6 ZvaS Ma Malvina verschmäht? Tu bist ein unverbesserlicher Philister." „Abenteuer? Rüdiger, es war Liebe, von ihrer Seite wenigstens war ei Liede!" „So glaubst Du ? Nun. sechs Jahr« find eine lange Zeit. Sie hat mich längst vergessen. Freilich, sie war be rauschend damals in ihrer urwüchsigen Frische und knospenden Schönheit i«um sechszehn Jahr sie hatte mir «anz den Kops verdreht, und ich habe sie nicht vergessen. Es war etwas Ele mentares in ihrer wilden, kindlichen Zärtlichkeit, wie sie mich küßte und mir Liebe schwor, dort unter den Syringen duschen — es ist mir Alles so lebhast im Gedächtniß das Heu duftete vou der Parkwiese, und der Mond hing wie ein -rosenrother chinesischer Lampion in der grauen, milden Luft es war bitter von dem süßen Kind zu scheiden, aber ich ivar stets zu realistisch, um mir Illu sionen zu machen. Ich wußte, was mir bevorstand, den Dienst quittiren, «ach Amerika zu gehen, jahrelanger Kampf um die Nothdurst des Lebens da hieß es, sich die Gräsin Wranken, deren Stern im Ausgehn war. aus dem Sinn zu schlagen. Du weißt, zum un glücklich schmachtenden Liebhaber bin ich nicht veranlagt.worden. „Und Tu bist nicht mehr frei?" „Das nicht, aber ich glaube, eS hätt «ich gefreut, sie als Teine Frau wieder zusehen." „Wenn Du sie wiedersiehst, wird e« Dich freue», daß sie nicht meine Frau ist. Und Tn sollst sie in den nächsten wiedersehen. Tic ganze Nach barschaft ist am Tienstag zu einem Waslcnbail nach Schloß Eberswerda geladen. Du weißt, die alte Gräfin Wranken ist keine Alltagsnatur, so Hai sie auch ihrem Ball einen origincllcn Charsktcr gegeben nnd ihn „Das Mas kensest der Liebe" genannt, mit der Borschrlst, daß jeder Theilnehmer in dcr Eharaktermaske eines in dcr Wclt- oder Literaturgeschichte bekannten Lie- resp. Liebesheldin erscheint. Nur den älteren Herrschaften ist Costüm freihcit gestattet. Strenge Maskirung ist Vorschrift. Erst nach Mitternacht erfolgt die Tcmaskirung vor dem Thron der Göttin der Liebe, die vorher einen Triumphzug halten wird. Wir wer den uns den Scherz machen, Dich unter der Maske in die Gesellschaft einzu schmuggeln, nnd ich werde Niemand als die alte Gräfin wissen lassen, daß ich einen Freund mjtbringe, ohne ihr jedoch Deinen Namen und Teine Rück kehr zu verrathen. Ich stehe mich so gut mit ihr, daß ich mir diese Freiheit erlauben dars. Du wirst auf diese Art die beste Gelegenheit finden, Teine alte Liebe zn prüfen nnd zu erneuern, und wenn Tu es nicht ganz ungeschickt anfängst, mußt Tu erfahren, ob Comteß Malvina Dir treu geblieben ist." Rüdiger von Hardcn ging mit Ver gnügen aus diesen Vorschlag ein, denn jedes galante Abenteuer hatte eine» un widerstehlichen Reiz für ihn, und cr brannte vor Neugier, ob Malvina uud er sich trotz der Maske wiedererkennen würden und obsie den alten Zauber aus ihn ausüben würde. Wenn dics der Fall wäre nun, warum sollten sie nicht jetzt noch ein Paar werden? Sie hatte augenscheinlich die Thorheit began gen, aus ihn zu warten schade cs wäre pikanter gewesen, sie als junge Frau wiederzufinden. Vor der Ehe hatte cr nnn einmal einmal einen ge wissen Grusel! Es war doch nicht scinc Schuld, daß cr ein solch rasendes Glück bei allen Frauen hatte und daß si« es ihm ganz unmöglich machten, einer Ein zelnen tren zu bleiben. Die Fieiinde plauderten noch dies und jenes, bis Rüdiger einsilbig nnd schläfrig wurde und endlich feine Hü nengestalt aus einer Ottomane zur Sicsta ausstreckte. Es dauerte nicht lange, so siel er in einen tiefen Schlaf, von dem Gesang des Windes, dem Kni stern dcs Fencrs und dem Tropfen des schmelzenden Schnees von den Dachzin nen angenehm eingelullt. Gnido wandte sich und ging in ein Nebenzim mer, wo cr au cincm Flügcl inMelodien seiner