Teutsche Soealnachrichten. Provinz Brandenburg. Berlin: Aus dcn Antrag des Ober- ReichSanwalteS in Leipzig hat das Reichsgericht beschlossen, gegc» dichter vcrhastctc» Anarchisten die Unter suchung wegen Hochverraths z» eröff nen. Zehn Personen besinde» sich »och in Haft sind: Kaufmann Arendt, Schuhmacher Artelt, Steiudruk ker Bickel, Handlungsgehilfe Herzberg. Klavicrarbeitcr Kaniien, DrcchSlcr ler, Gemüschändler Radau, Obst- uud Gemüsehändler Ronnthaler, Schuhma cher Rusf und Schneidermeister Tebs. Dcr Urhcbcr dcS Millionenbctrugcs gegen die dcutschc Bank, Schwicgcr, wurde zu vier Jahren Gefängniß und 3000 Mark Geldstrafe vcrurthcilt. Sein Genosse Frank ist nach Amerika entkommen. Die gefälschten Engage ments ttmsaßtcn 11 Mi». Rnbclnotc»! dcr hicn ur h verursachte Scl ad n wurde mit Mark festgeiicllt, vou denen jcdoch nur 1,100,000 Mark von den Aktionären getragen wurdcu. In dem Processe gcgcn dcn bckanntcn anti scmitischcn Partcisührcr Rcetor Ahl wardt wcgcn Beleidigung dcs Magi strats und mehrerer Lehrer hat das Landgericht dcn Angckkngtcn zu vicr Monatcn Gcsängniß vcrnrthcilt. Gc gcn Ahlwardt schwcbt cin ncucr Proccß wcgcn Beleidigung dcs JustizmiuistcrS uud des Finaiizmiuisters. Dcr im September 1890 erfolgte Selbstmord dcs Grafen von Schaumburg in scincm Chambrcgarni in dcr Chausscestraßc, dcr s. Z. scnsationcllcs Ausschcn er regte, wird ein nicht weniger sensatio nelles Nachspiel haben. Der jugend liche Selbstmörder vermachte kurz vor seinem Todc dcr Tochtcr scincr Ziiumer wirthin, dcr unvcrchclichtcn H., dic da mals Choristin an cincm hicsigcn Thcatcr uud ciue tiielumworbeue Schönheit war, ciue ziemlich beträcht liche Summe. Die Auszahlung dieses Betrages ist jcdoch beanstandet worden. Tic H. ist bezichtigt worden, nnd zwar von dcr eigenen Mutter, mit ihrem Ba ter iu sträflichem Verkehr gestandcn, anch ncbcn jencm Grafcn zahlreiche an dere Liebschaften unterhalten zu haben. Auf Gruud dieser Beschuldigungen und solchcr dcS Batcrs uud dcr Tochtcr gc qcn dic Muttcr sind die drei Mitglicdcr der Familic H. in UntcrsuchungShast gcnommcn worden. Eine große Zahl von Aristokratcu. namentlich junge Ossicicre, dic zur Zeit dcs Selbst mordes dcs Grafcn Sch. und auch fpä t«r noch bei der Frau H. gewohnt und zu dcr schoneu O'horistin in intimcn Beziehungen gestandcn habc» solle», diirften als Zeugen vernommen wer den. Fabrikbesitzer Röder, Mit inhaber der Berlin-Aachener Spiegel manusactur, war im Keller seines Fabrikgebäudes, Höchstraße 28, allein mit Zubcrcitung cincr als Gcschästs gehcimniß bchaudcltcn Mischung bc schästigt. Dabci entstand aus unauf geklärt« Ursache Feuer, welchem Röder zum Opser sicl. Die herbcigcciltc Feuer wehr konnte ihn nur in stark verbrann tem Zustande als Leiche hervorholen. Tie Braut eines höheren Gerichts beamten., Bertha G., hat sich aus Be fmgniß v>v deui allmählichen Schivin den ihrcr Schönheit das Lcbeu genoin »,cn. Sic erschoß sich ans dein alten Lonisenkirchhofe in dcr Bcrgstraßc. Ein gciviiser Hcrmaun Schrcibcr vcr vffcntlicht in ciucm hicsigcn Blattc fol gende Anzeige: „Bei mciner Abreise nach Amcrila sage ich allen meincii Bcr waudteu, Bckaimien und Göuucrn, bc foudcrS dcn Hcrren Gcrichtsvollzichcrn, dic niich kcnuen, ein herzliches Lebe wohl." P rovin z W e st p reu ß e n. In Neuenbürg feierten dic Böttchcr lncistcr Burgisuicicrichcn Eheleute ihrc goldcnc Hochzcit. Bo» dem Kaiser er hrelt das Jubelpaar dic Ehcjubiläums niedaillc, mü> von Innung cincn prachtvotlcn Regulator, sowie eine auf da- Fest bezügliche Widmung. 112 I» Riesenburg dcr frühere Fleischermeister Kuß. 112 In Schlochau Rittergutsbe sitzer Ed. Hartwig aus Schünau. s Oberlehrer a. D. Hüuiughaus in Strasburg. Ter Sohn des Profes sors Curtze in Zhorn. welcher im Som mer v. 1.. als dcr Schulknabc?!o>vicki über dcn Gancuzaeui dcs Professors klettern »wlllt, um Obst zu stehle», «ciuwl Schneckickiuß al>gab, dcr jcdoch dcu Kuubeu so nvglüetlich in den Leib tras, daß cr nach cinigcu Tagcu starb, ist jctzt üu Aionaten Gefnugniß vcrurthcilt 'vordeu. Tcr frühere Rechtsanwalt Bcnihard Bisla in Tuchelist wcgcn in Bcrliu vcrüb:er schwerer Erpressung hier verhastc: nnd nach Berlin trans zwrtirt worden. 112 Kausm. Christian Schmidt, der Schwiegervater des Ver hafteten. 