2 Po« den «nropSisch«n Fürstinn««. / In der Musik wird jede junge Prin- Hessin unterrichtet, und bei der Beliebt- Keit, welche gerade diese Kunst findet. Wcs auch selbstverständlich, daß e» Manche darin zu cincr gewissen Voll kommenheit bringt. In der Familie der Königin von England ist neben der Liebhaberei für so viele andere Kunst- Gebiete auch diejenige sür die Musik zu Hause. Dic Königin war in ihrer Jugend eine eifrige Klavierspielerin, ihre Tochter, die Kaiserin Friedrich, spielt, wie man sagt, die schwierigsten Kompositionen vom Blatt. Weniger verbreitet sind manche andere Talente. Die Königin Margherita von Italien z. B. schreibt Kritiken über Bühnenanf- Mrungen. Die Königin - Regentin von Spanien besitzt cin vorzügliches Talent für Sprachen; deutsch, franzö sisch, englisch, italienisch und spanisch spricht sie mit einer Leichtigkeit, die Staune» crrcgcn darf. Ihre Part nerin findet sie in der Königin Marg hcrita, welche im Stande sein soll, einen jeden ihrer Gäste in dein Idiom seiner Heimath zu begrüßen. Dic Königin von England zieht das Plattdeutsche allen übrigen Sprachen vor; sie hat darin cin solches Verständniß erworben, daß sie Fritz Reuter und Klaus Groth mit Leichtigkeit liest. ' Die verstorbene Großherzogin von Hessen war eine Meisterin in feinen Handarbeiten; täglich arbeitete sie an der Nähmaschine, so daß man ost kaum glauben konnte, man befinde sich in der Behausung einer gekrönten Frau. Die Königin von Dänemark besitzt ge radezu eine Schwäche für die Putzma cherei; ihre drei Töchter, die Kaiserin von Rußland, dic Prinzessin von Wales und dic Herzogin Eumberlaud, sind ihr darin so ähnlich wie möglich. Man soll diese Fürstinnen beinahe nie mals ohne Handarbeit sehen. Die Kronprinzessin von Schweden ist eine Meisterin in der Küche; so oft sie in Berlin anwesend war zum Geburtstage ihres Großvaters, des Kaisers Wilhelm 1., konnte man sie in der Küche des Palastes sehen, wie sie die Lieblings speisen desselben eigenhändig znberei lete. Die Königin von England ist eine ebenso praktische wie sparsame Hausfrau, welche besonders auf die Landwirthschaft cine sehr große Sorg falt verwendet und darin wirtlich ncn nenSwerthe Erfolge aufzuweisen hat. Dagegen soll die Exkönigin Jsabella von Spanien dcn Werth des Geldes kaum kennen. Von der Kronprinzessin- Wittwe Stephanie endlich wird noch er zählt, daß sie kein größeres Vergnügen kennt, als Puppen zu nähen für ihre kleine Tochter, die Erzherzogin Elisa» beth. Die Katzen Napoleons. Im Jahr 1815, als das Schiff, das Napoleon I. nach St. Helena bringen sollte, eben im Begriff war, in See zu gehen, ließ cin Spaßvogel in Chester und dcn umliegenden Ortschaften Be kanntmachungen vertheilen, welche be sagten, daß St. Helena unter einer wahren Landplage von Ratten zu lei den habe, die cZ dem Kaiser uud seinen Begleitern unmöglich inachen würde, dort zn leben. Zu dem Zweck habe die englische Regierung beschlossen, von Ehester aus eine ganze Schiffsladung von Katzen zu importiren. Auf dcm Plakat wurde ferner ein Tag festgesetzt, an dcm ciu königlicher Ofsicier in Che ster sein würde, uud daß cr mit 16 »>>. die ansgcwachscncn Katzen pro Stück bezahlen würde, während junge Katzen 1V Shilling und kleine Kätzchen, die sich selbst ernähren könnten, mit 2 Sh. ge tauft wcrdcu würden. Alle Welt nahm das ernsthaft, und zum festgesetzten Tage wurdcn Tau sende von Katzc» nach Chester gebracht. Als ihre Eigenthümer sahen, daß sie znm besten gehalten worden wären, ge rieten sie in Wnth, ließen ihre Katzen in dcn Straßen laufen und deinonstrir ten vor dem Rathhause. Einige Be wohner von Ehester wurden von den wüthenden Provinzialcn verwundet, die nicht Lust halten, sich von dcn Städtern auslachen zu lassen. In dcn folgen dcn drei Wochen wurden über vier tausend Katzen in Chester getödtet. Ter Spaßvogel war nicht zu entdecken trotz des Preises, dcn die Polizei ans seine Ergrcifung gesetzt hatte. Nach einer vielvcrbrei teten Annahme wurde die Cigarre in Teutschland zn Anfang des achtzehnten Jahrhunderts durch die französischen Heere bekannt und um 1796 in Ham burg Mode, nachdem dort Schlottmann acht Jahre früher eine Cigarrenfadrik wäre aber in Frankreich selbst das Ci garrenraucheli erst durch die 182? aus Spanien zurückkehrenden französischen Truppen eingebürgert worden. Das Blatt führt als Beweis