Sergius Panin. Stoman von GoOtOsBVH««»» IS. Fortsetzung.) Im ersten Stock befinden sich Wohnun gen für die Gäste: Zwölf reizende, mit bedrucktem Kattun tapezirte Zimmer, nebst den dazu gehörigen Ankleidekabi» nets. Von hier bietet sich eine reizende Aussicht auf den Park und die ganze Landschaft. Im Vordergrund fließt ein Bach, dessen reißende Strömung da« rasenbedeckte Ufer bespült, da« sich dem Walde entlang hinzieht. Die Bäume tauchen ihre herabhängenden Zweige in'« Wasser, auf dem sich glänzend weiße Schwäne langsam hin und her bewegen. Unter einer alte» Weide, deren blaß grüne Zweige eine Kuppel bilden, liegt, am Geländer eines Landungsplätze« befestigt, eine kleine Flotte vielfarbiger Kähne. Tief hinten im Pari ist ein Ausblick aus gelbreifende FAver und am äußersten Ende, jenseits einer Reihe von Pappeln, deren zitternde Blälter wi« -Silber glänzen, fließt zwischen niedrigen Ufern die wasserreiche Ois«. Am Abend des 14. Juli strahlte die ser prächtige Wohnsitz in seinem voll ste» Glänze. Die düsttrn Baumgrup« pt» des Parks wart» durch Reihen venttianischcr Laternen glänzend erleuch tet; aus dem Teiche glitten mit Musikan ten besetzte Kähne und die Töne der Blasinstrumente riefen das Echo wach. Unter einem im Mittelpunkt der Allee aufgeschlagene» Zelte ta»zte leidenschaftlich und unbändig die länd liche Jugend, während di« bequ«m«ren Alten, im Freien unter den großen Bäumen sitzend, dem reichlich besetzten Büffet Ehre anthaten. Eine lärmende Fröhlichkeit tönte durch di« Nacht und der gellende Schrei der Hör die Neugierigen zum Tanzplatz hin. Es war jetzt neun Uhr. Die mit Gästen angefüllten Wagen zogen zum lichtstrahlcilden Schlosse. Mitten in der glänzenden Vorhalle, welche durch elekt- Menschen, die sich ebenso sehr durch ihre Ansichten, nie durch ihre Sit te» voneinaüder unterschiede». Für die Werth, die ander» schätzten nur die vornehmt Geburt. Alle aber waren hochniüthig, drängte» sich mit eiuer stol ze» Sicherheit aneinander vorüber, benei dete» sich gegenseitig insgeheim uud ver lästerten einander nach Kräften. Man sah hier Erben entthronter Könige, Fürsten ohne Einkünfte, die sich Hoheit tituliren ließen und die jetzt nicht ein mal soviel zu verzehren hatten, al« ehemals die Kammerherren ihrer Väter; Millionäre, die mit nichts angefangen hatte», nun aber einen großen Auf wand machten und die gern die Hälfte ihres Vermögens hergegeben hätten für einen einzige» Ahne» jener vornehmen Herren, die sie anscheinend verachteten. Alle diese Leute sahen einander neugierig iAclgius und Eayrol, die sich ver vielsältigt »i haben schiene», gingen von einer Gruppe zur andern; der im Bewußtsein seines Erfolges brü stend. Herzog war in Begleitung seiner Tochter, eines reizenden Kindes zog aber achtete nicht darauf, er war cm das Ausseheu, das seine Erscheinung her vorbrachte, schou gewöhnt. Er bemäch tigte sich Eayrols, um ihm seine Glück wünsche abzustatten. Sergius hatte Micheline soeben dem Grasen Soutzko vorgestellt, einen Greis mit soldatisch kurz geichnittenei» weißem Haar, dessen rechter Rockärmel leer war; er war ein Veteran aus den polnischen Freiheitskriegen u»d ein alter Freund des Fürsten Panin, an dessen Seite er die gräßliche Wunde em pfangen hatte, die ihn zum Krüppel ge macht hatte. Micheline hörte lächeliid aus die sür Sergius so schmeichelhaften Worte, die dieser alte Soldat an st« richtete. Cayrol, der sich von Herzog losgemacht hatte, suchte Jeanne auf, wtlche in der Richtung »och der Terrasse I» den Sälen herrschte eine drückende Hitze und viele von de» Gästen hatten sich bereits auf die Terrasse begebe». An der Marmorbalustrade, welche den Teich umgab, waren Stühle ausgestellt. Hier sah.