6 Ueber «rkSltnng. v-n »«.««». »>mo« Scherbel-Lisl», / Viele Kranke habe» die Neigung. eine Erkältung als Ursache sür alles . Mögliche anzusehen, selbst dann, wo j «S dem Arzte von vornherein klar ist, daß an einen Zusammenhang ihrer Krankheit mit einer Erkältung nicht im Entferntesten zn denke» ist. Die Folge davon ist, daß eine große Anzahl von , Aerzten, denen die Erkältung so ost als „allgemeiner Sündenbock" vorgeführt . wird, ihr stets mit einigem Mißtrauen , entgegentreten, ja daß manche die „Er kältung" überhaupt sür ein Unding au- , und die Möglichkeit derl'clbe» in , Abrede stellen. Fanatiker der Bacil tentheorie behaupten dann, daß nicht , eine Erkältung borliege, sondern die Infektion durch irgend einen Bacillus. Demgegenüber müssen wir nun sa gen, daß die Erkältung eine Thatsache ist, die durch Alltagserfahrungen voll kommen gesichert ist und zweiselloS fest steht, bekennen jedoch freimüthig, daß die Gelehrten von dem völligen Ver ständnissc dieser Thatsache noch sehr weit entfernt sind. Was eigentlich unter Erkältung zu verstehen sei, darüber sind vielerlei tief sinnige und weise Betrachtungen ange stellt worden, ohne daß wir so recht aus den Grund der Sache und zu einer Er klärung geführt worden sind, die alli Welt befriedigte. Der Laie ist ja mit seinem Urtheile sehr schnell sertig. Für ihn ist die Erkältung die Einwirkung niederer Außentemperatur aus die Haut, und daß dies der ursprüngliche, wesent liche Vorgang dabei ist, kann der Arzt mir bestätigen. Was dann nun aber weiter dabei geschieht, und wie di< eigentlichen Folgen der Erkältung zu Staude kommen, darüber ist noch iminei nicht genügende Aufklärung geschaffen worden. Gelingt es doch nicht einmal, wen» wir die Sache geuauer in'S Auge fassen, die äußeren Bedingungen für den Vor gang scharf uud bestimmt festzustellen. Man sagt wohl, ein großer Unterschied zwischen Haut- und Luftwärme ruf« Erkältung hervor, allein es ist bekannt, daß im russischen Dampsbade z. B- die Haut stark Äer die normale Tempera tur hinaus erhitzt und dann durch sehr kaltes Wasser wiederholt abgekühlt wer den kann, ohne Erkältung herbeizufüh ren. Andere Male genügt schon ein leiser Lustzug. welcher die keineswegs besonders warme Oberfläche des Kör pers an einem kleinen Theile trifft, nm eine große Erkältung zu verursachen. ZweiselloS begünstigt wird jedoch eine Erkältung durch reichlichen Blutgehalt uud damit zugleich durch hohe Tempe ratur der Haut, sowie durch Schweiß bildung aus derselben, besonders wenn die Haut von stark bewegter Lust (Zug) getroffen wird, namentlich an Stellen, die sonst von Kleidung bedeckt sind. Ferner steht es fest, daß der Kör per. sobald cr sich in Ruhe besiudet, leichter der Erkältung ausgesetzt ist, als wenn cr in Bewegung ist; Nun sollte man annehmen, daß der jenige Theil des Körpers, der zunächst der Erkältung ausgesetzt war. auch un mittelbar derselben zum Opser sallen und unter ihren Folgen leiden müßte. Dies ist aber durchaus nicht immer der Fall. Nach einer Erkältung des Hal ses entsteht z. B. sehr oft nicht ein Kehl kopfkatarrh, sondern eS tritt auch Ka tarrh ein an einem andern ciktferntcr liegenden Organe, und nach Tnrchnäs sung der Füße haben ost nicht diese un ter den unmittelbaren Folgen zu leiden, sondern es kann eine Nierenentzündung ausbrechen oder eine akute Erkrankung .des Rückenmarks. » Sehr bcmcrkenSwerth ist es anch, daß die Einwirkungen bei verschiedenen Per sonen verschiede» sind, so daß der eine aus einer Erkältung heil hervorgeht, die bei dem Andern die unangenehmsten Erscheinungen hervorruft. Ja. ein nnd dasselbe Individuum erkrankt zu «iuer Zeit an einer Erkältung, die zu einer andern Zeit spurlos an ihm vorübergehen kann. Bekannt ist eS serner, daß manche Menschen nach Er kältungen, einerlei an welchem Punkte dieselbe» stattssnden, immer bestimmte Katarrhe, dieser des Kehlkop S, jener dcr Nase, ei» dritter der Luftröhre" be kommen. Man »immt nun an, daß bei dcr plötzlichen Einwirkung der niedern Au ßentemperatur aus die Haut, wie sie bei der Erkaltung stattfindet, eine Zuiam mcnzichung der oberflächlichen Blutge- Zäße eintritt, die