D««tsche Loealnachrtchtea» Provinz Brandenburg. Eine muthige That vollbrachte un längst Dr. ms 6. Schuchardt in Pritz walk. Von der Brücke am Bürgerplatz war ein zweijähriges Kmd, Sohn des Dachdeckers Häske in der Nachtkoppel straße, in die Dömnitz gefallen. Dr. Schuchardt, welcher gerade dazukam, zog sofort seinen Rock aus, sprang in das Wasser und holte das Kind heraus. Auf einem See bei Hohenfelchow unternahmen dieser Tage vier Knaben in einem Boot eine Spazierfahrt. Beim Schaukeln kippte das Boot um und die jugendlichen Insassen sielen ins Wasser. Obgleich bald Hilfe herbeikam, gelang «s doch nur, einen der Knaben zu ret ten; die übrigen drei tonnten nur als Leichen aus dem Wasser gezogen wer den. Bei dem unlängst abgehaltenen Uebungsmarsch des Ulanenregiments in Züllichau widerfuhr einem Unteroffizier ein seltener Unsall. Sein Pferd trat nämlich beim Tränken in ein Wespen nest, dessen dadurch aufgestörte Insassen sofort über die Pserde und die bei ihnen beschäftigten Mannschaften herfielen; ein Unteroffizier wurde derartig zuge richtet, daß er in's hiesige Garnisons lazareth ausgenommen werde« mußte. ProvinzO st Preußen. Durch einen Schuß in die Stirn machte der Oberinspeetor Härder auf Gut Kowahleu seinem Leben ein Ende. Beim Baden ertrunken ist die 13- jähriae Tochter des Kasernen-Jnspec tors Schmidt in Lyk. —ln dem Dorse Glinde wüthete eine gewaltige FeuerS brunst, wodurch nach bisheriger Mel dung etwa sünszehn Gehöfte zerstört wurden. Provinz Westpreußen. Gastwirth Sch. in Zeyer besitzt ein Kind, welches eine siii sein Alter äußerst seltene Krast besitzt. Der Knabe, der erst drei Jahre alt ist, hebt bequem einen halben Centner von der Erde. Vor einiger Zeit verschwand der drei zehnjährige Sohn eine- Besitzers in Sampol. Jetzt, beim Mähen des Rog gens, fanden Leute die Leiche im Rog gen liege». Wie man annimmt, soll der Vater sein eigenes Kind ermordet haben. Der Knabe besaß nämlich ein Muttererbtheil von 1500 Mark, wel ches nach dem Tode des Knaben dem Vater desselben zusiel. Ter Posthilfs bote Juni in Schinkenberg ist wegen Unterschlagung «mtlicher Gelder ver haftet worden. I. hat ihm zur Ein zahlung und Auszahlung übergebene PostanweisnngSbeträge nach Fälschung des EinlieserungsscheineS bezw. der Un terschrift in vier Fällen unterschlagen. In Schloppe ist Bürgermeister Köh ler seines Amtes enthoben worden. Wie man hört, schwebt gegen denselben das DiSciplinarversahren. Durch eine» Waldbrand sind in der Herzoglich Grabian Forst etwa hundert Morgen alten Bestandes vernichtet worden. Erst Abtheilungen des Jnsantcrieregiments No. 21 gelang es. dem verheerenden Elemente Einhalt zu thun. Provinz Pommern. Im Januar 1891 entzog sich der in Stettin am Königsp.'atz 19 wohnhafte Friseur Hermtmn Schmidt, nach Bee ndung von Betrügereien, seiner Ver hastung durch die Flucht nach England. Jetzt ist Schmidt dort verhastet, hierher zurückgebracht und in Untersuchungshast genommen worden. —ln Grimmen feierte der Zicgcieibcsitzer G. Meyer mit seiner Ehefrau das Fest der goldenen Hochzeit.. — In Linde brach Nachts Feuer aus, welches bei der jetzigen Trockenheit so schnell um sich griff, daß in etwa einer Stunde It> Gebäude in Asche lagen. —Das Verschwinden des Schuhmacher-Meisters Gr. von in Stargard macht in den betheiligten Kreisen nicht geringes Aussehen. Der Betreffende hinterläßt, dem Vernehmen nach, eine Schuldenlast von über 25,000 Mark. Provinz S ch leswi g-Hol st ein. Die Fernsprechleitung Schleswig- Flcnsbiirg-Eckcrnfördc-Kiel wurde am 1. August in Betrieb gesetzt. Großes Aussehen erregt die Verhaftung des PolizciwachtmeistcrZ Hossmann in Flensburg. In Heiligenhasen plant man die Vertiefung des Hafens auf 15 Fuß. Die Stadtvertretung erklärte sich damit einverstanden, wenn zu den Kosten, die auf 123,000 Mk. resp. 151,000 Mk. veranschlagt werden, der Kreis einen Zuschuß von etwa 30,000 Mk. und die Regierung ebenfalls einen namhaften Zuschuß gibt. Die Hasen vertiesung hängt jedenfalls mit der Verlängerung der Kreis Oldenburger Eisenbahn von Oldenburg bis nach Heiligenhasen und daran schließenden Tampfschiffsahrtsverbinduiig zwischen Hciligeubasen und Bargenstacken a. F. zusammen. Die Schwestern des am 26. April in Hamburg verstorbenen Consuls Brumm haben der Stadtge meinde Wandsbek eine' Summe von 10.000 Ml. zu wohlthätigen Zwecken geschenkt. Provinz Schlesien. Der Volontair Julius Schubert von Breslau ist in Begleitung der 23 Jahre alten Gertrud Weiß. geb. Schipte, nach einer Unterschlagung von 15,000 Mk. flüchtig geworden. Selten hat Vol kcnhain in ihren Mauern an einem Tage fo viel Gäste vereinigt gesehen, als bei Abhaltung des 12. Gesangs