T«uN>t,e üocal»a»r» altmärkiiche Ulanen Regiment No. j«!, welches sich im letzten Kriege besonders bei MarS la Tour auSge zeichnet und den berühmten „TodeSritt" mitqemacht Hot, seierte da» 25jäbrige Jubiläum seines Bestehens. Aus der Grube Ilse in der chemischen ,^>brik. gehörig, ervlodirte der Gasometer, wo durch 12 Personen, darunter auch der Jnspector Hermann Rössel, erhebliche Brandwunden erlitten. Spurlos verschwunden ist der Prokurist Schmidt deS Bankgeschäfts M. Levy in Spandau. Der Cbes der Firma stellte sest, daß Unregelmäßigkeiten nicht vorgekommen find. Unter zahlreicher Betheiligung beging der Lehrer Gottlieb Kiepke in Matich?orf sein 50jähriges AmtSjubi läum. Eine seßhafte Lehrersamilie ist die Familie Schreiber in Schünow >ewese». Seit nicht weniger als 200 Jahren sind Glieder dieser Familie als Lehrer in Schünow thätig gewesen. Am t. Oktober d. I. ist der letzte aus dieser Lebreriamilie in den wohlver dienten Ruhestand getreten, nachdem er vor zwei Jahren noch das 50jährige Amtsjubiläum begangen hatte. DaS Rittergut PietmannSdors wird in näch ster Zeit durch einen Berliner Jugenieur in mehrere Bauernhöfe und kleinere Wirthschaften geiheilt werden, welche alsdann zum freihändigen Verkauf ge langen sollen. Die Frau deS Töpfer meisters Kalkmann in Zossen hat in Abwesenheit ihres Mannes ihre beiden Kinder und dann sich selbst erhängt. Der Schwiegervater der unglücklichen Frau, Töpfermeister Kaltmann sen., war im vorigen Jahre durch den Schmiedegesellen Schmiedecke ermordet worden und seit jener Zeit hat die Frau wiederholt Spuren von Geistesstörung «ezeigt. Provinz Ostpreußen. Beim letzten Provinzial Sängerfeit in Königsberg hat sich ein Deficit von ca. 3000 Mark herausgestellt, welches durch den Garantiefond» gedeckt werden muß -f Der-Candidat der Freisinni gen sür die letzte Reich»tagswahl im Wahlkreise Rastenburg-Friedland-Ger dauen, Herr Gutsbesitzer Winkler-Po pvwken. Im Beisein der Spitzen der Behörden und der Kaufmannschaft fand die Einweihung des Kamstigaller Ha fens statt, Der Pächter der königl. Domäne Mörlen in Ostende, Lieutenant Beyers, über dessen Vermögen der Konkurs eröffnet werden sollte, hat sich erschossen. Das finanzielle Ergebniß der im letzten Sommer abgehaltenen Tilsiter Gewerbe Ausstellung ist ein günstiges; es ist ein Ueberschuß von 4000 Mark erzielt worden. Provinz Westpreußen, Aus dcn katholischen Psarrer Bober in Chmielno, der von einem Theil sei ner Gemeinde angefeindet wird, würd« ein Attentat verübt, indem durch das Fenster seines Schlafzimmers ein Sckrotschuß abgeseuert wurde. Als der Thäterschaft dringend verdächtig ist der Gastwirtb Rudolf Krefft verhastet wor den. Der ostdeutsche Sängerbund, welchem 30 Vereine mit 057 Sänger angehören, bat beschlossen, sein nächstes Sängersest im künstigen Sommer in Kulm abzuhalten. Der Bund umsaßt die Städte im südlichen Theil West preußenS und im Netzedistrilt. Der Kaufmann Joseph in Kulmsee ist flüch tig geworden. Seine Schulden sollen über 100,000 Mk. betragen, Der beim MarienburgerPostamt beschäftigte Gehilse Kieper ist wegen Unterschlagung verhastet worden. Der Marine- Henjel, ein Sohn des Gerichtskassen- Rendanten inMarienburg,welcher in der ostasrikanischen Kolonie Dienst als Rentmeister genommen hatte, ist aus der Heimkehr von dort in Genua gestorben. 1° In Marienwerder RegierungS sekretär Ludwig Broszia. Kaufmann Kahla» in Marienwerder hat seine Zahlungen eingestellt. In Ezechoczin wurde der Maurer und Zimmermeister Gustap Kusel ermordet. Den blutbe fleckten Leichnam sand man aus einer Wiese ,n der Nähe der Wohnung des Ermordeten vor. Der Reserendarius Sckaple, ein Sohn des Rendanten Sch. in Graudenz, ist bei einer Segelparthie aus den See ertrunken. Der Hofbe sitzer Albrecht in Schweinegrube erschoß sich, weil sein« Frau ihm über seine schlechte Wirthschaft Vorwürfe gemacht Provinz Pommern- Das seltene Fest der diamantenen «chzeit beging das Gotthils Gr,ebe nv'sche Ekevaar in WilhelmSburg bei «rdinandSbof. In CöSlin erhängte ch m der Formerei der Maschinensa rik von Wistinghausen und Richnow >er daselbst angestellte Formermeister Onnasch, —In der Demininer Zucker fabrik hat sich in einem Kessels Einathmen desselben verloren mehrere mit der Reinigung des Kessels im In nern desselben beschäftigte Arbeiter das Bewußtsein. Bon diesen sind der Ar beiter Ackermann au« Oberdorla und der Ausseher Schultz