folgende Stelle >aus den incdirten Denkwürdigkeiten des Schauspielers Hippolyte Anger an: „Unsere Rückreise nach Paris ersolgte Aber Orleans. Unterwegs begegneten wir öfters Officicren, die aus Spanien heimkehrten. Sie trugen verwegen die Cigarre im Munde, eine neue Sitte, die seitdem allgemein geworden ist. In dieser Hinsicht hatte der Feldzug von 182! i die gut sinanzielle Wirkung, eine Freiwillige Steuer zu schaffen." Trauriges Symptom. Kraxenbauer: „... .Ja, ja, i' spür's. das; i' alt werd'! Früher, da war mir s «in Leicht's, sechs Leberwürste hinterein ander zu verschlingen jetzt muß i' schon eine große Schüssel Sauerkraut >dazu essen!" Unerwartete Antwort. "Richter: „Sie sind wegen des Dieb stahls zu sechs Wochen Gefängnis; ver urthcilt. Haben Sie noch was zu Ihrer Vertheidigung zu sagen?" Angeklagter: Ja, daß dieselbe cim miserable war!" Di« vergeffene BataillonSfahn«. Es war am Schluß des Brigadeexer ciereus, am Tage der Besichtigung. Unser Bataillon hatte in einem großen Torfe, in welchem alle vier Compagnien untergebracht werden konnten, recht an genehme Quartiere gesunden. Dcr Stab des Bataillons Major Bumke nnd sein Adjutant war aus's Domi nium gelegt worden, welches sich am Ende des Dorfes, auf der dem Exereier platze entgegengesetzten Seite befand. Von dort mußte jeden Morgen vor dem Exercieren durch ciue Compagnie, welche immer besonders empfohlen wurde, die Fahne geholt werden, wobei sich der Fahnenträger, Sergeant Puffke. in der Regel einige Minuten vor der Fahnen compagnie schon einfand. Heute am Besichtignngstage war Puffke ganz be sonders früh erschienen, hatte die Fahne auf dcr Stube des Majors in Empfang genommen und harrte nun geduldig im Hausflur auf das Erscheine» der Com pagnie. Alle zwei Minute» lugte er zur Hausthür hinaus, ob denn noch nicht die Abtheilung känie, aber cr konntc jedesmal nichts entdecken. Nachdem er ca. 2V Minuten gewartet hatte, wurde cr doch etwas unruhig. Dcnn es war nunmehr höchste Zeit, daß abmarschirt werde. Als aber noch etwa 10 Minuten verflossen waren, da ging er klopfenden Herzens, mit feiimn treuen Symbolum im Arm,' wieder die Treppe zum Herrn Major hinauf uud wollte sich eben anmelden lasfen, als dieser schon im Paradeanzug aus feiner Stube heraustrat, indem es nunmehr auch für ihn Zeit war, nach dem 1 Meile entfernten Exercierplatz zu reiten. Sein erster Blick fiel auf Puffke, der wie cin armer Süudcr. dic Fahne in dcr Hand, an dcr Treppe stand. „Aber, sagen Sie mir bloß um Got tcswillen, sind Sie dcnn noch nicht fort?" ricf der Major mit allen Zeichen des Entsetzens. „Ist dcnn dic Fahnen compagnie noch nicht dagewesen?" „Nein, Herr Major!" antwottete der Sergeant. In demselben Moment trat anch der Adjutant aus seinem Zimmer heraus und machte cin keineswegs erbautes Gesicht, als er die Scene vor sich sah. Fiel cs ihm doch plötzlich ein, cr gestern wcgcn der viclcn Bcschle uud Vorbereitungen für die Besichtigung ganz vergessen hatte, die Compagnie zn bestimmen, welche die Fahne abholen sollte! Und nun war sie vergessen, ein Ver sehen, welches dem Anscheine nach überhaupt nicht mehr gut zu machen war! Deuy im Trabe konnte doch Pusske nicht nach dcm Exercierplatz lau fen, und, wcnn er es auch gekonnt hätte, wo war die vorgeschriebene Bedeckung für die Fahne? Zunächst stammelte der Adjutant dcm Major die Unterlassungssünde, die ihm ein heiliges DonnerMtttr eintrug aber dadurch wurde es nicht besser! In diesem kritischen Augenblick er schien ihr Quartierwirth, der selbst Laudwehrossizier war, und kann, hatte er erfahren, um was es sich handelte, als er anch schon dcm Major scinen Wagen und scinc besten Pferde zur Ver fügung stellte, um den Sergeanten mit feiner Fahne so schnell als möglich nachzuschasfen. Aber nun kamen andere Bedenken: den gcschlosscncn Wagen konnte man nicht brauchen, weil die Fahne drinnen nicht Platz hatte; den offenen Wagen wollte man nicht benutzen, weil Puffke mit der Fahne darauf, weithin sichtbar gewesen wäre was unter allen Um ständen zu vermeiden war! So blieb denn in der Angst nichts weiter übrig, als den Brelterwagen zunehmen, dessen letzte Bestimmung eine Düngersuhre g.wcfcn war, von der man noch Spu ren sehen konnte! Also die heilige Fahne auf den Dün germngen! Welche Ironie! Aber in der Noth frißt der Teufel Fliegen: cine andere Rettung gab's uicht! Unter