»kutsch« Localnachricht«». Provinz Ostpreußen. Bei der Eolonistensrau A. in Bis marck, deren Ehemann sich seit einigen Monaten in Amerika besindet, ist ein frecher Raubansall verübt worden. In der Nacht wnrde die Fran durch Art- Hiebe aus ihrem Schlafe ge,neckt. Vor ihr stand ein Mann, welcher die Herausgabe des Geldes forderte. Durch das H>!fegefchrei der hartbedrängtcn Frau wurde es in der Nachbarschaft lebendig, und der Räuber sah sich zur Flucht genöthigt. Es gdlang, aus dem Bahnhof einen Mann dingfest zu ma che». der in dem dringenden Verdacht steht, den Raubanfall verübt zu haben. Ter Frau A. sind mittelst der Art schwere Wunden an Kops und Brust beigebracht worden. Tie beiden Fi scher Ginut und Michel au- Pokalna fuhren Ende November v. I. über das Haff, erreichten aber nicht ihr Ziel. Ten Kahn fand man nach einiger Zeit, die Leichen jedoch nicht, obgleich jedoch lange nach ihnen gesucht wurde. Un längst sind nun beide Leichen gefunden worden. Ter Fang von Welsen scheint in diesem Jahre in der Memel und deren Mündungsarmen recht er giebig zu sein. Wir sahen aus unse rem Fischmarkt fünf dieser Fische, von denen zwei das ansehnliche Gewicht von »53, resp. 50 Psuud hatten. Ter Erlös betrug 35 Pf. pro Psuud. Provinz West Preußen. In Danzig hat sich der Fleifchcrmei fter Alexander Kiefel ertränkt. Im Herrenbade zu Zoppot ertrank der zehn jährige Sohn des Fabrikbesitzers Patzig. Großiohn des alten Naturforscher und Archäologen in weitesten Kreisen be kannten Sanitätsrathes Dr. Oehlfchlä ger. Provinz Pommern. Bei der Rückfahrt nach Stettin wurde der Rentier Linse, der dem Sommerfest der Fleischerinnung beigewohnt hatte, vom Schlage getroffen. L. verstarb, nachdem man ihn in seine Wohnung geschafft hatte. Wie schnell der Steckelbera bei Eoserow, trotz der kolos salen Befestigungsanlagen am Fuße desselben, abgespült wird, mag daraus hervorgehen, dag die Baake, die im Jahre 1871 schon zum zweiten Aale seit ihrer Errichtung zurückgesetzt wer den musjte, damals noch 30 Fug Vor land hatte, welches in den letzten zwan zig Jahre» vollständig verschwunden ist. Ter bisherige Stadtsecretär Ro bert Boy in Naugard wurde wegen Vergehens im Amte zu sechs Monaten Gesängnitz veri'rtheilk. Beerciifu chende Kinder sanden im Varbelower Wald, an einer Buche hängend, die Leiche des Barbiers Unmasch.- Aus dem Hofe des Gutsbesitzers Tarftm in Pröffin brach Feuer aus. Sämmt liche Wirthschaftsgegenstände und Fut tervorräthe wurden einßaub der Flam men! nur das Wohnhaus ist stehen ge blichen. LI Kühe sind mitverbrannt. Brun Schwurgericht in Stargard wurde der Gefängnißinspertor Fried rich Wilhelm zu fünf Jahren Zucht haus verurtheilt. Ter Vtrmtheilte wird beschuldigt, in 111 Fällen 33,i)00 Mark amtliche Gelder uuterfchlageu zu haben. Provinz Schleswig-Holstein. Dnrch Ertrinken beim Baden im Burgsce hinter der Kaserne Gottorp verunglückte Fritz Schneider, ein Sohn des Kreisboten. Sein 25jährigcs Jubiläum feierte in Altona Emil Krü ger (im Bolksmunde der „Adrcßbuch mann" genannt) und damit zugleich den Zag, an welchem er das 25. Alto naer Adreßbuch fertigstellte. Zur Erbauung eines Stifts für alte und bedürftige Bürger dahier hat ein älterer Bürger, Ehrift. Jörgensen in Apen rade, der Stadt lu,ooo Mk. geschenkt. Aus der Altonaer Bäckerei-Ausstel lung hat die Genossenfchastsmeierei in Elmshorn die silberne Medaille erhal ten. E. Overbeck in Kiel seierte kürzlich sei» 50jährigcs Schuhmacher meister-Jubiläum. In dem Häker'-- schen Gerberei-Gebäude in Tondern brach Feuer ans. Der Besitzer ist we gen Verdachts der Brandstiftung in Untersuchungshaft abgeführt worden. Provinz Schlesien. In Breslau hat sich in aller Stille «ine „Genossenschaft zur Herstellung und Verkauf von Waare» anf gemein same Rechnung" gebildet. Dieselbe nennt sich „Solidarität" nnd ist social demokratischen Ursprunges. Wegen Wechselfätschung wird der flüchtige Kaufmann Philipp Krauß von Bres lau steckbrieflich verfolgt. Drei Kna ben des TöpferS Gerlach in Bunzlau badeten in einer seichten Stelle im Bo den, als plötzlich der Jüngst? der Brü der im Sande versank und nicht mehr zum Vorschein kam. Tie Staats anwaltschaft ordnete die Verhaftung des FifcherS Böhme an, der in seiner Eigenschaft als Por'itzcnder der Gör litzer Wafscrwehr sich verschiedener Un terschlagungen ihm anvertrauter Gelder schuldig gemacht haben soll. Der nach einem Diebstahl von 230 Mk. flüchtig gewordene Privatschreiber Vol telt in Laubau ist in Fellhammer vcr hastet worden. Man fand bei ihm noch etwa 85 Mk. Der Kaiserpreis, den Hotelier Karl Vater in Liegnitz auf dem mitteldeutschen Bundesschießen in WeißenfclS errang, traf ein nnd erregt durch seinen Kunst- und Materialwerth allseitiges Erstaunen. Der Werth die ser Zentimeter hohen Eredenz-Kanne beträgt 1500 Mark. In Neisse wur den dem Weichensteller Müller beide Beine abgefahren. Kaum in s Kran kenhaus überführt, starb er in Folge der Verletzungen. Die Gewerbe- und Industrie-Ausstellung in Schweidnitz umsaßt in 14 Gruppen nahezu 800 Aussteller. Besondere Anziehungskraft übt allabendlich die Anwendung des elektrischen Scheinwerfers, dessen Leucht kraft allgemeines Aussehen erregt. In Königsjtlt herrschen seit Woche» wieder Kinderkrankheiten derart, daß täglich an 100 Schulkinder fehlen. Provinz Posen. 