Ei« Verbreche». (8. Fortsetzung.) Frau Stanley wohnte nicht im fran zösischen Quartier und hatte augen- an diesem Tage nichts darin ju suchen. Es lag nur in ihrem Weg. den sie eifrig weiter verfolgte. „Wohin mag sie nur gehen?" dachte der Detectiv, „es ist eine hübsche Ent fernung für eine Frau mit so schlechten Schuhen. Sie sehen aus, als ob sie diese Reise hin und zurück schon ost macht hätten." Mr. Brusel wurde ungeduldig, aber ohne eS zu wisse», stand er vor dem Ziel. Die Frau ging über die Straße hinüber nach der Georgestraße, wo sie linbog. Der Detectiv fühlte sich erleichtert, er hatte schon befürchtet, nach Jslington hinausgeführt zu werden. Die Frau blieb vor einem der Häuser von schäbig ?legantcn Aeußeren stehen, zog einen Schlüssel aus der Tasche und schloß auf. „Endlich!" seufzte Mr. Brusel, no tirte sich die Nummer des Hauses und las mit Interesse einen Zettel am Fen ster, welcher besagte, daß hier möblirt- Zimmcr zu haben seien. Frau Stanley war verschwunden, und der Detectiv mußte sich entscheiden, ivaS er jetzt thun sollte. Augenschcinlich wohnte die Frau in Sem Hause, in das sie eingetreten war: vaS tonnte man aus dem Besitz eines Hausschlüssels schließen. Mr. Brusel hatte also eine Thätsache mit Erfolg festgestellt, ober der schwierigste Theil seiner Ausgabe begann erst jetzt. Daß Frau Stanley, welche früher in Man chester wohnte, nach London gekommen Dar und in der Georgestraße wohnte, ivar schon eine wichtige Nachricht, aber ?S war noch mehr nöthig. ES galt, ziejenigen Lebensverhältnisse der Dame auszukundschaften und besonders die Veranlassung zu ihrem Besuche be' Saint Alban. Der Detectiv war überzeugt, daß er während seiner langen Verfolgung von Frau Stanley nicht bemerkt worden ivar. Er war ihr vollkommen fremd, und als Fremder konnte er dreist die Nclegcnheit benutzen, welche ihm der Zettel am Fenster glücklicher Weise bot, um Zutritt in das Haus zn er' halten. Mr. Brusels buschige Augenbrauen, sein gutmüthiges, breites Gesicht nnd sei» ganzes Aeußere begünstigten Unter nehmungen solcher Art. Er hatte sich bei viele» Gelegenheiten für einen Han delsreisenden ausgegeben und verstand :s, diese Rolle vortrefflich zu spiele». Fr beschloß daher, wenn nöthig, auch setzt wieder als solcher aufzutreten. Er schritt über die Straße und ging in dan Hc'us, ein kleines Mädchen erschien an der Thüre. „Hier sind Zimmer zu vermiethen," sagte der Detektiv, „kann ich sie » hen?" Das Mädchen rtef in die unterirdi schen Regionen hinab, seiner Mutter >u, ei» Herr sei gekommen wegen der Zimmer. Hierauf erschien eine Frau, ebenso schmutzig und ungekämmt, wie da« Mdchen. „Was für Zimmer wünschen Sie, mein Herr?" fragte sie. Mr. Brusel lchars ansehend. Sie musterte die äu ßere Erscheinung und Kleidung dieses Herrn mit erfahrenem Blick. „Das kann ich nicht gut sagen." er-- ividerte der Detektiv, „was haben Sie für Zimmer?" „Ein Wohnzimmer nach vorn mit :inem Schlafzimmer nach dem Hof im :rften Stock, welche zusammen vermie thet werde», und ein kleines Zimmer zanz oben." „Das könnte passen, glaube ich," er widerte Mr. Brusel. nachdem er an scheinend sorgfältig überlegt hatte. .Die Sache ist die," fuhr er sort, „ich drauche die Zimmer nicht für mich selbst, ich suche sie für zwei Freunde, für zwei >unge Herren, welche vom Lande kom men. um in der City in ein Geschäft ljnzutrcten. Diese Gegend würde pas sen, besonders, weil ein in der Näh! liegt." „Haben Sie zwei Schlafzimmer oder «ins nöthig?" „Zwei," log Mr. Brusel; „meine Freunde möchten nicht gern in einem Zimmer schlasen, aber ich glaube, der Eine von ihnen würde nichts dagegen haben, nach oben zu ziehen. " „Es wird besser sein.wenn Sie sehen, ob die Zimmer für Sie passen," erwi derte die Frau und lud den Detectiv rin, näher zu treten. Während der Besichtigung der noth dürftig möblirten und schlecht gehalte nen Zimmer im ersten Stock,wobei Mr. Brusel die innere Einrichtung des Hauses genau beobachtete, nahm er eine ernste, geschäftliche Miene an und suchte sich anch mit dem herrschenden ÄeniuS des Haushalts näher bekann» zu machen. „Sehr hübsche Zimmer." sagte er, „wirtlich sehr hübsche Zimmer, gerade wie sie meine Freunde nöthig haben. Es sind ganz junge und sehr ordentliche Leute, Madame, und ich glaube sicher, Sie werden nicht über sie zu klagen ho ben. Wenn wir über