von hier, welcher Pch hervorragend an dem Rettungswerk betheiligte. bereits verstorben, der Ar beiter Westvhal liegt noch schwer krank darnieder, während der Arbeiter Giertz, welcher bei den Rettungsarbeiten eben falls Kohlensäure eingeathmet hatt«, sich auf dem Wege der Besserung be findet. Der Tischlermeister Wilbel« Bucheltin Greisenbcrg ist b«i Göhrke durch eigene Schuld aus der Balm ver unglückt, indem er zu nahe an Bahngekeife heranging, vom Zuge er saßt und dabei tSdtlick verletzt wurde. Provinz Schlesien. Die diesjährige Weinernte in Grün berg, welche nach althergebrachtem Brauch unter dem Geläut aller Glocken in Angriff genommen worden ist, bleibt in quantitativer Hinsicht weit hinter den gehegte» Erwartungen zurück. Durchschnittlich wird nuf einem Mor gen ein Viertel Trauben gelesen. In Folge dieses geringen Ergebnisses hält sich auch der Preis auf sehr respectab ler Höhe; er schwankt zwischen 85 und 90 Mk. sür ein Viertel oder 500 Pfund, Quantitativ ist der „Heurige" zweisel« los gut. -s- Der große Obstindustrielle Eduard Seidel, der Zchöpser und her vorragendste Förderer der jetzt in weite sten Kreisen bekannten Grünberger Obstindustrie, Ueber das Vermögen des Bankiers E. A. Thiel in Haynau dem Thiel ganz plötzlich—wie allgemein angenommen wird, sreiwillig gestor ben war. Die Passiven sollen sich aus über 1j Millionen belausen. Der Fall ist dadurch erfolgt, daß Herr Thiel ge zwungen war, Fabriken, Rittergüter, Häuser?c. zu übernehmen, welche die Firma hypothekarisch beliehen hatte. Im nahen Zusammenhange mit diesem Concurs« sind bereits süns weitere in Haynau und Umgegend angemeldet wor den, darunter über daS Vermögen deS srüheren Gutsbesitzers Ludwig Winkler zu Tammendorf, der verwittwetenGutS besitzer Christiane Thiel, geb. Gutsche, zu Ober und des Fabrikbe sitzers Wilhelm Kramer zu Kammer Ulbersdorf, Schwiegervater des Soh nes des verstorbenen Kaufmanns E- A. Thiel, Namentlich viele kleinere Leute, die ihre Ersvarnisse bei Thiel unterge bracht hatten, werden um ihr Geld kom men. Das dem Deutschen Krie gerbunde zweite Krieger waisenhaus soll nunmehr in Kauth er richtet werden. Der Polizeisecretär Saemann in Kattowitz, dessen Frau seit längerer Zeit schwer krank darnieder liegt, hat sich erschossen. Der mit 248,000 M von Leobschütz durchgegan gene Bankvorsteher H. Michaelis ist in Regenmalve (Pommern) im Hause seiner Eltern verhaftet worden. In seinem Besitz wurden nur KV Mark ge bunden. Provinz Sachfen. Bürgergermeister Horn in Torgau wurde wegen Untreue im Amt zu 6 Wochen Gesängniß verurtheilt. Er hatte aus den von ihm sür den Magi strat verwalteten Stiftungen etwa 9500 Ml. nach und nach für seine eige nen Söhne als Stipendien verwendet und davon mir 3000 Mk. wieder erstattet. Neuerdings sind an Unter vfficiere und Mannschaften der in Tor gau garnisonirenden 3. Abtheilung des Thüringischen Feldartillerie-Regiments Aufforderungen zur Meldung für den Dienst in Ostafrika ergangen. ES haben sich daraufhin achtzehn Mann ge meldet, doch ist von den Unteroffizieren nur einer ausgewählt worden. Die Leute werden aus zwei Jahre engagirt. Dem Vernehmen nach wird eine Mo natslöhnung von 180 Mark und dann eine.Jahreszahlung von je 1000 Mark gewährt Nach zwei Jahren kann der Mann zurückkeyrcn oder einen Besuch in Deutschland macheu, wozu 700 Mark gewährt werden. Der Centralaus schuß für das im nächsten Jahre in Weißensels abzuhaltende 14. Mittel deutsche Buudesschießen, an dessen Spitze Bürgermeister Falkson getreten ist, hat sich conftituirt. Er hat die Vorsitzenden der einzelnen Festaus schüsse bereits ernannt. Der Bauunter nehmer Franz Mahler, der in Weihen sels Frau und Kinder im Stich gelas sen und in Begleitung seiner Geliebten eine „Seereue" angetreten hat, ist in den Landgemeinden übergetreten. Es zählt nur noch etwa 650 Einwohner. Provinz Hannover. Stadtschreiber Bokemeyer in Verde, seierte die goldene Hochzeit, —Bei einem Schadenfeuer, welches zwei Bauernge böfte in Elvershausen (Kiel und Metje) und ein Anbauerwesen (Brinkmann) vollständig einäscherte, kam der Zimmer mann Förster dadurch um s Leben, daß er von einer niederstürzende» brennen den Decke verschüttet wurde. Die ost sriesische Rheder« in Emden gehl von Jahr zu Jahr nach ihrer Zahl und idrem Raumgehalt zurück. Dabei be der Zchifserstand mit Sorgen und La sten zu kämpfen hat. Wegen der in Münden herrschenden