Deutscht Lacaltvachrichtcl». Provinz Br. an de» bnr g. Berlin: Eine, alte Berliner Firma, die zu de» anc/srhci>stcnKorbwaareiigc schästcn zählt, Am'ion ck Schnerzel, ist in Eoneurs gcrathe». Der eine der beide» TlMhaber, E. G. H. Schnerzel, war kürzlich gestorben. Ter Garde- Lieutenant, an welchen der iu EonenrS gerathene Fabrikant Schleicher in einer Nacht über eine Million verloren hat, soll mit „schlichten Abschied" entlassen worden sein. Der Bankier Stange, dessen Verschwinden Ende Januar Aus sehen erregte, ist nach Berlin zurückge kehrt. Tas Geschäft ist wieder eröffnet, nachdem die Polizei Stauge die Schlüs sel zu dem amtlich verschlossenen Laden ausgehändigt.—Eine Schicßaffaire hat sich in der Wohnung des Kanfmanns Buckow abgespielt. T>eser unterhielt mit der Telegraphistin Einma Barne witz ei» Licbcsverhältniß und wurde vou ihr ohne Wissen ihrer Eltern öfters besucht. Tieser Tage nun feuerte die B. auf ihren Geliebten, während dieser noch im Bette lag, mehrere Revolver schüsse ab, iu der Absicht ih» zu tödtc». Sic verletzte ihn am rechten Angc nnd im Gesicht, jedoch nicht gefahrlich. Die B. gab bei ihrer Verhaftung als Motiv der That an, daß ihr Geliebter ihr in verletzender Weise erklärt habe, das Ver hältniß mit ihr lösen zn wollen. Sie bedauerte dabei, nicht besser getroffen zu haben. — Der Ncserendar Siebert, wel cher den I >?. jur. Richard Malß im Duell erschossen hat und deshalb in Un tersuchungShast genommen wurde, ist gegen eine Eaution von 20,000 M. aus freien Fuß gesetzt worden. Wegen der im Duell davongetragenen Wunde am Bein besand sich Siebert in der Eharitee in der Abtheilung sür UntersnchnngS- Gefangenc. Sieberts Bater, welcher in Wiesbaden Jnstizrath ist, wird in der Hauptvcrhaiii-lung scinen Sohn selbst vertheidigen.' Provinz Westpreu ß? n. In dcr Orl'chaft Jahnicn brach Nachts auf dcr Besitzung des Bauer» Joseph Jcreczck Fcucr aus. welches in nerhalb einiger Stunden 13Gcbände in Asche legte und fünf Familien obdach los machte, die nur das nackte Leben retten konnten. Der Eigenthümer Kottloivsli ans MoiSzewskahuttagcrieth mit feinem Stiefsohn nach einer ausge dehnte» Branntweinkneiperci in Streit und wurde vou demselben diir'' meh rere Messerstiche so schwer verwundet, daß er starb. —Kanfman» A. Hirsch berg in Znckau ist in Konkurs ge rathen. —In Ezersk ist der Eigenthümer Gosarski mit seiner aus seiner Ehefrau und 2 Kindern bestehenden Familie an Kohleudunst erstickt, weil dieselben die Offcuklappc geschlossen hatten. 112 In Krojanle Bürgermeister Sieg. Aus dem Bahnhofe in Krojanke ist dcr Hilfswcichcnstcllcr Kcinpka von cincm Zuqc überfahren nnd auf dcr Stelle getödtck. 112 In Kulmsee Kreisschul inspektor Kittelmaiin. Dcr Besitzer Eornelscn aus ÄZengelwalde besand sich aus dein Wege nach Elbing, als er voiii einem Herzschlag getroffen, todt nieder iiel. Provinz Pommer u. Der Director uud persönlich haftend». Gescltschaster der „Pyritzer Bank", Ru dolph Eisenkraut, ist flüchtig gewor den, nachdem er Wertpapiere, meist pvinmerische Pfandbriefe, im Betrage von ca. 150,000 M. veruntreute. lii Schivelheim brannte Scgar, Buch haltcr dcs Herrn Sally Löperl (Firme. Friedman» Jaeobns) mit 1700 M., die er aus dcr Kaffe des L. genommen, durch. Noch am selben Tage wurde Scgar iu Stolp vcrhastet. Der im Hanse des Handelsmanns Eiiiil Stein in Schlawe wohnende Lakirer Herrn. Wegner nnd dessen vier Kinder wurden Morgens bewußtlos in ihren Betten ausgesundeu. Eine zehnjährige Toch ter war bereits todt, die audcreu Per sonen konnten durch ärztliche Bemühun gen wicdcr in s Leben zurückgerufen werde». 112 li, Swinemünde dcr Rek tor der Volksschule, Nicolaus.—lm Dorfe Wieck starben vor kurzer Zeit die Büdner Schmidt'schen Eheleute an der Jnflnenza. Die Tochter, welche zur Pflege ihrer Eltern nach Wicck herüber gekommen war, hat ans Gram über den ihrer Eltern ihr Kind er griffen und ist damit in den Brunnen gesprungen, aus welchem Beide als Lei chen herausgeholt wurden. Im Dorse Torgetow wurde die Leiche dcs dortigen Sattlcrmeistcrs Zeidler in der Uecier gefunden. Provinz Schleswig-Hol stein. Tas Eoinite für die Errichtung eines Kriegerdenkmals in Pinneberg hat nn ter den eingeliescrlen Zcichnuugcu die jenige des Bildhauers Wagner in Wandsbeck gewählt. Die Ausführung stellt cinc Pyramide ans gcschliffcncui Granit dar, welche ein Adler mit dein