den Preis einig werden, so werde ich ihnen iosort schrei ben, daß ich ci» hübsches, bequemes Nest für sie gesunde» habt." „Zu wann sind die Zimmer nöthig?" fragte die Frau. „Zur nächsten Woche," erwiderte Mr. Brusel. „Aber ehe ich mich entscheide, möchte ich gern noch das andere Zim mer sehen. Ein Schlasziminer ist eine wichtige Sache, Madame, besonders für junge Leute vom Lande, welche an fri sche Luft und Licht gewöhnt find." ES waren zwe> Dachzimmer da, die Thüre de» eiuen war geschlossen, wäh. rend die des anderen offen stand. „Ich wette meinen letzten Pfen »ia." dachte Wr Brusel, al« er mit de» Wirthin hinaufstieg, .daß unser« Freundin. Frau Stanley, hier und zwar in diesem Zimmer wohnt. Jeden falls ist jemand darin, denn ich hör« Geräusch." Ungeachtet seiner brennenden Neu girrd« folgte er aber höflich feiner Füh rerin in das andere, leere Zimmer, wel che« er mit derselben Aufmerksamkeit betrachtete, wie die uuteren beiden. Aber dieses Mal schüttelte der Detektiv zweifelnd den Kops. „Schlimm," bemerkte er, .ich fürchte, das verdirbt alles. Das Fenster geht nach dem Hof hinaus, und die dicke Wand da läßt kein Licht herein; das wird für meine Freuude nicht passen. Wir Londoner sind eher daran gewöhnt und in solchen Kleinigkeiten nicht so eigen, aber junge Leute vom Lande. Sie wissen, Madame, haben ander« Gewohnheiten." Die Besitzerin des HauseS sah Mr. Brusel mit enttäuschter Miene an. „Ja. so ist einmal das Zimmer." sagte sie, „ich kann eS nicht anders ma chen." „Natürlich nicht," erwiderte der De tektiv höflich. ..Es ist ein sehr gutes Zimmer, reinlich und bequem" es war ganz das Gegentheil, aber Mr. Brusel hielt sich in Geschäftssachen nicht bei Kleinigkeiten auf „wenn es für mich wäre, würde ich nichts Besseres verlangen." „Wenn dieses Zimmer nicht paßt," bemerkte die Dame, aus welche der selbstbewnßte Ernst des Detektiv einen günstigen Eindruck machte, „so können k?ie beiden Herren vielleicht mit dem Schlasziminer unten auskommen? Ich würde noch ein Bett hineinstellen." „Das könnte gehen," erwiderte BrU' sel. „Ich will es nicht gerade bestimmt sagen, meine Freunde sind nicht ver wandt mit ein-mder, sie sind nur aus derselben Stadt und haben zufällig zu gleicher Zeit eine Anstellung in London gefunden. Ich glaube nicht, daß sie so nahe mit einander bekannt sind, um in einem gemeinschaftlichen Schlafzimmer schlafen zu wollen. Ich kann Ihnen auch sagen, Madame, daß die beiden jungen Herren, von denen ich spreche, in unser Geschäft eintreten, Martin und Compagnie,Drogerie i» der Milchstraße. Ich habe die Ehre, das Haus als Rei sender zu vertren. Man hat mich ge beten, die Sache zu besorge». Ich haiidle mir »ach briefliche» Auftrag und muß nach demselben auf zwei Schlaf zimmer bestehen." Die Wirthin dachte eine Weile nach. Inzwischen fuhr Brusel sort: „Hier oben ist noch ein anderes Zim mer, das »ach der Straße geht?" „Ja, das anstoßende Zimmer hier, aber es ist nicht zu vermiethen," sagte die Frau mißmuthig. „Es ist schon besetzt." „Das thut mir leid, dann werde ich wohl anderswo suchen müssen," erwi derte Mr. Brusel, „es ist schade, denn gerade in dieser Gegend hätte ich gern eine Wohnung genommen. Ueber den Preis wären wir nicht in Streit geru then, die Firma ist freigebig und un sere Leute sind im Stande, anständig zu bezahlen. Die einzige Schwierigkeit besteht in diesem Zimmer; ich kann mich nicht entschließen, es zu nehmen. Wenn es wenigstens das andere gewesen wäre, mit der Aussicht nach der Straße und nicht mit dem Blick auf diese dunkle Wand." „Nun, ich sehe nicht ein, warum ich Ihnen nicht das Vorderzimnier geben sollte, wenn es nicht anders geht," sagte die Frau mit eincm plötzlichen Ent schluß. „Ich möchte nicht gern gute Miether verlieren." „Aber, ich glaube, Sie sagten mir.." bemcrlte der Detektiv, welcher aus den Blicke» der Frau schloß, daß er in s Schwarze getroffen hatte, „ich glaubt, Sie sagten " „Es sei vermiethet," unterbrach ihn die Frau, „das ist richtig, aber es liegt mir nichts daran, die jetzige Mietherin zu behalten. Ich werde sie in dieses Zimmer logiren oder ihr kündigen; es ist mir ganz gleichgiltig." Mr. Brusels Augen glänzten ver gnügt. „Das andere Zimmer ist also von ei ner Dame bewohnt?" fragte er. „Dame!" rief die Frau höhnisch, „ja, das ist cine hübsche Dame!" „Es würde mir sehr leid