Zveunaie L„ca»na«yr» ca. 20,000 Mark flüchtig gewor den. Unter der Redaction eines Herrn Motzkus erscheint in Tilsit all monatlich ein Blättchen: „Der Land- Missionär". Motzkus hatte sich einer schweren Beleidigung des frühere» Do inänenpachters Open in Dinglakcn durch die Presse schuldig gemacht und wurde hiersür zu drei Monaten Ge fängniß verurtheilt. Durch kaiserliche Ordre ist nun diese Strafe im Gna denwege in eine Geldstrafe von 30 M. umgewandelt. Provinz Westpreußen. In Bankau feierte der Pächter der o. t>onradi'schcn Stiftung-guter Ban lau und Jcnkäu, Amtsrath Biclcr fein twjährigcs Jubiläum als Laudwirth. Zwei Besitzungen sind im Laufe eines Tages ein Raub der Flammen geworden. In Oberlerbswnlde brann ten die Wirtschaftsgebäude des Be sitzers Jauzeu uud iu Neukrügcrskam pcn die Gebäude des Besitzers Daden hvst vollständig nieder. Das todte uud lebende Inventar ist in beiden Fällen mitverbrannt. Auf der t. Domäne Papau brach durch die Unvorsichtigkeit rincs blödsinnigen Mädchens Feuer aus, das neun große Wirtschaftsgebäude und 4000 Scheffel Weizen zerstörte. Provinz Pommern. Von der Stettin« Strafkamme» .vurde der Lehrer Schiefelbein in Ro sengarten wegen Sittlichkcitsverb-rechcn zu 4j Zuchthaus und Ehrverlust ver urtheilt. Bei der Bürgernieistcrwahl in Tober wurde zum Bürgermeister der Gerichtsvollzieher Teßmann in Neugard gewählt. Im Dorse Konikow machte dcr Eigenthümer Sommer seinem Leben durch Erhängen ein Ende. Provinz Schleswig- Holstein. Aus seinem Gute Gravensicin wurde Provinziallandtags - Abg. Hofbe sitzer Haman von einem wüthenden Stier angefallen. Das Thier schlitzte dem Unglücklichen mit einem Horn den Magen auf, so daß der Tod bald dar raus eintrat. 112 In Itzehoe dcr Klo fterhosmeister I. A. Jatobsen. Das Amtsgericht Tinnum ist bis aus die Außenmauern niedergebrannt. Das feuerfeste Grundbuchsarchiv ist unver sehrt geblieben. Provinz Schlesien. 112 In Glogau Landgerichtspräsident Severin. —Das Amtsgericht in Hoyers wege hat gegen den Pastor Georg Breugst aus Spreewitz, welcher flüchtig ist und sich verborgen hält, die Unter suchungshaft wegen Unterschlagung amtlicher Gelder verhängt. In Miedzna erschoß sich der Grenzbeamte Tschöpe mit seinem Dienst-Gewehr. In Sablath sind sieben Wirthschaften total niedergebrannt. Provinz Posen. Die Strafkammer in Guefon verur «heilte den Schachtmeister Lewandowski aus Tokarszewo, welcher vor längerer Zeit den Einbruch in die Tremessener Gerichtskaffe verübte, zu IS Jahren Zuchthaus. Die Zahl der Schüler in der katholischen Volksschule in Tre ««essen, welche lange Zeit 650—700 bc> nagen hat, »t Mt auf 425 zurückge« gangen, cs scheint, daß die starke Aus wanderung nach Amerika zu dieser Berniinderung beitrügt. Wegen Amtsverbrechcn bczw. Unterschlagung amtlicher Gelder im Betrage von 2642 M. wurde von dcr Blomberg« Straf kammer der Kreis-Kassenrendant Hein rich Glatza in Znin zu 9 Monaten Ge sängniß verurtheilt. Provinz Sachsen. Der Redacteur dcr „Volksstimine", Löste, wurde in Magdeburg wegen Majestätsbelcidigung verhaftet. Das Vergehen wird gesunden in einem „Gefreiter Lück" überschriebenen Arti kel. Die Socialdemokraten Buch druckcrcibcsitz« Wille, Maurer Leiten roth und Schroh sind in Magdeburg wegen wissentlichen Meineides unter Anklage gestellt und in Untersuchungs haft genommen worden. In dem Glauben, seine Frau vor sich zu haben, mit dcr iu Unfrieden lebte, überfiel dcr Maurer Schmidt in Eönncrn Abends auf der Straße seine Schwägerin, schlug sie mit einem Hammer nieder und brachte ihr mehrere tödtliche Mes serstiche bei. Als die Polizei Schmidt verhaften wollte, war er verschwunden; nach einer auf den Tisch in der Woh nung geschriebene» Mittheilung sollte man ihn im Trebnitz« Busch suche», wo man de» Mörder den» auch erhängt auffand. —Das Haus Nikolaistraße 4 in Halle, in dem am 23. Februar 1685 Georg Friedrich Handel als Sohn eines Barbiers geboren wurde, soll erb theilungshalbcr verkauft werden. Die Verehrer des großen Komponisten möch ten, daß, nach dem Beispiel der Goethe- Schiller- und Körner-Häuser, dahier nur ein Händel - Haus entstehe, das nicht nur zur Aufbewahrung von Hän del-Religuien dienen solle, sondern auch begabten unbemittelten Musiker» ein Heim für ihre alten Tage gewähre. Die Ehefrau des Geh. Kanzleisecretärs Gerlach aus Berlin wurde vor einigen Monaten in Stendal wegen Entsüh ruug einer minderjährigen Person zu ein Jahr Gefängniß verurtheilt, welche Strafe sie in dem Gefängniß zu Gcn thin zur Zeit verbüßte. Vor einigen Tagen mußte dieselbe wieder nach Sten dal zu einem Termin transportirt wer den; aus dem Wege hierher ist uun Frau Gerlach ihren Transporteuren entmischt und bisher hat sie noch nicht wieder ergriffen werden können. Provinz Hannover. Im Dorfe Hellingst wurden die Ge höfte der Besitzer von Oesen, Hagenah und Wwe. Breden, im Ganzen 9 Ge bäude, durch Feuer zerstört. 