»«Utfch« «»calnachrtchtei». Provinz Brandenburg. In Senstenberg ist in seinem Amts zimmer der greise Bürgermeister a. D. Blankenberg, welcher nach 50jähriger Amtsführung als Bürgermeister den diesseitigen Amtsbezirk verwaltet, von einem eine Beschwerde vortragenden Arbeiter mit einem Knvtenstockzu Bo den geschlagen und nicht unbekeutend verletzt worden. Das v. Borck fche Rittergut Gifenbrügge ist durch Kauf in die Hände deS RitterschaftSraths von Klitzing-Tieckow, Schwiegersohn des früheren Besitzers von Giesenbrügge, sür den Preis von 330,000 Mk. über gegangen. Dle Stadtverordneten haben den Beigeordneten Rudow in Greifenhagen zum Bürgermeister von Sonnenburg gewählt. —Die könig lichen Fabriken in Spandau haben in den letzten Wochen eine große Anzahl neuer Arbeiter eingestellt, und zwar,die Artilleriewerkstätte 1000, das Feuer werks-Laboratorium 500, die Geschütz gießerei 300 Mann. Bei der hier stattgesundenen Stadtverordnetenwahl wurden die Arbeitercandidaten. darun ter zwei Socialdemokraten, gewählt. Das Resultat ist deshalb interessant, weil die Wähler meist königliche Fabrik arbeiter sind. Die Motard'sche Licht fabrik ist gänzlich niedergebrannt. Spremberg. Auf der Kohlengrube „Felix" wurde die Belegschaft verschüt tet. Viele Bergleute trugen schwere, einige wenig leichtere Verletzungen da von. Bei einer in Wadelsdorf abge haltenen Treibjagd wurde der Ritter gutsbesitzer Dr. Röder von einem un geschickten Schützen durch einen Schrot schuß schwer verwundet. Stralau. Ter Direktor der hiesigen Pediolith- Aspbalt Gesellschaft Kerting Co., I. Abraham, hat sich in Berlin auf dem Wege zum Krankenhaus Fried richshain in einem Anfalle von Vsrfol gungswahnsin» in der Droschke erschos sen. Wittstock. Der kürzlich emeri tirte Rektor unserer Töchter-Oberschule Ludwig Meuer, welcher 32 Jahre lang seines Amtes hier gewaltet, ist gestorben. —Ter Gntsbesitzer Kalisch von Freien walde hat in Berlin in einem Hotel zuerst seine Verlobte, die 23jährige Tochter des vor etwa sechs Monaten nach Ame rika ausgewanderten Böttchers Zentz mit deren Einverständmß, und dann sich selbst erschossen 5 In Guben Musikdirekior, Kantor und Organist an der Stadt und Hauptkirche Eduard Köllner. Landrath Frhr. v. Patow in Kalau hat sein 25jähriges Amts jubiläum in aller Stille auf seinem Gute Gliechow gefeiert. Der frühere Gemeindeemnehmer Wodarg in Lands berg a. W., welcher aus der Kämmerei kaffe mehrere Geldbeträge unterschla gen, später jedoch wieder erstattet hatte, ist zu sechs Monaten Gesänguiß ver urtheilt worden. Maurermeister Pietsch in Lychen und sein Geselle, welche bei einer Brunnenarbeit auf dem Golhan'fcheu Grundstück beschäftigt waren, wurden von nachstürzenden Erbmassen verschüttet. Beide konnten nur als Leichen ausgegraben werden.— Der in Berlin verstorbene Rentier Heinrich Richter hat der Stadt Reppen eine zweite Schenkung im Betrage von 24,000 Mk. zur Erbauung eines Kran kenhauses vermacht. Provinz Ostpreußen. Ueber das Vermögen des Besitzers der Flora in Königsberg, Fritz Meyer, sowie deS Kaufmanns Herm. Nowack ist der Concors eröffnet worden. —Die Handelsgesellschaft M. Toffels Erben in Allenstein bat den Concurs angemel det. Die Auszahlung der Vergüti gungSbeträge sür die durch die diesjäh rigen DivisionS- und Corpsmaunöver verursachten Flurbeschädigungen hat be» gönne». Es erhalten im Kreise Fried land 148 Besitzer Entschädigungen im Gesammtbetrage von 66,686 M.—We gen Beleidigung des Kaufmanns B. Liedtke war der Geh. Eommercienrath Becker in Königsberg (in Firma Stan tien ck Becker) zu 600 M. Geldstrafe verurtheilt worden. Jetzt hat die Be rufungsinstanz das erste Urtheil bestä tigt.—f Dafelbst Professor Karl Witt, 1848 Mitglied der Nationalversamm lung und langjähriges Mitglied der Stadtverordnetenversammlung. Fer ner starben: Ter frühere Rector H. Frischbier, in weiten Kreisen bekannt als der beste Kenner ostpreußischen VolkSthiimS; der Kausmann Wilhelm Schwatlo; Rentner, Lieutenant a. D. Friedrich Dyck; Frau Marie Michelly, geb. Jacobi; Fleischermeister Gottsried Weiß.—Da das Falschschwören in der Provinz Ostpreußen leider stark über hand nimmt, so hat das die Regierung veranlaßt, erneut Anweisung zu geben, daß im Schul und Confirmandenun terricht xanz befonderS Gewicht auf die Erklärung des zweiten Gebotes gelegt und den Kindern fchon früh die Heilig keit des Eides eingeprägt wird. Der von dem verstorbenen Geheimrath Mo ritz Simon durch ein Legat von 100,000 M. gestiftete Fonds zum Bau eines Stadtmuseums in Königsberg ist durch zwei weitere Zuwendungen des Prof. Möller und deSOberstlieutenantS Grad« «uf 140,000 M. angewachsen. Provinz West Preußen. -f- In KarthauS d«r AmtSwacht. Meister a. D. Karl Kornadt, Den Gastwirth Rud. Krefft aus Chmielno, welcher Nachts einen Schrotschuß durch das Fenster in da» Schlafzimmer de» dortigen PsarrerS Bober abseuerte, nur durch einen Zufall wurde der geist liche nicht schwer verletzt verurtheilt« das Schwurgericht in KarthauS zu sechs Monaten Gefängniß. Wegen zahl reicher Unterschlagungen, verbunden mit Urkundenfälschungen, wurden in Könitz die Magistratskanzlisten Koch zu Ij und Schmidt zu 1 Jahr Gefängniß verurtheilt. —112 Der KreiSschulinspec tor Paul Lierse in Marienwerder. Die Schneidermeister Krick'schen Ehe leute in Budzin feierten ihre diaman tene Hochzeit. 