thun, ein« Dame zu stören," sagte der Detektiv galant, „aber wenn sie in diesem Augen blick nicht zu Hause ist, so würde es nicht schaden, wenn ich einen Blick in das Zimmer Wersen könnte." „Sie ist zu Hause, aber das schadet nichts, wenn Sie das Zimmer sehen wollen." „O nein!" erwiderte Mr. Brusel, „ich würde das Zimmer natürlich gern gesehen haben, aber unter diesen Um ständen geht es doch nicht, daß.. „O. daran ist nichts gelegen," unter brach ihn die Wirthin, „das werde ich schon besorgen." „Aber wird die Dame das nicht un höflich finden? Wird sie nicht Einwen dungen machen? „Einwendungen machen? Da« möchte ich einmal sehen! Kommen Sie nur, mein Herr, Sie sollen da« Zimmer se hen." Mit geheucheltem Zartgefühl folgte Mister Brusel zögernd der Wirthin, weiche sich augenscheinlich in eine gewisse Entrüstung hineingearbeitet hatte, wie sie bei Leuten ihrer Art nicht ungewöhn lich ist, wen» es sich um Geldangelegen heiten handelt. Die Fron klopfte an die verschlossene Thüre des Zimmers. „Frau Stanley!" rief sie, .Frau Stanley!" „Richtig, sie ist's! Das dachte ich mir!" sagte Mr. Brüse triumphircnd zu sich selbst. 21. Gleich darauf wurde die Thür geöff net. auf der Schwelle erschien die Frau mit dem abgehärmten Gesicht, welche an Saint Albans HauS die Glocke gezogen hatte. Beim Anblick de« hochgewachsener Detektivs, welcher neben der Wirthir stand, schien die Fremde zu erschrecker und machte eine Bewegung als ob si« sich in ihr Zimmer zurückziehen wollt». Du Wirthin jedoch verhinderte die«. .Nein, nein, schließen Sie sich jetzt aicht ein," sagte sie scharf, „ich hab« Sie nicht deswegen gerufen. Hier ist ein Herr, der das Zimmer sehe» will." „Aber Frau Kelley!" begann di, Fraupn bittendem Tone. LI „Thun Sie, was ich Ihnen sage. Ich habe genug mit Ihrer Frau Kelley! Dieser Herr will das Zimmer sehen. Ich glaube. Jeder kann mit seinem Eigenthum machen, was er will! Bezah len Sie, was Sie mir schuldig sind, und dann können Sie mir die Thür« vor der Nase zuschlagen. Aber so lang« das nicht geschehen ist, gehört das Zun vier mir." „Aber ich werde Sie ehrlich bezahlen,' sagte die Mietherin bescheiden, „geben Sie mir nur noch etwas Zeit." „Zeit?" ries Frau Kelley höhnisch, Nicht übel! Das erzählen Sil mir schon den ganzen Monat! Kann ist davon leben mit meinen Kindern unt meinem Manne, der nur zimi Tage in der Woche Arbeit hat? Kann ich davon Steuern und Zinsen bezahlen? Sie ha ben mir versprochen, das Geld heute be reit zu halten, wo ist es?" .Ich habe eS noch nicht bekommen, obgleich ich mir alle Mühe gab." „Mühe gab? Und das soll ich glau ben? Das thue ich nicht! Jetzt bietet sich mir eine Gelegenheit, das Zimmer zu vermiethen, und ich werde eS ver miethen. Dieser Herr will es neh men." Mr. Brusel hielt den Augenblick für geeignet, sich einzumischen. „Es thut mir in der That sehr leid," bemerkte er zu Frau Stanley, „die un schuldige Ursache dieser Störuug zu sein bitte, entschuldige» Sie mich." Verletzt durch diese Vorwürse in Ge genwart eines Fremden, gab die Frau keine Antwort. Inzwischen hatte der Detektiv Frau Stanley genau beobachtet. Er bemerkte, wie peinlich ihr das grobe Benehmen der Vermietherin war, nnd daß sie dieselbe augenscheinlich fürchtete. Dies schien seinen Pläne» förderlich zu sein. Es war ein günstiger Zufall,daß Frau Stanley sich in schlech ten Verhältnissen befand. Frau Kelley zeigte dagegen keine Ab sicht, sich ihrer Mietherin gegenüber zu müßigen. „Wollen Sie gefälligst eintreten, mein Herr, wenn Sie dieses Zimmer sehen wollen." sagte sie zu Mr. Brusel. .Ich glaube, es sieht jetzt schlecht aus, aber das kann alle« schnell geändert werden." Die Wirtbin trat entschlossen ein. Frau Stanley wagte keinen Widersinn» und sah betrübt zur Erde. Der Detec tiv hielt es nicht für passend, die Ein ladung noch länger abzulehnen, und folgte in das Zimmer. „Ich werde Sie nicht lange aushal ten. Madame," sagte er kntschnldigenl! zu Frau Stanley; „nur einen Bliä möchte ich in das Zimmer werfen unt werde Sie so wenig als möglich stö ren." Für einen Mann von solchem Zart, gesühl zeigte Mister Brusel indeß nicht zu viel Schüchternheit, auch übereilte er sich durchaus nicht. Der „einzige Blick", von dem er ge sprochen. bedeutete eine genaue Besichtig gung. Cr bemerkte, daß das Zimmer armselig möblirt war. ebenso wie di< anderen