2 mit Ht-dermtlse«. AuS einem von Berlin nicht allzu entfernten Städtchen wird da» solgende amüsante Geichichichen mitgetheilt: Zum wohlthätigen Zweck hatten die Spitzen der Gesellschaft eine Dilettan ten - Vorstellung arrangirt. Reißend war der Absatz der Billet», da die No tabilitäten sich sür den Verkauf der Eintrittskarten lebhaft interesfirten. Ob nun das Interesse der Betheiligten so ausschließlich idealen Gründen ent sprang, oder ob eS den Grund hatte, daß sie selbst oder doch einige ihrer nächsten Ani t>öri>ei vrr einem mög lichst großen Auditorium ihr dramati sches Können entfalten dursten, das will ich ununtersucht lassen und mich mit der Feststellung der jedenfalls hoch erfreulichen Thatsache begnügen, daß, als der Donnerstag und mit ihm der Abend der Entscheidung gekommen war, in unserem geräumigen SchüyenhauS saal keiner d,:r sogenannten Aepfel zur Erde fallen konnte. So erfreulich es aber vor den Cou lissen aussah, um so düsterer hatte es noch am Vormittag hinter denselben ausgesehen. Denn die Regie denkt, aber die Influenza lenkt. Nachdem der erste Liebhaber in dem Einakter „Er ist nicht eifersüchtig" schon immer verhustc» ter und verschnupfter auf die Proben geschlichen war, und die erhoffte Besse rung sich so wenig zeigen wollte, wie vor nun bald 4M Jahren bei Colum buS das Land, machte man in der Frühe de» Donnerstag» endlich gleichfalls „eine Entdeckung", die erschütternde und entsetzliche nämlich, daß man den Liebhaber geradezu im Bett aus die Bühne tragen müßte, was in den Cha. rakter seiner Rolle ganz und gar nicht gepaßt hätte. „WaS thun?" rief man verzweiflungSvoll zum Zeu»! Und der sandte einen rettenden Gedanken: „Aus zum Doctor H.!" hieß eS. „Der hat vor drei Jahren, als er noch in Dingsda amtirte, die Rolle und wie die Fama wissen will, vorzüglich gemimt!" Dr. H. leugnete der bei ihm erschie nenen Deputation gegenüber die That sache nicht aber vor drei Jahren! Da war er auch noch nicht verheirathet. Seitdem jedoch sitzt er da mit dem Ta lent und darf eS nicht verwerthen. Er sprach daher zu der Deputation auch nichts weiter, als die zwei inhaltsschwe ren Worte: „Meine Frau!" Mit wel cher pflichtschuldigen Devotion man auch sonst wohl bei diesem Einwurf ver stummt wäre, denn man kannte die ca priciöfe Dame, diesmal gewann man die Sprache wieder, denn man konnte darauf hinweisen, daß seine Gemahlin bei ihren Eltern in Berlin aus Besuch weile, wohin er übrigens in den Weih nachtstagen nachfolgen sollte. „Topp!" sagte der Doctor nach knrzer Frist und sogar mit einer gewissen Freudigkeit, denn das reizende Postrathstöchterlein F. war seine Partnerin. Er überlas die Rolle schnell einige Male, und aus der Nachmittags bei der genannten Dame noch fchnell stattfindenden Probe klappte die Sache ganz charmant! Nun aber zum Abend und zum Schützen haus zurück. Hier hatte des Abends erster Schwank „Monsieur Her kules" bereits seine Wirkung gethan, der zweite Einacter hatte begonnen. H. als zärtlicher Liebhaber hält Fräulein F. eocain publico zart umfangen, da Entsetzen reißt ihn von hinten eine Hand kräftig zurück und der ohne hin ganz befangene Darsteller wird gleichzeitig durch ein orkanartiges Ge lächter in die rauhe Wirklichkeit zurück gerufen. die sich ihn, in Gestalt feiner mit Hut und Reisemantel angethanen Frau präfentirt. Mit laute», Aufschrei flieht Frl. F, von der Bühne, die jetzt Frau Doktor allein beherrscht und dort nun „eine Scene macht," wie sie lebenswahrer noch kein Dichter geschrieben, bis der sich mitleidsvoll niedersinkende Vorhang den Mantel nicht den Reisemantel christlicher Liebe über diese» Schau spiel deckt. Trotzdem aber muß ich die sen Vorhang zum Verständniß des Gan zen nochmals ein Wenig lüften. Frau Doctor hatte sich in Berlin mit Mama gezankt und Knall und Fall war die capriciöfe Dame heimgereist. Zu Hause angekommen, hörte sie von den Dienst boten, daß der Gatte ihre Abwesenheit dazu benutzt habe, in seinen alten, von ihr streng verpönten Junggesellenfehler zu verfallen, und Komidie zu spielen und, noch dazu mit Fanny, der stets argwöhnisch betrachteten PostrathStoch ter! Das schlug dem Faß den Boden ein! Von Eifersucht getrieben, war sie nach dem Schützenhause gestürmt, sporn streichs auf die Bühne geeilt und hatte dann in dem kurz fkizzirten „Auftritt" noch im letzten Moment ihr reichlich Scherflein sür die WohlthätigkeitS-Vor stellung beigetragen, indem ja das La chen auch eine Wohlthat ist und zu die ser hat Frau Doctor, wie ich Ihnen versichern kann und Sie mir wohl glau ben dürften, unserer ganzen Stadt wahrscheinlich auf längere Zeit hinaus bestens verholfen, denn sie war durch aus nicht eis ersüchtig. Glücklicher Zufall. Kö chin (zum Küchenmädel): „WaS hast Du denn da wieder sür a' Dummheit g'macht, Du GanS! Gleich möcht' ich Dir a' Ohrfeig'» geb'n, wenn mei' Hand »et g'rad nach Vanill' riechen thät', aber den guten G'ruch bist Du gar net werth!" Diplomatisch. „Wohin so eilig, Herr Vetter?" .Zum Groß händler Goldhaber.