Reichsapfel krönt. s In Plön Graf Ehristian v. Bernstorsf, von 1805 bis 1884 Postdireetor. Die seit Jahren schwebenden Verhandlungen über die Anlage eines größeren Hafens bei Rendsburg sind nunmehr ihrem Ab schluß nahe. Der Hafen wird an dem Eanal der Obercidcr angelegt werden. s In Rendsburg, Rechtsanwalt. Jnstizrath Wigers. Der Besitze der Dampfkornmiihle in Lockstedt, Mehlhändler Ladiges, ist verhaftet woroen, weil er bedeutende Quan titäten Mehl mit Sand verfälschte. Auch ein Werksührer und ein Heizer wurden wegcn Beihilfe verhastet. Während der letzten Tage sind viele dä nische Unterthanen von Alse» und Sundewitt ausgewiesen worden, na mentlich aus der Stadt Sonderburg. Größtentheils sind es Arbeiter, die im Königreiche Dänemark geboren und hier wohnhaft waren. Alle haben den Be fehl erhalten, binnen acht Tagen das Land zu vcrlaffcn. Der Hosdesitzer Martin Pauls ans Harblek in Tönning wnrde Moraer.s in einem Graben in der Nahe feiner Wohnung todt aufge funden. 112 In Toudern Seminarleh rer Heinrich Rathje. 112 Auf feinem Gute Wellingsbüttel der Geh. A)inira litätSrath Tomeier. Provinz Schlesien. Ueber das Vermögen des Hotelbe sitzers Max Horn zum „Schwarzen Adler" ist das Konkursverfahren er öffnet worden. Tie Passiva sollen sich über 100,000 Mark belaufen. Horn ist von hier verschwunden und man nimmt allgemein an, daß er nach Amerika geflüchtet ist. Er war Wuche rern in die Hände gefallen; in der Ber legeiiheit hat er dann auch Mündel gelder zu seinem Nutzen verwendet. t In Grüueberg der Oberstabsarzt a. T. Tr. Pusch, Ueber das Vermögen des Handelsmannes M. Siinousohn in Hayuau ist das Konkursverfahren er öffnet worden. TaS Kaiscr-Tenk mal-Eomile in Hirschberg hat beschlos sen, im Verein mit der hiesigen Sektion des Nicsen-Gebirgs-VereinS einen Kai ierthnrm aus dem Eavalierberg zn er richten. Tas Teutmal ist als Thurm init nuten offener Halle gedacht, in wel cher die Büste» der beiden Kaiser auf gestellt werde» können. Im Innern des ZhnrmcS führt eine Treppe nach einer oberen Gallerie, von der aus mau die ganze Gegend überschauen kann. Am Fuße des Thurmes soll die vom Ricsengcbirgs-Bcrcin geplante Stcin grüppe, aus allen im Ricsengebirgc be findlichen Steinarten bestehend, ausge stellt werden. —Tic Wittwe des Stadt musikns Zinke in Laudshut siel, als sie Verwandte in Leppersdorf besuchen wollte, iu den Mühlbach und ertrank, 112 In Licguitz: Partikulicr Wilh. Wirth, Hauptlehrer a. D. Ernst Trefther, Rentner Wilh. Seisert, Rentiere Hen riette Hornig, Näherin Pauline Kun zendori. Ueber das Vermögen des Schneidermeisters Ernst Schubert iu Lieguitz ist das Konkursverfahren er öffnet worden. Provinz Sachsen. Ter Stadtrath Friedrich Voß, Mit' begründe! nnd erster Direktor des Bank vereins in Naumburg, war dieser Tage plötzlich gestorben, und unmittelbar da raus trachte auch der „Bankverein" zu sammen. Die in Folge dessen von der Staatsanwaltschaft angeordnete Scci rnng der Leiche ergab Vergistnng durch Eyankali. In der Kantine der in Nictlcbe» im Vau begriffene» Halle scheii Eementfabrik fand eine Erplosion von Dynnmitpatroncn statt, welche be hufs Auswärnliing an den Ofen gelegt waren. Ter Schachtmeister Fricke wurde getödtet. nnd die Ncblnng'schen Ehe leute, die Inhaber der Kantine, wurden so schwer verletzt, daß an ihrem Auf kommen gezweifelt wird. Der Miih lcnbaumristcr Karl Ludwig von Nord hansen wurde im Jahre 1889 von der Strafkammer wegen gewerbsmäßigen Wuchers zu 1 Jahr Gefängniß, 2000 M. Geldstrafe verurtheilt. Der Bankier Fischer in Wittenberg, der sich in Zahlungsvcrlcgcnhcitcn befindet, wurde wegen Fehlens von Mündelgel dern in Üiiterfuchuiigshaft genommen. Sättlcrmeister Gobisch in Witten berg. welcher sich an einer ans derTan chelee Fcldfliir abgehaltenen Treibjagd als „Ehrcnrittcr" betheiligt hatte, ist dabei auf de» hart gefro.rcne» Erdbo den gefallen, betäubt oder vom Schlage getroffen liegen geblieben und ersro -en. Provinz Hannover. Vom Schwurgericht in Lüneburg wnrde der Obcr-Postassistcnt Laporte in Sollau wegen Unterschlagung amt licher Gelder (Postanweisungen in Höhe von ca. 3000 Mk.) z» 1 Jahr uud 3 Monatcn Gcfängniß verurllicilt. —Eine arme Armcnhänslerin starb in Northeim kürzlich, welche sich anschei nend in tiefster Armuth befand nnd von Unterstützungen lebte. In ihrem Nach lasse sand »ia» aber nicht nur einen mit guten