und daß es sich in sehr schmut zigem un unordentlichen Zustand be fand. Das Zimmer diente als Schlaf zimmer nnd außerdem noch zu allen möglichen Zivecken. Frau Stanley wohnte, speiste und arbeitete darin, wi« man aus eincr Anzahl künstlicher Blu men schließen konnte, welche umherla gen. Auch Teller und Tassen standen um her, sowie ein Stück Käse, eine Zwiebel und andere Ueberbleibsel einer sehr sru galen Mahlzeit. Aber mehr als von diesen Anzeichen eines verzweiselten Kampfes mit der Noth wurde das Interesse von Mr. Brusel durch etwas Anderes in An spruch genommen. Aus einem Arbeitstisch beim Fenster stand ein Schreibzeug, inmitten von künstlichen Blumen, Nadeln, Lappen und verschiedenen anderen Sachen. Daneben lagen einige Bogen Schreib papier. Frau Stanley hatte sich offenbar mit Briesschreiben beschäftigt; der Brief lag zur Abfendung fertig auf dem Tische. Unter dem Borwand, sich zu überzeu gen. ob das Fenster nach der Straß« gehe, trat Mister Brusel nachlässig an den Tisch, hielt aber dabei seine schar fen Augen bereit, um die Adresse des Briefes zu lesen. Seine Bewegungen waren so natür lich. daß weder Frau Kelley, noch Frau Stanley aus ihn achteten. Mit einem Blick las der Detectiv die Adresse: sie lautete an Jakob Stanley, im Gefäng niß zu Dartmor. Mr. Brusel empfand eine starke Neigung, jenes leise Pfeifen hören zu lassen, durch welches er gewöhnlich seine lleberroschung ausdrückte, aber er be sann sich iil'ch zur rechten Zeit. „Würde dieses Zimmer Keffer paffen?" fragte Frau Kelley. Der Detectiv wandte sich unbefan gen und mit dem Ausdruck der Gut müthigkeit um. der seinem Gesicht mit den buschigen Augenbrauen so wohl st«nd. „Dieses Zimmer paßt recht gut," erwiderte er. „es ist größer und da« Licht ist vortrefflich. Aber ich kann nicht daran denken, diese Dame dessel ben zu berauben: meine Freunde wür de» das niemals zugeben, davon bin ich überzeugt. Ich sehe, Madame." fuhr er sort/ indem er sich an Frau Stanley wandte und dadurch die Wir thin verhinderte, zu sprechen, wie eS >hre Absicht zu sein schien, .daß Sie in künstlichen Blumen arbeiten. Ich stand früher selbst mit einem Blumengeschäft in Verbindung. Wäre es unbescheiden, wenn ich Sie nach der Firma fragte, für die Sie beschäftigt sind?" Die Frau erröthete und nannt« einige Firmen. „Ah, diese Firmen kenne ich sehr gut," erwiderte Brusel, ohne zu «rrö then, obgleich er die Namen zum ersten Male hörte. „Ich fragte deshalb, weil ich selbst Kaufmann bin und Ihne? vielleicht nützlich sein könnte." „Ich danke Ihnen sehr, mein Herr," sagte Frau Stanley. .Sie sind sehr gütig! Aber ich kann nur sehr unregel mäßig arbeiten, ich bin nicht darauf allein angewiesen, um davon zu le ben." „Dann werden Sie meine Frage entschuldigen," sagte der Detectiv, wel cher erreicht hatte, was er wollte, „und ich bitte nochmals, die Störung zu ent schuldigen, die ich Ihnen verursach» habe." „ES ist also abgemacht, mein Herr, mit den Zimmern?" fragte in diesem Augenblick Frau Kelley. welche bei die sem, ihr sehr überflüssig scheinenden Aufwand von Höflichkeit ärgerlich zu werden begann. .Sie werden sie also nehmen?" „Ich werde noch heute an meine Freunde schreiben, das heißt, wenn wir über die Bedingungen einig werden. Aber wir können das besser unten ab machen. ohne diese Dame länger zu stören. Wenn ich es irgendwie anders möglich machen kann," sügte der De tectiv hinzu, „so werden Sie nicht ge nöthigt Wersen, Ihr Zimmer auszuge ben. Ich denke, wir werden noch eine andere Einrichtung treffen können." Mr. Brusel sagte Frau Stanley höflich Adieu und verließ die Dachstube, begleitet von Frau Kelley, die noch immer dasselbe mißmuthige Gesicht machte. Als sie das leere Zimmer im ersten Stock wieder betraten, fragte der Detec tiv plötzlich die Wirthin: „Ich glaube, ich habe Ihre Mietherin schon früher einmal gesehen, wer ist sie denn?" „Ich weiß nichts von ihr," erwiderte die Frau, „sie wohnt schon einige Mo nate bei mir. Ansangs schien sie flott bei Geld zu sein und hatte ein besonde res Wohnzimmer. Dann hörte das Geld auf, und aus Gutmüthigkeit ließ ich ihr das Zimmer, in dem sie jetzt wohnt, auf ihr Versprechen, daß sie alles bezahlen werde. Mit ihrer Arbeit verdient sie nur wenige Schillinge die Woche und jetzt schnldet sie mir schon die Miethe für einen Monat. Das ist alles, was ich