sestes des niederschlesischen Sängerbun des. Ueberall begegnete das Ange frischem Waldcsgrün; zahlreiche Ehren psorten mit Fahnenschmuck, Blumen gewinde uud Flaggenmasten waren aus allen Straßen errichtet und herzliche Säugerspriichc begrüßten die ankom menden Gaste. Ten Haupteingang zur Stad! zierten zwei hohe, in imitir iem Sandstcingrou aus's Prächtigste deeorirte Obelisken. Ein biederer Landmann in Goldberg hatte jeinen Nochbar vor dem Schöffenge» richte angeklagt, sein Vieh behext und das Wasser seines Brunnens vergiftet zu haben. Ihm wurde jedoch klar ge macht, daß man in unserem Jahrhun dert der Hexerei keinen Glauben mehr schenkt, und wurde der biedere Land mann deshalb mit seiner Klage kosten pflichtig abgewiesen. Durch Erschie ßen machte in einem Anfall von Schwer muth der Landgerichtsrath und Haupt mann a. D. Welthusen in Hirschberg seinem Leben ein Ende. Seinen schweren inneren Verletzungen erlegen ist der Hauptmann Wager vom Feld artillerie-Regiment von Clausewitz aus Neisse, welcher beim Hürdenreiten in Lamsdors verunglüt ist. Der Wacht meister Czok in Ludgierzowitz hat eine KindeSmörderin ermittelt. Das eine Kind war in einer Kammer, das andere im Düngerhaufen begraben. Bon dem ersteren wurde nur noch das Skelett ge funden, da es wahrscheinlich schon vor zwei Jahren ermordet worden ist; das zweite war ndch nicht verwest. Provinz Sachsen. Der Student der Medizin Pietrusky in Halle a. S. erhielt ein Jahr Fe stungshaft wegen Zweikampfes mit dem Lieutenant de Nimes, wobei ersterer einen Streifschuß an der Htiste, letzterer einen Schuß in den Oberschenkel erhal ten hatte. —Ter Oberstlieutenant a. D. v. Lochau, welcher im Bankgeschäft von Knlisch, Kämpf ck Co. in Halle Ge schäfte erledigte, siel in jenem Geschäfts lokale »in und verstarb bald darauf. Ein Herzschlag hatte, wie der hinzu gezogene Arzt konstatirte, seinem Leben ein schnelles Ende gemacht. Provinz Hannover. Etwa 3000 Morgen Waldbestand (Föhren) wurden dnrch einen Wald brand vernichtet, der an der neuen Feldeisenbahn bei Hermannsburg nach Oberrohn zu ausbrach. Es wurden die Mannschaften des Eiienbahnregi ments zur Löschung kommandirt. Zwei Soldaten haben erhebliche Verletzungen erlitten. Im Goslar, braunschweig preußischenCommunionbergwerk„Ram- melSberg" ist eine reiche Erzader mit 30 pEt. Kupfer und 10 pCt. Silber angeschlagen worden. In Hausbruch entstand, bei dem im Hotel „Zur Hacke" auf der Wiese abgehaltenen Säugcrsest an welchem 35 Vereine Theil nahmen, eine allgemeine furchtbare Schlägerei unter Betrunkenen und Sängern, wo bei ein Zelt vollständig zerstört wurde und viele Personen schwere Verletzun gen erlitten. Verstärkte Gendarmerie stellte endlich die Ruhe wieder her und verbaftete eine Anzahl der Ruhestörer. Die Handelskammer hat einen Aus schuß eingesetzt, der den Plan eines Stichkanals von Hannover oder Lehrte nach Hildesheim betreiben soll. Die Kosten des Stichkanals Hannover- Hildesheim belausen sich aus 6 7 Millionen Mark. Ein schwerer Un glücksfall ereignete sich aus der Hartogh'- fchen chemischen Fabrik in Tostedt. Der Chemiker der Fabrik, Dr. Forcll, stieg in ein sechs Fuß tieses Bassin hinab, in dem Naphta ausbewahrt wird, und kam nicht wieder zum Vorschein, da er durch die in dem Bafsin befindlichen Gase erstickt wurde. Provinz Westfalen. Im Regierungsbezirk Arnsberg feh len z. Z. 172 Lehrer. Angesichts dieser Zahlen ist es zu verwundern, daß man in Hilchenbach 7 Zöglinge hat durch fallen lassen. Von einer schweren Betriebsstörung wurde die Zeche „Rin> geltande" in Annen selbst getroffen, indem auf der vierten Sohle Wasser mengen in solcher Stärke durchbrachen, daß dieselben zunächst nicht bewältigt werden können. —Tos Schachtgebäude und die Kohlenwäsche des Schachtes „Wilhelm" der Zeche Pluto bei Wanne sind ein Rauv der Flammen geworden. Auch das BerladungSgebäude wurde ergriffen und in Asche gelegt. Tie Kohlenförderung wird für einige Zeit ruhen müssen. Es wird zweiselhast sein, ob die 800—900 Mann zählende Belegschaft aus den umliegenden Zechen sämmtlich beschäftigt werden kann. Ter Besitzer einer Herdsabrik, Steunes in Hamm, nahm in der freien Lippe ein Bad. Er kehrte indeß nicht wieder zurück; es mußte daher angenommen werden, daß St. von einem lähmenden Anfall betroffen worden und unbeachtet gesunken sei. Seine Leiche iaud man Abends etwa zwei Steinwurs oberhalb der Badeanstalt. Ein Isjähriger Knabe hatte aus Warburg für feine in Liebenau wohnende kranke Mutter Arz nei geholt und fuhr mit dem Nachmit tagszug nach Hause zurück, verschlief jedoch die Endstation Liebenau. Als er bald daraus erwachte, sprang er aus dem mit voller Geschwindigkeit dahin brausenden Zuge und brach das Genick. , Für den langjährigen Landtags- Abgeordnelen des Wahlkreises Bochum- Dortmund, Hrn. Louis Berger, beab sichtigt man in Witten ein Tenkmal zu setzen. Ein vorbereitendes Comite ist bereits begründet. Rheinprovinz. Die Ruhmeszcichen des Kolner Männerquarietts. drei prachtvolle sil berne Becher, sowie 19 von ihm ersun gene Medaillen, serner die Spitze des Bereinsbanners sind gestohlen worden. Tie gestohlenen Sachen waren in einem Schrank in dem Vereinszimmer des Männerquartetis in der Restauration „Im Holz" untergebracht. 