112 In Zenipelbur.g Sani tatsrath Tr. Bossins. Pro vi uz Schlesien. Bei dcr Taufe dcs achtcn Sohncs des HäuSlcrs und Schneidermeisters Weigert in Altenau hat der Kaiser Pa thensteUe übernommen. Ter Schuh macheriiicisler Franz Umlau in Müu sterberg war von eincm Geschäftsgänge nach »rclkau nicht wieder heimgetehrt. ?!ach l4tägigeu vergeblichen Nachior schungen sandcn sie schließlich die Leiche unter cincr Brücke bei den, Dorfe Leipe. In Probsthain ist allgemein die An sicht verbreitet, daß Tr. Paul, dcr sich erschossen hat, das Opfer cincS amcri kanischen Tnclls gewesen sei. Tie S. Gadaljc'schen Eheleute in Ratibor begingen das Fest der diamantciicn Hochzcit. Gastwirth Günzcl in Kad lin crhielt, als er einen Streit beilegen wollte, von cincm Rausbold cincn Mcs seistich, dcr ihn so schwer vcrlctztc, daß er schon vor Anknnsk dcs Arztes starb. Bürgermeister Tengler in Rcinerz feierte sein 25jähriges Amtsjubilänm als Bürgermeister unserer Stadt. Zwei Kinder dcs Gasthofbcfitzers Harf ner in Saga» sind durch Kohlenoxyd gas erstickt. Die in Schweidnitz ge plante Industrie- und Gewerbe-Aus jjellung wird am 15. Juli eröffnet. Provinz Hannover. Wie nun festgestellt, ist die seit letzter Sommer vcrmiiztc junge Tora Klage von Hameln am' 1?. August 1890 vor dem Verbrccherpaar Erbc-Buutrock ir einem Walde bei Cellc ermordet mit verscharrt worden. Tie entmeuschtl Mörderin Dorothec Buntrock hat cir dahin gehendes Bekenntnis; Ter Ort der grausigen That sott uu weit des an der Bahnstrecke Cellc-Uelzen liegenden Torfe» Eschede zu suchen sciu. s Ter älteste Mann in Lehe, Her, Katzcnstcin im Alter von 90 Jahre» Ter Verwalter deZ Krupp'schcu Ho tels in Meppen hat sich in den Fluther der Ems ertrankt, ».'eil ihm seine ein 'rägliche Stelle gekündigt worden war Rhein provi n z. t In >töt» der Stadtrath Johaiu Maria Marina, der Chcs der „wirklick echten" L-tu l»!<»s-Airma »ni Enkel des Begründers des weltberühm ten Hauses, scrncr der bekannte Wein großhändler Jacob Bernhard Mumm wen z»stein und in der letzte Rycinische Veteran aus de» Freiheitskriegen von 1816—15. Gr. F. Christen. —Bei einem Feuer, Ivel ehes in der Rndolphstraße iu Aachen ausbrach, sprangen mehrere Einwoh ner des vom Brande heimgesuchten Hauses aus deu oberen Stockwerke» herab. Hierbei kamen 2 Personen ums Leben, wahrend 5 schwer verletzt wur den. —Ei» ungenannter Bürger hat de» Armen in Barmen 20,000 Mark vermacht. —Ans der Kanzel starb i» Fechingen plötzlich der evangelisch, Pfarrer Aulcr ans Bischmisheim. Mit den Worten: „Mir wird so sank der Geistlich.' mitte» i» der Predigt zu sammen und war eine Leiche. Ter Förster Kaufmann von NeuhauS wurde durch de» Malstatt-Burbacher Stra ßenbahnwagen überfahre» und sofort gelödtet. Pr o v i nz H c 112 sc n -N assau. Wege» betrügerischen Baukcrotts wurdc der Hotelier Schmidt. Gasthaus „Zun, Lamm" in St. Goarshausen verhaftet. Tie neu errichtete Kricgs schnle in Hersseld ist zunächst nur pro visorisch eröffnet und soll so lange als Provisorium bestehen, bis die Kriegs schule i» Tanzig fertiggestellt und liez. der gegenwärtig herrschende Mangel an Offiziere» gedeckt fein wird. Tie Gemeindesteuern mußten in Kiedrich von sechzig auf 125 Prozent erhöht werden, nach dem neue» Steuer gesetze dortselbst weit weniger Staats stenern erhob.» werde». Königreich Sachsen. i In Limbach Bürgermeister Hof man». Ter Hansbesitzcr Gnstav Ulbrich in Löbtau hat durch einen Schuß in die Schläfe feinem Lebe» ein Ziel gefetzt. Tos Webermeister Päß ler'sche Ehepaar in Lößnitz feierte seine diamantene Hochzeit und wurde außer durch Geldgeschenke vom Stadtrath, dem Kirchenvorstandc und anderen edlen Menschenfreunden auch durch eine Fest gabe der Königin erfreut. Wegen gewerbsmäßigen Glücksspiels wurde der Gctrcidchändlcr Moritz Müller in Mei ßen zu drei Monaten Gefängniß uud 500 M. Geldstrafe, der Holzhändlcr Ambr. Heckfcheit zu zwei Woche» Haft, und wegen Gestatten des Spiels der Gastwirth Kiel zn 600 M. uud' der Gastwirt!, Jos. Maun zu 100 M. Geldstrafe vcrnrthcilt. In dem Proceß wurde festgestellt, daß einzelne Spieler Zummcn von 50.600 —00,000 M. verloren. s Im nahen BurkhardS walde bei Miltiz der Thierarzt Joh. Lippert, in alle» Theilen des Landes als..Papa Lippert" bekannt. Der Bahnwärter Karl Böhme in Möckern wurde von eiuem Bahuzugc überfahren und auf der Stelle gctödtct. Die Böttchermeister Schönherr in Döblitz, in dessen Haus am Bcgräbnißtage seiner Frau ein gesahrtichcr Esfenbrand cnt stand., sodaß sckwu dießalsen glimmten, ist insolge des Schreckens über den Brand gestorben. Thüringisch« Staaten. Nach der vergleichenden Aufstellung der directcn Waarenaussuhr aus dem Bezirk der Confnlarngciitur zu Gcra »ach den Bereinigten Staaten von Amerika ist im vierten Quartale 1891 gege» die gleiche Zeit 1890 eine nähme von 189,580 M. zn verzeichnen. —Ncuerdings