von ihr weiß." „Hm," flüsterte Mr. Brusel, .das ist merkwürdig; ihr Gesicht kam mir so bekannt vor. aber vielleicht habe ich mich geirrt. Sie müssen ihr nichts davon sagen. Und was nun diesen Punkt betrifft," fuhr er fort, nachdem er Alles erfahren hatte, was er bei dieser Gele genheit erwarten konnte und jetzt nur wegzukommen wünschte, „so habe ich mich anders besonnen über das Zimmer oben. Ihre Mietherin ist arm, viel leicht aber ehrenwerth, und es ist nicht recht, Leute, die sich in Noth besinden, zu drücken. Ich kann nicht daran den ken, sie aus ihrem Zimmer zu verdrän gen, und ich hoffe, «sie werden nicht so grausam sein." ' „Grausam?" erwiderte Frau Kelley. „es scheint mir eher, daß ich viel zu nachsichtig und gutmüthig gewesen bin! Glauben Sie etwa, eine arme Frau mit einer Familie, wie ich, könne ihre Zim mer an Leute vermiethen, welche nicht dafür bezahlen?" „Aber sie wird das Geld gewiß auf treibe». darauf können Sie mein Wort nehme». Lassen Sie ihr nur die Mög lichkeit dazu und warten Sie nur noch ein wenig länger. Ich glaube, das wird nicht viel ausmachen. Das andere Zimmer wäre geeignet sür metne Freunde. Wie viel verlangen Sie für drei?" fragte Mr. Brusel. entschlossen, seine Rolle bis zum letzten Augenblick weiter zu spielen. „Nun. das Wohnzimmer hier kostet mit dem Schlafzimmer zufamme» wö chentlich zwei Psund, inkt Einschluß der Bedienung und das Zimmer oben kann ich für sechs Schilling lassen, das der Frau Stanley würde siebe» und einen halben Schilling kosten. Ist Ihnen das zu viel?" „Nein." erwidert Brusel. „die Be dingunzen scheinen mir annehmbar zu sein, aber ich habe mir einmal vorge nommen, Frau Stanley nicht zu stö ren, und das werde ich in keinem Fall thun. In zwei oder drei Tagen wer den Sie Weiteres von mir hören." Der Detectiv verließ zufrieden da« Haus in der Georgstraße. Aber er wandte sich nicht nach der Richtung von Johnsons Hotel, wo sein Freund, Sergeant Power zu sinden war, sondern stieg in de» Omnibus nach Westminfter. Augenscheinlich hatte Mr. Brusel noch etwas zu besor gen. Der Omnibus brachte ihn an Scot lanb ?)ard vorher, aber noch ehe er diesen Pnnlt erreicht hatt«, stieg er aus und begab sich zu Fuß in das Po lizeigebäude. Er trat in eins der Geschäftszimmer und sprach mit einem Beamten. Dieser brachte ihm mehrere Bücher mit Verzeichniß herbei. Brusel blät terte eisrig in denselben. „Hier ist es!" sagte er endlich trium phircnd, indem er den Finger auf eines der Papiere legte, das er eben eifrig durchgelesen hatte. .Jakob Stanley, dreiundvierzig Jayre a)t, verurtheill am A). Marz 1887 als Theilnehmer an dem To.dt schlag des Waldhüter« Mark SimmonS. Früher einmal verurtheilt. und zwar im Jahre 1886 wegen Diebflahl bei einem Wettrennen." Dieses Documcut. das Mr. Brnscl vorlas, tnthiell genügende Angaden über die Lausbohn des Verbrechers; bei demselben befand sich eine Photographie desselben. Nach dem Bericht schien eZ, daj Jakob Stanley uon Geburt ein Zigeu ner war—einer von dem geheimnißvol len Stamm, über dessen Ursprung noch immer gestritten wird. So viel auf der Polizei bekannt war, hatte Jakob Stanley nach Verbüßung seiner ersten Gefängnißstrafesein unstä te» Leben aufgegeben, sich in Manchester niedergelassen und dort ehrliche Arbeil gefunden. Seine zweite Verurtheilung wegen Theilnahme an dem mörderischen Ueber fall auf einen Waldhüter Namen? Mark SimmonS lautete auf sieben Jahre Nach beendigtem Studium dieser osficiellen Biographie begann der De tectiv nachzudenken. .Eine hübsche Geschichte!" sagte «, zu sich. „Das sind die richtigen öeutc, daran kann >rin Zweifel sein, und das ist eine ganz nette Entdeckung! So, mein guter Freund, Mr. Saint Alban, mein hoher und mächtiger Herr, Si« haben also geheime Verbindungen mit Sträflingen und ihren Frauen? Nun, dieser Bursche muß schon als Dieb ver urtheilt gewesen sein, als die Geschichte mit Power vorsiel. Ich möchte wissen, od der Sergeant davon wußte, und ob die Vertheidigung diesen wichtigen Um stand zu benutzen verstand? Wahr scheinlich wußten sie nichts davon. Ader nach dieser Entdeckung sieht die Sache doch sehr seltsam ans. Das ist ein Fall für den Chef. Ich muß ihm denselben vortragen und ihn bitten, uns zn Helsen; ohne ihn werden wir nicht fertig." Mr. Brusel erkundigte sich, wo er de» Chef finden könne. „Er ist vor einer