zunächst eine Rück strömung de» Blutes nach den innern Orgauen zur Folge hat. Haben nun z, B. solche erkältenden Einflüsse direkt die Schleimhaut der Nase getroffen, so erweitern sich nach der Zusammenzie hnng die oberfläch,? h gelegenen Blut gefäße wieder und stärker als zuvor, das Blut strömt mächtig in die von dem Reize getroffenen Theile hinein, d:l > Schlennhant schwillt an, di? Ernährung uud die Widerstandsfähigkeit dcr sie auskleidenden Zellenfchicht (Epithelien) leidet darunter, nnd nun ist den stets in dcr Lust enthaltenen Entzüudungs erregern (Bakterien Mikrokoklen) Thür und Thor geöffnet. Sie dringen in die gequollenen Schleimhaut schichten ein. nnd damit ist die Entzlln dnng, der Katarrh der Nasenschleim- Haut, der schnupfen geschaffen. In anderen Fällen, wo nicht der di rekt getroffene Theil, sondern ein inne res Organ erkrankt (die Lungen, das Bauchfell u. s. w.). mag wohl bei dem Rückströme des Blutes (Eongestion) unter Vermittlung dcr Nerven gerade jenes Organ besonders zu leiden haben und damit dcr Erkältung »nterlicaen. Dies tritt besondcrs da»» ei», wenn die Haut mit Schweiß bedeckt war. nnddaS Volk sagt dann, dcr Schweiß sei unter drückt worden und sei „nach innen ge schlagen". Erkältungen können zwar in jeder Jahreszeit stattfinden, hauptsächlich wei» sen jedoch die rauhen Herbst- und Win termonate die größten ErkrankniigSzis» fern auf. Daß die wärmere JahreS> zeit nicht schützt, hat der letzte Sommei bewiesen, der in Bezug auf Erkältun gen außerordentlich leistungsfähig war. Ganz besonders sind es aber Zugluft, jäher Temperaturwechsel, Durchnässung der Haut und der Füße u. s. w., wo durch eine Erkältung herbeigeführt wird. Die Wirkung einer Erkältung tritt in den häufigsten Fällen als Katarrh zu Tage, sei eS der Nase, des Nachens, des Kehlkopfes, der Luftröhren, de> Augenbindehant n. f. w. Bei einen solchen Katarrh ist die Schleimheit ge> röthet und geschwollen, und eS ist eim . stärkere Schleimabsonderung vorhan den. Bei wiederholten Erkältungen, unter denen stets dasselbe Organ lei det, kann aus einem acuten Katarrh ein chronischer werden. Gefährlicher wird oftmals die Erkäl tung, wenn sie noch andere lebenswich tige Organe trifft und eine Lungen« oder Nierenentzündung und dergleichen hervorruft. Eiu einfacher, acuter RlM inatiSmuS. der sich als Folge einer Er kältung in den Muskeln festgesetzt, wirt zwar gewöhnlich nicht als bedenklich an gesehen; erstreckt sich jedoch die Erkäl» tnng aus die Gelenke und bildet sich ein Gelenkrheumatismus, so ist dies durch aus kein uncrhcblichcs Leiden. Eine Erkältung pflegt nun mit be> sonderen allgemeinen Erscheinungen ein herzugehcn. so namentlich mit Fieber sympioiiicn: wiederholtem Frösteln oder cinmaligem Schütteisrost, Unbe Hagen, eingenommenem Kopf, Unluf! zu körperlicher Arbeit und voriiehmlici zu geistiger Thätigkeit, Appetitlosigkei! u. s. w. Tritt erst Schweißbilduno nach erso!g!er Temperaturerhöhung auf, >o kündigt sich damit auch sehr bald dii Besserung an. Die Behandlung zielt den» auch hauptsächlich darauf hin, den Ausbruch des Schweißes zu begünstigen. Am besten wird deshalb der „Erkältete" zu nächst ins Bett gesteckt. Dann bereitet man ein warmes Bad (29 —31 Grad) bringt den Patienten hinein, läßt ihn t bis 4 Stunde darin, packt ihn sofort in ein mit gleich warmem Wasser ge tränkteS, gut ausgerungenes, mehrere Schichten dickes Leinentuch, welches, ebenso wie ein darübergelegtes Woll tuch, den ganzen Körper dicht umhüllt, und bringt ihn in sein Bett zurück, wo man ihn fest zudeckt. Dann giebt man ihm reichliche Mengen einer warmen Flüssigkeit zu trinken (Flieder-, Kamil len-, Lindenblüthenthee, Limonade u. dgl. in.) Nach einiger Zeit stellt sich starke Schweißabsonderung ein, und nun läßt man den Kranken noch ein bis zwei Stunden in dcr Wickel liegen, reibt ihn tüchtig ab und läßt ihn ins warme Bett zurückkehren. W?s sonst noch für Maßnahmen zu treffen sind, das wird dann in jedem einzelnen Falle dcr Arzt anordnen. So gelingt eS oft, eine frisch ent standene Ertlärung in knrzer Zeit zum Schwinden zu bringen. Nicht selten vermag auch ein russisches oder römi