Deutsche Localnachrichten. Provinz Brandenburg. Im Duell schwer verwundet würd« Potsdam dcr Sccondc - Lieutenant von Reibnitz von der 7. Compagnie des 1. Garde-Regts. z. F. Das Duell, bei welchem Pistolen als Waffen dicntcn, fobt von Reibnitz, ei» »och junger Offi ier, mit einem Officier von dcr Garde - Artillerie aus. 112 Frl. Ida Dosfe, Inhaberin der Kriegsdenkmünzc für 1870j71 in Potsdam. Die Alt fitzer Caspar Paul'schen Eheleute in Bcrlinchcn begingen das seltene Fest dcr eisernen (65jährigen) Hochzeit. Der Kaiser hat bei dem 10. Jungen des Schmicdcmeisters Schmidt in dem Torfe Brielow die Pathenstelle ange iiommc». Bei dem siebenten Jungen war Kaiser Wilhelm I. Pathe, Kaiser Friedrich hat bei dem achten nnd der jetzt regierende Kaiser schon bei dcm ncuntcn Jungcn Gevatter gestanden.— Dcr Stadtvcrordnete und Schiedsmann Kaufmann C. F. L. Starck in Ebers walde fiel Abends in der Dunkelheit iu den Finowcaiial und ertrank. 112 Jn Frankfurt a. O. der Rentier Lonis Sandak. 112 Jn Friedeberg N.-M dcr königl. Baurath Gicbe. P r ov i u z O st p reu ße n. Der Besitzer Torner nebst seiner ver lobten Tochter aus Braunsberg und deren Bräutigam, Johann Tnchel aus Probberau, begaben sich auf dcr Neh rung über das Haffeis hierher, um Einkaufe znr Ausstattung zu machen. Etwa eine halbe Stunde von der Neh rung entfernt, gericthcn alle drei Per sonen in eine nur mit losen Eisschollen bedeckte Eisspalte, und ehe aus ihr Ge schrei Hilse herbeieilte, waren sie er trunken. Als die Schleusenwerkc in Vubaien entfernt wurden, hörte für den Kaufmann daselbst dcr Neunaugen fang aus und K. verlangte vom FisknS einen Schadenersatz von 40,000 Mark. Vom Oberlandesgericht ist jetzt dem Kläger eine Entschädigung von 36,000 Mark nebst Zinsen vom Jahre 1886 ab zugesprochen worden. —Dcr Besitzer K. in H. wollte einigen Bekannten zei gen, wie sich der Kassirer des Allcnstei ner Vorschußvereins, v. Knobelsdorfs, habe erschießen können, indem er mit einem geladenen Gewehr die Situation wiederzugeben bemüht war. Bei diesem Versuch entlud sich das Gewehr, und ein Knecht des Besitzers erhielt eine volle Schrotladnng in den rechten Arm. Dem Getroffenen mußte im Kraukcu hause dcr Arm abgenommen werden. Dabei trat Blutvergiftung ein, an de ren Fy'gen der Unglückliche starb. Reiche Bernsteinsunde wurden nach den letzten Stürmen an dcr Palmnickei Küste gemacht. Ein Bernsteinsucher ans Rosehnen hat dieser Tage ein drei Kilo 250 Gramm schweres Stück Bern stein aus dem Wasser gefischt, das dem Bernsteinmuscum der Firma Stantien Becker ni Königsberg cinverleibl wurde und dort das zweitgrößte Stück dcr Sammlung bildet. Das größte Stück wicgt sechs Kita 600 Gramm und ist gleichfalls hier am Strand auf gefunden worden. 112 Zu Eygarren im hohen Alter von fast 106 Jahren der Arbeiter Endritatis. Der Berstor bene war als Mitglied der russischen Armee in den Freiheitskriegen bis vor Paris gezogen. Provinz Westprenßen. ' Die Strafkammer in Graudenz ver urtheilte den Besitzersohn Rcinhold ans Parsken, der seine Schwester Spielen mit dem Revolver erschaffen hat, zu einem Monat Gefängniß.—Am Gymnasium in Dt. Krone bestanden zwei Schüler - Verbindungen, „Valci nia" und „Germania", erstere schon seit 37 Jahren, letztere erst seit zwei Jahren. Vor einigen Tagen erhielt der Direktor einen anonymen Brief, in welchem die Namen sämmtlicher Mit glieder u. s. w. verzeichnet waren. In Folge dessen fand im Kneiplokal eine polizeiliche Haussuchung statt, welche fast alles Gesuchte, u. a'. Schläger und Trinkhörner und dgl. dem Direktor in die Hände lieferte. Die Folge war, daß 8 Schüler von der Anstalt entfernt ivurden, die übrigen Mitglieder er «ichrcre Stunden Karcer. Provinz Pommern. 112 Ju Stettin: Geh. Justizrath, Appcllationsgcrichtsrath a. D. Friedrich Seger. Kaufmann Adolf Brock, Rentier Karl Zernick, Jnstizrath Albert Sehl macher, Agent Michaelis Afch, Magi stratsbeamtcr Heinrich Jentschura, Dr. Karl Friedemann, Kaufmann Wilhelm Wiegels, Rentier Fritz Lehnacker, Kauf mann Franz Borchart, Amtsgerichts- S«kretär Wilhelm Etlich, Rentier Ferd. Fichtner. Der wegen seiner in Bär walde und in der Umgegend ausgeübten Betrügereien flüchtig gewordene Land wirth von Willich genannt v. Pillnitz, damals in Zülkenhagen, ist ergriffen und dem Gerichts-Gesängniß in Nen stettiu zugeführt worden. Der bis herige Stadtkasfen-Rendant Stahnle in Bergen, welcher wegen zahlreicher Un terschlagungen verhastet war, ist im Ge fängniß angeblich am Magenkrampf gestorben. Nicht allein, daß er so genannten Leuten ganz bedentende Be träge unter allerhand salschen Vorspie gelungen abgenommen, er hat auch ver schiedene Nachlaßmassen, deren Verwal ter er war, sowie die Stadttasse um 26,000 Mark geschädigt. Die unter schlagenen Summen sollen sich bis jetzi auf 119,000 Mark belaufen. Provinz Posen. Ter Kaufmann und Rittergutspäch ter Süßmann Lewek in Santomischel, der viele Ehrenämter in der Stadt verwaltete, z. B. als Stadtverordneten Vorsitzender, Synagogenvorsteher, Con trolleur der städt. Sparkasse :e., hat seine Zahlungen eingestellt nnd ist spurlos verschwunden. Man vermu thet, daß L. mit einem Berwandten aus Posen, dem eine Anklage wegen Betrugs bevorstand, »ach Amerika aus gerückt ist.