-» die Frauin in ihr«» Spi tzenshawls gehüllt und genossen im Halblicht der Girandolen, welch« d«n Park erleuchteten, den Reiz dieser gött lichen Nacht. Hinter den Fächern hervor tönt« heimlich unterdrückte« Lachen, wäh rend die H«rr«n flüst«rnd di« Damen unterhielten. Aus der Ferne, wo die Bauern tanzten, tönte noch der verhal lende Klang der Hörner herüber, welcher diese» leichtfertige Geflüster übertönte. In einein dunkeln, einsamen Winkel zurückgezogen, weitab von diesem Lärm, der ihn ausregte, weitab von diesem Fest, das ihn mit Schmerz erfüllte, stand Pierre an eine Balustrade gelehnt und träumte. Die Augen nach der Illumination de» Park» gerichtet, schauend, ohn« «twas zu seh«», dacht« «r,an sein entschwundene« Glück. Ein anderer war'S, den Micheline liebte; einige Stunden noch, und «r sührt si« triumphir«nd und jubelnd !»»weg. Ein unermeßli-"-« Schmerz trsaßtt de» jungen Man..-« Serlt; da« Leben war ihm zum Ekel und er haßte d,e Menschheit. Was sollte jetzt au« ihm werdet Sein Ltben war gtbrochrn; ein Herz wit das s«in« kann nur einmal lieben und Micheline« Bild «ar so tief hineingegraben, daß e« nie mehr ausge tilgt werden konnte. Wozu hatten nun all« dies« Anstrkngiingkn, sich über andr« emporzuheben, gedi«nt? Da kam solch «in nichtsnutziger Schönthuer, und sofort hing Micheline sich an seinen Arm und ging mit ihn, davon! Und nun war alles vorbei! Pierr« sragt« sich jetzt, ob er da» Le ben nicht vielleicht von «inrr >alsch«n Seite ausgesaßt hab«, und ob nicht viel mehr die gleichgültigen, die saulen und die genußsüchtig«» Mtnsihen den bessern Theil erwählt hätten. Durch über menschliche Anstrengungen seine Leben«, kraft abreiben, den Gtist durch Grübe ltitn über große Problem« ermüden und alle« di«S, um fchlitßlich nicht« wei ter zu «rrrichen. al» lee« Ehrenerwti sungtn und «itlen Lohn! St« sind di« wahr«n Weisen nicht, vielmehr di«>«»i gen, welche nur nach Glück und Freude haschen, die Epikuräer, welche alle Sorgen, alle Mühsal von sich sch«uch«n, die ausschließlich an ihr Wohlleben denken und sich nur mit der heitern Seit« des L«b«nS besassen! DaS L«b«nS end« ist so nahe, und wenn die letzte Stunde schlägt, wundert man sich, daß man «igtnllich noch gar nicht g«. lebt habe!... .Dann aber erwachte in ihm das Gesühl seintr Würd« und er sagte sich: wa« ist denn der Mensch, welcher nutzlo« gtlebt, dtr nicht durch Arbeit und nützliche Thätigkeit eine Spur seine« Dasein» aus Erde» hinterlassen hat? Und fieberhaft «rrrgt schloß tr: „Ich will mich ganz und gar d«r Wissenschast weihen, will meinen Namen berühmt machen und die» un dankbare Kind zwingen, meinen Verlust zu beklagen. Sie soll b«n Unterschied zwischen mir und Jenem, den sie mir vorzog, kenne» lernen. Sie muß ein sehen, daß er seine Bedeutung nur durch sie und ihren Reichthum erhält, während im Gegentheil sie nur durch mich eine Bedeutung erlangt hätte." Da legte sich eine Hand auf seine Schulter und MarechalS Freundesstiinme sprach zu ihm: „Nun, was stehst du hier und gebärdest dich wi« «in Träumer?" Pierre wandte sich um; in seine Grü beleien versunken, hatte er des Freundes Kommen überhört. „Alle Gäste sind jetzt da," fuhr Marechal fort, „ich konnte meinen Po sten verlassen, um nach dir zu sehen. Seit einer Viertelstunde suche ich dich; weshalb ziehst du dich zurück, das ist un recht und du machst dich auffällig. Komm, wir wollen nach dem Schlosse gehen: es ist besser, man sieht dich ein wenig, sonst bildet man sich ein.. ..was „Ach, mögen si« denken, waS sie wol len, was geht's mich an!" rief Pierre schmerzbewegt; „ich habe den Tod im Herzen!" „Man kann immerhin den Tod im Herze» haben, das ist da« Recht eines jeden, aber man muß möglichst dafür sorgen, daß es Nieniand merkt. Laß uns den jungen Spartaner nachahmen, welcher lächelte, während ihm ein unterm Kleid verborgener Fuchs die Eingeweide zerfleischte. Wir müssen e« vermeiden, uns lächerlich zu mache», Freund. In unsrer alberne» Welt wird Niemand mehr verlacht, als ein betrogener Ge liebter, welcher die Auge» verdreht und sich mit der Faust aus die Brust schlägt. Du weißt- ja, daß Leiden der Menschen Los ist; die Welt ist nun einmal ein Kampsplatz und das Leben ist ein Kanipf. Physische Beschwerden sowohl, wie auch moralische Leiden, alles hemmt uns, alle« drückt uns nieder; trotz alledem aber war ich nicht wahnsinnig? So wohl der Ehrgeiz wie auch jegliche Hoff nung, alle« ist