6 Ostara. Dcr lctzte dcr üblichcu zchn Öfter buchen war cbcn, sür gar besnndeii, auS dem Ofen gezogen worden. Gcrtrud, die älteste Tochter des Hauses, die zum erste» Male dic ganze Verantwortung des FestkiichenbnckeuS auf ihre jugend lichen Schultern gcladcn hattc, athmet« erleichtert auf, während sie die heiße, von Backdunst durchschwäugcrte Küch« verließ und durch dcu kühlen Hausflur nach ihrem Zimmer Hier ba dete sie noch einmal das rotherglühte Gesicht in srischein Wasser, strich daS itppige, blonde, am Hinterkopf zu einem Knoten zusammcngeschluugeiK Haar glatt und vertauschte die grobe, bis auf den Kleidersaum reichende Lein wandschürze gegen ein zierliches, schnee weißes Tändelschürzchen. Hierauf trat sie, noch eine» flüchtigen Blick in den Spiegel, in das angren zende Gartcnziminer, so genannt, weil man aus deinsclbcii dircll in's Frcic ge langte. Bon draußen drang fröhliches Stimmengewirr an ihr Ohr. Si« stand einen Augenblick, von dem Gluth schciuc dcr cbcn uutcrgchcndcn Sonn« tibcrgossen, in der offenen Thüre und blickte auf eine Gruppe junger Men schenkinder, die, über die buutfarbigen Crocusbeete gebeugt, mit dem Auffinden neu erblühter Exemplare dieser echten Frühlingstinder bAchästigt waren. Dann rief sie, in die Hände klatschend, mit ihrer frischen Stimme in den Gar ten hinaus: „Mariechen! Hans! Fritz! zu in Essen!" Wenige Minuten später sind alle im Eßzimmer um den runden Tisch ver sammelt, wo die Mutter schon auf sie gewartet hatte. „Ist dcr Kuchen gut gerathen?" frägt das zwölfjährige Mariechen voll lebhaf ter Neugierde die ältere Schwester. „Natürlich," erwiderte die Gefragt« im Tone berechtigten Selbstgefühls. „Na, ich bin wirklich neugierig," be merkt Fritz, der neugebackene Ober tertianer, während er seine Omelett« mit einer dicken Schicht Preißelbeer compot bestreicht. „Aus alle Fälle würde man gut thun, sich vou Doctor Büchner im Voraus ei nige Pulver gegen verdorbenen Magen verschreiben zu lassen," sagt dcr Allcs be spöttelnde Assessor Hans, ein Vetter von Gertrud's Mutter. Das junge Mädchen rüpst ein klein wenig das Näschen und zieht kaum merklich die Schultern in die Höhe. „An deiner Stelle würde ich von dein Kuchen lieber gar nichts anrühren, um mich einer so schrecklichen Gefahr nicht auszusetzen," versetzte sie, wobei der ge reizte Ton ihrer Erwiderung die glcich giltige Miene ihres hübschen Gesichtes Lügen straft. „Mit Verlaub, mein hochweises Büs chen, werde ich das doch thun," meint der Assessor gelassen, „da von jeher die Gefahr einen unwiderstehlichen Reiz sür mich besessen hat." „Ach, so laßt doch das ewige Ge plänkel." sagt die Mutter verweisend, „daß Ihr Beide Euch auch nie vertra gen könnt." „Laß Trude nur noch erst antwor ten, Mutter," ruft der vorlaute Fritz, „Mädchen müssen doch immer daS letzte Wort haben." In diesem Augenblicke durchzittert dic Lust, ernst nnd seierlich, ein langsam ausklingender Ton. Ostern, das Fest der Auferstehung Christi, wird einge läutet. Von dem nahen Kirchthnrin künden es die Glocken, daß der Herr «uferstanden; und andere schließen sich ihnen an, und wieder andere, und die milden Abendwinde tragen den Schall wiit hinaus iu dic Lande, überall da hin, wo gläubige Herzen ihn ausueb men. In dem kleinen Kreise ist unwillkür lich das eben noch so muthwillige Ge plauder verstummt. Eine sast weihe volle Stimmung hat sich jedes Einzel nen bemächtigt. Schweigend wird di- Abendmahlzeit beendet. Nach Tische beginnt das Färben der Ostereier vermittelst bunter Seiden fäden, wobei Alle helfen müssen außer der Mutter, die draußen in der Küche noch Anordnungen zn treffen hat. „Woher mag nur die Sitte stammen, sich Ostereier zn schenken?" frägt das wißbegierige Mariechen. „Diese Sitte ist eine sehr alte, Nest häkchen," belehrt sie der Assessor, „und ist wie die meisten Oslergebrauche heid nisc'e i Ursprungs." „.heidnisch?" rnst Mariechen gaih bestürzt. „Wirklich heidnisch?" „Ja, wirklich heidnisch," bestätig» Fritz, obgleich er bis Dato keine Ah nung von diesem Faktum gehabt hat. Um des AssessoiS Lippen spielt ein feines Lächeln. „Ah, sieh' da, Fritz," sagte er, während er mit rührender Ge wissenhastigleit das in seiner Hand be findliche Ci mit einem grünen Seiden faden umwickelt, „da du doch so gelehrt bist, löuutest du deiner kleinen Schwe ster auch gleich