Leinen-Drill- nnd Woll sachcn gefüllte» Koffer, sondern auch 500 Mk. in älteren Geldstücken und ein Sparkassenbuch von über 1000 Mark. Das nene Einschätzuugs-Verfahren hat ergeben, daß Osnabrück elf Millio 'iiäre besitzt. —Die Firma E. Breiding und Sohn in im»icr vom Herz schlage betroffen nnd war sofort todt. Königreich Sachse n. In der sächsischen Webstnhlfadrit (Louis Schönherr) in Ehcmnitz ist ge genwärtig ein mechanischer Webstuhl gebaut und in Betrieb gesetzt,worden, wclchceWaarc in einer vollen Breite von 7ö Meter webt. Dies dürste der größte Webstuhl mit mechanischem Betrieb und durchlaufenden Webschützen sein, der bis jetzt überhaupt hergestellt worden ist. — Im Jahre 1893 wird es 500 Jahre, daß Ehcmuitz durch Verleihung des ersten (Jacobi-) Marktes in die Reihe der städ tischen Gemeinwesen Sachsens eintrat. In Erimmitschau hat ein unbekann ter Wohlthäter dem Fonds zur Errich tung eines Bürgerhoipitals 25,000 M. geschenkt. Der hiesige Gcireidehänd ler Richter in Dittersbach, ein angesehe ner und allgemein als sehr reich ge schätzter Grundstücks- und Billenbesitzer, der sich das Vertrauen vieler begütertcr Landwirthe der Löbaner uud Bcrnstad tcrGegend zu erschleichen gewußt, denen er Kapitalien nach dem Vorbilde der berüchtigten Dachauer Bank zu ti und 7 Procent verzinste und diese Gelder zu Speculationen benutzte, ist unter Hin terlassung cinss Brieses, in dem er sei nen Selbstmord ankündet, slüchtig ge worden. Nach aus Dresden einge-, troffenen Meldungen hat sich denn Rich ter auch thatsächlich in ciucm dortigen Hotel erhängt. Inzwischen liefen be reits zn Hnndcrtcn Wechsel ein, welche Richter znm Theil gänzlich gefälscht, zum Theil von den vertrauenSduscligeii Opfern nnler der Borspiegelnng. als Duplikat derselben zn bedürfen, blanko hatte vollziehen lafsen, und welche nun, auf hohe Beträge ausgefüllt, am Ver falltage eingelöst werden müssen. —Der frühere Amtsrichter Eonrad in Elster berg wurde vom Landgericht Planen wegen Sittlichkeitsverbrechens nnter Ausschluß milderuder Umstände zu zwei Jahren Zuchthaus verurtheilt. Die Bergakademie in Freiberg hat einen schweren Verlust zu beklagen. Der Bergrath und Professor H. F. Grelschel ist unerwartet an den Folgen einer Operation gestorben.—Ein in dem aus dem Burgberg bei Geringswalde gele genen Weber Böttcher'schen Hause aus gebrochenes Fener griff mit solcher Hef tigkeit uin sich, daß in kurzer Zeit auch die benachbarten Hausgrundstücke des Schncidemüllers Freyer, der Frau Her tel (Kothe) uud des Webermeisters Ltte in Flammen standen nnd gänzlich ein geäschert wurden. Das Stuhlbaucr Nitzc'fchc HauS mußte, nm ein weiteres Umsichgreifen des Brandes zn verhüten, niedergerissen werden. Als die Ehe sran des Webermeisters Kothe mit ihrem ihr entgegengegangenen Ehemann, vom Haufirhandcl heimkehrend, in einiger Eiitsernung von Geringswalde das Heuer ausgehen sah, sank sie vom Schlage getroffen nieder und war wcnigc Augenblicke später eine Leiche. —f In Glauchau Bürgermeister Mar tini. Königreich Bayern. München: Der Oberstabsarzt Dr. Weber des 3. Feldartillcrie-Regimeuts hat sich im Zustand geistiger Störung durch einen Dolchstich in s Herz getöd tct. Bankbuchhalter Millcr bei der b.i ischen Hypothek- und Wechselbank feierte das Fest der diamantenen Hoch zeit. Der große Baufpeculant Hoech gcricth in Zahlungsschwierigkeiten. Er gibt die Passiva ans 10,000,000 Mark an. Der städt.fcke Zolleinnehmer I. Ebenhöch, welcher im 6. Jnf.-Rcgimcnt den französischen Krieg mitmachte, war in der Schlacht bei durch einen Schuß am rechten Fuß schwer verletzt worden. Tie Wunde konnte, trotz wiederholter operativer Eingriffe, nicht geheilt werden und vor einiger Zeit machte sich die Amputation des Beines nothwendig. Trotzdem die Operation glücklich verlief, ist jetzt doch in Folge Herzlähmung der Tod eingetreten. Gegen den v»n hier flüchtig gewordenen Bankier Eugen Pfleidercr ist wegen Un terschlagung cin Hastbesehl erlassen wor den. —Die Tochter ciiicsPrivatierS, Emi lie Mayer, welche »ach einem Fehltritt von ihremVatcr verstoßen und vou ihrem Geliebten im Stich gelassen worden war und sich dann, um sich und ihr Kind zu ernähren, dem Laster ergeben hatte, wnrde in ihrer Wohnung mit durch schossener Brust als Leiche ausgesundeu. In demselben Zimmer lag, ebenfalls erschossen, der Student Fuchs, Sohn eines GallcricdiencrS in Schlcißhcim. Der Malcr Peter Wehner vo» hier hat sich in Kitzingcn erschossen. Die Aus wanderung aus Bayern belies sich im vorigen Jahre auf 10.750 Personen (872 l aus dem rechtsrheinischen Bay ern, 2035 aus der Rheinpsalz) gegen 0725 im Jahre 1800, 10,580 im Jahre 1889, 12,249 im Jahre 1888 nnd 13,- 350 im Jahre 1887. In Amberg scierte Rechtsrath Joseph Hcidmaun sei» 25jähriges Dieiistjubilaum. 