Masernepidemie wurden die beiden evangelischen Stadt schulen bis aus Weiteres geschlossen. Die bisherige Ackerbauschule zu Nien burg soll nach Neustadt verlegt und als landwirihschaslliche Winterichule weiter geführt werden. -f In Northeim der Rektor der Bürger- und Volksschule, p. We gener. Provinz Westfalen. -s- Der srühere Landtagsabgeordnete Gras Ferdinand Schmising-Kerssenbrock in Münster. In Altona sind dreißig Personen an der TrichinofiS erkrankt. Ein sonderbarer Kauz ist der 73 Jahre alte Erdarbeiter H. Metz aus Ltsenberge. Als er 58 Jahre alt war. heirathele er zum ersten Male. Nach dem seiner Frau, als er LO Jahre alt war, nahm er die zweite Frau und bei Lebzeiten derselben, 71 Jahre alt, heirathele er zum dritten Male. Nun ist er wegen Bigamie zu einem Jahre Zuchtdau« oerurtheilt worden. Die Eheleute Ditzel in Balve mißhandelten ihre geistig beschränkte Tochter Auna jahrelang in grausamster Weise und entzogen ihr selbst die nothdürstigste Nahrung, so daß schließlich der Tod eintrat. DaS Gericht verurtheilt« den unnatürlichen Bat«r zu 1j Jahren, di« Stiesmutter zu 1 Jahr Gesängniß. Lehrer Berg in Sünninghausen se,e?t» fem övjährige» Di»nstj»biläum. Am Vorabende wurde dem Jubilar ein pompöser Fackelzug gebracht. Einer der ältesten Bürger Biel«s«lds, der Kreisdirector a. D. und Geheime Ju stizrath Buschmann ist gestorben. 112 Der Redacteur des nationall. „Rh.- Westf. Tagebl." Dr. Rackwitz in Bo chum, In der Concurrcnz für den Entwurf zum Bau eines monumen talen Rathhauses aus dem Dortmunder Marktplatz« wurde , der erste Preis (1500 M.) dem Architekten Wiethase in Köln zuerkannt; die beiden zweiten Preise <>« 1000 M.) erhielten Archi tekt Vollmer in Berlin und Professor Stier in Hannover. Rheinprovinz. Die Eheleute Dachdeckermeister Chri-> stoph Roppertz in Geldern, feierten das Fest der diamantenen (KO-jährigen) Hochzeit. Die 20jährige Pauline Heil, Tochter des Zimmermanns Joh. Heil, bat sich in der Nahe ertränkt. Der Bureauvorsteher des Rechtsanwal tes W.. NachtSheim, daselbst, ist mit Hinterlassung vieler Schulden flüchtig geworden. Der Mörder Dietz von Mayen, welcher im Februar diese Jahres die Ehesrau Schuller ermordet und dieserhalb vom Schwurgericht Cob lenz zum Tode verurtheilt worden war, ist zu lebenslänglicher Zuchthausstrase begnadigt worden.—Der Kommerzien rath Otto Andreac hal der Stadt Mül heim eine Volksbadeanstalt zur Ver fügung gestellt, in welcher namentlich der arbeitenden Klasse Bäder gegen eine geringe Vergütung ermöglicht wer den sollen. —Wegen Unterschlagung im Amte wurde der Postgehils« Ad, Gärt ner in Ohligs zu 4 Monaten Gefäng niß verurtheilt, Der Fabrikbesitzer Louis Hermann, Inhaber der Rheini schen Porzellan-Manufaktur, in Ober kassel welcher angeklagt war, im Sep tember 1887 und im December v. I. seine Wohnung und Fabrikgebäude vor sätzlich in Brand gesteckt und im Fe bruar 1888 versucht zu haben, den Fa brikarbeiter Braß zur Brandstiftung zu verleiten, verurtheilte das Düssel dorfer Schwurgericht zu 8 Jahren Zuchthaus.—Die Gebrüder August und Emil Borneseld, welche in Ronsdorf ein von ihrem Vater übernommenes Frucht- und Mühlengefchäst betrieben, im Februar d. I. aber in Konkurs ge riethen, nachdem sie Jahre lang Wech sel geritten und auch mit gefälschten Wechseln gearbeitet hatten, hatten sich dieierbalb vor dem Elberfeld» Schwur gericht zu verantworten. August Bor neseld wurde zu 4 Jahreu Zuchthaus, sein Bruder Emil zu 2 lahten Gesäng niß veruriheilt.—Fräulein Heiner, wel cher die Pflege und erste Erziehung der kaiserlichen Prinzen anvertraut war, ist, während sie in Sockingen zum Be suche bei einer befreundeten Familie weilte, plötzlich gestorben.—Unter gro ßen militärischen Ehren wurde der ilteste Soldat von Trier, der 91jährige Rentner Jacob Schmelzeisen, zu Grabe getragen, der noch im vorigen Jahre in voller Rüstigkeit an der 75jährigen Ju belseier des 29. Infanterie-Regiments ldeilgenommen hatte. —Der Grubenbe sitzer und frühere freisinnige Abgeord nete Adolph Celto in St. Wendel er ichoß sich, angeblich weil seine letzten Besitzungen subhastirt werden sollten. Provinz Hessen-Nafsau. Der Hauptgewinn der Ausstellungse Lotterie in Frankfurt a. M. im Betrag von 100,000 Mark ist einem in Bocken keim bediensteten Gärtner aus Linz in Oesterreich zugefallen. Die 50,000 Glogau gewonnen; überhaupt kamen säst alle namhasten Gewinne nach aus wärts. Die Ausfuhr nach Amerika aus dem Bezirke des GeneralconfulatS Frankfurt a, M. und den diesen unter- Liertel dieses Jahres 3,998,15!