75,000 Sachsengänger sollen in die sem Jahre ihre Hcimath in unserer Provinz verlassen haben, um im König reich und in der Provinz Sachsen in Arbeit zu treten. Ein betrübender Vorfall ereignete sich bei eineni Pofener Infanterieregiment. Beim Zielen mit Platzpatrone» wurde ein Feldwebel der artig im Gesicht verletzt, daß sofortige ärztliche Hilse in Anspruch genommen werden mußte. Der Vorfchußvercin in Fraustadt zählt nach dem neuesten, soeben ausgegebenen Mitglicdervcrzcich niß 860 Mitglieder. Dem Brauerei besitzer Habeck i» Grätz ist aus der Internationalen Weinmarkt- u. s. w. Ausstellung zu Berlin für hervorra gende Leistungen auf dem Gebiete der Grätzcr Bierbrauerei die goldene Me daille zuerkannt worden. In Schnei demühl starb, infolge eines Herzschlags, im Eisenbahnwagen die dort lebende Wittwe des ehemaligen Punitzcr Bür germeisters Stiller, als sie eben im Be griff war, eine Reise nach Bromberg anzutreten. In Schneidemühl neh men die Waldbrände in beängstigender Weise zu. Unlängst brach der dritte größere innerhalb 4 Tagen aus. Der Schaden hat an jedem Tage mehr als 10,000 AU. betragen. Provinz Sachsen. Tie Arbeiter-Kolonie in Magdeburg wurde am 23. November 1888 eröff net; am 10. Juli dieses Jahres hat der 1000. Kolonist in ihr Aufnahme ge funden. Mancher von diesen Taufend ist durch die Kolonie wieder in geord nete Lebensverhältnisse gekommen. In Erfurt feierte der Schuhmachcr meister Heinrich Kausch fein 50jähriges Meisterjubiläum. In Langensalza sind in diesem Jahre 925 Zentner Mai käfer gesammelt morden; in der Flur des Torfes Kirchhcilingcn allein 101 Zentner. Einige Handwerksburfchc» marschirten zwischen Niemburg und Dorf Alienburg, und da die Hitze groß war und quälenden Durst verursachte, langten sich die Handwerksgesellen von den am Wege stehenden Kirschbäumen einige Früchte herunter. Dies versetzte die Pächter resp, deren Mannschaft so in Wuth, daß sie die Wandersleute ver folgten und mit Messerstichen derart traktirten, daß zwei von ihnen bald ihr Lebe» aushauchten. Die Mörder wur de» verhaftet. Der verstorbene Fa brikbesitzer Mangelsdors hat ver Stadt Schönebeck ein Legat von 150,000 Mk. vermacht. Provinz Westfalen. In dem vergangenen und diesem Jahre konnten eine ganze Reihe Krie gcrvercinc das Jubelsest ihres 25jähri gen Bestehens seiern. Wir nennen die Vereine von Dorsten, Kirchhellen, Dat tel», Eoesfeld, Burgsteinsürt, Bucholt u. f. w. Bei dem Feuerwehrfest in Brake-Schildesche zersprang ein Böller und zerschmetterte eineni 16jährigen Arbeiter die rechte GesichlShälste schreck lich. Ein junger Mann, der das Ge schoß bediente, wurde ebenfalls im Ge ficht und ani Kopf gefährlich verletzt. — Tie Wohnnngsverhältniffe iu Lüding hausen sind geradezu traurige. So z. B. trifft es nicht selten zu, daß nach hier versetzte Beamte ihreFamilicn Mo nate lang an ihren srühereu Stations orten oder bei Anverwandten belassen müssen, bis es ihnen gelingt, ein dürf tiges Unterlommen zu finden. Selbst redend sind die Miethspreise infolge scsfen ganz enorm hoch und doch steht den Beamten hier nur etwa der dritte Theil an Wohnungsgeld zur Verfü gung wie in Münster. Das mitten »n Torfe Walstedde liegende Haus de» Anton LütlenhauS stand plötzlich in Klammen. Das Feuer griff mit rasen der Schnelligkeit um sich und binnen wenigen Stunden waren sechs Häuser nngeäfchcrt., Rheinprovinz. Ein großer Trauerzug bewegte sich jüngst nach dem Friedhofe zu Melaten. ES war die irdische Hülle des verstorbe nen Fabrikanten Adolf GuiUeaume, der zahlreiche Leidtragende das letzte Geleit gaben. —Von öer Reblaus-Un tcrsuchuiigs-Eommifsion wurden in Eh lingen, dann in Lohrsdorf und hierauf in Westum je ein ReblauSheerd aufge funden. Aus der Löhr-Ehaussee vor der Reimann'fchen Wirthschaft wurde der Faßhäiidler Michael Schwarzlops von einem Omnibus übersahreu und sofort getödtet. Trotzdem alle Hebel m Bewegung gefetzt wurden, der flüch tigen Wcchsclfälscher Johann Erwig ,und dessen Sohn Rudolf aus Düjjel dorf habhaft zu werden und auf die Ergreifung dieser Hochstabler schon Be lohnungen von zusammen über 10,000 Mark gesetzt wurden, ist