sches isrischeS Bad, also die Anwendung heißer, feuchter resp, trockner Luft im Anfang so rasche Hilfe zu schaffen, daß man wohl von einem Abschneiden der Erkältung zu reden berechtigt ist. Wenn wir nun noch an die Beant wortung dcr Frage herantreten, ob nnd wie ciner Erkältung vorzubeugen ist, sc müsse» wir zunächst feststellen, daß eS zweifellos eine körperliche Anlage gibt, welche die Erkältung begünstigt. Es handelt sich also darum, diese Anlage zu tilgen oder wenigstens abzuschwächen. In dieser Beziehung gibt eS zweierlei Verfahren, das eine, welches durch Fernhalten jeder Schädlichkeit Erkäl tung verhüten will, das andere, welches die Widerstandsfähigkeit des Körpers zu erhöhen strebt. Nun ist es allerdings wnnschenSwerth, daß die leicht von Erkältung Heimge suchten sich dem Einflüsse grober Schad lichkeiten entziehen, daß sie nicht mit erhitzter, schwitzender Hant sich dcm Zugwinde preisgeben oder in der Abend kühle zn lange im Freien sitzen: allein eS ist andererseits auch nicht richtig, daß sie bei jedem Lustzuge im Zimmer blei ben oder nur von oben bis unten ver packt und vermummt wie Nordpolrei scnde in'S Freie gehen. Mit zuneh mendem sich Abschließen gegen die Ein wirkungen dcr Atmosphäre pflegt die Reizbarkeit so entschieden zuzunehmen, daß selbst äußerst geringfügige Veran lassungen Erkältung im Gefolge ha ben. Ob es nun, wie empfohlen wird, an gebracht ist. dcr Wolle, dcm schlechten, langsam Wasser verdunstenden Wärme leiter, oder dcr Seide, beides aus bloßer Haut, den Vorzug zu geben vor dem Leinen, darüber sind die Gelehrten noch nicht einig. Während Professor von Jürgense» in Tübingen u. A. nur die Wolle odcr allenfalls die Seide angc wendct wissen wollen, hat Geheimrath von Pettciikofer in München erklärt. ! daß wir uns in Lcincn ebenso gesund klcidcn und vor Erkältung schützen kön nen. wie in Wolle und Seide, wenn wir nur dafür sorgen, daß die Klei dung, also die Haulbedeckung, immer gehörig lustig bleibt, und dcr Wärme äbsliiß unmittelbar von der Haut nicht ein zu großer wird. Jedenfalls steht fest, daß Wolle und Seide allein auch nicht im Stande sind, die Erkältung gänzlich fernzuhalten. Eine gewisse Abhärtung wird durch die verschiedcuen Anwendungen des kal ten Wassers hcrbeigcsührt. Kalte Wa schungen oder Abreibungen, morgens unmittelbar »ach dem Ausstehen vorge nommen, leisten in dieser Hinsicht vor treffliche Dienste. Man beginnt mit denselben am besten in der wär i meren Jahreszeit, läßt zuerst Wasser von 26Grad R. nehmen und geht da»» > allmählich aus niedrigere Wärmegrade herunter. Auch die Douche kann man '! damit verbinden, indem man die an» > sangs auf 15 Sekunden bemessene Zeit > Derselben bis drei und mehr Minuten > verlängert. Dann folgt sorgfältiges. rasche», stvrkeS Abreiben der Haut mit einem rauhen Lsinentnche oder einem Frottirhandtuche und Bewegung im Freien. So gelingt eS mieftenS. die Neigung zur Erkältung wesentlich zn beschränke» oder sie ganz zu beseitigen. Ter verloren« Trauring. Der verlorene Trauring oder das kluge Schnupperl dürfte wohl dcr zu treffende Titel für ein Vorkommiiiß sein, welches sich kürzlich in P. zugetra gen hat. Ein in P. lebender höherer Staatsbeamter erhielt vor einigen Ta gen, wie alljährlich stets nm diese Zeit, von seinen in Braunschweig lebenden Schwiegereltern eine Sendung jener berühmten Würste, welche man im Volksmunde mit Braunschweiger Leber wurst benamset. Leider wnrde jedoch dem jungen Ehepaare die schmackhafte Kost durch den begleitenden Brief des Vaters der jungen Frau sehr verbittert. Derselbe schreibt, das seine Gattin infolge eines schmerzlichen Verluste« von einem fast an GemüthSkrankheil streifenden Leiden befallen sei. Sie suchte suchte fortwährend, denn fn vermißte feit einigen Wochen ihre» wäh rend eines Vierteljahrhunderts sorgsam bewahrten Trauring, welcher sich bis zur Stunde nicht wiedergefunden habe, trotzdem das ganze Haus umgekrempeli sei. Diese Sehnsucht dcr Unglücklichen.' welche durch den Verlust das Glück ihre. Ehe gefährdet glaube, träte Tag unt Nacht in Erscheinung, wodurch die ge sammteu Hausbewohner keine ruhig. Stunde mehr hätten. Der