—Tie Auswanderung nach Amerika ist in Schubin in diesem Jahr« recht stark; als Grund dazn geben die Leute die schlechten Zeiten an. Di« Feuerwehr in Jnowrazlaw will sinken, d. h. dem Magistrat dic Kasse. Material nnd Geräthschaften übergeben, wcil sie sich von der Stadverordnetenuersamm lung beleidigt glaubt. Die letztere hat beschlossen, die Zahlung und Reguli ruiig dcr Unfallversicherung für die Mitglieder der Feuerwehr dcr städtischen Verwaltung zu übcrtraze», anstatt, wie bisher, dem Vorstana der Feuer wehr zu überlassen.—Der Mörder Al bert Weigelt aus Kotonkowo, welcher im Verein mit seiner Frau seinen Schwiegervater erniordete, hat sich im Stolenczyner Walde erschossen. Provinz Sachsen. Der Oekonom Oehlmann in Gun zenberg, welcher im Monat November v. I. kurz vor dem Eintreffen des Ge richts-Bollziehcrs, seine Wirthschaft in Brand gesteckt hatte, um dadurch seine Gläubiger dann nicht befriedigen zn brauchen, hat sich nun im Magdebur ger Gefängniß erhängt. Wegen Be truges in ca. 250 Fällen, wodurch die Stadt Halle einen Schaden von 21.009 Mark erlitten hat, wurde der Goldar beiter Vinccnzo Traverfo, dcr beim städtischen Leihamte als Tarator für Gold- und Schmucksachen angestellt ge wesen war, zu einem Jahr Gefängniß und zwei Jahren Ehrverlust verur theilt. Die Handweberei im Kreise Hciligeiistadt geht hoffnungslos ihrem Untergänge entgegen, und das einzige Mittel der ewigen Noth ciu Ende zu machen besteht darin, daß man die Wcberfamilien zu bewegen sucht, das heranwachsende Geschlecht nicht wieder dem Weberberuse, sondern einer andern Beschäftigung zuzuführen. —Der Fär bereibesitzcr Wilh. Henning in Mühl- Haufen wurde beim Billardspiel in der Loge plötzlich vom Schlage getroffen und verstarb auf dcr Stelle. Provinz Hannover. Hannover: 112 Adolphus Graf von Linsingen, kgl. hannoverscher Kammer- Herr und Rittmeister a. D., Schloß hauptmann der Maricnbnrg. Das „Haus der Väter", auch die „Zauber burg" genannt, das vor ungefähr vier Jahren in den Besitz des Hoffatttcr meisters Passier überging, der es von Professor Ocsterley erwarb, ist für 106,000 Mk. an den Hannoverschen Männer-Gesangverein übergegangen. Jn dem Gebäude soll ein Kasino mit Spiel-, Lese-Zimmern :c. eingerichtet werden. Kaufmann Georg Meyer wurde vom Schwurgericht wegen Ur kundenfälschung zu 6 Monaten Gefäng niß verurtheilt. In Hildesheim hat sich der Bankier Meyer (in Firma Emil H. Meyer) erschossen. Die Veranlaf sung gaben verfehlte Speculationen; zahlreiche Kunden sind in Mitleiden schaft gezogen. Die bei dem Eoncurs ermittelten Schuldsorderungen belaufen sich aus 1,650,000 M., der verfügbare Masscnbestaiid 190,000 M. 112 Pastor Johannes Bettels, erster Geistlicher an der Godehardikirche in Hildesheim. Senator Stephanus, während der jüngsten Legislaturperiode deutfch-han novcr'fcher 'Vertreter des Wahlkreises Linden, im preußischen Abgeordneten- Hause. hat ein Vermögen von 500,000 Mk. für die Armen in Linden ausge setzt, und zwar in der Form, daß 100,- 000 Mk. sofort zur Verfügung gestellt werden, während der Nießbrauch der Zinsen des Restes von 400,000 Mk. der Frau und Tochter des Gefchcnkge berS verbleibt. Beim Tode eines die ser Familienmitglieder fallen weitere 100,000 Mk. der Stiftung zu und die letzten 300,000 Mk. bei dem Ableben -es zweiten nnd letzten Gliedes der Fa .lie Stephanus. Rhe inp r ov in z. Die verstorbene Inhaberin eines Spcccrcilndcns in Kreuznach hat einer jungen Dame, als der erste» Kundin des vor Jahren gegründeten Geschäftes, 1000 M. testamentarisch vermacht. Das Schloß Bürresheim ist nach dem Tode der Gräsin in das Eigenthum des Neffen der Berstorbenen übergegangen. Der Renlmeister der Berstorbenen er hielt zwei in Holland gelegene Güter und 300,000 M. in Baar testamen tarisch vermacht. Der Johanniter- Ordcn errichtet in Sterkrade eine grö ßere Siechen,- Rekonvaleszenten- und Krankenanstalt, vornehmlich sür die dortige evangelische Fabrikbevölkcrnng. Tic Baukosten werden aus 300,000 M. geschätzt. Ein eifriger Sports mann. der Lieutenant a. D. 8., in Saarbrücken, ist mit Hinterlassung zahlreicher Schulden nach Amerika durchgcbrauut. Ueber sein Vermögen ist das Konkursverfahren eröffnet wor den. Der Elcver Kaplan Boejscr in Xanten ist dringend verdächtig, der Urheber der in antisemitischen Blättern iorlgcfctzt erscheinenden, wahrhcitswid rigen Berichte über den Kuabenmord zu fein. Provinz Hess,n-Nassar sln St. Goarshausen Geheimer Commerzicurath Lotichins, Mitglied des Herrenhauses. 