der Com mandant umkehren und fand denn auch nach einer Viertelstunde den Ertrunke nen, dessen Turbane allein aus dem Meere hervorragte. Er wurde an Bord gezogen, woselbst de? Arzt nur seinen Tod feststellen konnte. Man erkannte ihn als einen Kranken von abstoßender Unreinlichteit, der sich in's Meer ge stürzt hatte, um einem vorgeschriebenen Bade zu entgehen. Die muielmänni schen Kranken geben' den Schiffsärzten viel zu schaffen. So' entschloß sich ein Araber nach einigen Tagen unsäglicher Leibschmerzen infolge d» Bitten feiner Freunde, endlich den Arzt in Anspruch zu nehme». „Ich habe seit einigen Tagen Leib schmerzen," sagte er zum Doctor, „und ich leide schrecklich." Der Arzt sühlt ihm den Puls und verlangt, seine Zunge zir sehen. „Ich habe dir gesagt, daß ich Schmer len im Leibe habe und nicht an der Zunge." „Das macht nichts, zeige mir deine Zunge." „Niemals." antwortete der starr köpfige Muselmann, „ich habe «wchmer >en im.Leibe und nicht an der Zunge; >ch werde dir meinen' Leib zeigen, über niemals meine Zunge, denn dies ist unnütz, weil sie mir nicht weh' lbut." Und der Kranke ist immer noch über zeugt. daß er wohl gehandelt habe, fveil der Arzt ihn geheilt habe, ohne seine Zunge zu sehen. Und so ging eS die zanze Reife über mit Zwischenfällen fort. Dabei haben aber die Araber eine Ricscngeduld, denn sie lassen sich geduldig so eng wie Heringe in das Schiff einpacken.. Im Londoner zoologi schen Garten hat man jüngst wiederum interessante Versuche angestellt über den Einfluß, welchen verschiedene Musik instrumente auf einzelne der ständigen Bewohner des Gartens ausüben. Man wählte die Bioline, Flöte, das Piccolo und den schottischen Dudelsack als Ver gnügungs- resp. Marterwerkzeuge. Die „wissenschaftliche" Cimmission begab sich zuerst zu dem jungen Orang-Utang, Namens Jack; so gebührte es sich wohl auch, denn infolge seiner nahen Ver wandtschast' mit, dem Herrn der Schö pfung war er, wie Reuters Frau Pa storin, gewiß „der Nächste dazu". Jack empsing die Commission mit der Würde seiner Stelle im Thierreich. Hörle sich die eisten Tön« der Bioline andächtig an, allein ball» verkroch er sich mit al len Anzeichen der Furcht in den Hinter grund und wickelte seine Decke um sich bis über die Ohren. Vielleicht aber gefiel ihm auch nur das Stück nicht das Programm ist bisher nicht veröf fentlicht —; denn bald kam er wieder an das Gitter des Käfigs und lauschte, dir eine Hand ia die Seite gestemmt, mit großem Ernste und Bedacht „genalt s» wie unser Kapellmeister bei der ersterr Gesammtprobe", meinte mehr offenher zig als schmeichtlhast der auSsührende Künstler. Die Flöte änderte nichts m seinem Benehmen. Das Piccolo in dessen trieb ihn in wilde Angst. Dan» kam der Dudelsack und mit ihm zum Erstaunen aller Anwesenden—sin Aus bruch tollster Heiterkeit von. Seiten Jack'S. Er sprang auf und ab,, warf die Strohhalme empor und sing sie auf und schoß einen Purzelbaum nach dem andern, ein Benehmen, wofür ihm Schottland ewig dankbar sein sollte.' Ist eS doch nunmehr bewiesen, daß außer dem Schotte» noch ein Gespops aus die ser Erde Vergnügen und Musik in seinem National-Jnstrument entdecken kann. Man operirte mit ziemlich glei chen Erfolgen später an dem musikali schen Gehör eines Königstigers. Die Töne der Violine, welche ihn aus sei nem VormittagSschläschen weckten, ent lockten MietzenS ausgewachsenem Better ein behagliches Schnurren. Wie beim Orang-Utang war die Wirkung der Flöte dieselbe wie diejenige der Violine und ebenso trieb den Tiger das Pic:ol» einfach zur Raserei. Er sprang zegen die Wände, gegen das Gitter, heulte und peitschte wüthend die Flanken mit seinem Schwänze. Den schottischen Dudelsack probirte an ihm die Com mission nach einiger Ueberlegung aller dings nicht, vielleicht aus Rücksicht auf die Gesühlc beider Parteien.