erzählen, wo das Oster fest seine Benennung herleitet." „Ja so," meint Fritz gedehnt, indem er die Stirn nachdenllich in Falten legt, „wenn ich nicht irre, dann dann —" „Dann weiß ich'S selber nicht," platzt Gertrud lachend heraus. Ein wütheuder Blick aus FritzenZ Augen trifft seine Schwester, denn alle Ändern haben aus seine Kosten in ihr Lachen eingestimmt. Ader der Assessor kommt ihm zu Hilse. „Laß nur, Fritz," tröstet er gut müthig. „man ist nie zu alt zum Ler nen. Hoffentlich," sügt er mit einem etwas boshcisten Seitenblick ans Trude Hinz», „wird nns deine Schwester jetzt die Anstlarnng geben, die dn uns schul dig geblieben bist, denn die weiß es ohne Zweifel." „Allerdings weiß ich's". entgegnete diese, walireud sie sich spöttich lächelnd ver neigt. „Ostern verdankt seinen Namen Willem Feste der alten Germanen, das sie der Ostara, der Göttin des Früh lings zu Ehren alljährlich feierten und wobei derselben zahlreiche Opserspen den, vor Allem Eier und Maiblumen dargebracht und auf hohen Bergen Feuer angezündet wurden. Nach der Bekehrung der germanischen Stämme zum Christenthum wurde dem Feste dic heutige, christliche Bedeutung beigelegt, wogegen der heidnische Name und dic heidnischen Gebräuche sich erhallen ha ben." „Einen 'rauf", ruft Fritz spottend, bemüht, seinem Aerger darüber, von Trude geschlagen zu scin, nicht merken zu lassen, währcnd der Assessor, der sich schon daraus gesreut hatte, dem jungen Mädchen einc kleine Verlegenheit zu be reiten, etwas verblüfft über die so prompt gcgcbene Antwort dreinschaut. „Na ja, da hüte sich Einer, das Wissen „höherer Töchter" zn unterschätzen", bemerkte er mit sarkastischer Betonung. „Und das sollte ich nicht wissen", versetzt Trude, den Spott des Assessors ignorircnd, „ein Osteroder Kind, wo doch die Sagc gchl, daß noch heule iu miscrcm Städtchen alljährlich in dcr Ostcruacht die weiße Frau erscheint." „Die weiße Frau?" riefen Alle. „Ja wohl, die Ostara, in einem langen, weißen Gewände, in der einen Hand einen Maiblmncnstranß, in der andern cincn großen Schlüsselbund. Demjenigen, dem sie erscheint,bringt sie jedesmal Glück". „Ei, der Tausend!" ruft der Assessor, „und wo kann man diese menschen freundliche Dame antreffen?" „Sie geht regelmäßig zuerst nach dem Bache, mit dessen Wasser sie sich das Gesicht benetzt. Wer ihr begegnet, dem gibt sie von ihren Maiblumen, was sür den Beschenkten immer ein glückve» heißendes Omen ist. Doch auch irgeud wo anders zeigt sie sich Einem, voraus gesetzt, daß man das richtige Auge da für hat". „Ach, ich möchte doch lieber, daß sie nicht zu mir käme", sagt Mariechen, sich ängstlich an die Schwester schmie gend. „Was meinst du, Fritz", wendet sich der Assessor an diesen, „hättest dn nicht Lust, heute Nacht eine kleine Expedition »ä lioL zu unternehmen?" Fritz gab sich die größte Mühe, sc blasirt, wie möglich auszusehen. „Höre, Trude, deine Weisheit impo nirt mir nicht," erklärt er in überlege nem Tone. „Künftighin solltest du dir sür deine Ammenmärchen ein dank bareres Publikum aussuchen." „Als ob du uicht der erste wärst," lacht Trnde, „der vor einer weißen Ge stalt Reißaus nehmen würde." „Was! Ich?" schreit Fritz in Heller Elitrüstung. „Nein, nein, Fritz, reg' dich nur nicht auf, wir glauben's ja gar nicht," beruhigt ihn der Assessor. „Verleum ku»g natürlich, schändliche Verleum dung!. ..." Dic Mutter ist inzwischen in's Zim mer gctrctcn und dritckt ihr Erstaunen darüber aus, Alle noch aus zu finden. Es sei beinah' els Uhr, sagt sie unk wohljZeit, zu Bett zu gehen. Die Eier waren schou längst sertig uud Mariechen fielen die Augen schon zu. Auch Fritz hatte schou zu wiederholte» Malen wahr haft beängstigende Versuche gemacht, das Maximum der Distanz zwischen Ober- und Unterkiefer zu ergründen. Es hatte nur der Anregung von Seiten der Mutter bedurft, um den Aufbruch zu veranlassen. Alle sühlten sich auf einmal mehr oder weniger ermüdet, und nach allseitigem Gute Nacht Wünschen trennte man sich. Mariechen, die das Schlafzimmer der Schwester theilte, war, kaum im Bette, sosort eingeschlafen. Nachdem Gertrud sich hiervon überzeugt hatte, schlich sie leise an den großen Wandschrank, und öffnete vorsichtig die untere Schublade, der sie ein schneeweißes Kleidungsstück entnahm. Es war der neue, hochele gante Frisirmantel, den Tante Clara