Hausarzi rathe zu einer schleunigen OrtSverändc rung. Äer Schwiegervater bat nun, fein! Frau dringend zu ersuchen, nach P. zu kommen. Diese Bitte ließe sich dadurck motivire», daß ein bevorstehendes sreu> diges Ereignis; in der Familie des jun gen Paares die Anwesenheit einer zu künftigen Großmutter stets wünschenS> werth erscheinen ließe. Dieser Wunsch des alten Herrn wurde von dcm jungcn Paare um so bereitwilliger erfüllt, als oie ältliche Dame, wie die meisten Schwiegermütter eine der liebens würdigsten ihrer Species ist. Hm, hm. Die Mutterliebe siegte vorläufig über neue Suchsucht, und die trostlose Frau dampfte zu ihren Kindern. Abe> vergebens gaben diese sich die erdenk lichste Mühe, die Sinnesrichtung der Unglücklichen von dem verlorenen Ring« abzulenken. Ebenso wie daheim das eigene Haus, wurde die Wohnung des Schwiegersohnes durchsucht die Ma nie blieb hier wie dort die gleiche. Selbst die Taschen fremder, besuchs weise anwesender Personen blieben nicht verschont und mußten ihr gezeigt wer den. So weit ging's schon. Das ein zige lebende Wesen, dem die suchende Kranke nichts in den Weg legte, war das Schooßhündchen ihrer Tochter: Schnupperl. Schnuppert solgtc der leidenden Dame dafür aus Schritt und Tritt, gleichsam angesteckt von der kränkliche» Manie, der „Suchsucht". Das..such' such' Schnupperl" kannte Jeder im Hause. Aber ciucS TagcS konnte der sonst nach jeder Rich tung wohlerzogene Hund, als er sich mit der Kranken in dcr Speisekammer be fand und dicfe unüberlegter Weife dic Aufforderung an ihn gerichtet hatte, dem thierische» Gelüste nicht widerstehe», :r suchte und fand eine jener delieaten, selbstfabricirten Braunfchweiger Leber würste. Mitte» in seinem Hundediner wurde Schnupperl aber meuchlings vom Hausherrn gestört, welcher die kranke Schwiegerinama abrufen wollte und bei dem Anblick SchnnpperlS Vorhaltungen in Form einer gehörigen Tracht Prü gel machte. „So. Schnupperl. Deine Hiebe hast du weg. aber Dein muß die Wurst schon bleiben.... aber damit Dn Dir den Magen nicht verdirbst, kriegst Du den Rest erst heut Abend,.. Aber, was ist das?" Der Hausherr bückte sich, uin einen neben dein Hünd chen licgcndcn blanken Gegenstand aus »nhcbcu. „DaS ist ja.... Mama,.. ich glaube".... Weiter kam cr nicht. Mit cincin Freudenschrei reißt Mama ihm den Ring aus dcr Hand. „Mein Trauring.... mein Ring. Schnupperl hat ihu entdeckt.... beim Würste stopfen hatte ich ihn verloren.... gelt, Schnnpperl!" Und sie küßte dc» Köter im Uebermaß der Gefühle wiederholt auf die Schnauz. Dann besah sie den Ring näher sie stand sprachlos. Es war gar nicht ihr Ring! Nun ent spann sich eine kleine, envas heftige Scene zwischen den Beiden, aus welcher hervorging, daß der junge Man» ge legentlich eines Besiichs bei scincn El tern einstmals dcm hübschcn „Mädchen sür Alles" beim Wurststopsen zugesehen in harmloser Weise natürlich —; dabei hatte cr seinen Trauring ver loren. Die Mama sand übrigens ihren Ring knrz daraus in einem zu 'ammcngellappten Regenschirm. Man schrcibt so viel vIN» sportsmäßigen Distanzmärschen; seit dem Seuiue scincn bekannten Spazier gang nach Syrakus zurückgelegt »ud beschrieben, glaubt Jeder, de» die Lust anwandelt, bei einer längere» Wande rung die Eisenbahn zu unigehc». dasür dnrch die ganze Welt getragen werden 5» müssen. Ueber die Arbeitsleistung eines Briefträgers gibt nachstehender Bericht aus Elbing einen Maßstab. Der dortige Uhrmacher Z. hatte dem Briefträger eines Reviers dcr inneren Stadt der Wissenschaft wegen einen .Schrittzähler" znr Benutzung gegeben. Mit absoluter Sicherheit marlirt so ein Ding jeden Schritt, welchen sein Trä ger macht. Danach hatte der betres sende Briefträger in feinem Hin und Her in der Zeit vom LI. December früh bis zum 2. Januar. Vormittags 1o Uhr, genau 158,900 Schritte gemacht, das sind in Meilen umgerechnet, dic Meile zu 9500 Schritt, rund 17 Mei len. Tchandpfahl und «nnte in Dela ware . Wunderbar genug ist es, daß im Ge biete der vom Geiste der Menschen freundlichkeit durchwehten Constitution der Ver. Staaten, welche jede mit Fol ter und Grausamkeit verbundene Strafe verbietet (auf