in mir erloschen." „Der Ehrgeiz kommt wieder, sei nur ga», unbesorgt; es ist jetzt eine intellek luelle Lähmung bei dir eingetreten, aber deine Kräfte werden zurückkehren, und was die Hoffnung betrifft, so darf man nie darauf verzichten. ..." „Was könnte denn die Zukunft mir noch bringen? ..." „WaS? —Alles! Hier auf Erde» ist alles möglich!" rief Marechal heiter. „Vor allein, wer steht dir d«nn dafür, daß die Fürstin nicht bald Wittwe wird?" Pi«rre konnte sich eines Lächeln» nicht erwehren. „Ach. geh' doch, du schwatzest Unsinn!" „Mein Lieber, "schloß Marechal, „nur allein im Unsinn steckt noch gesunder Menschenverstand. Komm, laß' uns eine Cigarre rauchen." Sie gingen an den Gruppen vorüber und richteten ihre Schritte nach dem Schlosse. Der Fürst, welcher «iner sehr schönen Dame in prachtvoller Toilette den Arm gereicht hatte, trat jetzt auf di« Terrasse hinau«. Savinien, als Mittelpunkt einer kleinen Gruppe von jungen Stutzern, die sich unten am Fuße der Freitreppe aufgestellt hatten, hechelte mit seiner Listerzunge und seiner bekann ten Frechheit alle Gäste durch, die unter das Kreuzfeuer der Blicke seine« Freun deskreises kamen. Pierre und Marechal gelangten unbemerkt von ihnen hinter diesen Kreis von jungen Leuten. „Wer ist denn di« dort, am Arme un, ser« litben Fürst«»?" fragt« «in in ein« weiße AtlaSweste eingezwängter, kleiner dicker Jüngling, der einen weißen Flie derzweig im Knopfloch trug. „Aber Le Brede, mein Junge, du kennst auch gar niemand mehr!' ries Savinien spöttisch, „und wohnst doch im MaraiS im Familien kreise, — das ist ja ganz unmöglich!" „Etwa deshalb, weil ich diese stolz, Blondin« nicht kenn«?' «rwid«rt« Li Brede, «mpsmdlich b«rührt. „Ich bild« mir durchau» nicht «in. dt« Nam«n all«r Paris«r Schöiih«it«n zu k«nn«n " „Pariftr! Dies« Frau .... «ine Pa riserin? Du hast st« dtr wohl gar nicht «ngtsehen? Schau' doch, mach' di« Augen auf: d«r r«inst«, «nglisch« Ehic, li«b«r Freund." All« di« Stutzer fing«n an zu lachen und wiegt«» sich dabei übermüthig in den Hüsten. Sie halten natürlich den «nglischen Chi- sofort er kannt; sie gehörten nicht zu denen, di« so etwa« nicht erkennen. Einer von ihnen, «in groß«r Braun«r, NameuS du Tremblay, nahm sogar «ine sorgen volle Mi«n« an und rief: „Mein lieber Le Brede, du machst un« Kummerl" Der Fürst ging vorüber, lächelnd uud leise mit der schönen Engländerin plau dernd, welche die Spitzen ihrer weißbe schuhten Finger auf den Arm ihres Ka »alier« gelegt hatte. „Aber wer ist sie denn eigentlich?" fing L« Br«d« wi«d«r ungeduldig an. „Eh, mein Lieber, das ist Lady Har ton, »ine Cousine de» Fürsten. Furcht bar reich! Ein ganz«» Londoner Häu f«rvi«rttl!" „Vor einem Jahr« soll ste gegen Ser gius Panin gesällig geweftn s«in, sagl man", fügt« du Tremblay vertraulich hinzu. „Warum hat er si« d«n» da nicht ge heirathet, w«nn st« doch fo reich ist? Vor «in«m Jahre war «r doch total abge brannt, der lieb« Fürst." „Si« ist verheirathet." „Nun, das ist sr«ilich «in Grund Aber wo ist denn ihr Mann?" „D«r liegt ini äußersten Winkel «ineS Schlosses in Schottland verborgen, man steht ihn nie; «r ist geisteskrank und lebt, umgeben von sorgender Pfl-g- ..." „Und »iner Zwangsjacke! Warum läßt sich denn da« schöne Weib nicht scheiden?" „DaS Vermögen gehört ihrem Ge mahl. " „Dagegen läßt sich nicht« einwenden!" Pierre und Marechal hörten dieses kalte und doch schrecklich« Gespräch ruhig an. Die Gruppe der jungen Leute zog weiter. Beide Freunde blickten einander an. So also wurde Sergius Pauin von seinen lustigen Kameraden, von den Slammgäst«n der Klubs, in denen er einen Theil seine? LebenS zugebracht hatte, beurtheilt! Für diese liebenswür digen Lebemänner war e« selbstverständ lich, daß der Fürst, als er „abgebrannt " war, sich »ach einer reichen Fran um sehen mußte. Da er aber Lady Horton nicht Heirathen konnte, wandle er sich an Micheline. lind dieses sanste Kind war nun die Gattin eines solchen Mannes geworden. Aber was war da zu machen? Unterdessen waren Frau DeSoarennes und Micheline auf der Terrasse