Teutsche i!»««r»achrtchtt». Provinz Brandenburg. Berlin: 112 Der Chef der Geschützab theilung im Waffen-Departement des KriegSm,nisteriums, Oberst Weizel. s Frau Hedwig v. Olsers. die Wittwe des früheren Generaldirectors der Mu seen, der Generalmajor z. D- von Schaetzell. wclcher sich hervorragend« um die Entwickelung des HandseuerwassenwesenS in der preußi sche» Aru'.ee erworben hat; der Wirkl. Geh. Ober RegierungSrath a. D. Wilh. Wohlers, Mitglied deS BundeSratheS für das Heimalhwesen; der Geh. Thea ter - Jmendanturrath der königlichen Schauspiele, Dr. Titu» Ullrich; der Generaldirector der directen Steuern, Wirkt. Gehetturath Burghart; der Pro fessor der Mathematik Dr. Kronecker; der Professor Dr. I. Maeriel; der Stadtrath a. D. Stadtälteste Eduard Friedberg; der Geh. Sanitätsrath und KrriSphysikuS a. D. Dr. Gustav Leusch »er; der Astronom im königl. Geodäti schen Institut Heinrich Richter; der Nestor der deutschen Stenographie Karl Kreßler; der Musikdirektor Wilh. Spie gel, welcher während er «ine Gesangs stunde de» Ostpreußischen Männerge sangvereins leitete, vom Schlage ge troffen todt zu Boden sank; der Scmi «ardirektor a. D. Stadtschulinspektor Herm. Reinecke. Mit dem Abbruch des alten Domes soll, wie verlautet, be stimmt im Frühling 1893 begonnen werden. Schloß Monbijou wird gegenwärtig i« ,'««««. älteren, im Park gelegenen Theil, welcher da« Hohen zollern-Mnfeum enthält, einem Umbau unterzogen, ohne daß jedoch die Samm lungsränme irgendwie in Muleiden schast gezogen oder geschlossen wären. Jener vorsvringende Ostflügel de» Ge bäudes, in welchem sich bisher die Bureaus Des Museums besanden, wird zu einem Haupteinganze sür die Be sucher der-Sammlungen umgewandelt, so daß der jetzt im Mtttelflügel gelegene Eingang fortfallen kann; eS wird ferner «in neuer Raum für die Aufnahme der noch zahlreich vorhandenen Andenken «n Kaiser Friedrich geschaffen. Bis zun, Frühjahre fvll der Umbau vollendet sein. Kommerzienrath LouiS Simon Hat der jüdischen Gemeinde in Berlin 100,000 M. überwiesen. Provinz Ostpreußen. Der früher in Heiligenbeil ansässige Rechtsanwalt Waiden wurde wegen Betrug und Untreue zu 1 Jahr Ge fängniß und 2 Jahren Ehrverlust ver urtheilt. s In Jnsterburg Oberbür germeister Korn. Ebenda der Rechts anwalt Justizrath Stöckel. Ueber das Vermögen des Kaufmann» und Bankier» Reich in Jnsterburg ist der Concurs verhängt worden. Weiter werden als fallirt gemeldet: Firma S. Schwarz und Kaufmann August Städ ler. Lehrer Merten» in dem Dorfe Pagelienen erschoß seine junge Gattin und dann sich selbst. Ueber das Ver mögen de» Kaufmanns Georg Roibat in Memel wurde das gerichtliche Con cursverfahren eröffnet. 112 In Memel Pfarrer Wandle. Provinz Westpreußen. Vom Schwurgericht zu Danzig wurde der penfionirte Förster Friedrich Zeiß aus Rheda wegen fahrlässigen Meineids zu 1 Jahr Gesängniß verurtheilt. Wegen Ausbruchs der Jnfluenzaepide mie mußten in Preuß.-Friedland das Lehrersein,nar und die Präparanden anstalt geschlossen werden. 90 Zöz inge und der Director sind erkrankt.— 112 In Riesenburg KreiSschul-Jnspector Steuer. Der Stadtälteste Rentier Riebschläger und seine Gattin in Ro senberg feierten ihre goldene Hochzeit. Der Rittergutsbesitzer von Wilke aus Adl, Krumpohl, ist unter dem Ver dacht des Meineids verhaltet worden, 112 Pfarrer Reimann in Lilbiewo. Provimz Pommern. 112 In Naugard Superintendent a. D. Klopsch. Dr. Deetz und Frau in Poljin feierten ihre goldene Hochzeit. Am Vorabend brachten sämmtliche Vereine dem Jubelpaar einen Fackel zug. an dem sich auch die städtischen Be hörden beteiligten. Später fand im Radel'scheu Saale ein zahlreich besuchter Commers statt. Das große Hotel aus Stubenkammer ist total niederge brannt. Der Lehrer Radtke aus Mesow wurde von der Straskammer in Stargard wegen unzüchtiger Handlun gen mit Schulkindern in 54 Fällen zu H Jahren Zuchthaus verurtheilt. Ein größeres Schadenseuer hat in der Wlpperthor-Borstadt die nach der Bahn Hofseite zu stehenden Hintergebäude der Ackerbürger Bockert, August Harnisch. Wilhelm Harnisch, Fritz Harnisch, G. Bouneß, Otto Billmow und Utech, sowie die Scheune des Brauereibesitzers Zielte qänzlich eingeäschert. Provinz Schlesien. Die Gleiwiyer Garnison soll erheb