112 Rudolf Ibach, Inhaber der Pianoforte-Fabrik Rudolf Ibach Sohn in Barmen und Schwelm. — Ein bei der Bahn an gestellter Maschinenwärter in Türen er schoß sich auS Eifersucht darüber, daß seine Frau mit einem andern Manne am Sonntag die Anna-Kirmeß besucht hatte. In dem Kohlenlager der Centrale der Trarbach-Trabcner Be leuchtungs - Gesellschaft entstand ein Brand, dem die gefammten Kohlen vorräthe, ein daneben liegendes großes Bauholzlager und die ausgedehnten Bureauräume der Gesellschaft zum Opfer sielen. Kessel- und Maschinen- Haus konnten nur mit größter Mühl gerettet werden. Die Stadtverord neten-Versammlung in Trier hat die lUeberlassung des Kaushaussaales zur Lutherfestspiel-Aufführung verweigert. Die Hetzrede de-Z Rechtsanwalts Müller und die Hetzartikel der „Landeszeitung", die vor Kurzem schrieb, man dürse den Katholiken Trier s nicht zumuthen, sich in ihrem Eigenthum beschimpfen zu lassen, haben also ihre Schuldigkeit ge than und das Vaterland ist wieder ein mal gerettet. In Wesel feierte der Faßbindermeistcr Dietrich Grafen sein 25jähriges Dienstjubiläum in der Firma Christian Bettger 6 Co., wel ches seitens der Firma festlich begangen wurde. Königreich Sachsen. Mit anerkennenSwerther Zähigkeit hält die Fischerinnung in Leipzig an ihrem mehr als anberthalbhundertjäh rigen Gebrauche fest, alljährlich mit der ihr verliehenen königlichen Fahne einen Umzug durch die Stadt zu halten, dem ein Waisertournier folgt. Dem Schau spiel wohnten wieder wohl an 20,000 Menschen bei; die Wasserpantoniime behandelte das Vorkommniß im „Caie Bauer" mit dem französischen General konsul! —Ter Laternenanzünder Netzold in Mittweida kam Abends spät nach Hause und machte, da er keinen Haus schlüssel hatte, tüchtigen Lärm, um Einlaß zu erhalten. Als sein Haus- Wirth Schlcnzig, ein ruhiger und allge mein beliebter Mann, die Thür öffnete und ihn wegen seines riihestörenden Benehmens zur Rede stellte, biß der Unmensch dem Schlcnzig in die Hand und ließ erst wieder los, als die hinzu gekommenen Personen dem Wüthenden die Gurgel und Nase zuhielten. Leider verschlimmerte sich der Zustand der Hand, Blutvergistung trat ein uud er verstarb. Netzold wurde verhastet. Bergarbeiter Brückner in OelSnitz wurde verhaftet, weil er feine Frau stark miß handelt und ihr mehrere Messerstiche beigebracht hatte, resp, sie umbringen wollte. Am nächsten Morgen fand man ihn in feiner Zelle erhängt vor. Einen Beweis van Unerschrockenheit und Umsich! bewies in Schandau der Schulknabe Pöuicke, dessen jüngerer Bruder, mit dem er gemeinschaftlich Hei delbeeren suchte, plötzlich von einer Kreuzotter gebissen wurde. Ter ältere Knabs besann sich nicht lange, riß dem Kleinen Schuh und Strumpf herunter und sog das Gift aus der Wunde. Nach diesem unterband er mit einem Bindfaden den gefährdeten Theil des Beines, welches bereits Anschwellungen zeigte. Beängstigt dadurch, eilte der Knabe zu einem nahe beschäftigten Ar beiter, lieh sich dessen Taschenmesser und schnitt in die Wunde. Dadurch gelang es, das Blut auszudrücken und mit Erfolg zu saugen; erst dann bockte er den Bruder au? und eilte der Stadt zu. Unterwegs unterließ er es nicht, daß der Gebissene einen Schnaps zu sich nehmen mußte. Heimgekommen, tonnte der Arzt mit Freuden feststellen, daß der wackere Bruder bereit- so viel gelei stet hatte, daß er den Kleinen außer Gefahr erklärte. Naturgeschichtsstun den hatten den größeren Knaben über die geeigneten Mittel belehrt, welche man zunächst bei Schlangendiß anwen den muß. Ein Bettler kam inßebes grun in ein Haus, um anzusprechen. Als er aber hier eine alte kranke Frau bemerkte, die schon Jahre lang das Bett hüte» mußte, griff er in seine Tasche, überreichte derfelben ein Zwei markstück uud sprach: „Liebe, Frau, ich sehe, daß ihr das Geld viel nöthiger braucht als ich; kaust Euch eine tleine Erguickung hierfür!" Ohne den Tank der Beschenkten abzuwarten, war der Geber verschwunden. „Hoch klingst du, Lied vom braven Mann!" Von dem GemeindevorstandHofmann in Werms dorf, der angeblich als Leiche aus der Elbe gezogen worden sein sollte, hat man