6 »er ««lf. Da erzählte mir neulich der alte Mar quis d'Arville nach dem Jagd-Diner beim Baron Raoels folgende Geschichte: Man hatte einen Hirsch gejagt. Der Marquis war der einzige von den Tisc hgenossen, der nicht an der Verfolgung theilgenommen hatte; denn er jagte überhaupt nicht. Während der ganzen Mahlzeit sprach man von nichts ande rem als von den Treibjagden. Selbst die Damen lauschten gespannt den blut dürstigen und oftmals recht unwahr scheinlichen Erzählungen, und die Red ner ahmten den Angriff und den Kampf der Jäger mit dem Wilde nach, hoben die Arme in die Höhe und sprachen mil donnernder Stimme. Herr d'Arville sprach gut, mit einem Anflug von Poesie, ein bischen durch die Nase, aber sehr wirkungsvoll. Er mußte die Geschichte wohl schon öfters erzählt haben; denn er sprach fließend, ohne Stocken, und die Worte waren geschickt gewählt und anschaulich. Meine Herren, ich bin niemals aus der Jagd gewesen, ebensowenig wi« «nein Vater, mein Großvater und mein Urgroßvater. Letzterer war der Sohn eines Mannes, der mehr gejagt hat, als Sie alle zusammen. Er starb im Jahre 1764, und ich will Ihnen erzäh len, auf welche Weife er umkam. Ei hieß Jan, war verheirathet und wohnt« mit seinem jüngeren Bruder Franz d'Arville auf unserem Schloß in Loth ringen mitten im Walde. Franz d'Arville war ledig geblieben ans Lieb« zum Waidwcrk. Sie jagten beide, Jahr ein, Jahr aus, ohne Ruh, ohne Rast unermüd lich. Sie liebten nur die Jagd, ver standen nichts anderes, sprachen nur davon und lebten nur dafür. Unaustilgbar war diese furchtbare Leidenschaft in ihrem Herzen drinnen; sie verzehrte sie, beschäftigte sie aus schließlich und ließ für nichts anderes Raum. Sie hatten sich streng jede Störung bei der Jagd verboten, und als mein Urgroßvater zur Welt kam, während sein Vater gerade einen Fuchs hetzte, unterbrach Jan d'Arville auch nicht ei nen Augenblick die Jagd, sondern flucht« blos: „Hol's der Teufel, der Lismp hätte auch ganz gut bis nachdem Halali war ten können!" Sein Bruder Franz war womöglich ein noch viel leidenschaftlicherer Jäger als er. Kaum war er ausgestanden, so besuchte er seine Hunde, dann die Pferd« und dann schoß er in der Nähe des Schlos ses Vögel, bis man aufbrach, um ein größeres Wild zu jagen. Im Lande hie ßen sie nur Herr Gras und Herr Junker. Sie waren unverhältnißmäßig groß, knochig, stark behaart,hitzig und lebhaft. Der jüngere, der noch größer war als der ältere, hatte einer Sage nach, aus die er stolz war, eine so starke Stimme, daß die Blätter im Walde erzitterten, wenn er schrie. Wenn sie sich beide zur Jagd in den Sattel fetzten, so war das jedesmal ein stolzer Anblick, wie die beiden Riesen auf ihren großen Pferden einhertrabten. Im Winter des Jahres 1764 nun herrschte eine ungewöhnliche Külte und die Wölfe wurden wild. Sie griffen die Bauern an. die sich verspätet hatten, stressten, um die GeHöste herum, heulten von Sonnenuntergang bis Sonnenauf gang und entvölkerten die Ställe. Da lief cines schönen Tages durch das Laud das Gerücht von einem ungeheu ren Wolfe, mit einem grauweißen Fell, der zwei Kinder gefressen, eine Frau den Arm zersteischt und alle Wachthunde im Lande erwürgt hatte und furchtlos in oie Einfriedigungen drang und an die Thü ren witterte. Alle Einwohner behaup teten, feinen Athem wahrgenommen zu haben, von dem das flammende Feuer flackerte. Und bald durchlief eine furcht