* „Was wollen Sie denn da?" „Um seine Tochter anhalten." .Um welche denn?" „Da» kommt ganz darauf an; ist er gut gelaunt, um die jüngste, ist er schlecht gelaunt, um die älteste!" Nur das. Seraphine, ist es wahr, daß du mit dem Baron verlobt bist? —Nun, so halb und halb schon, mein Jawort hat er, nur sein's fehlt «och. TtSchön heit anlegt, den er in seiner Umgebung in allen Stücken als naturgemäß er kennt. Die Fettleibigkeit wird daher in Indien und namentlich in Sindh al» ein Haupterforderniß der Schönheil und' Würde erachtet, man sieht sie al« ein Zeichen guter Lebensstellung an und begegnet ihr mit Verehrung und Re spect. Verleiht sie dem Manne An sehen, so gilt sie bei dem Weibe al« der Inbegriff aller Schönheit, eine Schön heit ohne Korpulenz gibt e« für den Jndier nicht. Bereits das Gesetz des Manne» enthielt die Vorschrift, bei der Wahl des Eheweibes darauf zu achten, daß der Gang graziös fei wie der eine» jungen Elephanten. Der colossal« Gliederumfang dieses Dickhäuier« dürste zur Genüge bekannt sein. Wie ein Inder, so schwärmt auch der Araber sür die übermäßig volle weib liche Form, und überall dort, wohin er seine Herrschaft verbreitet hat, hat er feinen Geschmack zur Geltung zu brin gen gewußt. Diese Ansicht über weid ttche Schönheit ist alt. Schon die Zeit Mohamme.S bietet uns in Gestalt sei ner Liebling«gattin Aische ein Beispiel außerordentlicher Beleibtheit. Die Kor pulenz der Dame war derartig, daß sie, als zwei sie stützende Dienerinnen kaum ihr Gewicht aushielten, stolz von sich sagen konnte, sie beugte sich unter der Last ihrer Hüften, wie der von einer schweren Bürde niedergedrückte Mensch und sie sich nicht wunderte, als eine sie nicht kennende Araberin sich an ei -ein unnennbaren hervorragenden Theil ih res Körpers lehnte in der Meinung, daß diese Hervorragung nicht mehr zu ihr gehöre. Von ihrer Nichte gleichen Namens ist uns eine Schönheitsbe schreibung überliefert, die da» von ihrem späteren Gatten als Kundschafterin ab gesandte Weib ihm hinterbrachte, und auch diese stützt sich namentlich auf die Fülle der Formen und betont die allge meine Beleibtheit, die sich überall in sehnigen Grübchen verriethe und bei Bewegungen allen ihren Reizen die wellenförmigen Biegungen geronnener Milch verliehe. Bei dem Bruderstamm der Araber, den Mauren ist ebenfalls Schönheit gleichbedeutend mit Korpulenz. Nach Mungo Parks Berichten muß eine Frau von den geringsten Ansprüchen wenigstens so dick sein, daß sie ohne die Hilfe zweier Sklaven nicht gehen kann; soll sie aber eiue vollkommene Schönheit sein, so darf sie kaum einKameel tragen können! Schon in ihrer frühesten Ju gend sind deshalb die maurischen Frauen demüht, sich diesen ungeheuren Umfang zu verschaffen. Die jungen Mädchen werden gezwungen, jeden Morgen eine gewisse P--rton KuSkuS und einen gro ßen Napf Kameelfleisch zu verzehren. Die Mädchen mögen Appetit haben oder nicht, da» betreffende Quantum muß gegessen werden. Mungo Park selbst sah ein arme« junge» Mädchen mit dem Napfe am Munde eine Stunde lang weinend sitzen. Die Mutter stand mit einem Stock in der Hand vor ihr, und sobald sie bemerkte, daß ihr Töch terchen nicht schluckte, ging sie sofort zu einer fühlbaren Ermahnung über. UebrigenS befolgt man noch eine andere Methode, um das ersehnte Ziel zu erreichen. So schicken die maurischen und arabischen Ansiedler am unteren Senegal ihre jungen Frauen auf die selten entfernten Grasweiden, wo sie sich dort durch die bessere Milch zu dem begehrten höchsten Embonpoint förmlich heranmästen lassen. Die klassische Gegend sür Wohlbe liibthcit ist die südliche Hälfte Afrika». Nicht alle Völker sind darin so beschei den wie die Makololo, die nur eine ge wisse Fülle des Fleische» verlangen, vielen erscheint die massigste Corpulenz als der höchste körperliche Vorzug. Man will nicht nur mächtige, man will auch stattliche schöne Männer zu Häuptlin gen baben, und deshalb wählen die OvamboS zu Herrschern nur solche In dividuen, die Anlagen zum Fettwerden zeigen. Da der König sich hier eben falls einer fortgesetzten Mästung unter ziehen muß, s» erreicht man durch diese