112 In Hanau Superintendent und Konsistorialrath Wendel. fln Niarbnrg Prosesjor der klassischen Philiologie, Geheimer Regierungsrath Tr. Leopold Schmidt. In derHelbing'fchen Gastivirthjchaft zu Bischosfecodc spielte ein ans Urlaub vort weilender Soldat mit dem Gewehr des zu einer Holzautlion aiiivesendeii Försters H. Die Waffe entlud sich und der ganze Schuß tras den Sohn des GastwirthS Heibig in die Brust. Lremscr Sebastian Schmettert von üieScrlahiislein wurde von eiuem Zuge überfuhren und gctvdtct. In Schmal kalden hat sich eine „Gemeiunutzige Ge elllch.nt" behufs Erbauung billiger WohniMuser, die gegen geringe Miethe an die Arbci'.cr abgeiusscn werden sol len, gebadet. fln Schinalkaldcn l>cr Besitzer der großen Löffelsabrik, Senator H. A. Erbe. 112 lii Wies baden Kanimcrherr Frhr. Theodor ?on Ziegler und Klipphausen; ferner der Generalarzt Dr. Robert Weber; dcr Gciicrallicutcnant z. D. Rudolf v. Rex; dcr Major a. D. von Holbach; der bc kannte Arzt Dr. G. Lehr. Thüringifchc Staaten. s Jn Altenburg Mcdicinalrath Dr. Bodo Steidcl. Dcr bisherige In spektor des hcrzoglichen „Amts- uud NachrichtS - Blattes", Schuckert, ist überführt worden, aus dcr von ihm ver walteten Staatskasse gegen 20,000 M. unterschlagen zu habe». Außerdem hat Schuckcrt als Kassirer dcr Gesellschaft „Concordia" 4000 M. »nd als Kassirer des Fraucnvereiiis 2000 M. unterschla ge». Tic Borbesitzcr und Gründer der famosen Altenbnrger Spielkarten fabrik, Kühne und Pleißncr, siud wcgcn großartigen Betrugs bei der 1888 er folgten Gründung verhaftet worden. Dcr Letztere hat sich im Gefängniß durch Vergiftung dcm irdischen Richter entzo gen. I» Rauda erschoß sich der Eiscnbauercibesitzcr Kawczyk. Jn Laasdorf fcierte dcr Schmiedmeister Hermann Krause dic diamantene Hoch zeit. DaS Staatsministcrium in Coburg hat den durchschnittlichen Jah rcSarbeitsverdienst dcr land- und sorst wirthfchastlichen Arbeiter für das Ge biet dcr coburgifchcn land- und forst wirthschaitlichcn Bcrufsgeiioffciischast sür erwach ene männliche Arbeiter auf 350 Mark und für jugendliche männ liche Arbeiter auf 220 Mk. uud für jugendliche weibliche Arbeiter auf 160 Mk. festgesetzt. Coburg hat dieser Tage seine sechste Brücke über die Jtz erhalten. Im Hosgarten neben der PromcthenSgrnPpc hat sich dcr Student Fischer erschösse». 112 Jn Gotha der um die gothaische Landesverwaltung vielvcrdiente Geh. Regierungsrath a. D. v. Wangenheim. Königreich Baiern. Der ehemalige Turnlehrer Ernst Pappcrmann in Kempten wurde wegen SittlichkeilSverbrechen zu 8 Monaten Gefängniß verurtheilt. Drei Kinder des auf der inneren Rottach in Kemp en wohnenden Maurers Zimmermann st d, während die Mutter derselben dem Biler das Mittagessen zur Arbeitsstelle trug, im Zimmer erstickt und verbrannt. Die Svldiierfran Ereseent Trunzer von Dietmansried, welche ihren Gatten durch Gift aus dcr Welt zu schaffen versuchte, um den Wirthssohn Ran Hei rathen zu können, wnrde vom Angs burger Schwurgericht zu 7 Jahren Zuchthaus verurtheilt. Ein 13jähri ges Madchen war in Kronau iu die Ml gefallen. Der 21jährige August Niedermaier sprang in das Wasser, um das Mädchen zu retten, sank aber, fast am User angekommen, mit dem Mäd chen in die Tiefe. —Der Ehemann und der Stiefsohn dcr am 3. Januar in Schanz ermordeten Gertrud Hapfel maier sind verhaftet worden, da der dringende Verdacht besteht, daß der Ehemann der Mörder ist und die Be raubung nur fingirt wurde. Zwei 10jährige Knaben, der ZimmermannS fohn Hilz und dcr Hadersammlerssohn Heindl in Landshut sind ertrunken. Postaspirant Seifert in Lichtenfels wurde wegen Unterschlagung eines Geldbriefes verhastet. —112 Jn Miesbach Major a. D. Gustav Mussinan. In Neuburg a. D. wurde die 21jährige Pflastcrzolleinnchmcrstochter Marie Britz von ihrem Geliebten, dem Schäfflerge sellen X. Naumann nach kurzem Wort wechsel aus Eifersucht in ihrer Woh nung in Gegenwart der Mutter ersto chen. —s Der städtische Architekt Heinrich Hase in Nürnberg. Wegen Verun treuung von Postgeldern war der Post aspirant Hassel aus Nürnberg flüchtig geworden. Derselbe hielt sich seit sei ner Flucht in Bozen auf, wo er sich, als er controllirt wurde, eine Kugel in den Kovs schoß. Aller Mittel entblößt, wurde Hassel nach seiner Entlassung aus dem