es bisher nicht gelungen, den Aufenthaltsort der Flüchtlinge ausfindig zn machen. So weit die bisherigen Erhebungen eine» Ueberblick gestatten, wird angenommen, daß Erwig und sein Sohn Baarmittel im Betrage bis zu 500,000 M., haupt sächlich in 1000-Markscheinen mitge nommen haben. Der Bilderschmuck des Stadtverordneten Saales in Duis burg ist jetzt um ein Bild des Grasen Moitke vermehrt, welches in Ausfnh ung und Einrahmung ein Seitenstück zu dem Bismarck-Bilde ist. Im Bo chiimer StempklfälschungSproceß wur den fämmlliche Angeklagten freigespro chen nnd die Kosten des Procefjes der Staatskasse anserlegt. Provinz Hesse n-N assau. Der Magazinanfscher Lohrhansen in Kassel wurde aus dem Cenlralbahiihose Rothenditmold vom Bahnzug über fahren und zermalmt. —Der Großher zog von Luxemburg hat. aus Veran lassung der Feier des 50jährigen Ju biläums des Biebrich-Mosbacher Man nergesangvercins, den Festgenoffc» 25 Flasche» Wein aus dem Großherzogl. Keller geslistet. Der Thongräber Joh. Bach in Ebernbahn wurde in einem Schacht von einer sich loslösen den. etwa 20 Eentner schweren Thon masse buchstäblich zerquetscht, und war sofort eine Leiche. In einem unbe wachten Augenblick geneth das zwei jährige Söhnchen des Heinr. Schäfer zur Bärenmühle in die Leuzbach und ertrank. Seitens der Oberstaatsan waltschaft inCassel ist gegen dasMitgüe! des Reichstags. Buchdruckcreibesitzer Feodor Wilisch in Schmalkalden Vor untersuchung wegen Beleidigung einge leitet. Ein zwölfjähriger Schüler Namens Bernhard Wolf in Wetzlar wird vermißt. Königreich Sachsen. Der Rentier I. G. Wachtel in Nik kritz gab sich durch Erhängen den Tod, Ei» unheilbares, schweres Körperleideii trieb de» hochbetagtc» Unglückliche» zu diesem Schritte. Die vorgenommene Fabrikzählnng in Leipzig hat bis zum Jahre 1801 eine fortwährende Zu nahme, seitdem aber -ine Abnahme er geben. Der Rückgang macht sich so wohl in Alt-Leipzig, wie in den ein verleibten Sladttheilen bemerkbar. So sind in der Zeit vom I. Mai 1801 bU zum 30. April 1802 im Ganzen 175 Betriebe mit etwa 2000 Arbeitern ab gemeldet worden, während nur 45 Be triebe mit 401 Arbeitern neu hinzuge kommen sind. Für die Stadt Oels nitz, welche etwas über 10,000 Ein wohner zählt und fünf Brauereien be sitzt. bclies sich der Bierconsum im Mai d. I. auf ca. 273,000 Glas; im Juni, welcher der Stadt das Gustav-Adolph- Fest und damit einen starken Fremden zufluß brachte, stieg der BierverbranH anf ca. 302,000 Glas. Im Haus haltsplan der Stadt ist der Ertrag der Bierstencr sür 1892 auf 7500 Ml. ver anschlagt. Thüringische Staaten. In Altenbnrg erhängte sich der Schlosser Alsred Senf, vermuthlich ans Reue über feinen leichtsinnigen Lebens wandel. Seit einigen Tagen haj man in der Ilm, von Wickerstedt ab, ein großes Fischsterben beobachtet, ja in der ganzen Ilm vo» Wickerstedt ab sieh! man jetzt nicht einen einzigen Fisch mehr. Die Apoldaer Gasanstalt ha! ihren Gasometer in die Ilm abgelassen, daher das plötzliche Absterben der Fische. Die Eigenthümer und Pächter des Fisch wassers in der Ilm verlangen jetzt von dem Borstand der Apoldaer Gasanstali 30,000 Mk. Entschädigung. Bei einer Schlägerei auf dem Schützenplatzk in Brannschweig wurde der Gärtnci Müller durch einen Schlag mit einem Lattenende derart über den Kopf ver letzt, daß er in das Krankenhaus auf genommen werden mußte, wo er ver dorben ist. Der Dachdcckermcistci Voigt in Eifcnberg hatte das Unglück, von der Hückcr'fchen Scheune in Tün schütz herabzustürzen und sich schwere innere Verletzungen zuzuziehen. —Dem Hospitalvorstand in Gera sind ani An sänge dieses Monats von Herrn L-chlul ter 0000 Mk. zur Begründung einer Hospitalsrcistelle übergeben worden. In Gotha sind in diesem Jahre schon über hiiiidert Leichen durch Feuer be stattet worden. Hesfen-Da r m st a d t. Tiefer Tage wollte ein Mann Na mens (>dam aus Hembach dem neu erwählten Gemeinderath Grieser in Heppenheim z» Ehre» den sog. Maie» an dessen Hanse befestigen, während dessen Edam vom Dache herabfiel und sich dabei so schwere innerliche Ver letzungen znzog, daß er an den Folgen bald starb. In Schloß Heiligenberg im sog. Protassoff-Bau, wo Prinzessin Beatrix, Gemahlin des Prinzen Hein rich von Battenberg z. Z. wohnte, brach Nachts Feuer aus. Das Feuer ver nichtete sosort das ganze Schlafzimmer und verzehrte dann den Dachstuhl der anliegenden Räume, das Treppenhaus etc., ede es der neuorgauisirtrn Feuer wehr Alang, den Brand zu löfchen. Es sind werthvolle Gemälde nnd viel Mobiliar mitvcrbrannt, so daß der Schaden sehr beträchtlich ist.. — Sani tätsrath Dr. Pingler in Königstein i. T., der hochbetagte Begründer der Kallwasseranstalt, wie überhaupt des diesigen Kurwesens. wurde Morgens