noch immer keine Spur. Die von dem Verschwundenen verübten Unter schlagungen sind durch seine Frau ge deckt werden. Der frühere Gastwirth Meier aus Niederhohndorf überfiel seine Frau, brachte ihr mehrere Stiche im Unterleibs, am Arme und am Oberkör per bei. worauf er hinter die Scheune lief und aus einem Revolver 2 Schüsse gegen seinen Kopf abfeuerte. Die Schüsse trafen in den Mund und Schläse und sührten den sosortigen Tod Meier's herbei. Die schwerver wundele Frau wurde in das Kreiskran kenstift in Zwickau überführt. Thüringische Staaten. Das Staatsministerium hat die Aus weisung des früheren Rectors und jetzi gen sicialdeinokratischen Agitators Vehr in Gera verfügt. Für das Wilhelm Tschirch-Denkmal in Gera sind bis jetzt rund 2000 Mark eingegangen. Hessen-Darmstadt. I« Darinstadt beging der Wirkliche Geheimrath Obereonjistorialpräsident Dr. Goldmann sein 50jähriges Doetor- Jubiläum. —Der Musiker Lunkcnhei mer in Büdesheim hat sich heimlich ent fern! nnd Frau und vier Kinder im tiessten Elend sitzen lassen. —Die hessi sche Demokratie bat einen ihrer treuesten Angehörigen durch den Tod verloren, und zwar den Brauerei-Director Joseph Dofflein in Aachen. Zum WeltauS stellungs-Spediteur in Chicago ist laut Vertrag des Reichs - Commissars die Rheinische Transport - Gesellschaft W. Egan Co. in Mainz ernannt wor den.—Ter frühere Redacteur des social demokratischen „Offenb. Abendblattes", Max Jahn, ist flüchtig und wird von der Staatsanwaltichast wegen Unter schlagung steckbrieflich verfolgt. Das in Schotten abgehaltene 13. Kirchen gefangsest des evangel. Kirchengcsang vereins sür Hessen nahm in allen Thei len einen glänzenden Verlaus. Ter Kaufmann Moder in Worms ist ein ruinirter, bedauernswerther Mann. Er hat durch die Benzin-Explosion in seinem Hause und den dadurch entstan denen Brand fast Alle« verloren. Eine Entschädigung wird ihm von Seiten der Versicherungsgesellschaft nicht be willigt. Seine Frau wurde unter gro ßer Betheiligung seitens der Bürger schaft beerdigt. Das Kind derselben befindet sich noch im städtischen Kran kenhause und soll vollständig erblindet sein. Königreich Bayern. In Erlangen wurde das Testament des vor füns Monaten verstorbenen Kommerzienrathes G. v. Loewenich er öffnet. Erbe des gefammten aus baye rischen Staatspapieren bestehenden Mobilarvermögens ist der Stadtmagi strat Erlangen, welcher die Zinsen zu wohlthätigen Zwecken verwenden soll. Der Leichnam des seit acht Tagen vermißten 14jährigen PackerlehrlingS Neder in Fürth ist in der Pegnitz ge sunden worden. Der Vater und ein Bruder des Knaben hatten im Borjahre ebenfalls den Tod durch Ertrinken ge funden, indem nach voranSgcgaiigencm Wortwechsel zwischen Beiden der Bruder aus dem elterlichen Hause lief und in die Pegnitz sprang, und der Vater der ihn retten wollte, nachstürzte, wobei Beide ihr Leben verloren. Die Be zirksgewerbc - Ausstellung der Städte Ingolstadt, Abensberg, Pfaffenhofen, Schrobenhausen, Aichach, Neuburg, wurde durch Bürgermeister Dolch feier lich eröffnet. — In Kitzingen wurde ein Mann in Frauentleidern aufgegriffen, welcher zuerst glauben machen wollte, daß er ein Mädchen Namens Frantotti und 17 Jahre alt sei; später gestand er aber, daß er August Lirnert heiße, It> Jahre alt und von Nürnberg sei. Derselbe sitzt einstweilen hinter Schloß und Riegel.—Der Kooperator Scheicher in LeugmoS wurde von der Kirche aus arretirt; Verhaftung und Ablie ferung nach München erfolgte wegen Sittlichkeitsverbrechen, begangen in der Tölzer Gegend. Das Deficit in der Stadtkajfe in Lohr beläuft sich auf 40,000 Mk., von denen 33,000 Mk. wirklich unterschlagen sind; der Rest sind inzwischen angewachsene Zinsen.— Ein eigenartiges Legat hat die in Würzburg verstorbene Frau Bezirks arztswittwe Tr. Kubach hinterlassen. Tie Tame, zeitlebens eine fleißige Theaterbesucherin. hat nämlich einige ! tausend Mark dazu bestimmt, daß deren Zinsen alljährlich bedürftigen Mitglie dern des Stadttheaters zugewiesen wer den sollen. Königreich Württemberg. Tem Kunst- und Handelsgärtner Schmid von Aalen sind aus der großen, ifielkcuausstellung in Wien 3 Preise zuerkannt worden. Sein Nelkenflor umfaßt 250 edle Sorten. Küfer meister Oesterle in Bermaringen, wel cher aus einem Fenster seines Hauses herabstürzt, ist seinen Verletzungen er legen. Tem Schullchrer Kölze in Heilbronn wurde vom Preisgericht der Pädagog. Gesellfchast zu Leipzig für einen Aufsatz über „Pädagog. Patho logie in der Erziehungswissenschaft des 19. Jahrhunderts" der Preis von 300 M. zuerkannt. Der verstorbene Kaufmann Fr. Jnng hat der Stadt gemeinde Mengen ein Kapital von 1300 Mark als Stiftung zugewendet. Hofkellncrmeister