112 Fa brikbesitzer Ehristian Äaumaun, Ehef der weltberühmten Emailfabril Gebr. Bauma»» in Arnberg. Daselbst Ernst Giizner. i Land gerichtzzireitor a. T. Grcincr in AnS vach. hönigrei ch W ü r t t e m b e r g. l Professor 29. Ntüller in Tübingen Harutoniumsabrikant Ernst Hiukel in Ulm feierte im Kreise seiner Familie nnd seiner Arlieiter die Fertigstellung des 5000stc» Harmoniums. Tee Sergcant Schuhmann von der 5. «chwadron de» Tragoncr-'RegimeiitS ?io. 20 in Ulm Morgens früh in seinem Zimm.r durch zwei Revolverschüsse in die Brnst seinem Leben ein Ende ge macht. Fiirchr vor einer wegcn Miß handlung eines Soldaten zu erwarten den Strafe war das Motiv der That. In dein zum Kaula'fchen Rittergut Oberdischingen gehörigen Oclonouiic gcbäudc zu Bach brach kürzlich Feuer aus, wodurch dieses und das angebaute Wohnhans des Käsers vollständig ein geäschert wurde. Von den von allen Seiten herbeigeeilten Feuerwehren wur den drei Mitglieder der Erbacher Feuer wehr (Schlossermcister Schade. Maurer Kirchner und Schmiedemeister Hofs mann) durch ein einstürzendes Gewölbe begraben. Alle drei tonnten nur als gräßlich verstümmelte und verbrannte Leichen unter den rauchenden Trümmern hervorgezogen werden. Das Landgericht in Stuttgart vcrnr theilte den srühcrcn Oberinspektor, jetzi gen Finanzrath Lang nnd den Bahn hossvcrwaltcr Schwenniger, durch deren Verschulde» das Eisenbahnunglück vom l. Octobcr 1889 bei Laihingen herbei-, geführt worden ist, zum solidarischen Ersap des vorläufig mit 3000 Mari ciiigcllagten Schadens. Tic ganze Er fatzsnmmc diirfte sich auf 350,000 M, belaufen. 112 Der Badinspcctor a. D. Mayer in Wildbad. —Anwalt Günth ner vom Sprollenhaus wurde au einem Bcrgabhang in der Nähe des Eisen bahnüberganges bei der Gasanstalt un ter seinem zertrümmerten Wagen todt ausgesuudcn.—Essigfabrikant F. Sch. in Reringen hat sich dnrch einen Schuß das Leben genommen. Zerrüttete Per mögensvei Hältnisse sollen das Motiv der That fein. —Der Polizei- und Rath- Hausdiener Ludwig in Langenburg war unter Mitnahme einkassirter Kranken gelder uud mit Hinterlassung seiner Familie verschwunden. In Pforzheim nach acht Tagen ergriffen und hinter Schloß und Riegel gebracht, hat er sich im dortigen Gefängniß erhängt. Ter Brandstifter Leonhard Bauer in Laupheim wurde zu 4 Jahren 10 Mo naten Zuchthau- "rurtheilt. —In Lie belsberg feierte Rentschlcr feinen 100. Geburtstag. Hroßherzog t h u m B a d e n. Das in Pforzheim seit ca. 30 Jahren bestehende Bankgeschäft von F. Th. Sachs, desfen Inhaber sich eines sehr guten Rufes ersrente, ist infolge der Insolvenz Leopold Bloch in Karlsruhe gleichfalls zahlungsunfähig geworden. s In Säckingen die Gattin des Bür germeisters Brombach. —Ter Isjährige Sohn Sylvester des Bürgers nnd Land wirths Stefan Meliert in Schönwald (im Bolksmnnde wegen feines vollstän dig behaarten Leibes „Bär" genannt) fchoff mit einer Pistole eine Schrot ladungauf seiue Stiefmutter, die jedoch ihr Ziel verfehlte. Am folgenden Tage erschoß sich der Vater mit derselben Pi stole. Frau Kym-Krafft hat dem Spital in Schopfheini zum Andenken an ihren verstorbenen Sohn 2t),(»WM. zugewiesen. Das Schöffengericht in tteberlingen hat über den Viehhändler Johann Nägcli von Landschlacht eine Gefängiiißstrasc von 13 Monaten und 14 Wochen ausgesprochen, weil derselbe sehr vielen Leuten Vieh, Geld, Stroh .'c. abgcschwiudelt hat. Ucbcr das Vermögen des Schneidermeisters Simon Hcrcher in WaldShnt ist der Konkurs eröffnet worden. s In Wangen der Friedenwirth Jacob Mayer. Ueber das Vermögen des Lederfabrikanten Gustav Vährle in Zell i. W.ist der ge richtliche Konkiks eröffnet worden. Aus der Rhein pfalz. Ter Hauptlehrer Leidig von tastelist vcr ».