todt i» seinem Bett gesunden. Das i» Mainz abgehaltene 20. mittelrhei nische Turnfest war in seinem ganzen Verlauf von keinem Mißton getrübt, der siiiancielle Abschluß gestaltete sich glänzend, lieber 0000 Dauerkarten und 29,000 Tageskarten wurden ausgege ben. Am letzten Abend bewegte sich ein Lampionreigen mit vielleicht 1500 Laternen über den Festplatz, welcher einen prächiigen Anblick gewährte. Auch die bengalische Beleuchtung der Fest räume war wirkungsvoll. Das Leben und Treiben aus dem Festplatz war von ächt rheinischer Fröhlichkeit. A» dem imposanten Festzng »ahmen über 0000 Turner mit ea. 170 Fahnen nnd 17 MnsikcvrpS Theil. Reiche Ab wechslung sand der Zug durch die ein geschobene» Wage» nnd coftümirten Gruppen. Besonderen Benall fanden ver Mainzer Schiffer - Verein mit Wa geiigruppc, die Karcherwagcn mit eini gen 00 berittenen Karchern, die Metz ger-Innung mit dem dctorirten Brat ochsen. der Mainzer Schützenverein mit seinem Wagen der errungenen Ehren preise. die Gruppe der gymnastifchen spiele des Alterthums, der Siegeswa gen mit Pallas Athene, die Blüthczeit der ritterlichen Spiele im Mittelalter. Huldigung der Turnvereine, Jahn gruppe, Germaniawagen, Turner von 1813, 1848j49, 1800. 1870j71, deut sche Städte huldigen Germania. Jubi läumswagen >'c. Beim Prcistnrnen in der Musterriege errangen erste Preise: am Reck die Wiesbadener Gesellschaft, der Bockenhcimer Vorwärts; ani Bar ren die Männerturner aus Wiesbaden, der Mainzer Verein, die Gesellschaft Wiesbaden; am Pierd der Mainzer Verein, die Bockenheimer und die Darm städter Gesellschaft; im Säbelfechten die Worms« Gesellschaft, der Mainzer Derein: im Bayonettiren der Offen bacher Verein; im Keulenschwingen dit Wiesbadener Gesellschaft. Beim Ein zel-Wettturnen erhielt den ersten Preis August Horn-Wiesbaden; beim Fechten Johannes Brninbart-Wiesbaden; beim Wettringen Georg Stolz-Mainz. Eommcrzienrath Ludwig Lauteren. VerwaltnngSrath der LudwigSbahn und der Köln-Düsseldorfer Dampffchiff fahrtS-Gefellschast, der Besitzer de- be kannten Hattcnheimer Weinguts. Königreich Baier». Im Wartesaal dritter Klasse zu Bamberg wurde der 72jährige Schuh macher Michael Kauper von einem plötzlichen Unwohlsein befallen nnd war infolge eines Schlagflusscs nach kurzer Zeit eine Leiche. Der Soldat Derrer aus Bamberg hat vom Lechfeld die Zündladuug einer nicht krepirten Sprenggranate mit heim genommen und manipulirte an derselben herum. Plötzlich ein Krach! und der Unvor sichtige wurde förmlich zerrissen. Am Sonntag schlug der Blitz in die Kirche zu Kleinweifach, während der nach Leinburg ernannte Pfarrer, Hr. Schol ler, die Abschiedspredigt hielt. Ein Theil des Blitzstrahls fuhr am Thurm herab und auf das Kirchendach und sprang von dort durch das Fenster in den Pfarrstand. Dort tödtete er das Dienstmädchen der Pfarrfamilie sofort und betäubte die übrigen Insassen. Ein zu Besuch anwesender Nürnberger Verwandter des Pfarrers gewann erst nach Stunden die Besinnung und dil Sprache wieder. Ter zweite Theil de- Blitzes fuhr am Glockenfeil herab und schmetterte drei Läuteknaben nieder, ohne zu tödten. Die Maschincnhalli der Gebr. Kühnleuz'schcii Porzellan sabrik in Kronach ist abgebrannt. Königreich Württemberg. Wegen Fälschung und Betrugs hat ten sich vor der Strafkammer in Stutt gart zu verantworten der ledige Nota riatscandidat Karl Scheuerte von Hir sau und der 19 Jahre alte Kansmann Karl Mar Färber von hier, beide srü here Bureau-Assistenten des vormaligen Rechtsanwaltes Dr. Waaser hier. Hauvtgegenstand der Anklage bildete ein gefälschter Schuldschein überoooMk. mit den Unterschriften des Lieutenants Krapf als Schuldner und des Lieute nants Nick und Dr. Waafers als gen. Schuerle wurde zu einer Zucht hausstrafe von 2 Jahren, Färber zn ti Monaten Gefängniß vernrtheilt. —Der Bierbrauer Ditting, welcher auf feine ehemalige Verlobte, die Rcstauratcurs tochter in der Wagner straße geschossen und dann selbst Hand an sich gelegt, ist gestorben. Das erst achtzehnjährige sehr hübsche Mädchen 'wird mit dem Leben davonkomme». Ditting hatte auch auf die Mutter sei ner Verlobten, der wegen des Alters unterschiedes das Verhältniß unlieb war, geschaffen, dieselbe aber gefehlt. Hotelier Herm. Schmückte in Back nang ist in Karlsbad, wohin er sich zur Kur begeben hatte, plötzlich gestorben. Der frühere Verwaltnngs-Eandidat Klein in Blaubeuren, welcher den be kannten Einbruch iHrübt hat. wurdc zur Verbüßung der ihm zuerkannten Zuchthausstrafe nach Stuttgart über führt. In Kaiferingen feierte Herr Bernhard Bantle, der Pater des dorti gen Bürgermeisters, mit feiner Ehefrau die goldene .Hochzeit. Dem Oberleh rer Wurstner in Ehingen wurdc anläß lich feiner Versetzung in den