Knoll in Oehrin gen feierte im engeren Familienkreise sein t'Ojähriges Dienstiubiläuin. In Seitingen feierten Joh. Schmidt, Hafner, und Audr. Hauser, Altunter »lüller, ihre goldene Hochzeit. In Sontheim OA. Heilbronu scierte der Gesangverein „Cäcilia" sein 50jährigeS Jubiläum. Nur drei Mitglieder sind noch am Lebe», die bei der Gründung des Vereins betheiligt waren. Groß Herzogthum Baden. - Ter Landwirth Jacob von Ow fiel oeim Garbenabladen vom Schcunenge bälk herab und erlitt derartige Ver letzungen am Hintertopsc, das; er bald darauf starb. Der Stadt Pforzheim wurden von Wittwe Joh. Kiehnle zur Hebung der Industrie 25,000 Mark vermacht. Die schon lang ersehnte Kleinkinderschule in Pfullerworf wurde endlich im Bsiiein des Gemcinderathcs, des Ausschusses, des hiesigen Frauen vereinS und zahlreicher Eltern eröffnet. Ueber 9V« Kinder sind bereits ange meldet. Ter 20jährige Sohn des Hechlers Wilhelm Bohnert in Renchen wurde durch die Gendarmerie verhaftet. Terieibe hat »ich mehrfacher Verbrechen gegen die Sittlichkeit schuldig gemacht. s In Schliengen F. Joh. Basler, im 92. Jahre. Der Steuererheber Lorenz Huber in Vöhrenbach wurde wegen Unterschlagung im Amte und Betrug zu I Jahr 9 Monat Gefängniß verurtheilt. Elsaß-Lothringen. Ein Schiller in Strasburg hatte sich in der Schule in Folge der mangelhaf ten Beschaffenheit einer Schulbank eine schwere Verletzung zugezogen. Die Klage der gesetzlichen Vertreter des Knaben hatte den Erfolg, daß die zur Unlerbaltung der Schule veA»flichlctc Gemoinde zur Zahlung von 6000 Mk. Schadenersatz verurtheilt wurde. Der 23jährige Sohn des Wirthes Jung in Burbach wurde letzthin von einer Mücke in den Arm gestochen. Es trat Blutvergiftung ein, so daß trotz ärzt licher Hilfe der blühende Bursche zwei Tage spater eine Leiche war. Der Maurer Xaver Weckerle aus Eschbach, welcher schon seit einigen Jahren von feiner Krau getrennt lebt, schoß kürzlich Abends drei Mal anf seine cwach enen Stiefkinder. Eine Kugel drang durch dle Kleider der 22 Jahre alten Tochter und prallte auf der Korsettstange ab. Zwei Schüsse gingen fehl. Wackerle wurde verhaftet. Georg Bechinger von jWeißcnburg, der vor einiger Zeit feinem Vater eine Stichwunde b-i» brachte, iinolge deren derselbe verstarb erhielt I Jahr Gefängniß. Mecklenburg. Der verstorbene Rentier Gustav Gdtz in Neubrandenburg hat sein ganzes Vermögen der Wohlthätigkeit gewidmet. Senator Hofft in Röbel feierte sein 25jähriges Amtsjubiläum. Asg«. brannt sind in Mustin in Folge Spie lenS der Kinder mit Streichhölzern vier Kathen, wodurch acht Familien obdach los geworden sind. Oldenburg. Das wichtigste Beweismittel gegen zen Mörder der Christine Schröder in Achternmeer ist jetzt herbeigeschafft wor den. Die Gendarmerie fand das Mes ser des verhasteten, die That leugnenden Albers 500 Schritte von der Stelle ent fernt, wo dem 'unglücklichen Mädchen der tödtliche Stich in den Hals beige bracht worden ist. Der Fiskus will im Jadebusen bedeutende Schlengenar beiten vornehmen lassen, um die großen Ebbeströmlingen einzuengen und den selben eine Richtung zu geben, welche eineSchlickablageruug bei Wilhelmsha ven verhindern soll. Es wird zu die sem Behuse wahrscheinlich ein Schlen genwerk von der Butjadinger Küste nach den Oberahn'schen Feldern ange legt werden. Die Insel Arngast dürfte durch Schlengenanlage mit der Küste von Dangast verbunden werden. Anhalt. Braunschweig. Lippe. Waldeck. Schloßverwalter Everding in Bücke burg beging fein 50jähriges Dienstju biläum. Die Zahl der bis jetzt be kannt gewordenen Trichinosissälle in Cöthen und Umgegend beträgt 30 bis 40. Der Amtsvogt a. D. Detlos und Frau in Gandersheim konnten die Feier der Goldenen Hochzeit begehen. Der Barbier Christian Mäller in Burgdorf hat seinem Erben durch Erschießen ein Ende gemacht. O e st e r r e i ch. Wien: Unter dem Verdachte des Be trugs wurde der Privatier Zdenko Reichsritter von Adlerseis verhaftet und dem Landesgerichte eingeliefert. Ritter von Adlerfels soll früher sehr vermö gend gewesen sein, kämpfte seit langem mit Geldsorgen. Privatlehrer K. Altbauer stürzte aus einem Fenster sei ner im dritten Stockwerk befindlichen Wohnung in den Lichthof hinab und war bis zur Ankunft der rasch herbei geeilten Freiwilligen Rettungsgesell schast bereits todt. Der hochange schwollene Ezeromoszfluß riß die Brü ten zwischen Wiznitz-Kutty und Wiz nitz-Putilla fort. Die Wasscrwerie nächst Czernowitz und der Stadttheil Zaryuek sind unter Wasser, so daß das verlassen der gefährdeten Häuser ver fügt werden mußte. Taufende von Saumstämmsn und Flöße wurden aom Wasser sortgeführt. Nordtirol ;üstet sich ganz besonders auf's Eif rigste, um