100 Schafe und mehrere Pferde verbrannten. Es wird Brandstiftung vermuthet. 112 In Bersenbrück Dr. med. Windhorst. Im MagnuSgraben bei Celle wurde die Leiche des vermißten Musketiers Dupke vom 77. Jnftr. Rgt. aufgefun den. Nunmehr ist auch in Haneken fähr mit den Arbeiten für den Dort mund-Emshafen-Canal begonnen. Die Firma Gebr. Thurm in Osterode, welche eine bedeutende Weberei von Re genmantelstoffen betreibt, und beson ders mit der Berliner Danicnmäntel- Konfektion große Umsätze machte, ist in Konkurs gerathen. Der Inhaber der Firma hat sich in Berlin das Leben ge nommen. Provinz Westfalen. In Alten-Bochum'«st eine bejahrt.. Jungfer, Lina Munscheidt mit Namen, ermordet worden. Die alte Dame, die am 1. Mai eine bedeutende Einnahme an Zinsen gemacht hatte, wnrde erdros selt in ihrem Hause gefunden. Ihr zur Seite lag der Haushund, der von dein Verbrecher durch einen Messerstich getödtet worden war. Die Nachricht, daß gegen den Geheimen Kommerzien rath Baare in Bochum die Vorunter suchung wegen Meineids eingeleitet ist, wird von diesem mit dem Hinzufügen bestätigt, daß er selbst dies wünsche. Bei der Angelegenheit handelt es sich darum, ob Herr Baare vor dem 5. Juni 1891 gewußt, daß auf dem Bochumer Verein Stempel gefälscht worden sind. Die betreffenden Vorladungen tragen das Rubrum „In der Strafsache gegen Baare" ohne Inhaltsangabe! die Frage nach einem wissentlichen oder fahrlässi gen Meineid ist also offen gelassen. Ein vor einigen Tagen auf freiem Felde bei Gronau ermordet aufgefundener Mann wurde als der Händler Clemens Kurtz aus Telgte erkannt. Die Na delfabrit der Firma Brause Comp. (Inhaber G. Wilke) in Iserlohn ist abgebrannt. Einige Hundert Arbeiter vorläusig brodlos gewor den^ Rheinprovinz. 112 In Köln Justizrath Hugo Sieger. Präsident des AsrikavereinS deutscher Katholiken. In dem am östlichen Rande des Siebengebirges gelegenen Dörflein Stieldorf wohnt ein Äckers ma»n, Michael Weyler, den Frömmig. keit nach Oberammergau zog: von dort brachte er den Gedanken mit, dieses PassionSspiel aus rheinischen Boden zu übertragen. Jetzt, nach zweijähriger Vorbereitung, findet in einem eigens aufgeführten Festhause mit Hilse des Stieldorser Cäcilien-Vereins die Auf führung dieses Festspiels statt. Der seines Amtes enthobene Verwalter des städtischen Leihamts in Ereseld, Joh Hammes, der seit 1880 diese Stellung bekleidet hatte, wurde von« Schwurge richt in Düsseldorf wegen einer ganzen Reihe von Betrügereien zu 9 Monate» Gefängniß verurtheilt. 112 In Kreuz nach der Gutsbesitzer G. Schneegans. Königreich Sachsen. Der Senior der Juristen-Facultin an der Universität Leipzig Geh. Hos rath Prof. Dr. Otto Müller feierte sein goldenes Juristen-Judiläm.—ln der Burgaue fand zwischen den« Lieute nant Windel vom 106. Ins. Rgt. und dem «tu 6. jur. Nettke ein Pistolenducll statt. Der Lsficier erhielt einen Schuß tn den Oberarm, der Student einen Schuß in den Kopf, an welchem er kurze Zeit daraus gestorben ist. Das Fest der diamanten Hochzeit feierte in Lengefeld i. E.das Ehepaar AmtSzim mernieister Siegel.—Der frühere Brief träger E. R. Uhlig in Leubsdorf wurde vom Schwurgericht wegen Mord- und Raubverjuchs zu 15 Jahren Zuchthaus verurtheilt. Er hatte versucht, den altcn Rentier Ewald in Erdmanns dorf, dessen Verhältnisse er als Post bote kcnncn gclcrnt, auszurauben und dessen Wirthschaften» zu ermorden.— Wegen zwei Stunden Carcer, die er zudictirt erhielt, erschoß sich der hochbe gabte Sohn des BezirksschulinspectorZ Dcseret in Oelsnitz, Oberprimaner einer Leipziger höheren Lehranstalt, der nächste Ostern sein Maturätsexa nien machen wollte. Der städtische Steuereinnehmer Lohr in Plagwitz ist wegen Unterschlagungen verhaftet wor den. Bis jctzt hat sich cin Fehlbetrag von S4OOO Mark hcrausgcstellt. Nahrniigssorgcn wcgcn «hängte sich in Schöueck der früher in sehr gutc» Verhältnissen lebende Nähfaktor Gott lob Meyer.