Ruhestand die goldene Eivildicnstmedaille verlie hen. s In Ellwangen der Präsident des Gerichtshofes von Malblane, frü her lange Jahre Staatsanwalt in Tü bingen und der Oberamtsrichter Dau mer. Die Erbitterung gegen den in Hast befindliche» Bankier Kaufmann in Ellwangen ist stets noch im Wachsen begriffen, da fortwährend neue rasfi nirte Experimente sich herausstellen, durch welche derselbe sich gute Obliga tionen und Baargeld zu erwerben ver stand. —In neun Gemeinden des Ober amtsbezirts Eßlingen hat Hagelschlag einen Schaden von 150,000 M. ange richtet. Der 81 Jahre alte Nikolaus Dieterle von Heselbach siel beim Ver lassen einer Wirthschaft in Schöne gründ gegen einen in der Nähe Verlei den gelegenen Stein und wurde fpüter in einem Graden todt aufgefunden. Postassistent Sch., welcher seit einige» Tagen von Gmünd abwesend ist, hat sich nicht unbedeutende Unterschlagun gen zu Schulden kommen lassen. Sch. wurde zuletzt in Lorch gesehen. Großherzogthnm Baden. Die Karlsruher Liederhalle feierte das Fest ihres 50jährigen Bestehens, zu dem 74 Bereine und Abordnungen aus allen Theilen Teutschlands erschie nen waren. Tas Fest-Eonccrt war vom Großherzog, dem Hofstaate, den Ministern, der Generalität, den Spitzen der städtischen Behörde und neben den Liederhallenmitgiiedern von über 1000 Sängern besucht. Der Festzug, an dem 90 Vereine theilnehmeii sollten, mußte des hestigen Regens wegen aus fallen. Großartig war das Wettge sangskonzert Nachmittags. Den mei sten Beifall erntete der Lehrcrgesang vercin Mannheim-Ludwigshafc» und man dachte diefein vielfach einen ersten Preis z». Das Preisgericht erkannte jedoch zu den I. Preis (a) der Lieder tafel Mannheim, den 1. Preis (b) der Liedertafel Augsburg, dem 2. Preis dem Mäniieigcsangverein Pforzheim, den 3. Preis dem Lchrergesangverein Ludwigshafeu.Mannheim, de» 4. Preis dem Wiesbadener Männergesangvercin. Die beiden letztgenannten Gesangvereine haben jedoch die Annahme der ihnen zuerkannten Preise verweigert. R h e i ii p s a l z. Die in Speier abgehaltene Gewcrbe- und Industrie-Ausstellung war ein großartiger Erfolg. Tausende waren von Nah uNd gern hcrgeströint und Alle haben sich vortheilhast geäußert über den erfreulichen Aufschwung des psslzifchen Gewerbelebens. Gelegent lich der Ausstellung sand auch iii der Schützenfesthalle ein grotzes Gau-Sän gerfest statt, an welchem sich 15 Ge sangvereine mit etwa 500 Sängern be theiligten.— Tie höheren Lehranstalten in Speyer zeigten während des Schul jahres 1891—1892 eine bisher noch kaum erreichte Frequenz. Tas Gym nasium war von 410 Schülern besucht, die Realschule zählte 159 nnd die mit derselben in Verbindung stehende kauf männische und gewerbliche Fortbil dungsschule 21 Schüler, und an der Lehrerbildungsanstalt betrug die Zahl der Zöglinge 115. Der durch die nielerwähnte Rcitpeitschenafsaire in wenig rühmlicher Weise bekannt gewor dene Secondclicutenant Rabungist dnrch Verfügung der Inspektion des JngenieurcorpS voni Speyerer zweiten zn dcrn crstcn Pionier-Bataillon nach Ingolstadt versetzt worden. Die Ein nahmen des in Speyer veranstalteten Schützenfestes betragen insgesammt 52,000 Mark. Die Ausgaben werden nahezu die gleiche Summe betrage», fodaß von einem Ucbcrschusse nicht die Rede sein kann. Ter Beitrag dcs Fest wirthes Bruch betrug 10,000 Mark. Die vom Prinzregenlen gestiftete Ehren gabe, eine prachtvolle Scheibenbüchse, ist an Herrn I. F. Nagel in Karlsruhe gefallen. Die Frau des AckererS Gerbes in Berghausen wollte das Feuer im Backosen aufschüren und benütztc dazu Petroleum. Der Behälter dessel ben erplodirte und der brennende In halt ergoß sich über die Unglückliche, welche trotz sofortiger Hülfe fo schwere Brandwunden erlitt, daß sie taum mit dem Leben davonkommen wird. Der langjährige Bürgermeister Dierje von Obcr-Stcinboch wurdc. während er im Ludwigswinkler Forst mit Aus laden von Stammholz beschäftigt war, von einem ins Rollen gekommenen Stamm zn Boden geworfen und so schwer verletzt, daß er bald nach seiner Ueberführiliig in das Rcißler Fvrsth-ins unter qualvollen Leiden starb. Der Fonds sür das Bayerische Sieges- und Friedensdcnkmal, welches in der Nähe des Schlosses Ludwigshöhe errichtet werden soll, ist bereits bis aus 15,300 Mark angewachsen. Da jedoch beab sichtigt ist, auch die Medaillons des Kö nigs Ludwig des Zweiten, des regenten Luitpold, der.Kaiser Wilhelm der Erste und Friedrich dcs Ersten, dcs Fürsten Bismarck nnd des Feldmar schalls Mollke, der Generale Hartmann nnd von der Tann anzubringen, von denen jedes tausend Mark kostet, so muß mit der Ausführung des Denk mals vorläufig noch gewartet werden. Der Winzer Philipp Pister in Eden koben hatte sich, nm von der Arbeil