Sergius Uanin. lltoman von S«orge» Lynet. s! 4, Fortsetzung,) „Bedenke, daß du mit mir zu e'ner tescheidenen Eristenz, fast zum Elend verdammt sei» wirst!" rief Panin, hin gerissen von der Begeisterung des jun gen Weibes. „Meine Liebe wird dich alles vergessen lassen!" „Und du, wirst du weder Neue noch Gewissensbisse suhlen?" „Solange du mich liebst, —niemals!" „Nun. dann komm!" sagte der Fürst «nd umschlang die sinnbclhörte Jeann«. „Sollte uns aber daS Leben zu uner träglich werden,. .. " in Verbindung stand, dann nahm er die Hand feiner Geliebten und führte sie in ihr Ankleidezinimer. Hier warf den," sagte er leise' „Verschlossen?" flüsterte Jcanne zit ternd, „von wem?" !r l hb sch " d'ch!" fl'st t Mo cr ul cS! Ich konnt« es mir denken! vu stiehlst also nicht nur Geld, Elender!" Ihne» beliebt." Eayrol brach in ein fürchterliches Aschen auS'und rief: „Was, ein Duell ! Ich bin ei» Bauer, ein Ochsentreider. ,iu Itüp«l, das weißt d» doch ! Zer. stehenden großen Feuerbock aus zifelirtem Eisen sah, ergriff er ihn «riumphirend. irhob ihn wie eine Keule uud stürzte aus Sergius IoS. Aber schneller noch, als er, hatte sich leanne vor ihren Geliebten geworfen, Sie breitete die Arme aus und sagte zu Sergius mit heiserer Stimme und mit dem Blick einer Wölfin, die ihr Junges vertheidigt: „Bleib' hinter mir; er liebt Mich; er wird den Schlag nicht wagen!" Eayrol stutzte. Aber als er diese Wortc Hort!, stieß er einen wilde» Schrei auS: ,AH, elendes Weib, also dich zuerst!" Er erhob seinen Arm; als er aber leannes Blick begegnete, ließ «r tyn wieder sauen. Das >nngi Weib lächelte; sie schien glücklich zn sein, sür ihren Geliebten sterben zu dürfen. Ihre weiße, von den schwarzen Haaren cinaerahmt« Stirn strahlte von einer cigenlhiiiilichen Schönheit. Eayro! erbebte. Diesen Blick, der ihn in Selig keit versetzte, sollte «r ni« mehr scheiß dieser rosenfarbene Mund, an besser werden? Die Finger seiner krampf. haft geballten Faust lösten sich; ein, heiße Blutwclle stieg aus seinem Herzer den Teppich, und der arme Mann sank, voller Scham über seine Schwäche, schluchzend und fassungslos, den Toi Jeannc sprach kein Wo»t. Sie macht, dem Fürsten daß der zen, an den Kamin. Sie erwartetc'der Moment, wo jener Unglückliche, vor dessen Liebe sie eben erst einen so mäch, tigen und schmerzvollen Beweis erhalten, Sergius war verschwunden. Zwanzigste» Kapitel. Frau DeSvarenncS konnte das End, GeNcht und erquickt« sich dadurch einiger maßen. Nachdem er seine Waschung de endet hatte, schrieb er einige Zeilen an Jeannc, um, ihr mitzutheilen, daß er nach reislicher Ueberlegung die Ueberzeu gung gewonnen habe, ihre Abreise würde unmöglich sein, und daß «r sie bitte, ih» zu vergessen. Dieses Billet gab er dein Groom deS ElubS u»d schärfte ihm ein, es niemand, außer Frau Eayrols Kam nicrsran, einzuhändigen. Die mit der Entführung einer Frau verbundenen Sorgen, die Unbequemlich keiten einer wilden Ehe erschienen ihm seht ganz unerträglich. Was sollte er mit einer Maitressc wür?e ein» Rückkehr zu Micheline zur Unmöglichkeit machen, und er sühlte ganz deutlich, da'z seine einzige Hossnung ans der uaivau stach? A k fS 'S das Gespräch: „Wie kommt es, daß Sie seit Ihrer Abreis« mich gänzlich ohne Nachricht gelassen haben?" sagte «r sch-N- . Nch 'cht nen," antwortete Herzog ganz ruhig. „Ich hätte aber doch wenigstens ge wußt, woran ich bin." „Wäre das Resultat des Geschäfts gen!" „Ausgezeichnet! Das erwartete ich übrigens!" sagte Herzog lächelnd, „Wäre das Geschäst gegluckt, so hätten Sie Ihren Geivinntheil ohne jegliches einen Tugendhelden bekränzt. Da eS aber mißglückt ist, so weisen Sie Ihren Theil der Beraniwortlichkcit von sich »nd sittd drauf und dra», mich wie eine» Gauner zu behandeln! DaS Geschäft wäre aber in dem einen wie in dem an der» Fall gleich e-hrlich gewesen; nur der Erfolg verschönert alles!" Sergius blickte Herzog fest in die Augen und sagte; .