Krankenhanse, mit einem Ein brecher zusammcngesessclt, an die baieri sche Grenze abgeschubt und in die hiesige Frohnvefte eingeliefert. Seit einigen Tagen ist nun die Mutter, welche einen Theil der unterschlagenen Gelder von dem Sohn empfangen haben soll, eben falls verschwanden, u»d ma» ver muthet, daß die in den Sechziger Jah ren stehende Frau sich das Leben ge nomine» hat. Königreich Württemberg. Stuttgart: 112 Generalmayor a. D. Hermann v. wick, der im Feldzug von l 870j71 die württembergische Feldartil lerie commandirtc; Eugen Freiherr v. Egloffstein, kgl. Kriegsrath a. D.; Obcr',-icgsrath a. D. Karl v. Erbe; Proscffrr Dr. Ernst Hosmann, Eustos am Naturaliencabinet, und Verlags buchhändler Karl August Pscijser.— Die thierarzneiliche Hochschule feierte das 40jährige Jubiläum des an dersel ben wirkenden Oekonomie - Inspektors Malier. Der Ausschuß der Studenten schaft übergab eine schön ausgestattete Adresse, der Lehrkörper der Hochschule ein werthvolles Geschenk, der thicrärzt liche LandcSverei» verlieh dem Jubilar die Ehrcniuitglicdschast, der Stuttgar ter thicrärztliche Berein überreichte ein Album mit den Bildern der Mitglieder und veranstaltete zu Ehren des Gefeier ten »och ein solennes Festessen im Hotel Dierlainm. Bauer Erb von Dressel hof fiel Nachts aus dem Heimwege aus Unterweißeubach in einen Graben und ertrank. Große Aufregung herrscht in Blaubeuren wegen des bei der Ge wcrbebank entdeckten Deficits im Be trage von 240,000 Mark. Der Kassier Schwarz hat nicht nur sein großes Pri valvcrmögen, sondern auch die Spar einlagen vieler unbemittelter Leute an der Berliner Börse verspielt. Er stellte sich selbst dem Gericht. 112 In Ebin gen Privatier Adam Rieben, viele Jahre lang Redacteur und Beilege? des „Hohenstausen" in Göppingen. Großh e r z og th n m Bade n.. Der Landwirth Sämann in Rein hardsachsen hat seinem Leben ein Ende gemacht. 112 In Heidelberg der alte „Paaldoctor", Dr. Friedrich Hermann Jinniüch. Tie gcfammten Heidelberger Cer.is und Burschenschaften gaben dem alten Herrn das letzte Geleite. Tr. Immiscl) hat vierzig Jalre lang als Arzt bei dcn Pankcreien „ge lähi" nnd über drcißigtauscnd Meiisurcn beige wohnt. Der in Kappel verstorbene Privatier Wilhelm Straub hat zn ivohl thitigcn Zwecken Stistungcu von ca. 20,000 Ni. tcstirt. Auch dic Stadt gemeindc Triberg, den Geburtsort sei ner Frau, hat cr mit einem Bennächt niß von 7000 M. bedacht. Bei der Ziehung der großen Rcichsivaiscnhaus- Lotterie ist der erste Treffer von 10,000 M. dcm Fußgeiidarmen Groß in SchmeinSberg (Hesfeu-Nassau) zugefal len.—Laudwirth Bury in Leiselheim, welcher von feiner Frau überredet wurde, iu die Brandstiftung einzuwilli gen, ist irrsinnig geworden und vom AmtSgefängniß Breisach nach einer Jc renanstalt gebracht worden. Rheinp 112 a l z. 112 Jn Speyer der Rcgierniigsprüsi dent v. Braun. Noch selten wurden in einem Winter in Deidesheim so viele Weinberge ausgehaucn und wieder ge rottet, als in gegenwärtigem Winter, und sind es miiunter große Eomplexe in den besten Weinberglagen, wie Rie selberg, Leinhöhle etc.—f In Dürkheim dcr Weingntsbcsitzer und Wciuwirth C. L. Mayer. Nachdem nunmehr die Landgemeinde Friesenheim mit der Stadtgcmcinde Ludwigshasen a. Rh. vereinigt worden, sührt die Posterpcdi tion Friesenheim fortan die nähere Be zeichnung „Ludwigshasen a. Rh. IV. (Friesenheim)". —Jn einer Versamm lung dcr Thongrubeubesitzer in Hetten leidelheim wurde über die Erbauung einer Chamotte- und Thonwaarenfabrik berathen. Das Etablissement soll auf Acticn gegründet werden, wozu unter den hiesigen Grubenbesitzern schon be trächtliche Summe» gezeichnet wnrde». —Der verstorbene Regierungspräsident Braun hat seiner Lieblingsfchöpfnng, dem Gcwcrbcmufcum in Kaiserslau tern die Summe von 100,000 M. ver macht. Elsaß-Lothringen. Jn Folge dcr schlechten Geschäftslage sehen sich dic Hüttcnbesitzcr in Dillingen veranlaßt, Arbeiterentlassnngen vorzu nehmen. Mit den Arbeiten für die Anlage dcr Eisenbahnlinie Hagenan- Röschwoog soll demnächst begonnen wer den. Wegen des Rückganges, welchen in den letzten Jahren der Tabakbau iu der Lauterburgcr Gegend genommen hat, will man in mehreren Gemeinden des Kantons dieses Jahr den Anbau von Runkelrüben zur Zuckerfabrikation versuchen. Der Tischler Fischer in Metz erniordete seine Frau aus Eifer sucht und brachte sich bei seiner Verhaf tung durch einen Revolverschuß eine schwere Verletzung bei. Die 575 Einwohner zählende Gemeinde Kind weiler hatte bei der diesmaligen Aus hebung leinen einzigen, im Jahre 1872 geborenen Gestellungspflichtigen aufzu weisen. Mecklenburg, 112 Jn Grevesmühlen der emeritirte Lehrer Lohff. s Jn Laag Schnei dermeister Hilgendors. —Der Sekun daner W. Glantz aus Bcutheu ist bei Bützow ertrunken.