keiner Bedingung durfte die Fahne bei der Besichtigung fehlen. Schucll war dcr Brettcrwagen be spannt uud Stroh darin ausgebreitet, auf dem dcr Scrgeant mit der Fahne Platz nahm, indem er die letztere ganz mit Stroh überdeckte uud sich selbst dcr Länge nach hinlegte, um möglichst un gesehen zu bleibe»! So suhr den» dcr Wagen im schar fen Trabe dem Exercierplatz zu. Als die seltsame Cavalcadc denselben beinahe erreicht hatte, machte dcr Adju tant den Major mit Schrecken darauf aufmcrksam, daß der Brigadegeneral, dcr heute an seinem Besichtignngstage ctwaS zeitiger kam, anf einem Neben wege gleichfalls dem Exercierplatz zuritt uud zwar in der Weise, daß er mit ihnen nothwendiger Weise zusammen treffen mußte. Stehen zu bleiben, war nicht möglich, das wäre erst recht ausge fallen! Zum Glück war ja die Fahne gut verborge», wohin aber mit dem unglücklichen Puffte?! Da fiel dcm findigen Adjutant eine rettende Idee ein: Puffke mußte als so genannter „Schlapper" gellen, dcm unterwegs anf dcm Marsche unwohl geworden war. Die „Schlappen" wurden in dcr Regel per Wagcn, wcun sich ein solcher zusällig fand, dcm Ba taillon nachiransportirt. Der Fahnenträger erhielt also seine Rolle znerlheilt, die er mit einem schmerzlichen Lächeln ausnahm: ihm schien sein Schicksal schon zu ahmn. Er sah nämlich äußerlich bcucideuswerth gesund aus, cin Exterieur, welches er durch seine Jammcriiiiene einigermaßen zu verdecken bemüht war. Kaum war Alles mühsam geregelt, als schon dcr General sich dcm Wagen näherte und von dcn beiden Offizieren ehrerbietigst begrüßt wurde. „Sagen Sie mal, lieber Major, wen haben Sie denn da aus dem Wagen?" waren die ersten Worte des Brigade konimandeu'-s. „Einen Sergeanten von meinem Bataillon, dem unterwegs unwohl ge worden ist," antwortete der Major, in dem er salutirend an den Helm faßte. „I, da schlage doch das heilige Don nerwetter drein!! Fangen mir jctzt die Untcrofsicicre auch schon an, unterwegs umzufallen, ein nettes Vorbild für die Leute! Außerdem scheint mir dcr Mann etwas arg übertrieben zu haben; denn sehen Sie nur. wie blühend uud ge sund cr aussieht! Gegenwärtig ist ihm jedenfalls augenscheinlich sehr wohl! Also marsch, runter vom Wagcn! Sie sollten sich überhaupt schämen, Ser geant, so cin Beispiel zu geben!" Puffte, dcr um Alles in dcr Wclt seinen Major nicht vcrrathcn hätte, kroch wie ein betrübter Lohgerber vom Wagen hcrnntcr und trottete im Schritt hinter ihm her, während dcr Gcncral im langsamen Trabe, mit dcm Major sich unterhaltend, dem Exercierplatz zuritt. Letzterer war noch circa 1 Ki lomctcr entfernt und bestand aus einem riesigen Stoppelfeld, welches sich anf der linken Seite der Chaussee, auf der sie ritten, weithin ausdehnte. Anfangs trabte dcr „findige" Adju tant, allerdings fchr geknickt, hinterher; bald aber ließ er sein Pferd langsamer gehen und hielt eS schließlich, nnbe mcrkt von seinen beiden Vorgesetzten, an! Ihm war nämlich noch zuguterletzt cin rettender Gedanke eingesatlen, wie er trotz allcdcni doch noch die Fahne vor der Ankunft des Generals zum Ba taillon bringen konizte. „Frifch'gcwagt, ist halb gewonnen!" Als dcr langsam folgende Wagen herangekommen war, ließ cr sich rasch entschlösse'» die Fahne reichen nnd, in dem cr sie längs dcr linken Seite des Pferdes hielt, gab er demselben die Sporen und gallopirle querfeldein in langen Sätzen anf sein Bataillon zn, welches er etwa 1 Kilometer links seit wärts dcr Ehausfcc auf dem Cxercier platz bemcrkcn konnte. Er hatte inso fern Aussicht, nnbemcrkt nnd vor dcm Gcncral scin Ziel zu crrcichcn, als letz terer in ruhiger Gangart auf der Chaussee weiterritt nnd offenbar erst, beim Exercierplatz angekommen, vom Wege abbiegen wollte. Vielleicht wäre auch das kleiue Manö ver dem Adjutanten geglückt, wcnn nicht der General hätte wissen wollen, wie viel Kranke das Bataillon habe. Als cr sich dieserhalb an dcn Major wandte und Letzterer seine rechte Hand, den Adjutanten, darnach fragen wollte, bemerkten beide zu ihrem Erstaunen, daß derselbe nicht mehr hinter ihnen reite und auch auf der ganzen Chausfee nicht zu sehen war. Ihre Verwunde rnng erreichte aber den höchsten Grad, als sie plötzlich den Adjutanten mitten durch die schön bebauten Rüben- und Kartoffelfelder dahinfliegen sahen, als ob die wilde Jagd hinter ihm her sci! „Aber, lieber Herr Major, ist denn