erschie nen. Lady Harlan zeigte dem Fürsten mit der Spitze ihres Fächer« die junge Frau, woraus er seine Dame verließ und sich Micheline näherte. an Lord Harton verheirathete Polin, wünscht, daß ich Sie ihr vorstellen möchte," sagte Sergius, „ist eS Ihne» recht?" „Gewiß," antwortete di« junge Frau und wars ihrem Gatten einen zärtlichen Blick zu. „Sie wissen, alle«, was mit Ihn«» verwandt ist, ist mir theuer." Die schöne Engländerin hatte sich langsam genähert. „Die Fürstin Panin!" sagte Sergius ernst und wie« aus Micheline, die sich artig verneigte. Dan» fügte er mil einem Schatten von Vertraulichkeit hinzu: „Lady Harton!" und zeigte aus seine Verwandte. „Ich habe Ihren Mann sehr gern, Madame," sagte die Engländerin, „und auch Sie zu litben. Erweisen Sie mir die Gefälligkeit, dieses kleine Andenke» von mir anzunehmen." Bei diesen Worte» löste sie von ihrem Handgelenk ei» prachtvolles Armband, aus dessen Goldreis das Wort,,Kemper" stand. Sergius runzelte di« Brauen, da« vornehme Aeußere der Engländerin ei»g«schücht«rt, antwortet« bescheiden und mit gesenkten Augen: „Ich nehme eS al« ein Zeiche» Ihrer Freundschaft an, Mylady." deutet.immer'! E» ist dies ein sehr gewichtiges Wort. Am Arme Ihrer Frau wird diese« Armband seine richlige Stellt finden. Aus Wiedersehen, lieber Fürst, ich wünsche, daß Sie glücklich werden möchten." Mit «iner wahrhaft königlichen Kopf bewegung grüßte Lady Horton Micheline. nahm den Arm eine» großen jungen Mannes, den sie durch eine» Wink her beigerufen halt«, und «ntf«rnt« sich. Michtlin« b«trachtit« sprachlos da» an ihrem weißen Handgelenk blitztnd« Arm band. Ohn« «in Wort zu sprecht», nahm Strgiu» den Goldrtiftn, löst« ihn vom Arme feiner Frau, näherte sich hastig dem T«ich« und wars ihn in » Wasser. Wie ein glänzender Lichtstrahl flog da« Armband durch s Dunkel d«r Nacht und »«rsank in di« Fluth, di« «in ««»ig ausspritzt« und fich dann wi«d«r glättet«. Mich«lin« blickt« bestürzt und sragtnd auf ihren Mann. Dieser nähert« sich ihr d«muth«voll und sagt« . „Vtrzeih«n Si«!" Di« jung« Frau antwortet« nicht, ab«r ihre Augen süllt«n sich mit Thrä nen; «in strahlende« Lächeln bewegte ihre Lippen, sie ergriff den Arm ih,«S Mann«» und zog ihn mit sich in d«n Salon. Hi«r wurde getanzt. DI« jungt» Mädchen aus Pontoise und di« elegan ten Damen au« Creil, welch« zum F«st« gekommen waren, wollten di« schön« Gelegenhtit, sich di« Füß« etwa« zu vertr«l«n, nicht unbinutzt las- s«n; st« sprangen, trotz d«r drückende« Hitze, mit dem ganzen Eifer junger Pro» vinzialinn«», welche nur selten die Freu de» eine« Balle« genieß«« könn«n, unter den Ii«beoollen Blicken ihrer an den Wänden fitzenden Mütter lustig herum. Währ«nd «iner Paus« zwischen zwei Ouadrilletouren eilten Sergius und Micheline durch die Säl« in » Gewächs hau», welches als Boudoir d«r Frau Hier herrscht« ein« wohlthuendeKühle. Auch Eayrol hatte sich mit Jeann« und Fräulein Susanne Herzog bereit« hier her geflüchtet. Das jung« Mädchen, welche» sich als Dritt« in d«r G«s«ll, schast de» junge» Ehepaares unbehag, lich sühlte, war herzlich srvh, al» sie de» Fürsten und Michelin« «rblickt«. Ihr Vater halte sie nur für einen Au genblick unltr Cayrols Schutz gelassen, und nun hatie sie ihn seit «iner Stunde nicht »>«hr gesehen. „Mein Fräulein," wandte sich der Fürst heit«r zu ihr, „soebtn, als ich durch die Salons ging, hörte ich die Worte: Anleihe. DiSeont, Liquidation; da niuß ihr Vater dabei gewesen sein. ihn aussuchte?" „Ich würde Ihnen dankbar sein," antwortete daS junge Mädchen. „Ich «il«." Glücklich, sür einen Moment ben Blicken JeanneS intschlüpsen zu können, sähen um und kehrte in die drückende Hitze deS TanzsaalS zurück. Gleich b«im erst«» Blick bemerkte er Herzog, welcher mit «inein der ersten W«chselmakler von Paris in ein«r Fensternische saß und sich mit diesem unterhielt. Der Fürst ging direkt aus ihn zu. „Verzeihen Si«. daß ich das Vergnü g«n JhrrS Gesprächs unterbreche," sagt« «r lächelnd, „ab«r Ihr« Fräulein Tochter wart«! aus Si« und ist ungedul glücklich, einen Augenblick