Stunde weggegan gen," war die Antwort. „Das ist schlimm!" murmelte der Detektiv, „doch gleichviel, ich muß mich dazu entschließen, ihn zu Hause zu stö ren. Dir Sache ist von ungeheurer Wichtigkeit und wir dürsen keine Zeit verlieren. Also zu ihm! Thut mir leid, daß ich Po vc» warien lassen »iu ;! Aber diese Sache muß sofort besorgt wer den, ich muß mit dem Ches sprechen nnd seine Meinung hören. Er ist der Mann, den wir brauchen, und so wie ich ihn kenne, wird er nicht zu mir sa gen, ich sei ein Narr und solle mich packen." Mr. Brusel war für gewöhnlich ei» sparsamer Mann, eine Droschke war sür ihn ein LuruS. welchen er mit sei nen langen Beinen verachtete, aber bei dieser Gelegenheit schien ihm eine kleine Ausschweifung gerechtfertigt zu sein. So bestieg er eine Droschke, nachdem er Scotland ?)ard verlassen hatte, und befahl dem Kutscher, ihn sofort nach Kensington zu fahren. Einen Tag nach dem Besuch, den er Saint Albans HauS in der Danger sieldstraße gewidmet hatte, erschienen drei Personen in Scotland Harb. Sie warteten in einem der Vorzimmer, bis sie vom Chef vorgelassen wurden, welcher für den Augenblick mit einer dringenden Angelegenheit beschäftigt war. Eine dieser Personen war der Detek tiv Brusel. die zweite Robert Power und die dritte war nicht nnr Scotland ?)ard ganz sremd, sondern auch ein Ausländer, wie man an dem Aussehen und an der KUidung desselben erkennen tonnte. ES war ein älterer Herr, aber kräftig und stämmig gebaut, der sich augen scheinlich guter Gesundheit erfreute. Sein eisengrauer Schnurr- und Kinn bart gaben ihm ein militärisches Ausse hen, welches durch das Band in einem .Knopfloch scims Rockes noch verstört! wlirde, das ihn als einen Osficier der Ehrenlegion erkenntlich machte. Wah rend er sprach, war es deutlich erkenn bar. daß der Gegenstand des Gesprä ches von höchstem Interesse sür ihn war und seine energische Entrüstung hervor rief. Die Unterhaltung zwischen den drei Männern wurde in französischer Sprache geführt. „Nun. Monsieur." sagte Mr. Brusel zu dem Fremden, .es freut mich, daß Sie gekommen sind. Verlassen Sie sich darauf, wir werden unser Bestes thun, und der Ches. den Sie sogleich sprechen werden, wird uns dabei uiuer stützen." „Ich bin Ihnen sehr dankbar; ich hatte nicht crwartet.hier so gute Freunde zu finden, als ich die schreckliche Nach richt erhielt. O, moo l)i«u! >noo visu! Es ist barbarisch, eine Anklage so entsetzlicher Art gegen ein unschuldi ges Mädchen zu richten! Wie sollte Charlotte ein Verbrechen begehen? Sie könnten eben so gut Ihren Prinzen von Wales oder Ihre Königin Victoria an klagen!" „Sowohl mein Frund als ich selbst sind vollkommen von Mademoiselle DuvivierS Unschuld überzeugt," sagte Sergeant Power, .man braucht sie nur anzusehen, um dessen sicher zu f«n." „Ach. das arme Kind! Welche Qua len muß es ausstehen! Warum bin ich nicht an ihrer Seite, um sie zu trösten und ihr zu sagen, daß der alte Onkel, der sie anbetet, hier ist. um sie gegen die Schurken zu vertheidigen, welche sie mit Schande belade» wollen!" „Sie werden sie sehen, und zwar sehr bald, wie ich hoffe," sagte Stöbert Power, gerührt von dem Schmerz des alten Herrn. „Inzwischen, Monsieur Duvivier,haben Sie klug daran gethan, »üß Sie zu mir gekommen sind, anstatt direkt nach Sandbank zu gehen." „Als ich Ihr Telegramm erhielt und das des guten Sir John Hunter," er widerte Duvivier." eilte ich sofort von Rouen hierher. Wie Sie wissen, bin ich diesen Morgen in London angekom men. Sie hatten mir Ihre Adresse ge geben und so hielt ich e» für das Beste, Sie aufzusuchen, um von Ihnen selbst Alles zu erfahren,was vorgefallen war. O. n>o» Di«»! Niemals in meinem Leben ist mir etwas so Schreckliches wi derfahren!". „CS ist eine traurige Geschichte," er widert» Mr. Brusel, .aber verlieren Sie nicht dm Muth, Monsieur; eS wirb olles mit der Zeit ins richtige Gelti« kommen. Wir verurtheilen hier zu Lande keine unschuldigen Leute." .Wir dürfen nicht das Geringst« ver säumen!' rief Monsieur Duvivier. .Dieser Herr hier," er deutete aus Ser geant Power, „hat mir erklärt, daß in Folge irgend eines grausamen Zufalls der Anschein stark gegen meine Char lotte spricht.