die tirolische Abtheilung aus zer Chicagoer Ausstellung zu einer eben o würdigen als effektvollen zu gestalten. Einzelne Hoteliers und andereGeschärtS eute haben Beiträge von 30 bis 300 Kulden gezeichnet. In den letzten llonaten wurden in Galizien zahlreiche Verhaftungen von Studenten vorge kommen, welche unter dem Verdachte tehen, daß sie geheimen sozialistischen vereinen angehören, die ihren Hauptsitz in Kongreßpolen haben sollen. Die Theilhaber des in Konkurs gerathenen großen Erdwachsgeschästes in Borys law, Israel und Jos. Liebermann, wurden wegen Verbrechens des Betru zes verhastet. In Salzburg fand sie feierliche Eröffnung der Seilbahn auf der Festung Hohensalzburg statt, lieber die neue Anlage, die eine Sehens würdigkeit ersten Ranges ist, herrscht .'instimmiges Lob. Z u de m k a th o l i sehen Psar-- eer in Bornheim (Frankfurt a. M.) kam dieser Tage ein Bauer aus O. und verlangte 500 Mark. Er brauche das Geld, so sagte der Ankömmling, um eine Versteigerung seines Hauses abzu wenden. Als der Geistliche dem Mann bedeutete, daß er selbst das Geld nicht habe, wurde der Fordernde grob, schlug mit der Faust auf den Tisch und er klärte energisch: „Wenn ich bis um 5 Uhr Nachmittags das Geld nicht hab', so werd' ich protestantisch!" Der Bauer ging sodann weg. setzte -seine Wande rung durch Frankfurt fort und begab sich zu mehreren Bankdirectoren und Wechselstuben - Inhabern. Zu einem „Sensal", den er ebenfalls heimsuchte, sagte er. wenn ihm die Franksurter das Geld nicht geben würden, so werde er sich an der Stadt „in furchtbarer Weife rächen," indem er sich in der Promenade umbringen und dadurch der Stadtgemeinde Un kosten verursachen wolle! Das nützte ihm aber Alles nichts. Am andern Morgen sand man ihn auf einer Bank regungslos. Mit einer Stecknadel hatte er ein Papier auf seinen Kittel gehef tet, auf dem zu lesen ivar: „Ich, der Christian Sch. aus O. Hab in dem raifche Fiankfort luinbige 500 Mark gesucht und konnts bei dem raische 'Volk iiet sinne, se h«n mich daderdorsch in den Tod gctribbe, en arme Famillie vatter. Su e Schand vor dess rai'che Frantsort. Lumbezeig sein se. nicks alls Lumbezeig. Deß segt der ster bende Sch. aus O." Der Mann war aber nicht todt, als man näher zusah, sprang er auf und rief: „Tunner wetter mei Haus ! Alleweil komm ich zu spät." Er eilte nun nach der Bahn, erzählte Jedem sein Leid und versuchte noch unterwegs von jedem ihm entge genkommende». einigermaßen anständig gekleideten Herrn die nöthigen 500 Mark zu leihen. AlSdann ha» ihn der Berichterstatter «us dem Gerichtssaal verloren. Ter Gerichtshof in Tif lis hat auf Befehl des Zaren den Prin zen Alexander OrgulinSky - Tolgoron koff wegen Falschmünzerei zum Verlust feiner Titel und Würden, zur Konns kation seiner Güter und zu vierjähriger Zwangsarbeit in den sibirischen Minen veriirthcilt. Ter ganze „hohe Adel" Rußlands ist bestürzt, denn es ist das irste Mal. daß der Zar einem so hoch geborenen Verbrecher gegenüber die ganze Strenge des Gesetzes walten ließ, ohne daß die That mit der Politik etwas i» thu» «>atte. In Bromberg ist der Theaterplatz durch einen neuen großen Brand zu einem Ruinenplatze gewor den. Im Hotel Royal, dem großen vierstöckigen Gebäude an der Ecke des Theaterplatzes und dtr Kasernenstraße, war Feuer ausgebrochen; bald stand das Gebäude in hellen Flammen. Außer dem Hotel brannte auch das in der Kasernenstraße anstoßende Haus. Da in demselben Alles bei Ausbruch des Brandes in tiefem Schlafe lag, 112« hieß es zuerst, den Bewohnern der obe ren Etagen Hilft zu leisten, die unmög lich sich selbst retten konnten, da du Treppen vom Feuer zuerst erfaßt wor den waren. Mindestens eine halbe Stunde konnte man. fo berichtet der „Ostdeutsche Lokal-Anzeiger", an nichts Anderes als an die RettungSarbeiten denken. Herzzerreißend war das Ge schrei der arg bedrohten Bewohner des Hauses, das laute Schreien der Kinder und Frauen. Mit Hängeleitern kam man den aus den zahlreichen Fenstern des Hauses um Hilfe Rufenden entge gen. Mit eigener Lebensgefahr klet terte Herr Schmul von der Kafernen straßenseite her auf einer Häugeleiter nach der obersten Etage hinauf, wo die Frau von Kukowski mit ihrem Kinde und dem Dienstmädchen Bertha mon in Todesangst und Lebensgesahr schwebten. Ohne das muthige Vordrin gen des Hrn. Schmul wären die Frauen dem Flammentod preisgegeben gewesen. In der obersten Etage des Hauses, unter dem Giebel besand sich auch der Reisende Deutsch aus Breslau, ein junger Mann von einigen zwanzig Jahren. Die Flammen drohten den Bedrängten schon zu fassen. In seiner fürchterlichen Angst hatte der Mann alle Besinnung verloren. Obwohl man ihm mit Hängeleitern