lbarePanikdie ganze Provinz. Niemand wagte bei Anbruch der Nacht fortzuge hen. Das Gespenst der Bestie schien in der Finsterniß umzugehen. Tie Brüder d'Arville beschlossen, sü aufzusuchen und zu tödten und luden deshalb alle Edelleute des Landes zu ei nem großen Jagen ein. Verlans, man ließ die Wälder um hauen, die Gebüsche durchstöbern, sie war nirgends zu finden. Man schoß wohl Wölfe, aber der gesuchte war nicht darunter. Und jede Nacht nach einer Treibjagd griff das Thier, wie um sich zu rächen, irgend einen Wanderer an oder fraß ein Stück Vieh, weit entfernt von dem Orte, wo man es gesucht hatte. Eines Tages endlich drang es auch in den Schweinestall des Schlosses d'Arville und sraß all die schönen Ferkel. Die beiden Brüder rasten, indem sie diesen Einbruch als eine Heraussorderung an sahen, als eine direkte Beleidigung, als eine Verhöhnung. Alle ihre an große Kämpfe gewöhnten Leiihunde boten sie auf und wutherfüllt zogen sie zur Jagd aus. Von Tagesbruch an bis zu der Stunde, wo der goldige Sonnenball hinter den kahlen Baumriesen ver schwand, durchstreiften sie das Dickicht, ohne eine Spur zu finden. Wüthend und trostlos kehrten endlich beide auf der mit Gestrüpp eingefaßten Straße langsam reitend zurück und verwun derten sich darüber, daß der Wolf ihre Erfahrung so getäuscht hatte, während sie plötzlich geheimnißvolle Furcht befiel. „Das ist kein gewöhnliches Thier," sagte der ältere, „man sollte ineinen, es habe Verstand wie ein Mensch." Der jüngere gab zur Antwort: „Wir sollten vielleicht die Kugeln durch unsern Vet ter, den Bischof, weihen lassen oder ei nen Priester bitten, die nöthigen Gebet« zu sprechen." Dann verstummten sie. Nach einer Weile sprach Jan wie der. „Sieh nur, wie blutroth die Sonne ist. Heute Nacht richtet der Wolf noch üaeiid ein Unalück an." Er hatte noch nicht ausgesprochen, da bäumte sich sein Pferd, während zugleich das des Bruders hinten ausschlug. Ein breiter mit verwelkten Blättern bedeckte« Strauch that sich vor ihnen auf, und ihren Blicken zeigte sich ein ungeheures, graues Thier, das ourch das Gehölz hin Reißaus nahm. Alle beide stießen eine Art freudiges Grunzen aus, und sich auf den Hals ihrer schwerfälligen Pferde niederbeu gend, trieben sie sie mit einem mächti gen Schenkeldruck vorwärts, spornten sie mit Worten, Schlägen und den Sporen an, rissen an den Zügeln und peitschten aus Leibeskräften auf sie ein. So gingS in gestrecktem Galopp durch das Gestrüpp, über Schluchten hinweg, den Abhang hinunter, durch den Eng paß, und dazu stießen sie aus Leibes kräften in ihr Waldhorn, um ihre Jä ger und Hunde herbeizurufen. Da plötzlich stieß mein Urahn bei diesem wüthenden Jagen mit der Stirn gegen einen mächtigen Ast, der ihm den Schädel zertrümmerte; er stürzte auf schreiend zu Boden, während sein Pferd scheu geworden davonraste und in dem Dunkel des Forstes verschwand. Der Junker d'Arville hielt mit einem Ruck sein Pferd an, sprang auf die Erde, umschlang den Bruder mit den Armen und sah, wie blutuntermischt das Hirn aus der Wunde quoll. Dann setzte er sich neben den Leich nam, bettete das entstellte, blutüber strömte Haupt auf seinen Schoß und betrachtete lange Zeit die starren Zug« des Bruders. All mälig ergriff ihn Furcht, die er noch nie empfunden. Furcht vor dem Dunkel, Furcht vor der Einsamkeit, Furcht vor dem öden Tann und Furcht vor dem gespenstischen Wolf, der ihm, um