2 Heidelbeere» al« Heilmittel. , Em Heilmittel aus der Küche nenn- Winlernitz eine Abkochung Kon Heidelbeeren. Gegen eine ganz« >Rtihe Erkrankungen der Mundschleim >haut, besonders bei den durch Wuche rungen des Epithels verursachten weiß lichen Verfärbungen und Flecken der selben bewährte sich diejes Mittel wie derholt, dessen Gebrauch unter Umstän den Monate lang fortgesetzt werden 'muß. In jedem Fall beseitigt es sehr schnell die Schmerzhastigkcit der Schrun den und Risse in der Zungen- und Mundschleimhaut und bringt sie auch schnell zur Vertheilung. Auch andere Geschwürsbildungen und Entzündungsvorgänge in der Mund- und Rachenhöhe und an den Tonsillen werden durch das genannte Mütel ost in der kürzesten Zeit überraschend gün stig beeinflußt. Bei den verschiedenen Formen von Bräune leistet nach Pro scssor Winternitz eine Hcidclbeerab kochung als Gurgelwafser ebenso viel, wie die sonst gebräuchlichen; auch als einsaches Mundwasser z. B. znr Besei tigung des üblen Geruches aus dem Munde ist es von vortrefflicher Wir kung. Bei wirklichen Erkrankungen ber Mundschleimhaut empfiehlt Pro sessor Winternitz, 500 Gramm Heidel beeren mit einem Liter Wasser zu 500 bis 600 Gramm einzukochen. Tiese Abkochung muß namentlich in der hei ßen Jahreszeit zur Vermeidung de: Gahrung an einem kalten Orte ausbe wahrt und besser jeden zweiten oder dritten Tag frisch bereitet werden. Als Gurgelwasser eignet sich auch ein kalt bereiteter Aufguß. Man füllt zu diesem Zweck ein Glas bis zu drei Viertel seines Inhalts mit getrockneten Heidelbeeren, gießt frisches Trinkwasser darüber und läßt das Ganze gedeckt 24 Stunden lang stehen. Tie von den gequollenen Beeren abge seihte, ties burguiiderroth gesärbte Flüs sigkeit kann dann als Mundwasser und Gurgelwasjer verwendet werden. Daß starke Heidelbeersnppen oder das Kauen von getrockneten Heidelbeeren ein vor zügliches und namentlich für das tind iliche Alter cin beliebtes Mittel sind, um heftige Durchfälle zum Stillstand zu bringen, dürfte bekannt sein. Ter Heilwerlh dieses Mittels liegt jedenfalls zum großen Theil in dem Farbstoff, der ja eine außerordentliche Färbekraft hat uud in die feinsten;Lückcn z. B. des Zahnschmelzes eindringt. Zellen, die krankhaft verändert sind, oder pflanz liche Schmarotzer, die diesen Farbstoss ausnehmen, werden zugleich dadurch zerstört und unschädlich gemacht. Feine Rache. Der belgische Gras d'Osmond weilte im Jahre 1849 in Dresden, wo er im Hotel de Saxe wohnte. Unter seinem Zimmer mußte ein eifriger Musillieb chaber wohnen, denn es wurde fast den .ganzen Tag gespielt, und zwar so stark, daß ihm ost der Kopf brummte. Das genirte schließlich den Grafen doch und er miethete sich daher, da er selbst ein ausgezeichneter Klavierspieler war, ebensalls ein Instrument und spielte hie und da, um wenigstens nicht immer das Spiel des unter ihm Wohnenden zu hören. Ta trat eines Tages der Kellner bei ihm cin und meldete, der Herr, welcher seine Wohnung unter halb der des Grasen habe, lasse diesen bitten, nicht mehr zu spielen, weil ihn sein Spiel geniere. „Mit welchem Rechte?" ries der Graf. „Ich höre ja doch auch des Herrn Spiel und dachte bisher nicht daran, mich darüber zu be klagen." „Nun ja," erwiderte der Kellner, „Sie spielen eben zu Ihrem Vergnügen, der Herr unter Ihnen jedoch arbeitet. Es ist nämlich der gefeierte Komponist Giacomo Meyer beer." „Ah, das ist etwas An deres," versetzte der Graf, und fein In strument schließend, lauschte er von nun an mit Ausmerksamkeit dem Spiele MeyerbeerS, der damals gerade an dem .„Propheten", einer seiner berühmte sten Opern, componirte. Einige Zeil daraus war Graf d'Osmond zu einer Gesellschaft geladen, zu welcher auch Meyerbeer kam. Im Laufe des Abends bat die Herrin des Hauses den großen Künstler, doch etwas zu spielen. Meyer beer wollte lange nicht, und dann, als er endlich nachgab, war sein Vortrag nur kurz. Ter Graf d'Osmond wurde daher ersucht, den musikalischen Genuß zu vervollständigen. Er setzte sich an's Klavier und spielte, einer plötzlichen Hingebung folgend, den berühmten .Prophetenmarsch", wie er ihn von der ersten zur zweiten Etage gehört und in sich aufgenommen hatte. Meyerbeer war entsetzt, starr und stumm darüber, daß seine neuesten musikalischen Gedan ken schon bekannt seien, und erlangte erst dann seine Fassung wieder, als ihm der Graf das Räthsel löste. Von da an aber hat sein Wahrspruch beim Componiren „Pianissimo" gelautet. Fürste n l a u n en. Bekannt ist die Thorheit des scrxeS, der