Grnnd dieses Pa ragraphen wurde bekanntlich die Ver wendung der Elektricität sür die Hin richtung von Verbrechern im Staate New Hork bis zum OberbundeSgericht angefochten), die noch heute in den Staaten Delaware und Süd-Carolina bestehenden entwürdigenden und jedem menschlichen Gefühl hohnsprechenden Strafen des Prangers »nd der Peitsche als Ueberbleibfel des finsteren Geistes des Mittelalters noch niemals angesoch ten worden sind. Erst kürzlich wurde wieder im Gefängnißhose z» Newcastle, Del., eine solche Execution vom dortigen Sheriff Simmons vollstreckt. Es handelte sich nm mehrere Uebel thäter, die sich gemeiner Verbrechen schuldig gemacht hatten. James Carr und Joseph Townsend hatten gemein schaftlich einen Straßenraub verübt und waren deshalb jeder zn vierzig Peitschenhieben, einer Stunde Pranger stehen und einem Jahre Zuchthaus ver urtheilt worden. Townsend hatte mit seinem Gnadengesnch beim Gouverneur Ersolg. denn die körperliche Züchtigung wiirde ihm erlassen. Es beimndetk also beim Prangerstehen. Ilm Echandpsahl. Der Pranger befindet sich auf ein« Art Schaffott odcr Bühne, wo Hände und Hals des Delinquenten in der oben sichtbaren Weife in dem Block einge schlossen werden, wobei in diesem Falle beide Verbrecher waren kaum von Mittelgröße dieselben gezwungen wurden, auf de» Fußspitze» z» stehen und natürlich die Schmerzen bedeutend durch diese unbequeme Stellung ver mehrt wurden. Früher wäre das na. türlich ein Gandium für die rohe Menge gewesen, dic Delinquenten durch Wersen mit faulen Acpfeln und Eier», ja mit Steiiiwürfen zu mißhandeln. Jetzt tritt der Sheriff derartigen Ausbrüchen der Pöbelrohheit energisch entgegen. Während also TownSend "ntcr dem Gejohle dcr Mcngc nach Ablauf feiner Stunde cilig davonfi rang, wurdc Carr vom Shcriff nunineh. in Empfang ge nommen und zunächst seiner Oberllei» der entledigt. Vierzig Peitschenhieb«! Jetzt beginnt dcr Theil dcr Execntion. bei welchem die Barbare! des Gesetzes sich gar herrlich offenbart. Earr wurde an einem eigens dazu bestimmte» Pfahl mit de» Händc» festgebunden, den ent blößten Rückeu dein whcrisf zugekehrt. Das Gesetz macht diesem z»r Pslicht die Streiche „nachdrücklich und wohlge zielt" zu verabsolgeu. In diesem Falle kam das Opser noch immerhin glimpflich davon, denn das Mitseid des Henkers mochte wohl durch dic Begna digung des gleichfalls schuldigen Spieß gesellen Carrs rege geworden sein. So sanst.n denn dic vierzig Hiebe wohl hageldicht und klatschend hernieder, doch war nach der Beendigung der schreckliche» Execution Carrs Rücken er hatte die Zähne zusammengebissen und keine» Schmerzenslaut von sich gegeben zwar von schrecklichen Strie men feuerroth aufgelaufen—er sah wie roheS Rindfleisch aus —, aber nicht bltttninstig. Oft genug riefelt vom Rücken der Opfer das Blut in Strömen herab. Nach Carr wurden noch drei Männer gepeitscht, erhielten jedoch Jeder nur zehn Hiebe. Ihr Ber gehen war Hühnerdiebstahl. Eigen thümlicher Weise kommen drei Biertel ver verhängten Körperstrafen a>is Hüh nerdiebstahl; die Schuldig?» sind meist Neger. Das begabte Mädchen. Du mein geliebtes Kindchen, Warum zankst Du seit einer stund'? Du hast so ein kleines Mündchen Und so eine» großen Mund! Poesie nndProsa. Was wäre die Welt ohne die alles liebende Freundschaft! siehst du, so wie ich treu und unentwegt dein Freund heißen will, so hoffe ich auch Mensch um ! Gotteswillen, ich habe wirklich keinen ' Heller bei mir, «ine kolu«b«»»»anone» Je näher das ColumbuS-JubilSum heranrückt, desto zahlreicher tauchen die an den große Seefahrer und Ent decker mahnenden Reliquien aus dem Dunkel der Vergessenheit auf. Im Jackson-Park zu Chicago, dein Schau platz der kommenden Weltausstellung, ist eine altcrthüinliche Kaiwne aus San Domingo eingetroffen, die der wackere Feldhauptmann Jörge FrundSperg wohl unter das grobe Geschütz der Feldschlangen rangirt haben würde. V.'ll-r von San Tiego, Nach der Tradition haben sich die aufrührerischen Bewohner von San Do mingo dieser Kanone bedient, um damit das Schloß Diego Colons, Sohnes Christoph Colons und seines Nachfol gers in der Statthalterschaft der Insel, mit