Phantasie eine lange Zwiesprache mit sich selbst hielt. Es war wie ein finsteres, gewaltiges Ringen, ein Käm pfen mit Seelennoth uud Verzweiflung. >as sich endlich in goldklare, reine Har monie auslöste. In dem Schlosse der Wrankens wogte im Fassnachtsabend cin frohes Maskm gcdränge. Dic Göttin dcr Liebe hatte soeben auf einem goldenen, mit Rosen und Myr thcn geschmückten Siegeswagen ihren Einzug in dcn Ballsaal gchaltcn. Sie lrug ciu griechisches Purpurgewand und wurde vou einer der schönsten, jungen Frauen der Familie Wranken dar gestellt. Guido nnd Rüdiger waren bisher unerkannt in der Menge geblieben. Rüdiger in der goldglänzenden Rüstung des SchwanenrittcrS Lohengrin nahm 'ich prächtig aus, während Guido die becheideue Kutte des Mönches Eckc hardt gewählt hatte. Als Letzterer Malviua begegnete, er kannte er sie aus.den ersten Blick. Sie trug das Kostüm der Cheruskersürstiu Thusnelda, wozu ihr herrliches, weiß blondes Haar, das in seiner ganzen lleppigkeil entfesselt, ihr bis zn den Knieen hinabmogte. Sie war wie ge schassen sür die Charaktcrmaste dieser fürstlichen Barbarin in ihrer herben, stolzen, kraftvollen Schönheit und das geschürzte Gewand, das Wolsssell über den entblößten Schultern, die Sanda len am Fuß, der Kranz von Eichen laub im Haar und der kriegerische Speer gaben ihr einen seltsamen, phan tastischen Reiz. Als Guido ihr den Namen in die Handfläche schrieb, lä chelte sie und gab auch ihm'das Erken nungszeichen. Mitten in, Saal, unter dem strah lenden Kronleuchter stand Lohengrins glänzende Gestalt, uud Guido sank das Herz, als Malvina zerstreut auf fein Gespräch lauschend immer wieder nach denklich die Augen aus Rüdiger rich tete, der eben Frau Venus aus ihrem goldnen Wagen hob. Er war bald von Franen umschwärmt, und seine ge heimnißvolle Persönlichkeit wurde der Gegenstand allgemeiner Neugier. Ebensowenig konnte sich Malvina, die sast von allen Anwesenden an ihrem Blondhaar erkannt wurde, den begei sterten Huldigungen entziehen, und der Schwärm ihrer Verehrer, die Tänzer, die ihr keinen Augenblick Ruhe gönn ten, trennte» sie und Rüdiger eine ge raume Weile. Plötzlich stand Lohengrin vor ihr. „Schöne Maske, kennst Du mich?" Sie schüttelte den Kopf. doch sie blickk ihn nachdenklich an. Rüdiger hütete sich, sich zu verrathen, doch er wich kaum noch von Malvinas Seite. >s?ie nahm seine Huldigungen zuerst gleichgiltig und ablehnend auf, doch endlich fand sie Gefallen an dem stattlichen Tänzer. Er hatte sie vom ersten Augenblick an den verlorenen Geliebten erinnert, obgleich es nur feine Stimme und seine Haltung war, die Erinnerung in ihr wachriefen, denn der gereifte Mann, der vor ihr stand, hatte nicht mehr die Gestalt des schlanken, knabenhaften Jünglings, dem ihre erste Liebe geHort hatte, und nnn fesselte sie die Neugier, ihn zn ergründen, wer er sei, denn Niemand aus ihrer Bekanntschaft hatte sie je an Rüdiger erinnert. Sollte er es selbst sein ? Nein, es war nicht möglich, nicht wahrscheinlich! Wie sollte er. der in seinen Landern weilte, heute Abend ungeladen in diese Gesell schaft komme»'? Wenn er zurückgekehrt war, so hätte sie es erfahren, gab keinen Grund. eS ihr zu verheimlichen, denn Niemand von ihrer Familie ahnte auch nur im Entferntesten, was da mals zwischen ihr und Rüdiger vorge fallen war. Doch der geheimnißvolle Tänzer rief einen Sturm widerstreitender Empfin dungen in ihrem Herzen wach. Das Ergangene lebte auf, und wenn er zu ihr sprach, so versank der Ballsaal vor ihren Blicken und sie glaubte den Hauch jenes blüthenschweren Sommerabends zu fühlen und die Gwth des ersten Kusses auf ihren Lippen. O. wie lange hatte sie in verzweifel ter Sehnsucht von diesen Küssen ge träumt, deren Feuer an