sich an ihnen zu rä chen. den Bruder geiödtet hatte. Es wurde dunkler und dunkler, im scharfen Frost knarrten die Bäume. Schaudernd erhob sich Kranz, unfähig, noch länger hier zu verharren, er fühlt« eine Ohnmacht herannahen. Lautlos« Stille ringsum, kein Hundegebell, kein Jagdhorn erschallt, alles stumm am dämmrigen Horizont, und dieses düster« Schweigen des Winterabends hatt« etwas erschreckendes und seltsames an sich. Er ergriff den Leichnam, richtete ihr. auf und bettete ihn quer über feinen Sattel, um ihn nach dem Schloß zn bringen: dann setzte er sich langsam in Trab, vor seinen Augen flimmerts, und schreckbare, gräßliche Bilder verfol gen ihn. Da plötzlich taucht anf dem in's Dunkel der Nacht gehüllten Weg ein« Gestalt empor. Die Bestie! Ein jähe, Schrecken durchzuckt ihn, etwas kaltes, wie ein Tropfen Waffer, läuft zu seinen senden herab und wie ein vom Teufel überraschter Mönch, schlägt oer Jäger ein Kreuz über die plötzliche Rückkehr des furchtbaren RäuberS entsetzt; da fallen seine Blicke zufällig auf den leb losen Körper vor ihm und im Nu im jähen Uebergang von Furcht zum Zorne erbebt er in wilder Wuth. Dann stachelt er das Pferd an, und hinter dem Wolf jagt er her. Durch Gestrüpp, über Schluchten hinweg, durch den Hochwald, durch den unbekannten Forst hin jagt er ihm nach, das Auge starr auf den weißen Punkt geheftet, der vor ihm herflicht in der dämmrigen Mondnacht. Auch sein Pferd schien nie geahnte Kraft und Wuth zu athmen. Mit vorgestrecktem Nacken galoppirt's dahin, grad' aus, gegen Baume und Felsen prallend, und Kopf und Fuß des Leich nams schlagen gegen seine Weichen. Und jetzt, heraus aus dem Wald stürzen Bestie und Jäger in ein Thal hinab. Ueber das steinige Thal breitet der blaffe Mond sein Licht aus, gewal tige Felsen umschließen es, es gibt kei nen?! uSwcg, und in die Enge getrieben, macht der Wolf kehrt. Franz stieß ein Frcudengeheul aus, daß das Echo wie Donnersrollen wie dergab. und sprang, das Jagdmesser in der Hand, vom Pferd. Mit gesträubtem Haar und gekrümm tem Rücken erwartet ihn die Bestie und ihre Augen funkeln wie zwei Sterne. Doch vor dem Kampfe ergreift der kühne Jäger den todtru Bruder und setzt ihn auf einen Felsblock. Das blutbesu delte Haupt stützt er mit Steinen und schreit dem todten Bruder in das Ohr, als spräche er zu einem Tauben: „Gib acht. Jan, gib acht!" Nun stürzt er sich ans das Ungeheuer. Er suhlte sich stark genug, um Felsen zu entwurzeln und Steine in der Hand zu erdrücken. Das Thier will ihn bei ßen, aber er packt es im Genick und ohne seine Waffe zu gebrauchen, er drosselt er es langsam; erhört, wie sich der Athem mühsam der Kehle entringt und wie das Herz aufhört zu schlagen. Und er lacht in rasender Freude und preßt immer mehr die Kehle zusammen und schreit wie wahnsinnig: „Gib acht, Jan, gib acht!" Der Wolf widerstrebt nicht mehr, der Körper wird schlaff. Er ist todt. Franz nimmt ihn in die Arme und trägt ihn zu dem todten Bruder und legt ihn zn seinen Füßen nieder und ruft mit zitternder Stimme: „Da, Jan, da nimm ihn, da, da ist er!" Dann lud er beide Körper auf das Pferd und machte sich schnell auf den Rückweg. Weinend und zugleich lachend betrat er das Schloß. Er stieß ein Freuden geschrei aus und bebte vor Lust, als er den Tod des Thieres erzählte, er weinte und raufte sich den Bart, da er vom Bruder sprach. Und oftmals noch in späterer Zeit rief