ist die Textilindustrie in Gera wieder in zufriedenstellender Weise beschäftigt. Zahlreich sind be sonders die Auftrüge auf Jacquards und andere leichte Sommcrstossc cingc gangei.. Da die Aufträge meist sehr eilig sink, sv mußten einige Fabriken die Arbeitszeit, welche ma» vor etlicher Zeit wesentlich verkürzt hatte, wieder ans 12—IN Stunden anSdchnen. Da bei kau» man jedoch im Allgemeinen uicht behaupten, daß der Berdienst der Tcxtilarbciter.rzlänzeiid sei. In der großen Ueltzen'fchcn Weberei in Gera kam in Folg.' von Selbstentzündung durch Reibung der TranSmissioiiSscilc Feuer zum Ausbruch, welches das Ma schinen- und KcffelhauS, sowie deu gro ße» Webesaal zerstörte und auch den Scheersaal beschädigte.—Der 17jährige Neffe des Gafiwirtbs L. Hofmauu in Götteugrün, Alwin Thrum. fand da durch eine» plötzliche» Tod. daß ihm eiu geladenes Gewehr zu Boden fiel mit dabei der Schuß sich cutlud. Die ganz! Ladung suhr ihm in dic Stirn und riß einen Theil der Tchädeldeckc fort, so daß der Tod augenblicklich eintrat. In Oettcrsdorf trieben einige junge Burschen mit Schießen Unfug. Dabei drang der Pfropfen aus eiuem Pistol der aus dem Thorweg tretenden IBjäh rigen Tochter hes Bürgermeisters Bren del in dic Brust. Hesse n-D armstadt. 112 In Bingcn der Bnchdruckerei-Be sitzer und Verleger des „Rhein- und Naheboten", Otto Albrecht Boryszemski. Die Armen-Commission in Fried berg beabsichtigt Arbeiter-Wohnhäuser j» erbauen, und sollen voerst vier Häu- ser i» dcm früher Morcll'fchc» Garten errichtet wcrdcn. Außerdem will Rcnt »cr F. Nctz an dcr Staatsstraße vor dem Maiiizcr Thor ci»e A»zahl Dop pelhäuser sür tleiucre Leute erbaue» lassen. Ter Sohn des Mühlenbe fitzcrs Walther in Horchheim hatte das Unglück, in das Triebwerk der Mühle zu gerathen, wobei cr den Tod fand. Ter Landwirth Hcrwcck in Lomp.'rt hcim erhielt durch dcn Gemeiiidesticr fa schwere Verletzungen, daß cr denselben crlag. Königreich Bayern. 112 In Pasfau dcr Tomprobst Tr. Karl Ritter v. Schrödl. 112 In Re genSburg Franz Xaver Seidl, der be kannte Lyriker, der allen dcutschcu Säugern wohlbekannte Ehrenpräsident des „Fränkischen Sängerbundes" Tr. Karl Gerster. Ferner dcr Kanonikus Wolfgang Ebuck, Scnior dcs Kolkcgiat stiftcS St. Johann, und Kirchcurath, Dr. Wiener, Lizeutiat dcr Thcologic. s In Waldkirchcn der Hausbesitzer Joh. Wcidinger, dessen Bruder Joseph uud die Schwester-Maria. —Der Post halter »nd Kausmann Alois Laug iu Wcgschcidc, welcher früher sechs Jahre Bürgermeister war.—f In Würzburg der Professor dcr Mathematik uud Physik am Realgymnasium Tr. Lorenz End, Vater dcs Stationschcs in Ost nfrits. 112 Der Weinhändler Heß von Würzburg anf dcr Gcfchäftsrcifc in Dresden plötzlich am Herzschlage. Das Schwurgericht vcrurtheitte dcn 25jährigen Eiscngicßcr A»dr. Dütsch vo» Guudclshcn», dcr eincm scinc Lie beSwerbnngc» zurückweisenden Mädchen den Hals abschnitt und dann zum Tanzc ging, zum Todc.—Bürgcrmci stcr Kandbinder in Bischofsrcnt ivurde dabei ertappt, wie cr cinc Rchgais in dcr Schlinge' gcfangcn hatte. —In einer Tcgelgrube iu dcr Nähc vou Waltcrs dorf wurdc dic liijährige Tochter dcS luwohucrS Semnielinaiiu vo» cinstür zcndtn Erdniosscn vor dcn Augcu dcS Batcrs verschüttet und lebendig begra ben. Magistrathsbote Nkayor von Bruck, welcher wcgcn an scincr Frau vcrübtcn Oiiftmordes vor sünf Jahrcn znm Todc vcrnrthcilt und zn lebciis länglichc» Zuchthausc bcguadigt wurdc, hattc mit scincm Gcsnche nm Wieder aufnahme dcs Berfahrens Erfolg. Die Sache gelangt vor dcm nächstcn Schwurgericht zur ncucrlichc» Verhand lung. Ter Wcbcr und Schulbotc Xavcr Mctschel in Burglengcnfcld hat sich ertränkt, weil scin Gcsnch um dic Altersrente abgewicscn wurde. t In Eggenfelden Pater Pacifius Weber uud Pater Gabriel. s Ter prakk. Arzt Tr. Heß, Vorstandsmitglied des Frei handfchützcnvcrcins in Erlangen. 112 Tafclbst Konimcrzicnrath Gottschalk v. Löwcnich, Mitbcsitzcr dcr alte» Ta bakfabrikfirma Cafpari Erben. In Eschenbach ist Bürgermeister Teth vonPrenzenrenth Nachts aus dcmHeim wege von Pegnitz in die hochgchendc Pcgnitz gerathen nnd ertrunken. s In Fürth Landgerichtsrath Karl von Rücker.