« Gold- Dollars gegeu 12,253,430 Dollars in dem gleichen Zeitraum des vorigen Jahres. Die Gebrüder Sumps in Kassel, Besitzer der Wirthschaft „Lahn lust" am Wehrdaerweg »n Marburg, beabsichtigen, einen regelrechten Damps schifsverkehr zwischen Marburg und Wehrda einzurichten. Die Straf kammer in Wiesbaden verurtheilte den Studenten Mink aus Freienwalde a. O. wegen eines unblutig verlaufenen Duells Aeußerungen über Deutschland gethan, zu drei Monaten Festungshast. Königreich Sachsen. In Meissen erregt Aussehen die Ver haftung des Kasfiiers des Creditver eins Otto Fischer. Derselbe hat sich Unterschlagungen in Höhe von ca. 300,- 000 Mark zu Schulden kommen lassen, obgleich er selbst ein sehr gut gehendes Geschäft besaß. Zahlreiche Privatsa Milien, die dem Betrüger volles Ver trauen schenkten, und ihm ihre Erspar nisse anvertrauten, haben ihr gesumm tes Vermögen verloren. Nach Un terschlagung von Geldbriesen im Werthe von 12,000 Mark ist der 18jährige Postgehilse Arthur Adolf Schickdanz von Meissen flüchtig geworden.—Die Nach richten über die Lage der Wirkwaaren- Jndustrie im Chemnitzer Bezirke lauten jetzt etwas «rfreulich«r, doch ist es in der Hauptsache England und nicht Ame rika, von wo Bestellungen eingehen. Auch die Strumpfindustrie hat einen kleinen Ausschwung zu verzeichnen. Der seit einiger Zeit verstorben« Her mann Hauswald aus DobrH wurde als Leiche aus der Ekber gezogen, Sin Schadenfeuer hat die von zahlreichen Familien bewohnten Häuser des We berS Dünnebier und des Maurers Herold in Frankenberg eingeäschert. Der Bürgermeister a. D. Karl Grum pel in Geifing feierte die goldene Hoch zeit. Infolge schlechten GeichästSgan ge« hat in Kirchberg eine Tuchfabrik ihren Betrieb ganz eingestellt. Andere Tuchfabriken lassen zur Zeit nur noch di« Nachmittag« 5 Uhr arbeiten. Königreich Bayern. Bürgermeister Naier von Leuchau welcher wegen Sittlichkeitsverbrechen in Untersuchung war, hat sich erhängt.— I» dem Hofer - Lande«sriedensbruch Processe wegen der Revolte gegen die SiemenS'schen Arbeiter bei der Kabel legung wurden sieben Angeklagte srei gesprochen, die übrigen 34 mit Frei heitSstrascn von 3 Monaten Gesängniß bis zu 21 Monaten Zuchthaus belegt.— 112 In Burggcbrach im Alter von 103 Jahren die Kausmaniis-Wittwc Ehrlich. Der Wirth Johann Weber von Schlatzendors wurde wegen grober Mißhandlung seine« 7jährigen Sohnes zu Jahr Gefängniß oerurtheilt. Der Knabe hat einen Bruch de» Schlüs selbeines und außerdem mehrere Wun den erlitten und sast das Augenlicht eingebüßt.—ln Eschenbach hat sich ein Comite gebildet, welches die Vorberei tungen zu einer Lokalbahn ab Eisen bach zur Haupttrace Weiden-Eger in die Hand nimmt. In Au hat ein KupferschmiedSsohn zuerst seine Ge liebte und dann sich selbst erschossen, aus Gram, weil ihm die Ehelichung des Mädchens, einer Kellnerin, verwei gert worden sein soll. Königreich Württemberg. -s- In Cannstatt der bekannte Besitzer des neben dem Kuriaal belegenen Karl Olga - Bades, Joseph Eberle, geb. in Donzdorf. In Oberglashülte stürzte der Bürger Stefan Unger am Abend in die Tiefe feines eigenen Zisternen brunnens und ertrank. Der Fabri kant Richard Merkel in, Eßlingen hat dem Bau- und Sparverein zur Erbau ung von gesunden und billigen Arbei terwohnungen ein Kapital von 20,000 Mk. zu ungemein günstigen Bedingun gen überlassen. Württemberg hatte bekanntlich den ersten Dampfer aus dem Bodensee und die erste Eisenbahn an demselben. ES wird jetzt auch der erste Userstaat sein, welcher daS elektrische Licht am See einführt. Im nächsten Jahr wird nämlich daS elektrische Licht am Hafen in Friedrichshofen in Ver wendung kommen. Der GalluSmarkt, schon seit alter Zeit der besuchteste der Leutkirchener Jahrmärkte, brachte eine nach Tausenden zählende Menge Be sucher in die Stadt, wozu daS herrliche Herbstwetter nicht wenig beitrug. Buchdruckereibesiyer Gattinger, Redac teur deS „Postillion" in Marbach am Neckar, wurde erhängt aufgesunden. Gr 0 ß h e r z 0 g t h um Baden. -f In Karlsruhe: Der StaatSmini» ster a. D. Julius Jolly infolge eines Schlaganfalles und Geheimrath Dr. Georg Schweig. Der m Karlsruhe verstorbene Amtsrichter a. D. Baum gartner hat dem Frauenverein 50,000 Mark und der Kleinkinderbewahr An statt 3,000 Mark, sowie dem Pfründ nerhaus