lich verstärtt werden. Außer dem gan zen Ulanenregiment schleichen) v. Kaßler, No. 2, daß jetzt in Ratibor, Pleß, Sohrau und Gleiwitz steht, sollen zwei Brigadestäbe und Artillerie nach Gleiwitz, und das thüringische Husaren regiment No. 12 von Merseburg »ad Weißeusel» nach Sohrau und Pleß ver legt werden. Hütten-Maurermeister Schilling in Gleiwitz feierte mit seiner Gattin die silberne Hochzeit. An dem selben Tage feierte feine Tochter die grüne, und seine Schwiegereltern die goldene Hochzeit. —Der im Tbeodor Röder'schen Geschäft in Görlitz, wo sich eine Einnahmestelle der Oberlausitzer Sparkasse befindet, angestellte Proku rist Oswald Schulz ist flüchtig gewor den. Aus der von ihm verwalteten Kasse ehlen 44.000 Mk., vußerden« lie gen noch zahlreiche andere Unterichla gungen und Fälschungen von Geschäfts büchern vor. Er gelangte aus seiner Flucht bis nach Wie». Aus dem dorti gen Nordwestbahnhose aber hat er sich ,n dem Augenblick, wo er verhastet wer den sollte, erschossen. —Wegen Beleidi gung und Nöthigung durch anonym« Briefe hatte sich die Gattin de» Amt»- gerichtsraths Korschewitz in Görlitz vor der Strafkammer zu verantworten. Die Angeklagte wurde freigesprochen. Die Staatsanwaltschaft bat jedoch sofort Revision eingelegt.—Der Rentier Hip pel von Halbau wurde auf dem Bahn hofe in Sagan von einem Güterzuge überfahren und auf der Stelle getödtel. Provinz Schleswig . Hol stein. Der frühere Kassirer des Vorschuß- und Sparvereins in Ratzeburg, Stapel feldt, wurde wegen Unterschlagung und Beseitigung von Urkunden zu einer Gesängnißstrase von 3 Jahren 7 Mo> naten verurthnlt. — -f- Blumenthal, Dr. Johannes Hartz; Buntendorf, Hofbe sitzer Ferd. Brütt; Flensburg, Kreis gerichtSdirector a. D. Geh. Justizrath Bong - Schmidt; Glückstadt, Rechtsan walt Leyse»; Hadersleben, Kaufmann Josua Petersen; Heide. Justizrath Elaussen; Hohenaspe, Pastor Andreas Hamann. Kiel. Arzt Dr. G. Weber, Musikdirektor Stechert. Neumünster, Rentier, früher Apotheker Ed. Jahn, Plön, Geh. Justizrath Karl Fischer. Rendsburg. Modelleur HelmS. Schles wig. Lehrer und Organist Petersen, früher in Nordersahrenstedt. Schülp, früherer Schullehrer Schott. Segeberg, Landrath, Geh. Regierungsrath v. WillemoeS-Suhm. Tondern, Stadtrath Lorenz Krag. Uldernpfeld, Wittwe Rehhoff. Wyck a. F.. Mittwe Apollma Jessen. Provinz Sachsen. Das OberlandeSgericht in Naumburg hat in der Revision«,»stanz festgestellt, daß Tanzmusiken und Belustigungen, die von geschlossenen Gesellschaften an Sonnabend Abenden in Gastwirtschaf ten abgehalten werden, nicht um Milter nacht geschlossen zu werden brauchen. An Stelle des Herrn Höltz wurde Justiz rath Wild« aus vier Jahre zum Stadt verordneten gewählt. In Neinstedt a. H. ist nach kurzem aber schwerem Leiden der kaiserliche Relchseisenbahn amtspräsident a. D. v. Scheele im Alter von fast 78 Jahren verstorben. —Neu- haldensleben. In der Nähe der sogen. Mooshülte im Oberholze wurde in einer Grube eine Frauenleiche gefunden, der Kopf und die Füße fehlten. Durch die Untersuchung wurde festgestellt, daß es die Leiche einer unverehelichten K. aus Magdeburg ist, welche sich im Mai d. I. auf eine Anzeige im dortigen Ge neral-Anzeiger bei einer Johanna Krü ger als Reisebegleilerin meldete und bann von dieser und einem bisher noch unbekannten Manne ermordet und aus geraubt wurde. Provinz Hannover. Der steckbrieflich verfolgte Bankier Knüppel aus Osten hat sich jetzt seiner Heimathsbehörde gestellt. Er hatte sich bislang in Kopenhagen ausgehalten. DaS seltene Fest der diamantenen Hoch, zeit beging in Sülzhain das Wilhelm Ziegenbein'sche Ehepaar. Wegen Todtschlags ist vom Schwurgericht Ber ken der Anbauer Radermann aus Nord wohlde zu sieben Jahren Zuchthaus verurtheilt worden. Der entmenschte Trunkenbold hat seine Zuhälterin, mit welcher er in wilder Ehe lebte, im wah ren Sinne des Wortes todtgeprügelt.