112 Rechnungsrath a. D. Schwarz in Neumark. Provinz Pommern. s In Stettin der Kaufmann Stadt rath Stäker; der pensionirte Postrech nungsrath Krolzig; der Landes - Oeko nomierath a. D. Jul. Burgwedel; Pa stor emer. Joh. Gaudig; Kausmann F. Heppner; Kaufmann Alb. Poit; Kauf mann Aug. Herbig; Kämmereikassen- Buchhalter Wilh. Neumann. fli Cöslin der zweite Kommandant der freiwilligen Feuerwehr und Stadtver ordnete, Restaurateur HageneS. In Grabenow a. O. der Schiffscapitän Joh. Wilh. Stöwhaas. Kanzleirath Wendt in Greisenberg feierte mit seiner Gattin da» Fest der goldenen Hochzeil. Die Gejammtzahl der Studirenden an der GreifSwalder Universität beläust sich jetzt auf 729. Von der in Kon stanz gestorbenen Pflegetochter des von Gützkow gebürtigen und ebenfalls dort gestorbenen JntendanturratheS Fabriz ist unserer Stadt ein Kapital von 62,000 Mk. zur Erbauung eines Kran kenhauses letztwillig vermacht worden.— Zwischen den Wällen de? Fort Leopold in Stettin wurde die Leiche des ehema ligen Kaufmanns und Restaurateurs Herm. Müller aufgesunden. Die Wittwe Dowig, geb. Radmann, feierte in Altwart in voller Rüstigkeit ihren hundertsten Geburtstag. Provinz Schleswig - Hol stein. Der Comptoirist Manewald in Jtze hoe, nahm insolge Verwechslung der Gläser von zwei ihm vom Arzt ver schriebenen Arzeneien von der zum äu ßerlichen Gebrauch bestimmten ein und starb bald daraus unter gräßlichen Schmerzen. Beim Rangiren eines Güterzugs gerieth der Weichensteller Stöltung in Kellinghausen unter die Räder, wobei ihm beide Beine zer malmt wurden. Er starb bald nach seiner Ueberführung in das Jtzehoer Julienstift. Die Bauten am Nord- Ostsee-Kanal schreiten in der bisherigen Weise fort. Der Grunderwerb ist bis aus einige noch erforderliche Restforde rungen beendet. Die bis jetzt dafür aufgewandte Summe beträgt rund 8 Millionen Mark. Die Erdarbeiten sind dem Arbeitsplan entsprechend gefördert worden. Von den im Ganzen zu be wältigenden 77 Millionen Kubikmeter Bodenmasse waren bis zum 1. Oktober v. I. rund 36 Millionen ausgehoben worden. Die Befestigung der Ufer durch Deckwerke nimmt mit den Erd arbeiten ihren Fortgang. Dem Beam tenpersonal gehören zur Zeit 41 akade misch gebildete Baubeamte aus verschie denen Bundesstaaten an. Am 1. Okto ber v. I. wurden beim Kanalbau 7980 Arbeiter beschäftigt.—Das gegen den Pastor Paulsen in Kropp wegen Be leidigung des Kultusministers v. Goß ler ergangene Urtheil des Konsistoriums aus eiuMrige Amtsentsetzung ist nicht, wie es kürzlich hieß, aufgehoben, son dern abgeändert und dafür eine hohe Geldstrafe festgesetzt wordxn. Vom altonaer Landgericht wurde der Maurer Edrig aus Kleinkrämerburg zu S Jah re» Gefängniß verurtheilt, weil er der Majestätsdeleidigung in Verbindung mit Verleitung zur Defertion schuldig besunden wurde. Provinz Schlesien. s In Davos, wohin er sich zur Hei lung einer schweren Bronchitis begeben hatte, der Landes-Oekonomierath Korn. 112 Der Geh. Bergrath Dr. Ferdi nand Roemer, ordentlicher Professor der Mineralogie an der Universität Breslau. 112 Professor Raebiger, Senior der Breslauer evangelisch'theo logischen Fakultät, in Breslau. Da selbst erschoß sich der einzige Sohn des bekannten reichen schlesischen Groß industriellen, des Besitzers der conser vativen „Schles. Ztg." von Korn. Der ältere Sohn der Familie hatte seinem Leben aus gleiche Weise ein Ende ge macht. DaS Reichsgericht verur theilte in dem bekannten Schloß srelheitSlotterie-Proceß den Gewinner des großen Looses, Kirstein, zur Zah lung von 62,500 Mk., sowie den Zinsen und Kosten an den LooShändler Bräuer. 112 In Arnsdorf Lehrer Wilh. An germann. Der Bergmann Golcina in Beuthen 0.-S. erschlug gelegentlich eines Streites von Bergleuten den Bergmann Nudski mit der Keilhaue. Der Thäter ist verhaftet. Sparkassen Rendant Theodor Schrutke in Reichen' dach i. Sch. ist zum Bürgermeister von Friedland gewählt und bestätigt wor den. Provinz Sachsen. Der Handelsmann LouiS Papst aus Gispersleben Kiliani, welcher am 8. Sept. aus Rache gegen feine Frau, die Eigenthümerin de» von ihr bewohnten Hauses, und gegen seine Schwiegermut ter sein Haus in Brand steckte und da bei das Leben seiner Kinder ernstlich gefährdete, wurde zu 5 Jahren Zucht haus verurtheilt. Die Wittwe LipS von Erfurt, welche unter Beihilfe ihrer Stiefmutter, der Wittwe Schiefer, ver schiedene Schwindeleien in Weimar, Jena, Sulza, Eisenach, Greußen und anderen Orten ausgeführt ha», wurde vom Großherzoglichen Landgericht Wei mar wegen Betrugs im wiederholten Rückfalle, Unterschlagunß und Dieb stahls zu 3 Jahren 1 Woche Zuchthaus verurtheilt; gegen die Schiefer wurde aus 1t) Wochen Gefängniß anerkannt.