« Vtt« Luca«, der kanviva». Mein guter Freund Otto Lucas war ein etwas eitler Mensch, waS ihm ja an und für sich nicht viel geschadet hätte, wäre eS nicht um die politischen Rosinen gewesen, die er im Kopfe hatte. Otto hielt sich aber für einen geborenen Staatsmann und wer immer ihm da» auszureden suchte, fiel in die höchste Ungnade. So lange noch der alte Lucas lebte, dessen ganze Welt in der Drechslerei bestand, die er nach jahre langer harter Arbeit gegründet und trotz erklecklichen Profit abwarf, mußte Otto seine gesetzgeberischen Gelüste zügeln und unter den ArguSaugen de! Vater» sein tägliches Pensum Arbeit verrichten. Da hatte Otto keine Gelegenheit, sich in das politische Getriebe zu mischen, denn der Alte haßt« die Drahtzieherei, Er war ein tüchtiger Mann, der Drechsler meister Lucas," geachtet in der ganzen Ward und er gab auch gern hier und da einen Beitrag, wenn es das öffent liche Wohl erheischte, aber vor dem poli tischen Treiben hatte er wenig Respekt und als man ihm einmal die Nomina tion sür ein StadtrathSamt angetragen, war das betreffende Comite froh, daß es mit heiler Haut die Lucas'fche Be hausung wieder hinter sich hatte. Bei dieicr Gelegenheit hatte Otto das schwarze K rauselhaar geschüttelt und er klärt, der Vater hätte doch das Amt annehmen sollen. Da war aber die wuchtige Faust des Alten aus die Tisch platte gefallen und er hatte die katego rifche Erklärung abgegeben, in seinem Haufe werde keine Politik getrieben. Für unsern Otto war dabei die unzwei deutige Bemerkung abgefallen, wenn er es wagen sollte, seinen politischen Ehr geiz zu befriedigen, so würden verschie dene desecte Knochen in seinem Körper ba» zu verzeichnen sein und damit hatte die Sache vorläufig ihi? Ende erreicht, zumal auch Mutter Lucas, eine sehr energische Frau, die Meinung ihre» „Alten" vollständig theilte. Otto'S Schwester, die schwarzäugige Marie, war ebenfalls der Politik nicht sonder lich geneigt, was ihr jedesmal den Titel „junge GanS" einbrachte, wenn si« den Bruder mit dem Titel „Governor" neckte. So verstrichen die Jahre, bis eines Tages der alte Lucas sein müdeS Haupt zur ewigen Ruhe legte. Die Mutter zog zur Tochter, welche einem jungen Geschäftsmanne die Hand gereicht hatte, und Otto war unun fchränkter Gebieter über die Drechslerei und seine politi schen Ansichten geworden. Eines Tage? stellte sich nun auch ein Comite in seiner Behausung ein und bot ihm die Candi datur sür da» Amt eine» LegiSlaturmit gliede» an und das Ende davon war, daß Otto acceptirte. Da wenig Aussicht vorhanden war, daß Ottos Partei in dem Districte siegen würde, eS war in einer confervariven Stadt in New Jersey bewarb sich sonst Niemand erheblich um die Nominativ» und Hz» dem Parteiconve»t ging dam» OV K» der Erkorene hervor. Otto war, wie gesagt, etwoltz und au» diesem Grunde bildete er sich auch ein, eine größere Popularität zu besitzen, wie sein politischer Gegner, der ihn, nebenbei gesagt, an Schlauheit um ein Bedeutendes überragte. Die ver schiedenen Glückwünsche betreff» seiner Nominativ« nahm er mit großem Gusto entgegen und ein stolze» Lächeln prangt« auf seinem Gesichte, da» sich aber recht bedenklich in die Länge zog, al» der DistrictSführer einen nicht unerhebli chen Betrag für die Parteikasse for derte, Er zahlte mit saurem Lächeln, nachdem ihm der Betreffende vorgerech net, er habe die größte „Show" erwählt zu werden und die „Boys" seien „»>1 Das war am Samstag Abend. Kaum hatte am Sonntag früh Frau Lucas (Otto hatte sich auch >n de» Stand der Ehe begeben und ein kleiner Ott» stram pelte schon vergnügt in seiner Wiege) die HauSthüre geöffnet, um sich die weiß« Flüssigkeit vonjdemMilchmann in den Krug messen zu lassen, da tauchte auch schon eine Bassermann sche Gestalt aus, welche Herrn Lucas in „dringen der Angelegenheit" zu sprechen wünschte. „Der schläft noch," sagte di« Gattin in ahnungsvoller Weise, woraus