—Dem auf dcm Rittergute Weißensand in Stellung stehenden Oekonomicverwalt« Schubert gingen auf einer Fahrt plötzlich die Pferde durch, wobei der Wagen zerbrach und Sch. tödtlich verunglückte. Thüringische Staaten. In Roda brannte die Krämer'sche Mehl- und Schneidemühle bis auf den Grund nieder. In Reudnitz wurde der Arbeiter Pfeiffer beim Brunnenbau durch eine explodirende Dynamitpatrone tödtlich verletzt. Der Gürtler Alwin Gerlach in Laufpa hat sich als Kasfirer ber Verwaltungsstelle dcr Metallarbei ter Veruntreuungen zu Schulden kom men lassen nnd ist deshalb ans dem Verband ausgeschlossen worden. Der Factor Lindner in Pößneck hat vas Ju biläum seiner 50jährigen Thätigkeit in dcr Conta'schen Porzellansabrik ge feiert. —Die ncuerbaute Bahn Rodach- Coburg wurde zu Pfingsten eröffnet. Der Redacteur des socialdemokrati schen „Thür. Volksboten", Maler Burckhardt in Souncberg, wurde zu sieben Wochen Gefängniß verurtheilt, weil er völlig grundlos in seinem Blatte eine im Krankenhaus zu Bettel- Hecken thätig gewesene barmherzige Schwester (vom Sosienhaus in Wei mar) dcr Vernachlässigung ihrer Be russpflichten beschuldigt hatte. Für die Mitte Juni in Weimar stattfindende Bäckerei-Ausstellung für Thüriiigen und Anhalt hat die Stadt fowie die Großherzogin werthvolle Preise ge mistet. Hessen-Da r m st a d t. In der Behausung des Oekonomen Ott am Marktslatz in Dieburg brach Feuer aus, das in kaum einer Stunde 25 Gebäude in Asche legte. Der Sohn des Bäckermeisters Neumann in Heldenbergen befand sich mit einem zu Besuch bei seinen Eltern weilenden neunzehnjährigen Mädchen aus Win decken im elterlichen Garten, wo er sich mit Spatzenschießen mittelst einer so genannten Spatzenflinte die Zeit ver trieb. Das Mädchen soll ihn ausge sordert haben: .Schieß einmal auf mich!" Neumann kani der Aufforde rung nach, und richtete den Lanf des Gewehres auf das Mädchen, der Schuß krachte und, in s Herz getroffen, stürzte die Unglückliche todt zusammen. An einer Mühle am Kiffelswörth wurde die Leiche des Schweinehändlers Hambach aus Schwabsburg gelandet. s In Worms der Rentner Konrad Friedrich Bührmann, ein alter Achtundvierziger und treuer Demokrat. Er gehörte zu der Zahl dcr im Mainzer Massenhoch verrathsproceß zum Tode verurtheilte», entkam jedoch »ach Amerika und kehrte »ach Erlaß der Amnestie wohlbehalten n seine rheinhessische Heimath zurück. Königreich Bayern. Das Schwurgericht in Augsburg verurteilte einen Postanweisungsfäl scher, den Kaufmann Joh. Teitzel aus Duisburg, wegen zahlreicher, in Nürn berg, München. Würzburg, Augsburg und Wiesbaden verübter Fälle zu 5 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust. Der Unterofficier Hae ger vom Reiterregiment in Landshut wurde erschossen ausgesunden. Er war wegen Mißhandlung Untergebener in strafrechtliche Untersuchung gezogen. s In Regensburg der kgl. KreiSschul reserent Regierungsrath Reiser. Obcrstallmcister Graf Holnstein und Gemahlin haben aus Anlaß ihrer sil bernen Hochzeit zur Erweiterung der Pfarrkirche in Schwarzenseld 10,000 Mark gespendet. Ein großer Brand wüthete in Braunau. In sehr kurzer Zeit standen 7 Häuser in Flammen, welche beinahe ganz ausbrannten. Wegen Verbrechens im Amte wurde der vormalige Stadtschreiber I. N. Bach maier in Waldsassen zu 1j Jahren Gefängniß verurtheilt. Er hatte ca. 2000 Mark unterschlagen, da er mit 1200 Mark Jahresgehalt nicht habe leben können. Eine Feuersbrunst hat in Dorfen 17 Anwesen in Asche gelegt. In Hartenstein kam im Hause des Oekonomen G. Merkl Feuer aus. das fünf Wohnhäuser und slln' angrenzende Ställe einäscherte. Königreich Württemberg. Bankier Kaufmann in Ellwangen wurde wegen betrügerischen Bankerotts verhastet. Der Bankier und Condi tor Jul. Bayr in Eßlingen erhielt von der Stuttgarter Strafkammer wegen Unterschlagung, Betrugs. Urkundeu sälschnng und Untreue eine Strafe von 3j Jahren Gesängniß und 5 Jahren Ehrenverlust zudictirt. In seinem Coucurse stellten sich die Passiven aus 211,000 M.. die Attiven aus «>0,400 M. heraus. Am Rosenstein-Tunnel sprang der Ulan Atilhelm Dürr der 5. Eskadro» des UlanenregimentS No. 20 in Ludwigsburg aus dem Eisenbahn wagen. kam unter die Räder nnd wurde so verstümmelt, daß er sofort seinen Geist aufgab. Auf der in Nagold ab gehaltenen 23. Konferenz der württem bcrgischcn uud badischen Taubstummen lehrer erklärte man sich einstimmig für die Lautsprache und gegen die Geber densprachc.