ihr zum letzten Geburtstage aus Dres den geschickt hatte. Leise kicherte sie vor sich hin, während sie sich darin ein hüllte. „Warte nur, mein Herr Grün specht." mnrmelte sie dabei, „du sollst an Ammenmärchen glauben lernen." Um Kopf und Hals wand sie einen hellgrauen Spitzenshawl, so daß nur ein kleiner Theil ihres Gesichtes zu sehen war, nnd die nach rückwärts über die Schulter fallenden Enden aufgelöstem Haar glichen. Vor dem Fenster stan den eine Anzahl blühender Topfge wächse, darunter auch eiu Maiglöckchen strauch. Schon griff sie nach der Schecre, um einige der süßduftenden Blumen abzu schneiden, als sie plötzlich innehielt. Nein, das wäre schade, das war der Junge ja gar nicht werth. Ueberhanpt würde der Anblick der weiße» Gestalt allein schon genügen, ihm einen kleinen ?^'reck?u verursachen und ihn für sei nen frechen Spott und seine superklugen ürcoen zu strasen. Geräuschlos huschte sie aus dem Zimmer und schritt langsam de» dutttlen Korridor des geräumigen alten HanscS hinab, um nach dem am andern Ende gelegenen Zimmer ihres Bruders zu gelangen. Plötzlich stutzte sie und bannte de» Schritt. Aus dem sonst völlig duuklen Gange, zeichnete sich, in kurzer Eutsernuug vor ihr, eine über die ganze Breite lausende, quadratahnliche Fläche, hell vom Monde beschienen ab. Im erste» Augenblicke konnte sie sich diesen sonderbare» Um stand nicht erklären, da nirgend in der j Nähe ein Fenster war. > Plötzlich aber flogs ihr durch den Tiun: Jener Lichtschimmer konnte nur ans dem Zimmer des Assessors jlninmcn, in das, da es nach der Gar tenseite lag, das Mondlicht gerade hineinfiel. Er mußte also die Thür seines ZiinmerZ offen stellen haben. Me ärgerlich, da sie dasselbe pnisiren WaS er überhaupt »och aus - zuthun habe» mochte? Stand er etwa iam Fenster nnd spähte aus nach der weißen Frau? Dann konnte sie ungc sährdet vorübergehen. Entschlossen nahm sie Ihren Gang wieder auf, bemühte sich jedoch, jedes leiseste Geräusch zu vermeiden. In demselben Augenblicke, wo sie an die verhängnißvolle Stelle kam, fiel ein Schatten vor ihre Füße. In der näch ste» Secunde stand der Assessor vor ihr. Mit cinem leisen SchreckcnSrus wolltc sie fliehen, fühlte sich aber an beiden Armen zurückgehalten. „Holdeste aller Göttinnen, warum fliehst Du von mir?" sagte cr mit Pa thos. „Sich', ein armer Erdensohn bittet dich um deine glückbringenden Gaben." Doch die Göttin schien dem armen Erdensohn nicht sonderlich geneigt zu sein, denn sie gab ihm nur einige Stöße und Püffe, die daraus berechnet waren, sie aus seinen Händen zu befreien. „Gib dir keine Mühe, göttliche Ostara," hub cr wieder an. „Du cut gehst mir nicht, wenigstens nicht eher, als bis ich von deinen scgcnvcrlcihenden Maiblmiien habe. Was! Du hast leine?" rief er enttäuscht, ihre lccreu Hände erblickend. „Nun wohl, so be anspruche ich einen Ersatz dasür." Er ließ ihre Arme, an denen er sie bisher festgehalten, plötzlich IoS. um klammerte dafür ihre beiden Handge lenke. nnd so sich über sie beugend, suchte cr ihre Lippcn zu gewinncu. Doch mit einer geschickten Wendu-ng des Oberkörpers wich sie ihm aus. Empört, bis zum Acußcrsteii gereizt, war sie jetzt entschlossen, sich der unwürdigen Fesseln um jeden Preis zu entledigen. Mit einer blitzschnellen Bewegung fuhr sie mit dem Kops herum, und hatte, eh' er's verhindern konnte, ihre Zähne in seine Hand begraben. Ein leiser, halb unterdrückter Schmerzensschrei. dann ein lctztcs Ringen ihrerseits, und sie war frei. Wie ein gehetztes Wild floh sie den Corridor entlang in ihr Zimmer, wo sie mit vor Aufregung zitternden Hän den Mantel und Spitzentuch herunter riß. Heiße Zointsthränen liefen über ihre Wangen. Es war ja nachgerade nicht mehr zum Ertragen mit diesem Menschen. In Alles mischte cr sich hinein, jcdcn Spaß mußte cr ihr ver derben. Wär' cr nnr fort. Läge eS nur in ihrer Macht, seine Versetzung zu bewerkstelligen, er sollte nicht lange mehr hier scin! Sie drückte das Gesicht dicht in'S Taschentuch, um durch ihr Schluchzen Mariechen nicht zu erwecke». Sonderbar! Einst waren sie so gute Freunde gewesen,als sie noch im kurzen Röckchen ans seinen Schultern geritten. Wie deutlich sie sich noch des Tages er innerte, obgleich sie kaum sechs Jahre damals zählte, an dem der dreizehnjäh rige Jnngc, nachdem er beide Eltern verloren, in s Hans