mit Ihnen allein sein zu dürsen;" sagte Herzog mit der Vertraulichkeit, der «r sich gewöhn. prächtigen Rahmen haben müssen. Nun. Sie haben ihn jetzl, Ihren Rihmen, und «r ist gut vergoldet!" als ob er sich über des Fürsten Glück lauten doch die Bedingungen betreffs de« Der Fürst betrachtete Herzog mit einem gewiss«» Blick, d«r nicht gerade wohl- Aber dieser Finanzmaiin machte mit seinen niedergeschlagenen Augen und seinem krummen Rücken eine nicht umhin konnte, ihm zu antworten: „Wir sind nach den, Dotalsystem ver h«irath«t." „Ah, ah! Wit's in der Normandie der wohl, daß Frau Teivarennes ein ener gisches Weib fei; sie hat eS bewiesen! Ja, ja, das Dotalsystem! Ausschluß der Gütergemeinschaft! Und Sie unterschrie- Augeii, mein lieber Fürst! Auigezeich »et, ausgezeichnet! Wie «in wahrer Edelmann! ..." Er sah ganz treuherzig au«. als er diese Worte sprach. Dann aber schlug er plötzlich mit «in«in klar«n Blick die Aug«n aus und sag!« mit ironischrm Lä cheln: „Sie sind angesührt, mein Bester, missen Sie das?" „Mein Herr!...." protestirt« Ser giuS hochmilthig. „Schrei«» Si« nicht, «s ist zu spät und wär« dahtr nutzlos. Erlaub«» Sie mir li«b«r, Jhn«n Ihr V«rhält- Muttrr beeinflussen lass«n wird; und die Mutter ist sehr energisch! Ah, mein Fürst, Sie sind gründlich herein manter Sie gefallen mir sehr. E» wäre möglich, daß Si« b«i Ihr«» mir bekannten Neigungen in kurzer Zeit in Verlegenheit kämen. Besuchen Si« mich dann, ich werde Ihnen G«l«g«n» h«it g«b«n, Geschäfte zu machen. Aus Wiedersehen, mein Fürst." Und bevor noch S«rgiu« ihm aiitwor t«n konnt«, ging Herzog in s Gewächs hau», wo ihn seine Tochter ungeduldig erwartete. Ihm solgte der mißmuthig gestimmte Fürst. Herzog« Worte hat ten lästig« G«dank«n in ihm «rw«ckt; sollt« e« wirklich wahr sein, daß ihn Frau Deivarenne» üb«rlist«t, daß sie ihn, unter dem Anschein von Seelen größe und Edelsinn, wie einen Einsalt»- pinsel an di« Fingerspitze ihrer Tochter angebundtn hatte? Er mußt« sich zu sammennehmen, um seine Heiterkeit wiederzugewinnen. „Micheline liebt mich," dachte er, »«» wird Alle« gut w«rd«n." Auch Frau De«»arinn«s war j«tzt ge kommen und hatte'sich den beiden jungen Ehepaaren wieder angeschlossen. Di« Salon« btgannin sich zu entleeren. Ser gius nahm Eayrol bei Seite: „Wa» ge denken Sie heute Abend zu thun, mein Lieb«r?" sragt« «r ihn. „Sie wissen doch, daß man Ihne» eine Wohnung im Schloss« zur«cht gemacht hat?" „Jawohl, ich weiß e», habe auch Frau D«»varennt« berrit« dasür gedankt; aber ich ziehe e« vor, nach Pari« zu rückzukehren. Unser kleine» Parodie» erwartet un» dort, ich will e« heut« ein weihen! Ich habe meinen Wagen kom men lassen und will nun meine Frau mit Ertrapost nach Hause sahren." „Da« ist eine förmliche Entführung! Ganz im Stile der R«g«nschast und d«r Hossitt«!' „Ja, ja, mein lieber Fürst, so sind wir Leu!« von d«r Bank!" erwidert« Cayrol lach«nd. Dann schlug er einen andern Ton an und sagt«: „Wissen Sie, Fürst, ich zittre, ich bebe, mir wird kalt und heiß. Ich bin in einer wonnigen Ausregung! Be denken Sie doch, daß mein Herz noch nie geliebt hat, und ich liebe wahn sinnig!" Sergius mußt« unwillkürlich auf Jtanne blicken. Sie saß da, sah etwa« bleich und finster au» uud schien nicht« wtnigtr al» frtudig gestimmt. Frau DeSoarennes befand sich zwi' schen Jeanne und Micheline und hatte die beiden jungen Mädchen zärtlich um schlungen. Bekümmerniß lag in ihren Blicken. Sie fühlte al» Mutter, daß di« l«tzten Augenblicke ihrer unumschränkten Herrschast herangenaht seien, und wollt« nur noch einmal im Genuß de» Besitze» dieser beiden vergötterten Kinder schwel gen, welche unter ihrem Schutze wie zwei zarte, kostbare Pflanzen ausge wachsen waren. „Nun hat auch dieser wichtig« Tag fein Ende erreicht!" sagt« sie. „Ihr seid nun beide verheirathet, gehört nicht mehr mir an. Ach, wie werde ich euch ver misse»! Bor wenigen Stunden hatte ich noch zwei Kinder, und jetzt ..." „Jetzt hast du vier," unterbrach st« Mich«kn«; „und beklagst dich noch!" „Ich beklage mich ja nicht," «rwidirt« Frau