— Die Influenza fordert Tag für Tag ihre Opfer m Verden. In den letzten Tagen ist auch der frühere lanzjährige Seelsorger der Johannisgemeinde, Pastor einer. Karl Meyer, der Influenza erlegen. Provinz Westfalen. Bäckermeister Timenfeld in Bocholt hat seine Frau erschossen. Aus der Zeche „General Blumenthal" wurden drei Bergleute durch Explosion schlagen der Wetter getödtet, —f In Dortmund dar kgl. Oberbergrath Wilh. Jung, Major der Landwehr. Für den aus freiwilligen Beiträgen errichteten Kai ser Wilhelm-Hain in Dortmund, der 12 bis 13 Hektar groß ist, sind bereits 178,892 Mark ausgegeben worden. Der Hain enthält schon Denkmäler von Bismarck und Moltke, eS wird nun auch noch aus Panzerplatten, Granaten «. s. w. ein Denkmal für Roon errichtet. Die für das Kaiserstandbild erfordere lichen 60,000 Mark haben sich nicht ausbringen lasten, weshalb man sich mit einem billigeren Denkmal be gnügen wird. Professor Schilling in Dresden, der Schöpser des Niederwald denkmals, hat einen neuen Entwurf an gefertigt, dessen Ausführung 20,000 Mk. kosten wird. Die Ausführung ist beschloss«« worden. Der Kaiser ist sitzend im Civilanzuge und unbedeckte» Hauptes dargestellt. Die Fabrik sür Eisencoustruclionen und Maschiuen werkstätte des Ingenieurs Joseph Both in Dortmund ist durch eine 'Feuers brunst zum großen Theil« zerstört wor den. Das hochbetagte D. Pletten berg'sche Ehepaar in der Sündenfeld. mark ist innerhalb 24 Stunden an de, Influenza gestorben. Rheinpro vi uz. Eine Liebestragödie hat sich im Ho tel Antonetty in Köln abgespielt: Es erschoß sich daselbst der 16jährige Sohn des Fabrikanten Becher in Barmen, nachdem er zuvor versucht hatie, seine Geliebte, ein bei seinen Ellern in Dienst gestandenes 24jähriges Dienstmädchen, das »och obendrein mit einem Wittwer verlobt war, aus gleiche Weise zu lös ten. Das aus Barmen entwichene Pärchen galt im Hotel als Bruder und Schwester. Die Katastrophe erfolgte, als der Vater des jungen Mannes, der den Verbleib der Flüchtigen ermittelt hatte, das Zimmer betrat. In Aachen hatten die Lammet- und Nadelsabrilan ten eine gemeinsame Beschickung der Chicagoer Weltausstellung ins Auge ge iaßt. Als ihnen aber von ihren Ver tretern in Amerika der Bescheid wurde, „daß ihnen dieses doch nichts nützen würde," entschlossen sie sich, von einer Ausstellung abzusehen, und die Han delskammer von Aachen telegraphirte dem Reichscommissär ab. Auf der osficiellen Säuferliste stehen zur Zeit in Kreuznach 9ö Männer und 2 Frauen. Diese wollen nun nächsten« auf der Grenze im Hessischen, eine Biertelstunde von Kreuznach, einen Trunkenboldver ein gründen. Die diamantene Hoch zeit feierten in Ramersdorf die Ehe leute Tbeodor Busch und Katharina, geb. Koch. Der Führer der Social demokralen Carl Neumann in Rheydt hat nach Herübung mehrfacher Verun treuungen das Weite gesucht. In dem ConcurSversahren über das Ver mögen des durchgebrannten Notar« Sondag in Elberseld betragen die nun mehr zur Vertheilung kommenden Acti ven 7270 Mark, die Passiven 604.724 Nark. In Essen hat sich der Bade meister und Verwilrer der städtische» Badeanstalt, Wöhlbier, erschossen. Provinz Hessen-Nassau. Tischler Härtung au« Hertigshausen wurde vom Schwurgericht wegen Tvdt ichlagS, begangen an seiner 19jährigen Braut, zu einer Zuchthausstrafe von 12 Jahren verurtheilt. Bischos Klein in Limburg feierte sein 50jährige» Prie sterjubiläum. Der Stationsbeamte Zchlissula in Limburg, welcher den Zu sammenstoß eines Schnellzuges mit ei ne»! Pilgerzuge bei Balduinstein ver schuldete, wur'de zu einjähriger Gesäng nißstrase verurtheilt. der Zugsührer Hollmann wurde freigesprochen. Unter dem Verdacht, feine seit Jahren dem Trunk stark ergebene Frau gewalt sam getödtet zu haben, ist in Melsungen der Schremer Samuel Köhler in Haft genommen worden. Um den Schein eines Selbstmordes zu erwecken, hatte der Mann seiner todten Frau einen strick um den Hals gezogen. Wäh rend ihre Kinder in der Schule waren, haben die Schneider Aug. Grauff'fchei» Eheleute in Weilburz sich auf ihrem Speicher erhängt. Eine Schuld von 30.) Mark soll so niederdrückend auf die Gemüther des unglücklichen Ehepaares eingewirkt haben, daß sie sich zu dieser entietzlichen That entschlossen. 