zn ihnen gelom men war. Was waren sie nicht sür gute Kameraden gewesen! Wie lieb und gut er damals doch stets zu ihr war. Was er ihr mir au den Augen ansehen konnte, that er sür sein „Goldköpschen", wie er sie zu nennen pflegte. Und so war es geblieben, bis er, mit achtzehn fahren, dasHaus verließ, um dic Uni versität zu beziehe«. Dann waren neun Jahre der Trennung gefolgt, während welcher Zeit sie sich nnr einmal, und flüchtig, anläßlich des Todes ihres Va ters gesehen hatten. Wie nur nenn Jahre solche Veränderung hervorbrin gen konnten! Als er nach Ablauf der selbe», nachdem er seine Studien- und Reserendarsjahre glücklich absolvirt hatte, an's städtische Krcisgericht als Assessor nnd somit wieder in ihr Hans gekommen war, hatten sie den allen, herzlichen Ton von ehedem nicht wieder finden können, und an seine Stelle war ein unnatürlich gezwungener und schließ lich gereizter getreteü. Wie glücklich sie doch damals gewe sen! Wie ungetrübt ihre Kindheit ver flossen war! Ob er sich denn gar lücht mehr daran erinnerte? Ob er's wirk lich ganz vergessen hatte? Ein namenloses Wehgefühl zieht ihr plötzlich die Brust zusammen. Laut aufschluchzend preßt sie das Gesicht in die Kissen uud weint, —weint, —bis sie endlich noch unter Thränen ein schläft. Ein echter, rechter Ostertag, voll gol digen Sonnenschein war'S, der mit dem nächste» Morgen anbrach. Gertrud sah mit Staunen, daß sie weit über die gewöhnliche Zeit hinaus geschlascu hatte. EileudS kleidete sie sich an, um hinunterzugehen, wo die Anderen schon längst beim Frühstück sein mußten. Mariechen kam ihr an der Thür entge gengesprungen, drei bunt schillernde Eier, die sie bereits gesunde», in der Schürze tragend. Gertrud vermied eS ängstlich, den Assessor anzusehen, wußte sie doch, daß er nur aus die Gelegenheit wartete, ihr einen seiner hämischen Blicke zuzuwer fen. Dagegen bemerkte sie, daß ihrem Knchcn, sowohl von Fritz als von Hans, schon alle Ehre angethan worden war. Sie konnte ein leises Lächeln der Ge nugthuung nicht unterdrücken. Ma riechen, die sie beobachtet hatte, rief neckend: „Du. Fritz, Trude'S Kuchen scheint dir aber doch ganz gut zu schmecken." „Nu ja, in der Noth frißt der Teu fel Fliegen." entschuldigte sich dieser. „Und warum sollte er auch nicht" meinte der Assessor trocken, „wenn selbst Göttinnen das Fleisch Sterblicher nicht verschmähen." Dabei schob er Teller und Tasse von sich üud zündete sich in aller GemüthSruhe eine Eigarre an. Trude wars einen schnellen, ängstlich flehenden Blick auf den Assessor-. Die ser aber blies gleichmüthig den Rauch in blaue» Ringen vor sich hin und sah den davonziehenden aufmerksam »ach. Arid, dm diese, ihm natürlich nn ! verständliche, Anspielung des Assessors etwas verblüfft hatte, dachte ini Stillen darüber »ach, was dieser gemeint haben könne. Da er sich jedoch schlechterdings nicht erinnern tonnte, je etwas von menschenspeisenden Göttinnen gehört zu >haben, hütete er sich, eine Frage zu stellen, aus Furcht, sich wieder eine Blöße zu geben, und suchte sein Schwei gen dadurch zu motiviren, daß er um so energischer in ein großes Stück Man delkuchen biß. Als Trnde eine Stünde später nach'althergebrachter Sitte mit ihren Angehörigen znr Kirche gehl, da kann sie'S nicht begreifen, wie sie gestern Abend so bitterlich weinen konnte. Eine so selige fröhliche Ostcrstimmui>g hat sich ihrer bemächtigt. Und wie sie den Worten deS Predigers lauscht, und den mächtigen Orgclllängcn, da ist ihr zu Muth, als wcnn auch ihr Herz seinen Nuserstehnngslag feierte, als wenn alle häßlichen Schlacken, Alles was lleinlich und selbstisch daran gewesen, sich davon ablöste, und neue, frische Krast es be seelte, zu besserem Wollen und besserem Können. In dieser glückseligen Fnertags stimmiing wandert sie Nachmittags in Gesellschaft des Assessors, Fritzens und MariccheuS durch de» wouiiigcn April tag in's Frcie hinaus, dem nahen Walde zu. Klar und wolkenlos spannt sich der Himmel über die im Frühlingsschmuck prangende junge Erde. In Sonncn glanz gctaucht iicgl die in maltsarbigez Grün gekleidete Wiese. An den Zwei gen der am Wege stehenden Bäum« schauen aus gesprengten KnoSpcnhüllcn zarte, grünlich-weiß schimmernde Blätt chen hervor. Ueberall, wohin dcr Blick sich wendet, bcgcgnct ihm neucs Lebe», neues Werden. Festlich geschmückte