—Ter in, September v. I. wcgcn mehrfacher Bctrngcrcicn flüchtig gewordene Kommissionär Th. Haas von Fürth hat sich in St. Gallen, wo er als Landstreicher verhaftet worden, 'M Gefängniß erhängt. Königreich Württemberg. In Liebelsberg legte Friedrich Reutfchler (Junggeselle) das 99. Le bensjahr zurück und seiert somit den 100. Geburtstag. In LudwigSburg fand dic Einwcihung des Offizicrs kafiuos des 2. Artillerie-Regiments statt. Körperlicher Leiden wegen er ichoß sich im Bell der ledige kriippel ?afte Sohn der Wittwe St. in Möh ringen. Das zur Versorgung der Albgemeinden Eglingen, Oedenwald tetten, Oberstetten, Bernloch und .Neidelstetten l>ergcstcllte Wasserwerk ist zur öffentlichen Benützung übcrgcbcn. —lm Zeitraum von zwei Jähre» nußte das Lehrerseminar zn Nagold dritten Male geschloffen werden, wegen epidemischen Auftretens dcr Jn ?ncnza. 62 Präparaud.n wurdcu das ctztc Mal vou dcr Krankheit befallen, »ie anderen in die Ferien entlassen. Ter Ortsschultheiß Keller von Over pacht hattc sich solchcr Amtsübcrschrei lungen und sonstiger Verfehlungen schuldig gemacht, das; iast dic gcfammte Lürgerichaft (Gcmeinderath. Bureau lusfchuß, Pfarrer, Lehrer und fast sämmtliche Einwohner) in cincr Bitt schrift, dic ein förmliches Anklagcheft »arstcllte. dic Ncgicrnng nm Hilfe an eief. Jetzt ist K. vom Obcramt scincs Amtcs cnthobcn worden. Der König hat dem Stadtvorstand Wagncr in Ulm ZIS ehrende Auszeichnung den Ober bürgerincistcr-Titcl verliehen. In Ausübung seines Berufes wurde dcr Bahuwärtcr Gcigcr auf der Strecke zwischen Weinsberg uud Heilbronn von einem Personenzug überfahren und so iort gctodtet. Hroßherzogthum Baden. Anläßlich dcr Feier scincs 70. Ge burtstages hat dcr Gchcimrath Prof. Knßmaul dem Kindcrspital Louiscn hcilanstalt iu Heidelberg eiue Stistung von Io,olX> Mark zugewendet nnd zwar zu hnmunitäreu und Üntcrrichtszwccken. Das Dcsieit in dcr Crcditbank in Kchl soll sich aus 1,400.000 Mark bc lausen. Gcrichtlicherweise sind dic Ge schäfte der beiden Söhne und dcs verstorbenen BantdircctorS geschlossen, uud ivird wohl dcr Concurs über die selben v«rhängt wcrdcn. Wie leicht sinnig seitens dcs DirectorS Credit ge geben wurde, erhellt ans dcr Thatsache, daß ciu naher Verwandter desselben 295,1100 Mark als Darlehen erhielt, cinc Snmmc, dic in gar Icincm Ver hältniß zu dessen Vermögen steht. Ncucrdings sollen sich nun auch uoch Wcchselfälschungen in hohcm Betrage ergeben haben. Die Leichc dcs Dircc tors Durain wurde nach Gotha zur Verbrennung gebracht. Ueber dic Firma Gebrüder Kaufmann, Kaffee breiuierei und Colonialwaarcngefchäfj in Mannheim ist der Concurs verhängt worden. s In Oberkirch Fabrikant Emil Scheller. Die Ausseherstelle t,ei dcm Denkmal Tnrenncs in Sas-- bach, die bekanntlich durch dic frauzösi schc Rcgicrung besetzt wird, wurde dem ehemalige» sranzösischen Unterofficier G. Preiß. einem geborene» Elfäfser aus Colmar, übertrage». Aus Ciu cimiati, 0., ist in Sinsheim eineNach sragc nach dcn Erben eines dort ver storbenen M. Krämer eingetroffen, der ein Vermögen von 514,207 hinterlassen habe. Der frühere Rnthfchreiber I. Zipf in Waldmühlbach wurde we gen Verleitung zum Meineid zu 1 Jahr nnd 6 Monaten Zuchthaus verur theilt. Mecklenburg-Schwerin. Schwerin: s Generalmajor z. D. von Müller. Ferner von einem «chlaganfall getroffen, Finanzrath Moeller. Ter Kirchenrath Flocrke. Der Oberförster a. D. Wiegendt, früher in Glaifin. Der Prokurist dcr mcckl. Lcbensversichcruugs- und Sparbank, Clanbcrg. welcher fcit län gerer Zcit leidend war, wnrde beim Betreten eines Geschäftslokals plötzlich vom Schlage getroffen uud starb auf dcr Stelle. Der erste Lehrer Wild hagen in Banzkow. Nachdem dcr Lchrcr Scharfenberg in Stubbendorf vor einiger Zeit verstorben ist, hat man dic Stelle in Folge des Lehrermangels mit einem Assistenten nicht wieder be sctzcn könncn. So ist denn dic Stub bcndorscr Schuljugend bis aus Weite res in dcr zwciklnsfigcn Schule des ciuc gukc halbe Stunde entfernt kicgcudcn TorfcS Gr.-Mcthling untcrgcbracht. Tie beiden Lchrcr dasclbst erhalten da für bis Ostern cinc Entschädigung von jc 24 M. In Arendsee an dcr Ost scc wird ein Trinkerasyl entstehen. Ter Verein für itinere Mission hat da selbst ein Grundstück für nahezu 100,- 9»0 M. erworben. Zur Anlage eincr Tpiiamitfabrik hat ein Untcrnch mcr eine Fläche 10,000 Onadratrnthcn zwischen Dömötötz nud dcr Ortschaft Schmölen von der Stadt käuflich er worben. Von welcher Bedeutung diese Anlage für die Stadt Dömitz werden kann, geht daraus hervor, daß dcr Un ternehmer die Ausgaben an Lohn u. f. w. auf jährlich 180,000 M. veran schlagt hat. Der Domänmrath Ho witz, Bcsitzcr dcr Güter Pokrcnt und Zjeucudors, hat sich erschösse». Er war Tirigeiit des ritterschaftlichen Polizei amts Gaocbnfch »nd erst kürzlich zum Tomänenrath ernannt. Braun schweig. Braunschweig: s Der General-Lieu tenant z. D. von Hering. Dem ver storbenen Fenerwehrdirector Neuter.der sich um das Zustandekommen dcS Ge setzes über das Feuerwehrlöfchmescn iin pcrzogthnmc große Verdienste erworben hat, ist vo» den freiwilligen Fener a'ehre» anf feinem Grabe ein Denkmal (Granit - Obelisk mit Rcliefporkrait) gefetzt worden, welches in Gegcmvart zahlreicher Fencrioehrmänner enthüllt worden ist. Der Bankier Aug. Tchönfeld, welcher zusammen mit dem Kaufmann O. v. Franquek am 1. April 1889 hier ein Bankgeschäst grün dete und sich alsbald in die waghalsig sten Spekulationen stürzte, so daß in 22 Monaten der Gesanimtumsatz meist in Diffcrenzgcschäftcn nicht wcnigcr als rund 4.'