112 In Wiesbaden der Generallieutenant z. D. Albert von Ziegler, ein Bruder des sraheren Geueral-QuartiermeisterS und Commandeurs der 31. Division. Ferner der TekanatSverwalter und Hsarrer a. D. Heinrich Köhler, der Renincr Wilhelm Götting. In dem Dorf Nothfelden find II Wohnhäuser mit sämmtlichen Nebengebäuden abge brannt. Sechzehn Familien wurden obdachlos. Thüringische Staaten. Bei einem in Azmannsdorf ausge brochenen Schadenfeuer war der Ge meindebulle losgekommen. Das vom Aeuer aufgeregte und wüthende Thier gerieth aus den Bahndamm und lies direkt dem ihm entgegenkommenden Schnellzug zu. Die Maschine erfaßte das riesige, wohl an 30 Centner wie gende Thier von der Seite und schleifte es sast einen halben Kilometer lang »eben sich her, bis es todt liegen blieb. An der Forstschule in Eisenach sind die BestimmungSmeusuren abgeschafft. Der neue Leiter der Anstalt, Odersorst rath Stötzer, hat die Umwandlung der Verbindungen „Hubertia" und „Tanne" in Bereine mit gleichen Namen ange ordnet, womit die erwähnte Neuerung verknüpft ist. — Der Stadlrath in Gera hat seinerzeit der Handels- und Kredit bank >.'00,0»0 Mark übergeben und hat aus der Konkursmasse bis jetzt nur 40,000 zurückerhalten. Der Bezirks- Brandmeister Lange aus HerbSleben wurde aus der Unstrut als Leiche gezo gen. Königreich Bayern s- In Krouach der Bezirkzarzt Dr. Bogel. 112 In Krumbach zwei Schwe stern, die Glasersgaltin Sixt und die Aoldarbeiterswittwe Miller an einem Tage. Durchgebrannt ist der ledige Oekonomiepächter Fäßler aus Mothen unter Mitnahme von unterschlagenen Geldern im Betrage von 15,000 Mark. Cr hatte TagS vorher seinen ganzen Biehstand auf den Sonthofener Markt zum Verkaufe geführt. Dort „kaufte" »r auf Kredit wieder Vieh ein, um eS sofort wieder gegen Baarzahlung zu verkaufen. Am andern Tag« war er ansichtbar geworden. 112 In Mal. lerSdors an ihrem 101. Geburtstage die Gemeidedienerswittwe Elisabeth Ne l maier. Die Würzburger Strafkam mer verurtheilte den Postexveditor Metzger von Marktbrcit wegen Dieb stahls und Amtsuntreue zu einem Jahr sechs Monaten Gesängniß. In Slmendingei» wurde der Wirthssohn Demmler von seinem Stiesvater im Streit erstochen. Der Bauer Hieber in Steinheim zündete sein Anwesen an und erhängte sich dann; man vermuthet NeisteSstörung bei dem Brandstifter. Der Premierlieutenant a, D. August Nemmlng in Neuburg a. D. wurde wegen Beleidigung des Kommandeurs deS 11. Ins. Reg. Oberst Arneth in Negensdurg zu 150 Mark Geldstras« verurtheilt. In dem Dorse Kauben heim zündete der Blitz in dem Anwesen des Oekonomen Schmidt. Bei dem ra sendem Orkan breitete sich baS Feuer mit kaum bezähmbarer Wuth aus und es wurden im Ganzen 16 Firste, datun ter ein Wohnhaus und sechs Scheunen, kiiigeäschert. 112 Dr. Zahn, früher Leiler der weitbekannten orthopädischen Anstalt in Nürnberg, in Ingolstadt. 112 In Nürnberg der Buchhändler Chri tia» Adols Braun, Besitzer der dereils ml Jahre 1766 gegründeten Johann Philipp Raw'schen Buchhandlung,welche -r vor zwei Jahren an seinen Sohn übergab. Königreich Württemberg. 112 In Stuttgart: Staatsrath Dr. ,»n Gärtner. Oberstlieutenant a. D. zon Dorn. Ebenda der Oberstudien ! ?ath a. D. Dr. Heinrich Kraz und der Sergratysdirektor a. D, Fr. v. Xeller. Großes Aufsehen erregt in Stuttgart , >er Selbstmord deS Majors a. D. ' Lietzsch. Mit einem Pistolenschuß hat ' sich Dietzsch den Tod gegeben. Große Verluste in Folge unglücklicher Specu- Nationen solle» ihn zu der That veran laßt haben. Auch in Stuttgart fäng» ?S im GcschäftSleben an, fehrunge l uüthlich zu werden. So brachten die letzten drei Tage »»cht weniger al» drei größere Fallissement«: von Hopsenhänd ler S. M Wormser, welcher mit Hin terlassung von 300,000 Mark Wechsel schulden flüchtig geworden ist; der Actienziegelei Stuttgart -Gablenberg, deren Gründer Bankier Wilhelm Fraaz in München schon vor einigen Monaten sein« Zahlungen einstellen mußte; der alten Südfrüchtehandlung L D. Val zachi Nachf. Der zehnjährige Sohn des BaronS von Enzberg in Mühlheim ist beim Schlittschuhlaufen ertrunken.— Wegen Beleidigung des Kaisers wurde der ledige Kaufmann Duckeck in Ulm zu zwei Monaten Gefängniß verurtheilt. 112 In Vaihingen a, E. Oberlehrer a. D. Johanne» Murthum. Großherzogthum Baden. 