dem Mark ihres jungen Lebens gezehrt hatte bis, ja bis endlich die Erinnerung ver blaßt und die Wunde geheilt war. Bis sie angefangen hatte den Verlorene» mit einem Andern zu vergleichen und den bezaubernden, leichtlebigen Jüng ling unintcreffant gefunden hgtte ne ben dem Ernst und der Tiefe, der Tüch tigkeit nnd Einfachheit des Andern. ' Ach, aber dieser Andre blieb kalt, sie konnte sein Herz nicht gewinnen, sie. der alle Herzen zugeflogen und der sonst Keiner widerstand! Und so war sie ein sam geblieben wie er. Doch heute Abend trat plötzlich klar und peinlich die Frage an sie heran, die nicht mehr weichen wollte: „Wenn der Erste wiederkäme was dann?" Alle Heiterkeit, aller Glanz des Abends konnten sie nicht zerstreuen. Die Huldigungen des schönen Frem den wurden immer feuriger, immer dringender. Rüdiger hatte es sich vorgenommen Malvina zu erobern, bevor sie ihn er nannt hätte und sie dann bei der De maSkirnng zu überraschen. Der streit bare Trotz, den ihm die schöne Barba rcnsürstiu entgegensetzte, reizte ihn nur noch mehr. Guido hatte sich gänzlich vou Mal vina zurückgezogen, er glaubte das wie dererwacheude Glück des jungen Paares nicht stören zu dürfen. Zuweilen er faßte ihn der Schmerz dessen Zeuge zu werden mit so wilder Gewalt, daß er daran dachte, den Ball heimlich zu ver lassen und nach seinem stillen Heim zu entfliehen. Jetzt rief ein. schmetternder Trom petentusch zum Niederlegen der Masken oor Frau Venus Thron. Er sah von fern ThuSnelda und Lo hengrin in einer Fensternische lebhaft miteinander plaudern und jetzt schritten sie zusammen zu Frau Venus, um welche sich jubelud die Masken drängten. Da faßt ihn mit kaltem Entsetzen der Kedanke, in dem geliebten, schönen Ge suht das Glück dieses Wiedersehens auf leuchten zu sehen. Er wandte Hch und floh aus dem Ballsaal, um sich in einem entfernten Gemach zu verbergen. Und hier kostete er noch einmal den bitteren Schmerz durch, den er an jenem Sommerabend als Lauscher empfunden. Plötzlich nahten eilige, fliegende Schritte. Mit Staunen gewahrte er Malvina, ohne Maske, todtenblaß. anßer sich, mit izernngene» Händen. Der Speer ent fiel ihr und sie sank in einen Sessel, das Gesicht in den Händen verbergend, sodaß das lange Goldhaar wie ein Schleier über ihre Wangen fiel. Da übermannte ihn die Empfindung. Er war nicht mehr Herr feiner stürmisch irregle» Leidenschaft. „Malvina!" rief er. und er lag ihr >u Füßen, indeni er ihre Hände beschwö rend faßte. Sie fuhr auf und sah ihn verwirrt in. „Helfen Sie mir," flüstert sie angst voll nnd zitternd. „Er ist eS, er ist es wirklich, und er wird kommen, sein Recht zu sordern! Gehen Sie zu ihni, Sie sind sein Freund, sagen Sie ihm, daß cr nicht kommen soll von mir zu sor dern, was ich ihm nicht geben kann ja sagen Sie ihm, cr käme zu spät ich tan» nimmermehr die Seine werden!" „Und warum nicht, Malvina? Täu schen Sie sich nicht über Ihr eigenes Herz?" . Nein, nein! ich kann es Ihnen nicht sagen warum nicht gerade Ihnen nicht!" ..Malvina wäre der Traum zu kühn, den ich jeiveilen gehegt, daß Ihr Herz einem Andern daß es mir ge hört?" Malvina sah ihn verstört an. „Wollen Sie mich verspotten? Sie lieben mich nicht. Sie sind all diese Zahre kalt neben mir hergegangen." „Weil ich glaubte, daß Sie meinem Freunde gehörten, und weil ich dessen Wiederlehr sürchtete!" Da sah ihn Malvina mit einem strah lenden Lächeln an. „Jetzt ist er gekommen. Sie haben nichts mehr zu sürchteu. Damals war ich ein Kind und seine glänzenden Eigenschasten bezauberten mich. Seit dem ich kein thörichtes, unerfahrenes Kind mehr bin, weiß ich, das! er mei nem Herzen nie genügen würde, das ich nun schon lange an den liebsten, besten Mann verschenkt habe!" Da zog'sie