Landleute kommen des Weges uud gehen grüßend vorüber, Trude nickt ihnen srenndlich zu. Jhi ist, als müsse sie Jedem heute etwas Liebes erweise». Still geht sie »eben Mariechen her, während der Assessor und Fritz, ein Gespräch sührend, ihnen voranschrcise». Im Walde ist es so mäuschenstill. Ab und zu knackt ein dürrer Ast unter ihren Füßen, oder eine verspätete Eis kruste kracht laut unter ihren Tritten. Ein flinkes Eichhörnchen huscht, auf gescheucht, behende über den Weg, mit über ihnen ertönt leise der zaghafte Versuch eines gefiederten Sängers. Der Stamm einer gefällten Buch, dient ihnen als Ruhesitz. Fritz unt Mariechen unternehmen alsbald einen Ansflng nach dem nahen Bache, um nack Veilchen zn suchen. Der Assessor und Trude bleiben allein znrück. Schwei« gcnd sitzen sie neben einander. Unt doch hat dieses Schweigen nichts Drük kendes. Es ist wie ein stiller Gottes frieden, der sie umweht, und den st« durch keinen Laut zu stören wagen. Aus der Ferne dringt das Hämmern ei lies BnutspcchtS zu ihnen herüber. Wi« ein leises, rälhselhastes Flüstern klingl es aus dein linden Frühlingswind, der ihnen Wangen und Stirn umschmei chelt. Aus dem feuchten Waldboder spielen und hüpfen die Sonnenstrah len. „Trude, sing ein Lied." sagt Han!. plötzlich. Und als hätte sie nur darauf gewar tet, fiugt sie mit ihr hübschen, frischen Stimme Das, was ihr den ganzen Tag durch die Seele gegangen, Schuberts herrliches Lied „Frühlingsglaube": „Die linden Lüfte sind erwacht." Wie ein Jnbeln und Jauchzen tönt es in den Waldfrieden hinaus, uud wie sie an die letzten Strophe» kommt, da setzt auch Hans mit seinem krästigen Bariton ein, und wie hossnungsseiige Zuversicht klingt es aus der Brust Beider: „Nun armes Herze, sei nicht bang'. Nun muß sich Alles, Alles wenden.' Dann schweigen Beide wieder. Nur durch ihre Herzen zittert leise der Wider hall der letzten Strophen und webt einen geheimnißvollen Zander um sie. Und plötzlich, ohne jede Veranlassung, sehen sie sich in die Augen, so seltsam innig, daß es sie Beide wie ein leises, süßes Erschrecken durchschauert, und Trude verwirrt den Kopf senkt. Da sieht Hans, wie eine häßliche Ranpe über Gertrud's hellgraues Kleid hiukriecht. Während er die Hand aus streckt, um dieselbe zu entfernen, be merkt oberhalb des Zeigefin gers feiner Rechten, sechs kleine, der Reihe nach laufende, wunde Fleckchen. Helle Rölhe fliegt über ihr Gesicht hin. „Hans!" sagt sie leise, seine Hand ergreifend, während sie, eine stumme Abbitte in den Augen, zu ihm auf blickt. „Ja so," sagt er mit heiterem Lachen, „die altgermanische Gottheit hat mir da gestern Abend einen Besuch abgestattet, das heißt, eigentlich, glaube ich, war er Fritzen zugedacht. Da der gute Junge sich aber noch in dem beneidenswerthen Alter befindet, für das man die poetisch klingende Bezeichnung „Flegeljahre" erfunden hat, er infolge dessen des Fleißes vorläufig noch dringender be darf, als des Glückes, so glaubte ich es vor mir selbst verantworten zu können, wenn ich den Besuch der Dame für mich in Anspruch nehme. Freilich bin ich für meinen Vorwitz anch bestraft wor den. denn ich muß gestehen, ihr Ruf ist besser, als sie es verdient." „So scheint es," erwiderte Trude lächelnd. „Aber sie bereut das, was sie dir gethan und möchte es gerne wie der gut machen." Und eh' er's sich ver sieht, beugt sie sich über seine Hand und drückt ihre Lippen auf die wunde Stelle. „Trude," ruft HanS in seligem Schreck. Und im nächsten Augenblicke hat er sie umsaßt, während ihr Kops an seiner Schulter ruht, und küßi sie aus Mund, Wangen und Augen. „Hast du mich denn wirklich lieb, Goldköpschen?" frägt er zärtlich. Sie nickt lächelnd. „Ja, nun weiß ich's, Hans, daß ich dich lieb habe. So lieb wie damals, als wir noch Kinder waren. Weißt du's noch, wie wir auf den Apfelbaum geklettert waren und Dörte uus uicht finden konnte?" Er lacht, während er sie fester an sich zieht. „Ja, ja," sagte er träumerisch; .'s war schön damals, aber jetzt wird'S hoffentlich noch viel, viel schöner wer den." Fritz und Mariechen kommen zurück nnd gleich daraus wird der Heimweg angetreten. Roch hüten sie ihr seliges Geheimniß vor de» Beiden, um eS, zu Hause aiigekommen, erst der Mutter zu vertrauen. Diese aber ist durchaus uicht so überrascht, wie Trude voraus gesetzt hat. Im Gegentheil, sie