je 10,000 Mark zugewendet,— Der „Liederkranz" feierte daselbst in würdiger Weise das Jubiläum seines svjährigen Bestehens. Nachdem schon iinige Tage vorher eine Gedächtnißfeier im Grabe des Gründers des Vereins, C. Spohn, aus dem neuen Friedhose stattgefunden, wurde die Feier mit ei nem Concert in der Festhalle eröffnet, dem der Großherzog und Prinz Karl bnwodiilen, und an welches sich ein von Lud. Lautz versaßteS Festspiel mit leben den Bildern anschloß. Der große Fest akt sand am folgenden Tage im Ein trachtSsaale statt, daraus Festessen und Abends große« Festbankett im Festhalle saal. Den Abschluß bildet« am dritten Tage ein großes Kostümsest. Ueber daS Vermögen des Maurermeisters Alois Walch in Karlsruhe, der inzwi schen flüchtig geworden, ist das Con cursverfahreu eröffnet worden: ebenso über das Vermögen des Kleinhändlers August Wurth, der sich vor einigen Tagen in Heidelberg erschoß. Die Ehesrau des in der NowackSanlage wohnhaften Architekten Dörr ist spurlos verschwunden. Man vermuthet, daß die seit längerer Zeit nervös überreizte Frau Selbstmord begangen hat. In einem Gartenhäuschen der Sofienstraße wurde der Rentner Karl Keller hier erhängt ausgesunden. Unglückliche Börsenspekulationen werden als Grund angegeben.—f In Aach KirchensondS rechner »rarl Geißer, welcher die Kämpfe 1800 gegen die Preußen und 1870 —71 gegen die Franzosen mitgemacht.—Der kath. Stadtpsarrer Weingärtner, bei dessen Leichenbegängniß ein sürstlicher Pomp entfaltet wurde, hat sein ganzes Vermögen einer ihm nahe gestandenen jungen Dame vermacht und die kirch lichen Fonds leer ausgehen lassen, Nich! einmal da« Geld für eine Seelen messe soll er gestiftet haben. Aus der Rheinpfalz. Ein ziemlich liestigeS Erdbeben wurde in Brannig.veiler beobachtet; dasselbe dauerte einige Sekunden, Die Bewoh ner wurden aus dem Schlafe geweckt, Thüren und Fenster sprangen auf. — An Stelle des wegen Krankheit aus der Abgeordetenkammer ausgetretenen Ab geordneten Dr. Knecht wurde Land wirth Spieß von Schmalfelderhof eine spätroiniichc Standane ausgesu» den. Das seltene Stück gelangte an das Kreismuseum in Speyer. Elsaß-Lothringen. Im Militärgerichtslokal in Dieden Hofen hat sich der Unterossicier Bondrio von der 8. tjiomp. de« 135. Jnf.-Reg, erschossen. Br, war wegen Mißhand nißmäßig kleinen Raum, haben kürz lich zahlreiche Bohrungen deren Aus dehnung aus den ganzen Landstrich zwischen Hagenau und Sulz einerseits und Wasselnheim andererseits sestgc stellt. Bis jetzt haben nicht weniger als sieben größere Gesellschaften Be leihuagen von Grubenfeldern erworben, Der Aelteste des Domkapitels in Metz, Abbee Thomas, hat eine Summe von 200,000 Mark gestiftet, au» deren Einkünften zwanzig unbemittelten jim> gen Leuten aus der Bitscher Gegend da« Studium drr Tlirologie ermöglicht werde» soll. —ln KingerSbeim sind die Schwiegermutter und der sieben Jahre alte Sohn deS MetzgerS Schädle in Mühlhausen durch den Rauch, welcher vom Räucherkamin ir ihr Schlafzimmer eingedrungen war erstickt. In feierlicher Weise sand d» Einweihung der zwei Kilom, von de> Stadt Sennheim entfernten ueuerbau ten Idioten-Anstalt statt. Durchge brannt ist in Psalzburg der Briesträgei Dielenschneider von hier mit Postsachen 'in Werthe von 2700 Mark. Schweiz. Bei Mühlehorn wurde im Tiefen Winkel der Leichnam de« seit einigei Zeit vermißten Jean Niederer, Dessina teur von Herisau, aus dem See gezo gen. Wenig aber gut, wird eS vom diesjährigen Niederuruen Bnrgwegle, heißen. Die schönen Herbstlage haben qualitativ noch nachgebessert. Kanr also von einer flotten Traubenlese nicht gesprochen werden, so war doch die Ar beit nicht ganz umsonst. Die evange lische Kirchencommission hat Herrn Pfarrer Gottfried Heer in Betschwan den in Anerkennung se ner 25jähr. vor züglichen Wirksamkeit eine kalligraphisch sehr hübsch ausgestattete Urkunde über reichen lasse», Auf „Berg" und „Mounien" bei Liestal waren End« Oktober noch reife Himbeeren zu finden. In den Gärten von Liestal und Muttenz blühten noch Erdbeeren und reise Früchte wurden fast täglich gepflückt. Der TurnvereinLiestal hat jüngst seineHerbst, turnfahrt über Nußhof, Wintersiugen. Mägden und Rheinselden ausgeführt.