Erfolg zu beschießen. Nach jedem Schusse mußte man durch Bespritzen mit Wasser erst das Rohr abkühlen, da es sonst in Folge der Hitze, welche durch das Abbrennen des Zündkrauts nnd Pulvers entstand, zersprungen wäre. Warum cr sie küftte. Wie können Sie eS wa gen, die Einsamkeit dieses Orts zu mißbrauchen und mich zu küssen, Sie Unverschämter? Tanzherr: Verzeihung für meine Un bedachten keit Aber' der Duft der Rose an Ihrer Schulter, mein Fräu lein, wirkte so betäubend, daß ich mich vergaß Balldame: Pshaw! Die Rose ist ja künstlich Zuvorkommend. Dame: Vielleicht, mein Herr, können Sie einen von deu Sitzen entbehren? Herr Mit de>n größ ten Vergnügen, meine Gnädige! «i? ei! Wik reimt sich daö zn sammcn ? : Frau Prediger, sagen Sie doch dem Herrn Prediger, unsere Eltern wollen uns morgen nicht zur Sonntngsschule gehen lassen, weil jetzt die Kinder über all soviel Fieber haben und dann möchten wir Sie recht schön bitten, uns doch zu sagen, in welchem Teich Ihr Sohn gestern den großen Fisch geangelt hat wir möchten es auch gern wissen! Der Unterschied. Erster Schusterjunge: Weißt Du den Unter schied zwischen dem Meister, und der Meisterin? Zweiter Schnsterjunge: Nein. Erster Schusterjunge: Der Meister ist hier maßnehmend, und die Meisterin maßgebend! Da schadet's nichts mehr! Richter: Ihre AlierSangabe »Ursen Sie nicht verweigern, Fräuleinl Alte Juugser: Ich habe aber ein Relübde abgelegt, mein Alter nur vor »em Standesbeamte» anzugeben! DaS Unglück. A.: Warum io mißgestimmt, Herr College? B.: Meine Schwiegermutter kommt zu Be such und dringt noch dazu ihre Schwe ster mit. Ä.: Alte Geschichte, ein Un glück t-nnint selten allein! Man schreibt anS PariS: Herr Deib ler, der Virtuose anf der Guillotine, fühlt das Bedürfniß, sich von der an strengenden „Kopfarbeit", die er all sein Leben lang betrieben, endlich einmal auszuruhen. „Das ist ein Lebensab schnitt". sagte Jemand, als man ihn unter die Maschine des Dr. Guillotin placirte. Herr Deibler sehnt sich nun »ach einem Lebensabschnitt natürlich nur nach einem figürlichen. Nicht als ob das Geschäft schlecht ginge. Im Gegentheil, man kann sich nichts Blü henderes denke». Und da die Menschen bekanntlich immer schlechter werden, so werden die Chancen des Herrn Deibler für die Zukunft immer besser. In die ser Richtung ergibt sich wenigstens ein Nutze» dcr Dceadcnce des Menschenge schlechtes. Und wcnn das Unternehme» des genannten Herrn auf Aktien gegrün det wäre, könnte man diese Papiere als gute Kapitalsanlage wärmstenS emp fehle». Der Grniid dasür, daß Herr Deibler amtSmüdc wird, ist eb.m dcr. daß er seine gute Anzahl Jahre hinter sich hat und daß er schließlich in jenem Alter angelangt ist, in welchem man einen behaglichen Landsitz in Ville dAvray oder Antcuil, mit Kohlpflanzung, Hüh nerzucht nnd Fischfang, selbst einer »och so schön niontirtcn Guillotine vorzieht. Wcnn man erst einmal in die Sechzig kommt, ist es eben kein Vergnügen mehr, seine Mitmenschen zu topfen. An Deiblers Stelle wird sein erster Ge hilse Berger aufrücken, und die Klien ten werden mit demselben hoffentlich ebenso zufrieden fein, wie mit seinem Vorgänger. 218 Personen hat Deibler feine hochgeschätzte Beihilse zum Verlas sen dicseS irdischen Jammerthales ge liehen. Es verlohnt sich vielleicht der Mühe, bei dieser Gelegenheit einige Einzelhei ten über diese» interessanten Mann mitzutheilen. Derselbe hat seine Ob liegenheiten mit kaltem Blut versehen. Nur in der ersten Zeit hat mau manch mal eine gewisse Unsicherheit bemerkt! dcr Grund derselben war aber nicht so sehr eine im Herzen des „piuro» -lo I» butts" erwachende Sentimentalität, als vielmehr die Furcht vor der anwe senden Kritik Pardon! vor den zahlreich. anwesenden Journalisten, welche einen von ihm begangenen Feh ler sösort an die Oeffentlichkeit gebracht haben würde». „Die mit einem ersten Austreten stets verbundene Befangen heit des Debütanten" sagt man im Theaterrcserat. JcdensallS „arbeitet" er sür die Galerie; er hat Eigenliebe und sieht vor Allem daraus, daß man seine gute Haltung anerkenne. Manchmal sindet er auch einen De linquenten, dcr ihm in weltmännischer