—Bor einigen Ta gen feierten die Häusler Grützmacher' scheu Eheleute zu Robertsdorf ihre gol dene Hochzeit. s Jn Neutloster der Postverwalter Gebert. Für die mecklenburgische Gewerbe- uud Indu strie - Ausstellung, welche in diesem Jahre in Rostock abgehalten wird, giebt sich in den betheiligten Kreisen ein au ßergewöhnliches Interesse kund. Oldenburg. Der Maschinenfabrikant H. A. Büsing ist in Oldenburg unter der An klage großartigen Wechselschwindels ver haftet worden, den er durch Blancofor mulare, die von vielen betrogenen Land lenten vorher acceptirt worden, verübt haben soll. Der Kapellmeister Schmidt wurde jn der Nähe des Bahn hofs Neuenkoop vom Zuge überfahren und auf der Stelle getödtet. Die Frau des Mühlenbesitzers in Ahlhorn hatte eine niit Wasser gefüllte, fcsiver korkte irdene Wärmflasche zum Anf wä«mc» aus den heißen Ofen in der Wohnstube gestellt. In dem Augen blick, als sie die Flasche vom Ofen her unternahm, cxplodirte dieselbe in Folge der erzeugten Wasserdämpfe und die Frau wurde so schwer am Halse ver wundet, daß sie nach einer halben Stunde infolge von Verblutung starb. Der verstorbene Pfarrer Oldenburg in Barßel hat sein ganzes Vermögen zu wohlthätigen Zwecken vermacht. Für das Krankenhans in Barßel, das der Berstorbene gaiiz aus eigenen Mitteln erbaut und ausgestattet hat, hat er ein Capital von 16,000 M. bestimmt; außerdem sind Legate ausgesetzt sür Augustfehn, Harkebrügge und die Bika rie in Barßel. Großes Aufsehen er regt in Löningen die Verhaftung des Aintseinnehmers E. wegen Unterschla gung amtlicher Gelder; er hat 1000 M. Erbschaftssteuer nicht zur Kasse abge liefert. Der Schlächter K. Schröder i» Osternburg wurde Morgens vordem Mohrmanii'schen Wirthshause todt auf gefunden. Schweiz. Jn Linthal ereignete sich ein schweres Unglück. Mehrere Männer waren im Durnachthale damit beschäftigt, „Träm mcl", die unter Lavinenfchnee begraben l waren, frei zu machen. Da gcriethen plötzlich Holz nnd Schnee in Bewegung und das Unglück war geschehen! Jakob Zweifel. Zimmermann, und Thomas Stüßi. zwei kräftige Jünglinge, wur oeu den Ihrigen als Leichen, ein dritter, Robert Hämmig, Bergführer, Ehe mann, als schwer verletzt, heimgebracht. Das Leben Hämmigs ist jedoch außer Gefahr, da er keine innern Verletzungen erlitten. 112 Jn Zug alt Lehrer Josef Boßarb, geboren 1808. Als Selten heit mag angeführt werden, daß am Fastnachtdienstag im „Löwen" in Zug zwei Männer, dcr cinc im 86., der an dere im 90. Lebensiahre noch fröhlich das Tan- ei i schwangen. Jüngst herrschte im Steiuhauscn ca. eiue halbe Stunde ein solcher Wirbelsturm, daß der älteste Einwohner sich nie an ein solches Ereignis! erinnern kann. 112 Jn Bern August Severin, Obergärt ner im botanischen Garten. Daselbst Sensal Klemm. Der Hingeschiedene war als originelle Persönlichkeit anch in weiteren Kreisen bekannt und wohl gelitten. Er stammte aus dem Groß hcrzogthum Baden (Gnrtweil bei Waldshut). In Bern nahm sich Fritz Heiuzelmann, Wirth »nd Bier brauer zum Klösterli am Altcubcrg, mittelst eines Schusses das Lebe». Fa niilienzerwüsniß soll de» Man» zu dem verznieiselte» Schritt getrieben haben. Das kantonale Schützenfest 1894 zu übernehmen sind die Feldschützen- und Jnfantcricschützen-Gefellschaft Thun be reit. Letzthin fand dic erste Probe fahrt durch dcn neucn Schifffahrtskanal Thuncrfce-Jntcrlakcn statt. Die Hin uud Rücksahrt ging laut „Oberland" vorzüglich und ohne die geringste Stö rung von statten. Die ganze Kanal fahrt vom Thnnersee bis zum Haupt bahuhos Jntcrlaken wird 12 bis 14 Minuten iu Anspruch nehmen. Am 3. März verreisten von Bern aus ca. 30, mcistcns aus dcm Oberland gebür tige, junge, kräftige Leute, welche in de» Staaten Ohio, Illinois, Kansas und vorzüglich auch in Wisconsin cine Stell' zu finden glaubeu. O e st e r r e i ch. Wie»: Der Hof- und Gerichtsadvokat Dr. Otto Conrad hat sich financieller Sorge wegen erschaffen. —Ebenso setzte in Ober-Döblingder frühere Gemeindc- Secretär Dr. Alois Wieser feinem Da sein ein frühzeitiges Ende. Schulden nnd Noth sollen die Beweggründe znr verzweifelten That gewesen sein. Die aus der Abtheilung für Tobsüchtige in der Landes - Irrenanstalt internirte Anna Bettlinger benützte einen Mo ment, in dem die Wärterin aus Un achtsamkeit die Thüre zum Korridor hatte offen stehen lassen, schlich sich in die Küche und stahl dort ein großes Borschncidemesscr. Als die Wärterin in die Zelle zurückkehrte, fand sie ihre Schutzbefohlene mit einem klaffenden Schnitt am Halse verblutend auf dem Boden liegen.