>>vuuden. Es wird ver muthet, daß derselbe aus Furcht vor der Strafe, die er wegen eines Verge hens zn erwarten hatte, seinen Tod im Bliesbach bei Breitfurt gesncht hat. In einem Anfall von Geistesstörung sprang die Ehefrau des Feldschüpcu Wink in Friescuheim in den Brunne» und ertrank. Ter Friseur Karl Osler in Kaiserslautern ist wegen Ver brechens gegen die Sittlichkeit in Unter suchungshaft genommen worden. Ter in Neustadt verstorbene königl. Notar Wolffhiigel hat durch Ictztmilligc Verfügung dem Spitale 21)00 Gnldcn vermacht. Tie gleiche Summe fällt auch dem Spital iu Landau zu. In feiner Schmiede-Werkstätte erhängte sich der Manrermcister Stocker in Rumbach. Er hinterläßt eine Fran und fünf Kin der. Anhalt. 112 Auf feiner Besitzung Dobritz (be> Tessan) der Kammerherr von Kalitsch, Mitglied d«S Landtags nnd Präses des und Sächsischen landwirth fchaftlichen Eeutralvereins. s In Tessan: der katholische Pfarrer Vorder - wülbe. s In Bernburg: der Vice- Präfident des herzoglich anhallischen Landtages, RilergntSbesitzer Otto v. Biedcrsec-Jlbcrstedt. Der Weber meister Albert Herre in Jeßnitz, der am 18. November v. I. seine Ehefrau, mit welcher er 33 Jahre verheiruthet war, erwürgt hatte, wurde vom Schwurge richt zu Dessau zum Tode verurtheilt. s der kgl. Regierungs-Präsident und General-Landschafts-Tirector a. D. Eduard Willen biicher in Zerbst. Schweiz. s In Koppingen Nmtsnotar Ulrich Flückiger. Auf der Alp Holzmatten zn Grindelwald hat sich letzthin infolge lang anhaltcuden Regens eine gewal tige Schneclawine losgelöst, die einen Bezirk des schönsten Tannenwaldes hin- wegfegte nud fünf Nlpeiihütte» zerstörte. Maldbäuiuc und die Trümmer der Alp hüttcu wurden von dcn Schnceinasscn wcit mit sich sortgeführt. Auch aus Gadmcu kommen Berichte von Lawinen schadeii. Mehrere Lawinen haben dic Straße von Jiincrtkirchen überschüttet nnd für einige Tage nnpassirbar ge macht. Anch an Wald, Wiesen nnd Gebäuden sollen dic Lawinen nicht un erheblicheu Schade» angerichtet haben. Eine Lawine, dic vom Grat des MärenhornS zu Guttannen nicdcr stürzte uud sich bis in dic Aare wälzte, hat an Wald und Wicsc» und Gebäu den beträchtlichen Schaden angerichtet. Zwei Schcunen wnrden zerstört. Jüngst brannte in Heiden dic Fabril dcs Altrichtcr Kcllcr in Werd gänzlich ab. fln Hnndwyl Jakob Stein grnbcr, dcr älteste Schützcnvctcran dcs Kantons.—f In Ravensburg Wilhelm Müller von Giengen, dcr von 1847 50 neben Hrn. Gnst. Tobler von Wolf- Halden nnd Georg Schoch von Herisan als Lehrer an der Kantonsschulc von A.-Rhoden gewirkt hatte. Herr Müller war Verfasser mehrerer besonders für die Jngend bestimmter geschichtlicher Arbeiten.—Der Männerchor „Harmonie St. Gallen" hat letzthin sein 500stes Mitglied aufgenommen. Seine Mit gliederzahl hat sich seit zehn Jahren verdoppelt.—f In GanterSwyl ber be kannte Heilkünstler Jos. Rieser. Fabrikant Rohner in Rebstein soll we gen Umgehung dcr Verbandsvorschrifteu mit l7.«>00 Fr. gebüßt worden fein. — 112 In Erlen Notar I. Nagel, der in verschiedenen Stellungen thätig gewe sen ist. Im Städtchen Arbo» macht man Anstrengungen, damit dcr Ort schon im nächsten Sommer als Hasen statio» in dcn Bodcnsccsahrplan a»s gcnomnicn wcrde.—Das entschwundene Jahr erwies sich sür die Landwirthschast dcs sonst so sonncnrcichcn RhoncthalcS als cincS dcr wcnigst günstigen des ganzen Jahrhunderts. ES brachte große Kälte, während eines.fast endlo fen Winters, Frost im Winter und Frost im Frühling, Mehlthau iu allen seinen schlimmen Folgen, eine Besitzer greifung hiesiger Keller dnrch italieni sche Weinc. Dcr Walliser Winzcr mußte kauseu, anstatt daß er Geld ein nehmen konnte. In verschiedenen Ge genden haben die Engerlinge dic Ernte vernichtet, ganze Getrcidcsclder sind niedergelegt worden nnd das Obst blieb A«S. Oesterreich. Kürzlich ist das gcsammtc Anwesen dcs Gastwirth.s Johann Mnhar im Orte Wageudorf den Flammen zum Opfer gefallen. In Innsbruck hat der Sauitäts - Lieutenant I. Panzer feinem Leben dnrch Selbstmord cin Ende gemacht. Dr. Julius Franzi von Bestcnek, Director der Unsallver sichcrungsanstalt in Salzburg, wurde jüngst unter dcr Anklage dcr Amtsvcr iliitreuung verhaftet und dem LandcS gerichte eingeliefert.—Vor Kurzem ging in St. Jakob in Ahrn eine Lawine nieder und riß das Wohn- und Futter- Haus, genannt „zum Fürößl" sammt dcn Jniasscn mit sich sort. Der Be sitzer konnte sich retten und kam mit schweren Verletzungen davon; dessen beide Schwestern blieben todt. Der außerhalb dcs Hofcs gelegene Wald wnrdc ebenfalls vernichtet. In Wels feierte der städtische Kassier Joses Sad leder sein 40jährigeS Dienstjnbilänm bei der Stadtgcmcilide. In Radkan wurde der Häusler Franz Klimcs aus Jcmnitz in Gegenwart seiner zwci Kin der durch einen bereits angesägten Tan nenbaum, welcher in Folge des Sturm windes plötzlich umstürzte, erschlagen.