! Millionen Mark betrug, wodurch ein Verlust von 227,000 M. nitstaiid, anßerdcem für sich persönlich noch cincn Spekulationsumsatz von ca. i>oo,ooo M. inachte uud dabei auch die Depots dcr Kundcii angriff, wurve wcgcn Bankcrokts, Untrcuc, Untcr schlagung uud Betrugs zu 0 Jahren Gcsliiigniß vernrtheilt. Tic Akaschi ncnöl- und Wagcnsettsabrik von I. I. Apel ist zum größten Theil niederge brannt. Schweiz. s- In Weesen in Folge eines Schlag ünsalles Dr. med. F. Schneider. Jüngst verreiste von Müselbach Herr Minrad Gemperle nach Amerika, wel her viele Jahre die Stelle als Pvstab lagehalter »nd Stickcr-Fcrgger beklei- Sctc. —s Zu Balgach Fabrikant Hnbcr, als vicljährigcr, vcrdicntcr Präsident )cs rheinthatischen Stickcr - Krantcn ocrcinS. Aus Engclburg in dcr po litischen Gemeinde Gaiserwald sind 12 Sticker nach St. Queutin in Frankreich ausgewandert. ES ist dies eine Folge des uencii französischen Zolltarifs. Lienz bei Rüthi stürzte dic Brücke über den Wcrdcnbcrger Binnencanal pisamnien. In Obererliiisbach sind von 70 Schulkindern 45 an Scharlach fieber »nd Masern erkrankt. Die Schule, ist auf längere Zcit geschlossen. Der" Kanton Solothuru, vor 40 Jahren noch e>n ausschließlich Landwirthschaft treibender Kanton, steht jetzt im vorder sten Gliede der industriellLn Kantone.; »er Bestand, der am 61. Decembn 1891 l>cm»Fabrikgcsetze unterstellten Oieschäfte belief sich in dcr Schivciz auf 4697 mit 178,061 Arbcitcrn uud ca. 90,100 Pfcrdckräftcn. Davon fallen 126 Fabri ken uud 9868 Arbeiter auf Solmhurn. Ter Kautou wird von Zürich. Glarus, Baselstadt, Genf, Neuenburg imProccnt satz derlndustriebcvölkcrnng geboten.— 112 In Bcckeiiricd alt Rathsherr und Criininalrichker Walther Amstad. Er kam beim Fälle» eines Nußbaumes unter dcn faltenden Baum, wobei er einen Schenkelbruch und innere Ver letzungen erlitt, denen cr crlag. Tie ncunte Ehrciigabcnliste für das eidgen. Schützcnfest in GlaruS pro 1892 weist bis zum 20. Febr. im Gan zen 9(i,ijl6 Fr. auf. fln Bern Herr Gottlieb RöthliSberger, der letztc Bcrtrctcr des alten Hauses RöthliS berger »i: Cie. von Walkriugeii, Lein wandsabrikation, das iiamrultich sciner Zcit dcn vicle» Wcbcrn von Rohrbach rcichlichcn Verdienst verschaffte. t Der Vorsteher der Bächtclciianstalt, Herr Schncidcr in Bern. Für dic An stalt ist der Tod dicscs wirtlichen Ar mciifrculidcS cin schwerer Verlust. Herr Schneider ixar 55 Jahre alt und seit 1871 Vorsteher der Bächtelen. '', Fürstliche Gekpcnster. Nicht von jcuen wollen mir sprechen, welche an verschiedenen Orten, am lieb ste» i» ihren mehr oder uiinder te»dc»ziösc» Spuk treiben, sondern von solchcn die bei Hellem Tage unter den Menschen wandelten, von fürstlichen Personen, welche als todt galten uud trotzdem mit mehr oder weniger Glück es versuchten ihre wirkli chen oder angemaßten Rechte geltend zu machen. Eigentlich liegt dieser historischen Er scheinung eine uralte Sage zu Grunde der Held im Berge. Wir haben diese Sage i» Deutichiaiid wiederholt, wir haben Friedrich den Rothbart im Kyffhänfcr sowohl als im UnterSbcrg, wo heute noch auf dcr Wclfcrhaide der alte dürre Birnbaum steht, welcher an dem Tage wieder grüucu uud blühe» soll, wo dcr Kaiser mit seine» Recke» aus dem Berge breche» wird. Dieselbe Sage erscheint bei den slavi schen Böhmen, wo eine Anzahl Helden in dem Berge Blanik schlafe» uud ciucs Tagcs auferstehen wcrdc», um ihr Volk z» befreic». Ferner bci dcu Südsla ven. Eincs dcr interessantesten dieser fürst lichen Gespenster war der König von Portngal. Dom Sebastian. Derselbe sicl, oder bcsscr gesagt, soll gcgcu die Mauren gefallen fein in Tanger in dcr Schlacht bci Alzira am 4. Anguft 1578. Thatfachc ist, daß seine Leiche nicht auf gefunden worden ist. Es träte» iu der Folge vier Pcrsoueu a»f, welche sich für Dom Sebastian ausgaben Bei de» ersten Drei ist anznnchmen, daß sie sich nur ihre Aehulichkcit mit dem juugcu Könige zu Nutzen machten,sowic dic Un sicherheit über sein Ende. n»d Aben teurer waren, welche sich de» Thron