Guido m Überströmender Seligkeit in seine Arme. Als Rüdiger kam, die schöne Bar barenfürstin zu suchen, fand er ein glückliches Brautpaar. Er überwand die Enttäuschung und sein Glückwunsch war aufrichtig, ja er freute sich ehrlich, durch seine Rückkunft das Mißverständnis; zwischen Malvina und Guido gelöst zu haben. Und noch auf diesem selben Masken fest der Liebe schwor er zu den getreuen Verehrern nnd Rittern der Frau BennS, in deren Zaubcrbanu er noch schmach tete, als Guido und Malvina ein 'rohes HochzeitSfest feierten. Klassische Zeugin. Nich ter: „Wie alt sinv Tic?" Zeugin: „Zu alt, um noch zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein." Oyto auf dex Weltautstellung. Der Gedanke, daß der Staat Ohi» auf der Eolumbifchen Ausstellung i» Chicago durch einen würdigen Monu mentalbau repräsentirt werden solle, wurde zuerst von Herrn Brinkerhoss bei dem Jahrcsbankett dcr Historischen Ge sellschast von Ohio angeregt. Die obige Abbildung enthält eine künstlerische Verkörperung dieser Idee. Die Frauengestalt auf der Spitze des Monuments ist das Symbol des Staa tes Ohio, zu den Füßen der Statue sind ihre berühmtesten Söhne, wie Grant, Sherman, Sheridan. Chase, Stanton und Garfield aufgestellt, mit dem stolzen Sinnspruche der Cornelia, der Mütter der beiden Gracchen, als sie den mit ihren Schmucksachen prahlen den römischen Matronen ihre beiden Söhne vorstellte: „Diese sitid meine Juwelen!" Capt. Seosield von Cleveland hat bereits das Modell entworfen. Das Denkmal soll 31 Fuß 4 Zoll hoch wer den, wovon auf die Hauptfigur 10 Fuß kommen. Es soll so aufgestellt werden, daß es nach dem Schluß der Ausstellung wieder entfernt werden und dann in der Rotunde des Capitals zu Columbus seine dauernde Stätte finden mag. Mißverständnis. Meyer (vorlesend): „Die Liedertafel Concordia sang am Grabe zwei Lieder, welche tiefen Eindruck machten; das kam vorzüglich schön zur Gel tung." Müller: „Nee, was jetzt doch Mens ausgestellt wird nu nehmen sie bei Beerdigungen gar en Piano mit!" Kind: Mama, jetzt weiß ich auch, .oas Liebe ist. Mutter: So. weißt Du dag wirk lich? Kind: Ja. Liebe ist. wenn Jemand weit weg gebracht wird. Unsere Anna 'ingt immer: Herr Hauptmann, die Liebe, Hat ihr so weit gebracht! Boshaft. Ein sehr mittel, mäßiger Maler interessirt sich für eine hübsche, geistreiche Dame und über bringt ihr eine von ihm gemalte Land schaft in einem prachtvollen Goldrah men zum Geschenk. Die Dame außen ihre Freude uud sagt: „Aber den Goldrahmen gestatten Sie mir wohl, Ihnen mit Dank zurücksenden zu dürfen, da ich prinzipiell niemals vou Herren Werlhgegenstände entgegen nehme!" Die n st b ote n le i d en. „Nun, wie sind Sie mit Ihren zwei neuen Mädchen zufrieden?" —„O, fragen Sie nicht! Die Eine macht nichts rein, und die Andere macht—rein nichts!" A a st u » a» r. Unsere Vorsahren, die umgeben von dichten Wäldern, zerstreute Siedelungen bewohnten, waren so eng mit dcr Natur verwachsen, daß es uns heute, wo mir unter dem Zeichen der modernen Knltnr und des modernen Verkehrs stehen, schier unglaublich vorkommen will. Wenn die Sonne nach ihrem tiefsten Stand: zur Weihnachtszeit zum erste» Male wieder de» östlichen Himmel mit tieser Gluth färbte, da»» durchtöute endloser Jubel die deutschen Wälder, und weun nach wenigen Monden die Natur aus ihrem Winterschlaf? er wachte und neue Lebenskräfte überall die Fesseln sprengten, so gaben die Menschen wiederum ihre Theilnahme an dem Kampfe zwischen den Mächten des Winters uud des Sommers in seit lichen Veranstaltungen sichtbaren Aus druck. Auf ein solchxs germanisches Frühlingsfest ist auch die Fastnacht zu rückzuführen ; durch den kirchlichen Ka lender mit feiner vierzigtägigen Fasten zeit ist sie