bei Ihnen heute rein dcr Teufel los? WaS füllt denn Ihrem Adjutanten cin, der reitet ja wie ein Besessener durch dick und dünn!" Der Major, dcr dcn Zusammcnhang ungefähr ahucn mochte, entschuldigte de» seltsame» Ritt des Adjutanten, in dem cr sagte, daß sei» Pferd, welches jung und sehr mnthig sei. jedenfalls durch irgend etwas erschreckt worden und mit ihm dnrchgegangen sei. Der General, der sich wohl auch einen anderen Grund nicht gut vorstellen konnte, fand dics plausibel und fügte nur i» wohlwollendem Tone hinzu: „Wenn'S ihm nur uicht schlecht be kommt!" Schon wollte er sein Pserd von Neuem in Trab setzen, als er plötzlich nochmals anhielt und, indem er die Augen zusammenkniff, was er seiner Kurzsichtigteit halber that den Ma jor auf etwas Längliches nnd Schwar zes aufmerksam machte, welches in ge rader Linie hinter dem Pferde des Ad jutanten abstand. Es war dies das schwarze Schasteude der Fahne, welches sichtbar war. mährend der übrige Theil vom Pscrdekörper verdeckt wurde. Der Major, der sich wohl denken konnte, was es fei, wußte i» feiner Herzensangst keine andere Erklärung zu stammeln, als daß er meinte, dies müsse der lange Pserdeschweis sein, der durch die schnelle Gangart so horizontal hinterher flöge. Er baute dabei aus die ihm bekannte Kurzsichtigkeit des Generals, die letzterer aber niemals zugab, weshalb er auch keine Brille trug. Aber trotz seiner schlechten Au gen schien der General doch nicht ganz von der Erklärung des Majors über zeugt, denn er erwiderte: „Na, so ein langer und dünner Pferdeschwanz ist mir doch aber in mei nem Leben noch nicht vorgekommen!" und ritt kopfschüttelnd weiter. Bald hatten sie den Exercierplatz er reicht, wo sie sich in der Richtung auf die Truppen in langsamen Galopp setz ten. Letztere standen bataillonSweisc neben- und hintereinander, die Gewehre waren zusammengesetzt nnd die Leute weggetreten: denn die eigentliche Auf stellung zur Besichtigung sollte nunmehr erst nach Ankunst de» Brigadecomman deurs, durch diesen persönlich er folgen. Unterdessen war der Adjutant mit seiner Fahne schon glücklich bei seinem Bataillon angelangt, wo er mit einem riesigen Halloh seitens der Kameraden empfangen wurde. ES wurde bis zum Eintreffen des Puffke schnell ein anderer Sergeant als Fahnenträger designirt, damit, wenn das Bataillon an die Ge wehre gehen sollte. Alles in schönster Ordnung sei. Da nun der General mit der Auf stellung seiner Brigade vollauf zu thun hatte, dachte er für s Erste nicht mehr an den merlwürdigen „Pferdeschwanz" und gab sich ganz seinen Ticustgeschäf ten hin. Die Porstcllnng der Brigade verlief glänzend. Seine Excellenz, der com mandirende General, sprach sich sehr belobigend aus, so daß, als der Gene ral nach beendeter Kritik nach Hause ritt und zusällig mit dcm Bataillon des Major Bumkt zusammentraf, er sich in der besten Laune befand und den Ma jor auf's Freundlichste ansprach. Dabei siel ihm aber dcr lange und so kcrzengrade nach hinten stehende Pferde schwanz wieder cin und er ricf dcn in kurzer Entfernung hinter ihm reitenden BataillonSadjutantcn mit dcu Worten hcran: „Freut mich, Herr Lieutenant, das; Sie vorhin bei dcm tollcu Ritt tciu Malhcur hatten. Ihr Pserd scheint ja den Tenscl im Leibe zu haben." Wie erstaunte er aber, als er das Pserd sich gcuaucr ansah und nur einen ganz knrzcn Schmanzstninmel an ihm bemerkte!! „Was haben Sie denn mit Ihrem langen Pscideschwanz gemacht. Herr Lieutenant?" fuhr der General fort, „Sie haben ihn doch nickst auf dem Exercierplatz abschneiden lassen?" „Nein, Herr General," entgegnete militärisch kurz dcr Adjutant, dcr von seinem Commandeur schon Alles erfah ren hatte nnd sich durch möglichst kurze Antworten ans dcr Affaire ziehen wollte. „Na, zum Kuckuck, wo ist denn da dcr Schwanz hingekommen, Herr Lieute nant?" „Ich weiß nicht, Herr General!" „Das ist doch aber eine merkwürdige Bkschichte mit Ihrem Pferdeschwanz. Herr Lieutenant!" „Zu Beschl, Herr General!" Bei diesen Worten war dcr Weg, wo der General nach seinem Ouartier rei te» mußte, hereingekommen. Der Brigadeadjutant, welcher am Morgen schon vor seinem Coinmandeur zum Ailsslichcn eines geeigneten Ausstel lnngsplatzcs nach dem Exercierplatz ge ritten war, hatte gelegentlich dcr Kritik die Geschichte von dem interessanten Pferdeschwanz gehört nnd, da er seinen jüngeren Amtsgenossen, dcn