—Das Fest der Enthüllung des Kaiser Wilhelm-Denkmals in Reut lingen war eine einfache, abcr schöne Feier. Das ganze Denkmal ist nahezu 4 Meter hoch. Auf Stufe» von Gra nit erhebt sich das von Bildhauer schwarz hier gefertigte Postament aus Syenit. Auf demselben stcht die von Professor Dietrich in Berlin modcllirte, vohlgelmigene Marmorbüste dcS altcn Kaisers Wilhelm. Vor einem Jahre brannte das Anwesen dcs Oekonomen Klein in Heiseloh ab und erhielt der Eigenthümer als Brandstifter eine Ge fängnißstrafe. Jetzt hat sich daselbst ein Taglöhiier Bohner erhängt, dem wegen Brandstiftung Verhaftung be vorstand; er soll sich der Frau Klein gegenüber geäußert haben, ihr Mann sei unschuldig, cr selbst habe angezün det, allerdings auf Anrathen ihres Mannes.—Letzter Tage wanderten von der Gemeinde Sulzbach a. M. 16 Per sonen verschiedenen Alters und Ge schlechts nach Amerika aus. Die Wittwe dcs früheren Lcdcrhäiidlers Veit von Ulm, der sich vor einigen Wochen erschoß, wurde in ihrer Woh nung erhängt aufgefunden. Groß Herzogthum Baden. In einer Hütte im Stadtwalde zr Säckingeu wurde die Leiche dcs Kauf manns Jakob Grumbach von St. Bla sien aufgefunden. Derselbe hatte sich erschossen; man sagt in Folge geschäft licher Verluste. Die Wittwe Rappen eckcr i» Emcrsbach stürzte beim Bohnen holen von der Speicherstiege herab und war sofort cinc Leiche. Der Zimnier meister Rosenfelder in St. Georgen wurde erhängt aufgefunden. Wcgcu Unterschlagung im Dienste wurde der Postbote Ullrich Morschhäuser von handschuchsheim zu einer Gesängniß strafe von 2 Jahren verurtheilt. Wegen Sittlichkeitsverbrechen wurde dcr Straßcnwart Frei in Hubcrtshofeu, Vatcr von 17 Kindern, in Haft genom men. Die telegraphisch nach Lud wigshafen gelangte Nachricht von der Bewilligung dcr Bahn Ucberljngcn- Ludivigshafen-Stahringcn wurde von bcr gesnnimtcn Einwohnerschaft mit stürmischer Freude ausgenommen. Tie Leiche dcs Prokuristen und Reser velieuteuants Wolf von Mannheim, welcher seit mehreren Wochen vermißt wurde, ist bei Oppenheim geländet wor den. 112 In KälbertShauseu der Gast- und Landwirth Friedrich Wittmann. Derselbe hatte als Soldat bei dem 3. bad. Dragonerregiment No. 22 den be kannten tolltühnen RekognoscirungSrikt iintcr dcm württemb. Hauptmann Grafen v. Zeppelin mitgemacht. Der an Influenz» erkrankte Landwirth Ries in Oberschüpf versuchte scincr ebenfalls schwer erkrankten Ehesrau den Hals abzuschneiden und trachte ihr tödtliche Verletzungen bei. Als Hilfe kam, hatte sich Ries selbst mit dem Ra sirmesser den Hals du-chichnitten. Aus der Straße zwischen Windschlag und Appenweier gerieth dcr Landwirth G. Krön von Urloffcn uutcr seinen mit Steinen schwer beladenen Wagcn und erlitt tödtliche Verletzungen.—Auf dem Wege von Waldau nach Steinbach wurde dcr Forstauffchcr Täschner von einem hiesigen Einwohner, dcr als Jagdpächtcr ans dcm Anstand war, er schossen. nachdem vorher ein Streit zwi schen beiden ausgebrochen war. Dcr Thäter ist flüchtig. Rhcinp 112 a l z. Die Grundsteinlegung der Retscher- Kirche (zur Erinnerung an den Reichs tag zu Speyer unter Karl V., 152'», wird mit der Versammlung des Evan gelischen Bundes, am 13., 14. und 15. September, verbunden. Der Post packetbote Peter Magien in Speyer ist, nach Unterichlagug eines an die Regie rung adressirten Geldbrieses mit «>270 Mk., nach der Schweiz geflüchtet.— Der Ackerer Phil. Deubel in Bischheim hatte im Jähzorn seiner, erst kürzlich aus der Kreis-Kranken- und Pflegean stalt in Frantenthal entlassenen Ehe frau. die unlängst von der Dresch maschine lebensgefährlich verletzt wurde, eine Pfanne auf den Kopf geschlagen, so daß die eben kaum vernarbten B)»n -den wieder frisch ausbrachen. Aus Furcht vor Strafe hat er sich nun er hängt. In einer ganzen Anzahl La gen am oberen Gebirge sind die ge sürchteten Rebstichlinge in großen Schaaken anfgetrcten. Mehrere Ge meindebehörden verpflichteten die Be sitzer der Weinberge zu sorgsältiger Vernichtung. Zwei Söhne des Ver walters Korz vom Modenbacher Hof bei GleiSweiler kamen im Heimbachthal mit dort jagenden jungen Leuten von Effing?» und Böchingen, Söhnen von Jagdpächtern, in Streit. In dessen Verlauf wurde der 22jähr. Ludwig Korz erschossen und sein 19jähr. Bruder Friedrich durch einen Schuß schwer ver wundet. Der Thäter hat sich dem Ge richte srciwillig gestellt. 