allerdings etwas in den Win ter hineingerückt worden. Ihr Name hat jedoch mit Fasten nichts zn thun, cr lautet eigentlich Fascuacht, was so viel als Schwarmnacht bedeutet. Denn die FrühlingSwinde sind echte Schwarm geister, sie durchstöbern uud durchdrin gen jeden Winkel in Wald und Flnr. Darum wird auch im altdeutschen Wet tcrscgen der Gott des Windes Fasolt genannt, nnd einen Menschen, dessen Geist unstät hin und her schweift, be zeigen wir gern etilen „Faselhans". W e an jedem s e , ''o wurde auch zur ein g>,..i...isamer Opser schmans gehalten. A's Rcste desselben habe» wir die vermiedenen Fastnachts spiele anzusehen, unter denen heute die in Oel, der Substanz der Lichtgottheit, gebackene» Krapsen oder Krappeln und Psannknchen.idie erste Stelle einnehmen. Der bekanntlich zäh am Alten festhal tende „Schwälmer" genießt noch heute zur Fastnacht die uratte Mahlzeit. Erb senbrei mit Sauerkraut und Speck, Speisen, die dem Gotte der Frnchi barkeit geweiht waren. Wie früher die gemeinsame Opsermahlzeit durch frei willige Beiträge aller Genossen zu stande gebracht wurden, so zieht heute an vielen.Orten die Jugend gabenhei schend durch die Straßen. In Ma.» burg singt man dabei: „Ha! ha! ha! Die Fastnacht ist da. Wer uns keine Kreppeln giebt, dem legen auch die Hühner nicht!" Ganz recht! Wer da Opscr vcrwcigcrt, dcr hat auch keinen Scgcn zu erwarten. Montanns kennt noch den Brauch, „leckere Speisen zu kochen und diese über Nacht wohlgerü stet auf dem Tische stehe» zu lassen. Die Meinung mar, wenn die Hanslcnte schliefen, so kämen die Engelein, die der Speisen genössen. Schon eiferten die Bekehrer gegen diesen Aberglau ben, dcr den Teufeln ein Mahl zuge dacht." Hier sehen wir deutlich die christlich« Umdeutung in Engel und zugleich das Bewußtsein, daß eS sich einst nm heid nische Gbtter handelte. Wie eS scheint, ist diese Umdentnng bei den Staven besser znr Geltung gekommen; denn nach einer alten tschechischen Wetterbe stimmuug feiert man am Fastnacht diensiag ein Fest „aller Engel." Jhren-Ne,mcn cntsp echciid, war dii Fastnacht von jcher ein Schwarmscst in des Wortes eigenster Bedeutung. In der ältesten Zeit war dcr Schwertertanz sehr beliebt. Wie die FrühlingSwinde hin nnd her woglen, so wiegten sich hier Jünglinge nnd Männer in kunstvollen Bewegungen bin nnd her und schwan gen, dcs Wettergottes Blitze symbolisi rend, die Schwerter über ihren Häup tern. Mit der Blüthe des Ritterthums kamen dann die prächtigen Fastnachts turniere auf, während der Schwerter tanz zum volksthümlicheu Waffenspiel wurde, das besonders von de» Zünstcn gepflegt wurde. Bei einzelnen Gewer le» haben sich Rcste dieser Spiele bis in die Gegenwart hinein erhalten, so dcr Mctzgersprung und dcr «chäffler tanz in München, das Fahncnschwingen dcr Metzger zu Salzburg uud zu Eger; u. s. w. Das berühmte Schönbartlan sen dcr Flcischcrznnst zu Nürnberg wurde schon 153 V verboten. Sehr frühe schon sand die Sitte dcr kölnischen Vcrklcidnngen Ausnahme un ter die Bestandtheile der Fastnachts fcicrlichkeiten. Bereits nm«daS Jahr Ist»> schreibt ein Schriststcllcr: „Zur Fastnachtszeit pflegt mau viel Kurzweil und Spektakel mit Stechen, Turnieren und Tanzen. Da verkleiden sich die Lente, laufen wie Narren nnd Unsin nige in der Stadt umher, und wer das Närrischste erdenkt, der ist Meister. Da s 't man in seltsamer Rüstung und die Frauen in Mannesklei dern und die Männer im weiblichen Ge wände und ist fürwahr Scham. Zucht und Ehrbarkeit an diesem christlichen Feste theuer. Auch geschieht viel Bübe rei; alle Bosheit und Unzucht ist ziem lich an diesem Feste. Etliche lausen ohne alle Scham nackend umher: etliche kriechen aus allen Bieren wie die Thiere. Etliche sind Mönche, andere