Zuchtwahl Exemplare wie den Herr scher. den Galton traf, der im Freien schlafen mußte, weil er wegen seines Körperunifanges nicht in die Hütte krie chen konnte. Bei den Malabele ist Neigung zur Corpulenz sogar eine höchst gefährliche Sache. Denn da sie ,lS ein privilegirtes Merkmal des Kö nigs erachtet wird, das eben nur ihm zukommt, fo geräth jeder Fettsüchtige in den Verdacht, sich selbst die könig liche Würde anmaßen zu wollen und im Geheimen thronstürzende Pläne zu betreiben. Das Fettwerden gilt als die Summe der Natur, die seine fchwar- Was bei den Männern recht ist, ist bei den Damen natürlich nur billig, ei ner ihrer vornehmsten Reize ist Beleibt heit. Uebrigens haben wir es hier mit einem sehr alten Brauche zu thun, denn schon aus den Denkmälern de» alte» Meroe werden die Königinnen al» un förmlich beleibt dargestellt. An den Höfen von Uganda und Unjoro gilt e» al» feine Sitte und königlichen Glanz, gemästete Weiber zu besitzen, die du höchste Fettleibigkeit erreicht haben. Ein solcher Luxu» wird als ein Zei chen de» Reichthum» und angewöhnter Feinheit angesehen und man beneidet den königlichen Gatten ob eine» so her vorragenden Besitzes. Die Mästung wird auch hier in frühester Jugend mit Milchbrei oder geronnener Milch begonnen und nur mit Hilfe des Stockei durchgeführt. Freilich steigern sich die Portionen auch bi« zu einem Quantum von süns Litern. Die Korpulenz geht schließlich fo weit, daß die Frauen ihre Beine nicht mehr gebrauchen, sondern nur kriechend und dies mit Schwierig keit. fortkommen können. Zuweilen ist mit dieser Unbehilflich keit eine nicht geringe Gefahr verbun den, wenn e» sich nämlich um die Flucht handelt. Cafati schildert einen sslchen Moment, als Tfchua eiligst sein Hofla ger abbrach und eS mehr in das Innere seines Landes verlegte. „Es war ein betäubendes Rufen", schreibt der italienische Reisende, „ein unaufhörliches Grüßen, ein Singen und wirres Trommelschlagen, ein Hände drücken. Man sah Gesichter, die sich zu augenblicklichem Weinen verzerrten, um rasch wieder das gewöhnliche Lächeln anzunehmen. Plötzlich drängt die Menge, sie drückt sich an dem Thore de» Palastes, ein Ruf des Erstaunens und der Bewunderung erhebt sich gleich zeitig aus aller Mund. Von vier kräf tigen Männern getragen, auf einem Tragsessel von größerem Umfange und dickeren Pfählen wird ein Weib von ko lossalen Formen, gleichsam ein ungestal teter gleijchklumpen mit kleinen, hinter ihren Höhlen vergrabenen Augen, über die Schwelle deS Palastes geschleppt. ES ist eine der gemästeten Frauen des Königs Tschua." Nicht verlockender ist die Schilderung, die uns Georg Schweinfurth von den Frauen der Bongo gibt, deren Kleidung aus einfachem Laubgewinde besteht. „Man sollte glauben," fagt er, „die koketten Laubgehänge, mit denen die Bongofrauen sich umgürten, ertheilen ihren Bewegungen einen paradiesischen Zauber, allein die Gestalten dieser schwarzbraunen Schönen sind in den meisten Fällen nicht» weniger al» ästhe tisch. Alle völlig ausgewachsenen Wei ber dieses Volles erreichen einen so hohen Grad von Wohlbeleibtheit und tragen so erstaunliche Fleischmassen mit sich herum, daß man, aus die nervig dürren Gestalten ihrer Männer blickend, nicht genug über den großen Contrast staunen muß, der sich in dieser Hinsicht zwischen den Geschlechtern bemerkbar macht. Schon die Schenkel besitzen nicht selten die Stärke des Brustumfanges schlanker Männer, und die Hüftenpartie ist in einer Weise ausgetrieben, daß man sofort auf's Lebhafteste an die berühmte Figur der „Hottentvtten-VenuS" erin nert wird. Jener imvvfante Körpertheil, sür dessen hypcr rophische Entwickelung der technische Ausdruck „Steatopyga" er funden wurde, sticht bei den Bongo frauen so gewaltig von der normal ge bildeten. schon an sich üppigen Brust ab, daß namentlich »n gewissen Atti tüden, wie beim Tragen großer Wasser krüge auf dem Kopfe, ihre Körperkon tour die Gestalt eines abwechselnd ge drehten anzunehmen pflegt. Dazu trägt der lange Bastschweif aus dem Rücken das Seinige bei und die Sil houette eines gravitätisch einherschrei tenden fetten Bongoweibes erinnert in hohem Grade an die Gestalt eines tan zenden Pavians. Ich halte dasür, daß Weiber, deren Körpergewicht drei Cent ner beträgt, unter den BongoS durch aus nicht zu den Seltenheiten gehören. Von den Tropen bis zum Nordpol ist es ein ungeheurer Sprung und doch huldigen Bewohner einer gleichen Geschmacksrichtung wie die dunklen Söhne des heißen Erdtheils. Der Eskimo liebt nicht nur Thran und Robbenspeck, er liebt auch fette Schö nen. Die