— Nach dem amtlichen Perfonal-Verzeich niß beträgt die Zahl der Studirenden auf der vereinigten Friedrichs-Universi tät Halle-Wittenberg im lausenden Win terhalbjahr 1522. Ferner haben die Erlaubniß zum Hören der Vorlesungen 62 nicht immatrikulationSfähige Preu ßen iwd Nichtpreußen erhalten. Das letzte in Nordhausen noch vorhan dene Stadtthor, das Grimmelthor, ist nun ebenfalls dem Abbruch geweiht; dasselbe steht erst feit 1750 und hat also geschichtlich nicht den Werth wie andere Thore und Doppelthore, die dort dem VerkehrSbedürfniß der Neu zeit haben weichen müssen. Der frü here Rentmeister (Steuer-Empfänger) Max NüSker in Nordhausen ist wegen Veruntreuung von 14.049 Mark Kaf- sengeldern in 211 Fällen zu fünf Jah ren Gefängniß und fünf Jahren Ehr verlust verurtheilr. Derselbe bezog zuletzt ein Gehalt von 6060 Mk. 112 Der Begründer der seit 49 Jahren bestehenden Tabaksfabrik Salfeldt und Stein, Mitbegründer der Nordhausen- Erfurter-Eisenbahn, deren Verwaltung er 18 Jahre lang (bis zu ihrer Verstaat lichung > als erster Director leitete, und Mitbegründer der Thüringer Bank (auS welcher sich die jetzige Nordhäuser Bank entwickelt hat), Herr Christian Ludwig Heinrich Salfeldt. Provinz Hannover, 112 Der langjährige Redakteur dei „Lüneburger Anzeigen", Oberstlieute nant a. D. Reinhold. —Im kräftigsten ManneSalter erlag der Influenza der Landrentmeister Wilh. Kraut, frühere Officier im 6. Hannover'fchen Jnian terie-Regiment zu Verden. In Mü den a. d. Oerze und im benachbarten Hermannsburg grafsirt die Diphtheri tis. In Poitzen, einem Dorfe nahe bei Müden, starben der HauSwirth Hemme und zwei seiner Kinder an dieser Krank heit in d-r Zeit von vier Tagen.—Zum Vorsteher wurde in letzter Gemeinde- Versammlung in Oyle der Bollmeier Chr. Mener gewählt, zu Beigeordneten Ehler Meyer Kroge und v. Ahren storff-Oyle. Der Oberpostassistent Laporte in Soltau war wegen Unter» schlagung eines Geldbriefes mit 2858 Mark Werthangabe angeklagt, von der fprochen worden. Neuerdings ist der selbe jedoch wieder verhaftet worden und toll jetzt auch schon die Unterschla gung des Brieses und noch weitere Ver gehen im Amte eingestanden haben. Der Bankier Nordmeyer von der ver krachten Firma Nordmeyer ck Michael sen in Stade wurde wegen Verun treuung von Depots verhaftet; es fehlt eme halbe Million. Die Aufregung ist um so größer, als er sehr verschwen derisch lebte und der Mitinhaber Mi chaelis jöngst feiner Tochter 100,000 Mark schenkte. Provinz Westfalen. -s-In Münster der Oberregierungs rath z. D. Gustav Kläbisch. Der Stadtdechant und Ehren-Domherr Kap pen hierselbst feierte sein 50jähriges Priesterjubiläum. 112 In Altendorn der Gymnasial - Oberlehrer William Müller, früher längere Jahre wissen schasilicher Lehrer an der Rektorschule zu Olpe Unter der Anklage, das Eisenbahnunglück in Kirchlengern, bei welchem der Cirkus Carre verunglückte, verschuldet zu haben, standen in Biele seld der Stationsauffeher Lange, Her Locomotivführer Bünemann, welcher den Personenzug führte, und der Sta twnsdiätar Grundmann vor der Straf kammer. Lange erhielt 1 Jahr, Büne mann 6 Monate Gefängniß, Grund mann wurde freigesprochen. Eine Reihe Guiachten bekundete, daß die mangel haften Bahnhossanlagen die Haupt' schuld trugen; besonders fei die Weiche viel zu kurz. Nicht einmal eine Fahne zum Signalifiren fei vorhanden. 112 Der Geh. Justizrath Wilh. Busch mann in Bielefeld. Der Redakteur der socialdemokratischen „VolkSwacht," Emil Groth in Bielefeld, wurde wegen Beleidigung des Landraths v. Dit furth zu 3 Monaten Gefängniß verur theilt. - R h ein p rov in z. Auf Veranlassung der Staatsanwalt, schaft in Saarbrücken wurden sämml liche Geschäftsbücher des bergmännischen Rechtsschutzvereins beschlagnahmt. Es sollen It),VW Mark Vereinsgelder fehlen. 