Könige. Etliche gehen auf hohen Stelzen mit Flügeln und langen Schnäbeln; etliche sind Affen, andere Bären, noch andere Teufel." Bis in die Kirche fetzte sich die Stimmung fort, dort wurden eigene, närrische Fastnachtspredigten gehalten. Hinter den Klostermauern wurde am Fastenabend Kutte und Schleier abge legt uud dem Mnmmenschanz dcr schul dige Tribut gezahlt. Da die FastuachtSzeit früher schon mit dem DreikönigStag begann, finden in Tyrol noch hente die Maskennmzüge durch den ganzen Februar hindurch statt. In dem Städten Hall nnd sei ner Umgebung nennt man sie nach dem Hanpthclden Hndlerlaufen. DerHnd ler ift möglichst buntscheckig gekleidet und trägt ciue hölzerne Maske, ans wel cher ein Käfer oder eine Maus geschnitzt ist; in sciucm Gurt stecken lauter Sein- I meln, an seiner Peitsche hängen woh< fünfzig Bretzeln. Diese wirft er unter die um ihn herumstürmenden Jungen, dic sich darum balgen und fortwährend mit dcr Peitsche geschlagen werden. Inzwischen haben sich die Bauern in einer langen Gasse versammelt, wo ihm einer nach dem andern vorlausen muß; natürlich setzt es Pci schenhiebc. Dann führt ihn dcr Hudler zur Schenke wäscht ihm das Gesicht ab und bewirthet ihn mit einer Scmmel nnd cincm Glasc Wein. Mit Sonncnnutergaiig ent larvt sich dcr Hudlcr, gewöhnlich ein reicher Baucr und sühek hieran! den Tanzreigen au. Tic stärkste Betheili gung am Hudlcrlaufeu hat dcr Toniicr stag vor Fastnacht aufzuwciscn, der „unsinnige Pfinztag." Ncbcn 20— Hudlcrn lausen dann noch mehrcrc die ans Kehrbesen reiten und Wickelkind» ai« 6 Lumpen ans den Ar men tragen. In den Tyroler Städten Neumarkt und Tramin wird am unsinnigen Psinztag das Egertkausel herumgetra gen, d. i. eine ans Stroh und Lumpen hergestellte Puppe in Mannesgröße. Auf Plätzen und bei verschiedenen Häu sern fragt man den Strohmann nach Neuigkeiten, worauf ein Bursche in dessen Namen dic anstößigen nenigkeiten kundgibt. Ist der Umzug beendet, so wird das Egerthansel einer alten, heirathslustigcu Jungfer als Bräutigam über die Hausthüre ge häugt. Eine ähnliche Figur ist das Haiifcli in dc» Städten der Baar im Schwarz wald, wo man den Donnerstag den fetten („schmutzige") nennt. „Es hat eincii Fuchsschwanz aus dcm Rücken, große Stränße von Papier und Flitter gold aus dem Kopse, eine schön lackirte, hölzerne Larve vor dcm Gesicht und allerlei gemalte Figuren ant dcm Rücken, den Bauch und den Beinen nnd macht mit seinen zwei langen, treuz weis über Brnst und Rücken geworseiie» Lcderrienicn mit größeren oder kleine ren Schellen einen ohrenzerreißendeii Lärm, besonders wenn es mit mehreren Hansells zusammenkommt. In Doiianeschingen haben diese Han sel noch außerdem Körbe mit Nüssen, Aepsel und Birnen bei sich, aus denen sie ganze Hände voll unter die Kinder wcrscn, welche ihnen überall nachlan sen. Manche tragen sogar ein Fäßchen Bier unter dem Arm, ans dem sie den Kindern zu trinken geben, wozu sie die selben von ungeheuer langen Würsten abbeißen lassen, die sie zu dem Zweck ebenfalls bei sich führen." Am Rhein nennt man den fetten Donnerstag, an dem man in den Städ ten zum ersten Male mit Larven um hergeht. dic Weiberfastnacht, in Köln Mützenbestohr. Dort war es früher Sitte, daß dieMarktweibcr nach Schlug des Marktes sich mit dem Rest ihrer Gemüse warfen nnd einander hie Mütze» voin Kopse rissen. Dcr Unfug wurde jedoch, als er zu bunt wurde, von der Polizei verboten. In Luzern heißt dieser Tag Fritschis tag. Ans einem Landgut am Abhang dcr Halden keblc dort zu Ende des 15. Jahrhunderts cin Mann, dcr allgemein als „Brnder Fritschi" bekannt war. Nur einmal im Jahre, am selten Don nerstag. kam er znr Stadt, um iu der Zunst zum Sasrau im Kreise alter Wnffengesahrten einen heileren Abend zu