— In Ungarisch-Hradisch verurtheilte dcr Gerichtshof dic Hänslcrin Karolinc Kafalla aus Stip bei Holleschau wegen Giftmordes an ihrem Gatten zum Tode durch de» Strang. Lebhaft be 112 p r och cn w ir >. in Mülhausen (Elsaß) dic Auswcisuug des zweiten Sohnes des Ehrenpräsiden ten der Industriellen Gesellschaft Au gust Dollfus, im allgemeinen mit Be friedigung. da dem Reichen damit ein Vorzug entzogen wird, den er bislang hier zu Laude noch vor dem Minderbe mittelten genosfen hat. Dieser Sohn, Namens Mar, ist im Jahre 1804 ge boren, hat im Alter von 17 Jahren dcn Auswanderungsschein verlangt. Wirk lich hat er sich damals auch cinige Jahre im Ausland ausgehalten, ist aber schon im Jahre 1881 nach hier znrückgekehrt und hat sich ohne Weiteres hier abge halten. Er will dazu eine mündliche Ermächtigung des verstorbenen KreiS direktorS Hartenstein gehabt haben, eine Ermächtigung, die wohl für einen vorübergehenden Aufenthalt, indes nicht für dieDaucr ertheilt werden kann. Auf Grund dieses unberechtigten Auf enthalts ist die Ausweisung eriolgt. Der Batcr Angust Dollfus, Ehrcupra fident dcr Industriellen Gesellschaft, dcr in Fabrikantcnkrcifen großen Einfluß besitzt, ist stcts von dcr Regierung mit großer Rücksicht nnd Zuvorkommenheit behandelt. Die Rue d e S a i n t-Te n i s in Paris und einige Straßen waren an einem Abend dcr Schauplatz einer höchst aufregenden Menschcnjagd. Ei nem Diebe, dcr bei einem Weinhändlcr auf frischem Einbruch ertappt wurde, gelaug cs, auf die Straße zu entkom me». Dort wnrdc cr vo» cincr rasch anwachsciidc» Menscheiimeiige verfolgt. Dreimal bahnte er sich einen Weg, in dem er aus einen dcr Versolgcr, die ihn am Kragc» faßten, seinen Revolver ab feuerte. Die beiden ersten Verwunde ten starben cinc Stunde darauf, dcr dritte ist tödtlich vcrlctzt. Mau bcmäch tigte sich des Mörde-s erst, als ihm bei einem vicricn Schule dcr Rcvolvcr ver sagte. Tie Mcnge hätte ih» ohne dic Dazwischcnkunft dcr Schutzlciitc gc lyucht. Im Polizcigewahrsam gab der Mörder nicht die geringste Rcuc zu er kennen. Er erklärte, daß cr Erampon hciße, aber man ist von seiner Identität nicht überzeugt. Ueber das ' furchtbare Unwetter, wclchcs am 28. lind 29. Fc bruar an dcr portugicnschen Küste ge , wüthet hat. und dem viele Menschenle ben zum Opser gefalle» fiud, geht aus Lissabon unter dem l. Marz solgeuder ausnihrlicher Bericht zu: „Tie Nach richten von einer schrecklichen Katastro phe die auf dem Meere bei Mattofinhos (in der Nähe von Oporto) stattgefunden hat, haben hier eine große Aufregung hcrvorgcrufcn. Noch kennt man die Zahl der Opfer nicht genau, doch dürfte sie 150 übersteigen. Etwa Isol> Fischer hatten sich am Morgen dcs 28. Februar ans die hohe See hinausgewagt. Der Eapitän des Dampsers „Gomes", der an der Stelle, wo die Fischer ihre Netzc ausgeworfen hatten, kreuzte, machte sic darauf aufmerksam, daß nach scinen Beobachtlingcn in kurzer Zeit ein er st ur in losbrechen müßtc und bot ihnen seine Hilfe an. Die Fischer verließen sich jcdoch zu sehr auf ihr angeblich erprobtes Glück und verzichte ten auf jede Hilfeleistung, was sie bald genug schwer büßen mußten. Es er hob sich wirklich cin Orkan, und die Fischcrbarkcn wurden wie Niißschalen umhergeworfen und zerstreut; die In sassen kämpften verzweifelt gegen die Gewalt dcr hochgehenden Woge», muß te» jcdoch »ach viele» vergebliche» An strengungen den nngltichcn Kampf auf geben. Einzelne Barken wurden an die Küsten von Povoa nnd Mattofinhos getrieben, wo sie zcrfchclltcn. Wahr haft crgrcifende Sccncn spicltcn sich ab, als dic Leichen der Ertrunkenen an den Strand gespült und hier von ihren Angehörigen herausgesucht wurden. Das portugiesische Königspaar, das sich zur Zeit der Katastrophe in Masras befand, wo glänzende Earncvalsfest lichkeiten veranstaltet werden sollten, ließ sich stündlich telegraphische Nach richten über den Fortgang dcs sofort untcrnommcncn Rcttlingswcrkcs fchik len. Im ganzen Lande ist zu Gnnstcn dcr Hinterbliebenen dcr unglücklichcn Opfer cinc umfasscnde Hilfsaction ein geleitet worden. Kleider aus Holz ist das Neueste, was uns dic nächste Zukunft bringen wird, nachdcm Prof. Mitfcher