112 In Grün stadt Schieferdeckermeistcr Fessingen.— Der Tagner Wenz in Haßloch erschoß sich in seiner Wohnung. Die Gebr. Dauscher von Jmmcsheim wurden we gen Sittlichtcitsverbrechens verhastet und nach Kirchheimbolanden in das Amtsgcrichtsgesängniß gebracht. Elsaß-Lothringen. In den französischen Grenzorten Chavanncs le Grand, Chavannate ""d Suacre wüthen die schwarzen Blattern in schlimmster Weise und fordern viele Opfer. Während eine Abtheilung Soldaten der Garnison Diedenhosen vom Schießplätze über die Moselbrücke nach der Stadt zurückkehrte, trat ein Soldat plötzlich aus dem Gliede und sprang über das Gelände in die Mosel. Furcht vor einer Strafe soll ihn zum S«lbstmord getrieben haben. Der in Eqarunion geborene früher« Arbei- ter Wcitmann, welcher in Afrika bei der Fremdenlegion stcht, hat hierher ge schrieben, daß er kriegsgerichtlich er schossen werden solle, weil er einen General erstochen habe. Weitincinn verübte hier vor Jahren einen größeren EiiibruchS-Dicbstahl und mußte diese That mit 10 Jahren Zuchthaus büße». Nachher ließ cr sich bei der Fremden legion anwerben. Bei dem ersten Gausängersestc desElsciß-Lothringischen Sängerbundes, welches in Schlcttstadt stattfand, bcthciligtcn sich 28, darunter 24 ausschließlich alt-elsässische Vereine. Einträchtig wirkten hier Alt-Elsüsjer nnd Eingewanderte zusammen. Der Festzug war großartig. Braunschweig Lippe Wolbeck Anhalt. Der Gutsbesitzer Schönbrodt ans Cupsal wurde aus dem sogenannten ..Nonnenwege" todt aufgefunden! der selbe ist wahrscheinlich von seinem be ladenen Wagen überfahren worden. 112 In Brciunschwcig der Oberstaatsan walt a. D. Wilhelm Herzog. Sladt sekretär Scheffler in Blankenburg feierte gleichzeitig seinen 70. Geburts tag und das 40jährige Dienstjubiläum. In Rübcland im Harze, bekannt durch seine interessanten Tupfsteinhöh len, ist ein Höhlenmuseum errichtet worden. Dasselbe enthält eine inter essante Sammlung dcr in den Höhlen gefundenen Gegenstände, darunter Ske iette und Knochen des Höhlenbären, ferner eine Sammlung dcr Erze, welche die Harzer Werke verarbeiten. Am gleichen Tage machte» i» Wolfenbüttel der Buchbindcrlehrling Schütte und dcr Gärtner Alpers ihrem Leben durch Erhängen ein Ende. 112 In Wildun gen der frühere Bürgermeister Gustar Marc. Mecklenburg. In Crivitz ist die 16jährige Tochter des Schuhmachers Thiessen ertrunken. 112 In Güstrow Geh. Justizrath a. D. Vermehre». Der bei einem Bank geschäft in Neustrelitz angestellt gewesene Buchhalter Behrendt wurde wegen Un terschlagung einer Summe von ca. 24.- 000 Mt. zu vier Jahren und sechs Monaten Gefängniß verurtheilt. Wismar läßt mit einem Kostcnaufwande von 100,000 Mk. von den 5 Kiloin. cntscrnten Metelsdorfcr Quellen al ein zweites Wafferrohr legen. O Idenburg. Die Eheleute Joh. Heinr. Eckhoff in Cloppenburg begingen ihre golocne Hochzeit. 112 In Löningen Pfarrer und Ehrendomherr Schrandt. In einem Eisenbahnzuge vor der Station Oberstem schoß sich ein Reisender eine Kugel in die Brust. Der junge Mann, angeblich ein Maler Namens Grünbcr ger aus Frankfurt a. M., wurde in das Krankenhaus geschafft. Ein interes santer Fund ist beim Graben eines Kellers in dem Neubau des Kaufmanns Häven in Tossens gemacht worden. Zwei Meter unter der Erde wurden nämlich drei Banmstammsärgc mit Skeletten ausgesunden. Schweiz. In Gränichen bei Aarau sind in Folge von Fahrlässigkeit 12 Häuser, worunter lOStrohhäüser, abgebrannt. 