—Die 17jährige Therese Dörfler, eine Verwandte des Hof- und Gerichtsadvokaten Dr. Herrman Kopp, sprang vom dritten Stockwerke ihrer Wohnung in den Lichthof uud blieb dort mit zerschmetterten Gliedern todt liegen. Das Mädchen hatte aus Furcht vor den Folgen eines Fehltritts die unselige That begangen. —Auf der Wieden, in demselben Bezirke, in welchem vor zwei Jahren Magdalena Ponza im Alter von 115 Jahren ge storben ist, verschied neulich Frau Mar garetha Gredschik im Alter von 117 Jahren. Frau Gredschik wurde im Jahre 1775 in Bleß, einem nahe dcr deutsche» Grenze gelegenen kleinen Orte Böhmens, als Kind armer Bauersleute geboren. Im Jahre 1824 kam sie, 49 Jahre alt, nach Wien. 112 Jn Brunn Jgnaz Ausch, Rcnticr; Heinrich Jirku, Stadtbaunicister; Graf Ciurletti zu Schönbrunn, Domherr zn St. Stefan; Dr. Joses Schmied, Dircctionssccretär der Südbahn, Karl Blanchard de Mu ret, Financier; Heinrich Wiefer. Regie rungsrath; Hans Baron Himmclberg, Eigenthümer der „Wiener Bezirks wacht", Franz X. Bruuner, Hauptkaf fabeamtcr der Südbahu; Bruno Zap pert, Bühncnschriftsteller; Dr. Josef Hoffmann, Obersanitätsrath und ehem. Direetor des Allg. Krankenhauses. Der iu Badeu allgemein bekannte Schneidermeister und Hausbesitzer Au gust Bähr jr., welcher auf sehr großem Fuße lebte, ist nach Zurucklassung von nicht unbedeutenden Schulden spurlos verschwunden. Man vermuthet, daß Bähr über England nach Amerika ge flüchtet ist. Dcr Bruder des bekann ten Schriftstellers Dr. Hermann Rol lctt, dcr Polizeicommifsiir Eduard Rollett, ist in Baden gestorben. —f Jn Göpfritzschlag Wirthschaftsbesitzcr Frz. Xaver Fuchs, der Vater des Steuerein nehmers Johann Fuchs in Weitra. Interessant ist, daß die Familie Fuchs feit volle» sechs Jahrhunderten ans vemselben Hause in Göpsritzschlag seß haft ist. Vor Kurzem wurde der Hausbesitzer Johann Schnitzer in Had res verhastet, weil er im dringenden Verdachte steht, im Jahre 1879, also vor dreizehn Jahren die reiche Familie Bruckner ermordet und beraubt zu ha ben; Vater, Mutter und Kind waren todt aufgefunden worden. Die Gattin des verhafteten Schnitzer hat ein Ge ständnis; abgelegt und angegeben, daß der Grnndbesitzer Scheck an den Ermordeten gleichfalls Hand angelegt und sich auch an dem Raube betheiligt hat. Sämmtliche Betheiligte wurden verhaftet. Jn Korncubnrg fand die goldene Hochzeit des Ehepaares Franz und Auua Zeiler statt. Wegen vei fuchier Bergiftung ihres Gatten wurde vie Hausbesitzerin Josefa Leitncr von Urfahr verhaftet und dem Landgerichte eingeliefert. ES heißt, daß auch der erste Gälte derselben vor fünf Jahren unter bedenklichen Umständen plötzlich gestorben sei. Ans originelle Weite bewerkstelligte kürzlich einc Insassin !e- Turnier WeibergesängnisseS ih»e Flucht aus der Anstalt. Als dcr Brod licfcrant am 11. März früh das Brod in großen Körbcn in'S Gefängniß brachte, schlüpfte das Fraucnzimmcr, ohne daß es jemand merkte, in cincn der riesigen Körbe nachdem das Brod aus demselben entfernt war deckie fich mit einem Tuch- zu und gelangte so ail> dem vom Becker gezogenen Hand wagen in'S Freie. Als sie sich aus der Straße befand, sprang sie zum Ent setzen deS Publikums aus dem Korbe nnd suchte das Weite. Bis jetzt hat die Polizei die Ausreißerin noch »ich. er> wischt Das Nentste aus dem Gebiete dcr Mctcoromantik ist die Liefe rung schönen Wcttcrs gcgcn Bezahlung pro Zag uud Stunde. Herr Professor Cavin zn Moudon in dcr Schweiz hat ei» Rundschreiben versandt, worin cr dcn Astronomen „künstlichcs schöncs Wcttcr" zu 5 Franken dcn Tag mit Einschluß dcr Nacht anbietet. I» sei nem Schreiben heißt es: „Erlauben Sie mir, Ihnen mein schönes künstli ches Wcttcr anznbictc». Bei regneri schein oder bedcektcm Himmel ijt jede Beobachtung unmöglich und bei Nebel müßte mau sich zu einer entsprechenden Höhe erheben, und doch würd? dec Wasserdampf, mit dcm dann die Atmo sphäre gesättigt ist. gcnane Beobachtun gen verhindern. Bei meinem schönen Wetter dagegen ist die Luft von einer wunderbaren Klarheit, die 'Atmo sphäre so durchsichtig und dcr Him mel so heiter, daß die Beobach tung vollen Erfolg haben wird. Im Interesse der Wissenschaft biete ich Ihnen die Hilfe meiner Apparate an, die dazu bestimmt sind, jene bis jetzt unübcrsteigbarcn Hiiidcrnisse dcr astro nomischen Wissenschaft fortzuräumen. Meine Erfindung versuchen, heißt sie annehmen. Sie ist unentbehrlich für Beobachtungen der Finsternisse, der Fixsterne, die Steruschnnppcu und Pla neten, des Mondes und dcr Sonnc. Zahlung nach Erfolg. Man hat Tag und Stunde des gewünschten schönen Wettcrs voraus anzugeben." Bolle 24 Stunden schrien Wcttcrs sür 5 Fran ken ist ein crstauulich billign Preis, wahrscheinlich rechnet Professor