112 In Karlsruhe: Der langjährig» Hof-Kapellmeister Ruczeck. Er war als Komponist von Männerchören in weiteren Kreisen bekannt. Ferner der Pens. Prof. Dr. Gust Fecht, der sich durch seine Arbeiten aus dem Gebiete der badischen Chronik viel Verdienst er worben hat. —Die einst blühende Stadt, Altbreisach, „des heiligen römischen Reiches Ruhekissen", wird infolge der bevorstehenden Entfestigung von Ra statt wieder Festung werden, und zwar nahezn zn ähnlicher Weise wie zur Zeit des dreißigjährigen Krieges mit Fort» am Kaiserstuhl und am Tnniberg. Die Fortführung der geplanten Kaiserstuhl bahn bi» nach Breisach scheint damit zusammenzuhängen. Der frühere Kassier des Borschußverein» von Gel fingen, Otto Hermann, wurde wegen Untreue und Unterschlagung zu 3 lah ren Ges. verurtheilt. Seine Unter schlagungen, die Folge flotten Leben» und gewagter Spekulationen, gingen bis auf dasJalrlBB2 zurück,dieHöhe des Defizits, 160,000 Mark, läßt sich nur dadurch erklären, daß die meisten Mit glieder des Vorstandes und AuSficht«- ratheS, die vollständig inkompetet wa ren und der Kasse Geld schuldeten. Landwirth I. Ernst Uehlin von Schlechtbach, Gen. Raitbach, ist wegen Mündelgelderveruntreuung und Ur kundensälschuug verhaftet worden. Von der Straikammer in Konstanz wurde der' Weinhändler Karl Otto von Villingen wegen NahrungSmittelver fälschung zu 12 Wochen Gefängniß und 4SO Mark Geldstrafe verurtheilt. Otto befaß ein schwungvolles Geschäft und betrieb die „Weiuverbesserung" in groß artigem Maßstabe. In den letzten drei Jahren brauchte er die Kleinigkeit von 33,960 Kilogr. Fruchtzucker.—Dil Unterbilanz der verkrachten Gewerbc bank in Waldkirch beläuft sich aus 530,- 000 M. Die Bücher zeigen sich als ge fälscht, der Buchhalter Dammer hat sich aus dem Staube gemacht und wird steck brieflich verfolgt. Aus der Rheinpsalz. Der in Landau ansässige Major a. D. Wilhelm von Horn, welcher erst vor einigen Tagen einen Selbstmordversuch machte, indem er sich eine Schnittwunde am Halse beibrachte, die jedoch unge sährlich war, ist jetzt im Alter von 75 Jahren gestorben. In den Anlagen des Forts Landau hat sich der Ge schästsazcnt I. B. Benedum erschossen. Er hatte sich geschäftliche Unregelmäßig keiten zu Schulden kommen lassen, die er aus eigenen Mitteln nicht regeln konnte. —Die Vereinigung Fries.'nheim'S mit LudwigShase» wurde durch das Mi nisterium genehmigt.—Der Buchhalter Hildenbrand der Filiale von Baum Fischer in Mannheim, welcher wegen Unterschlagung flüchtig ist, versuchte sich in Großkarlvach zu erschießen. Di« Verwundung ist lebensgefährlich. Der Lo.omorivheizer Konr. Schorr in Ludwigshafen hat sich auf dem Fried hos aus dem Grabe seiner verstorbenen ersten Frau erschossen. —Die Genehmi gung der Regierung zur Vereinigung der Gemeinden Neustadt und Winzin gen ist jetzt eingetroffen.—ln Neustadt wurde ein Kolonialve'.ein gegründet, dem schon 50 Mitglieder angehören. Als erster Vorstand wurde gewählt Major Blum, als zweiter Borstand Kommerzienrath Knöchel, al» Schrift führer Noll.—Wegen eine» SittlichkeitS verbrechens wurde der in Neustadt 75- jährige Kaufmann Abraham Marr zu 2 Monaten Gesängniß verurtheilt. Elsaß-Lothringen. Der kürzlich von Thann flüchtig g«. wordene Maler L. Gsänger, welcher sich eines groben SittlichkeitSoerbrechens schuldig gemacht hatte, hat sich jetzt der Behörde gestellt.— DaS Comite für die Errichtung eines Kaiser Friedrich- Denkmals bei Wörth hat zur Erlan gung von Entwürsen ein Preisaus schreiben erlassen. Als Platz für da» Denkmal ist ein Punkt aus der Hügel kette östlich von Wörth bestimmt, wel cher einen umsassenden Ueberblick übe» das gesammte Schlachtfeld gestattet und in der Nähe der Stelle liegt, von wo aus der Kronprinz die Schlacht leitete, DaS Denkmal M den Kronprinzen zu Pferde in der Uniform, welche er am Schlachttage trug, darstellen. Auhalt. Braunschweig, Lipp, und Waldeck. Der Redakteur Peu» des „Volk» blatt für Anhalt" in Dessau ist ,n Ber lin, woselbst er in der freireligiösen Gemeinde einen Vortrag halten wollte, aus Antrag des Staatsanwalts in Mag deburg verhaftet worden. Aus seiner Besitzung Dobritz verschied der Ram merherr v. Kalitsch, Mitglied des Land tags und Präses des Anhaltischen und Sächsischen landwirthschastliche» Cen traloereinS. Im Kreise Bernburg existiren z. Zt. 39 Schulsparkassen, de ren Einlagen am Schlüsse des Jahres 1890 106,460,94 Mark be rügen, das sind 16,190,22 Mark mehr als im Vor jahre. Die Zahl der sparenden Schü ler belief sich auf 4644. Bei nächtli cher Heimkehr wurde in Harzgerode der Schlosser Herm. ElSner in der Haus