auszuruhen, anf einen mit Pfuhl ge füllten Zuber gelehnt, belam das Ueber gewicht nnd siel hinein. Er vermochtc nicht, sich wieder aufzurichten, und konnte anch nicht nm Hilse rufen, so daß er, als sein Schwiegersohn herbei 'ain, bereit! todt war. Elsaß-Lothringen. Eine Schwindlerin eigener Art sucht in Straßburg arme Dienstmädchen um ihr Geld zu bringen. Sie hält sich in den Anlagen auf, spricht die Mädchen an und lobt ein von ihr hergestelltes Wasser, das nicht allein innerlich aus gezeichnet wirken, sondern auch alle Hautsehler, Leberflecken, Sommerspros sen beseitigen soll. Die Frau verlaust dann eine Flasche mit einer Mischung ans Pscffermünz und Lakritz dcn Mäd chen für 2 Mark. Die Madchen wer den nach Einnahme dieser Mixtur na türlich nicht schöner, hoffentlich aber klüger. Ein ichon älterer Herr, der Weinreisende Eugen P. von Straßburg, der sich von Kronenberg in die Stadt begeben wollte, ward auf der Ober hausbergcrstraße von Unwohlsein befal len, belam einen Schlaganfall und war nach kurzer Zeit eine Leiche. 10,000 Mark hat der Kaiserl. Statthalter dein Lehrcrinnen-Hciin in Eolmur zur Ver fügung gestellt. »Gelegentlich eines Ausfluges der Muiiizipalmusik in Jsenhtim nach Bcnseld ertranken bei einer Kahnfahrt anf der Jll 11 Perso nen, darunter 7 Familienväter, welche zusammen 31 Waisen hinterlassen, die noch nicht im Stande sind, ihr Brod zu verdienen. 7 Wittwen nnd 31 Wai sen rufen nach ihrem Ernährer und Vater, auch mehrere alte gebrechliche Eltern beweinen ihre unentbehrliche Stütze. Ans Gaschnrn im Mo n tasuii (Vorarlberg) schreibt man vom 10. August: „Gestern Abcnd war hicr ine ungemein seltene Naturerscheinung zu beobachien. Es war etwa gegen 10 Uhr, als der Mond hinter der drei zasigen gewaltigen Pyramide des Val lülaftockes zwischen den Wolken auf stieg und in das grüne Thal der Jnner fratte dcs Montafiin herabblickte. Nach der Thalfeite gegen St. Gallcnlirch und Schruns zu war es trüb und fiel ein feiner Regen. Plötzlich fpannte sich mitten von dem der Kirche und dem Gasthof zum Rößle gegenüber liegen den Gundalatscher Berge ein präch tiger Regenbogen hoch über das Thal nach dem Versal. Un terhalb des Bogens war Alles in Dun kel nnd Nacht gehüllt, während die Wie sen und Matten dcs Gnndalatscher Berges mit den überall zerstKuten Hamern und Scheunen in weißlich grauem Lichte phoSphoreszirend be leuchtet waren. Nur die dnnklen Waldslecken unterbrachen dieses eigen artige Landschastsbild. Oberhalb dcs Regenbogens, in welchem sich die Far ben blau und roth zwar schwach, aber deutlich crlcnneii ließen, zeigte sich cin klarer Himmel, und nur ihnlciiiivärts thürmten sich vom Mondlicht hell un säiimte Wolken auf. Nach kurzer Frist wlirdc cin zweiter, schwächerer Bogen sichtbar; die ganze Erscheinung währte etwa 20 Minuten. Inzwischen war zwischen de» Felszackcn nnd Zinnen, welche sich von der Vallüla gegen die Kardätsch ziehen, blutigroth der Mars ausgestiegen, was dcn Eindruck dcS herrlichen Nachtbildes noch ungemein erhöhte". Eintrübe» Sittenbild dessen Einzelheiten in Berlin großes Aussehen erregen, ist durch eine reiche Erbschaft verursacht worden. Zwei berliner Mädchen, der Halbwelt ange börig, hatten einen reichen Verwandten in Hamburg dnrch den Tod verloren, dn'sen Testament dabin lautete, daß fein Vermögen, welches etwa sechs Millionen Mark betrug, der Stadt Hamburg zu fallen solle. Eine Nachschrift dcs setzten Willens aber besagte, daß etwaigen sich meldenden armen Verwandten des Erb lassers von der Universalerbiii eine Summe von einer Mill. M. ausbezahlt werden solle. Durch Zusall hatten die beiden in recht dürftigen Verhältnissen lebenden Mädchen von dem Testament ihres Verwandten ersahren, sie wandten sich nunmehr mit einer Eingabe an de» Senat dcs Staates Hamburg, wurden jedoch abgewiesen. Durch Zufall er fuhr ein in der Prcnzlauerftrnße woh nender Restaurateur, früherer Gutsbe sitzer K. vou der obigen Erbschaftsge fchichte, er machte sich niit den Mädchen bekannt und veranlaßte dieselben, ihm die Führung eines etwaigen Processes zu überlassen; jedoch soweit kam es nicht, beide Parteien einigten sich und de» Damen der Halbwelt wnrde ans K.'s Bemühungen eine Summe von je 250,000 Mark ausbezahlt. Der Ver mittler aber zog es vor, statt der übli chen Provision sich in dcn Besitz des ganzen Kapitals zu setzen. Er einigte sich zunächst mit seiner Frau, zahlte ihr eine Abstandssumme, ließ sich scheiden und verhcirathcte sich alSdaun mit einer der dantsaren Erbinnen. Und was vas Beste bei der Sache ist. seit vierzehn Tagen besindet sich der eh renwerthe K. mit seiner jetzigen und seiner geschiedenen (!!) Frau aus der Hochzeitsreise. Bei öffentlichen Auf zügen, Paraden und