Weise bci seincm schweren Amt entge genkommt, wie z. B. Jener, der das Gerüst betrat mit den Worten: ~.l» cls junctiv Jmpcrsecti ist für die Fein schmecker). Ii» gewöhnliche» Leben aber ist dcr alte Mann schlichter», wie ein junges Mädchen. Und wenn ein Richter zu ihm spricht, so antwortet er kaum und sucht mühsam seine Worte wie ein Schüler. Deibler bewohnt mit seiner Fran und seinem Sohn, der einer seiner Gehilfen ist, eine bescheidene Wohnung in dcr No. 3Ruc Vic-d A;ir, in der Nähe des Boulevard La Villette, DaS Ameublement ist äußerst einfach. Auf dem Schreibtisch des Hausherrn sind eine Reihe von „Souvenirs" auf gestellt, die von mehreren Hingerichte ten herrühren; ihre Photographien stehe» daneben. Auf dein Kamine unter einer Glas kugel befindet sich eine Miuiatur-Guil loline. An einer Wand hängt eine Violine. Denn Deibler ist ci» vor trefflicher Violinist nnd liebt sein In» stkument mit Leidenschaft. In dk Wohnung wird fast nie ein Fremder eingelassen. Läutet ein ehrgeiziger Re porter an der Thür, so öffnet sich die selbe ein wenig, und über eine starke SicherheitSkette hinweg r»st das Tieiist mädchen hinauS: „Der Herr ist nicht zu Hause." DaS Leben, das Herr D.ibler führt ist geregelt wie ci» Uhrwert. Er steht zeitig auf, bringt den Vormittag mit Violiiispiele» n»d mit Lesen zu, dejeuuirt en k-unillu und begibt sich dann zu Fuß in den Schuppen dcr Rue de la Folie-Regnault, wo die Nichthölzer ausbewahrt werden. Es existiren deren zwei, die große „Loni sette", welche in Paris sunktionirt, und eine kleinere, welche zn den Hinrichtun gen in dcr Provinz mitgenommen wird. Anch hier >»» ß also wieder einmal die Provinz hinter der Hauptstadt zurück stehen. Den ganzen Nachmittag verbringt Herr Deibler bei den beiden Maschinen und pntzt nnd hämmert an ihnen herum. Hier uud dn gibt es auch eine Probe, oder kurz vor einer Hinrichtung eine t'icncralprobe mit den blchilsen zu sammen. Deibler ist, wie erwähnt, verheirathet; seine Frau ist eine gebo tene Mllo. Roseiioeuf, Tochter des Hen kers von Algier (man kann ihm also nicht nachsagen, das; er eine Mesalliance geinacht hat). Aus dieser Ehe cntsprss scn zwci Kinder, der oben genannte '--ohn nnd seine Tochter Clotilde, die eine anmntbige Brünette gcivesen sein soll und iin 'Alter von siebzehn Jahren gestorben ist. Dieser Tod hat den Va ter auss Schmerzlichste betroffen, nnd man nennt ih» als einen der Gründe, weshalb sich dcr „sxsoitsurclvslmutss ouvvrss" mit Rückzugsgcdante» trägt. Vor einigen Jahren passirte ihm das folgende Abenteuer: Er begab sich in eine kleine Provinziakstadt. wo cr am nächstell Morgen einen Verurteilten vom Leben zum Tode bringen sollte. In der Eisenbahn machte er die Be kanntschaft eines Herrn X, eines der hervorragendsten Industriellen der betreffenden Stadt. Es entspann sich zwischen den Beiden eine Eouversation. Dcr Scharkrichter. so wenig ge- schwitzig er von Natur ist. plaudert« trotzdem über das gerichtliche Etraf system mit einer solchen Sachkenntniß, daß sein Gesprächspartner sich einem hohen Funktionär der Gefängnißver waltung gegenüber zu befinden glaubt«. Man langte 'am Ziel der Reise an, und Herr T , hochentzückt von der Con versation des Herrn Deibler, dessen Namen er noch immer nicht kennt, ladet ihn ein, den Abend bei ihm zu verbrin gen. wo cr gerade einige Freunde empfängt. Der Scharfrichter meint, da könne er sich ganz angenehm die Stunden vertreiben, bis es Zeit" wird, an die Aufrichtung der Guillotine zu gehen, und nimmt die Einladung an. Uni neu» Uhr Abends begibt cr sich in vortrefflicher Laune zu seinem Reise gefährten, den Leib in jenen legendären Ichwarzen Rock gezwängt. Man stelle sich die Verblüffung der Eingeladenen vor, als der Diener M. Deibler meldet! Die Anwesenheit des Scharfrichter» erkältete die Stimmung dermaßen, daß alle Anwesenden sich bald zurückzögen. Wahrscheinlich in Folge dieses Aben teuers ist Herr Deibler menschenscheu geworden und flieht die Welt. Bestrafte Neugierde. ' Aus Klosterneuburg berichtet man der Wiener ~N. Fr. Pr." »achsteheiide «Episode: Gelegentlich eines Transports von 37 weiblichen Geisteskranken aus der