den Hellespont mit Ruthen peitschen ließ, weil die wilden Wogen desselben seine Brücken zerstört hatten: in ähnlicher Weise hatte einst sein Vorgänger Cy rus den Fluß Gyndes abgraben lassen zur Strafe dafür, daß fein Streitroß darin ertrunken war. Toch auch in späterer Zeit gab es Fürsten, welche eine ebenso thörichte Sinnesart an den Tag legten so Karl VI. von Frank reich. welcher sich auf einem Masken bälle im Palaste der verwittweten Kö nigin Johanna vergnügte, als plötzlich Feuer ausbrach und die im besten Tanzen begriffenen Gäste ihr Heil in der Flucht zu suchen veranlaßte. Er grimmt über diesen unglücklichen Zu sall, der „ihn nicht nur in seinem Vergnügen gestört, sondern auch ihn, den mächtigen König von Frankreich, zu fliehen gezwungen habe," befahl der Konig, den ganzen Palast nieder zureißen und dem Erdboden gleich zu «ackien. »nrivoravend ve« Bttrgerkktegt». Als Abraham Lincoln am 23. Fe bruar 1861 in Washington anlangte, war seine Stellung wohl die schwierigste, die sich denken läßt. Wenn er das Ver traue» der Führer seiner Partei be sessen hätte, so wäre seine Ausgabe ihm bedeutend leichter geworden, aber es ist Thatsache, daß nur wenige Repu blikaner glaubten, Lincoln besäße die Fähigkeit, die ihm anvertraute Stel lung auszufüllen. Ich könnte cin Dutzend Männer von nationaler Bedeutung nennen, deren offen zur Schau getragenes Mißtrauen den neu erwählten Präsidenten nicht nur in ernstliche Verlegenheit setzte, sondern tief schmerzte und demüthigte. Diese Leute fühlten, daß der unrichtige Mann zum Präsidenten gewählt wor den war. nnd nur die Bescheidenheit verbot Einzelnen, den zu nennen, den die Nation mit dem hohen Amt hätte betrauen sollen. Lincoln fand eine Partei ohne cin politisches Programm: an Stelle von einheitlichem, harmonischemZusammcn wirken herrschte die surchtbarste Verwir rung, die bittersten Gegensätze spalteten die Republikaner und selbst in seinem Kabinet sand der Präsident weder Ver trauen noch Unterstützung. Kaum zwei Mitglieder waren derselben Meinung. Seward machte die Idee lächerlich, daß ein ernsthafter, andauernder Krieg möglich fei, uud wiederholte "unablässig, der Conflict könne höchstens 60 Tage dauern; khafe verfocht friedliche Lö sung und ließ keine Gelegenheit vor übergehen, uni dem Präsidenten seine Ansichten in dringlichster Weise ausein anderzusetzen; Wellcs, Smith, Bates nnd Blair hatten keine Ahnung, wie ernsthast die Lage war. und versolgten ihre eigenen Pläne und nur kameron, dessen praktische Lebensweisheit ihm immer zur Scite stand, ließ sich durch keine sentimentalen Ideen irre führen uud erkannte, daß der Krieg unver meidlich war. Lincoln war außer Stande, ein Pro gramm zn formulircn, anßer daß er es wiederholt in Gemeinplätzen sür seine Pflicht erklärte, die Unverletzlichkeit der Union aufrecht zu erhalten. Er mußte zuseheu, wie die Südstaaten sich der Bundcsbcfestigungen bemächtigten, die Zeughäuser ihres Inhalts beraubten, sich von der Union lostrennten nnd zum Krieae vorbereiteten. Angesichts aller dieser Thatsachen war es ihm unmög lich, einen einzigen Schritt zu thun, der die Union für die Vertheidigung ihres eigenen Lebens vorbereitet haben würde. Washington war mit Stellenjügern an gesüllt und die einzige Beschäftigung der Staatsmänner und Politiker bestand darin, den Präsidenten Tag und Nacht um Aemier für ihre Schutzbefohlenen zu quälen. Ich werde nie den Aus druck der tiesen Niedergeschlagenheit vergessen, der über Lincolns an sich so wehmüthig blickendem Antlitz lag, als ich ihn eines TageS in seinem Bureau aufsuchte und er über die herzlosen Beutepolitiker sprach, die mit vollstän diger Gleichgiltigkeit die schweren, das Baicrland bedrohende» Gefahren unbe achtet ließen. Er äußerte damals: „Ich komme mir vor, als ob ich in einem Palast säße und Zimincr unter eine Masse Gäste verlheilte, während das Gebäude in Flammen steht und in kurzer Zeit aller Wahrscheinlichkeit nach in Schutt und Asche verwandelt sein wird." Wohin sich Lincoln auch wenden mochte, kein Sonnenstrahl erhellte deu mit gewitterschweren Wollen bedeckten Himmel. Im Senat sand er nur 29 Republikaner, 32 Demokraten und einen bitterlich opponirenden „Ameri kaner". Vier den Südstaaten gehö rende leere Sitze wurden nie gefüllt. Nur durch den wahnsinnigen Entschluß der Südstaatcn, sich loszureißen und ihre Vertreter aus dem Kongreß zurück zuziehen, erhielten die Republikaner die Majorität. Und als Lincoln mit prü scndeni Auge die Armee musterte, war er vollständig niedergeschmettert, als er sah, wie viele der Führer, welche ge schworen, die Union zu erhalten, sich auf die Seite des Südens geschlagen hatten. Wer ein lehrreiches, wenn auch schmerzliches Beispiel dafür sehen will, wie schnell die glänzenden Sterne der Führer erbleichten, auf welche sich das Volk beim Ausbruch des Krieges ver ließ, der schlage Greelcy'S Loalliot" aus. Ter erste Band dieses Werkes, der geschrieben wurde, ehe die Feindseligkeiten begonnen, enthüllt eine Parteigruppe mit der Unterschrift.