er mit Thränen in d:n Augen aus: „Wenn nur mein J.iu gnehen hätte, wie ich ihn e.wurgi huoe, ich weiß, er wi.e gestorben!" Die Wittwe meines Urahns flößte dem verwaisten Sohne einen Abscheu vor dem Waidwerk ein, der sich von Vater auf Sohn bis zu mir vererbt hat!" Der Marquis d'Arville verstummte. Jemand fragte: „Das ist eine Sage, nicht wahr?" Und der Erzähler gab zur Antwort: „Ich schwöre Ihnen, daß die Erzäh lung von A bis Z wahr ist." „Das thut nichts," erwidert da ein« Dame mit lieblicher Stimme; „es ist doch schön, wenn man solche vornehm« Passionen hat." Fesselballons im Kriege. Noch ist die abenteuerliche Nachricht zur Zeit der letzten Frühjahrsmanöver der russischen Armee an der deutschen und österreichischen Grenze in frischer Erinnerung, daß plötzlich Luftballons in einer Höhe, die für die russischen Ge schosse nicht erreichbar war, von de« preußischen Grenze herüberschwebten, mit voller Muße die russischen Bewe gungen, Lager und Verschanzunger recognoscirieu und dann wieder sich in derselben Richtung, von der sie gekom men. entfernten, und zwar wunderbarer Weise gänzlich unbekümmert um di« herrschende widrige Luftströmung. Dies« Erzählung war augenscheinlich darauf berechnet, den Glauben zu wecken, als sei die deutsche Heeresverwaltung im Besitze lenkbarer Luftschiffe. Davon ist jedoch keine Rede. Wie bereits bei den Armeen der anderen europäischen Staa ten, besitzt Preußen im Anschluß an sein Eisenbahnrcgimcnt auch eine militäri sche Abtheilung für Luftschiffer, deren Einrichtung bis auf die Zeit kurz nach dem französischen Kriege zurückgeht. Doch beschäftigt sich diese Truppe nur mit den sogenannten Fesselballons, die sich zum Zwecke der Recognoscirung und Terrainaufnahme nützlich erwiesen haben. Fesselballon In Thätigkeit. Man wir erstaunt sein, zu erfahren, daß die Verwendung des Luftballons im Kriege keineswegs sehr neuen Da tums ist, sondern bereits vor nahezu hundert Jahren eine allbekannte Sachi war. Kaum hatten die Gebrüder Mongolsier und Professor Charles ihr« wichtige Erfindung des Luftballons ge macht, als auch schon die Aufmerksam keit der Heerführer sich darauf richtete. In den Jahren 1793 und 1794 ließ man währeno der Belagerung der Fe stungen Valencicnnes, Maubeuge und Charleroi Luftballons aufsteigen, um die Stellungen des Feindes aus sicherer und bequemer Höhe auszukundschaften. Auch während der Schlacht vonFleurus kamen sie zur Anwendung. Auch eine interessante Erinnerung aus unserem Bürgerkriege ist mit dem Luftballon verknüpft; General Mc- Elellan verwendete während der Kämpfe um Richmond ein Fesselballon mit gu tem Erfolge. Derselbe war durch tele graphische Leitung mit dem Hauptquar tier verbunden, und so wurde McElel han und sein Stab auf's Genaueste und vollständigste, ohne das Zelt verlassen zu müssen, über alle Einzelheiten der Schlacht unterrichtet. Dl« ObservationSgondel. Ein Umstand, der die Beobachtung aus der Vogelperspektive von der Gon del des Fesselballons aus erheblich er schwert, ist das Schwanken derselben. Ein Ballon, der frei dahin fliegt, also den Luftströmungen völlig folgt, schwankt natürlich gar nicht: er schwimmt ohne jede Bewegung im Lnft ocean dahin, und so unmerklich i t sein Aufstieg, Niedergang und seine seitliche Bewegung, daß der Aeronant solche nur aus der Bewegung hinausgeworfener Papierschnitzel erkennen kann. Anders beim Fesselballon. Das