112 Der Ehrendomherr und Seminarregens Grach in Trier. Rechtsanwalt Schöltbrod beging in Trier das Fest seines 50jährigen Dienst jubiläums. Folgende öffentliche Be lobigung veröffentlichte der Regierungs- „Fräulein Emilie Römer zu Dornen, Bürgvrmeisterei Wülfrath, rettete am 10. Septencher 1891 unter eigener Lebensgefahr aus einem bren nenden Hause die beiden Kinder des Tagelöhners Peter Hoor zu Dörner werth, was hiermit belobigend zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird." Der Judenproceß wegen angeblicher Schlächtung des Knaben Jean Hege mann dürste im Februar oder März vor dem Schwurgericht in Cleve zur Verhandlung gelangen. An eine Ent lassung der Familie des jüdischen SchlächlerS Buschhosf ist nach Lage der Sache nicht zu denken. Bis jetzt aber hat Niemand von den vier Angeschul digten das ihnen zur Last gelegte Ver brechen zugegeben. In Tanten ist die Stimmung inzwischen etwas ruhiger geworden. Ausschreitungen gegen die Inden kommen nur noch sehr vereinzelt vor. Letztere verkaufen um jeden Preis ihr Besitzthum und gehen sorr. Mehrere haben sich nach Düsseldorf gewandt. Damit nicht auch noch die letzten Schei ben im Hause des Schlächters Bufchhoss derckolirt werden, hat das Bürgermei steramt deren Vernagelung mit Bret tern angeordnet. Da« zur Subhasta tion ausgeschriebene Grundstück findet 'einen Käufer. ProvinzHessen-Nassau. Wegen Beleidigung des Regierung»- issessorS von Gröning in Sigmaringen erhielt in der Strafkammersitzung der kaum aus dem Gefängniß eutlassene Redakteur der „Frankfurter Zeitung", Dr. Joseph Stern, drei Wochen Ge> fängniß. 112 Einer der letzten Sena toren auS der alten Aera Frankfurts, G. Ch. F. Siebert. Er war aus dem Kausmannsstande aus den kurulischen Stuhl gelangt. Aus dieser Periode leben jetzt nur noch die Senatoren Dr. von Oven und Dr. Speltz, aus derjeni gen, welche mit der neuen Verfassung im Jahre 1857 begonnen, Senator Dr. Jäger. 112 Der Regierungsassessor Friedrich von Savigny, ein Sohn des 1875 in Frankfurt verstorbenen Mini sterialdirectors, Wirkl. Geheimraths von Savigny, der zuletzt in Merseburg angestellt war, in Falkenstein. 112 In Frnnkfurt der Rentner Moritz Meyerfeld. Der JnnungSausfchuß in Frankfurt hat einstimmig die Auflö- fung der Innungen beschlossen. Zum Rektor des Realgymnasiums in Geisen heim ist der ordentliche Lehrer'am - Bo chumer Gymnasium, Hermannn Koch, gewählt worden. Bei der städtischen Sparkasse in Gudensberg sind große Veruntreuungen, die anscheinend seit vielen Jahren betrieben wurden, an'» Tageslicht gekomnien. ES sollen Obli gationen im Werthe von SO,OVO Mark abhanden gekommen sein. Der von Hersfeld durchgebrannte und in Wies baden verhaftete Bankier Zickendraht ist vom Kasseler Schwurgericht wegen be trügerischen Bankerotts zu 2 Jahren Gefängniß verurtheilt worden. Thüringische Staaten. Der Naturprediger Jos. Guttzeil in Eichseld hat dieser Tage eine 30tägige GefSngnißstrafe angetreten, wegen fei ner bei A. Bock in Rudolstadt erschiene nen Schrrst „Unsinn und Unmoral im Alten Testament", die vom Rudolstad. ter Landgericht sowohl, als auch vom Reichsgericht als gotteslästerlich befun den ist. Ein Dresdener Unternehme» beabsichtigt die bei dem unmittelbar an die Stadt Sondershausen angrenzenden Dorfe Stockhaufen der Wipper zuflie ßenden Schwefelquellen, die vor Jahr zehnten sich weithin eines guten Rufes erfreuten,neu zu fassen und Sondershau fen zu einem Badeorte zu machen. —Der pensionirte Steuerausseher G. Darre in Sondershaiisen feierte mit seiner Gattin das Fest der goldenen Hochzeit. Der Fürst ließ dem Jubelpaare eine Pracht bibel zugehen. Königrrich Bayern. München: 112 Der Oberst a. D. Graf Heinrich von Tattenbach, OberlandeS gerichts-Präsident a. D. Karl von Mat ternheim; Hosrath Heinrich v. Fischer; Frau Louise v. Hirsch-Gereuth, Gattin des Herrn Jonas v. Hirsch - Gereuth, eine Tochter des im Jahre 1885 ver storbenen k. b. Hosbankiers und Konsuls Freiherrn Josef v. Hirsch, und Schwe ster des durch seine großartige Wohl thätigkeit berühmten Gründers der tür kischen Eisenbahnen, Freiherrn Moritz v. Hirsch in Paris,sowie den Freiherren Emil, Theodor und JameS v. Hirsch, welche sämmtlich abwechselnd in Paris und m München (bezw. auf dem Fami liensitz Planegg) leben; Universitäts professor Dr. Christoph v. Rothmund; Professor a. D. der thierärztlichen Hoch schule Konrad Schreiber; Major a. D. Friedrich v. Kiliani; Bezirksamtmann o. D. Fr. Thelemann; Frau Emilie die Gattin des Coninierzien ruths Krrchdörfer.Fran Johanna Kirch dörfer; der volksthümlichste Wirth Münchens,Gastwirth Josef Hermann. — Königreich Württemberg. Seit Wochen wird die Einwohner schaft Brackenheim durch ruchlose Brand stiftungen in Ausregung erhalten, ohne daß es bis jetzt gelang, des Bösewichtes habhaft zu werden. Die Stadt hat nun eine Belohnung von SOO Mk. für die Ermittlung des Thäters ausgesetzt. Mit dem 1. Januar 1892 trat in den Städten Cannstatt, Eßlingen, Gmünd, Göppingen, Heilbronn, Lud wigSburg, Reutlingen, Stuttgart und Ulm das Institut der Postärzte in Krast, In Crailsheim entstand in einer Scheuer des Gasthauses „Zur Krone" Feuer, das infolge des eben eingetreteuen Sturmes das Wirth scbastsgebäude und drci weitere Häuser in Asche legte. In Dorstetten erhält infolge des günstigen Standes der Stadtkasse jeder Bürger in diesem Jahre neben seinem Holz noch 80 Mark in baarem Gelde. —ln Pfeffingen sind die Schulen schon seit August l. I. we gen der Dipbtheritis geschlossen, in Oberschmeien ist kein Haus, wo nicht an Masern oder Diphtheritis Kinder oder ältere Personen krank darnieder liegen. Ganz ebenso tritt die Diphthe ritis in Thieringen auf. Der Kauf mann Bauer von der Firma Bayer ck Söhne in Eßlingen, welcher sich Ver untreuungen von Geldern zu Schulden kommen ließ, hat sich dem Gerichte ge stellt. 