- „Generale der Unionsarmee". Wir finden hier Scott, umringt von Fremont, Butler, McTowell, Wool halleck, Mcklellan, Burnside. Huntcr, Hooker, Buell und Anderson. Tas waren die Männer, denen Lincoln und das Volk damals vertrauten. Ter zweite Band desselben Werkes, der nach Schluß des Krieges veröffentlicht wurde, enthält ein ähnliches Gruppenbild. Hier sinden wir in Grant und ihn umgeben Sherman, Sheridan, Thomas. Meadt, Hancock, Blair, Howard, Terry, Curtis, Banls und Minore. Tie Führer, welche die Union auf dem Schlachtfelde retteten, waren erst im Kriege und durch den Krieg geschaffen worden, während die Generäle, aus welche sich der Präsident bei Ausbruch der Feindseligkeiten ver lassen mußte, einer nach dem andern in die Vergessenheit versanken. Nichts kann die damalige» Zustände und die Ohnmacht der Regierung, sich gegen die Angrifft der Conföderirten zu lchützen, besser illustriren, als die Wie dergabe einer Umerredung zwischen dem Präsidenten, General Scott. Gouver neur Curtin und mir unmittelbar nach der Uebergabt von Fort Sumter. Tie selbe war am Sonnabend, den drei jehnten April 1861, ersolgt und da "»tnnivlvaniti, der den Südländern Zw meisten exponirte Grenzstaat war, berief Präsident Lincoln telegraphisch Gou> verneur Curtin und mich, den Vorsitzen de» des SenatsauSschusies sür Militär angelegen heiie», zu einer Confercnz »ach Washington, um über die von Pen'Nylvanien einzunehmende Haltung zu berathen. Am sollenden Montag fanden Gouverneur Curtin und ich uns im Weißen Hause ein. Ich war noch nie mit General Scott zusammengetroffen, aber die Schilde rungen seiner Ersolge hatten mich als Knabe mit Enthusiasmus ersüllt. denn er war Generalmajor, ehe ich geboren wurde; seine Thaten im mexikanischen Krieg hatten meine Verehrung für ihn nur erhvht, und wie alle Amerikaner hielt ich Winfield Scott für dcn größten Heerführer feiner Zeit. Ich glaubte, er müsse in allen militärischen Ange legenheiten unfehlbar sein und kam ihm mit einer Verehrung entgegen, wie ich sie snr wenige andere Sterbliche gefühlt habe. kurtin und ich warteten in dem Em> pfangszimmer, bis die Sitzung des Ka binets beendet war. Wir saßen an einem Fenster, als die hohe Gestalt General Seott's eintrat. Er wurde von Curtin herzlich begrüßt, der mich ihm vorstellte. Scott war damals schon fchr leidend, konnte kein Pferd besteigen und langes Stehen war sehr schmerzhast sür ihn, trotzdem weigerte er sich standhaft, einen unserer Stühle zu bcnütze», weil nicht drei leere Sitze vorhanden waren. Wir boten das lächerliche Schauspiel, daß wir 3j Stunden lang standen, weil nur zwei Stühle vorhanden waren, ob gleich einer von uns schwach und trank war, und ohne Zweifel entsetzliche Schmerzen ausstand. Taß letzteres der Fall war, konnte der alte General trotz aller Anstrengungen nicht verberge», aber er war zu würdevoll, um sich auch nur gegen die Wand zu lehnen oder auf eine Stuhllehne zu stützen. Nachdem wir zum Präsidenten gern fen worden waren, waren die Schritte, welche Pennsylvania einschlagen sollte, bald berathen und ich veranlaßte Gene ral Scott, sich über die Situation aus zusprechen, besonders darüber, ob er Washington gegen einen möglichen An griff Beauregard's vertheidigen könne. Tie erste Aniwort war außerordentlich beruhigend, wenn man bedenkt, daß sie von einem Mann gegeben wnrde, der vor mir als die höchste Antorität in militärischen Frage» betrachtet wurde. Ich sragte, ob die Hauptstadt i» Gefahr sei? „Nein." erwiderte General Scott, „die Hauptstadt ist nicht in Gefahr, die Hauptstadt ist nicht in Gefahr." Ta ich wußte, daß General Scott nur über geringe Streitkräfte verfügen konnte, daß Beauregard mit einer starken Ar mee in Charleston stand und die«? in wenige» Tagen nach Washington trans portiren konnte, so stiegen einige Zwei fel in mir auf, ob der mir gegenüber sitzende alte Mann wirklich der Lage gewachsen war. Ich fragte ihn daher, wie viel Mann zur Vertheidigung Washington's disponibel seien: „Fünf zehnhundert