lich in Frcibnrg sich ein Verfahren hat patcntiren lassen, durch welches die Holzfasern isolirt wcrdcn, so daß man sie verspinnen und webcfähige Fäden daraus herstellen kann. Zu diescm Zwecke wird das Holz in dünne Brett chen geschnitten, und diese Brettchen läßt man wiederholt zwischen geriffelten Walzen durchgehen, durch welche Bear beitung dic Holzstnckchcn gcbogen und vielsach geknickt werden. Dadurch wer den die einzelnen Holzfasern in ihrem Zusammenhang gelockert nnd cs ent steht zuerst eine Masse, welche in der Querrichtnng leicht theilbar, in der Längerichtung aber sehr schwer zerreiß bar ist. Diese Masse wird immer wei ter in gleicher Weisc bearbeitet, bis sie sich in einen vollständig faserigen Stoff verwandelt hat. Dieser faserige Stoff wird getrocknet und dann wcitcr so lange zwischen den geriffelten Walzen behandelt, bis er ganz vollständig in seine Fasern zerlegt ist. Die Fasern sind sehr zart und weich und dabei doch sehr fest; man kann sie in gleicher Weise wie rohe Banmwolle wcitcr ver arbeiten und dann verspinnen. Da die Holzfaser, wie das Eellnlosepapier zeigt, Farbstoffe sehr gut annimmt, so ist cs nur cinc Frage des Preises, d. h. der Kostspieligkeit der Vorarbeiten, ob dcr Baninwollc in der Holzfaser ein beachtcnswcrthcr Eoiicnrrcnt erwachsen wird odcr nicht. Dic Pariser Guillotine ist zu einer Gastspieltour im fernen Sü den eingeladen. N. Lainothe, dcr Gon vernenr dcs Senegal, welcher demnächst dic Mörder des Herrn Jeandet gnilloti »iren lassen muß. hat bei einer vorge nommenen Generalprobe bemerkt, daß die Guillotine der Eolonie schlecht fune tionirt. Er hat außcrdeni bis jetzt kei nen Menschen finden könne», dcr „als Amateur" die Hinrichtung vorzuneh men bereit wäre. Infolge dessen hat er an das Unterstaatssecretariat dcr b'o lonien geschrieben, man möge ihm den Henker nnd das Richtholz dcr Haupt stadt leihweise überlassen. In Paris aber trennt man sich offenbar nur un gern von diesen licbgcwordeiien Ein richtungsstücken. Man will dahcr im Justizininistcriuin das Gesuch dcs Gou verneurs nur dann bewilligen, wenn in Paris cin Duplicat der Guillotine, verbleibt, welches sofort in Function treten kann. Auf der auderen Seite aber bäumt sich der „Kiinstlerstolz" des Pariser Scharsrichters auf bei dem Ge danken, daß man dic ehrenvolle Mission nach dem Senegal einem seiner Gehilfen anvertrauen könnte. —ZV eiln die mecklenbur gischen Lehrer im allgemeinen die am schlechtesten gestellten Deutschlands sind, so sind die von dcr inccklcnburgischcn Rittcrschast abhängigen die am schlech testen gestellten Mecklenburgs. So schildert cin Lehrer in der mecklenbur gischen Schulzeitiing dic Behandlung, die er nud seiue Vorgänger im Amte von Seiten eines „Patrons" zu erdulden hatte. Nach dieser Darstellung hat der Patron innerhalb vierzehn Jahren den „zivriundzwanzigsten Schulmeister", und das ist weiter kein Wunder, da die „Ritter" über ein unbeschränktes Kün dignngsrecht verfügen, so daß die Leh rer keine sicherere Existenz haben, als Tagelöhner und Knechte. Da das Baareintoinmcn des Lehrers nur zwci hundertsiebzig Mark betrug, so ging er den Patron nm Zulage an, welcher die selbe jedoch von der Verpflichtung ab hängig machte, Fische und Vögel zu san gen, Gartenarbeiten zu vcrrichtcn n. derg. mehr. Will „feän" Lehrer einen Gast beherbergen, so mnß er jedesmal um Erlaubniß nachsuchen. Als der Gewährsmann einmal während einer Reise des Gutsherrn den Besuch eines nahen Verwandten erhielt, wurde er wegen solcher „Unbotmäßigkeit" auf dem Hofe öffentlich ausgeschimpft! Die Tc»eg,-apl»i?Z:tt. Unter dieser Aufielnit der französische >sche!!>jie',icr Atpho:>!e Allais folgende kleine c,chichic, die der „Tourist" wiedergibt. Also Herr Allais hat das Wort. Ich stieg in dcr Station Vaiscmoyen-Court aus, wo mich der Wagen eines alten Freundes Leiisilenx erwartete. Im Wagen war mir ciiigcsallen, daß ich etwas Wichti ges vergcffc» hatte: ich begab mich daher sofort ins Poft- und Tclcgraphciiamt. In Boisemoycn-Eort zcichnct cs sich vor anderen dadurch aus, daß iu ihm die nothwendigsten Schrcibgerülhfchaftc,? fehlen. Nach langem Suchen gelang eS mir endlich einer alten rostigen Feder habhaft zn werden, die ich in einen farblosen, schimmeligen Tintcnbrei tauchte. Ich maltc mit großer Mühe die weiiigen Wortc meiner Depesche auss Papier. Eine häßliche Iran nahm