Eavin ans sehr stcirkc Nachfrage. Hoffentlich wird der Herr Profeffor mit dcr Zeit sich auch der armen Nichtastronome» er barme» uud auch diesen sein schönes Wetter, vielleicht mit einen: Zuschlag von 1 Frauken, zur Verfügung stellen. Schon seit längerer Zeit ist die Heidelberger Schloßruine das Sorgenkind der badischen Regierung geworden, weil der Bau deutliche >wpu, ren raschen Verfalles aufweist. Im Jahre 1883 errichtete dic Regierung in den Räumlichkeiten der Ruine selbst ein Baubureau, welches die Vorarbeiten zu einer gründlichen Untersuchung des Baues durchzuführen hatte, und außer dem veranlaßte sie verschiedene Gut achten hervorragender Bautechniker und Künstler über die geologischen Verhält nisse des Untergrundes, über den Zu stand des Figurenschmuckes uud über die Frage eines wirksamen Schutzes vor weiterem Verfall. Die schließlich ein gesetzte Commission hat sich einstimmig sür die Erhaltung der bestehenden Ruine und gegen den angeregten Ge danken einer Wiederherstellung des Schlosses ausgesprochen, weil letzteres dic Summe von 30 Millionen Mark erfordern würde und es überhaupt fraglich fei, ob dcr heutigen Baukunst die Kraft zn einem solchen Ausbau innewohne. Die badische zweite Kam mer hat auf Antrag der Regierung vorläufig die Summe von 250,000 Mark bewilligt, die in allererster Reihe zur Entwäsfcrung des gesammten Schloßterrains, ferner für die Abfor mung des plastischen Schmuckes und endlich für die zunächst nothwendigen Erhaltungsarbeiten verwendet werden soll. Im vorigen Jahre betrug die Zahl dcr eingeschriebenen Fremden, welche das Schloß besuchten, ruud 184,000, obwohl sich die wenigsten Be sucher einschreiben. Die Hauptfrage ist die, ob die vollständige Entwässe rung und dadurch die Verhütung von weiterem Erdrutschen gelingt. Jn den russischen Hun gergouvcrnements Kasan nnd Samara nimmt dic Typhuscpidcmie erschreckende Ausdehnung an. Dazu fürchtet mau noch die Cinfchlcppnng dcr Cholera ans Persicn. Eine St. Petersburger Dame schreibt über den Nothstand wie folgt: „DaS Elend ist furchtbar. Jn dem Dorf Temeriffka fand ich in einer Hütte eine aus einer Mutter und vier Kindern bestehende Familie, die völlig nackt war. I» anderen Hütten waren die Bewohner nur mit wenigen Lumpen bekleidet. Der Maiigel an Feuerungs material ist so groß, daß die Bedau eruswerthen die Holzrahmen ihrer Hüt ten Stück für Stück zu HeizuiigSzwecken zerschlagen. Sämmtliche von mir be suchte Hütten enthielten auch nicht eine Spur von Mobilar. Im Torfe Ko lomsky fand ich 7 Männer, welche vor Hunger nicht auf ihren Füßen zn stehe» vermochten. Als ich ihnen Brot gab, verschlangen sie dasselbe mit solcher Gier, daß ich fürchtete, sie würden er sticken." Aus Budapest wird Wie ner Blättern v. 18. März berichtet: Im Abgeordnetenhaus« ereignete sich heute ein Zwischenfall. Gcgcn halb zwölf Uhr wurdc Gras Julius Au drassy ausgcruscn, um seine seit mehre re» Tage» mit Interesse erwartete Rede in der Adreßbebatte zu halten. Gras Andrassy begann auch unter großer Aufmerksamkeit zu sprcchcn, wurde aber aurch die Zwischenrufe dcr Opposition wiederholt unterbrochen. Plötzlich er bleichte dcr Rcdncr, hiclt im Sprechen inne, griff sich an die Stirne und ließ sich lautlos auf seinen Sitz nieder. Bon allen Seiten eilten die Abgeordne ten auf ihn zu, uud dcr Präsident unter brach die Sitzung anf einige Minuten. Nach der Pause bat Gras Andrassy mit schwacher Stimme das HauS um dic Erlaubniß, seine Red« ein andcrmal fortsetzen zu dürfen, da cr jetzt durch cin heftiges Unwohlsein daran verhindert sei, und entfernte sich, begleitet von sei ne» Freunden, aus dem Saale. Der Abgeordnete Madarasz, eines dcr älte sten Mitglieder des Hauses, erzählte während der Pause, daß dcr Bater des Grafen Andrassy, dcr Ministcrpräsidcnt und Minister des Aeußcrn, im Jahre 1865 von dcm gleichen Schicksal betrof fen wurde. Madarasz stellte damals den Antrag, daß dem Redner gestattet werde, seine Rede sitzend herabzulesen, und Graf Andrassy machte von dieser Erlaubniß auch Gebrauch. Englische Theater in Zeiten Shakespeare?