Mann und zwei Batte rien." Meine nächste Frage war, ob Wash ington sich in vertheidigungsfähigem Zustande befinde. Ein Schatten flog über das Antlip des Veteranen, als er erwiderte: „Nein, Washington befindet sich nicht in vertheidigungssähigem Zu stand." Tann schien er es sür nöthig zu halten, seinen Behauptungen betreffs der Sicherheit der Hauptstadt einigen Nachdruck zu geben, und er zeigte nach dem durch das Fenster sichtbaren Poto mac: „Sehen Sie jenes Schiff? Das ist eine Kriezsschaluppe, eine Kriegs schaluppe." Ich sah das Fahrzeug und kounte mich des Gedankens nicht erwehren, daß ein oder zwei auf dcn Arlington Heights aufgestellte Batterien die Kriegsschaluppe in einer halben Stunde vernichten könnte». Ta Johnson, kooper und mehrere andere tüchtige Officicre erst wenige Tage vorher in die Reihen der kon föderirten Armee getreten waren, fragte ich den General, wer die Trup pen in Washington commandire. Er gab mir ihre Namen und innerhalb drei Tagen hatten zwei von ihnen den Abschied genommen und befanden sich aus dem Wege nach Richmond. Ehe ich das Weiße Haus an jenem Morgen verließ, waren meine Zweisel erheblich gestiegen »nd einer meiner Abgötter lag in Scherben. Ich konnte mich der Ueberzeugung nicht erwehren, daß General Scott vollständig unbrauchbar geworden war, daß er kein annähren deS Berständuiß sür dcn uns bevor stehende» Kamps hatte und daß er ver trauensvoll in Washington saß, wäh rend jeder andere Lssicier von durch schnittlicher Intelligenz wußte, daß Beauregard die Hauptstadt innerhalb einer Woche einnehmen konnte. Meine Sorgen überwanden mein Mitleid und ich fragte dcn General weiter, wievicl Mann Beauregard in Charlcston habe. Scott senkte den Kopf auf die Brust und cin To» dcr Verzweiflung klang durch sciucStimme, als er a»twortete: „General Beaure gard commandirt mehr Leute in kharle fton, als ich auf dem ganzen Kontinent östlich der Jndianergrenze habe." Auf meine Frage, wie viel Zeit Beauregard brauchen würde, um feine Armee nach Washington zu tranSportiren, war die Antwort: „Trei oder vier Tage." Tann wiederholte ich die Frage. „Herr General, ist Washington nicht in großer Gesahr?" Ter alie Krieger richtete sich in seinem Stuhl auf und erwiderte mit wahrhaft niederschmet ternder Energie: „Nein, die Hauptstadt kann nicht genommen werden!" Präsi dent Lincoln hatte der ganzen Unterre dung aufmerksam zugehört, ohne ein Wort zu sagen. Er blickte unverwandt auf General Scott und spielte mit sei ner Brille. Als der General die ent schiedene Antwort gab. die Hauptstadt könne ikicht genommen werben, sagt Lincoln in der ihm eigenthümlichen Weise: „Es scheint mir Herr General. daß tch Walhington nehmen würde, wenn ich General Beauregard wäre." Nochmals richtete sich der Veteran wie elektrisirt auf und rief: „Herr Präsi dent, die Hauptstadt kann nicht genom men werden, sie kann nicht genommen werden!" Nach dieser Unterredung war nur cin Schluß möglich, daß nämlich der Höchst kommanbirendc der Bundesarm-ee, der Held zweier blutiger Kriege, der größte Heerführer seiner Zeil, feiner zweiten Kindheit nahe und vollständig unfähig war, in dem bevorstehenden Konfliki eine Rolle zu spielen. Es ist bekannt, daß die Ereignisse diese Ansicht nur zu bald bestätigten. Derart lagen die Verhältnisse, als der Krieg begann. An der Spitze der Armee stand ein Mann, dessen einstige Fähigkeiten das unerbittliche Alter zer stört hatte und wir waren gezwungen, Wochen und Monate und selbst Jahr« hindurch im Tunkeln zu tappen, bis sich neue Führer herausgebildet halten, die unsere Armee zum Siege führen konn ten. Es muß auch in Acht genommen werden, daß die öffentliche Meinung damals nicht da» geringste Verständniß für die Opfer hatte, welche cin Krieg forderte. Ter Tod eines einzigen Soldaten, des Obersten Ellsworth in Alerandria, hüllte das ganze Land in Trauer und der verhältnißmäßig ge ringe Verlust bei Big Bethel und Ball's Bluff erschütterte das Volk von Maine bis Kalifornien. Kein Mensch hatte einen Begriff von den Opsern an Men schenleben, die ein blutiger Krieg for derte. Im December 1361 traf ich die Ge neräle Burnside und Heintzelmann und einige andere Offiziere der Potoipac- Armee in Willards Hotel. TaS Wet ter war ausnahmsweise schön gewesen, die Wege waren in vorzüglichein Zu stande und allgemeine Ungeduld über McClellans Zaudern, auf Manassas und Richmond zu marschiren, machte sich bemerkbar. Auch meiner hatte sich diese Ungeduld bemächtigt und ich fragte General Burnside, weshalb die Armee