— 112 In Bern Eugene Neukomm und Franz Stämpfli, Mitbesitzer der Buch druckerei Stämpfli, Lack, Schein« ck Co, -f In Mels Bezirks Ger. Präsident und K, Rath Gustav Good. Das Er gebniß der Weinlese im Rheinthal ist da und dort etwas besser, al« man erwar tet hatte, die Quantität wird ungefähr der letztjährigen gleichkommen; dagegen wird die Qualität in den guten Lagen eine bessere sein al« vergangenes Jahr. Die Angehörigen des vor wenigen Jahren verstorbenen Dr. Otto Weller, DirectorS der Heilanstalt St. Pirmins berg, haben dem Verstorbenen auf dem Friedhofe de» Dorfes Pfäffer« ein prächtige« Grabmal setzen lassen, das auS dem Atelier des Herrn Louis Wethli in Zürich hervorgegangen ist, 112 In Wallenstadt an den Folgen eines Blutsturzes Hr, Director H. Tröger, Besitzer der Cementsabrik und Mar morbruche. —-1- In Rünkhofen bei Zä ziwil Hr. Großrath Nußbaum 112 In Aargau der langjährige Director der Aargauischen Bank, spätere P-cäsident des BerwaltungsratheS der Bank in Baden, Hr. Andreas Welti-Sieben mann, Aus Antrag des Herrn Dr Füglistaller beschloß die Gemeinde Jo nen die Einführung einer bürgerlichen Fortbildungsschule. In Sarmen storf fiel Schuhmacher Stapser von ei nem Baum aus die Straße und erlag den erhaltenen Verletzungen. s Zu Wegenstctten Overlehrer Wendelin Nä gelin.— fln Riesbach der bekannte Baumeister Nabholz von der Firma Baur e- Jahre in den Dienst des Klosters ge treten, Zwischen ihm und einem im Kloster bediensteten Mädchen, de» dreiundzwanzigjährigen Sophie No- Beziehungen unterhalten werden. De, Gärtner verließ hieraus das Kloster, begab sich in ein Gasthaus, wo er meh dort zurückkehrte, setzte er den Schuppen und seine eigene Wohnung in Brand. Hieraus lud er einen sechsläufigen Re volver und begab sich in die Kloster küche. Dort seuerte er aus seine Ge lieble drei Schüsse ab, ohne sie jedoch zu verleyen, Sodann richtete er die Wasse gegen sich selbst, verwundete sich indeß nur leicht. Die anwesenden Non nen und Dienstmädchen liesen entsetzt auseinander. Auf zwei Seiten brannte das K loster. Die Aerzte hatten vollauf zu thun, um die Kranken zu bergen. Den Anstrengungen der Feuerwehr ge lang es schließlich, in einer Stunde den Brand zu löschen und zu verhindern, daß auch das Spital von den Flammen ergriffen wurde. Der Schaden ist ziem lich bedeutend. Belehrte Offenheit. Fürst! „Alio man murrt wirklich über meinen Aufwand und wünscht, dag iti Ersparnisse einführe?" Adjutant: „Hal ten zu Gnaden, Durchlaucht, ja; ich habe die Kütmyeit gehabt, unterthänigst diese allgemeine Bolksstimme Euer Durchlaucht zu Ohren zu dringen". Fürst: »Schon, mein Lieber, sehr schön. Da wollen wir 'mal gleich mit den Ersparnissen ansangen, Sie können «ieder zur Linie übertreten'. Warum dt« M«»sche« sich de» trtn»««. L. Tolsiojs Abhandlung: „Warum die Menschen sich betrinken" hat ver schiedene, vom Uebersetzer angerufene Persönlichkeiten zu interessanten Aeuße' rungen veranlaßt. Professor P. F. Möbius schreibt: Die zwei Haupteinwürse, die man Tolstoj machen muß, scheinen mir fol gende zu sein: Der Erste liegt aus der Hand: Die Behauptung, daß der aus schließliche Zweck de« Trinkens die Be täubung des Gewissens sei, ist von einer so haarsträubenden Einsältigkeit, daß ni'.r Tolstoj sie ausstellen konnte. Daß i -eilich öfter als man gewöhnlich denkt, duS Trinken seinen Zweck hat, das sührt Tolstoj mit dem ihm zu Gebote stehen den psychologischen Scharsblicke meister haft auS. Vom praktischen Standpunkte aus möchte ich einen zweiten Einwurf beto nen. Ten Tabak mit dem Alkohol, dem Opium und dem Haschisch sozusagen in einen Tops zu werfen, das ist ein Fehler in sachlicher und taktischer Hin ficht. Der Tabak gehört vielmehr mit dem Kaffee und dem Tbee, von denen Tolstoj merkwürdiger Weise gar nicht spricht, in eine Gruppe. Diese Genuß mtttel bewirken je nach dem Zustand« des Genießenden eine leichte Anregung oder eine Beruhigung. Sie betäuben nicht, und sie tragen nicht die Bedingung des MißbrauchS in sich. Die angeblich durch Tabak bewirkten krankhaften Zu stände sind in neun Zehntel der Fälle Wirkung des init dem Taback zusammen genossenen Alkohols. Ohne weiteres ist zugegeben, daß Nichtrauchen besser ist als Rauchen. Aber so wie die Menschen sind, kön nen sie ohne Reizmittel nicht auskom men. Es gilt daher zunächst die be> sonders schädlichen zu bekämpfen, und in diesem Kampfe wird man eher Aus ficht aus Erfolg haben, wenn man an Stelle des schädlichen Reizmittels ein relativ unschädliches setzt. Den Kamps gegen dcn Tabak wollen wir nicht mitkämpfen, wohl aber gegen den Alkohol. Und zwar gilt eS