das Telegramm mürrisch entgegen, zählte die Warte und nannte mir die Summe, die ich unverzüglich ans das Schalter brett legte. Ebc» wollte ich mich zurückziehen, als ich im Amtszimmer eine junge Dame bemerkte, die an einem Morjc- Tclcgraphen arbeitete. Sie wandte mir d.n Rückcn zu. War fic juug? Wahrscheinlich. Rothhaarig war sie gewiß. War sie Weshalb nicht. Ihr einfaches schwarzes Kleid zeigtc eine volle hübsche Gestalt; ihr reiches Haar war hoch aufgesteckt und zeigte einige Ringctlöckchen 'an eincin herrlichen Nacken von mattweißer Farbe. In der Erwartung, daß die junge Dame sich umdrehen würde, blieb ich stehen und richtete an die Alte einige Fragen über das Telcgraphenwcscu, welche sic zicmlich nnsreüudlich beant wortete. Tic Andere jcdoch blieb nubc wcglich. Wer annimmt, daß ich am nächste» Morgen nicht zum Telegra phenamt ging, der hat nicht die Ehre, mich zn tenncii. Tie schöne Rothhaa rige war diesmal allein. Nun war sie gezwiingc», mir ihr Gesicht zuzuwenden, nnd wahrhaftig, ich hatte mich darüber nicht zu beklagen. Ich kaufte Briefmar ken, schickte Depeschen ab. fragte nach einer Menge unbedeutender Dinge und fpictte die Rolle eincs verliebten Dninm topfes mit erstaunlicher Natürlichkeit. Sie antwortete mir ruhig und bedäch tig, mit dcr Miene einer verständigen nnd höflichen kleinen Frau. Uud ich kam täglich wieder, oft auch zweimal im Tage, denn ich wußte nun, wann sie allein im Amte war. Um meinem Besuch einen Schein von Berechtigung zu geben, schrieb ich un zählige Briese an meine Freunde und tclcgraphirte an eine Meng? mir ganz gleichgiltiger Personen die'nnmöglich steil Tinge, so daß sich in Paris das Gerücht verbreitete, ich sei plötzlich irr sinnig geworden. Jeden Tag sagte ich mir: Heute mußt Tu Ernst machen mit der Kleinen. Und jeden Tag hielt mich ihre kühle Haltung ab. zu sagen: „Mein Fränlein, ich liebe Sie." Ich be schränkte mich imnicr wicdcr darauf, zu stammclin „Ich bitte nm eine Brief marke zu drei Sons!" Die Lage w»rde allgemach nnerlräglich. Da der Tag meiner Abreise imnicr näher rückte, ent schloß ich mich, meine Schisse hinter mir zu verbrennen nnd Alles zu wagen, um Alles zu gewinnen. Ich trat ins Bureau und richtete solgcndc Depesche an einen meiner Freunde: Eoguelin Eadet, 17. Boule vard Haußmann, Paris. „Ich bin im höchsten Grade verleibt in die kleine rolhhaarige Telegraphistin von Baisc moyen-Eort." Ich übergab ihr bebend aas Telegramm. Ich erwartete, daß ihre herrliche» weißen Wangen sich we nigstens rosig färben würden. Weit gesehle! Mit der ruhigsten Miene von ver Welt sagte sie: „Fünsnndneiinzig Ecntimcs!" Ganz verblüfft dnrch diese wahrhaft töniglichc Rnhc, suchte ich in meinen Taschen das Geld, »m die De pesche zu bezahlen. Doch ich sand keinen Son. Ich nahm also meine Brief tasche heraus nnd gab ihr cine Tauseng- Frantnote. Das junge Mädchen nahm das Bautbillet und prüfte cs sorgfältig. Dic Prüsung fiel ohne Zweifel günstig aus, denn ihr Gesicht erheiterte sich plötz lich zn einem reizenden Lächeln, das ihre schimmernden Zähne sehen ließ, lind dann fragte das schone junge Mädchen mit pariscrischem Tonsall, dci» Tonfall dcs iicuiitcn Arrondifjc ments: „Soll ich Jhncn das Kleingeld zurückgeben? " Paffende Lectüre. Prin jipal (zum Lehrling): „Was haben Sie in nuiner Abwesenheit gethan?" Lehrling: „Hab' ich gelesen." Prin zipal: „Was haben Sie gelesen?" Lehrling: „Don Earlos". Prinzi pal: „Keine Lectüre sür HandlungSbe flissenc! Lesen Se lieber den „Kauf mann von Bcncdig"!" Der häßliche Papa. Va ter: Kinder, wenn ihr immer so schreck lich lärmt, so lange ich noch zu Hause bin, dann fahre ich noch einmal vor Aerger ans dcr Haut. Kailchen (in die Hände klatschend): Ach ja, Papa, thu' das, dann wollen wir dich aus stopfen und stellen dich als Wauwau aus dic Kommode! JataleSympathie. „Den ken Sie, gnädiges Fräulein, ich habe geträumt, ich hätte Anen einen Antrag gemacht!" —„Welche Sympathie! Und ich habe geträumt, ich hätte Ihnen einen Korb gegeben!" Schwer zu sagen. „Darf ich fragen, Fräulein Emilie, wie Sie heute Nacht geschlafen haben?" —„Wie tonnte ich darauf achten, während ich schlies?" Trostlos, „'s ist zum Ver» zweifeln! Ich kann essen uud trinken, was ich will ich krieg' keine Lust zum Arbeiten!" Uebertriebene Höflich keit. Fürst: Was schlug die Schloß uhr? Hosmarschall: Was Euer Durch t laucht befehlen. 7