16 Gemeindemitglieder aus Gerlingen zogen letzter Tage nach West Virginien in Amerika, wo bereits 6V Gerlinger Bürger angesiedelt sind. Nachdem jüngst Lehrer Jauch wegen gleicher Verbrechen zu 7 Jahren Zucht haus verurtheilt worden, ist jetzt der Schullehrer K. wegen empörenden Sitt lichkeitsverbrechen, verübt an Schü lerinnen, in Hast genommen worden. Großherzogthumßaden. Bei Neubau des Hotels zum „Darm stätter Hos" in Baden-Baden wurde eine Höhle entdeckt, welche etwa zehn Meter tief unter dem Rathhaushof in den Berg hinein führt. Die Höhle seit Jahrhunderten unbekannt, dürfte von natürlicher Anlage und später durch Menschenhand erweitert sein. In Boxberg, dem kleinsten aller badi schen Amtsstädtchen, macht sich neuer dings eine Bewegung geltend, mit der angrenzenden Gemeinde Wölchingen einen Gemeindeverband herzustellen. Bezüglich der Schule als auch in ande ren Angelegenheiten könnten dadurch manche Ersparungen bewerkstelligt wer den.— Der Bürgerausjchuß in Bretten hat die Vorlage des GeineinderathS auf Umwandlung der höheren Bürger schule in eine fünfklassige Realschule mit faltultativem Latein genehmigt. In folge wiederholter nächtlicher Einbrüche darf in dem Orte Mühlhaufen nach der Polizeistunde sich Niemand ohne Aus weis auf der Straße aufhalten. Zu sammenkünfte in Häusern nach 1t) Uhr Abends sind nicht gestattet; auch wer den Bürger zur nächtlichen Wache und zu Patrouillengäiigen herangezogen. 112 In «Appingen der frühere Landtagi abgeordnete, Altposthalter Jacob L»tt mer. AIS Prorector der Universität Freiburg für das Studienjahr 1802— 1893 wurde Pros. Ziegler gewählt. Aus der Rheinpfalz. Der nach Verübung mehrerer Unter schlagungen flüchtig gegangene Polizei diener Müller von Großbockenheim ist in Metz verhaftet worden. In der letzten Stadtrathssitzung wurde dem Lehrer Baron in St. Ingbert die ihm anläßlich seines SvjShrigen Dienstjutli läuins verliehene Ehrenmünze des Lud wigsordens durch Bürgermeister Hein rich überreicht. Berechtigtes Ausleben hat in Kaiserslautern die Konkurserklä rung des bedeutendsten Charkutierge schästS von LouiS Fischer erregt; eine»- theils wegen der Höhe der Ueberschuldung (über 200,000 M.) und dann auch au» dem Grunde, weil bis in die l. W. Nie mand eine Ahnung von dem schlechten GeschästSstand der Firma hatte. Mecklenburg. 112 In Parchi n der Gymnasiallehre» Abel», in Wismar geboren. Brauer Christian Brüning, seit 30 Jahren im Dienst deS Brauereibesitzers Hoffmann in Parckiin, feierte am gleichen Tage seine silberne Hochzeit und die grüne seiner Tochter. Auch die Stadt ließ ihm durch Bürgermeister Stegemann ein Ehrengeschenk über eichen. We gen betrügerischen Bankerotts hat die Strafkammer zu Güstrow den Kaus mann Albert Jaffe auS Plau zu zwei Jahren drei Monaten und seinen Bru der, den Kaufmann Theodor Jaffe von Rostock zu zwei Jahren Gefängniß ver urtheilt. 112 Rechtsanwalt TriebfeeS, als Sohn deS Färbers Tr. in Rostock geboren.—ln Belsch (bei Hagenow) ist das von zwei Einliegersamilien be wohnte HauS deZ Erbpächters Sam melt gänzlich niedergebrannt.—ln Gr. Laasch wurden sämmtliche Gebäude des Schulzen Raseldt, sowie das Wohnhaus des BüdnerS Lihn anscheinend in folge böswilliger Brandstiftung ein Raub der Flammen. Schweiz. Letzthin ist das Haus des Napoleon Kälin in Stembach-Euthal bis aus die Mauern niedergebrannt. Das zerstörte Haus war vor „Altem" jedensalls einer der schönsten und größten sogn. Herren sitze in der ganzen March, dafür sprach seine Bauart, sein gewaltiger Umfang, aber auch die innere Ausstattung. Vor etlichen Jahren wurde das Getäfel ei nes feiner Zimmer als sehr seltene an tike Arbeit um hohen Preis nach Zürich verkauft. 112 Zu Steinen Herr Jos. Ulrich (Vater von Hauptmann Ulrich sel.). Als Seltenheit notirt der „Bote der Urschweiz", daß derselbe 3» Jahre in Amerika, in den Staaten Minnesota und Indiana sich aufgehalten.—Letztes Jahr konnten die Herren Käsehändler nicht genug Käse zum Preise von 85 bis 90 Fr. einkaufen, und dieses Jahr bie ten sie für die fchöne Octoberwaare nur Fr. 60 —65. Für die Brandveschä digten in Meiringen sind bis jetzt an baar Fr. L 41.000 eingegangen, nämlich direkt beim dortigen Hilfscomite Fr. 141,000, bei der bernischen Staatskasse rund 100,000 Fr. Der Schaden, der durch Versicherung nicht gedeckt ist. be trägt dagegen circa 1,135,000 Fr. Diese Ziffern sprechen beredt, daß weitere Liebesgaben noch vollaus verwendet werden können. 