Enreme berühren sich eben wieder einmal. Fridtjof Nansen, der kühne Durchquer» Grönlands aus Schneeschuhen, hat die nordischen Da men aus'S Beste kennen zu lernen Ge legenheit gehabt. In der Regel sind die Gesichter rund mit breiten vorstehenden Backenknochen und besonders bei den Frauen sehr fett. Die Wangen stehen oft »ollständig vor und strotzen von Fülle. Es liegt in den rundlichen, abgestumpften, fettglänzen den Zügen etwas außerordentlich Zu sriedeneS, wie denn auch ihre Formen und Bewegungen durchaus rundich sind. Je mehr Kleidungsstücke das zzslimo-Völkchen außerhalb des Zeltes trägt, desto weniger belastet eS sich da mit in feinem FellhauS. Nansen konnte daher die körperlichen Vortheile der Damen gänzlich unbehindert studiren. Er schilderl eine zärtliche Familien scene, der er mit seinen Begleitern bei wohnte, folgendermaßen. „Man ver suchte eS," erzählt er, uns die Ver wandtschast der einzelnen Zeltbewohner unter einander begreiflich zu machen. Ein Mann umarmte ein fettes Frauen zimmer, worauf Beide mit höchst zufrie dener Miene auf einige jüugere Indivi duen zeiqten.was so viel bedeuten sollte, als daß si/ Mann und Frau und die Andern ihre Kinder seien. Der Mann strich mit der Hand an dem Rücken der Frau h.rab und kniff sie in ihr Fett, damit wir sehen sollten, wie schon und prächtig sie sei, und wie stolz er auf sie war, was sie scheinbar sehr zu schätzen wußte. Dem Eskimo sind seine eigenen Frauen die schönsten und zwar ie seiter, desto schöner. Ich glaube daher kaum," fügt der nordische Fischer hmzn, „daß die europäischen Schönheiten sich Hoff nung machen können, an der Ostküste Grönlands den Preis zu erringen. ES h-rrscht dort im Uebrigen ouch kein Mangel an Damen." Nun, nach dem kalten, eisbedeckten Norden wird sich schwerlich ein lieben des Mädchenherz wenden, nm ein Mit- Glied de» starken Geschlecht» mit sein« Hand zu beglücken. Aber bei unseren ColonisirungSbestrebungen in Afrika, dem Widerwillen unserer Männerwelt gegen die Ehe und der täglich wechseln den Zahl unverheiratheter Jungsrauen dürfte eS nicht mehr zu den Unmöglich keiten gehören, daß eines Tage» eine Schaar ebelustiger Damen nach dem sonnigen Süden auszuwandern sich an schickt. Diesen unternehmenden Schönen sei es hiermit ausdrücklich gesagt, daß sie nur dann auf die Erfüllung ihrer Herzenswünsche unbedingt rechnen dür fen, wenn sie den Ansvruch erbeben kön nen. zu gelten als gewichtige Per sönlichkeiten. Tluch «tnc Sytvcstersetcr. Eine höchst originelle Sylvester-Vor feier wird aus einem Berliner Vororte gemeldet: Zu dem Stammtische der Honoratiorenkneip: daselbst gehörte auch ein wohlhabender Händler in je nen mit Borsten behasteten Säuge thieren, welche von den Vegetariern als LeibeSatzung so jehr verpönt, von ande ren Sterblichen in Begleitung von Sauerkohl hingegen sehr verehrt wer den. DaS Gespräch drehte sich an einem Abende der letztvergangenen Tage um die Marschiähigkcit einer Hammel- Heerde, e>n Gebiet, auf welchem der er wähnte in „Vieh" machende Herr be sonders gut orientirt war. Aber seine Behauptung, daß eine Hammelheerde von circa fünfzig dieser Vierfüßler im Staude sei, einen Tagesmarsch von 3 Meilen zurücklegen, sand nicht nur kei nen Glauben, sondern es wurde vom gesammten Stammtisch eine Wette in Form einer Riefen-AnanaSbowle gegen ihn gehalten, um die Unzulänglichkeit seiner Behauptung auch in zu beweisen. Zu dem Zwecke sollten die Hammel am 30. December, früh « Uhr, einen Marsch nach dem lH Meilen ent fernten Dorfe Bl g antreten, eine Bescheinigung ihrer Anwesenheit seitens des Schulzen beibringen und am Abende desselben Tages nach ihrem Stand quartier zurückkehren. Am Sylvester-Abende aber sollte dem verlierenden Theile die Ananasbowle abgezapft werden. In dem Vororte wunderte man sich am Morgen jenes Dreißigsten, als nicht einer seiner Trei ber, sondern der dicke Händler selbst seine Hammel zum Thor h,„austrieb. Den Etammlischfreunden verging der Tag in hoher Spannung, welche sich zu Hellem Jubel steigerte, als der Dicke um acht Uhr Abends weder mit noch ohne Hammel erschien. Nur vier Stunden hatte der Tag noch. Aber sie hatten alle die Rech nung ohne diese Spanne Zeit gemacht. Kurz vor neun Uhr lönte der Widerhall thierischen Freudengeschreis über den A. - Play. Elektrisirt eilten die Freunde hinaus. „Verloren.. verloren", riefen sie, „das ist der Dicke und die anderen Hammel!" Sie hatten Recht. In der That waren eS die Hammel, aber der Führer fehlte, und dessen Stelle vertrat völlig und ganz ein vierbeiniges In dividuum. welches man mit dem