32 Familien, mit IVO meistens armen Personen sind obdachlos. Das Obcr gericht in Luzern sprach dem Piutcu wirth Mütter, welcher in Folge salscher Aussagen Dritter drei Monate unschul dig in der Strafanstalt gesessen, 10,000 Franken Entschädigung zu. Letzthin verurtheilte das Schwyzer Criminal gericht den Josef Dettling von Unter- Iberg, welcher in 1890 bei einer Rau ferei einen anderen Burschen erstach, zu drei Jahren Arbeitshaus, 1300 Fran ken an die Civilpartei und zur Tragung sämmtlicher Kosten. —Bei den Befesti gungsarbeiten am Gotthard sind Unter schleise vorgekommen. Der betreffende Ingenieur, Namens Deutsch, ist flüch tig. Ein kürzlich in Vivis verstorbe ner Franz Monnerat hat der Gemeinde 40,000 Fr. zu wohlthätigen Zwecke,' vermacht. Aus Rotterdam wird vom 2. Juni geschrieben. In derselben Woche, in der ein Vater, der sein Stief kind, ein Mädchen von drei Jahren, mit einem Schüreisen todt geschlagen hatte, zu sechsjähriger Gesängnißstrafe verurtheilt worden ist, entdeckten die Bewohner einer Amsterdamer Gasse eine vielleicht noch unmenschlichere Un ihat. Im dritten Stock wohnte ein ge wisser Holsteeg, mit Weib und vier Kindern, von denen das älteste, Gerrit '(Gerhard), schon seit Ostern durch die Nachbarn vermißt wurde. Füns Frauen aus der Nachbarschast beschlossen gestern, als die Familie nicht zu Hause war, die Wohnung zu durchsuchen. Mit einem fremden Schlüssel wurde die Küchenthür geöffnet, allein den Ivjäh rigen Gerrit fand man nicht. Die Frauen wollten sich wieder entfernen, als eine von ihnen ein leises Klagen aus einem kleinen Kasten unterm Guß stein hervordringen hörte. Die er schreckten Frauen öffneten das Loch und fanden in einem sehr engen Raum den zehnjährigen Knaben mit gebeugten Knieen und Rücken zusammengedrückt. Seit Charsreitag batte der unglückliche Knabe Tag und Nacht in diesem Loche gelebt, nur Abends, wenn der Vater »ach Hause kam, durfte er während einer Stu»de das Loch verlassen. AuS einem gesunden Jungen ist Gerritt durch diese unmenschliche Behandlung in ein mageres gekrümmtes Wesen verwandelt worden, und es ist ein Wunder, daß ei überhaupt noch lebt. Der Kapitän der „Salvation Army" hat sich des Knaben erbarmt und ihn in seinem „Heim sür Obdachlose" angenommen. Die Wuth der Nachbarschaft ist so groß, daß die Eltern fortwährend polizeilich beschützt werden müssen und dessenungeachtet schon mehrfach eine derbe Tracht Schlägt bekommen haben. Ueber die Ein lieferung Jägers uud den Stand feiner Ange legenheiten berichtet die „Frankf. Ztg."! Die Behörde hattc über feine Ankunft vollständiges Schweigen beobachtet. Jäger war mit der Klotz am 4. Juni in Trieft angekommen; Beide waren mit dcr Bahn über Marburg nach Kuf stein bcfördcrt, wo fic von cincm Frank furter Criininal-Polizeicommissar und zwei Criminal-Schutzleuten über Mün chen »ach Frankfurt gebracht wurden. Es waren alle Veranstaltungen getrof fen. daß das Paar hier ohne Aussehen vom Bahnhos aus in Verwahrsam wandern tonnte. Am Ausgange des Gepäcktunnels der Post auf der nördli che» Seite dcs Hauptbahnhofs hielten zwei Chaise», deren Lenker keine Ah nung hatte», wen sie fahren sollten. In dem letzten Wagen des um 6 Uhr 59 Min. einlauseuden Zuges besandcn sich die bcidc» eingeholten Flüchtlinge, die von Polizeirath Eckhardt uud ver schiedenen Criminalbeamten erwartet wurden. Sie wurden sosort durch den Tunnel a» die am Ausgange hallen den Wagen geführt und über die Main zer Landstraße »»d die Anlage nach ocm Polizeigefangniß gefahren. Jäger trug einen gelben Staubmantel, er zeigte gebrochene Haltung. Sei» nach dcr Äbrcifc abrafirter Vollbart ist noch nicht nachgewachsen; er trügt nur den Schnurrbart. Die Klotz war guter Dinge, sie lachte, als sie vor dem Poli zeigefangniß dem Wagen entstieg. Zu den bisherigen elf Verhaftungen in der Jägcr'schcn Sachc sind am Sonnabend noch drei weitere gekommen. Ein frü heres Dienstmädchen dcr Familic Jä ger, Karoline Messer aus Hofheiin, serner dieses Mädchens verheirathete Schwester und dere» Mann, ellcnsallS in Hosheim, sind scstgenommen, da sie -eine bedeutende Summe zur Aufbewah rung von Jäger erhalten und versteckt hatten. Dcr Mann hat ein Geständ nis! abgelegt, daß er die von seine« Schwägerin erhaltene Summe, man spricht von 50,000 bis 70,000 Mark, im Felde vergraben habe. Beim Nach forschen an dcr von ihm angcgebcneii Stelle wurde das Geld gefunden. Fer ner soll sich herausgestellt haben, daß Jäger einem in Rußland lebenden Ver wandten cinc Summe, die 50,000 M. betrage, zugesendet hat. Ana tote de la Forge, der soeben durch Selbstmord gccndei hat, gehörte zn den bekanntesten fran zösische» Parlamentariern, obgleich e« im Parlament niemals eine hervorra gende Rolle gespielt hat und namentlich als Redner wenig hervorgetreten ist. Dafür gehörte er aber zu den alten Graubärten, die sich aus mehr odei minder sentimentalen Gründen eines großen Ansehens erfreuten. Analole