lächelte dabei in einer Weise, als wen», sie eine längst gehegte Erwartung bestätig sände. Nach dem Abendessen, nachdem anch Fritz und Mariechen von dem Geschehe nen in Kenntniß gesetzt worden sind, wird im engsten Familienkreise Verlo bnng gefeiert. Fritz meint, er sähe zwar die Nothwendigkeit, daß HanS und Trude sich heirathen, nicht ein, schließlich käme eS aber auch aus Eins heraus, da sie ohnehin ja doch immer zankten. Die Prüfung. Persisches Märchen. Ein Terwisch ging eines Tagc-Z »ach oem Bazar. dort einige Strähnen Banmmolle, die seine Frau gesponnen, z» verlaufe». Er erhielt eine» Tirem (uiigesähr fünf Cents) dafür und war eben im Begriffe, denselben gegen Le bcnSmittcln mnzntauschcn, dic cr seiner harrenden Familie als Mittagsmahl heimbringe» wollte, als er zwei Män ner niitcr heftige» Schellworten mit große» Stöckcn so wüthciid ans einan der dringe» sah, daß cr für ihr Lebe» fürchtete. Ter Terwisch erkundigte sich »ach der Ursache des Streites und er fuhr, daß derselbe um eine» Direm entstanden sei, den der Eine dem Ande re» nicht bezahlen könne.— „Ich habe soeben einen Direm erhal ten," überlegte der Terwisch; „wäre eS nicht meine Pflicht, diesen den Strei tenden zu gebeu und aus diese Weise Blutvergießen, ja vielleicht den Tod meines Nächsten zu verhüten?" Gedacht, gethan! Er näherte sich den feindlichen Parteien, gab ihnen den Direm mit hatte die Gcnngthuung, dcn Kapipf au genblicklich enden zu sehen. , Mit leeren Händen und sorgenschwe rem Herzen kehrte cr nach Hanse zurück und gestand seiner Frau aufrichtig, was sich'zugetragen uud wie cr gchandcll habe. Als würdige Gattin eines solche» Mannes machte sie ihm nicht den leise sten Vorwurf darüber uud suchte, da die Mittagsstunde laugst vorüber nnd die Kinder nach Brod weinten, auf andere Weise Rath zn schassen und irgend etwas Verkäufliches aufzufinden. Sie sucht« lange vergeblich: endlich fiel ihr ein Ge wand von verblichenem Seidenstoff in die Hände. „Nimm dies, mein Freund," sagtc sie, „und siehe, daß dn es verkaufst beeile Dich aber, denn die Kinde haben heute noch nichts gegessen." Der Derwisch durchlief die Stadt vo einem Ende zum andern, konnte aber nirgends einen Käufer finden. Meh rere Stunden waren im fruchtlosen Bemühen dahingegangen, als ihm ein Mann begegnete, der einen großen Fisch zum Verlaus ausbot, aber keinen Ab nehmer finden konnte, da derselbe todt war und die Luft bereits mit einem Übeln Geruch erfüllte. „Das ist mein Mann," dachte der Derwisch, nähere sich dem Fischhändler nnd sagte ohne Weiteres: „Kamerad, willst Dn Deinen Fisch gegen mein Ge wand vertauschen? Niemand will uns unsere Waare abkaufen, eS ist also am besten, wir schließen den Handel ab." Der Andere war's zufrieden nnd der Derwisch eilte mit dem Fische nach Hause und übergab ihn seiner Frau, die sich sogleich anschickte, ihn zu bereiten. Zu ihrem großen Erstaunen sand sie im Innern des Fisches eine köstliche Perle, mit welcher sie hocherfreut zu ihrem Manne lief und bat, dieselbe gleich zu verkaufen. Der gute Terwisch hatte leine Ah nung von dem Werthe dieses Kleinods, holte deshalb den Rath eines bewähr te» FreirndeS ein und ging, von die sem begleitet, nach dem Bazar der In ivelicrc, wo die Perle von Kennern als eine der schönsten erkannt wurde, welche je zu OrmuS gesunden. Er er hielt 120,000 Direm dafür und eilte mit diesem Schatze seiner Wohnung i". Im Begriffe, die Schivelle derselben zu überschreiten, wurde er von einem Bettler angeredet. „Allah hat Dir eine große Summ« bescheert, gib mir den zehnten Theil davon, der nach den Geboten des Ko ran den Armen zukommt!" Der Derwisch erkannte die Gerechtig keit der Forderung und übergab dem Bettler 12,0V0 Direm, als den vom Pröpsten gebotenen Theil für die Ar men. Dankend entfernte sich der Bett ler, kehrte jedoch nach wenige» »schrit te» wieder um, indem er sagte: „Siehe mich recht an, erkennst Tu mich denn nicht?" Der Terwisch betrachtete ihn genauer und sah, daß es derselbe Mann sei, der ihm den Fisch verkauft hatte. „Du bist gelommcu, Dein früheres Recht auf die Perle geltend zu machen," sprach er, okme mir einen Augenblick zu zögern oder sich aus sein Recht als ttänser zu berufen, „ich erkenne es an, nimm hin die Geldsumme, sie gehört Dir zu." „Nicht also," erwiderte Jener. „Ich bin weder ein Bettler, noch