entgegenzukom men sich anschickte, so wartete er die Hilfe nicht mehr ab, sondern stürzte sich zum Fenster hinaus. Er siel auf einen neben dem Hause stehenden Rollwagen und stürzte dann von diesem aus das Pflaster des Platzes. Er hat sich dabei schwere innerliche und äußerliche Verletzungen zugezogen. Die Guttentagsche Familie wurde mit Hilfe von Hängeleitern und Reltungsjacke» aus den Flammen herausgeholt. In einem Zimmer des zweiten Stockes be fanden sich sieben Personen; sie alle wurden in Säcken aus den Flammen geschafft. Auf diese Weise rettete man die Frau Tschatch und ihre Kinder. Ter Tischlermeister Kuuert, ein hoch in den Sechzigern stehender Mann, ent kam dem Flammentode auch nur mit knapper Noth. Den Flammen in dem Hotelgebäude Einhalt zu thun, erwies sich zunächst als ein Ding der Unmög lichkeit. Man mußte sich darauf be schränken, die Nebengebäude vor den Feuer zu schützen. Der Absturz jener bei den jungen Leute Stölzle und PodgorSki auf der Raralp hat der Österreichischen Touristen-Zeitung Gelegenheit zu einem Artikel geliefert, welcher geradezu auf muntert, recht halsbrecherische Aufsteige zu wühlen. Anstatt Besonnenheit zu predigen, findet die Touristen-Zeitung, daß „der nämliche thatendurstige Drang, der Helden und Forscher schafft, die beiden Jünglinge zu ihrem kühnen Thun hingeriffen habe, möge diese gol dene Jugend immer neuen Nachwuchs sindeni denn in den Tagen der Gesahr könne das Vaterland auf solche Söhue rechnen und bauen". Das Neue Wiener Tageblatt findet, daß das Va terland auf Söhne, die von der Raxalpe oder sonstwo Herabsalien und todt blei ben. nicht rechnen kann, sondern wohl vorziehe» wird, wenn seine Söhne auf weniger gefährlichen Wegen die Berge besteigen und hübsch am Leben bleiben. Die genannte Zeitschrift zitirt aus einer „Untersuchung des Prosessors Dr. Heim über den Tod durch Absturz" folgende Stelle: „Wir sind zu dem Resultat ge langt. daß der Tod durch Absturz sub jektiv ein schöner Tod ist. Ohne vor ausgegangene Krankheit erfolgt er bei klarem Bewußtsein, bei gesteigerter Sinnes- und Gedankcnthätigtcit, obne Angst und ohne Pein. Unsere im Ge birge todlgestürzten Frenndc haben im letzten Momente ihre eigene Vergangen heit in Verklärung geschaut. Sie ba den der Ihrigen noch liebend gedacht, sie waren schon erhaben über körperli chen Schmerz, reine, große Gedanken, himmlische Musik, das Gcsühl des Frie dens und der Versöhnung beherrschte sie, sie fielen in einen blauen und rosigen Himmel hinein, so sanft, so weich, so selig und dann war plötzlich Alles still." Der Professor Heim, bemerkt das Nene Wiener Tageblatt treffend, scheint seine Uutersuchnng über den Tod durch Absturz in einer sehr gepol sterten Gegend angestellt zu haben. Es gibt immer noch Ju biläen. die nicht gefeiert werde». Daß zugleich mit der vierten Jahrhundert feier der Entdeckung Amerikas auch die Jahrhundertfeier der Entdeckung der Cigarre veranstaltet werden müsse, da ran habe» merkwürdiger Weise nicht einmal die leidenschastiichsten Rancher gedacht. In Euba sah Columbus die ersten Cigarren, in seinem Tagebuche berichtet er darüber Folgendes : Zwei meiner Freunde trasen viele Jndianer- Manner und Frauen mit einer kleinen angezündeten Wurzel im Munde, die von einer Art Kraut herrührt, das die Indianer Tabak nennen ; die India ner athmen ihren Sitten gemäß den Duft dieser Wurzel ein. Nach Europa wurden die ersten Tabakp'lanzcn erst im Jahre 1500 gebracht, ,'ud zwar durch Nieot. der mit seinen inMrtirten Glimmstengeln durch die Stri » von Lissabon spazierte und gewaltiges Auf sehen erregte. Immerhin aber bleibt dem Entdecker Amerikas das Verdienst, auch Entdecker der „angezündeten Wur zel" zu sein. Vielleicht lassen sich einige der zahlreichen Rauchtlubs durch diese Zeilen bestimmen, noch in elfter Stunde eine würdige Feier zur Erinnerung an die Entdeckung der Cigarre zu veran stalten. Auch in ganz Nordita lien hat während der letzten Wochen eine fast unerträgliche Hitze geherrscht, bis sich endlich am 21. August unter furcht baren Gewittern der sehnlichst herbeige wünschte Regen über die Lombardei ergoß. Leider ist dabei durch Blitzschläge in Mailand selbst und in den umlie genden Städten und Dörfern großer Schaden angerichtet worden. In gera dezu entsetzlicher Weise suchte das Ge witter die Gemeinde Cascina del Pero heim, ein stattliches Dorf, das etwa 10 Kilometer von Mailand entfernt liegt, an der großen Landstraße nach den» Simplonpasse. In der Kirche des Dorfes hatte früh 6 Uhr der Kaplan Messe gelesen. Plötzlich brach das Ge witter über dem Dorfe los. Einer der ersten Blitzschläge traf den Kirchthurm. Ein furchtbares Krachen, als