vo» Portugal oder wenigstens irgend welche Gclduortheilc z» erobern hofften. Viel ernster erscheinen die Ansprüche de-5 vierten der sogenannten falschen Tom Sebastians, welcher nicht allein cinc überraschende Aehnlichkeit mit 'dem Könige inr sich hatte, sondern anch cinc wahrhaft sürstlichc Haltung nud in sei nem Wesen sehr viel Verwandtes uud Achnlichcs mit dcm Könige Dom Se bastian zeigte. Im lahrc 1598 er schien cr in Bcucdig nnd überzeugte hier in ciucm Verhör, das die Regierung dcr mäehtigenßcpublik mit ihm austclleu ließ, Vicle von seiner Identität mit Tom Sebastian, da er an verschicdenc Verträge erinnerte, die nur dem Könige betau»! sei:! konnten, und auch sonst im V.sitz von Geheimnissen war, welche nicht gut ein Anderer als dcr König selbst kennen konutc. Tcmioch wurde auch dieser Präten dent von dcr vcnctiaiiischc» Rcgicrung drci lahrc gcsangcn gehalten unddanu ausgewiesen. Er ging hierauf »ach Mittelitalien uud wurde i» Florenz gefangen ge nommen uud an Spauieu ausgelie fert. Ueber sein Ende haben wir schr wi dcrsprcchcndc Nachrichten, es heißt, cr wäre im Gcsängniß gcstorbcn. Vicl wahrscheinlicher ist, daß cr im Jahr 1000 im Gcfängniß von Lucar hingerichtet wurde uud vicllcicht ge rade deshalb, weil cr der wirkliche Tom Sebastian war, welcher dcm ucueu Machthaber gefährlich zu werden drohte. Kein zweiter Herrscher spukte jedoch in so verschiedenen abenteuerlichen uud phantastischen Gestalte» »och lange »ach sciuem Tode fort, wie dcr Zar Pctcr 111. vo» Rußland. Bekanntlich wurde dieser unglückliche Fürst, welcher scin Schicksal scibst ver schuldet hatte, vou seiner cbcnso genia len und willcnSstarkcn als schöncn Gc mahliu Katharina vom Throu gcstoßcu und in scincm L»stschlosfeLra»ie»burg gefauge» gesetzt, wo ihn die Brüder Or low ermordeten. Seine Gemahlin,welche Voltaire mit einem verdächtige» nnd inaliciösc» Komplimcut „die Scmiramis des Nor' dcnS" nannte, bestieg als Katharina 11. den Thron nnd regierte ihr Rieseiircich cbeiisv weise als ruhmreich. Kei» Herrscher Rußlands hat so bedeutende Rcformcn durchgeführt wic diese große Frau, welche sogar einmal den Versuch inackie, zu ciucr Zeit, wo nur England eine Versassuiig besaß, in Rusjlaiid ei» Parlament zu berufen. Sie seiertc auch dic größten Triumphe nach Außcu hin, insbesondere gcgcu Polcu uud die Türkei, uud fügte ihrem Reiche eine Reihe wichtiger Länder hinzu. Schon nutcr ihrcr Regierung trat dcr Empörer Pugatfchcw untcr dcr MaSke ihrcS Gemahls auf, mit dem cr ciue frappante Aehulichkcit hattc. Pu gatfcheiv gelang es, die stets zti Empö rungen uud Beutezüge» gcucigtcu Kumte», soivic dic u»zusricdc»cu Be wohucr Südrußlauds und der Ukrainc niit sich sortznrcißcn, uud bald stand cr an dcr Spitze cincs gewaltigen Heeres im Fcldc. Ganze große Landstrichc uud vicle Städte huldigten ihm. Tie russischen 'Generäle, wclche ihn an griffe», wurde» von ihm geschlagen, die Gesahr wurde vo» Tag zu Tag größer. Es gab cinc Zcit, wo Katha rina 11. sclbjt um ihrcn Thron besorgt war uud >oo ciue wahre Pauil die hohe russische Gesellschaft ergriffe» hatte, den»Pugatfchcw gcbcrdcic sich alsßich tcr aller Lastcr nnd Verbuchen, als Rächcr des Volkes und schonte Niemand, mit Ausuamue dcr armcu Bauer». I» seine» Proelamationc» nannte er sich Zar Pctcr 111. uud licß sogar Münzen mit sciucm Bildniß schlage», mit der Umschrist: „Peter lU., Kaiser von Rußland." Nach harten Kämpfen gelang cs end lich d'r Kaiserin, des AusstandeS Herr zu werden: eus aber erst das Glück den kühnen Kosakeu verließ, fielen auch feine Anhänger vou ihm ab, uud schließlich wurde cr durch Verrath gefangen ge nommen ii»d an dic Zari» ausgeliefert. Trotz dcr unglücklichen Wendung keines Uiiteni/chmens glaubten »och Viele daran, daß Pugatschew wirklick der entthronte Gemahl Katharinas, Pctcr 111.. sei. Iu andere» Gegenden wieder zweifelte man an dcm «iege der Kaiserin, es drohten Ausstände auSzu brcchcn. Um das Bolk von dcr Nich tigkeit aller dieser Gerüchte, zu überzeu gen. ließ Katharina 11. Pugatfchcw in einen großen eisernen Käfig sperren, diesen ans cinc» Wagc» sctzc» und un ter Bedeckung dnrch ganz Rußland sich ren nnd aller Orken dcm Volte zcigcn, Als Pugatfchcw schließlich nach Peters burg gebracht wurde, ließ die K-aiscrin dc» Käsig mit dem gefangenen Rebetlcn in dc» Hof des Wintcrpalastcs fahrcn, uni sich selbst von dcr Aehulichkcit Pu gatschcwS mit ihrcm Gemahl zu über zeugen. Sie erschien, vou ihrem Hos staat begleitet, trat ganz nahe an den Käsig heran, betrachtete Pugatschew durch ihre Lorgnette und wendete