- Ich kann «S nicht btgrei f«n. aber das Geheimniß muß aufge klärt werden! Mein Vermögen steht sür diesen Zweck zur Versügung der Ge rechtigkeit. Tausend Franken, zwan zigtausend. mein ganzes Vermögen will ich opfern, wenn nur meine Nichte schnell aus ihrer schrecklichen Lage besreil wer den lann." „Nun ja, Geld ist auch nicht zu ver achten," fagteder praktische Mr. Brusel. „und sicherlich werden wir etwas davon nöthig haben, ehe wir mit dieser Sache fertig sind." „Und außer Geld," fuhr der erregte Franzose sort, „besitze ich.auch einigen lch war Bürgermeister in meiner Stadt, und obgleich Geschäfts mann, habe ich doch gefochten und ge blutet für mein Land, als die Der schen Frankreich bekriegten. Die Re publik hat mich delorirt, und unser Ge sandter iu England kann mir und meiner Nichte den Schutz nicht verwei gern, aus welchen alle Kinder Frank reichs ein Recht haben und auf welchen in meinem Fall die dem Lande gelei steten Dienste immer einen Anspruch geben." ES blieb keine Zeit, Herrn Duvivier zu erklären, daß in Kriminalfällen die guten Dienste des französischen Gesand ten von wenig Bedeutung seien, denn in diesem Augenblick wurde gemeldet, die Herren möchten zu M. Norfolk kom men. Der Chef des Kriminaldepartements empfing seine Besucher höflich, wenn er anch den Franzosen etwas erstaunt ansah. Brusel beeilte sich, Aufklärung zu geben und Herrn Duvivier vorzustel len. Mr. Norfolk, ein gebildeter, vielge reister Mann, sprach geläufig französiich und sagte dem Exbürgermeister von Rouen einige tröstliche Worte. Dann wandte er sich an Power, dem er zu dessen Erstaunen herzlich die Hand schüttelte. „Man hat Ihnen sehr Unrecht ge than, Doktor," sagte er, „ich habe schon lange lhnen gehört." Der junge Sergeant erröthete ver wirrt. » „Sie werden errathen können, wer mich davon unterrichtet hat. Es war mein Bruder Jack, der sich Ihrer mit vielem Vergnügen erinnert. Er ist ein viel beschäftigter Arzt, dem seine Patien ten keine Ruhe lassen, aber er hat die Freundschaft, die er für Sie hegte, nicht vergessen." „Ich bin sehr dankbar dafür, „daß Ihr Herr Bruder noch immer meiner gedenkt," erwiderte Robert Power, „ich hegte große Zuneigung und Achtung zu ihm." „Und er seinerseits zu Ihnen, Dok tor. ES war ein eigenthümliches Zu sammeniressen. Als Brusel gestern zu mir kam, war mein Bruder Jack gerade bei mir. Ich erzählte ihm von der Sache, da ich glaubte, daß er sich Ihrer erinnern werde, und Sie hatteu hören müssen, wie er sich äußerte. Er erin nerte sich deutlich des Falles und er klärte. er habe vom ersten Augenblick an kein Wort jener Anklage geglaubt, da er Sie genau kenne. Und dazu kamen noch die Nachrichten von Brnscl. Ich lieh mir die Akten über das Verfahren gegen Sie gebe» und untersuchte mit meinen» Bruder Jack die Sache noch mals genau. Dadurch tam ich z» der Ueberzeugung, baß Sie das Opfer einer infamen Verleumdung waren." „Ich danlc Ihnen für Ihre edel» wüthigen Worte," jagte Robert beschei den. Er empfand eine lebhaste Genuthu ung überliefen freundlichen Empfang. Flüchtig hatte er sich erinnM. daß Mr. Norfolk wahrscheinlich ein Verwandter seines alte» Freundes sein werde, aber diese u»erwartete Wendung hatte ihn ganz überrascht. „Was die andere Sache betrifft," fuhr Mr. Norfolk 'ort. „so gestehe ich, daß sie mich ivirllich iuteressirt und in Bewunderung setzt. Hier ist zum Bei spiel ein Bries. den ich soeben von einem Freund von mir, von Sir John Hun ter, erhielt. Er scheint sich für das ver hastete Mädchen sehr zu interessiren und versichert mit großer Bestimmtheit, daß sie an dem Verbrechen unschuldig sei. Sir Jod» ist ein Mann von kühlem Urtheil, dessen Meinung«» ich schätze, aber es fehlt an Beweisen. Sie kann unschuldig sein, aber sür jetzt ist es un möglich, sie frei zu lassen. ES hangt auch nichi von mir ad. Alles, was ich thun kann, ist, daß ich Sir John entgegen komme. so viel ich kann, und zu der Entdeckung dcS wirkliche» Schuldige» mitwirke. Sie Doktor, und Sie. Bru sel. tagen, es sei dieser Samt Alba». Gut. n»ir wollen versuchen, das zu be weisen. Nichts wäre mir angenehmer, als den Zeitungsschreibern damit ei»en Nasenstüber zu versetzen." (Fortsetzung folgt. Berufswechsel. Herr (zum Stromer): Wie. Sie gehen betteln? Waren Sie nicht früher Geschäftsreisen der bei Salomv» Hirsch! Stromer: Allerdings. Herr: Wie sind Sie denn aber so lies heruntergekommen? Stro mer: Heruntcrgclommeu? Ich bitte Sie! AIS armer Reisender bekommt man doch seine zwei Pfennige, als Herr