Seil, welches ihn mit einem festen Punkt der Erde verbindet, bietet der Luftströmung, die de» seltsamen Vogel mit seinen Insas sen zu entführen strebt, starken Wider stand. Deshalb schwingt die Gondel hin und her, und wenn man nicht auf Abhilfe bedacht wäre, würde die An wendung pholographifchtr Apparate, ja selbst das Hantiren mit dem Fernrohr, zur Unmöglichkeit werden. Deshalb hat man die Gondel neuerdings nicht direct mit dem Seil in Verbindung ge bracht, sondern dieselbe in ein Art Tra pez aus Seilen und Stangen einge spannt, an welche der Feffclstrick befe stigt wird. So bleibt die Gondel nicht nur ruhig und stationär, sondern auch die Zugkraft wird aus eine größere Fläch« verrheilt. ' Tie FüllunzSbatterie. Von großer Wichtigkeit ist auch die leichte Transportfähigkeit des Ballons und des dazu gehörigen Apparats. Der Ballon muß aus möglichst leichtem, da bei aber doch sehr dauerhaftem und wi derstandsfähigem Material bestehen. Die Engländer machen neuerdings ihr« Ballons für die Armee aus sogenann ten Goldschlägerhäutchen, deren Berei tung als Geheimniß bewahrt wird. Doch weiß man, daß dieser Stoff aus der in neren Verkleidung du Schafdärme her gestellt wird, indem man von zwei bis zwölf dieser äußerst dünnen, aber zähen und elastischen Membranen durch star ken hydraulischen Druck zu einer einzi gen zusammenpreßt. Ein daraus ge fertigter Ballon -ist doppelt so theuer, als einer aus Seide. Wichtig ist auch der Apparat zur Füllung des Ballons. Die deutsche Regierung bedient sich neuerdings des von ihr angekauften Richter Majert'fchen Verfahrens, bei welchem das Gas in comprimirtem Zu stande in schmiedeeisernen Blasen odei BaüonS iransportirt ivird. Die Fül lung kann augenblicklich bewirkt werden und der zeitraubende Proceß dcr Gas entwickelung füllt ganz fort. Das Fesselseil. Das Seil ist um eine Kurbel ge schlungen, welche leicht und sicher ab läuft, sobald der Ballon emporstrebt. Doch ist durch ein System von Rollen dafür Sorge getragen, daß der Ballon nicht etwa zu schnell steigt, so daß ein Abreißen oder Verschlingen des Seiles verhindert wird. Die Gondel ist äu ßerst compendiös, und enthält allen nöthigen Zubehör, namentlich auch den photographischen Apparat, und ferne, die Chemikalien für Calcium- und Magnesiumlicht in genügendem Vor rath. Sei m Schicksal kann mer nich «ntgeh'n. icd.> „Mit Maier'sch", sagt Miller zu seiner Aldcn, „Is es nich länger mehr auszuhalden!" Er meeiit die Bardei im dritten Stock „Sie is e' Xandibbc und Er wie e' Boä So eichelisiiiuich und egglich im Haus. Das Beste wird sein, wir ziehen aus!" Ganz ähnlich hat vor en baar Wochen Der Maier zu seiner Gaddin gespro chen, Und also lam's, daß an cenein Dag In dem Hause war e' Geschlebb uni. Gedrag Und beide Bardeieu, sonst sehr befrem det. Jetzt aber sehr miteinander befeindet. Zu gleicher Zeid ihr Mobiliar Aus dem Hause schafsden—wie sonder bar! Weeß Kncbbchen, es wär' ja der Zwec. erreichd. Wenn Eens nur von der Schdell« weicht», Toch, daß sie Beide das Haus verlas sen, War Sie doch e Lugsus gewissermaßen! Aber 's Scheenste kommt erst im zwei ten Theel! Denkt Eich den Schrecken meiner See!', Wie sie iu die neue Wohnung kommen. Da wird erst von Beiden wahrgenom men. Daß sie weeß Good, es is nich erlo gen Zufällig in's selbe Hause gezogen: Die Miller'fch iu die Erfchde o dit Blamage! Und die Maier'sch nu «ben indiezweed« Edage! Dadraus ganz deidlich zu erseh'n: Daß der Mensch sei'm Schicksal nich kam. endgeh'n, Und weiin's beschdimmd is, daß es ge scheh'. Kriechd man reuen Schwibs vom Bliem chenkaffce! Der Politiker. Ich kenne einen Mann und habe ihn gern, Der hält von Politik sich gänzlich fern; Und als ich ihn nach dem Grunde ge fragt, „Warum? Aus Politik!" hat er da gesagt. Alb. Roderich. Offenherzig. „Jetzt weiß ich net—ist'S der oder oder ist's der!"