de la Forge hatte zwei Sonderheiten: erstens war er der hcldenmüthige und siegreiche Vertheidiger von St. Oueii tin, und zweitens wurde er häufig bei Duell-Angelegenheiten als Schiedsrich ter berufen. Die Eigenschaft eines gro ßen Sachverständigen in Duellsachen soll ihm nicht streitig gemacht werden, dagegen muß man aber doch hervorhe ben, daß es mit der Vertheidigung von St. Ouentiu nicht so schlimm gewesen ist, und daß dcr Widerstand, den uns die Franctireurs Anatole de la Forges leisteten, bei weitem nicht so fürchterlich war, wie man glauben machen möchte. Uebrigens wir der Verstorbene auch einmal Vorsitzender der Patriotenliga, legte abcr feine Stellung nieder, als sich die Liga mit Haut und Haare» dem Boulangismus ergab. Auch vor her hatte er in dcr Liga keine bedeu tende Rolle gespielt und den wirklichen Machern mir als „Fahne" yediept. Ueberhaupt war er sehr decorativ, Ge sellschaften und Vereine schätzten sich glücklich, wenn sie ihn zum Präsidenten oder Ehrenpräsidenten haben konnten. In der letzten Zeit scheint sich sein Geist umnachtet zu haben. Durch sieben deutsch« Staaten zu Fuß in fünf Stunden zehn Minuten! Um eine Reife zu Fuß durch zwei Königreiche, zwei Herzogthümer und drei Fürstentümer in der kurze» Zeit von sünf Stunden zehn Minuten auszuführen, braucht man sie nicht in ein Märchen-Wunderland zu versetzen oder sich mit Siebenmeilenstieseln aus zurüsten. Unser deutsches Vaterland bietet viel mehr Gelegenheit zu einer solchen nicht einmal anstrengenden Wanderung. Man wählt, wie di« Verkehrszeitung angibt, als Ausgangs- Punkt den zum baierischen Regierungs bezirkObersranten gehörigen Ort Stein dach, Station der Eisenbahn Gera- Sarlfeld-Lichtensels, begibt sich von dort in einer halben Stunde nach Lich tentanne - Meiningen) und weiter in ein und einer halben Stund« dach Reuschengeseß (Reuß ältere Linie.) Das nächste Ziel Gleima (Schwarz burg-Rudolstadt) ist in zehn Minuten zu erreichen: nach ferneren dreißig Mi nuten führt der Weg nach Altcngefeß (Rcuß jüngere Linie). In 14 Stun den kommt man von dort nach Drognitz (Preußen), um endlich nach gleicher Zeit an den Endpunkt der Reife Saal thal (Sachsen-Altenburg) zu gelangen. —Ma n schreib t auSHa de i'S leben, 9. Juni: Unter großen Fest lichkeiten feierte unsere alte deutsch« Grenzstadt das Jubiläum ihres «!00- jährigen Bestehens! die Feier gestaltete sich zu einer erhebenden Kundgebung deutschen Sinnes an' der Nordgrenze Schleswig-Holsteins. Fast sämmtlich« Städte unserer Provinz hatten Ber treter zu der Fei«r hergesandt. Di« Stadt prangte im herrlichsten Fest schmuck. Am Vormittag fand die Enthüllung des Denkmals für Herzog Hans den Aelteren, den größten Wohl thäter HaderSlebens, statt; die Weihe nde hielt Gymnasiallehrer Dr. Mache. Glänzend gestaltete sich der an die Eut hllllungSfeier sich anschließende histori sche Festzug, für welchen die Gebrüder Nick - Berlin die Kostüme geliefert. Zahlreiche Begrüßungstelegramine lie fen aus den verschiedenen Gegendeu Schleswig-Holsteins ein. Fast unbemerkt ist am 2. Juni in Madrid ein Mann gestorben, der in der neuesten Geschichte Spaniens eine wesentliche Rolle gespielt hat, der dereinst großen Einfluß besessen, ihn abcr in unheilvoller Weise ausgenutzt hat. Carlo Marsori wurde 1818 als Sohn eines italienischen Kochs auf der Insel San Fernand« bei Cadix gebo ren. Irgend welche Beziehungen ver banden ihn mit General Narvaez, dcr den jungen Mann auffallend protegirte und an den Hos brachte, wo er bald von dcr Königin Jsabella bemerkt und ausgezeichnet wurde. Die Monarchin förderte ihren Liebling von Stufe zu Stufe; er wurde ihr Palastintcndant und in kritischer Zeit 1866 Statthalter von Madrid. Gegen Marfori beson ders richtete sich die Stimmung des spanischen Volkes und wendete sich erst der Dynastie ab, als Jsabella sich trotz aller Warnungen nicht entschließen mochte, den unpopulären Günstling fallen zu lassen. Nach dcr Scptembcr ! Revolution folgte Marsori scincr Kö nigin in'S Eril: dort bcricth cr sie gut, und cs wird namentlich feinem Rathe zugeschrieben, daß die Königin spätcr zu Gunsten ihres Sohnes abdankte. Nach dem Regierungsantritt Alsonsos des Zwölften kehrte er aus dcr Verbannung zurück, wurde indeß bald gefänglich ein gezogen, da mau vermuthete, daß er in eine isabellinischc