land läufigen Namen „Leithammel" bezeich net. Der Dicke halte die Wette gewon nen.. darüber war man einig aber um welchen Preis! Offenbar war ihm unterwegs ein Unglück zugestoßen. So sort wurde beschlossen, daß Jeder, mit einer Laterne versehen, auf dem Wege nach 81... .g suchend auszöge. Schon war man bereit dazu, als einer der Herren am Schwänze des Leithammels ein Stück Papier ange bunden sah, welches sich als ein an den Stammtisch adresfirter Brief auswies. „Vielleicht ein letzter Gruß er war zuletzt immer etwas schwermüthig," meinte ahnungsvoll einer der Wetten den, den Brief öffnend. Dieier lautete: „Liebe Freinde! Ick kann Mir Euere betriebten Jesichter ausmahlen, wenn das Plöken meiner Hammel Euch in die Ohren schaallt wie die Drombeten von Gericho beis jüngste Jericht und Euch an die verlorene Wette erinnert. ES steht Eure Trauer vor meinen durchgei sterten Oogen, wenn Ihr meine Ab wesenheit bei die Hammels bemerken dhut und mich dodt wähnt. Ich befinde mir aber oh Controlär bei unseren alten Förster P. janz mollig, wo ich bei eini gen Flaschen Rothschpon eine längere Siehste mache, wie man ;a woll uff Hochdeutsch sür det Ausruhen fagen dhut, ich vertraue meine Hammel ;anz and jar dem Leitvieh an, welches Alles sür mich fo besorgen wird, als wenn >ck es selber wäre. Und nun Proicht Ne,- jahr, morgen bin ick wieder da!" Vier Kinder fo erzählt Sem „B. A " eine Leserin hatten ihre Mutter verloren. Die Tante, an der sie mit großer Zuneigung hingen and die sie oft bestürmten mit der Litte, „nun sei Du unser Mamachen", wehrte diese Herzensergüsse immer ab durch den Hinweis aus daS liebe Müt terchen, das jetzt „beim lieben Gott" sei—und sich freue, wenn die Kleinen anten artig wären. Besonders der ilelteste stand nun in solch herzlichem Verhältniß zum lieben Gott, daß er ihm alle kindlichen Wünsche u. s. w. zeim Schlafengehen anvertraute. Be kam er einen Stift und ein Stückchen Papier, so brachte er daS Gekritzel mit der Bitte es in den Briefkasten zu stecken — „er habe an Mama geschrieben und der liebe Gott würde den Brief schon abgeben.' Am Morgen des Neujahrstages sieht die Tante den Zungen mit gefalteten Händchen auf recht im Bett sitzen und hört, wie er ;anz andächtig sagt: „Lieber Gott, ich graiullre Dir auch zum neuen Jahr!" Immer derselbe. Mutter: kder Karl, mußt du denn immer die SS Psennige Taschengeld, die du jede» vonntag bekommst, vernaschen? Be denk' doch, wenn du das Geld sparst, hast du am Ende des Vierteljahrs einen blanken Thaler. Karl: Aber sür einen Thaler auf einmal zwing' ich ja iiicht a!les aufzuessen. «t» Vapterkor». „Es kann io nicht länger fortgehen, Georg; wenn ich Dir gar nicht« mehr recht machen kann, dann ist es schon das Beste, daß wir der ganzen Geschichte je eher, je lieber ein Ende machen," sagte ich. „Also scheiden?" fragte mein Mann. „Natürlich!- „Das ist nun doch wohl ein wenig zu weit gegangen." antwortete er mit seinem unausstehlichen Lächeln. „Weil ich von Zeit zu Zeit hier und da etwas aussetze —" „Bon Zeit zu Zeit! Seit Du aufge standen bist, hast Du nichts weiter ge than, als in einem fort gebrummt." „Die Lampe war nicht gefüllt." „DaS habe ich nun schon dreimal hö ren müssen, und ich habe Dir auch be reits gesagt, daß Auguste daran schuld ist, nicht ich." „Ja, aber da dies schon in der vori gen Woche zweimal passirt ist, hättest Du wohl die Freundlichkeit haben und gestern Abend-Z danach sehen können. DaS Zimmer war voll Rauch." „Ja, ich hatte gestern die Absicht, den Schornstein nachsehen zu lassen, aber ich habe e« vergessen." „Hm, da« wollte ich ja gerade sagen. Die Eier waren weich." „Daß Du sie aber auch immer hart verlangst!" „Nun, das macht durchaus nicht mehr Mühe beim Kochen," sagte er ruhig. „Wie kann denn auch das Mädchen Deinen Geschmack kennen!" „Weil ich Dir schon zwanzigmal ge sagt habe, wie ich sie am liebsten esse, und weil eS in diesem Falle doch wohl selbstverständlich ist, daß Du Deine An ordnungen triffst." „Natürlich, jawohl! Höre mal: eine geschickte Haushälterin, die Du kommandiren kannst, soviel Du Lust hast, und die Du fortjagen kannst, wenn eS Dir paßt, ist für Dich viel besser ge eignet al» eine Frau, die Du als Skla vin behandeln willst, und die das nicht dulden will. Mir ist der ganze Tag wieder verdorben." „Der me,ne auch, daS versichere ich Dich." „So kann es nicht weiter gehen! Mama, die mich immer so gehegt und gepflegt hat, muß einmal erfahren, wie Du mich behandelst." „Wenn Deine Mama, anstatt Dich zu verhätscheln, lieber darauf gesehen hätte, daß Du die Hände rührst