da» Individuum erklärt«, in einer Stunde wieder vorsprechen zu wollen, dann um die nächste Ecke ging, um dort durch eine Seilenthüre in einer Wirthschaft zu ver schwinden, wo e» einen „Eye Opener" genoß. Eine balbe Stunde später schwankte zu den Stufen des LucaS'schen Hause« ei» anderer Menschenbruder hinauf, dessen ausgefranzte Hosen und defec ten Schuhe aus kein« sociale Stellung schließen ließen. Ein energischer Zug an der Klingel, und Frau Luca« hatte da« Vergnüg!» zu öffnen. „Mr. Lucas i»?" war die kurze Frage. „Schläft noch," war die ebenso kurze Antwort. „Dann komme ich in «m«r Stund« wieder", und damit verschwand dies« bisher der Frau Luca» unbekannt« Per sönlichkeit. Otto lag noch in süßem Schlummer, (die Ausregung de» vorhergegangenen Tage» hatte ihn sehr mitgenommen) und im Traume sah er sich bereit» al» Gesetzgeber, der mit donnernder Stimme die Rechte de« Volke» vertheidigte, recht» und link» von Beifall delohnt. Da tönte schon wieder die Klingel und abermal» eilte Frau Luca« an die Hausthür«. Bor ihr stand «in lang ausg«schoss«- ner junger Mann mit gelber Mäbne und einem verschmitzten Gesicht, de sih angelegentlichst naaz dem Wohlsein ves Herrn Lucas «kündigte. Die Frau wollte diesen „srühen Gast" ebenfalls kurz abfertigen, aber schon hatte dieser men großen Fuß zwischen die Thüre geschoven und sich in den Hausflur ge zwängt, wo er eine derartige Fluth von Redensarten über die Frau ergeben ließ, daß dieselbe gar nicht zum Ant worten kam. Lucas hatte nun zwar keine Niete in der Ehe Lotterie gezogen, denn seine Gattin war eine gut erzogene, ruhige Frau; dieses freche Eindringen in ihre Häuslichkeit aber war ihr jedoch zu viel. Sie gab nies kein jungen Flegel auch zu verstehen, woraus derselbe erklärte, er sei der Präsident deS „Hickory Club" und würde schon mit Lucas abrechnen. Dann stürmte er wieder hinaus. Als sich der Herr Candidat a»S den Federn gewunden hatte, zeigten sich die ersten Wirkungen seines politischen Ehrgeizes im Familienkreise. Frau Luca« erklärte nämlich peremptorisch, daß sie mit den .BumS", welche das HauS schon zu früher Stunde einliefen, nichts zu thun haben wolle und mit dem Kinde in das zweite Stockwerk „moven" würde. Ein Wort gab das andere und die junge Frau zog sich schmollend zu rück,»nachdem sie ihrem Otto das Früh stück zubereitet hatte, und widmete sich „oben" ihrem Sprößlinge. Da saß nun der Candidat allein mit seinem Talent und schlürfte mit Miß behagen die arabische Bohnenbrühe. Lange sollte er aber seinen Gedanken über zukünftige Größe nicht nachhän gen können, denn während er sich mit dem ersten Ei beschäftigte, verließ die vorerwähnte Bassermannsche Gestalt die Kneipe und suchte die Lucas'sche Behausung auf. Herr Lucas hatte das Vergnügen, die Thüre selbst zu öffne» und sobald dieses geschehen war, streckte sich ihm eine Tatze entgegen und der Ruf ertönte: Wie geht'S Käpt'n?" Dann trat der Besucher ein. offenbarte seinen Namen, sprach seine Freude aus, daß nun end lich einmal ein „guter Mann", die No mination erhalten und die „McCurdy SocialS" sich sür ihn mit aller Macht in'Z Geschirr legen würden. Diese hielten nun einen Ball ab, wünschten den geehrten Kandidaten in ihrer Mitte zu sehen und überschickten durch den Be sucher zwanzig Billet», die ja Herr Luca» bei seinen zahlreichen Freunden wieder anbringen könne. WaS sollte Otto thun? Er kannte die „McCurdy SocialS" nicht, hatte keine Ahnung da von, daß eS eine Vereinigung von einem Dutzend käuflicher Bummler war, und nahm schließlich die Billets in Em pfang, nachdem er einen Fünsdollar fchein geopfert. Damit wurde er den Besucher lo». Kaum saß er wieder am Frühstück»- tische, ertönte adermal» da» harmoni sche Läuten der Glocke und der Mann mit den ausgefranzten Hosen präsen tirte sich im vollen Glänze de« Sein«, Diesen „Onkel" kannte Luca». Unter anderen Umständen hätte er ihm die Thüre vor der Nase