nicht nur der groben Trunksucht de» Schnaps bruders, sondern ebenfalls dem ge wohnheitsmäßigen Zuviel deS vielleicht nie betrunkenen Gebildeten. Professor W. Pr«yer spricht sich über die Tolstoj'sche Schrift wie folgt auS: Den unersetzlichen Werth, welchen kleine Mengen Thee, Kaffee und Tabak sür den unbemittelten Arbeiter haben, erwähnt Tolstoj nicht. Er bedenkt nicht, wie leicht das Hungergefühl und das Ermüdungsgefühl, sogar da» Nah ruiigsbedürsniß durch sie vermindert werden und verwünscht den Tabak, nicht aber den Kaffee und den Thee, welche ebenso nützlich und schädlich sind wie jener. Worauf hingearbeitet werden muß, ist die Einschränkung des Genusses be sonder« des Branntweins,des Opiums, des Haschisch. Professor Ludwig Büchner schreibt: Die ganz allgemeine Verbreitung des Gebrauchs der narkotischen Genußmit tel durch alle Zeiten und Völker beweist, daß diesem Gebrauch ein wirkliches Be dürfniß der menschlichen Natur zu Grunde liegt, und wenn ihr Mißbrauch viele schädliche Folgen hat, so beweist der Mißbrauch ebensowenig gegen dcn Gebrauch, wie die Eiienbahnunsälle gegen die Eisenbahnen, Daß einzelne Menschen übermäßig trinken, um ihr Gewissen oder eine unangenehme Stim mung zu unterdrücken, soll nichl bestrit ten werden; aber dieses ist nicht die Regel, sondern die Ausnahme: im Ge gentheil ist eine heitere, zu Gespräch, Scherz und Uebermuth geneigte Stim mung theils Anlaß, theils Folge eines mäßigen Wein- oder Biergenusses, als das gerade Gegentheil der von Tolstoj so sehr betonten „Betäubung". Wie grau, einförmig und langweilig würde brauch narkotischer Genußmittcl ver bundene Geselligkeit! Ich vermuthe, daß Herrn Tolstoj'« griesgrämige Meinung veranlaßt ist durch den Anblick der üblen Folgen, welche der übermäßige Genuß deS Branntweins oder Schnapses in seinem Baterlande Rußland bei den niederen Schichten der Bevölkerung zu haben pflegt. Ader die Ausdehnung einer solchen Einzelersahrung aus die Allge meinheit widerspricht doch allen Regel? der Logik und Bernilnft. Alphonse Daudet sagt: Gestatten Sie mir, verehrter Herr, Ihnen aus Ihre Frage zu sagen, daß Ihr wunderbarer Tolstoj entschieden alles größer sieht, als eS in der Natur ist. Gewiß, der Mißbrauch des Ta daks und des Alkohols ist Thorheit, aber trotzdem gibt eS nichts Vortreff licheres als eine gute Pfris« Tabak und zwei Gläschen guten Liqueurs nach Tisch. Ich meinerseits habe nie im Alkohol Hilse oder Anregung zur Ar beit gesucht und werde sie wohl nie suchen. Dagegen habe ich bei der Arbeit stark geraucht und, ie mehr ich geraucht habe, desto besser ging die Arbeit von Statten. Jules Claretie läßt sich so verneh men: Ich kann nicht urtheilen, denn ich rauche und trinke nicht, ober ich erinnere mich, daß Viktor Hugo einmal in mei ner Gegenwart seine besondere Freude darüber ausdrückte, daß er nicht nur nie geraucht, sondern auch in meinem Leben von achtzig Jahren nicht einen Liter Spirituosen getrunken habe. Vielleicht war die» der Grund seiner wunderbaren Rüstigkeit. Er hätte Tolstoj unzweifel» bast Recht gegeben. Eharcot, der berühmte Psychiater, schreibt: Ich muß bekennen, der Artikel Tol stoj« hat aus mich keinen besonderen Sindruck gemacht. Er ist übertrieben, tmher falsch Ter Alkohol und der Tabak können schaden, aber man kann sie mit Maß genießen, wie zahlreich« yeispiele beweisen. Uebrigens sind vor der Einführung de« Alkohols und d«» labalS schmählichere Tmgeu gelchch» und die Sitten sind seit der Einführung des Alkohols und d«S TabckS wirklich milder geworden. Sollte man darau« folgern, daß der Alkohol und der Tabak Faktoren seien, die die Moral heben? Solch' übertriebene Behauptungen sind mir ein Greuel. Ich glaube an den gesunden Menschenverstand und kann in den Auseinandersetzungen TolstojS nicht finden, daß er ihm Rechnung getragen habe. Etu Trania tn Lieferungen. Jose Echegarey, der hervorragende spanische Dramatiker, ist auf den Ge danken gekommen, dem Publikum ein neues Drama in einer bisher noch nicht dagewesenen Weise zu bieten. Im vorigen Jahre ließ er am Lope de Vega-Theater zu Valladolid ein Stück aufführen, welches hieß: „Prolog eines Dramas", daraus solgie der zweite Theil, betitelt: „Ter erste Akt eines Dramas", Die Handlung des „Pro logs" ist in kurzen Worten folgende: Donna Marians, eine edle und schöne Dckme aus Sevilla, wird in der Hoch zeitsnacht von ihrem Bräutigam RojaS an einen Edlen