nicht marschire. Er erklärte, es würde für McClellans Armee schwierig sein, Manassas zu erobern, nach Rich mond zu marschiren und die Hauptstadt der Südstaatcn zu nehmen, und setzte hinzu, als ob dies der entscheidende Grund sei: „Es würde 10,000 Mann kosten." Ich war von einem solchen Opfer derart überwältigt, daß ich über zeugt stille schwieg. Zehnmal zehn tausend Mann und mehr fielen in den Schlachten zwischen dem Potomac und Richmond, ehe die consöderirte Flagge auf dem Kapital in Richmond gestri chen wurde, aber im Herbst 1861 wurde der mögliche Verlust von 10,090 Mann als Preis für den Besitz der Hauptstadt des Südens als zu unge heuerlich betrachtet, um auch nur be rücksichtigt zu werden. Wir waren eben nicht nur für den Krieg nicht vor bereitet, sondern wir waren auch gänz lich unvorbereitet für die Opfer und Schrecken, welche er im Gefolge hatte. In einem Elberfelder Blatt war kürzlich folgende Anzeige enthalten: „Packer gesucht, der Lust und Neigung besitzt, zugleich als Ge schäftsreisender sich auszubilden. Kauf männisch Gebildete erhalten den Vor zug. Offerten unter 317 besorgt die Erpedition, Elberfeld, Burgftraße 7." Tie Firma bekam unter anderen folgende Offerte: „Elberfeld, 11. Aug. 1892. p. Zur Besepung der in Ihrem Hause vakanten Packerstclle, ge statte ich mir, Ihnen hierdurch meine Dienste ganz ergebenst anzubieten. Die einfache nnd doppelte, sowie auch die amerikanische und italienische Buchfüh rung beherrsche ich Persekt, bin ferner, der Gabelsbergerschen und Stolzeschen Stenographie, sowohl in Korrespon denz- wie Debatten-Schrift mächtig und habe auch ferner eine tüchtige Ausbil dung auf der Remington- und Ham mond - Schncllschrcibmaschine genossen. Außer dem Berechtigungsschein zum einjährig-freiwilligen Dienste, ans den hin ich nach Absolvirung meines Tienst jahres von den Bonner Königs-Husaren als Vice-Wachtmeister entlassen wurde, besitze ich noch ein ausgezeichnetes Zeug niß einer Handelsschule in England, s-ämmtlichcr modernen Sprachen bin ich in Wort und Schrift mächtig und habe anch noch gute Vorlenntniffe des Chinesischen, Matayischen und des Sanskrit. Ferner habe ich mich viel mit Maschinentechnik befaßt, kann gut mit Pferden umgehen uud bin auch in der Gärtnerei ziemlich bewandert. In meinen Mußestunden würde ich auch gern das Haarschneiden der Kin der und die amerikanische und hiiiter indische Korrespondenz übernehmen und möglichst auch noch Kinder und Hunde spazieren führen. Obgleich ich meh rere Jahre Frankreich, Spanien. Eng land, Rußland, Skandinavien und die Balkanstaaten mit Ersolg bereiste, habe ich doch noch Neigung, mich zum Ee schästSreiscnden auszubilden, und glaube ich besonders für den Hau sirerposten mit Wichse und Zündhöl zern Ihnen die passendste Krast zu lein. Meine doch jedenfalls bescheide nen Salair-Ansprüche betragen -55 M. pro Mbnat. Indem ich noch bemerke, daß ich von angenehmen Aeußern und >u Allem fähig bin, sehe ich Ihren an genehmen Nachrichten gern mit d.m größten Vergnügen entgegen und zeichne mit vorzüglicher Hochachtung " (Folgt die Unterschrift.) Er läßt sie nicht sitzen. Rempcl: „Na. Sie scheinen auch früher ein leichter Bruder gewesen zu sein!" Krempel: „Das will ich nicht bestreiten, gestehe sogar, daß ich zu gleicher Zeil vier Licdschasten hatte." Rempel: „Die Sie natürlich Alle sitzen ließen." Krempel: „Ganz im Gegentheil! Die Erste ließ ich gleich wieder schwim men, die Zweite bald darauf fahren, die Dritte laufen und die Viert« schie ben, sitzen aber ließ ichktintl" «u» der Zeit vor EolnmbuS. Schon lange vor Kolumbus wurde Amerika bekanntlich von Europäern, namentlich von Germanen besucht. Ueber die nordischen Länder und Inseln Shetland, Faröer, Island und Grön land ging die Fahrt nach den östlichen Gestaden Nordamerikas. Früher war es im Norden noch wärmer, die Küsten boten noch eine reiche Vegetation, woher ja auch Grönland (gleich Grünland) seinen Namen hat. Ueber diese Bezie hungen Europas mit Amerika vor der welthistorischen Fahrt des Kolumbus, hat der Präsident der Pariser „Gesell schaft für Handelsgeographie", Herr Napoleon Ney, eingehende Forschungen angestellt; das Ergebniß derselben wird er in einem Buche veröffentlichen, aus dessen Inhalt er vorläufig dem „Malin" Einiges mitgetheilt hat. Daß die nor dischen Seefahrer Amerika kannten, geht insbesondere aus den isländischen „SsSss" hervor, dafür sprechen aber auch archäologische Funde'in Norwegen, Dänemark, Island, Grönland und in Amerika selbst. Schon vom Jahre 