BataillonS adjutantcn, nicht zum Schluß noch hcrciiifallcn lassen wollte, uutcrbrach cr an dieser Stelle dcn General, indem cr ihn daraus aufmerkfam machtc, daß hier der Weg nach dem Onarlier ab biege. Der General ritt daraufhin in dcn Seitenweg cin, wobei aber sein Blick nochmals das Pserd des stramm saluti rcndcn Adjutanten traf: „Wirklich sehr merkwürdig," mur melte cr d ibei vor sich hin und ritt von dannen! Nächsten Tag hatte cr die Geschichte vcrgcsfcn. Sergeant Puffke *vurde für dcn aus gestandenen Schreck durch ciu gutes Frühstück anf dem G»tshofe entschädigt, wobei er sich keineswegs als „Schlap per" zeigte, sondern ganz gehörig ein hieb; uud auch der Major und sein Ad jutant tranken beim Mittag cin GlaS mehr wie sonst, weil schließlich nach Alles so gut abgelaufen war. Pariser Hausbesitzer. Ueber die Furcht dcr pariser Haus besitzer, richterliche Beamte als Miether auszunehmen, macht sich dcr „Figaro" folgendermaßen lustig: Die Scene ist auf dem Boulevard St. Germain. Ein Herr liest einen Zettel ~Wohnung en zu vermiethen." Er tritt ein. Der Pförtner (als Nationalgardist ge kleidet, kreuzt das Bajonuet): Halt! wer da? Der Herr: Aber... Ter Pfört ner: Halt, oder ich gebe Fener! Dcr' Herr: Ich möchte die Wohnnng besichti gen. Der Pförtner: Vorwärts maisch! (Er ruft): Melanie! Woh nungsronde! Hast Tu die Handschellen? (Er legt dem Herrn die Handschellen an). Folgen Sie mir. TrctcuSiccin! Die Wohnung ist im füuftcn Stock. Miethspreis 2'>W Francs, Salon, Wohnzimmcr, Schlaszimmcr, Speise zimmer, Küche, Balcon, Aussicht aus den Boulevard. Jetzt antworten Sie: Ihr Name? Der Herr: dn Palle. Der Psörlner: Stand? Der Herr: Generaladvoeat. Der Pförtner (auf springend): Melanie, schließe die Cin gangSlhür! Niemand darf hinein noch hinaus. Mau weis; doch nicht, daß Sie hier find?, ~ Ich athme auf; aihnien wir aus, Melanie! In diesem Falle kann ich Ihnen das neue HauS-Regle ment vorlesen, welches sich aus die Ge neraladvocatcn, Advocatcu und Poli zeibcamtcn bczicht. Erstens: MielhS prciS 75M0 Francs vorausznbezahleu. zweitens: der Name muß geändert wer de», Sie müssen sich in Zukunst Turou nennen: drittens: Wechsel des Berufs; sür das ganze HauS gelten Sie als Krämer, Trognist oder Gcsellscha'ter der Eomedie Fr«n' dick san!" Die TeftamenjS-Klausel. Wenn alte Onkel Testamente mit Klauseln machen, dann ist tausend ge gen eins zu wetten, daß das Gegentheil von dem erreicht wird, was sie zu errei chen gedcnkcn. Onkcl Grüncmann war reich nnd das quälte ihn in der Stunde, in der es ihm tlgr wurde, daß cr nur noch einige Tage zu lebcn habc. Wem sollte er scin Erbe vermachen? Kirchen und Schulen? Den Gedanken verwarf cr. Scinen natürlichen Erben also, uud cr sann nach. Nur eiu Neffe lebte im Norden Deutschlands, cin junger Gelehrter, dcm beide Eltern gestorben waren und im Süden, in Schwabenland lebte cine Nichtc, auch ciue Waise, ei» hübsches, braves sittsames Mädchen, das, mit einem reizenden Maltalent ausgestattet, eine bescheidene aber sorgenlose Existenz gegründet hatte. Natürlich hatte der alte Onkcl den verrückten Einsall. den Uebergang sei nes Vermächtnisses auf die Beiden von einer Klausel abhängig zu machen: Sie sollten sich heirathen, sonst fi l Erbe an eine Reihe von Stiftungen. An ein und dcmselben Tage erhiel ten Fritz Gerding. der junge Assessor in Berlin, und Lidda Mäddin in Stutt gart einen Brief, der ihnen mittheilte, ihr alter Onkcl Grünemann sei gestor ben und habe sie unter dcr Bedingung, daß beide künftighin mit einander, ehe lich verbunden, dnrch'S Leben schritten, zn Erben eingesetzt. Er, dcr Schreibe» des Brieses und Testamentsvollstrecker, Jnstizrati) Stammet, lade die Adressa ten cin, behuss Aussprache über die Klausel nach E. zu kommen. Niiii lag E. aber in dcr Milte der beiden genannten Städte und zwar an einer Secundärbahn, die sich von der Hauptstation —iiigen abzweigte. Fritz lachte, als cr dcu Brief em pfing: „Eine Cousine, dic ich nicht kenne? Na, ansehen kann man sie sich ja ein mal!" Lidda aber hatte schon die Feder er griffen, um ans dcn Brief z» ant worten: „Ich danke dem Onkel für seinen Willen eine» Mann aber lasse ich mir nicht anserben. Ich veezichte!" Aber dcn Bricf sandle sie nicht ab. E.n seltsames Gefühl hielt sie davon znrück. Da gab es also eimn Menschen in dcr Welt, den das Schicksal ihr zum Gatten