de Terronegra verkauft. Aus dieser Vereinigung sproßt ein Knabe, Lionel, der, zum jungen Manne herangereift, dcn Verräther seiner Mut ter, Rojas, ermordet. Unter der Last der Anschuldigung des Vatermordes entflieht er nach Flandern. Richter so wohl wie die Bevölkerung halten ihn für einen Vatermörder, denn Niemand ist das Geheimniß seiner Geburt be kannt. Im „Ersten Akt" schreitet die Hand lung in folgender Weise fort: Die Scene ist ein Schloß in der Näbe vun Barcelona, wo Donna Mariana, die unglückliche Mutter Lionels und Wittwe RojaS' Gastfreundschaft fand, da sie auf einer Reise erkrankte. Die Tochter de» Schloßherrn Don Alvaro, Beatrix, ein schönes und edleS Mädchen, läßt der unglücklichen, kranken Frau alle Sorg salt angedeihen. Lionel, der eigentliche Held des Dramas, der, seit er seinen Stahl in die Brust des verruchten RojaS gesenkt, in Flandern gekämpft und Ita lien durchirrt hat, erscheint und verlangt Kunde über seine unglückliche Mutter, im bangen Zweifel darüber, ob sie über Haupt noch lebe. Die unglückliche Mutter will >n Na» minVatermörder, mit dem die t Sohn verfolgt, von ihm nehm., d ,< Lionel steht Die Ehre seiner 'li.u.l«r höher wie sein LebenSglück und er be kämpft in kindlicher Liebe deu Ent schluß. Donna Mariana besitzt Pa piere, auS denen unzweifelhaft hervor geht, daß sie von RojaS in der Hoch zeitSnacht an den Marqui» von Torre negra verkauft wurde, und daß der Marquis der Vater Lionels sei. Diese Papiere, welche Lionel von dem Vor wurfe und den Folgen des fluchwürdi gen Verbrechens des VatermordeS' er lösen können, übergibt Donna Mariana an Beatrix, damit sie diese nach ihrem (MarianaS) Tode bekannt mache nnd dadurch den Beweis erbringe, daß Lionel nur einen ehrlosen Schurken er mordet habe. Mariana stirbt und Beatrix will ihren letzten Willen er füllen, doch Lionel bemächtigt sich der Blätter, die seine Unschuld künden und wirft sie in'S Feuer; lieber will er noch ferner als Vatermörder gelten, als das; das Andenken seiner Mutter auch nur im Geringsten befleckt werde. So endet der „Erste Akt eines Dramas". Im nächsten Jahre wird der „zweite", im übernächste» Jahre endlich der „dritte Akt" solgen. Niemand weiß, wie da« ganze Drama heißen wird; ebenso wenig ahnt mau die Lösung. Unter vier Königen. An welcher deutschen oder überhaupt an welcher Bühne fo schreibt das Stuttgarter „Neue Tagblatt" befin det sich noch im aktiven Dienstverhält niß ein Mitglied dem ein Engagement unter vier Königen erblüht ist? Ein solches Mitglied, haben wir hier in Stuttgart. Es ist dies Louise Schmidt. Unter Friedrich, dem ersten Könige von Württemberg, hat die im Jahre 1805 geborne .Zöglingin" der WaisenhauS- Theaterichule, Louise Ritter-Schmidt, zum erstenmale die Bretter betreten im December 1814 in einer stummen Rolle von Cherubini'S „Medea" nach dem 30. October 1810 kam ihr neuer Herr König Wilhelm, unter dessen Regierung sie an Seydelmann'S Seite baS Gretche» spielte, nachdem sie neben dem großen Eßlair in Kinderrollen ihre Lausbahn begonnen hatte. Welch eine weite Spanne Z«it bis zum Juni 1804, wo in den Gemächern des Rvsenstcin das Auge König Wilhelms brach! Dan» spielte sie unter dem milden Szepter König Karls ihre humorvollen kölni schen Alten. Wieder vergingen 27 Jahre, bis zu jenem noch frisch in allen Herzen leben den K. Oktober, wo auch König Karl heimging. Nun hat der vierte König Vieles Landes Wilhelm 11, de» Thron bestiegen und findet unter den Mitglie dern seiner Hosbühne noch immer den Namen Louise Schmidt eingeschrieben. Freilich kann Frau Schmidt e« nicht mehr ausführen, wa« sie noch immer sich ersehnt: al« tapfere Bärbel noch einmal neben Reihard'S Lurle zu tre ten.... Aber ihr Herz ist noch immer frisch und gesund, wenn auch ihr Kör per schwach und gebrechlich. Wenn ihr Gedächtniß noch hell ist, welch' reich«» Bild der Theatergeschichte vom Jahre 1891 bi? zurück zu ihrem ersten Austre ten im Jahre 1814 muß sich vor ihren geistigen Augen entrollen! Ihre Thea terlust, ihre Schaffensfreude ist >a noch die alte, aber die Zeit hat doch endlich unerbittlich ihren Tribut verlangt, und so staunen wir sie heute noch an ak« ein «hrwürdigrs Ueberbleibsel au« dem Theaterpersonal dreier Könige, unter denen sie frisch und sreudig gewirkt hat. Madame Ke, Gattin de» koreanischen Gesandten in Washington, hat die englische Sprache praktisch er» «utt und jpr.cht p« geläufig. 7