112 In Thun der bekannte Herr. Joh. U. Botz, gewesener Weinhändler. Zwei simmen ist wiederum von einem Brand unglück heimgesucht worden. Es brach im Kirchstalden - Quartier Feuer aus, das sich rasend schnell den beiden, von den Familien Schlöppi, Zumbrunnen, Matti, Wm. Hiltbrand und zwei ein zeln stehenden Frauenspersonen be wohnten Wohnhäusern mittheilte und dieselben in kurzer Zeit einäscherte. Der Gemeinde Aarmühle, in der ganzen Welt besser bekannt unter dein Namen Jnterlaken, wurde nunmehr von der Regierung gestattet, den letzte ren Namen amtlich zu führen. 112 In Goßau Thierarzt H. Hürlimann. Die Hinterlassenen des am 13. Oct. verunglückten Hrn. Rud. Boßhard im Rosengarten in Wyla haben der Ge meinde eine Trauerurne sammt Tisch und Decktuch geschenkt. Ein alter Postbeamter wurde letzthin in Baiel zu Grabe getragen: Hr. Arnold Bischoss- Fiechter, geb. 18S1, Sohn von Ält psarrer Bischoff und Bruder des Alt- RegierungSratheS Dr. G. Bist off. 112 In Beuten Pfarrer Fr. Ofer. Die „Leihkasse"" in Uster hat die In solvenz erklärt. Die Sparkasse steht in keiner Beziehung zur Katastrophe. Die Panil in Uster ist groß, da Viele schwer betroffen sind. Der Verwalter Huber wurde verhastet und in's BezirkSgeiänz niß abgeführt. DaS Actienkapital ist total, die Obligationen sind zu 50 pCt. verloren. Unparteiische Experten be rechnen das Deficit aus 765,000 Fr. Oesterreich. Unter dem Protectorate deS Statt halters, Frhr. v. Puthon wird in Braunau Ende August 1892 ein Volks fest, verbunden mit einer land- und forstwirthschaftlichen, sowie Gewerbe- und Industrie Ausstellung stattfinden. Das erste Land, welches dem Mißbrauch der Hypnose einen Rie gel vorzuschiebe» sich bemüht hat, ist Belgien. Die Volksvertretung in Brüs sel hat einen Gesetzentwurf nachstehen den Inhalts angenommen: Hl. Wer ein durch ihn oder durch Jemand an ders hypnotisirteS Jndividuum'zur öf fentlichen Schau stellt, wird mit Haft von zwei Wochen bis zu sechs Monaten und mit einer Geldbuße von 26 bis 1000 Fr. bestraft. tz 2. Wer als Nichtarzt ei» Individuum hypnotisirt, welches da» einundzwanzigste Jahr noch nicht erreicht hat oder nicht im Vollbesitze seiner Geisteskräfte ist. wird mit Hast von zwei Wochen bis zu eiuem Jahre und mit einer Geldbuße von 26 bis 1000 Francs bestraft, auch dann, wenn das hypnotisirte Individuum nicht zur öffentlichen Schaustellung be nützt wurde. In dem Falle, daß auch eine solche Uebertretung geschah, welche das die ärztliche Praxis regelnde Gesetz gleichfalls ahndet, kann auch dieser Pa ragraph angewendet werden. H 3. Mit Hast bestrast wird Derjenige, der mit der Absicht, zu betrügen oder zu schädigen, durch ein HypnotisirteS Indi viduum eine solche Urkunde unterschrei ben läßt, welche einen Vertrag, eine Verfügung, Verpflichtung, Lösung, oder Erklärung enthält. Dieselbe Strafe trifft Denjenigen, der jene Ur kunde zu feinem Nutzen verwerthet hat. Man schreibt aus Bern: Die Psarrerssrau Kemvin, geborene Svyri von Züvch Pfarrer Kempin kam wegen Liederlichkeit um seine Psar cei, die Sorge sür die Kinder nahm die Frau am sich studirte an der Uni versität Zürich in einem schon vorge schrittenen Alter die Rechte und er langte daselbst die juristische Toctor würde. Doctorin der Rechte, wollte Frau Kempin in einem Processe vor dem Züricher Oberzericht als Anwalt auftreten. Das Obergericht ließ sie nicht zu aus dem Grunde, weil sie nicht im Activbürzerrecht stehe. Unter Ac< livbürgerrechl versteht man in der Schweiz die Befugniß an öffentlichen Abstimmungen theilzunehmen, das ac tive und passive Wahlrecht auszuüben. In der Schweiz besitzen nur die Män ner das Aclivbürgerrecht. Im Kanton . Zürich ist seit der Herrschast des demokra tischen Regiments der Anwaltsberus ein sreies Gewerbe. Jeder Schuhmacher, jeder Kaminseger, jede» Schreiberlein kann sich im Kanton Zürich vvn heute auf morgen als Advokat oder Anwalt etablireu und die Rechtsuchenden ge werbsmäßig vor Gericht vertreten. ES bedarf hierzu einer einzigen Requisite: des Activbürgerrechts. Wenn ein sol cher .Naturanwalt" zum ersten Mal als Vertreter einer Partei vor die Schranken tritt, so fragt der Vorsitzende lediglich: „Stehen Sie im Aclivbürger recht?" Ist di» Frage bejaht, so kann der Mann plaidiren. Nach dem öffent lichen Recht des Kantons Zürich und der übrigen Kantone besitzen die weib lichen Individuen das Activbürzerrecht nicht. Folglich dürfen die Frauen den AnwaltSberuf nicht ausüben. Hier gegen ist an und sür sich nicht