— „Ja, was wollen Sie denn eigentlich?" „Mein Herr hat g'sagt, wenn ich 'neinkomm' in's Zimmer, so sitzt gleich in der ersten Reih' ein alter, z'widerer Kerl:—zu dem soll ich sag n, daß der Herr Meier net in d' Kanzlei kommen kann, weil er trank is!" Was kein Verstand de» Verständigen sieht. Maina, wenn man iii der See badet, dann braucht man ja nicht angezogen zu sein. Gewiß nicht, mein Kind. Aber warum hast Du denn so viele Kleider mitgenommen? Wie man sich idealifiren läßt. / Der Gastwirth Siebenspätzl in Nie der-Bopsingen liebt halt die Kunst, nnd besonders die Malerei. Sein Lieb lingsdichter ist Friedrich Schiller. Ein mal, weil dieser auch ein geborener Schwqb ist, nnd dann glaubt er auch so eine Art Sceleiiverwandtschaft, ja. Der Siebenspätzl, wie er ausschaut, sogar eine auffallende Aehnlichkeik in dem geistreich geschwungenen Profil des Dichters der „Räuber" mit feiner eige nen wcrthenPerfönlichkeit entdeckt zu ha ben. Und als der Siebenspätzl noch ein junger fescher Bursch war und bei den Mädls fensterin ging, da mochte das wohl auch pafsiren wir meinen miider Aehnlichkeit. Aber mit der Zeit verlor denn doch die Nas. anf die der Siebenspätzl so stolz war, ganz ih ren klassischen Schnitt; sie ging in die Breite, wurde röthlich und zum Ent setzen des Eigentümers dieses imposan ten Gesichtserkers zeigten sich sogar all gemach Warzen, die dann dem Ganzen schließlich das Ansehen einer überreifen Kartoffel mit kleinen Knöllchen gaben. Und das Bild oben ist ein gutes Kon terfei von dem Siebenspätzl, wie er da mals ausschaute, als er dem Herrn Porträtmaler Schmierl aus München saß. und wie Ihn der Herr Schmierl als Schiller ideallsirt. Doch halt! wir wollen nicht vorgrei fen. Kam da eines Tages ein lusti ges, leichtes Blut, ein Münchener Ma ler in Nieder-Bopsingen an; dein gefiel denn der Gasthof zum „Zum silbernen Ferkel" und sein Wirth, der Herr Sie benspätzl, gleich ganz vortrefflich, und er quartierte sich gleich ein. Der Ma ler war nun aber für den kunstlieben den Wirth ein gefundenes Fressen. Erzählen that er dem Herrn Professor Schmier! so nannte sich der über müthige Fant aus München daß gleich das Ende davon weg war, und deutete auch zart auf seine einstige Aehn lichkeit mit dem schwäbischen Dichter könig hin. Unser Maler war nicht aus den Kopf gefallen, und cines Tages schlug er dem Siebenspätzl kräftig auf die Schulter und rief: „Ich Hab's! Die paar Jahre spielen keine Rolle! Ich male Euch, Freund Siebenspätzl, wie Hhr damals ausgeschaut als Schiller, »n Jünglingsalter! Und dafür gebt Ihr mir guie Wohnung und Kost, so lange, bis ich Euer Bild fertig gebracht!" Wer war froher, als der Sieben spätzl! Der Professor Schmierl hielt sein Wort, nnd der Wirth auch. Und heute prangt sein Kontersei als Pracht stück im Staatszimmer des „silbernen Ferkels" und jedem Besucher erzählt er stolz, das sei er selbst aus seinen Ju gendjahren. als er noch gerade so aus gesehen, wie der berühmte