und nachsiehst, ob Alle» im Haufe in Ord nung ist, dann würde eS besser mit uns Beiden stehen." „So? Nun auch noch «eine Eltern beleidigen?" Ich stand von der Frühstückstafel auf und setzte mich in eine Ecke und weinte. Es half nichts mehr! Er kam nicht, um mir die Thränen sortzuküssen, und ich wurde nun wirklich ärgerlich. Wenn ihm schon mein Kummer gieichg»ltiz war, dann paßten wir nichl mehr für einander. Er nahm ruhig seinen Rock, seinen Stock, seinen Hut und sagte: „Ich gehe jetzt nach dem Komtoir. Vor zwölf kann ich in der Sache nichts thun, aber wenn Du nach dem Kaffee noch ebenso denkst wie jetzt, dann kön nen wir zusammen zum Notar gehen." „Zum Notar?" „Jawohl. Wenn Leute wie wir mit so etwas vor den Richter kvmmen, sor kann ja der alle Beermann, Dein No tar, am besten. Fahren wir also zuerst zu ihm. Ich bestelle für halb zwei Uhr einen Wagen, denn solch ein alter Mann und Hausfreund von Euch wird natür lich alles Mögliche aufwenden, um uns zu Gemüthe zu reden, und ich habe keine Lust, Dich mit verheulten Augen und rother Nase am Arm zu führen!" Wie grob er das sagte! Ich antwortete sofort: „Dann laß mich nur ruhig allein ge hen, ich werbe wohl auch ohne Deinen ilrm nach Hause finden." Er beachtete meine Drohung gar nicht, ja er lachte mich noch obendrein aus. Und mit einem solchen Manne sollte ich noch länger zusammenbleiben? Wir waren es nun bereits vier Monate! Nein, unmöglich! „Adieu, E!ie!" Ich antwortete nicht. Die Thür wurde ruhig hinter mir zugemacht. Ich blieb allein. Die Idee mit dem alten Herrn Beerman, der so oft zu uns hinkam, um mit Papa eine Partie zu machen, behagte mir gar nicht. Er brachte, als ich noch ganz klein war, immer Hampelmänner für mich mit, sväter bekam ich zu Weihnachten meinen Namen aus Chokolade und noch kurz vor meiner Verheirathung hatte ich ein Arbeitstäschchen von ihm zum Geschenk erhalten. Er beglückwünschte mich auch io herzlich zu unserer Verlobung, und an unserem Hochzeitstag hielt er einen so netten Toast aus das Brautpaar. Er wird nun allerlei Einwände machen und mich wie ein eigensinniges »ind behan deln: er weiß ja nicht, waS eine grau alles zn ertragen hat. er hat natürlich kein Gefühl dafür, wie ein Mann seine Frau durch allerhand kleine Bosheiten zur Verzweiflung bringen kann. Ader daß der alte Mann sein Haupt darüber schütteln wird, das soll sür mich kein Grund sein, mein ganzes Le ben in Sklaverei zu verbringen. Es werden schon noch mehr Leute das Haupt darüber schütteln. Unser Besitz hier, die Möbel und alle die kleinen Geschenke unseres jun gen HaushallS werden natürlich ver theilt. Georg inag meinetwegen auch Alles behalten, wenn er will. Ich ver lange weiter nichts als Einsamkeit und die Gelegenheit, mich in der Stille über seine Tyrannei ausweinen zu können. Ist es nicht traurig, zweiundzwanzig Jahre und eine Frau, die sür den Rest ihres Lebens zur Verlassenheit ver dammt ist? Ohne Hoffnung, ohne Trost, denn ich will keinen Trost. Ich kann Georg allerdings nich. leidcn, ob- gleich er, mit de» anderen Männer» verglichen, immer noch der beste ist, die meisten treiben es noch toller als er. Ich glaube auch, daß man sich nach un ferem Gesetz nicht zum zweiten Mal verheirathen kann, wenn der Mann einin nicht mit dem Messer gesährlich verwundet hat oder untreu gewesen ,st. Und mit einem Messer gedroht oder so etwas hat Georg nicht. Er ist uner träglich ruhig, und grob nnd unhöflich, aber eine gewisse Ritterlichkeit hat er doch an sich. Und untreu ist er auch nicht, ich weiß zu jeder Stunde, wr er ist. Wie nur der Schornstein raucht. eS ist wirklich schrecklich. Ich werde sofort zu dem Schornsteinfeger schicken, Georg soll doch wenigstens, wenn ich fort bin, sehen, daß ich nicht Alles vergessen habe. Ueberdies, der Rauch hindert mich sel ber ; ich kann keinen Rauch mehr ver tragen. Wer hätte das jemals von uns ge< dacht! Und doch, Mama muß ihn wohl während der Zeit unserer Verlobung durchschaut haben, denn sie sagte ein mal zu mir: „Else, sei doch ein wenig aufmerksamer in Kleinigkeiten; das häusliche Glück hängt ost von Kleinig keiten ab. Und Georg, so lieber Mann er ja auch ist, sieht nun einmal viel aus Kleinigkeiten!" Ein lieber Mann! WaS wird Mama wohl jetzt sagen, wenn ich voller Verzweiflung ia ihr Haus zurückkehre? Da sitze ich nun wieder einsam und allein bis zwölf Uhr, wie jeden Tag. Früher, da freute ich mich immer auf sein Nachhausekommen, weil er Gesel ligkeit. srischeS, fröhliches Leben mit brachte, aber jetzt verlangt mich gar nicht mehr danack» Mit der Fröhlich» keit und