viel ein zuwenden. Aber unbillig, ja ungerecht scheint es, wenn die Frauen an der Zü richer Hochschule studiren, den Doctor der Rechte erwerben, ja fogar dociren dürfen, ohne foviel Recht zu haben wie der erste beste „Naturanwalt", der kei nen Schimmer von der Rechtswissen schaft hat. Bekanntlich hat die Frau Doctor der Juris Kempin als Privatdocentin die vvnia an der Züricher Juristenfakultät erhal ten. Die Frau ist hiernach gebildet ge nug, die Studenten in der Rechtswissen schaft zu unterrichten. Sie gehört zum Lehrkörper der Universität, darf aber, lediglich weil sie Frau ist, vor keinem Gerichi als Advocalin auftreten. I» der Beziehung hat die Gesetzgebung des Kantons Zürich offenbar eine Lücke. Doch der Kantonsrath mußte das Ge such der Frau Kempin, zum Anwalts beruf zugelassen zu werden, im Hinblick auf die positive Gejeygebung ablehne». ES dürste aber gerecht sein, eine Be stimmung zu erlassen, der zu Folge Frauen, die an einer schweizerischen Hochschule die Würde einer Doktorin der Rechte erworben haben, besugt sind, die Advocatur auszuüben. Frau Kem pin ist eine sehr energische Dame. Vom Kantonrath abgewiesen, dürste sie nun mehr auf eine Aenderung der Gesetzge bung dringen. Die St. Petersburger Zeitung schreibt: Kürzlich wurde im Museum der Osficiers Kavallerie- Schule in Petersburg das Skelett eines PserdeS ausgestellt, has eine Geschichte hatte. Dies Pserd hieß „Osman Pascha", war ein schöner weißer arabi scher Hengst und gehörte dem Verthei diger PlewnaS Osman Pascha, dessen Namen es später erbte. Am 28. No vember 1877 war dieses Pferd Theil nehmer an der Capitulation Plewnas: Osman Pascha ritt auf dem weißen arabischen Hengst aus der Festung und gab über dessen schönen seinen Kops hin weg seinen Degen ab. Seit diesem Tage war das Pserd historisch gewor den. Der damalige Oberkommau dirende, Großfürst Nikolai Nikolaje wilsch.schenkie das Pferd der Kavallerie- Schule in St Petersburg und hier er hielt ?s den Namen „Osman Pascha". Der „Osman Pascha" zeichnete sich durch einen sehr strengen Charakter aus, er gehorchte nur dem Unterosficier, der ihn pflegte, war ein prachtvoller Springer und diente über 14 Jahre in der Kavallerie-Schule mit seltener Aus dauer. Erst im lausenden Jahre wurde er schwach und bequem und weigerte sich, felbst Fourage Dienst zu leiste». Seine Kräfte nahinen rasch ab und am 21. Juli 1891 fiel er. Sein Stelelt wird, wie gesagt, im Museum der Os ficiers Kavallerie - Schule ausbewahrt werden. —ln dem In sera ten t hei l eines Berliner Blattes finden wir fol gende drei Anzeigen: „Gras, solid, charaktervoll, gesund, fchuldfrei, Besitzer eines Gutes im Werthe von 90,000 Fl., sucht eine sympathische Gattin, minde stens 800,000 Fl. Mitgift erwünscht. Briese unler Chiffre „Kein Müßiggän ger" zc. 2) Für einen Fürsten mit ge ordneten Vermögen und solidem Cha rakter kann eine adelig« Partie mit 1H Millionen Fl. Mitgist diskret arraugirt werden. Direkter Verkehr garantirt und gewünscht. Briese erbeten unter Chiffre „Ohne Makel". 3) Asrika- Reisender, schneidige Erscheinung, kräs tig und gesund, Anfangs dreißiger, jetzt dauernd in Deutschland, wünscht sich baldigst mit hübscher, reicher, jun ger Dame zu verheirathen. Wer beißt an? AuS Mainz schreibt man: Auf dem Gebiet des Männerge sanges hat sich in unserer Stadt in aller Stille ein Ereigniß vollzogen, das sür das gesangliche Leben unserer Stadt von Bedeutung sein wird. ES haben sich nämlich sämmtliche hiesigen Gesang vereine der Mainzer Liedertasel, welcher auch Damen angehören) und zwar die Vereine: Cäcilia, Einigkeit, Liederkranz, Liederzweig, Männerge sang-Verein, Sängerbund und Sänqer krauz, zusammengelhan und eine „Sän gerschaft" gebildet, welche zusammen über circa 500 Männerstimmen ver fügt. Diese Sängerschaft wird zwar fortwährend in den einzelnen Vereinen den Gesang pflegen, bei besonderen Ge legenheiten aber al» felbstständiger Verein austreten. verhSngnißvoll« „«ä«», che»". Ein tragikomisches Abenteuer hat sich letzthin in einem märkischen Städtchen ereignet und dürste in der schlichten Einfachheit, in der es erzählt wird, de» Eindruck völliger Wahrheit machen. I» der Stadt A. erwartete der Oberst von X. die Ankunft seiner Nichte, die im» dem letzten Abendzuge eintreffen sollte, und zum Empfange der jungen Dame begab er sich mit seiner Familie zum Bahnhofe. Aber dem Zuge entstieg keine Nichte, wenn man auch unter de» ausgeladenen Passagiereffecten die Kof fer derselben erkannte. Sie mußte also doch im Zuge gewesen sein. Daß si« trotzdem nicht angekommen war, beun ruhigte die Familie v. X.; jedoch am anderen Morgen traf die vermißt« Nichte ein und erzählte dann ihre« Tante das folgende Mißgeschick: AIS der Zug gestern gegen Abend in di« letzle