ein Fisch händler. sondern der Bote Allahs. Er hat mich zn Tir gesandt. Dir zu ver künden. daß, weil Du Deinen letzten Tircm hingegeben. Frieden zwischen Deine Brüder zu stiften. Dir auf Er den ein frohes glückliches Leben, nach Deinem Tode aber der Genuß der höch sten Glückseligkeit' beschieden ist." Der Weg znm Ohr des Königs ist weiter nnd schwerer, als der ' Weg zum Gimmel. vildcr ans NlaSka. Tie Halbinsel Alaska, welche seit nunmehr 25 Jahren d.m Staatenbunde der Union einverleibt ist, gehört in mehrfacher Bezichiing zu den interessan testen Ländern dcr Erde. Einmal bie lel sie schon in ihrer Bodensormation eine sür Amerika einzig darstehende Er scheinung, nämlich eine von Westen nach Osten ununterbrochen sich fort setzende Gebirgslettc, deren Erhebungen in dem Mount Elias und dcm Vulkan Jllimän mit 19,50(1 und 16,000 Fuß ihren Gipfelpunkt erreichen, ja, über haupt die höchsten Berge des nordaine r,k mischen Continents sind. Alaska, das man gewöhnlich in Schnee und Eis erstarrt sich vorstellt, ist das Land der Bulkaue; nicht weni ger als 61 derselben, zum großen Theil noch thätig, sind bereits entdeckt. Ein Anatogon findet sich dazu nur auf Is land. Gerade wegen ihrer ostwestlichen Ausdehnung und der parallelen, rück gratähnlich zum Körper der Halbinse' verlaufenden Gestalt ihrer mächtigen Gebirgskette bildet Alaska eine Klima scheide, wie sie in dieser Schroffheit auf der ganze» Erde nicht wieder vorkommt und ähnlich, aber in sehr abgeschwäch tem Maßstabe, nur an der auch sonst durch Gestalt und Lage ähnlichen Halb insel Kamtschatka des nördlichen Asiens eine Parallele findet. Alaska springt mit den vorgelagerten Inseln, zu denen hauptsächlich die Aleu ten gehören, gleich einer uugehcuren Mauer vou ctwa 4VoMeilc» in's Meer hinein uud scheidet die kalten Gewässer des Beringsmccrs mit seinen Eisschol len und Humniocks (schwimmende ge .thürnite Massen von Packeis), seinen eisigen Nordwinden, hestigeu St einen und dicken Nebeln scharf von dem wär meren Wasser und der milderen, heiter» Atmosphäre der Südsee. wie sie auch die' waldige» User der letzteren von den waldlosen, mit »ackte» Klippen besäten Ufern des Beringsmeers trennt. Das Klima Alaskas ist im ganzen milder, als das der gegenüberliegenden asiati schen und der nordamerikanischcu Küste. So beträgt dic mittlcrc Jahrestempera tur auf Sitka 112 10 Grad Celsius, die zu Nain aus Labrador beinahe 4. Dennoch will der Getreidebau uicht recht gelingen. Die Bevölkerung von Alaska beträgt etwa 32,M1, darunter etwa 400 Weiße. Unter den Uebrigen sind die Eskimos oder Jnuit (im Norden nnd Westen an der Küste, etwa 13, VW Seelen) nnd Indianer, bestehend aus den Stämmen der Tschugaschen nnd Kolnschen (mehr im Innern und ctwa 9000) stark) am zahlreichsten vertreten, wozu dann noch ctwa 1800 Mischlinge, d. h. Abkömmlinge von Russen »nd Eingeborenen, uud 2000 Aleulen treten. Bekanntlich ist Fischerei uud Pelzhandel der Haupterwerbszweig des Landes. Die Jnuit betreiben den.Fischfang ganz ähnlich, wie ihre StammeSvetteru in Grönland. Jnuit Im Kajak. In ihren eigenthümlichen Böten, Kajaks genannt, welche bekanntlich das Modell sür unsere Regattaböte abgege ben haben, wagen sie sich mit unglaub licher Kühnheit viele Meilen weit in das sturmgepeitschte und von knarrende» und sich übereinander thürmenden Schollen erfüllte Eismeer hinaus. Ter schmalc, aber lange und an beiden En den schnabeliörmig zugespitzte Najak ist mit wasserdichtem SeehundSsell über zöge», auch oben, wo mir eine Ocff miiig sür den Fischer vorhanden ist, in der er sitzt, doch auch hier schließt sich der Bootüberzng wasserdicht gesugt an seine Kleidung an. Mit dem langen an beiden Enden mit ovalem Blatt versehenen Ruder, das er geschickt in der Mitte bandhabt, bewegt sich der Jnuit durch die Fluth, cisrig »ach dem runden Kops des See hundes spähend, »ach dem er die nie fehlende Lanze wirst. NeuerdingS ist der bergmännische Betrieb der in der Gegend von Sitka eröffneten Goldminen start im Schwan ge! die Stampsmühle, welche das Erz zerbröckelt und zu Pulver stößt, hat 240 Stampsen nnd arbeitet mit -MlPserde krast, geliefert durch eine» wasserreichen Gebirgsbach. - Das Go'.oerz muß durch Sprengen der Felsen gewonnen wer den. Der Name der Insel Baranow, auf welcher Sitka liegt, bringt das Anden ken eines