gewählt hatte. War es nicht cin eigener Reiz, zu scheu, ob das Schicksal ciueu guten Geschmack hatte? Und so lantete denn ihr Bricf: „Ich komme." Und an einem bestimmten Nachmit tage stiegen zwei junge, hübsck>e Men schenkinder ans der Hauptstatiou —gin gen in cin Coupe 2. Classe des ZugeS, welcher auf dcr „Bimmelbahn" gen E. rollte. Lidda war dicht verschleiert, aber Fritz sandte trotzdem manchen Blick zn ihr hinüber: cin zierlicher Fuß, cin edelgeformtcr Kopf, eine schlanke Taille hm! dachte cr endlich „'s wär wun derbar, wcnn just Sie eS wäre! Aber heirathen nach Geld pfui!" Auch Lidda schaute mit unverkenn barem Interesse anf Fritz. Die aus drucksvolle» Zuge des jungen Gelehrten interefsirten sie, der ganze Mann fes selte sie. Wenn „Er" es wäre? Das Zusammentreffen wäre doch cin seltsa mcs Zufallsspiel gewesen. Der Zug hielt iu E. Sonderbar beide nahmen in demselben Hotclwagen Platz. Schon wollte Fritz Gerding teck die Frage an scinc Reisegefährtin thun, „ob sie vielleicht seine Eousiue" sei, da hielt nach k»r;er Fahr! schon der Wa gen uud der Oberkellner des Hotels mit seiner Suite von Hansknccht und Zim merkellner nahm die Angekommenen in Empfang. Als Fritz in feinem Zimmer war. war er etwas ärgerlich über sich selbst. Weshalb Halle cr nicht gefragt? Und wo war sie nuu geblieben? Welches Zimmer war das ihre? Endlich tröstete er sich aus dcu solgcudcu Tag, dcr ja die Cutschciduug bringen mnßte. Da Pochte es an der Thür und cin ernst uud würdevoll aussehender Ma»n erschien in derselben. „Ich bin der Justizrath Stamme!" begann er „ich saß gerade unten im Hotelrestaurant, als Sie ankamen nnd ein Blick in das Fremdenbuch be lehrte mich sofort von dem Eintreffen eines meiner Clienten. Cine seltsame Klausel, die Ihr alter Onkel aufstellte, nicht wahr?" „Gewiß und zweifellos cine. die das ganze Testament ausheben wird." „Äiefo?" „Ich denke zu hoch von der Che. um eine sorgenfreie Existenz zu ihrer Basis zu machen." Im Nebenzimmer wurde das Rücken eines Stuhles hörbar. Fritz Gerding fuhr fort: „Uud diese Cousine, die ich nicht kenne, deren Character mir unbekannt ist, die mir vielleicht im höchsten Maße unsympathisch ist, diese soll ich hei'ra thcn, weil mein feliM Onkel den Ge danken hatte, mir als Belohnung dasür sein halbes Vermögen zu hinterlassen?" „Siebenten sehr stolz, mein Herr!" „Aber wie ein Gentleman es ist unnöthig. uns morgen zusammenzu führen. Schon heute geb.' ich die bün dige Erklärung ab. daß ich auf das Erbe verzichte» muß, weil ich dem Wil len der Klausel mich nicht fügen mag!" Ein leiser Ruf schien aus dem anlie genden Zimmer herüberzutönen. „Aber dann, mein sehr verehrter Herr," begann der Justizrath wieder— „weshalb sind Sie dann hierhergekom men?" Fritz Gerding lachte. „Ans Neugierde, aus einem unbe kannten Triebe—was weiß ich. Das aber weiß ich, daß ich mein Kommen wenigstens ausnutzen werde. E. liegt so idyllisch nnd ich brauche ein paar Tage Ruhe. Ist hier nicht in d« Nähe cine Försterei oder so etwas ähn liches, in die man sich cin paar Tage verkriechen kann?" Hart am Walde, ein halbes Stünd chen von dcr Stadt, wohnt cine För sterswittwe, sie vcrmicthet ihre Zimmer, die allerdings sehr ländlich sind, an Fremde, die Ruhe und Waldluft genie ßen wollen. Frau Aubinger heißt sie." „Tanke ich werde morgen hinaus stehcn. Heute Abend möchte ich mir E. ansehen." Zehn Minuten später hatte eine junge Dame eine Droschke genommen : „Zu Frau Aubinger." Zu seinem Erstauhen vernahm Fritz vom Oberkellner, daß die Dame, mit dcr cr gekommen, bereits das Hotel ver lassen und die Meldung hinterlassen habe, sie würde erst in einigen Tagen zurückkehren. Der Justizrath aber schüttelte am selben Abend noch einmal den Kopf: Ein Bote hatte ein zierliches Briefchen gebracht, mit folgendem Inhalt: „Sehr geehrter Herr Justizrath! Kaum angekommen, um Ihrer Auffor derung Folge zu leisten, fällt mir das Verwerfliche dieser Testomentsklausel, das Geschick zweier einander unbekann ter Menschen bestimmen zn wollen, auf. Ich reise wieder ab. Lidda Mäddin." Der Jnstizrath faltete ärgerlich den Bricf wieder zusammen: „Der alte Herr Grünemann hätte auch gescheidter testircn können!" Ehe noch der nächste Mittag heran gekommen war, hatte Fritz Gerding bei Frau Aubinger cin freundliches Zimnicr sür vier Tage gemiethet. Alles gefiel ihm hier, die Umgebung, die