-Wer bürgt mit aber dafür, daß diese Spekulation, die mich hat?" „Undankbarer!" replizirte der Finan zier, „Sie beargwöhnen mich ... " „Daß Sie mich bestohlen haben? Weshalb denn nicht?" rief Panin wü th e«d. sein abgemagerte» Körper nicht zugetraut hätte. „Sachte, mein Fürst!" rief er, „von wird uns sür die' Vergangenheit -Lecharg« ertheilen und uns neue Mittel für die Zukunft bewilligen. Wir sind dann so weiß wie srischzefallciier Schnee, und das Spiel ist gewonnen. Begreifen Sie?" „Genug!" sagte der Fürst, auf dessen Zügen sich ein unendlicher Ekel auS- Absicht, mich dieser schimpflichen Lage durch noch schimpflichere Mittel zu ein» ziehen. ES nützt nichts, dagegen anzu selbst. ch ch l „Nun?" „Nichts!" „aber ich hatte nicht de» Muth, ihn zu tödten. Ich glaubte, das Morden müsse weit leichter sein; nicht wahr, auch Sie ohnchin gebrochen, und ob ich lebe oder nicht, ist mir gleichgiltig sondern deshalb, weil, wenn ich nicht mehr da muß sie auf ewig von einander trennen." .Und «ie das?« ,Ittdim ich ihn zwingt, zu ve'tMwt« de«." „Und nenn er sich weigern sollte?" Drohend schüttelte Eayrol das Haupt und erwidert«: „Ich möchte «S ihm nicht rathen! Denn falls er sich sträubt, bringe ich ihn vor's Kriminalgericht. - „Unglücklicher ! Aber meine Tochter !" rief die Prinzipali». „Uiberlegen Sie doch, was Sie da sagen! Sie entehren „Und bin ich etwa nicht entehrt ?" er widerte Eayrol. „Ihr Schwiegersohn ist ein Bandit, der mein HauS besudelt, der mit solchen Waffen, wie Sie sie anwen de» wollen;" unterbrach ihn Frau DeS varenneS ernst. „Ein Ehrenmann vertheidigt sich, wie «r kann! Ich bin kein Paladin, sondern ein Kaufmann. DaS Geld ist mein« Waffe! Der Fürst hat mich bestohlen, urtheilen lassen." Frau Desvarenne» runzelt« die Brauen. „Stellen Sie Ihre Rechnung auf." sagte sie, „ich bezahle. " „Bezahlen Sie mir etwa auch mein verlorenes Glück?" rief der Bankier außer sich. „Als ob ich nicht weit lie ber ruinirt, als auf solche Weise ver daS Unrecht, welches man mir zugefügt, wieder gut zu machen. Auch ist meine Qual zu groß; ich muß mich rächen!" „Unsinniger!" begann Frau Desva rennes. „Ihre Rache trifft nicht den Schuldigen, sondern Unschuldige! Wenn Sie meine Tochter und mich zur Ver zweiflung gebracht haben, werde» Sie dann weniger unglücklich fein als jetzt? Oh, Eayrol! Nehmen Si« sich in acht, daß Sie nicht ebensoviel an Ihrer Würde einbüßen, wie Sie durch Ihre Rache gewinnen. Je weniger man von andern respektirt wird, desto mehr muß man sich selbst respektiren. Verachtung uud Schweigen ziemt dem Opfer; Rach gier und Haß dagegen erniedrigen uud stellen uns auf die Stuf« desjenigen, der uns beschimpft hat." »Man mag über mich urtheilen, wie man will; ich kümmere mich nur um mich selbst! Meinetwegen kann man mich sür eine gemeine Seele, sür einen niedrigen Geist, für alles, was Sie wolle» halten! Aber der Gedanke, daß dieses Weib «inem ander» angehört, macht mich rasend! Eigentlich müßte ich diese Elende hassen, aber ich kann sie trotz alledem nicht missen; sie muß die Ich vergöttere sie!" Dieser blinde», tanden und thörichten Liebe gegenüber war Frau DeSvarenneS sprachlas. Sie dachte an ihre Tochter, welche ihren Sergius ebenso liebte. „Wie aber, wenn Micheline mit ihm zöge !" dachte sie dann. Plötzlich sah sie ihr HauS verödet, Micheline nnd Ser gius in der