Mannes in'S Gedächtniß, der als der wahre Entdecker und Civilisator Alaskas besonderen Anspruch aus ehrende Erwähnung hat: der Russe Alexander Barannws, Alaskas erster Gouverneur. Ihm ist es zu vcrdan kcn, daß Rußland an seincm Bcsitz fest hielt, obwohl England wiederholt An strengungen machte, Alaska, welches durch eine empfindliche Lücke von 500 Mcilcn Ausdchnnng die Coutinuität dcr britischen Besitzungen auSeiuander reißt, an sich zu bringen. Bereits 1648 hatte dcr Kosak Tefch new das Meer von Kamtschatka durch segelt nnd war nach Alaska gekommen. Aber erst 1728 unternahm Vitus Bering, ein dänischer Seemann, der in PeterS des Großen neue Flotte einge treten war. dic erste Forschungsreise über Kamtschatka hinaus, entdeckte die St. Lorenzinsel und später Alaska, welches er übrigens noch sür eine» letz ten Ausläufer Asiens hielt. Dir Erfindung deö Kompasses. Ueber die Ersindnng des Kompasses veröffentlicht der in Shanghai erschei nende „North China Herald" eine auf chinesische Quellen sich stützende Studie, welche über bis jetzt nicht bekannte Ein zelheiten näheren Aufschluß gibt. Wer zuerst die besonderen Eigenschaften des Magnctcisensteins wahrgenommen hat, ist der Nachwelt nicht überliefert, dage gen berichtet die chinesische Literatur, daß die eisernen Nadeln bei de» „Nä herinne» des Himmlischen Reiches" schon vor der Regierung >schin-Shi- Huangs, also über einundzwanzig Jahr hunderte vor unserer Zeit in Gebrauch waren. Im vierten Jahrhundert vor Ehristb erwähnt indeß zuerst ein chinesischer Schriststcllcr „die Nadel, die nach Sü den zeigt," er spricht von ihr als von etwas sehr Bekanntem, ohne aber irgend einen bestimmten Gebranch anzudeuten. Die Fortschritte der Magnetnadel wa ren aber nur langsam, denn ein wirkli cher Eompaß erscheint erst im achten Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Dieser Kompaß bestand aus einem mit Wasser gefüllten Holzgefäß und auf diesem schwamm die Nadel, welche sich naturgemäß nach Norden stellen mußte. Dieser einfache Kompaß wurde jedes mal befragt, wenn eS sich um die Rich tung handelte, in der ein Grab oder ein neues HauS u. s. w. angelegt werden sollte. Bald entdeckte ein chinesischer kaiserlicher Astronom die Abweichung, der Nadel vom wahren Norden. Im 12. Jahrhundert aber erst erscheint die Magnetnadel als Wegweiser für Schiffe. Im Jahre 1122 berichtet nämlich ein nach Korea gereister chinesischer Gesand ter, er habe aus dein Schiffe, auf dem er überfuhr, eine Nadel gesehen, die als Wegweiser diente. Dies ist über haupt die erste Erwähnung des Kom passes in der Weltliteratur, wie in der chiiiesi che», und d ? Tex!!davon ist noch vorhanden, der den Chinese» das Recht der Erfindung des Kompasses sichert. Dieser erste Kompaß schwamm iitdeß noch immer in einem Gefäß mit Was ser, erst die Japaner ersanden die trok kene Magnetnadel, welche sich auf einer Spitze drehte. Bon den Chinesen kam durch die Araber die Kenntniß LeS Kompasses nach Europa, wo man das System wesentlich verbesserte. Bemer kenswerth ist, daß die Araber die Ein theiluiig der Chinesen nicht übernah men, statt der 24 chinesischen Punkte nahmen sie 32 nach den Richtungen der Winde und dem Lause der Sonne an, während die ersten Einthrilnngen auf der Theilung des Horizontes in di« 12 Tages- und Nachtstunden beruhte. Die arabischen Quellen erwähnen übri gens anch noch, daß der aus China zu ihnen gelommene Kompaß mittels eines kleimn Schiffchens ans leichtem Holz ans dem Wasser schwamm. Die chine sischen Bücher erwähnen diese Einzelheit nicht. Wohl glaubhaft. Dame? Sie erklären, Herr Doctor, den Cognac also für ein gutes Mittel gezen Athmungsbeschwerden? Arzt: Ja wohl, meine Gnädige. Dame: Ich habe gerade die gegenlheilige Ansicht, denn früher war mein Mann im Jahre höchstens 4—5» nial damit geplagt, aber seitdem ich den Cognac im Hanse habe, klagt er täglich über AthwungS vcschwcrdcn. Seine Kritik. Tu erzählst mir ja gar nichts von der Oper, die Tu gestern gesehen? Was ist da zu er zählen. ganz gewöhnliche Geschichte! Nachdem er sich an ihr heiser geschrieen hatte, mußte er sie auch noch heirathen., jetzt hättest Du 'mal den Pöbel klatschen hören sollen! Stoßseufzer. Schon Früh ling, und uoch immer kein Sonnen schein; das Wetter lenzt nicht, es sau, lenzt. ! —Knüppel oder Stock,-» ! s ist beides Holz.