Schaustellungen lomnit es häufig vor, daß kleineren Personen durch vor ihnen stehende oder sitzende größere Personen die Aussicht aus die vor sich gehenden Vorbei,züge und Handlungen versperrt ist. Diefein Uebelsiandc hat der in Wilna wohnende Professor Joseph Liwtjchak durch eine Ersindnng abgeholfen, die überraschend einfach ist. Er hat einen kleinen Appa rat constrnirt, dcn er Dia Stop oder Dnrchblickcr nennt. Der Turchblicker besteht ans einem ca. 1 bis 1-l Eenti meter im Durchmesser habenden Metall rohr, welches unten niit einem kleinen Handgriff zum Halten versehen ist und das sich durch Herausziehen verlängern läßt. Am oberen Ende wird ein klei ner viereckiger, im Winkel von 45 Grad stchender Spiegel aufgefetzt und am unteren Ende, wo sich der Handgriff besindet, ist ebenfalls ein spitzwintliger Spiegel angebracht, über welchem sich in dem Metallrohr eine Oeffnnng zum Durchblicken befindet. Wird dem Be sitzer des Turchblickers nun die Aussicht z. B. dnrch eine große vor ihm stehende Person versperrt, so nimmt er seinen Apparat, der sich bequem in der Brnst tasche unterbringcn läßt, hcrvor, setzt oben den kleinen Spiegel auf und ver längert das Metallrohr dnrch Ausziehen so weit, daß es ein paar (Zentimeter über den Kopf dcs vor ihm Stchenden ragt, und blickt nun durch die indem Metall rohr befindliche Oeffnung, wo er dann die ganzen Vorgänge ebenso deutlich sieht, als wenn niemand vor ihm stände. Wie wir hören, hat der Erfinder in allen Staaten Patente für feine Erfin dung genommen. Fiirst Bismarck nnd dir Kellnerin unter dieser Ueberschrift theilt die Wiener „Nene Freie Presse" aus dem jüngsten Aufenthalt des Reichskanzlers a. T. in Kissingen sol genden Zwischenfall mit: Fürst Bis marck machte in den letzten Tagen fei nes Aufenthaltes allein einen Spazier gang in dem Walde bei dem „Alten burger Hause" und wurde daselbst von einem Gewitterregen überrascht. Tie Kellnerin im „Altenburger Hause", die dcn Fürsten ohne Regenschirm gewahrte er kam sehr eilig aus dem Walde heraus —eilte sofort mit einem Schirm aus ihn zn. Der Fürst nahm densel ben dankend an. „Ja, liebes Kind," jagte er, „es ist doch immer besser, ein sicheres Obdach zn haben, als so unbe schirml unter dem Regen einherzuwan dcln." Dabei bot der Fürst dem ge fälligen Mädchen feinen Arm und die Beiden wandelten selbandcr einer Echlitzhnlle zn, wo sich der alte Reichs kanzler niederließ. Nachdem der Re gen ansgehört hatte, gab der Fürst dem Schwabcnmädchen einen herzhafte» Knß, worüber daffelbe ganz überglück lich war und zum Fürsten äußerte: „Eine große Ehre für mich." Doch der Fürst antwortete lächelnd: „Die Freude ist sür mich eine noch größere, mein t-chatz." So hat die Schwaben-Kell nerin die Geschichte erzählt. Ueber heriintergekom-- mene russische Adelige plaudert der Pa riser „Figaro" und zählt solgende taute Fälle aus: „Eine Fürstin Galizim wirkt als Stallmugd in einem fran zösischen o'ircuS. cin Fürst Krnpottin ist Dro chkenkutscher in Moskau: ei» Fürst Soltikoff ist Austräger in einer Petersburger Markthalle und eine Für stin Tolgoruti tritt in einem nmerita niichen Elifc-Eonecrt niedrigster Sorte als Sängerin auf." Solche merkwür digen Bciipiele von dem Niedergang khemals Hochgestellter Peisönlichleiten sind ja gewiß lehr tranrig. aber daß es gerade ein französisches Blatt ist, das die Rnsfeii, die lieben Brüder Kronstadt, an ihren Adel erinnert, das ist nicht sehr rücksichtsvoll. Gräfin Li, die Gemah lin des PizelönigS Li°Hnng-ohang. ist am 3. Aug. in ihrem Palaste in Tiein jin gestorben. Sie war eine der be rühmtesten Franen Ebinas nnd die Aufklärung und der Freisinn ihres Geistes hat viel dazu beigetragen, d.'r Ausbreitung medizinischer Reformen in ohina zum Turchbruch zu verhelfen. Sie erbaute und unterhielt anf eigene Kosten ein großes Hospital für Au-!an. der in Ticiitsin. Das „Hamburger Han delsklatt" berichtet: Ganz Südafrika, wird zur Zeit von den Heuschrecke» heimgesucht; dieser Plage sucht die Re gierung des Kaplandcs selbstverständ lich durch alle Mittel zu steuern, welche die Erfahrung und die Wifsenschaft an die Hand gibt. Auch der Orange- Freistaat geht energisch gegen die ge fräßigen Thiere vor und sucht sich ihrer ans jede mögliche Weise z» erwehren, und die parlamentarischen Körperschaf ten der beidcn Staaten haben zn diesem. Zwecke ausreichende Mittel sosort bewil ligt. Anders denkt jedoch das Parla ment der Südafrikanischen Republik (Transvaal) über diese Angelegenheit. Als der Minister Dr. Lehds dieser Kör perschaft die Mittheilung machte, das; die obengenannten beidcn Regierungen die Behörden dcs Transvaal um ihre Mitwirkung bei der Vernichtung der Heuschrecken ersucht hätten, crhvb sich sofort