verleben. In feinem Testament be stimmte er, „es solle sich alle Jahre am Donnerstag vor Fastnacht eine Gesell schast von Zuiistbrüdern versammeln, dann sein großer, künstlich aus BuchS banmholz geschnitzter nnd mit Silber verzierter Pokal, der Fritschikops ge nannt, durch einen Mann seines Wuch ses. von Spielleutcn begleitet, in der Stadt herumgelragcn uud daraus Je dermann, wer eS begehre, cin Trunk Wein verabreicht werden, nnd hierauf dic Gesellschaft mit Gewehr und Harnisch ausgerüstet übcr den Hof hinaus nach den Halden ziehen nnd von da wieder »ach der Stadt ans die Zunftstube zu rückkehren, um daselbst den Abend unter iinsj. und Tanz fröhlich zuzubringen." Die Obrigkeit bestätigte das originelle Testament, und Luzern hatte nun fei nen Fritfchistag. Auf den fetten Donnerstag folgt bei den Schwaben der rußige Freitag, an zein man sich gegenseitig rnßig zn mä hen sucht. Ter Sonnabend heißt in Flandern „Franchensainstag". weil sich an ihm das zarte Geschlecht ehemals zum zcmcinsamcn Kaffee mit Pfannkuchen vereinigte. Don Hochpunkt erreicht der Trubel des Ucberinuthes in den eigentlichen Fa schingstagen, den drei letzten Tagen vor Aschermittwoch. Mit diesem nimmt all die Herrlichkeit ein Ende nnd es beginnt die sreudenleere Zeit: darum gilt es, »ie köstliche Zeit richtig auszunutzen und den Becher der Freude noch einmal bis auf die Hefe zu leeren, nm dann dem Fleische besriedigt ein Lebewohl zurusen zu können. Weit und breit berühmt ist der Car neval von Köln, der aus dem dritten Hahrzehnt unseres SäkulumS stammt, nnd nicht weniger sein, seit dem Jahr« 1837 bestehender jüngerer Bruder zu Mainz, wo auch für diese? Jahr wieder nn großartiger Umzug geplant ist. frei lich gegen den Willen der allen Carne valgesellschaft, die eigens für ihre Sitzungen eine „Narrhalla" erbaut hat. Aber auch Aachen, Trier und selbst die kleinen Rheinstadte feiern mit mehr oder weniger Aufwand ihren Earneval. der jeden Unterschied des Ranges nnd des Standes aushebt. In Belgien stellt man die CarnevalSlnstbarkcilcn gern in den Dienst der Wohlthätigkeit, indem man jede Gelegenheit benutzt, für die Zlrinen zu sammeln. Jenseits des Kanals in England findet heute kein eigentlicher Earneval mehr statt, doch weisen einzelne Ge bräuche in unzweideutiger Weise auf die alte Sitte hin. Sehr verbreitet find die Pfannlnchen als Fasinachtsgebäck. nnd der Dienstag heißt geradeza Psnnn kuchentag. In abgelegenen Landstrichen findet sich noch die Sitte des Huhn schlagcns, die auf ein Opfer hinweist, das Donar gebracht wurde. Ein Bur sche hängt aus den Rücken ein Huhn, nach dem die anderen mit verbundenen Augen schlagen müssen, wobei sie na türlich »rehr sich untereinander treffen, als das Huhn. Am Ende wird es mit Speck gekocht nnd nebst Pfannkuchen gemeinsam verzehrt. Die Halsiien kämpfe, die sriiherdieHanplbelustigung der Fastnacht waren, sind in Folge der vielen Verbale, die seit Eduard 111. er gingen, hente verschwunden. In Dänemark übt das Katzenwerfen der Fastnacht in den Städten auch nur noch aus die Jugend größere Anzi?-- hungskrast aus. Eine Tonne, in die eine Katze eingesperrt wurde, wird an cinem ansgespanntcn Seil aufgehängt, nnd dann wird so lange mit Knütteln dawider geschlagen, bis sie auseinander fällt und die Katze aus ihrem Gefäng nisse befreit ist. In manchen Gegenden Teutschlands, z. B. in Schlesien, wird ein Fastnachts bär hcrumgesührt, der dann vor ein Gericht gestellt und zum Tode verur theilt wird. Vor sciner Enthauptung werden ihm zwei Geistliche als Tröster beigegeben. Hier ist eine mit Frühlingssest verbundene » Handlung in ein Spiel verkehn war- s den. Mit dein Sturze der heidnischen Götter durch die Sendboten des Chri stenthums steht