1000 unserer Zeitrechnung an besuchten die Normanen „Viul-tocl", d. i. Wein land, die Küste von Massachusetts bis zum Kap kod und sogar darüber hin aus bis nach Florida. Ebenso sicher ist. daß die Norman nischen Schiffer an der ganzen Westküste Grönlands Faktoreien und Kolonien gründeten; diese bildeten zusammen ein Bisthum, von dem eine Liste der Bischöse bis zum Jahre 1537 vorhan den ist. Einige normannische Schiffe sind sogar bis Brasilien hina'ogcsahren, doch scheint das dortige Klima von wei teren Unternehmungen abgehalten zu haben. Man weiß auch, daß ein Ka pitän der Handelsflotte von Tieppe an der Küste Südamerikas landete und dort die Ruinen einer Stadt entdeckte, die angeblich von Skandinaviern er baut worden ist. Tie Tocumente die ser Expedition sind im Jahre 169-t mit dem Archive von Tieppe verbrannt. Dagegen besitzt das „Smithsonian In stitute" in Washington eine reiche Sammlung von Tocumente» des vor columbischc» Amcrika. Hcrr Ney hat ein gemauertes Grab gesehen, das am Ende des vorigen Jahrhunderts bei Boston gefunden wurde. Es enthielt ein Skelett und einen eiserne» Schwert griff. Tas Skelett war das eines Mannes weißer Rasse; der Schwert griff stammte aus Europa und gehörte der Zeit vor dem 15. Jahrhundert an. Herr Ney hat auch die Inschrift von Tigston Writing Rock gesehen: sie zeigt Worte in Rnnenschnst und Zeich nungen, die sich auf die Abenteuer der Skandinavier iin Weinland beziehen. Tie Inschrift besagt, in's Deutsche übertragen: „Hundert ein und dreißig Männer des Nordens haben mit Thorn finn dieses Land besetzt." Noch wichti ger ist die Inschrift „Arrow - Head" (Pfeilspitze), die am Ufer des Potomac gefunden wurde. Es war der Grab stein der Frau eines normannischen Häuptlings, die durch einen Pseil ge tödtet wurde. Die Jnschrist, ebensalls in Runen, besagt: „Hier ruht Syasi, die Blonde aus West-Island, Wittwe Koldr's, Schwester Thorgr's, von Sei ten des Vaters, alt 25 Jahre. Gott sei ihr gnädig. 1051." In dem Grabe fand man drei Zähne, ein Knochcnstück, das in Staub zerfiel, ver schiedene Schmucksachen in Bronze und zwei Münzen des oströmischen Kaiser reichs. Die letzteren können nicht auf fallen, denn cs ist Thatsache, daß viele Normänner, Däne», Schweden und Norweger in Konstantinopel und na mentlich in der kaiserlichen Garde dien ten. Merkwürdiger Weife hat man im Jahre 1863 in Island, bti der Kirche von Skalholt, ein lateinisches Manu skript aus dem Jahre 1117 gesunden, das unter dem Namen der Skalholk- Saga den Gelehrten bekanntwurde; es erzählt eben d.'n Tod der Syasi und beschreibt ganz genau den Ort, im Weinland, wo ihr Grab sich befindet. Es kann also kein Zweifel darüber sein, daß Amerika den seefahrenden Völkern des europäischen Nordens be kannt war. Diese Kenntniß scheint sich allerdings nicht weit nach Süden ver breitet und sich allmälig sehr verflüch tigt zu haben. Ein kleines MiftverstSndntk« Herr (zu feinem neuen Diener): „Franz. ich pflege mein Wein- und Kigarrcnspind nicht zu verschließen; ich hoffe also, daß, wenn Sie ein Gelüste bekommen, Sic dasselbe bekämpfen wie ein Mann!" Herr: „Aber Franz! Was muß ich >ehen?" Diener: „Ja, Htrr, ich habe ge kämpft wie ein Mann, und bin doch nicht ganz damit fertig geworden." DesMensch»» Selbstbetrach tung fllhit selten zur Stldstverachiung. Ei« Prtn» als Lebensretter. Der Herzog und die Herzogin von Edinburgh haben mit ihrer Familie rinen kurzen Sommerausenthalt im sonnigen Tevonshire genommen, der dem Prinzen Gelegenheit gab, seiner Schwester das Leben zu retten. An läßlich einer Landpartie hatte man sich am Ufer des oberhalb einer Mühle hoch aufgestauten Flüßchens Tary gelagert. Prinzessin Marie wollte einige aus dem jenseitigen User entdeckte Vergißmein nicht pflücken, und in der Hast, allen Anderen zuvorzukommen, lief sie über einen schwankenden, geländerlosen Steg, der dort von den Bauersleuten zur Ueberschreitung des Flusses benützt wird. Sie kam glücklich bis in die Mitte der primitiven Brücke; dort glitt sie aus und fiel mit einem lauten Auf schrei in das Wasser, das über ihr zu sammenschlug. Prinz Alfred sprang im selben Augenblick nach und kam ge rade zurecht, seine austauchende Schwe ster mit starkem Arm zu erfassen und an das andere Ufer zn bringen, wo er sie in das Haus des Müllers trug. Oie Prinzessin erholte sich rasch von ihrem Schrecken und ihrem unfreiwilli gen Bad. Es handelte sich aber um trockene Kleider und Wäsche für sie und ihren Retter, und da mußte die Garde ' robe der erwachsenen Kinder