Reisender aber wird maneinsach nauS gtschmissen. Empfindlich. Lientenam (ruft im Hotel laut): „Kellner! Ein Wiener Schnitzel!!" Gast (am Neben tifch): „Kellner! Mir auch!" Lieute nant (unwillig): „Ersuche da» Civil, sich nicht auf mich zu berufen!" ««erir-nisch. .Herr Foster! Bitte, einen Auge» blick unter vier Augen." .Treten Sie ein!" Sie waren Beide im Privatcomloir des Hauses Foster. „Was wünschen Sie?" sagte der Chef. „Ich glaubte, Herr John, unser« Geschäfte seien zum Abschluß gebracht?" „Gewiß, mein Herr, daß sind si« auch, und wie Sie selbst sagten, zv Ihrer vollsten Zufriedenheit!" .Und nun der Grund Ihrer Bitte?" .Ich wollte Sie um die Hand Ihrer Tochter bitten!" „Wie?—um die Hand meiner Toch ter bitten? Habe ich recht verstanden, junger Mann? >V«Il. die Sache macht mir Spaß. Kommt der jüngste Com mis des Hauses BehrendS aus Chicago nach London in geheimer Sendung, erfüllt seine Ausgabe, ich muß sagen, nicht ganz ungeschickt, ich spreche ihm meine Zufriedenheit unverhohlen aus. führe ihn, wa« ich sonsv nicht thue, in meine Familie ein, er ißt bei mir, musicirt mit meiner Tochter, fährt am Nachmittag mit uns aus'S Land, ver abschiedet sich aus Nimmerwiedersehen und steht am anderen Morgen vor mir und bittet um die Hand meiner Tochter. >V«II, wissen Sie auch, daß meine Tochter drei Millionen Dollars werth ist und Sie, außer keckem Sinn und frischem Gesicht, nichts Ihr eigen nen nen? Na, ich verzeihe Ihnen den Scherz. Empfehlen Sie mich Mr. Behrends. Adieu." .Ehe ich scheide, gestatten Sie mir noch ein Wort. Würden Sie mir wohl dieselbe Antwort ertheilt haben, wenn nicht der mittellose Commis. würden Sie mir wohl, frage ich noch einmal, dieselbe Antwort ertheilt haben, wenn der Theilhaber des Hauses Behrends. das fünfzehn Millionen Dollars werth ist, die Ehre hätte, vor Ihnen zu ste hen?" „Hm, ja. nun da würde sich wohl über die Sache sprechen lassen. Meine Tochter hätte übrigens auch ein Wort chen dabei mitzureden. Indessen, Theilhaber des HauseS sind Sie ja nicht und " „Nein, bis jetzt noch nicht, ober ich kann es werden. Wollen Sie mir es schriftlich geben, daß ich der Hand von Fräulein Tochter sicher bin, sobald ich Theilhaber der Firma BehrendS bin? Das Wort der Zustimmung von Fräu lein Tochter. um das nicht zu vergessen, habe ich bereits. Ich bitte, noch das Eine zu bedenken, von welch' enormem Vortheil für das Geschäft eine Ver bindung beider Hättser sein würde. Doch da« verstehen Sie besser, denn ich!" „Gut. sollen'S haben, sind Sie das Eine, sollen Sie auch das Ander» werden!" » Herr BehrendS? Noch einLN Augenblick unter vier Augen. Das Geschäft wäre beendet, meine Sendung vollbracht, jetzt hätte ich noch eine Bitte!" „Und die wäre? Ah. verstehe «ine Gehaltszulage werden Sie ohnedem er halten!" „Nein, nein ich möchte Theilhaber Ihres Hauses werden!" „Was? Habe ich recht verstanden? Junger Mau», Sie träumen! Hahaha. der jüngste Commis meines Hauses, der nichts hat als ein wenig Verstand und kühne Berechnung, will Antheil an meinem Hause haben. Mir noch nicht vorgekommen, wahrhaftig nicht!" „Che ich gehe. Herr BehrendS, er kudeu Sie inir noch eine Frage. Würden Sie dieselbe Antwort ertheilt haben, wenn Derjenige, der eS wagt, dieses Anerbieten zu stellen, mcht ein CommiS Ihres HauseS wäre, der nicht» als das Vertrauen, mit feinen Kräften in der Zukunft nicht ganz unterzu gehen, hat — würden Sie wohl, frage ich noch einmal, dieselbe Antwort gege ben haben, wenn Derjenige, der vor Ihnen stand», in der angenehmen Lage wäre, Schwiegersohn de« Mr. Foste» in London zu sein?" «Und das sind Sie?" „V«,,. will'S meinen, kann eS wenig stens werden. Darf ich bitten, das zu lcfenl" „Hahaha, sehr gut! Wenn wenn —hm. gewagte Spekulation.. .läßt sich aber hören jedenfalls oortheilhaft fiir'S Geschäft." «Wullen Sie also, Herr BehrendS, meine Bitte erfüllen? Ich wußte e» ja, daß es immer Ihr Wunsch war, in nähere Verbindung mit dem Hause Foster zu treten. Mein Advokat.der im Vorzimmer wartet, wird dir Sache. wenn'S beliebt, gleich regeln!" «Halt,junger Mann, noch einS: wenn Sie Theilhaber meine« Hause« sind, ann nicht wieder so kühn spekultrt -- Maß halten!" Ein Jahr spater fuhr durch die Stra ßen London« ein junge« Paar in ele gautrr Equipage: Mr. John u. Frau, der Theilhaber der Firma BehrendS icht »R. to ist e« sehr gul. 3