ob die Kirche in ihren Grundfesten wanke, be täubte die Anwesenden. Kaum waren sie aber wieder Herren ihrer selbst ge worden, so stürzten sie unter wilden Angstrufcn nach dem Ausgange und flüchteten ins Freie. An der Kirchen thür herrschte entsetzliches Gedränge.. Mehrere Frauen wurden halb todt ge drückt und langten ohnmächtig im Freien an. Als die beherzteren Männer wieder einigermaßen zu Besinnung ge langt waren, kehrten sie in die Kirche zurück. Neben der Kommunionbank lagen regungslos fünf Menschen der Kaplan, der Messediener, eine Frau und die beiden Brüder Cesare und Carlo Macerna. Die ersteren drei athmeten noch, die zwei letzteren aber waren todt. Es währte nicht lange, so erholte sich der Kaplan wieder vollstän dig. wie er auch keine Brandwunde oder sonst eine andere äußerliche Ver letzung davongetragen hat. Der Messediener dagegen, ein vierzehnjäh riger Knab? und die neben ihm getrof fene Frau sind arg verbrannt worden und schweben in Lebensgefahr. Die Kirche ist der heiligen Maria Elisabeth geweiht. Sie ermangelt eines Blitzab leiters. Tem Blatte „TbeField"' wird von Australien berichtet, daß dort die Kaninchen, gezwungen durch die kli matischen Verhaltnisse. Aenderungen in ihren Lcbensgewohnheiten angenommen haben und nicht selten, um Nahrung zu finden, selbst an den Bäumen hinaufsteigen. Ter Berichterstatter fand wiederholt todte Kaninchen drei Meter hoch in den Zweigen ein AtazienbuscheS eingeklemmt, und Erkundigungen be stätigten das öftere Vorkommen derar tiger Funde. Er tonnte Spuren der Kaninchen vier Meter hoch an der Rinde von selbst mäßig starken Büschen beobachten. Ter Trieb wandelte das ursprünglich 1859 einge sührtc englische Wildkaninchen in ein Kletterthier um. Tegelmeycr legte in einer Sitzung der Londoner Zoologi schen Gesellfchast die Vorderläuser eines derartigen Kaninchens vor. Dieselben sind erheblich schlanker, als jene des englischen Wildkaninchens, Heller gefärbt und gefleckt, die Nägel schärfer und dünner als bei der heimischen Art. Andererseits verzichten die australischen Kaninchen in manchen Gegenden auf ihre Baue. Die Jungen lagern in Nestern aus dem Boden, ohne das ge ringste Obdach; an anderen Orten fin den sich dagegen wieder regelrechte Baue. Während der heißen Jahreszeit beobach tete man Kaninchen an dein Rande von Wasserlöchern, nur mit dem Kopse aus dem Wasser hervorragend; bei Wanderungen und Verfolgungen er wiesen sich die Kaninchen als vortreff liche Schwimmer, die selbst große Strömezu übersetzen vermögen. Bielsach bilden stark salzhaltige Pflanzen in ein zelnen Landstrichen Australiens die Hauptnahrung der Kaninchen; können selbe nicht ihren Durst löschen, so fin det der Reisende oft Tausende verendet, die dann die Lust verpesten. Wieder „Wiener All g. Ztg." von Riga gemeldet wird, ist es dem dortigen Polizeimeister gelungen, die Gaunerbande, welche in Europa unter pem Namen „Goldklub" schon längst berüchtigt war, dingfest zu machen. Man weiß, wie groß die An zahl der in allen europäischen Ländern durch die Manipulationen dieser weit, verzweigten Gaunerbande geschädigten, leichtgläubigen Reflektanten aus sibiri schen und Ural-Goldsand ist. Die da bei eingebüßten Summen belausen sich bei der Ausdehnung, welche das inter nationale Betrngs'piel gewonnen hat,, nach oberflächlicher Berechnung minde stcnS aus zwei 'Millionen Rubel. Seit nahezu einem halben Jahre war der Polizeimeister von Riga beflissen, die Erhebungen nach allen Theilen des russischen Reiches auszudehnen. Ob wohl die Anzahl der in großen russi schen Städten bcthciligten Komplizen des verbrecherischen Handels eine sehr ansehnliche ist, so hat doch Riga das Haiiptkontingent der mcisigravirten Verbrecher geliefert. Man wird stau nen, zu vernehmen, daß die Mehrzahl derselben sehr reiche Leute, theilweise anch große Grundbesitzer sind. Tic Strasc, die ihrer-wartet, wird auf niqt weniger als aus zwanzigjährige Depor tation nach Sibirien veranschlagt. Wie ein Märchen aus ve» gaiigenen Zeiten klingt die Meldung, daß das französische Staatsoberhaupt in Fontainebleau großen Empfang ge halten und ein glänzendes Garlenicft gcgcgeben hat. Rothe Sammetzelte mit goldnen Franzen waren im Garten aufgeschlagen und im Salon LouisXV. fand die Cour statt: und doch saßen nicht ein Königspaar und nicht ein Kaiserpaar auf dem Throne, waren weder Bourbons. noch Orleans, noch Bonapartes die Wirthe. Im schwar zen. bürgerlichen Frack empfing—Prä sident Carnot seine vierhundert Gäste, während Madame Earnot allerdings dem Orte und seinen Erinnerungen weitgehende Concessionen gcinacht hatte. Die erste Dame Frankreichs erschien in einer Toilette—Pompadour! 7