des Mül- lers aushelfen. Prinz Alfred kam als fixer Müllerbursche und Prinzessin Marie in einem schlichten, aber hübschen Kattunkleide der Müllerstochter zu ihren Eltern zurück. Ter Zwischenfall störte den Verlaus der Landpartie nicht wei ter, im Gegentheil, er erhöhte die fröh liche Stimmung. Erst spät am Abend kehrte man heim und am nächsten Mor gen ließ es Prinzessin Marie ihr Erstes sein, in dem besten Modewaarenlager von Plymoulh Einkäufe zu machen, die der Müllerstochter zu einer Toilette verhalfen, wie sie sich nur immer wün schen konnte Kleid, Mantel, Hut. Sonnenschirm, Handschuhe, Alles war dabei. Der Müllerssohn erhielt seinen Anzng zurück, in dessen Rocktasche Prinz Alsred cin silbernes Kigarren - Etui „vergessen" hatte; das dauerndste und beste Andenken an das Bad der Prin zessin wird aber der seste, init Gelän dern versehene BrUckensteg sein, den der Herzog an Stellt des jetzt bestehenden bauen läßt. Die herrenlose Büste. Ende 1855 entdeckte der Secretär des jeromistischen Ausschusses bei einem Antiquitätenhändler eine Büste des Kö nigs Jerome. Er hielt es sür unwür dig, dies Bildniß in einem staubigen Laden zu lassen, und veranstaltete un ter seinen Parteigenossen eine Samm lung, um dasselbe dem Prinzen Je rome anzubieten. 1800 Unterzeichner lieferten die erforderliche Summe: 1200 Fr. Im Besitz der Büste, be schlossen der Secretär und seine Freunde, sie dem Prinzen in seiner Wohnung in der Rue de PhalSbourg persönlich unter Trompetengeschmetter zn überreichen. Der Prinz, der nichts so sehr haßte, wie lärmende Kundge bungen, ließ den Herren sagen, er werde das Geschenk nur dann in Em pfang nehmen, wenn man cs ihm ohne Geräusch überbringe. Die Geber, ein wenig über diese Antwort verdutzt, war teten ein paar Monate; darüber wurde der Prinz aus Frankreich verwiesen. Man mußte sich doch der Büste entledi digen und wollte sie durch eine Depu tation nach Prangins bringen lasse», wo Jerome bekanntlich in der Verban nung lebte; aber sür diese Reise war kein Geld aufzutreiben. Als die Prin zessin Laetitia sich mit dem Herzog von Aosta verinählte, ließ Jerome, der aller lei sonderbare Einfälle hatte, die In haber der Büste auffordern, sie feiner Tochter zum Geschenk zu machen. Die Herren weigerten sich. Seither ist der Prinz gestorben, und die Büste hat noch immer keinen Eigenthümer gefun den. DaS Glück. Es zog des Wegs eine lärmende Schaar, Die das Glück zu suchen gegangen war. Ein Weib stand am Wege, verschleiert und stumm: Sie stürmten weiter und sah'n sich nich! um! Das Weib schlug lächelnd den Schleier zurück; Sie waren vorbei schon. Es war das Glück. Alb. Roderich. Aufrichtig. Einem sehr mittelmäßigen Schauspieler an einer Sommerbühne waren zwei Benesize zu gestanden. Beim ersten erschienen etwa zehn Personen und zischten ihn aus. Zum Schlug trat er vor und sagte: „Meine Herrschaften, ich danle Ihnen für Ihren Besuch. Wollen Sie mich wieder auszischen, so bitte ich nur. dag Sie in zehnfach größere? Zahl kommen!" Die Betonung. Zwei Vä ter verabschiedeten zugleich ein jeder sei nen Sohn. „Jakob," lagte der eine, geh' in die Welt und handle; die Haup tlache bleibt immer, daß Tu „recht" handelst! Nä. Jakob, sagte der an dere. geh' in die Welt, und handle, die Hauptsache bleibt doch immer, daß Tr recht „handelst!" Fraucnalter. Bei der Frau kann man drei verschiedene Alter zu gleicher Zeit unterscheiden: das, welches sie zu haben vorgibt, das. wel ches sie zu haben scheint, und endlich dasjenige, welches sie wirklich hat. Doppelsinnig. Rath: .Ich habe gehört, Sie hatten geheiratbet !" Functionär: „Ja, ich nahm mir die Freiheit!" Trost. Und wär' eine alteJung fer noch so alt. so wird sie doch sobald! fit hcirathet, f,n« junge Frau. Di« große »atzgetge. Das ehemalige Bergstädtchen Alten berg im Kreise Schönau in Schlesien ist vor einiger Zeit durch eine Feuersbrunst zerstört worden. Toch haben die Be wohner einen kostbaren Schatz, ihre alte khronik, glücklich aus den Flammen gerettet. dieser khronik benndet sich eine „gewisse und wahrhastige" Be fchreibung von der „großen Baßgeige", die Allenberg ehemals besessen. Tie khronik schreibt: „Erstlich ist die bemel dete Baßgeige vierhundert Ellen lang, achtzig Ellep zwei und fünf Sechszchn kel breit. Zum anderen sind sechs tausend siebenhundert und sechsig Ztück Pfosten dazu genommen worden, denn zu dem Sattel find fünfhundert und sieben und sechzig Stück gekom men. Drittens haben hundert Gn gcnmachcr, zweiundncunzig Tischler und achtzig Zimmerleute