kleine Station vor meinem Reise» ziel einlies, hielt mein Wagen unmittel« bar vor dem Häuschen, an welchem steht „Für Damen". Da fünf Minuten Aufenthalt waren, stieg ich aus, um in jenes Häuschen zu springen. Nach einigen Minuten, im Begriff, in mein Kupee zurückzukehren, versogt» der Thürdrücker; eS war entweder ein besonderer Mechanismus vorhanden, den ich nicht kannte, oder er war im defekten Zustande. Ich probirte und probirte mit Milde und Gewalt, zuletzt pochte ich laut, Niemand hörte, ich rief» ich schrie! da pfiff der Zug ab und ich saß gefangen. ES war mir schrecklich, daß ich nun von Euch ver geblich erwartet wurde; was mochtet Ihr denken, was mir passirt sei! Ich weinte natürlich entsetzlich, aber eS sollte noch schlimmer kommen. ES wird schon Jemand hier vorbeigehen, de» dir aufmacht, dachte ich. Aber eS kam Keiner, denn das Häuschen lag, wie ich später erfuhr, von der eigentlichen Haltestelle ziemlich weit entfernt. Ich rief also wieder laut und immer lauter, aber Niemand hörte. So vergingen Stunden. Da pfiff ein Zug, aber es mußte ei« Güterzug oder Courierzug sein, der dort nicht hielt; ich schrie um Hilfe, aber das Wagengerolle übertönte meine Stimme. ES wurde Nacht und ich saß an diesem schrecklichen Orte eingeschlos sen. Einmal mußte doch Jemand er» scheinen, tröstete ich mich. Da ertönt» das Horn des Eisenbahn-Nachtwächters der 11 Uhr verkündete, ganz nahe bei mir. Ich bot noch einmal meine ganz» Lungenkrast aus und schrie: „Hilse! Hilfe!" —und die Hilfe kam. „Wat is denn hier?" fragte »ine rauhe Männer» stimme. „Ach, ich bin hier eingeschlos sen," ries ich, „ich kann die Thür nicht ausmachen, ich sitze schon sünf Stunden an diesem Orte. Von außen öffnet» der Wächter der Nacht. „Tausend, tausend Dank! Gottlob" Aber, mein gutes Fräulein," sagte der Nacht wächter, mir in's Wort fallend, „dat is doch sehr einlach zu öffnen, sehen S« mal, dat muffen Se so machen, kommen Se mal." Dabei schob er mich mit sich in das Kabinetchen hinein, um mir den Mechanismus zu zeigen, „Sehen "Se, so " —Aber es ging nicht, er rüt telte mit aller Gewalt, eS half nichts, also — schnapp! Jetzt saßen wir Beide gefangen! „Was haben Sie gethan? Sie unglückseliger Mensch?" schrie ich ihn weinend an. „Ja," stotterte er, „et hat doch sonst immer gegangen, abe» et muß wat d ran kaput find!" Alle unsere Versuche, zu öffnen und schließlich mit Gewalt die Thür zu er brechen, waren vergebens; „Rusen," sagte er, „helfe hier nichts, da dies un möglich gehört werden könne." Wir mußten uns in unsere Lage finden. Wie schrecklich es für mich war, mit die sem dämlichen Retter an diesen« Ort» zusammen sein zu müssen, und das du ganz- Nacht es ist nicht zu beschrei. den! Nun wurde ich auch müde; man konnte nicht immer stehen und doch war eS dort so eng, daß für Zwei ja kaum Platz war; wir saßen also abwechselnd. Der Mensch fragte mich zuletzt, ob e» sich auch eine Pfeife anstecken dürste, was ich ihm znr Verbesserung der Lust gern erlaubte, aber der Knaster war auch nicht lieblich. Er tröstete mich, indem er sagte: „Morgen srüh um halb sechs Uhr muß der Bahnwärter hier die Strecke begehen, der kommt hier vorbei, der muß uns hören und auf' machen. Was ich in der Nacht mit diesem Menschen Alles gesprochen und erörtert habe, kann ich Euch gar nicht erzählen. Eine Jammernacht habe ich durchge macht, wie ,ch sie meinem ärgsten Feinde nicht wünsche. Langsam ver ging Stunde um Stunde, endlich halb 0 Uhr hörten wir Schritte. Ein kräf tiger Rus des Nachtwächters, der den Namen des Bahnwärters nannte, würd» sogleich erwidert. Letzterer kam heran und öffnete-und wir entsprangen un ferem gemeinschastlichen Käfig. Eh» ich davonlausen konnte, sagte mir de« Nachtwächter: „Ja, mein liebes Frön lein, det is nun ganz hübsch, det wir die Nacht da zusammengesessen haben, aber wo bleibt mein Dienst? Mein« Kontroluhr zeigt an, det ick nich uf meinen Posten war. Nu müssen S« mir aber noch bezeugen, det ick mit Ih nen da zusammen gesessen habe und det Virnich heraus gekonnt haben; sonst werde ick noch bestraft und ick verliere am Ende noch meinen schönen Dienst." „Ja, ja! ich bezeuge auf Verlangen Alles," rief ich, gab meine Adresse an und iulr mit lem nächsten Zug zu Euch. Acht Tage fpater, so läßt sich d>« Berliner B-Ztg. weiter erzählen, trat ei» Schreiben des königl. Eisenbahn» BetriebSamtS ein, in welchem angefragt wurde, ob es wahr sei, daß die Nichte des Herrn Obersten mit dem Nacht wächter ei» solches gemeinschasilicheS Mißgeschick erlebt Habe, und sie stellt! der Wahrheit gemäß die Bescheinigung aus, daß sie mit dem Nachtwächter A. unsreiwillig zusammen die Nacht zuge bracht habe, wodurch der Nachtwächter verhindert worden sei, seinen gewöhn» lichen Dienst zu verrichten. 7