Verschwörung ver-- wickelt sei. Zuletzt war er Präsident einer dcr Abtheilungen des Slaatsraths, aber nie wieder in den Vorder grund der Politik, nnd jetzt ist man in Madrid so lautlos über seinen Tod hinweggegangen, als ob er niemals der Marwick Spaniens gewesen. Und doch hat cr, allerdings gegen seinen Willcn, eine Dynastie gestürzt, einer anderen zum Thron verhelfen, schließlich aber auch durch verständigen Rath die Bour bonen aufs Neue ans Ruder gebracht. —Am 2. Iu 11 i waren zehn Jahre vergangen,feit Garibaldi s Tode. Der Gedenktag wurde auf Caprera durch eine große Garibaldi - Feier be gangen, zu dcr aus allen Theilen Ita liens starke Deputationen uud aus Rom Heere von Abgeordneten, Politikern Journalisten herbeizogen. Für Be förderung und Bcwirthung dcr Gästc war schlecht genug gesorgt worden. Die Feier beschränkte sich aus einige Re den am Grabe des Helden und den Be such des nur wenige Schritte davon ent fernten Wohnhauses, dessen kleine, sehr bescheidene Zimmer in dem Zustande erhalten werden, in dem sie bei Gari baldis Tode waren, abgesehen von den Eriniierungs- und Widmungsgabcn, meist Kränzen der Vereine und Körper schaften, welche allmählich alle Wände bedeckt haben. Unbedeckten Hauptes zog die gewaltige Menge der Besucher, des Gedränges uud der Hitze nicht ach tend, andächtig durch die Räume. Das Haus ist einstöckig, flachgcdeckt, weiß an gestrichen und liegt auf einer Anhöhe am westlichen AbHange dcr Felseninscl, so daß es weithin über den Jnselsund sichtbar ist. Erst durch die fleißige und geschickte Haud Garibaldi's sind einige Baumgruppe» in der Nähe des Hauses entstanden. Von ihm gepflanzte Bäume beschatten auch den Weg zu dcr beschei denen Grabstätte, welche früher dießeste scincr beiden Töchter, dann ihn selber, dem man die entschieden gewünschte Ver brennung versagte, aufgenommen hat. Ein mächtiger unbehauener Granitblock deckt den Körper des Helden, der doch nach seinem Willen in antiker Weise aus einem Scheiterhaufen mit den aromati schen Pflanzen und Sträuchern des Eilandes im Angesicht dcS Mcercs und dcr majestätischen Berge Sardiniens verbrannt werden sollte! Da die un ebene Lcrtlichkeit die Annäherung einer größeren Menge an die Grabstätte nicht erlaubte, so wurde hier in Anwesenheit dcr Fahnenträger und der Vertretun gen nur durch dcu Abgeordneten Pais eine kurze (Yedächtnißrede gclplten. Eine längere schwungvolle, aber allzu sehr mit politischen Anspielungen pole mischer Art gespickte Rede hielt Caval lotti vom flachen Dache des garibaldi fchcn Hauses. Jrrcdentisches Gepräge hatte die Ansprache, mit welcher der Abg. Barzilai dem Sohne Garibaldis einen Ehrensäbel ohne Scheide, Geschenk des Triestiner Comites, überreichte. Menotti erwiderte den ihm ausgedruck ten Wunsch, daß die Waffe bald „in der Sonne dcr Mischen Alpen blitzen möge," mit den Worten, auch er hoffe, daß das italienische Vaterland dereinst so sein werde, wie sein Vater es sich vorgestellt und ersehnt habe. Das französische Fi nanzministerium empfing dieser Tage, wie der „Gaulois" erzählt, den Besuch eines gewissen Thomas, eines 79 Jahre alten Staatspensionärs, der in einem Dorfe des Nievre-Departements wohnt. Dieser Mann ist-im Jahre 1813 im Augenblick des Uebergangs über die Beresina zur Welt gekommen. Seine Mutter hatte ihren Gatten, einen Ossi cier der Kaiserlichen Garde, in Ruß land aufgesucht und ihn eben bei diesem Flußübergang gefunden, um niederzu kommen und mit ihm zu sterben. Das Kind wurde von den Kosaken hinweg gesührt und erzogen. Später von der russischen Regierung adoptirt, kehrte er nach Frankreich zurück. Auf feinem Geburtsschein heißt es: „An der Be resina geboren." Von den la nschigen Platz chen, besonders am Wasser, vertreiben uns die garstigen Stechmücken oder ver leiden uns zum mindeste» den Aufent halt. Neben die Orte ihres Erscheinens, an die Ufer der Teiche, Bäche, Seen, Flüsse, hat die Natur ein «Schutzmittel gegen sie hingestellt: die Menthaceen, Minzgcwächse Pfefferminze:c. Vor allem ist den Mücken der starke Duft der Polei-Minze zuwider. Er entsteht durch Verdunstung eines ätherischen, in den Blättern enihaltenen Ocli, das man längst mit Ersqlg gegen die Mos kitos anwendet. Zerreibt man die Minzblätter zwischen den Fingern und betupft damit die Hände, so bleiben die Mücken fort. 7