sich dann au ihrc Umgebung mit dcn Wor ten: „Wirklich, ivcuu ich nicht wüßte, daß Pctcr 111. todt ist. ich scibst könutc durch dicsc srappautc Achuliehkeit ge täuscht werden." Kurze Zeit danach wurdc Pugatschew in dcr barbarischem Mauicr jcncr Zcitcn zu Petersburg hingerichtet, nämlich ge viertheilt. Doch mit dcm Tode PngaischcwS kam das Gcrüchk, daß Pctcr 111. nicht todt sci, soudcru lcbc uud scin» Ansprüche a»s dcu russische» Thron cincS Tagcs wiedcr geltend machen werde, durchaus nicht zur Ruhe, Im Jahre 1778 erschien in Wien der Adcntenrer Jakob Frank, welcher sich dcn Titcl cincS BarrmS bcilcgtc und von cincm Theil dcr Judcn als dc> Me'siaS augcschcn wurdc. Er war vou ciucm großen und prächtigen Gefolge begleitet, welches ans gctanftcn Inden beiderlei Geschlechtes bestand, woruntci auch mchrcrc Rabbiner. Jakob Frank wollte nämlich das Christenthum mit dcm Judcntynnl versöhnen und fand hicrbei zuerst von Scitc der polnischen Bischöfe, später auch bei auderc» katho lischem Kirchenfürsten thatkräftige Un terstützung. Frank lebte mit cincm wahrhafi fürstlichcn Aufwand, crrcgte infolge dessen bei der Polizei dcn Verdacht, ein Abenteurer zu fein, und wurde aus Wien verwiesen. Er zog mit seinem Gefolge nach Br ,n uud lebte hie, gleich eincm l° > ntalifchcn Fürstcn. Mehrmals im lahrc tanicn ganzc Wa gc» mit voll GcldeS nutcr dcr Escorte sciucr eigenen Soldaten für ihn nach Brünn, und wcn» cr Nachmittag-: ausfuhr, um außerhalb dcr Stadt auf freiem Fcldc sein Gebet zu verrichten, umgabeu seine» mit prächtige» Pferde» bespannte» kostbare» Wage» zwöls Ulanen i» goldstrotzemdc» Uniformen. Nach ciniger Zeit kehrte cr wiedcr nach Wic» zurück. Seiuc Tochter, Elia Frank, ein stolzes geistvolles Mäd chen von beranfchendcr, echt orientali scher Schönheit, erregte die Aufmerk samkeit Kaiser Josefs 11. uud schien den selben durch seltenen Reize »nd ihrcn hohen Gciit sür immcr scsscln zu sollen. Sic bchanptctc dem Kaiser ge genüber, ihr Bater könne das Geheim niß sciuer Herknnst nicht lüstcn, abcr sic sclbst sci cinc Romanowna, cin Sprößling dcr rusfischcn Kaifcrfamilie. Wahrscheinlich war cs dicscr seltsame Rainen, welcher neuerdings dic Auswei sung Jakob Franks ans Wicu vcran laßtc. Vorher hatlc dic Polizei von ihn, verlangt, cr möge sich über dic Hcrkuust sciueS sürstlichcn CiiitommeuS auSwciscn, sonst müsse er als Aben teurer betrachtet werden. Im vertrau te» Gesprach erklärte nun Jakob Frank, .baß cr von dcr Kaiserin von Rußland großc Summen jährlich beziehe, ver weigerte aber jede weitere AnStuuft über feine Person, scinc Hcrkuusk und scinc Beziehungen zum russischcn Hofc. Er wendete sich nun an dcn Fürstcn von Mcnbnrg, wclchcr ihm den Aufent halt in Osfcnbach gcstattctc und ihm daselbst sciucn cigcncn Palast vcrmie thete. Hier zog Jakob Frank im Jahre 1788 mit seinem Gefolge ein, das bald auf tausend Personen auwnchs. Er verkehrte mit Niemand als seinem Arzt. Man konnte ihn »ur im Wage» sehen, wen» cr täglich um vicr Uhr Nachmittags zum Gottcsdicnstc fuhr odcr am Sonntage zur Messe in dic ka tholische Kirche zn Birkclein. cin einc Vicrlelstunde von Osfcnbach cntfcrntcs Torf. Jederzeit hielten zwei scincr Gar disten am Eingang dcs Palastes nnd zwei vor der Thür seines Zimmers mit gezogenem Säbel Wache. Frank pflegte zn Haufe stet» einen rothseideue» uiit Hermelin besctztcn und gcsüttcrtcu Talar zu tragen. Alle seine Anhänger und Untergcbcnen bezcngtcn ihm cin? ungewöhnliche Ehrsurcht. und viele Männer vo» der Scitc dcr Sa bathiaiier wallsahrlcte» zu ihm aus allc» Ländern Europas. AIS Jakob Frank am 10. Tcccmbcr 1791 in seinem Palast zu Osscubach starb, vcrbrcitete sich damals schon das Gerücht, Jakob Frank sci niemand an ders gcwcicu. als der Zar Pctcr der Tritte von Rußland. Später bekam dicscs Gcrücht dadurch Nahrung, daß Mitthciluugcu a»S deu Auszcichiiungcn scincs Arztes an dic Oeffcnttichkeit dran gen. Ticfcr Arzt behauptet allen Ern stes, Jakob Frank sci nicht Jude gewe sen. uud sührte verschiedene Umstände an. welche dasür sprachen, daß cr dcr cntthrontc Gcmahl Katharinas der Zweiten gewesen ist. Wir flehen hier vor eincm Mysterium, das wohl uicnials anfgcktärt wcrdcn wird. Eincs abcr steht zest, daß letcob Frank Beziehungen zum russischen Hof unterhielt, und daß ciucr scincr im lahrc 1816 als russischer Osficicr vcrschicdciic vornehm.' Anhänger feines Batcrs in Prag besucht hat. Nicht wcnigcr intcrcffnnt ist der dritte Usurpator dcs Namens und dcr Würdc PctcrS Hl. Tic «ckte der Skopzcn in Rußland erklart allc russischcn Zarc» seit Pctcr