Geselligkell ist eS aus. Gestern um diese Zeit wußte ich wohl, wie ich nur die Zeit vertreiben konnte; ich hatte sogar Eile. Ich arbeitete an einem Papierkorb. Der andere war kaum ein Jahr alt, und er hielt große Stücke auf ihn, denn es war das erste Ge schenk von meiner Hand während unse res Verlobungszeit. Aber vor vierzehn Tagen habe ich das Tintenfaß auf ihn fallen lassen, und nun ist er ganz ver dorben. Jetzt mache ich einen neuen sür Weihnachten machte, wollte ich sagen, denn ich werde unter diesen Um ständen natürlich keinen Stich mehr an ihm arbeiten. WaS soll ich jetzt nur mit dem angesangenen Lambrequin be. ginnen? Für ein Eckbrett ist er zu groß, für etwas Anderes zu klein. Und er war so niedlich! Ich werde den Pa pierkorb einmal herholen, es ist ein Jammer, daß er nicht herum soll, er würde ihm so gut gestanden haben! Hatte Georg nicht auch gefragt, ob fein Papierkorb nächstens nicht wieder einmal geleert werden würde? Vorge stern, glaube «ch. Es ist wahr, es wird Zeit! Diese Menge Papier! Em kurioser Inhalt von solch einem Pa pierkorb! Kreuzbänder von Zeitungen, Cirku lare und Prospekte, em paar durchris sene Postkarten, hier auch eine Einla düng von FnedbergS zur Abendgesell schaft na, die werden auch schöne Augen machen, wenn sie von unsrer Scheidung hören! Was ist das? DaS ist >a Mamas Hand! Stückchen eines Brieses, von dem ich nichts weiß? Was bat Georg mit Mama hinter mei nem Rücken zu correfpondiren? Sollte er sich im Geheimen über mich betlagt haben ? Ader das liegt nicht in feinem Charakter! Ob ich wohl die Stückchen an einan der passen kann? .... „Elses Geschmack" .... WaS ist mit meiuem Geschmack? Es fehlt leider :in ganzes Stück, aber auf der folgen den Znle steht etwas von „ranaten"... Was kann das sein? Ad so, Grana ten! Noch ein paar Stückchen, und ich habe die ganze Zeile Hier, das paßt! „Aber Du hast ja bis Weih nachten noch genug Zeit, sie selber zu »marinen" Mich umarmen? Weshalb? „Du als Armband wirst ihr jedenfalls auch lieber sein, als ein» iuS Granaten." Ja, ja, daran erkenne ich die Mama, immer spaßig. ES ist also von einem Armband die Rede, das mir Georg zu Weihnachten schenken will. Der gute Georg!.... Das ist nun Alles aus. wenn wir zu dem alten Herrn Beermann gehen. Und es ist auch solch eine langweilige Geschichte, das Scheidenlassen: eS dau ert, glaube ich. volle fünf Jahre, bis alle Formalitäten erfüllt sind. Und dann müssen wir noch einmal zusammen vor dem Richter erscheinen. Eine pein liche Sache. Ich wollte, daß es schnel ler ginge..lch muß einmal mit Georg darüber sprechen, ob das nicht möglich ist. Er weiß in Allem Bescheid und kenn: stets den kürzesten Weg. Ich muß ihn auch fragen, od der Richter die Scheidungsgründe für genügend halten wird, denn ich mag im Gerichts saal keine lächerliche Figur abgeben. Ich sehe mich schon dort in großer Toilette, oder noch besser in Schwarz, mit einem schwarzen Schleier, und dann abgewiesen werden mit den Worten: „Aber liebe Frau, was sind das doch Alles sür unbedeutende Sachen!" Und das kann mir sehr leicht passiren! Eigentlich sind eS auch nur unbedeu tende Sachen, Kleinigkeiten die aber das Leben unerträglich mächen. Für so etwa» hat natürlich ein Richter kein Herz. Es würde vielleicht besser sein, nicht hinzugehe», und dann ist mir der Be such bei dem alten Herrn Beermann auch so unangenehm, aber ich kann mich doch jetzt nicht vor Georg lächerlich machen und zurücktreten. Er würde triumphi ren! Und doch Ich bin stetsein wenig spitz und hestig gewesen, aber die Versöhnung nachher war auch ik.mcr ganz schön. Vielleicht geht'S auch dies mal wieder. Ich sürchte nur, daß, wenn ich auch nachgebe, Georg sich beleidigt fühlen wird. Ich glaube, ich bin ein wenig zu weit gegangen. Ich werde ihn gut zu stimmen versuchen.... Ichw-rdeFeuer in den Salon anlegen, dann denkt er nicht mehr an den Rauch im Wohnzim- iner, und ich werde nachiehei', od in seinem Zimmer Seife ist und ein schö nes Handiuch und frisches Wasser, wenn er sich um zwölf Übr die Hände waschen will; und ich lasse von Auguste ein Stüct Pastele bolen, Georg m ein Leckermäulchen, und wenn er die P.?steie neben seinem Teller stehen 'iedt, ist er siLon halb gewonnen.... B>n ick när risch ? Henre Morgen wollie ich mich scheiden lassen, uns jetzt lhue ich alles Mögliche, um meinen Mann in eine gute Slimmnng zu bringen? Eigentlich fröhlich und mein Mann! So, nun ist Alles in Ordnung, nun kann er kommen.... Da ist er schon! — „Guten Tag, Männchen! Hast Du Hast Du den Wagen bereits bestellt?" „Ja, Elfe, aber es ist solch