- Das englische Theaier zu scn Heilen Shakespeares bot solgcudc eigen thümliche Einrichtung dar. DaS Ge bäude selbst war rnnd und glich einer kolossalen, schmucklosen Biertonne; einige Schauspielhäuser waren nur im Sommer, andere nur im Winter geöff net; letztere waren von allen Seite» ge deckt, während in de» Somniertheatern das Parquet dcm Einfluß des Wetters preisgegeben wurde. Im Jnncrn er blickte man den Zuschauerraum, der von orei Seiten und Balken einge schlossen war, die vierte Seite wurde von dcr Bühne gebildet, welche iu einen größeren und kleineren Theil zerfiel, dcr hauptsächlich zur Vorstellung von Intermezzo's, wie in Hamlet, Som meriiachtstraum :c. gebraucht wurde. Die Zuschauer saßen oder standen, das niedere 801 l in dem großen Mittelraum und auf der Gallcrie, während die Aristokratie in den dicht an dcr Bühne bcsindlichcn Logcn, welche „Zimmer" genannt wnrde», Platz nahm. Die Musiker saßen, wie bei uns im Circus, auf einem erhöhten Balkon. Das Publikum unterhielt sich vor dcr Vorstellung und in dcn Zivischenakten mit Lesen, Kartenspielen, Tabackranche» und Nüsseknacken, ohne sich durch das Austrete» dcr Schauspieler in seinem Vergnüge» störcn zu lassen. Bor nchmc Stutzer uud Dandys der dama ligen Zeit, welche um jeden Preis Aus sehen erregen wollten, ließen sich Stühle oder Binsenmatten auf dic Bühne brin gen, wofür sie nach unserem Gelde fünf zig Pfennige extra bezahlten und wur den von ihren Pagen mit Pfeifen uud Taback, zum großen Aerger dcr „Gründlinge" im Parquet und auf den Galcricn, bcdient, welche oft ihrem Un willen durch ein Bombardement von sanlen Aepfeln und Eiern Ausdruck liehen. Die Bühne selbst war durch eine er höhie Rampe und den Vorhang von dem Zuschauerraum getrennt. Im Hintergrunde befand sich ein Balkon, der immer benutzt wurde, wenn eine Person im Drama eine erhöhte Stel lung einzunehmen hatte, so bei der Balkonsccnc in „Romeo und Julia". Wenn der Balkon nicht gebraucht wurde, war er durch einen Vorhang be deckt. Die scenische Einrichtung war überaus einfach und ließ der Phantasie einen weiten Spielraum. Den Luxus der Coulissen kannte man noch nicht, ebenso wenig einen gemalten Hinter grund. Eine ausgerichtete Tafel mit großen Buchstaben bezcichiieie den Ort der Handlung, und wenn eine Ver wandlung nöthig war, wurde nur eine andere Tafel mit dem betreffenden Orteuamen aufgestellt. Ein Vett, das schnell auf die Bühne geschoben wurde, bezeichnete die Schlafstube DeS demona's, ein Tisch mit Schreib materialien bedeutete ein Handels komptoir; zwei Stühle ohue Tisch eine Scheukstube. Hellblaue, von dcr Decke herabhängende Teppiche verkünde ten, daß es Tag, dunklere dagegen, daß es Nacht sei. Besser war es mit der Garderobe bestellt, die zum Theil aus kostbaren Stoffen bestand. Der Ein trittspreis in den besseren Theatern kostete für die sogenannten Bühncnplätze eine Mark nach unserem Gelde; Parquet und Gallerie fünfzig Pfennige und oft noch weniger. Die Ankündigung ge schah durch Anschlagzettel, welche aber nur den Namen des Stückes, nicht aber die der Schauspieler nannte», erst spä ter wurden wenigstens die Hauptdar steller augesührt. Ein dreimaliger Trompetenstoß verkündigte den Ansaug dcr Vorstellung, worauf der „Prolog" erschien nnd sich, den Direetor, das Stück nnd sämmtliche Schauspieler der Gnade des Publikums empfahl. Folgen einer Annonce. «rjn dresdener Fabrikant hatte iir einem dortigen Blatte inserirt: „Ein kräftiger Arbeiter gesucht; M.... Straße 1V 10, 1 Treppe, im Contor zn mel den." Ueber die Folgen dieser Annonce stattet er nachstehenden Bericht ab : „Um 9 Uhr früh von meiner Fabrik hereinkommend, fand ich Hausflur, Treppe und Borsaal dicht angefüllt mit Reflectanten auf die Stelle. Ich hatte Mühe, durch die Angesammelten hin durch in meine Schreibstube zu gelan gen. Nun war ich aber ei» Gefange ner, nnd die Menge, die mich vom freien Berkehr niit der Außenwelt ab schnitt, machte von ihrer Gewalt über mich keinen mir angenehmen Gebrauch.. Einzelne Arbeiter traten bald nach mir ein, mit denen ich unterhandelte und sie nach kurzem Einblick in ihre Zeugnisse freundlich als nicht geeignet abwies. Im Borflur wurde indeß die Unterhal tung immer lauter. Ein Bewerber fing an, Harmonia zu spielen und die übrigen sangen dazn. In die Thür tretend, bat ich Ruhe und Raum zu geben für den Berkehr von und nach meinem Eontor, wo sich Agenten, Briefträger zc. Morgens ein zufinden Pflegen, anderenfalls würde ich genöthigt sein, die Stelle für beseht M erklären. Ter Harmoiiikasvieler rief mir darauf zu: „Sie sind ja schwach auf der Bellst", und die Anderen stimmten ein tolles Gelächter darüber 'in. Trotzdem wollte ich »reine Wahl treffen nnd ließ ferner Arbeiter eintre ten. Stets beim Oeffnen der Eontor thür sang der Ehor draußen «schelmcn- und Zotenlieder, in deren Refrain ich meinen Namen hörte, so daß mein. Buchhalter sich der Heiterkeit nicht ent halten konnte. Endlich fand ich einen paffenden Mann, engagirte ihn und be eilte mich, nach dem Parterre mittels Sprachrohrs, da die Sänger ihre Dar bietungen fortsetzten, die Benachricht gung der Polizei zu veranlassen, welche nach einer Biertelstunde kam und den Abzug der Tumultaiiteii bewirkte." Weiße Hände schlagen kein« Wunden. 7