Wiener in die Klosternenbnrglrrenan stalt ereignete sich folgende Scene: Am Ziele dcr Rcise aiigelangt, führe» die beiden ersten Wagen in den, Hof dcr Anstalt, mährend dcr dritte vor dem Thore hielt. Als die Insasse» des dritten Wagens in den Hos geleitet wurden, blieb eine Frau beim Wagen zurück und forschte.im Innern desselben wie nach etwas Zurückgelassenem, Ein VerwaltungSbeamtcr machte die Wär terinnen aus diese Frau mit den Wor ten aufmerksam: „Da ist Eiue zurück gebliebene". Als die Frau das hörte, wollte sie sich eilenden Schrittes eiitser nen, aber dcr Ruf:,, Da gchtEincfort!" bewirkte, daß rasch zwei handfeste Wär terinnen ihr nacheilten und die Wieder strebende in den Hof dcr Anstalt führte». Die Frau gerieht in große Eneguiig. Unter heftigem Schreien wiederholte sie. sie sei gar nicht geisteskrank und gehöre nicht in die Anstalt. Die an solche Aeußerungen gewöhnten Wärterinnen hielten die Person, welche aus allen Kräften mit ihnen rang, an Händen und Füßen fest. Dem die Aussicht führenden Arzte gegenüber zeigte sich die Frau höchst ungeberdig, so daß der Arzt schon einen Augenblick daran dach te, sie dem Jsolirtrakte sür Tobsüchtige zn überweisen. Bald darauf aber wurden die Patientinnen ordnungsge mäß alle einzeln nach de» Kopszetteln revidirt, und da ergab es sich, daß statt 37 deren 38 angekoinmen waren, wo rauf man rasch auf die Vermuthung kam, daß die Angabe jener Frau, sie gehöre gar nicht zu den Kranken, am Ende doch aus Wahrheit beruhen könne. Sie wurde wieder vorgerufen und es stellte sich heraus, daß sie eine Frau L. aus deni sogenannten Oberörtel sterneuburg war, welche, iiii Begriffe, sür ihren Gatten Essen zn holen, an der Anstalt vorüberkam und, dnrch Neu gierde veranlaßt, sich unter die Patien tinnen mengte und das Innere des Wa gens in Augenschein nahm. Ihre Neu gierdc wurde freilich mehr befriedigt, als ihr lieb war. denn sie mußte unfreiwil lig anch das Innere der Anstalt und die Prozeduren bei Aufnahme neuer Patienten mitmachen. t»ine gelieimnißvolle Kunst. Der ausgezeichnete Anatom Professor Buxthoru in Cambridge sa erzählt die „Köln. VolkSztg." in einer Abhand lung über „eine geheimnißvolle Kunst" saß ini Jahre 1862 eines Abend? noch spät ganz allein in seiner Woh nung am Schreibtische, als plötzlich ein fremder, verkommen aussehender z'icnsch in das Studirzimmer trat und M dcm Gelehrten sagte: „Wir sind allein. Machen Sie keine Umstände. Geben Sie mir das Geld, welches Sie in jener Schublade haben, oder " Dabei machte dcr Eindringling eine sprechende Geberde mit der Rechte», die gleichzeitig ein Messer aus dcr Brust taschc dc« Rockes zog. Der in dieser Weise Überfallene Professor sah stumm den Fremden und die Klinge an; daraus beugte cr sich übcr den Schreibtisch, als wolle cr das Geld aus der Schublade nehmen, wo es sich in der That befand, Spitzbube trat dicht an ihn heran und zückte feine Waffe, um dcm Gelehr ten znvorzulommcn, falls dieser etwa eine Masse statt des Mammons hervor - langen sollte. Plötzlich sährt der Eindringling zu sammcn. Aus dem Nebenzimmer, des sen Thüre halb offen steht, härter eine Znmpse Stimme: „Fürchte nichts, ich komme Dir zu Hilst!" Dies vernehmen und sich schleunigst aus dem Stande machen, war für den Liebenswürdige» rins. B irthorn versuchte zwar, seine Flucht zu hindern, doch gelang ihm das tiicht. Nachdem er dann die Thüre sorgfältig abgeschlossen hatte, um nicht ktwa noch mehr ungebetene Gäste zu ünpsange», setzte er sich ganz kallblütig wieder an seinen Schreibtisch. Als dcr Professor am nächsten Tage Ziescn Vorfall einem Freunde berichtete, war natürlich dessen erste Frage, »ver Senn nun sein Retter im Nebenzimmer zcwesen sei. „Mein verstorbener Va ter", gab Burthorn mit trockenem Lä cheln zur Antwort. „Wie, Ihr ver storbener Bater?" „Nun ja, denn cr hat mir immer gesagt: „Junge, lerne jede Fertigkeit, die Du Dir nur aneig nen kannst, denn Dn weißt nicht, wann and wo sie Dir von N»tzen sein kann, und wäre es selbst das Bauchreden." Und so habe ich denn wirklich in meiner ' Zugend das Bauchreden gekernt, das mir diese Nacht einen so großen Dienst > Nwieieii bat!"