schönes Wetter, daß ich einen offenen Zweispän ner genommen habe für halb drei Uhr. Wenn dann der alte Herr Beermann nicht zu Hause sein sollte, können wir ja noch ein Stündchen im Park spazie ren fahren Einen Kuß?" „Liebster Mann! Wir wollen lieber vorher spazieren fahren und dann erst sehen, ob wir noch zu dem alten Herr» Beermann wollen." Humor Berltner Professoren. Zum Kapitel vom „Humor Berliner Hrosessoren" werden folgende Beiträge geliefert: Virchow ist nicht nur selbst reich «n guten Einfällen, er hat ouch Verständ niß und Behagen für schlagfertige Wen dungen seiner Schüler. Bekannt ist Virchow's Ordnungsliebe. Bei Sek tionen müssen Messer, Scheere und die anderen Werkzeuge ihren bestimmten Platz und ihre bestimmte Verwendung baben. Webe dem Unglücklichen, der Knochenmesser benützt, wo das Präpa rirmeffer anzuwenden ist. Das zum Trocknen bestimmte Handtuch darf nicht über und über naß gemacht, sondern die Benützung muß an einer Seite be ginnen, damit noch die folgenden Kolle gen einen trockenen Platz finden. Bei einer Prüfung brauchte der Kandidat das Handtuch unvorschriftSmäßig. Der Herr Gtlieimrath war darob sebr un gnädig und hielt dem jungen Manne eine lange „Pauke". Der Examinand aber nicht auf den Kopf gefallen, er drehte sich nach der Rede des Pro fessors ganz gelassen um und rief: „Diener bringen Sie dem Herrn Geh. Rath ein reines Handtuch!" Virchow lachte herzlich. Prof. du BoiS-Raymond liebt es, an einzelne Thatsachen eine praktische Nutzanwendung zu knüpfen. Als er einst über geistige und körperlich- Ge> brechen fprach.die an Kindern nahe ver wandter Eheleute beobachtet find, gab er seinen Schülern die Warnung aus den Weg: „Also hüten Sie sich vor Ihren schönen Cousinen!" Der Liebenswürdigste ist Prof. A. W. Hof mann; we.in er einen Satz mit den Worten beginnt: „Die Aufmerksamen unter ", fo fügt er stets lau nig hinzu: „Sie Alle, meine Herren, werden wissen ' Um die entfär bende Kraft des Chlors darzuthun, bringt er einen ganzen Korb kleiner Veilchensträuße mit, die er seinen Hö rern zuwirst; bei anderer Gelegenheit erscheint er mit einem großen Teller süßer Fruchtbonbons, die er von feinen Assistenten aus einer Amylsubstanz „sür seiue werthen Zuhörer" hat prä variren lassen. Zu den Vorlesungen des Professors Schröder in der Frauenklinik drängten sich eine Zeit lang des „Interesses" wegen Studenten aller Facultäten. Bei einer Krankenvorstellung ließ er einen der ausiverksamsten Commilito nen vortreten und die Patienten unter suchen. Der' Gerufene trat zögernd heran und machte die Untersuchung so wenig technisch, daß der Professor und die Aisistenten ihn erstaunt ansahen. Nun folgte ein Examen. Auch die Antworten waren so laienhaft, daß Schröder endlich fragte: „Sagen Sie, mein Lieder, was sind Sie denn eigent lich und studiren Sie schon lange Me dicin?" „Ich bin nicht Medicin??", stotterte der Jüngling, „ich bin Theo loge." „WaS!" rief voll Entrüstung der Professor, „waS' Theologe sind Sie? Ein Schwein sind Sie rauS, raus!" Unter schallendem Gelächter zog der verkappte Theologe von ban nen. Seit iener Zeit sah man kein« sremden Gesichter mehr in der Klinik. AuS dem Leben Dom Pedros erzählen französische Blätter »uch solgende kleine Geschichten: Ali die Brasilier Dom Pedro 11. von Al tantara im Alter von 5 Jahren zum Kaiser ausgerufen hatten, fand der Er zieher des jungen Kaiser« seinen Zög ling auf einer Farm bei Rio de Ja neiro, wo er in aller Gemüthsruhe ei nen Eierkuchen verzehrte. Er suchte ihn zu belehren, baß seit zwei Stunden Alles an ihm majestätisch und heilig sei und machte sich mit ihm auf den Weg zum Schloß. Unterweg.» begann e» tüchtig zu regnen. Weit und breit war nur eine kleine Hütte und auf sie eilt« Dom Pedro zu, um Unterkunft zu su chen, wie jeder Monarch es schließlich thut, wenn er keinen Regenschirm bei sich hat. Auf das Klopfen des kleinen Kaisers erschien an der kaum geöffnete» Thür eine runzlige Alte, welcher Dom Pedro gebieterisch zurief: Oeffne sofort, Alte, ich bin Joao —Carlos—Leo- polds Salvador Bibiana —Fran cisco—-Lavier—do Paula —Leocudio — Miguel Gabriel Raphael Gon zaga—Dom Ped.... Heilige Jung frau! unterbrach ihn die Alte, fucht euch anderwärts Unterkunft, in meiner Hütte hab' ich nicht Raum sür so viele Menschen! SprachS und schmiß ihm die Thür vor der Nase zu. Ganz einfach. Mein Herr, Sie befchästizen sich schon seit längerer Zeit mit meiner Nichte, machen ihr sehr den Hos nnd haben sie neulich sogar ge küßt. "Las beabsichtigen Sie nun zu thun? Ich beabsichtige, dies künftig zu unterlagen.