ganze neun Jahre darüber gearbeitet und dieses Jahr erst fertig geworden. Zum vierten sind zn denen Schrau ben vier Schock große Eichenbäume kommen. FünstenS sind zum Fie delbogen acht Schock Lorbeerbäume kommen. Zum sechsten sind von zwanzigtausend Pferden die Schweife oder Haare zum Fiedelbogen kom men, und haben 200 Leine weber an den Haaren 2 Jahre lang kunstreich geknüpst. Zum sieben ten sind zum Leime, damit die Gcige festgemacht worden, von achtzigtausend polnischen Ochsen die Hörner genom men worden, und haben 200 Personen 3 Jahr darüber in großen Braupsan nen gesotten, wobei 50 Personen aus Unvorsichtigkeit in die Pfanne ge fallen und todt geblieben sind. Zum achten find zu den Schrauben be stellet fünfhundert Mann mit mächtig großen Instrumenten, wenn die Geige fall gestimmt werden, und wo man mit der Hand angreifet, da ist cin schwer Gewicht, das man treten muß, wie man wohl erachten kann, daß e nicht zu greisen ist. Zum neunten sind zu der allerkleiiisten Saite vier tausend siebenhundert undachtuudsechzig Därme von den edelsten und besten Schasen genommen worden. Zum zehnten, was aber die anderen Saiten anbelangt, nachdem es eine siebenfaitige Geige ist, so ist solches un möglich zu beschreiben. Zum eisten wird die benicldcte Baß-Geige dreimal iin Jahre gegciget, als zu Ostern, Pfingsten und Weihnachten, es giebt von einem Feste zum andern den Klang so lange, daß man nicht östers geigen darf. Zum zwölften sind sechshundertundachtzig Personen be stellt, die nur den Fiedelbogen regie ren. Zum dreizehnten, wenn der Fiedelbogen soll geschmiert werden, muß man allemal achthundert kcntner Kolophonium haben und müssen auch achtzig Perspnen von einem Feste zum andern Tag und Nacht den Fiedelbogen schmieren. Zum vierzehnten ist die ses Jahr am Ostertage zum ersten Mal gegeigt worden, da denn nur die aller kleinste Saite abgesprungen, und hat dennoch dreihnndertundachlzig Mann erschlagen, ohne welche beschädigt wur den. Zum fünfzehnten, weil die große Tiefe dieser Baßgeige nicht zu beschrei ben, daß einer aus Borwitzigkeit sich bemühet, auf diese Gcige zu klettern, da er nun alles genau begucken wolle, und durch ein Stcrnloch hineinschaute, bekam er einen Strauche! oder Schwin del, und fiel gar hinein : da er denn zwei Tage gefallen, ehe er auf den Bo den gekommen ist. woraus man leicht errathen lann, was für eine Tiefe es fein muß. Wie aber, und mit wo für Kunst und Mühe derjenige wieder herausgezogen worden, davon wirb mit nächstem gründlichen Bericht ertheilt werden, welchen man mit Verlangen erwartet. Zum sechzehnten, weil aber niemals die abgesprungene Saite wieder ausge zogen, und ordentlich gestimmt worden, so haben Beiwesende einen Versuch ge than und den Fiedelbogen hin und her gezogen, da hat es einen solchen schar ien Klang gegeben, daß ein Thurm, fünfzig Klafter hoch, der eben nicht weit davon gestanden, sich erschüttert und eingefallen, jedoch keinen Menschen als einen Esel erschlage». Es sind aber von solchem starken Klange vier hundert Personen um das Gehör ge kommen. Weil nun ein solches Wunderwerk niemals auf Erden ge wesen, noch von Jemand gesehen, und mit großer Arbeit zusammen gebracht worden, nnd ein jeder, welcher der Kunst- und Raritäten- Liebhaber, kann sich nach dem Ort be geben, solches Wunderwerk zu beschauen, und er wird nicht nur allein sich damit vergnügt befinden, sondern auch aller » Orten, wo er hinkommt, in Erzählung dieser wunderlichen Baßgeige lieb uni» werth gehalten werden." Das „Landeshuter Stadtblatt" be hauptet nun zwar, daß diese „große Baßgeige" bei dem Altenberger Brandt glücklich gerettet sei, die Breslau» Zei tung ersährt aber aus sicherer Quellt. l>aß dieses höchst merkwürdige Streich instrument leider ein Opfer der Fläm inn geworden. Bedenkliche Sparsam keit. Der bekanntlich auf«rordentlich> verschwenderische Alexander Dumas dir Aeltere ließ sich einige Tage vor sei nem Tode zu seinem febr sparsamen Zohnc bringen und begrüßte densel ben sofort mit den Worten: „JH komme zu Dir. um in Deinen Armen ,u sterben." Kurz darauf rief er deir Sohn wieder zu sich und jag« zu ihm: „Siehst Tu. mein Sohn, die- Welt nannte mich stets einen Ber schweiler. und doch bin ich dies nicht; den» kaum 18 Jahre alt lain ich nack> Paris mit drei Louisdor in der Ta ichc, und wie sparsam ich gewesen bin, geht daraus hervor, daß ich noch jetzt bei meinem Tobe einen übrig habe.- Dabei zog er seinen schmalen Geld bcuiel, der in der That noch ein eir> samti Goldstück aufwies.