schlichte Einfachheit der Wohnung. Nur war ihm aufgefallen, daß, als er scinen Namen iiannte, ein verstecktes Lächeln über die Züge der guten Frau Aubiiiger huschte. Was zum Kuckuck hatte die Frau zu lachen? Mittags pochte es an seine Thür und ein junges Mädchen in schmncker Ban erulracht brachte ihm auf einer Platte das einfache Gericht, das cr sich bestellt hatte. Fritz Gerding sprang unwill kürlich empor uud mächte eine sehr tiefe Verbeugung. Wo hatte er nur diese Figur, diesen feingeschnittenen Kopf, dieses zierliche Füßchen gesehen? In Berlin gab'S keine Bäuerin, wenigstens in seiner Umgebung nicht. Und diese da —sie wurde roth unter seinem Blicke und ivcndcte sich halb verlegen ab. Und just so vcrlcgcn ward auch der sonst so formellgewandte Herr Fritz Gerding. Ter zweite Tag kam und Fritz er tappte sich bei seinem Anbruch aus ganz cnriosen Gedanken. Er hatte miserabel geschlafen immer war ihm ein bild hübsches Banernmädel erschienen, mit Allüren, die für eine schlichte Tochter des Landes nicht paßten und hente früh ertappte er sich darauf, daß er kein sehueudereS Berlaugen habe, als die junge Schöne wiederzusehen. Aber wo war sie? Frau Aubinger meinte gleichmüthig: „Im Garten!" So schritt er denn dahin und fand sie. Wie der junge Morgen selbst, so strahlend, stand sie vor ihm, daß ihm schier das Wort in der Kehle stecken blieb. WaS soll's lange erzählt werden. Am zweiten Tage Abends war Fritz Gerding in das hübsche Landmädchen verschossen, am dritten fühlte er, daß er nicht ohne sie leben könne und am Mor gen des vierten, als sie ihm den Krug Bier, den er gewünscht, in sein Zimmer gebracht, floß es von seinen Lippen: Das; er nur an ihrer Seite sein Glück finden könne, daß sie die Seine, sein geliebtes Weib werden möge. Und als sie schüchtern einwarf, sie sei arm, da preßte er sie an sich und der glühende Kuß, ven er auf ihre Lippen drückte, war die Antwort darauf. Aber das Mädchen entriß sich ihm und eilte hin aus. Fritz Gerding aber eilte in den Wald, nm den Baumen nnd Büschen sein Glück zuzurufen. Dabei verirrte er sich und kam nach Stunden erst wieder zu rück. Seine Frage nach Leni beantwor tete Frau Aubinger kurz dahin sie sei zn einer alten Tante gesahren nnd komme erst in einigen Tagen wieder. Worans Gerding erklärte, sein Zimmer noch cine volle Woche länger miethen zu wollen. Am Abend erhielt er einen Brief voiy, Jnstizrath: „Ich bitte Sie, morgen früh in meine Kanzlei zu kommen," kein Wart weiter. Fritz drehte die Karte mechanisch nm und um; das klang so seltsam peremp torisch — aber vielleicht war'S in der That etwas Wichtiges. Und so solgte er ihr denn. Der Jnstizrath ging ihm lächelnd entgegen. „Ich danke sür Ihr Kommen! Und nun lassen Sie mich noch einmal meine Frage wiederholen: „Können und wol len Sie Fräulein Lidda Mäddi-n nicht heirathen?" „Heute weniger als je —" rief Fritz „denn inzwischen habe ich mein Herz verloren " „Ah!" machte der Justizrath mit gut nachgeahmter Berwnnderung „Frau Aubingcr hat eine Tochter " „Sie sind ans der rechten Jährte!" „Aber jene ist arm. —" „WaS thut das?" Mit Frenden werfe ich das Erbe den Stiftungen zu. wenn Leni mein Weib wird." „Also so selbstlos ist Ihre Liebe?" „So anspruchsvoll! Denn Leni ist ein Schatz, den ich mir erringen muß!" „Schön!" sagte der Justizrath kurz. „Aber nun ist die Frage so: „Fräulein Lidda.will Sie heirathen!" „Sie soll's bleiben lassen!" „Wirllich?" klangs von der Schwelle des Nebenzimmers. Uud in demselben stand Lidda nein Leni, nur in mo derner Toilette!" „Nein, nein," schrie Fritz Gerding stürmisch nein Du, ja ist's denn wirklich wahr, bist Du'S? —" „Ich bin's, Cousin — ich wollte Dich« prüfen und —" „Habe ich meine Prüfung bestan den?" Fritz umarmte Lidda. Der Justizrath aber dachte: „Hm> Mit Testamentsklauseln ist nicht spaßen! Hier hat das Schicksal noch alles zum Guten gewendet!" epfermüthige Schwiegermutter. In wenigen Tagen sollte die Trau ung des jungen Paares stattfinden. Der Bräutigam, ein trotz feiner Ju gend schon sehr bekannter Gelehrter, und die Brant, dic einzige Tochter eines reichen Kaufmauus, besprachen zum fo> uud so Mellen Male die einzelnen Pha sen des kommenden Festtages. Die zu--- künftigen Schwiegereltern des angehen den Ehemanns betheiligten sich bei»die ser Berathung und erörterten eifrig auch die geringste dic Hochzeitsfeier