thür von zwei Burschen überfallen und tödtlich mißhandelt. Einer der Thäter, der Zimmermann C. Rennecke, ist in Hast. Der New Uorker Pianofabri- Kant William Steiuwaq, ein Sohn und Ehrenbürger der Stadt Seesen, hat de»i Magistrat und den Stadtverordne ten je 1000 Mk. überwiesen, um damit Bedürftige zu unterstützen. In der Nähe von Walbeck hat man ein so mäch tiges Kal-luger entdeckt, daß man be schloss» hat, zur Ausbeutung desselben ichreiten. Mecklenburg. Der Influenza erlag in Güstrow der Großh. Musikdirektor Havcinann. DaS Posthaus in Penzlin, welches in anmittelbarer Nähe des Bahnhose» er richtet ist, wurde letzter Tage feierlich dem Betrieb übergeben. Anläßlich der Feier seines 50jährigen Bürger- Jubiläums ist der Töpfer Wasmuth sen. in Ribnitz zum Hostöpfer ernannt worden. Die Back „Adele Lübker" in Rostock, auf der Fahrt von der West küste Mexikos nach England begriffen, mußte in den Hafen von St. Michaels (Azoren) einlausen, weil die ganze Mannschaft am Skorbut erkrankt ist. Die Bewilligung der LandeZhilse zum Hafenbau in Wismar hat allgemein er freut. Von den bewilligten 400,000 kamen aber nur 200,000 Mark der Stadt zu gut, denn 200,000 Mark wer den mit zum Nutzen der Eisenbahn ver. wandt. Alpenprovinzen. In Graz wurde die 80jährige Stif tungsfeier des Joaneum festlich began gen. Die Wiener Polizei hat kürzlich den Gesellschafter der Firma Feuer löscher ta!o zi ein Legat von 5000 Fr. erhalten. Dübendors darf sich rühmen, den größten Polizeisoldaten des Kantons zu haben. Der stattliche Vertreter der h. Helmandad hat die seltene Größe von 195 Centimeter. Herr Major Meili in Hedingen wurde vom BundeSrctb zum Oberstlieutenant besörder'. In Dübendors brannte das stattliche Bauernhaus der Weber schen Erben daselbst gänzlich nieder. Die Fahndung auf die durchgebrann ten Direktoren der allgemeinen Kredit dank in Basel. Wüest und Kling, ist iml eidgenössischen Polizeianzeiger er schienen. Wüest und Kling werden wegen betrügerischen Bankerottes und Betruges m hohem Betrag (derselbe ist nicht näher beziffert) verfolgt. In Lattrigen am Bielerfee verbrannte das Wohnhaus eines Alfred Hofmann, sammt den» größten Theil deS nicht versicherten Mobiliars. Die ehe malige Controlgesellschast Madretsch hat der Gemeinde Madretsch eine Schen kung von ca. 3000 Fr. gemacht, deren Zinsen bestimmt sind, bedürftigen Jüng lingen von Madretsch den Besuch des Technikums zu ermöglichen. In Le» >BoiS, Bezirk Freibergen, sind mehrere Schulkinder an den Blattern erkrankt und eS hat die Schulcommission die Schule bis auf weitere» geschlossen. AuS London wird ge schrieben : „Die große Pfeife der Köni gin" ist außer Dienst gesetzt. „Die Königin hat das Rauchen aufgegeben." konnte man jüngst in einem dekannten englischen Blatte lesen, und der dieser Redeweise Unkundige konnte sich kaum eines Staunens erwehren, vollends wenn er weiter las: „und die Hunderte von Centnern Tabaks aller Sorten, die alljährlich in dieser Pfeife vergeudet wurden, sollen von nun ab verkauft werden." Wie wenig auch die Königin von England thatsächlich in der Ver waltung der Laiidesgeschäfte mitzureden hat. so geschieht doch alles in ihrem Namen und dieser wird in England vielfach gebraucht, wo wir einfach „der Staat" sagen würden. So heißt eS, wenn von Staalswegen gegen Jemand ein Proceß angestrengt wird, die Köni gin thut eS. und wenn Einer bei der Grenzüberschreitung etwaigen Schmug glergelüsten freien Lauf läßt, so heißt es: „Er betrügt die Königin." Das geschieht nun in England, wo fast Alles zollfrei eingeführt werden kann, außer Tabak, Cigarren, Spirituosen und dergleichen zum Lebensunterhalt nicht unbedingt nothwendigen Dingen, auf die dann ein um so höherer Zoll gefetzt ist, mit die sen Gegenständen auch in um so höhe rem Grade. Zumal an Tabak und Ci garren sollen Denen, die „die Königin zu betrugen" versuchen, alljährlich viele Centner abgenommen werden, die bis lang von Seiten der Zollbehörden aus gebrannt worden sind, aber nicht etwa in ihren Pfeifen wenigstens hat das Publikum davon nichts erfahren noch auch in irgend Jcmands Pfeife, sondern „auf dem Altar des Vaterlan des", in diesem Falle auf einer Art Küchenherd, oder wie der Ausdruck da für längst gang und gebe war: >» rl,o Huven'» xips. Bon nun ab soll aber solcher Verschwendung Einhalt gelha» und die beschlagnahmten Tabaksmassen sollen zum Besten einer mildthätigen Anstalt verkauft werden, so daß also die „Pfeife der Königin" allerdings außer Dienst geletzt worden ist. «olun»dn«' »«tzt« «nh«ft»tt»» Nachdem der große Seefahrer, der eine neue Welt entdeckt und nur Undank und Verfolgungen dafür zum Lohn er halten hatte, zu Balladolid in Spanien seinen letzten Seufzer ausgehaucht, wurde seine entseelte Hülle in der G»uft des dortigen FranciSkanerklosters be stattet. Doch die Ruhelosigkeit, welche Christoph ColumbuS zu seinen Lebzeiten über die Meer« de» Erdballs getrieben hatte, sollte noch ihren Fluch über das Grab hinaus bewähren. Seine Gebeine wurden nach wenigen Jahren nach dem Karthäuseriloster La« Cuevas geschafft und von Neuem feierlich beigesetzt. Jetzt schien e«, als ob der große Genueser endlich Rube im Grab finden sollte, Dem war nicht so. Man glaubte seinem wirklichen oder angeblichen Wunsche, daß er nach seinem Tode in ESpannola ruhen wolle, willfahren zu müssen, und so trat denn der Sarg mit Colon« Ge beinen die weite Reife über da« Welt meer nach dem fernen Domingo an, aber erst im Jahre 1541, denn bi« da' bin zog sich die Bollendung der neuen Kathedrale von San Domingo hin, in deren Krypta der Sarg beigesetzt wer den sollte. D»e Ueberführung wurde denn auch mit großem kirchlichem und weltlichem Gepränge vollzogen. Doch nochmals sollte Ruhe des Todten gestört wer den. Mehr als zwei Jahrhunderte später im Jahre 1795 wurde der Theil San Domingo der Insel aus Grur.d des BaSler Frieden» von Spa nien an Frankreich abgetreten. Der Gedanke, daß damit auch die Ueberreste des Entdeckers von Am«rika an die Franzosen fallen müßten, erschien den stolzen Spaniern unerträglich, und so beschloß man denn hauptsächlich auf Be treib.n deS einflußreichen Herzogs von Veragna, eines Nachkommen des Chri stoph ColumbuS, den Leichnam au« der Grust zu heben und von Neuem aus spanischem Boden aus der Insel Euba in geweihter Erde zu bestatten. Ueber dieses nunmehr vierte Begräb niß Christoph ColumbuS' hat Washing ton Irving eine getreue und anschau liche Schilderung hinterlassen, der wir im Nachstehenden gesolgt sind. Am 20. December 1795 begaben sich die Spitzen der Behörden und ange sehene Einwohner von San Domingo nebst den Osficieren der Garnison, ge führt von der hoben und niederen Geist lichkeit, in seierlichem Zuge nach der Kathedrale. Hier begab man sich nach der rechts vom Hochaltar gelegenen Mauer, Ivo man Tolumbui' Grabstatte In der K-uhedrale von eine kleine Gruft eröffnete, und zwar in Gegenwart aller Anwesenden. Wie sich Alle überzeugten, war die niedrige ausgemauerte Höhlung mit Bruchstücken eines Bleisarges, menschlichen gebleich ten Knochen und VerwesungSstossen an gesüllt, augenscheinlich den Resten elneS Leichnam». Alle« wurde sorgfältig ge sammelt und in eine Kiste au» vergol detem Blei gethan, welche dann ver schloffen wurde. Der Schlüssel wurde dem Erzbischos eingehändigt. Diese Metallkiste, welche etwa eine habe Elle lang, ebenso breit und j Elle hoch war, wurde dann in einem reich verzierten und mit Sammt, brüsseler Spitzen und Koldsransen bedeckten Sarg gethan und da« ganze in einem leerste henden Grabgewölbe einstweilen aufbe wahrt. Am folgenden Tage fand zunächst Hochamt und Todtenmesse unter Theil nahme aller Behörden, der Garnison und der ganzen Einwohnerschaft statt, während der Erzbischof selbst im vollen Ornat unter Assistenz der gesammten Geistlichkeit celebrirte. Nachmittags um 4 Uhr erfolgte die Einschiffung de» Sarge«. Die Seereise ging glücklich von Statten, und am 15. Januar 1796 erreichte die Brigantine „DiScoverer" mit ihrer kostbaren Bürde die Mole von Havanna. Hier wiederholten sich di« Feierlichkeiten. Geistlichkeiten und Behörden holten den Sarg in einer glänzenden Procession ein. Dem Todten zu Ehren salulirten alle Schisse mit den höchsten Ebrenbe zeugungen. Der Generalcapitä» von Euba nahn» alsdann den Sargschüffel in Empfang, Sarg und Metailkiste wur den geöffnet und die Jdeniität der Ueber reste festgestellt. Darauf begab sich der feierliche Zug in die Kathedrale. Auch hier wurden Todteiimessen gelesen