Fremde und sich selbst, ganz „Sehen Si«, bi» zu welch einem Grad von Nichtswürdigkeit ich gesun ken bin, daß mich sogar Ihre flehent- Liebe verschlungen. Ich denle an gar nichts weiter, als an dies Weib. Sei netwegen vergesse ich alle», seinetwegen daS Schrecklichst« ist, ich sllhle eS selbst, „Unglückseliger!" flüsterte die Prinzi- Eayrol! Ich überlasse eS Ihrem Ge flüsterte: „Adieu!" Gartens. Die Natur hatte ihr Fest kleid angelegt, die Blumen hauchten chre» Dust au» und die Schwalben durchschnitten mit schrillem Gezwitschc, eilenden Fluge die Luft und haschte» im tiefblaue» Acther. Der Kon. tr«ch Zwischen dieser irdische» Lust un> ihre« eigenen Leid brachte Frau DeS- f,ast zur Verzweiflung und si, schloß das Fenster. Am liebste» hätte sie dt»' ganze Welt in Trauer ge sehen. Nxde/geschlagcn und in pein liche Betrachtungen vertieft, saß sie da; wie lang» dt»'ser Zustand dauerte, wußte sie selbst niHt. E» war also «lleS voichei. Der wunder- E-ristenz zu führen, die jedenfalls durch einen frühzeitigen Tod ihren Abschluß finden mußte. den Todeskampf kämpfte. Eine fürchterliche Wuth bemächtigt, der zu sich und stand auf. Marechal, welcher äußerst erregt und auf's Tiefst, ergriffen war, trat ein. Nach Eayroll «infliHen und dieser Bedienstet, theilte ihm ganz entrüstet mit, daß an Abend vorher, auf Veranlassung einet Einleitung zu einem gerichtlichen Ver, fahren war? Uud sollte es der Fall sein, welche Verantwortung würde alSdanr den Fürsten treffen? wartcl hatte. Die Angst der Gläubi ger dcS „Universalkredits" hatte Eay> rols Haß noch überflügelt. Welch, Einundzwanzigste» Kapitel. Als Sergius von Herzog fortging, Stolz war ihm gänzlich vergangen, ei suhlte sich krastlos, gebrochen. Nie, mand, außer Ära» DeSvare»neS, war ihre Protektion rette. Er war von Furcht erfüllt, wußte « doch nicht einmal, wie weit ihn Herzoc mit sich fortgerissen hab«. Der sittlich'. Halt war ihm gänzlich abhanden gekoin ermesse», obscho» er die Gesahr, in de» er schwebte, recht gut fühlte. Er erin nerte sich der letzten Worte des Finanz, sie allein kann Sie aus dei klemme ziehen." lSchluk folat.t Sin Ballk-Hünt, Nachdem erst kürzlich Kim Bezirks gerichte in Wien eine Sängerbtl wegen einer zu tief ausgeschnittenen Robe an geklagt war, hatte sich jüngst «in jun ges Mädchen gleichfalls wegen eines an geblich allzu dekolletirten Kleides, wel ches sie auf einem Bauernball ans der Schönbrunnerstraße getragen hatte, zu verantworten. Anna Ermeder, so heißt die Ange klagte. erklärte sich für nichtschuldig. Sie sei mit mehreren Freundinnen, die genau so gekleidet geioesen seien Wieste, auf den Ball gegangen, und wenn dem Herrn (Voßler, sie angezeigt hatte, ihr Klei» zu tief ausgeschnitten schien, so müsse n die hnndcrt and«en Mäd chen, well?» genau so gekleidet waren, rein übersehen habm. ' Sie berief sich «ins- eine Reihe von Zeugiimen und es marschirte c'ue stattliche Anzahl von hübschen „besten" Silibemnädchen und ewigen Bo»!»n welche damalZ aiksnahmslos ihren Wisgang gehabt harten. Die ilnssage aller dieser Zeu ginnen läßt sich in den Worten zufam. mcirfassen: „Angeschnitten waren wi> Alle ein wenig, aber nur so, w« eS sich schickt." ES wurde darauf Herr Ferdinand Gosiler, der die Anzeige erstrittet hatte, als Zeuge vernommen. Richter: Warum fiel Ihnen die An geklagte besonders auf? Zeuge: So tief deeolletirt sind Bau ernmädchen weder in Wirklichkeit, noch auf ciuem anständigen Balle. Ich möchte mich gegen den Vorwurf ver wahren, als sei ich ein schadenfroher Denunciant, R'ckhter: Diesen Vorwurf hat ja Nie mand gemacht, Ist es richtig, daß auch andere Mädchen so gekleidet