Karlschüler, der die „Rauber" und den „Wallen stein geschrieben.... „Wollen Sic sterbe«»?" fragte, wie das „Mainzer Journal" erzählt, ein Lieutenant bei Gonsenheim einen Arbeiter; welcher wegen seines bedenklichen Schwankens über ihn lachte. Der Gefragte antwortete: „Ich habe die Kriege 1866 und 1870 mitge macht und bin nicht gestorben und werde auch heute nicht sterben. "Hier aus blieb er am Lebe,» Da hätten wir denn die Lösung der brennenden Frage. Der Bewaffnete (Lieutenant oder Soldat) fragt den Civilisten in kritischen Momenten, ob er sterben wolle, und nur wenn die Antwort bejahend ausfällt, wird er geiödtet. < Allerdings hat nicht jeder Gefragte die großen Kriege mitgemacht nnd muß dann eine anderslautende Antwort ge ben. Als solche empfehlen wir: „Nein, ich habe Weib und Kind zu Haus, die ohne mich verderben." (Heine.) oder: „Bedaure, ich habe zu mor gen den Steuerboten wieder bestellt, da ich heute kein Geld hatte." oder: „Bitte, nach Ihnen !" u. f. w. , Verschiedene Betonung. Herr (für sich, als eben ein »echter Geck an feinem Tisch vorbeigeht): „Ein zebildeier Mensch!" Geck (wü thend): „Mein Herr, das werden Sie mir büßen!" Herr: „Büßen? Wieso? Wenn ich von Ihnen sage „ein gebil zeter Mensch"?!" Ein sonderbarer Thier freund. Dame: „Sind Sie auch im Thierfreunb? Lieben Sie die Thiere des Waldes?" Herr: „O ge mß! Ich effe z. B. Hasenbraten tei. denschaftlich gern!" „U m a' Cigarr' für fünf Pfennig' hitt' i'!"— „Soll sie stark >ein?" „Nu, daß sie halt in's Maul paßt!" Rnssische Pfingsten. Der zweite Pfingstfeiertag hatte frü her für die Töchter des Mittel-, beson ders des KäufmannsstandcS in Peters burg eine ganz besondere Bedeutung. Am Nachmittag dieses Feiertages zogen die jungen Mädchen mit ihren Müttern und dcr Freiwerberin nach dem an der Newa gclcgcneik Sommergarten, um sich dort in dcr Hauptallec in stattlichen Reihen zur Brautschau auszustellcn. Die Mütter putzten sie zu diesem Ereig. mß mit allen Kostbarkeiten aus, die nur irgend in ihrem Besitz waren; denn der Reichthum dcr Schönen bildete das beste AnzichuiigSmittel für die Hei rathscandidatcn. Was an Tand und Schmucksachen aufzubringen war. tru gen die jungen Dirnen an sich; eine findige Mutter soll einmal ihrer Toch ter an die Halsschnur ein Dutzend ver goldeter Theelöffel gehängt und in den Gürtel die gleiche Anzahl Eßlöffel ge steckt haben, damit sie einen recht wohl habenden Eindruck mache. Fast alle Mädchen hatten tüchtig Schminke auf gelegt und überhaupt ihre körperlichen Reize auf jede Weise zu erhöhen gesucht. Die jungen Männer, ebenfalls plump-stutzerhaft gekleidet, erschienen zumeist in Begleitung ihrer Bätcr, die sich mit praktischen Winken nnd Rath schlägcn lebhast an dcr seltsamen Mu sterung bctheiligten. Blieb oas Auge des Prüfenden wohlgefällig an einer jungen Schönen hängen, so trat sosori die Freiwerberin in Thätigkeit. Mit jener erstaunlichen, breiten Beredtsam keii. die gerade im russischen Kauf niannSstand dem Gespräch ein so eigen thümliches Gepräge verleiht, pries sie die Vorzüge ihrer Schutzbefohlenen auf allen Gebieten. Der geschäftskundige Kaufmann erkannte natürlich alsbald, was von den Anpreisungen zulässig.und was erdichtet war. Wirthschaft!! chon zn all' dem faden Zeug, daz Sie schwaxcu. meinen Kopf umdrehen. Vertrauen erweckend. Gläubiger: .Haben Sie Hoffnung. Geld zu bekommen?"— Student: „Bit >um leliten Atheinzuae!"