DesvarenneS lebhast. „DaS ist richt!" rief die junge Frau heiler. Dann trat si« zu Jeanne und sagt«: „Aber du sprichst kein Wort, bist tief in Gedanken oersunktn. F«hlt dir «tivai?" Jeanne zitterte und suchte Leben in ihre starren Züge zu bringen. „ES ist nicht»; nur ein wenig Ermü „Und di« Gemüthsbewegung,' fügte Micheline hinzu. „Was mich betrifft, so sühlte ich heute srüh, als wir mitten unter Blumen, von unsern Freunden die Kirche betraten, daß ich weißer war als mein Schleier. Der Weg bis zu meinem Platze schien mir endlo«. ich Alle nennen mich jetzt .Madame' und .Fürstin'; da« belustigt noch!" Sergius trat zu ihr heran. „Sie sind >a auch Fürstin,' sagt««» ISchtlnd, „und j«d«r muß Si« jetzt s» nennen." „O, wtder Mama, noch Jeanne, noch Tie," erwiderte die jung« Frau lebhaft; „n«nnen St« mich nur imm«r Michclin«, da« ist zwar wtingir respektvoll, dasür aber auch zärtlicher." Frau DesoarenneS konnte dem Wunsch nicht widerstehen, ihre Tochter nochmals an'S Herz zu drücken. „LicbeS Kind," sagte sie gerührt, „du hast das Bedürfniß, geliebt zu weiden, wie die Blumen de« Sonnenscheins be dürfen! Ah, wie ich dich liebe!" Sie machte eine Pause und fügte dann hinzu: „Wir lieben dich!" Und si« reichte ihrem Schwiegersohn die Hand. Dann «inen andern Gedan kengang oersolgend, sagte sie: „Aber, Cayrol, eben fällt mir ein, da Sie nach Paris zurückkehren wollen, könnten Sie die Ordre«, welche ich für « Geschäst zu „Wie? Geschäst«? Sogar an m«in«m Hochzeitstage?" ries Micheline. „Ach, mein Kind, Mehl wird alle Tage gebraucht;" erwidert« di« Prinzi, unterhalten. will Pari« «ssen, und Pari« hat ein«n auSg«z«ichntttn Appktitl" Mich«lin« trat >u ihr«m Gatt«n: „Sergius." sagte sie, .e» ist noch nicht spät. Wie wäre e«, wenn wir jetzt noch aus den Tanzplatz. zu den Arbeitern hingingen? Ich habe e« ihnen verspro chen; die guten Leut« würden stchlo sehr freuen!" „Wik e» Ihnen beliebt, ich stehe ganz zu Befehl. Wollen wir versuchen, un« populär zu machen!" Frau Desvarenn«» war in ihr Zim mer zurückgekehrt. Eayrol, der sich einigermaßen unbehaglich fühlte, be nutzte den Moment, um hinauszugehen und seinem Kutscher zu sagen, daß er eine Fahrt um den Park machen und ihn dann an der Psorte de» kleinen Ge wächshauses erwarten solle. Auf dies« Weise würden er und seine Frau nie mand begegnen und sowohl die lästi. gen AbschiediwoN« der Freund«, al» auch die ntugierigen Blicke der gleich, gültigen Menge vermeiden. Micheline näherte sich Jeanne: „Da du dich fortschleicheni.wlllst, so werd, ich dich heute nicht mehr sehen. Leb« wohl!" Und sie umarmte sie mit heiterem Un gestüm. Dann nahm si« ihres Man ne» Arm und zog ihn mit sich in der Park. Z«hnt«» Kapitel. Jeanne, die allein geblieben war, blickte ihnen nach, wi« sie mit leicht be flügelten Schritten der Liebe davon eilten. Sergius neigte sich zu Michelin, und flüsterte ihr zärtliche Worte in'» Ohr. Schwermuth und Trübsinn erfüllte« JeanneS Herz; Sie war allein geblieben, während derjenige, den sie liebte ES bemächtigt« sich ihrer ein Gefühl d«r Empörung. Unglückliche! Weshalt mußt du an diesen Mann denken? Hast du denn noch «in R«cht dazu? Du g«- hörst nicht m«hr dir allein; ein andre, Mann ist dein Gatte, ein Mann, der gegen dich ebenso li«b«voll wi« jene, undankbar ist. Diesen andern mußt du nun zu lieb«» sucht»! So dachte si, jetzt in aller Aufrichtigkeit ihres Gewis sen«. Sie »ahm sich o»r, Eayrol zu lieben. Diesen armen Jean, sie wollt» ihn mit Zuvorkommenheit, mit Für sorge, niit Liebkosungen überschütten, damit Sergius eifersüchtig werde, denn er konnte diejenige nicht so schnell ver gessen haben, welche er noch unlängst vergöttert hatte. Es war, al« ob zwischen Jeanne und Eayrol eine sympathisch« Verbindung vorhanden sei. Al« ihn seine Frau in Gedanken zu sich rief, erschien er. „Ah, endlich!" rief sie. Eayrol, den dieser zuvorkommend« Eiilpsang überrascht«, lächelte. Jeanne, welche dies Lächeln bemerkt«, fuhr fort: „Nun. mein Herr, reisen wir bald ab?" DaS Staunen de« Bankie»« wuchs, doch war es freudiger Natur. Er erhob „Weshalb diese Verzögerung?" sagt« sind über zwanzig Equipagen im Schloß hof; uns-r Kutscher soll daher durch den Park fahren und wir steigen dann unge sehen an der kleinen Psorte de« Ge wächshauses eine. „Nun gut, warten wir also." Dieser Aufschub macht« Jeann« un muthig. In, Eifer des von ihr gefaßten so schnell und so weit als möglich von Sergius entsernen. Ungcschickteiweis« wurde dieser Drang einer stolzen Ent rüstung durch Eayrol gehemmt, und sie ein« sür ihn ungünstig« Veränderung in ihr vollziehe; «r wollt« daher den üblen Eindruck, den er hervorgebracht, bekämp sen und ihrem Gedankengang eine ander« Richtung geben. gehört! Si« war«» einstimmig in ihren Glückwünschen: Wa« doch dieser Cayrol für ein Glück hat! Ihm gelingt alle«, Sie sehe» also Jeanne, daß dank Ihnen mein Glück in den Augen aller vollstän dig ist. " Jeane runzelt« di« Brauen und macht« «ine verächtliche und hochmüthige Kopf- Eayrol. der dies« Vorboten eines heran? nahenden Gewitters nicht bemerkte, fuhi fort: „Man beneidet mich und ich be greife e«; denn ich möchte mit niemand tauschen. Obschon unser Freund, Fürst Panin, sehr glücklich ist und eine reich« Frau bekommen hat, di« ihn li«bt und di« «r anb«t«t, —so ist «r durchaus nicht glücklicher al« ich." J«ann« «rhob sich unwillig und schmetterte ihren Mann mit ein«m von Zorn sunk«lnd«n Blick ni«d«r: „Herr!" ri«s sie wüthend. „Verzeihen Si« mir." fing Cayrol in besch«idenem Ton wieder an, „ich er schein« Ihn«» vielleicht lächerlich, aber ich kann meine Freude nicht unterdrücken, e» geht über mein« Kräfte, und Sie sollen sehen, daß ich Ihnen ewig dankbar sein werde. Mein ganze« Leben soll mit den Ansang zu machen, hab« ich Ihnen ein« Utberraschung b«reit«t. " „Und di« wäre?" sragt« Jeanne gleichgültig. , g j,. 's z d d nach Pari» zurückkehren, um dort aus schlicht«, bürgerlich« Art unser« Flitt«r woch«n zu verbringen." Jeanne zitterte. Eayrol hatte offen bar kein Glück mit seinen Worten. „Nun, da« ist durchaus nicht der Fall, " fuhr der Bankier fort. „Morgen verlasse ich mein Comptoir; meine Ge schäftsfreunde mögen sagen, wa« sie wollen; ich lasse mein Geschäft im Stich und wir gehen auf Reifen." Die«mal war Jeanne befriedigt; «in Fr«udenstrahl erleuchtet« ihr Antlitz. Fortreisen von hier, w«it fort! Das »ar eine Aussicht auf Ruh«. „Und wohin reisen?" „Eben darin liegt die Ueberraschung! Sie wissen doch, daß auch der Fürst und seine Frau reisen wollen?" „Ja, aber da« Ziel ihrer Reise halten sie geheim," unterbrach ihn Jeanne mit beginnender Unruhe. „Nicht vor mir. Ich weiß, daß sie in di« Schw«iz gehen. Nun, wir werde» st« dort aussuchen." (Fortsetzung folgt.) »ergda« der «rzet«. Die Herren Bleichröder und Genop sen zu Berlin, in deren Besitz geräusch, lo» eines der großen Bergwerke naH dem andern im erzreichen Michiga« übergeht, haben seltsame und räthsel hafte Vorgänger gehabt. Namentlich auf der Halbinsel Keweenaw Point, di, sich vom südöstlichen Ufer des Snperior- Sees weit in di« blauen Fluthen bei mächtigen Wasserbeckens hinein erstreckt steht eS mit unumstößlicher Gewißh« fest, daß die räthselhaften Urbewohne, Nordamerikas, deren Blüthezeit viel« tausend Jahre vor dem Erscheinen de» rothen Mannes zurückreicht, bereit» wenn auch nicht in einer nach moderne« Begriffen regelrecht bergmännische, Weise, daS Erz gefördert und daran« das Kupfer gewonnen haben. Allem Anschein nach sind diese Mine, Jahrhunderte lang in Betrieb gewesen> doch fehlen über die Menschenrasse welche dort thätig war, alle Anhalts, punkte. Die Kunst der hüttenmäßige» Bearbeitung scheint unter derselben noch nicht bekannt gewesen zu sein; den, man fand nirgend Spuren geschmolze nen Kupfers. Die Ausbeutung be schränkte sich wahrscheinlich auf solch, Stücke, welche in kaltem Zustande ver arbeitet werden konnten. Doch habe, jene vorgeschichtlichen Bergleute zwei felloS die Kunst verstanden, durch An- Wendung von Feuer die Gesteinmasse, so weit zu lockern, daß eS ihnen mög lich wurde, dieselben loszubrechen, un zu dem Metall zu gelangen. Die Me thode deS