UI. als salschc Zaren. Ter wahrc Zar sei Peter 111., wclchcr hcutc noch uutci dem Namcn Andrcw Iwanow in Si biricn lcbc nnd eines Tages als Erlö.r» zurückkchrcu wcrdc. Als die Lchrc der Skopz.'n. >vcla> Ariau aus Kiew im Jahre 1014 bc gründete, 1770 durch Iwanow und Rodienow erneuert wurde, behauptr» dic Skopzcn, Ehristus selbst habe in de, Person Peters 111. dcu russischen Thron bestiegen. Nach dcm Tode Peters 111. verbreite, teu dic Skopzcn das Gcrüchk, es sc? statt sciucr ciucr sciuer 'Adjutanten be graben worden, der Zar selbst aber iri. nach Sibirien geflüchtet. Als dcr Sohn Katharinas, Panl 1.., dcn russijchcu Throu bcsticg, erschien der Skopze Niason vor ihn, und ent hüllte ihm das Geheimniß dcr Skopzcn. nämlich, daß scin Vater Zar Peter 111., in Sibirien i» der Gegend von JrkutÄ lebe. Paul I. gab Befehl, denselben auf zusuchen, schließlich wurde dcr Skopzen- McssiaS Audry Jwauow dort ausge suudcu und ihm vorgeführt. „Wer bist Du?" fragte ihn de, Zar. „Ich bin Dein Vater, Zar Petn III.," gab er zur Antwort. „Du lügst!" rief Paul. „Ich rede dic Wahrheit, so wahr ich Jesus EhristuS bin," erwiderte dn Skopze. Dcr Kaiser, obwohl durch die Aehn lichkeit Iwanows mit seinen» Batn sichtlich überrascht und erschüttert. Zieß> ihn i» das Obmchow-Hospital bringen unter dcm Namen „Ncislwostnji" dcr Unbekannte. Dcr Rcgicrungsantritt Alexanders I. brachte den verschiedenen Sectircrn nnd so auch dcn Skopzeu Befreiung. Iwa now wurde gleichfalls cutlaffcu n»d be gann vo» Ncucm fcinc Thätigkeit in Ge'mciuschaft mit dcm einflußreichen Staatsrath JeleuSti. Später gelang es dein Grafen Mikoradowitfch, den Kaiser doch wieder zu einem Einschrei ten gcgcn den Unsng dcr Skopzcn zu bestimmen. Sowohl JeleuSki. aIZ Jwauow wurden iu ein Kloster ge sperrt. Der Letztere starb 1862, füi die Skopzcn lebt cr abcr hcutc noch. Zu deu sürstlichc» Gestalte», welch« nach ihrem Tode »och im Volksglaube,,' spukeu. gehört begreislick>er Weise auch Kaiser Joses 11., auf de» feine Volln die größten Hoffnungen setzten, nnd welcher während seiner kurze» Regie ruug'Z',eit dic Bewunderung der ganze« nvilisirtc» Wclt crrcgtc. Auch vou ihm konnte das Volk nicht glauben, daß cr wirklich gestorben sei. Bielmehr ging die Sage umher, bei Kaiser fei eiu Opscr der gegen ihn ver schworenen AdelSparkei uud der Geist lichkeit geworden. Bor Allem wollten die Bauern, wclche iusolge des Robot pateutes in loscf U. ihrc» Befreier ver chrtc» »iid vollständige Erlösung von ihm crwartctcu, au sciu jähes End« nicht glauben. Es hieß bald, er sei von den Icsuite'u entführt worden und werd» iu cincni Kloster gefangcii gehalten» bald wieder, cr habe, um sich vor de» Rache, seiner Feinde sicher zu stellen, freiwillig sein Reich verlassen nnd ivcrd» eines Tagcs an der Spitz.' eines großen Heeres zurückkehren. AIS »uu Napoleon I. mit seinein KriegSruhm die Wclt crfülltc und sich endlich zum Cäsar Frankreichs machte, da gab.» dic Tc»kmü»ze». die er de, Gelegenheit sciner Krönung schlagen ließ, durch die aus derselben abgcbil dctc Pflugschar Anlaß zu ucucn Gr rüchicn, wclche das deutsche uud öster reichische Bolk, insbesondere abcr die slavische» Baucr» Oesterreichs aufreg ten. Tic Pflugschar wurde mit jenein Pfluge in Beziehung gebracht, den Kai. ser Joses 11. einmal in Mähren mit eigener Hand sührte, und cs hieß bald. Napoleon I. sei niemand anders als Kaiser Josef »., welcher demnächst mit i->i»icn Legionen erscheinen und aller Orten dem Landvolkc Besrciung von dem Joch dcr AdclSherrschaft und der Kirche bringen wcrdc. Grohartia« Korrespondenz. „Sie habe» emc Bade wann»' gefüllt im Comptoir stehen?" „Ja! Tie wird täglich leer nur allein durch's Anfeuchten oer Briefmarke n!" Auch ein Kalender. Rum mel: „Du, der wie vielte ist denn heute?" Bummel (in scin Porten mounaie blickend): „Heute ist unge fähr dcr zwanzigste!" RummÄr „Wozu schaust Du denn da in Deine Geldbörse?" Bummel: „Ja, das ist mein Kalender! Mein Portemonnoi« hat zwei Taschen. Vom ersten zehnte» ist rechts Gold, links Silber; vom zehnte» bis zwanzigsten ist rechts Silber, links nichts-, vom zwanzigsten an ist rcchts nichts, und links erst recht nichts!" Darum! Weinreisender (Prahl hans): „Bon meinem Haus sind außer mir noch els Reisende angestellt, deren jeder bei 20 Mark Tagcsdiatcn ein Ge halt von 5000 Mark hat!" Kunde: „Na, da wundert's mich nicht mehr, daß für den Wein kein Gehait iibreg. bleibt!" SchwereSTilemm«, „Sok ich die Mathilde heirathen oder nicht? Meine Rockknöpfe sagen: ich soll, uninr Westenknöpse dagegen: ich soll nicht!- 7