betreffende Kleinigkeit. Im Laufe des Gespräches brachte die Mama, wie schon mehrere Male, anch dic übliche Hoch zeitsreise auf's Tapet. Dcr junge Ge lehrte machte, als dieses Thema ange schlagen wurde, eine sehr saure Miene nnd erklärte, daß er nur äußerst un gern das Heim verlasse. „Ich bin," sagte er, „cin abgesagter Feind dieser sogenannten Hochzeitsreisen. Ich halte diesen Brauch sür ciue dcr lästigsten und lächerlichsten konventionellen Ver pflichtungen unserer Zeit. Diese Hätz vom unbequem Waggon in das nüch terne Hotelzimmer, diese ermüdende Jagd nach Sehenswürdigkeiten in der nnd jener Stadt, noch dazu in cincr immerhin noch ranhen Jahreszeit, die lausend Gefahren in sich birgt, dics Alles ist mir in dcr Seele zuwider, und ich gäbe viel darum, wcnn cs mir ver gönnt wäre, dicscm Zwange zu entge hen und dic Flitterwochen in dcr eige nen ruhigen Häuslichkeit zu verbrin gen." „Und was steht dein im Wege?" unterbrach die Schwiegermut ter. „Ach Gott," erwiederte de>7 junge Mann mit eigenthümlichen Lä cheln, „gar so schwer, wäre cs freilich nicht, mcincn Wunsch zu ermöglichen, aber wcnn ich bedenke, daß uns Papa das zweite Stockwerk seines Hauses ein geräumt hat, in dessen erster Etage er und Mama verbleiben, und daß Sie, liebe Mama, in Ihrer unermüdlichen Fürsorge wohl beständig die Treppe hinan unk hinab zu steigen hätten und keine Stunde vorübergehen ließen, ohne sich um unser Befinden zu erkundi gen " „Ach so," fiel die Dame cin, „das also ist es? Nun darüber werden wir noch sprechen, wenn wir erst Wichtigeres abgethan haben." Damit brach sie das Gespräch ab und wendete sich andern Dingen zu.. DieTranungsceremonie war vorüber, das folgende intime Festmahl'im besten Gange. Die jungen Eheleute ver schwanden unbemerkt und begaben sich in ihre Wohnung, um die Festtoilette mit den Reisekleidern z» vertanfchen. Da traten plötzlich die Eltern cin, ge stiefelt und gespornt, wenn man so sa gen darf. Papa schwang in ersichtlicher Aufregung ein kleines Handköfserchen und einen Plaid in dcn Händen, Mama war mit cincr Reisetasche geschmückt. „Ah, was bedeutet das?" begrüßte sie der neugebackene Ehemann, nicht ohne einen gewissen Anklang ängstlicher Sorge. „Erschrick nicht, lieber Sohn," beruhigte ihn Mama, „wir fahren nicht mit euch. Im Gegentheil, Dein unlängst geäußerter Wunsch soll voll nnd ganz erfüllt werden. Ihr bleibt in Wien, und damit ihr völlig ungestört seid, machen ich und Papa cine» Ausflug nach Italien." Ter lebhasle Tialog, dcr dieser Erörternng folgte, währte nicht lange. Mamas Wille geschah; der nächste Schnellzug entsührtc das wnndcrscltcne Schwieger clternpaar. Schwiegereltern, die das Opfer bringen, an Stelle ihrer nenver mälten Kinder cine Hochzeitsreise zu unternehmen das ist wohl das Neueste und Modernste, was unser neuestes uud modernstes Leben gezeitigt! Gcda»kenNein. Wenn Schiller in seiner „Glocke" sagt: „Ter Mann muß hinaus in'S feindliche Leben," so ineint er damit unzweifelhaft nnr den »nverhciratheteii Mann, denn der Verheirathele braucht nicht erst aus dem HauS heraus, um das feindliche Lebcn kennen zu lernen. Wenn man dem* Sprichwort „Eifer sucht macht bliud" Glaube» schenkt, andererseits aber in den von Seelcn tcnnern versaßlen Novellen nnd Roma nen immer wieder von „dem durch Ei sersucht gescharste» Auge der in ihrer Ehre gekränkten Fran" liest, so muß man schließlich zn der Ueberzengnng komme«, baß Blindheit den Znstand einer gesteigerten Sehkraft bedeutet. Tie Thräue. die dem Auge entquillt, ist beim Menschen und beim Schweizer- Käse ein Zeichen, daß das Jnncrc noch nicht ganz verhörtet ist. Verschärfte Strafe. Ti rector einer Strafanstalt (wüthend znm Oberaiifscher): „Sie. dcr Hubcr, der Galgenstrick, hat sich wieder rcnilcnl be nommen; — vcrschärsen Sie seine Hast mit zwei Fasttagen in dcr Woche!" Oberaiifscher: „Aber, Herr ?ireetor, der hat ja schon zwei Fasttage!" Ti rector: ..Tann, dann.... dann geben Sie dem Kcrl an diesen Tagen—ein Kochbuch zu lesen!" Ein Psissikus. Gläubiger (zum Schuldner): „Treffe ich Sie end lich einmal! Jctzt bezahlen Sie mich aber aus dcr Stelle!" Schuldner: „Na, Sie werden doch wohl warten, bis ichrasirt bin?" Gläubiger: „Ja. so lange warte ich!" —Schuldner (auf springend, zniil Barbier): „Sie Ha ben'S gehört und sind mein Zeiige.... Jetzt laß' ich mir einen Vollbart stehen!"