Bohren» war ihnen noch un bekannt, dagegen gebrauchten sie Stein- Hämmer. Bon diesen Werkzeugen fand ma, allein mehr als zehn Karrenladungen i» der Nachbarschaft der Minnesota-Mine. An einem Ort war eine sünfzig Fuj tiefe Höhlung ausgearbeitet worden und aus dem Boden derselben besän» sich ein Balkeagerüst. Hier wurde auch eine große Kupferplatte entdeckt. I» einer anderen alten Mine fand man eine Kupsermasse von 46 Tonnen in Gewicht. Ein seltsamer Fund wurde in eine, 18 Fuß tiefen Höhlung gemacht. Aus einer fünf Fuß hohen Stellage von ein gerammten Eichenpfählen lag hier ei» 6 Tonnen schweres Stück Kupfer, des sen Oberfläche sorgfältig geglättet wor» den war, zu welchem Zweck, ist nicht er, sichtlich. Daß viele Jahrhunderte vorüberge rauscht sind, seit diese alten Bergwerk, außer Betrieb gesetzt wurden, ist übe, allen Zweifel erhaben. Die Oefsnungen waren entweder völlig verschüttet, und die morschen Leiber von Riesenbäumen, welche seitdem gewachsen und nnede, dem Zahn der Zeit zum Opfer gefalle» waren, um einer neuen Generation Platz zu machen, bedeckten die Spuren de» Wirkens jener längst ausgestorbenen Menschenrasse, die wahrscheinlich mil den räthselhaften „MoundbuilderS identisch ist. St« «treitsSchttger. DaS Schwurg»richt im Rhone-De. partement hat dieser Tage einen alte» Bekannten der Gerichtshöfe seines Be zirks, den Optikus Verdelet, abgeur theilt. Verdelet, ein unermüdliche« Quärulant, hatte mit seiner Baterstadl SS Jahre lang Processe geführt. E« brachte seine Beschwerde vor alle mög. lichen Gerichtshöfe, beklagte sich unauf hörlich, daß er nicht zum Ziel gelange, könne und zog die öffentliche Aufmerk samkeit durch lärmendes Verhalten auf sich. Im Jahre 1870 gab er in dem Vorraum des Gerichtsgebäude« eine» Revolverschuß ab, der akademisch Herrn Sallantin galt, einem Richter, dem ei die Verzögerung seiner Angelegenheil Schuld gab. Im Jahre 187 a durch löcherte er mit Revolverschüssen in de, Garderobe alle Hüte der StaatSräthe. Wegen Bedrohung mit dem Tode vo> die Geschworenen deS Seinedeparte» mentS gestellt, wurde er freigesprochen, da die Geschworenen ihn für verrückl erklärten. Die Verwaltung hielt sich jedoch nicht ermächtigt, ihn einzusperren. Im Juli diese» Jahre» ermordete Ver» delet seinen früheren Lehrling und nachmaligen Schwiegersohn Parisot. Parisot hatte mit seiner Frau eine un> glückliche Ehe geführt; die Frau wars dem Maime Trunkenhaftigkeit, de, Mann der Frau mehrfache Untreue vor. Schließlich trennten sie sich. De» Mann ging nach Pari», Frau Pariso» blieb in Lyon, wo sie auf halbe Rech nung mit ihrem Vater einen Laden mil optischen Instrumenten unterhielt. Endlose Processe entsprangen aus die sem Verhältniß. Der alte Verdelet, welcher seinen Schwiegersohn mit Droh briesen verfolgte, wurde zu einem Mo» nat Gefängniß und zweitausend Franc» Geldbuße verurtheilt. Kurze Zeit da rauf kam Parisot nach Lyon zurück, w« er sich in sein Geschäft wieder einsetze» ließ. Verdelet beschloß, mit seinem Schwiegersohn ein Ende zu machen. Am 30. Juli machte er sich durch ein« Blouse, einen alten Hut vollständig unkenntlich, bewaffnet» fich mit einem Küchemnesier und mit einem Revolvei und begab sich an die Thür de» Laden» feines Schwiegersohns, der grade im Begriff war. einer alten Dame ein« Brille zu verkaufen. Dreimal stieß e, dem Unglücklichen sein Messer m di, Brust. Parisot fiel todt nieder, wäh rend Vorübergehende seinen Schwieger vater entwaffneten und tüchtig durch bläuten. Verdelet ist ein kleiner, ganz weißhaariger alter Mann, vollständig taub, aber für seine sechsundsiebzig Jahre erstaunlich rüstig. Während der Gerichtsverhandlung benahm sich der unverbesserliche alte Quärulant wi« ein wüthender Narr und ries schreiend den Himmel zum Zeugen seiner Un schuld an. Nu« der Verhandlung ergab sich, daß er seit 18S6 unaufhörlich Pro ceffe geführt hat. Die Geschworenen machten den Excentricitäten des gefähr lichen Menschen allzu spät ei» Ende, indem sie ihn wegen der Ermor dung seines Schwiegersohnes zu acht Jahren Gefängniß v-rurtheilten. 3