wa ren? Zeuge: Ich mns; sagen, daß ich mir nicht Alle angesehen habe. Richter: Die Angeklagte behauptet, Sie seien ihr wegen einer früheren Liebschaft, die sich aber zerschlug, ge hässig. Zeuge: O, das hatte gar nichts zu bedeuten. Zwei andere männliche Zeugen, die noch vernommen wurden, meinte,:, eS hätte ein minder ausgeschnittenes Kleid bei allen „Bauernmädchen" nichts ge schadet, allein, daß durch das Costüm der Angeklagten oder durch die andere» Costüine der Anstand verletzt worden wäre, könne durchaus nicht behauptet werden, andernfalls Hütte sich mich der inspieircndc Polizeibeamte zum Ein schreiten veranlaßt gefunden. Auch könne getrost behauptet werden, daß auf feineren Bällen, die nicht in den Vororten, sondern in den eleganten Theilen der Stadt abgehalten werden, die Roben mindestens ebenso tief ausge schnitten feien. Ter R chter fällte daraufhin ein frei sprechendes Erkenntniß und die ganze große Ballgl'scllschast verließ, die Vor gänge ziemlich lebhaft discntirend, de» Saal. Das vcutsckie Volkslied. Im Verein der Künstler und Kunst» freunde zu Wiesbaden hielt, wie das dortige „Tagblatt" berichtet, Herr Dr. Zinsser einen Vortrag über das deut sche Volkslied. Zur Charakteristik des Volksliedes bemerkt Redner, daß es sich mit Allem beschäftigt, was die Seele be wegt, das; es sich über alle Verhältnisse ausbreitet. Sein Ursprung sei unbe kannt, die Melodie sei die Hauptsache, der Leib, der Text dagegen nur die Ge lvandung; das Volkslied müsse intuitiv erfaßt, nicht mit studirten Worlen zer legt werden, Redner geht ferner aus den Unterschied ein zwischen dem Volks lied nnd dein volksthnmlichcn Liede. Das Volk ziehe das erstere vor, der Ge bildete das letztere. Das volkSthüinlichi Lieo habe einen Vater, das Volkslied aber sei ein Waisenkind, Niemandes Eigenthum. Jedermann veredele daran Heruni, auch wäre die Richtung der Vers« in demselben keineswegs immer eine lc gische. DaS echte Volkslied verglich er mit einem echten schwarzwälder Baucrn niädchen, daS volkSthümliche aber mit einer Dame, die nnr Bauerulracht an gelegt hätte. Unsere neueren sogenann ten Volkslieder „Loreley", „Steh' ich in finstrer Mitternacht" .>c, seien keine ech ten Volkslieder, sondern, ej wären nur volkSthümliche Elemente in denselben enthalten. Redner führt darauf eine Anzahl von echten Volksliedern an, von den frühe sten Zeilen bis auf die neuere Zeit in chronologischer Ordnung. Mit beson derer Wärme gedenkt Redner der Wie genlieder, erwähnt die Räthsel-, Trink nnd Wanderlieder, rühmt an de» Lie besliedern die schöne und sinnige Zeich nung der Beziehungen, auch daß die Farbe in diesen Liedern immer ein« besondere Bedeutung habe, ebenso hebt er die reizvolle poetische Auffassung der umgebenden Natur hervor, welche darin hervortrete. Schließlich stellt Redner die Frage, ob das Volkslied überhaupt noch im Volke lebe in der früheren Be deutung, und er muß diese Frage leider verneinen i in der neuesten Zeit sei allerdings Manches geschehen zu seiner Pflege, es ganz wieder zu beleben, sei uumöglich, ebenso wie die Wiederein führung der Volkstrachten. Die Frage aber, od dasselbe Früchte getragen habe, kann er seh wohl bejahen. niiscrc groß, ten Dichter hätten sich an das Volkslied angelehnt und Kraft und Anregung zum Schaffen ans ihm gezogen, so Goetlze, Bürger, Heine ze. Auch sür die Musik wäre es von größter Bedeu tung gewesen. Redner führt speziell Beethoven und seine innigen Beziehun gen zum VolkSliede an; schließlich wies er aus das Volkslied als wichtiges musi 'alisches Erziehungsmittel hin. Der taktlose Kegel. Wirth neunten Kegel seine Flegelhasti"kcit! 3