der ehrenwerthe und bibelfeste Erste Herr NovS und sagte, die Heu schrecken seien eine von Gott gesandte Plage, wie in den Tagen König Pha raos, und das Land würde sich sicher lich mit Schande und Verbrechen be laden, wenn es versuchte, seine Hand gegen die gewaltige Hanl» des Allmächtigen zu erheben. Die Herren Teclerq und Steenkamp sprachen in demselben Sinne, indem sie lange Stellen aus dem Alten und Neuen Testament zitirten. Herr WolmaronK schlug einen allgemeinen Büß- und Bet tag sür Südasrika vor. Ter Präsident erzählte daraus eine „wahre Geschichte" von einem Manne, dessen Frau stets von den Heuschrecken verschont worden sei, bis sie eines Tages einige tödtete: da wnrde seine Besitzung verwüstet! Herr Stoop beschwor die Mitglieder des Ersten Raths, sich nicht zu irdischen Göttern zu erheben und dem Allmächti gen Opposition zu machen. Herr Lukas Meyer bewirkte einen Sturm des Un willens, als er die Argumente seiner o'ollcgcn lächerlich machte und die Heu schrecken mit Raubthieren verglich, die man ja auch ohne weiteres tödle. ? a kam er aber bei dem Herrn Eollegcn Labuschagne schön an: die Heuschrecken seien ganz verschieden von Raubthieren. sie seien eine besondere Plage, die Gott wegen ihrer Sündhastigteit gesandt habe. Bei so erleuchteten Ansichten der Volksvertreter wurde natürlich die Mitwirkung zur Vertilgung der Heu schrecken abgelehnt. Wir würden die Sache sür einen «scherz halten, wenn wir sie nicht in südafrikanischen Blät tern fänden. Vor der Strafkammer in Rom erschienen jüngst die beiden Individuen, die im Juni an den Für sten Odescalchs Drohbriefe gerichtet hat ten. Die Angeklagten stehen im Alter von neunzehn und zwanzig Jahren und tragen die Tracht der Eampagne- Baiiern. Sie stellen in Abrede, die Erpressungsbriese geschrieben zn haben und wollen nur zufällig an dem Orte vorübergegangen fein, wo sie verhastet wurden und wo der Fürst Odescalchi die von dem Bricsschreibcr geforderten 500,000 Lire deponiren sollte. Tas Gericht hielt aber trotz des Lengnens der beidcn Erpresser den Schnldbcmeis sür erbracht nnd vernrtheilte sie zu vier Jahren Zuchthaus. Ter sonderbare Text dcs an den Fürsten gerichteten Drohbriefes lautet: „Lieber Balthasar! Du hast so viele Millionen nnd wir haben gar nichts. Gieb uns also auch ein Bischen, so etwa 500,000 Lire in Gold und Silber, die Tu am Morgen des 5. d. Mts. an der Momentano- Brücke niederlegen kannst. Aber be stimmt! Wenn Du Dich weigerst oder die Polizei benachrichtigst, so werden wir Dich den beliebten Walzer aus dein Restaurant Ven> tanzen lassen. Ge zeichnet; Die bekannten Dynamitar dcn." Wie erinnerlich, benachrichtigte Fürst Odescalchi trotz dieser Drohung die Polizei, die die „bekannten Dyna mitarden" festnehmen ließ, als sie sich an der Momentanobrückc einfanden, um das Geld zu holen. Der Schlosser Annibale Poggioni hat jetzt endlich, nachdem er sich lange aus's Leugnen gelegt eingestanden, daß er den Bischof von Foligno, Monsignore Fcderiei, im Ei senbahnwaggon hinterlistiger Weise übcriallen und ermordet habe. Pog gioni weigerte sich Ansangs hartnäckig, aus die Fragen dcs Untcrjuchnngsrich-- tcrs zu antworten. Als ihm jedoch Personen gegenübergestellt wurden, die ihn mit Bestimmtheit als den Mördcr bezeichneten, bequemte er sich dazu, ein Gcstäiiduiß abzulegen. Dieses Geständ nis! war aber sonderbar genug und trug den Stempel der schlau erdachten Lüge an sich. Poggioni erzählte nämlich, er sei in das Coups erster t'lasse nur des-- halb eingestiegen, um auch einmal ans Kosten der Eiseiidahnverwaltung als „Signore" zn reisen. Im Eoups habe er den Bischof angetroffen, der nicht mit einem so rcdncirt aussehenden Reisen den in derselben Wagcnabtheilnng habe bleiben wollen und Anstalten gemacht habe, den Schaffner zu rusen. „Ich bat ihn, zu schweigen," so er zählte Pogioni weiter, „aber er bcharrte daraus, daß ich aussteigen müsse. Ich drohte ihm, aber er ließ sich nicht ein schüchtern und schrie mehr als zuvor. Da war ich allerdings gezwungen, auf ihn loszuschlagen, und als ich sah, daß ich den schwächlichen Herrn getödtet hatte, sprang ich ans dem Zuge unk» brachte mir im Sturze schwere Wunden am Kopfe nnd an der Kniescheibe bei." Diese Erzählung, durchweiche der Mör der, der sich als durch den Bischof pro vocirt hinstellte, eine Art von Entschul digung für sein Verbrechen eonstruirei, wurde natürlich von de», Unter suchungsrichter nicht geglaubt. Nach vieler Mühe gelang es endlich, Poggi oni zu dem Gcständniß zn bewegen, daß Rand das einzige Motiv zu seinem Verbrechen gewesen sei. Der Prozeß gegen dcn Raubmörder wird schon in ganz kurzer Zeit vor dem Schwurgerichte in Ancona beginnen und schnell zu Ende geführt werden. 7