jedenfalls die weit ver breitete Sitte des Faschingbegrabens in engem Zusammenhange. Gewöhnlich ist es eine große, ausgestopfte Figur eines Mannes, die am Aschermittwoch begraben oder in s Wasser geworfen wird. Tamit ist die ;,alte Fastnacht begraben." Arzt und Pfarrer. Dupuytren, der berühmteste franzö. fische Ehirurg seiner Zeit, galt für ei nen Atheisten. Eines Tages besuchte ihn ein Psarrer aus der Umgegend, ein Mann, dessen männliche Schönheit nnd ruhiges bescheidenes Auftrete» auf ihn Eindruck machte was ihm sehr selten geschah. Der Mann litt an einem schrecklichen Krebsgeschwür im Nacken. Dupuytren untersuchte es rasch und sprach iii sciner nachlässigen Manier: „Keine Rettung hieran müssen Sie sterben!" „Das habe ich gedacht", erwiderte der Pfarrer ruhig, ich bin nur hierhergekommen, weil meine Pfarr kinder mich dazu drängtein" Mit die sen Worten holte er ein zusammenge faltetes Papier aus der Tasche, öffnete es und holte ein Fünffrankcnstück her vor, das er dem Arzte mit den Worten übergab: „Verzeihen Sie, mein Herr, die Summe wir siud sehr arm." Tie heitere und ruhige Art, in der dieser noch jnnge Pfarrer fein Ge schick trug, gesiel Tupuhtren so sehr, daß er ihn zurückrufen ließ. „Wenn Sie sich einer Operation unterziehen wollen", sagte der Ehirurg, „so bin ich dazu bereit, dann kommen Sie morgen inSHospital." „Esist meine Pflicht", entgegnete der Priester, „Alles zn ver suchen, was meine Heilung herbeifüh ren kann. Ich werde kommen." Am nächsten Tage erschien er. und der Arzt schnitt daraus IoS. Betäubun gen der Leidenden waren damals noch nicht übeich. Keinen SchmerzenSlaut gab der Aermste von sich, es war eine blutige, mühevolle Arbeit aber die Operation war glücklich. Dupuytren verweilte jeden Tag am Krankenbett des Pfarrers nnd sah ans das sorgfäl tigste darauf, daß ihm alle Pflege zu Theil wurde. Er genas. Ein Jahr darauf erschien er wieder beim Arzt, völlig gesund, mit einem Körbchen schö ner Birnen und Hühner. Und so kam »r jedes Jahr an demselben Tage. Als Dupuytren wußte, daß er sterben müsse, schickte er diesem Priester einen Brief mit den lakonischen Worten: „Der Arzt bedarf des Pfarrers." Stundenlang schloß er sich mit ihn» ein: als der Prie ster mit Thränen in den Angen aus dem lyemach trat, war der große Dupuytren todt. Was Arzt und Priester mit ein ander verhandelt haben, ist nie kund geworden. Ncu-Vrthoaraphie. Ein Spaßvogel gibt in der „Allg. Oesterrcichischen Lehrerzeitung" folgende gereimte Probe von der „Neu - Ortho graphie" zum" Besten: schön lorchen libt ich iniglich, schön lorchen libt mich niider; ich schrib zu lorchens er und preis zallose minelider. der erste brif, den ich empfing, ris mich ans allen himeln, warum must' auch der unglückSbris von rcchtschreibfelern wimeln?! ..es freut mich feer" (mjt dopel-e hat si das wort geschriben!) „daß dn mich liebst" (mit cinem hü ich kan mit einem „i" nur tiben). „kome balt!" (mit harten» tü es ist zum stein erweichen!) „fenst du so wenig dich nach mir" chir seit das fragezeichen). Gaststube oder Speise» saal. Tourist: „Kann ich etwa» frühstücken?" —Hotelier: „Gewiß! Aber bitte, kommen Sie doch herüber in den Speisesaal!" (Hotelier kehrt »ach einigen Minuten in die Gaststube zurück). Gast (indignirt): „Warnin frühstückt der Tourist im Speisesaal?-^ Soll der vielleicht etwas mehr sei» wi« mir?" Hotelier: „Das nicht! Aber :twas mehr zahlen soll er." Stoßseufzer. Reporter (sitzt im Restaurant seinem Verleger gegen über:) „Ja, ja, so ist es: Ich mache die Enten, das Publikum liest sie und mein Verleger ißt sie!" — Kas ern en hof b l üthe. .Ruhig!! —Wenn ich sage, Sie sind schlapp, dann sind Sie schlapp, Ml weil sie schlapp sind, sondern weil ich'» sage!!" > ,