und dann ersolgte die Beisetzung in einer Grabnische am Hochaltar. Neuerdings sind Zweifel an der Echt heit der damals überführten Ueberreste geltend gemacht. Nach der einen Dar stellung hat man sich in der Nische da mals geirrt und aus der sogen. Bor diaS-Nifche der Kathedrale zu San Domingo nicht die Leiche des Colum buS, sondern die seines Sohnes Diego entnommen. Des ColumbuS' Sarg soll noch unversehrt dort befindlich sein. Die dort mit einer aus ColumbuS den Vater hindeutenden Inschrift gefunden« Bronzetafel soll neueren Ursprung» und gefälscht sein. ZZ«y«r n«ym»n7 gewiß, werther Smith. Ich sühle mich sehr geehrt durch Ihren Antrag aber aber Sie können doch kaum eine entscheidende Antwort erwarten, ich kenne Sie ja erst seit so kurzer Zelt! Aber was soll ich denn nun thun? Alle junge Damen, welche mich länger» Zeit kannten, haben mir Körbe ge geben ! Der Gefangene von Monaco. Ein Einwohner des Landes Monaco war von dem Gericht zu dreijähriger Gesängnißstrase verurtheilt worden. Der Justiminlster, der gleichzeitig Vor sitz.'»der des Gerichts und Gefängniß« auffeherist, ließ sich bei dein Fürsten melden. „Hoheit, wir haben einen Vcrurtheilten." „So so, und wa» weiter?" „Wo sollen wir ihn ein sperren?" „Gibt eS denn in meiner Hauptstadt keine Baulichkeit, welche als Gefängniß dienen könnte?"— „Ja wohl, Hoheit, das ist das Augustiner« kloster, von dessen Zellen man wohl eine in Stand setzen könnte." „Gut, also lassen Sie das thun." „ES muß aber eine feste Thür und ein Schloß be sorgt werden." „Lassen Sie sie machen." „Außerdem, Hoheit, muß der Gefangene ernährt werden." „So so, und was wird das Alles ko sten?" „Hier ist der Anschlag: der Tischler 200 Fr., der Schlosser SV Fr., Nebenausgaben 100 Fr. jährlich, Un terhalt 35 Fr. monatlich." Um Got tesimllen! Saqen Sie ihm, er soll ent flieh?» !Z — Der Justizminister, Prä sident, Gerichtsschreiber und Gefängniß- Ausiryec ocgltvl sich zu dem Berurtheil ten und sagt: „Seine Hoheit hat nicht» dagegen, wenn ich Sie entwischen lasse." „Ich will aber nicht entwischen", rust der Verbrecher. „Das Klima diese» Landes ist mir zu meiner Gesundheit durchaus nothwendig. Der Herr Mi nister will mich tödten! Ich muß noch die Folgen des gefällten Richterspruche» ü der mich ergehen lassen und hoffe, auf drei Jahre Wohnung und Beköstigung zu erhalten." Der Fürst weigerte sich aber beharrlich, die Ausgaben sür da» Gesängniß zu bestreiten und w bot sich denn bald ein merkwürdige» Schauspiel. Ein Mensch ging vom Morgen bi» zum Abend fpaz ecen, rauchte sein Pfeif chen und bettelte von den Fremden da» zu seinem Lebensunterhalt nothwendige Geld zusammen und war gleichzeitig mit feinem Geschick recht herzlich zufri den. Dieser Mensch, der frei war, wie die Lust, es war „Der Gefangene von Monaco". Beschwerlich und nicht ganz ungefährlich war eS, zu Ansang de» vorigen Jahrhundert» in Deutsch, land eine größere Reise zu machen. Daß man sein Testament vorher aus setzte, war selbstverständlich. In einem Reisehandbuche, welche» um da» Jahr 1710 in Südwestdeutschland erschien, wird, wie die „Köln. BolkSztg." au» diesem Baedeker de» 18. Jahrhundert» mittheilt, den Reisenden unter Anderm empfohlen, große Borlegeschlösser mit aus die Reife zu nehmen, da in den Gasthäusern und Herbergen die Thü ren und Schlösser oft in sehr schlechte»» Zustande waren. Vor Antritt der Reise solle man ferner seine Schulden bezahlen, auch seinen Freunden und Bekannten einen Abschied»schmauS ge ben, sich aber selber weislich hüten, „wohlbezecht" von Hause abzureisen, „wie e» leider so Viele thäten." Ganz besonder? wird noch den Reisenden ein aeschärst, im Winter mit pelzgefütterten Futteralen für die Nase und ebensolchen Ohrenklappen sich zu versehen. Der Reisende zu jener Zeit hatte sich aber nicht nur vor Wegelagerern, Räubern und Dieben zu hüten, sondern mußt« sich oft noch von den Bauern, durch deren Dörfer er fuhr, die gröbste» Ver höhnungen und allerhand Belästigungen gefallen lassen. So klagten um da» Jahr 1708 die Reisenden, welche von Gera nach Leipzig suhren also eine verhältnißmäßig kurze Strecke —, daß sie unterwegs von den Landleuien start belästigt wurden, welche zur „Kurz weil" mit Steinen nach den Postwagen warfen. 7