zugeschlagen, aber jetzt lag die Sache ander«. Der Mann hatte eine Stimme und in einem gewis sen, wenn auch nicht sehr anständigen Kreise, Einfluß. Da» malte denn nun auch der Besucher in üderschwänglicher Weise au« und machte unserem Otto den Vorschlag, er wolle in diesem Kreise, in welchem der Gegenkandidat vorläufig noch keine „Show" habe, einen Cam pagne-Club gründen. Einen Namen hatte er auch schon in Bereitschaft und meinte „Otto Luca« Jron Claded GuardS" würde sich recht hübsch machen. Wenn Luca» damit allerding» nicht ein verstanden sei. so könne er nicht verhin dern, daß Viele in da» Lager de» Ge genkandidaten übergingen, der sich die größte Müh« g«b« und k«in« Geldopser scheue, den betreffenden Krei« zu sich herüberzuziehen. Und so redete der „Biedermann" noch eine Weile, bi« sich Luca« breitschlagen ließ, eine Summe Gelde» zum Miethen eines Lokale» herau»rückte und eine gleiche Snmme sür den nächsten Tag versprach. Die nächsten Besucher waren zwei Anzeigen agenten, von denen jeder mit einem Annoncen-Kontrakt in der Tasche da» Haus verließ, dann mußte Otto einen namhaften Betrag sür einen Kirchen- Bazar zeichnen, einer kleinen politischen Konferenz in feinem „Parlor" beiwoh nen, wobei er die Comitemitglieder mit Cigarren u. s. w. zu traktiren hatte, und ihm die bedeutsame Mittheilung ge macht wurde, daß unter Tausend Dol lar» reguläre Ausgaben die Kampagne sür ihn nicht erfolgreich zu Ende geführt werden könne. Mittlerweile hatte die Gattin zorn erfüllt das Mittagessen zugerichtet. Dasselbe wurde schweigsam genossen und dem Herrn Kandidaten blieb sast jeder Bissen im Hals« stecken. Nachdem eS vorüber, rüstete sich Otto zum Aus gehen und die Gattin machte sich eben fall« reisefertig, um die Schwiegermutter aufzusuchen, denn bei dieser, das stand sest, erhielt sie in der schwebenden Frage Recht. Und während sich denn am Nachmit tage in der Wirthschaft, die der Di striktsführer hielt, die staatsmännischen Leuchten versammelten, Otto, Runde um Runde bestellend, seine Ansichten über die TageSsragen kundgab und schließlich in Begeisterung überging, da thürmte sich bei der Mutter Luca« ein Ungewitter über ihn zusammen. Dort erzählte nämlich die Gattin de« Sohne« ihre Morgenerlebnisse und die Mutter schlug die Hände üb«r den Kopf zusam men, al« die Schwiegertochter mit theilt«, si« habe ganz bestimmt gehört, als sie an d«r Thür« gelauscht, die Wahl koste dem Otto mindestens Tau send Dollars. „Ei, du mein» Güte,' rief di« alte Frau, „so geht da» schöne Geld sort, da» wir zusammengespart. Wenn da» der Bater erlebt hätte. Na, morgen werde ich 'dem Bengel grünslich in'» Gewissen reden." Zur selben Zeit fand «ine Versamm lung des „Hickory Club" statt, in wel chem der Präsident seinem Herzen über die schnöde Abfertigung, welche ihm im LucaS'schen Hause zu Theil wurde, Lust ten Otto Luca» al« eine« Bürgers un würdig erklärt, der Gegenkandidat, wel- cher von einem seiner Getreuen ei« Faß Bier hatte auflegen lassen, gelobt und dessen Nominativ» ratificirt wurde. In den Augen der Mitglied» de« „Hickory Club" war Otto ein „»tuoll up ksllor." Der Präsident erklärte: „Luca» wird „geboten". ,Lci?s, «loo't ?c>a In einer anderen Wirthschaft wurden, al» die Verhandlungen im „Hickory Club" vor sich gingen, die „Otto Lucas Jroncladed Guards" gebildet. Der Wirth verzichtete aus die Miethe, die er Theil des Geldes, welches Otto herge geben, wurde verjubelt, den anderen Theil dehielt der Präsident in der Tasche, Als Lucas am Abend eine nicht un erhebliche Zeche bezahlt hatte, wobei er vergessen, dein Wirth den „Change" zu überlassen, schwankte er seiner Woh nung zu. Letzterer murmelte ihm die Bezeichnung „Hungerleider" nach. An seiner Wohnung anglangt, sand der Kandidat nahe seiner Hausthür drei „Wardheelers", die ihn anzupumpen bestrebt waren, uns nachdem er diese befriedigt, konnte er sich in seine Be hausung zurückziehen. Dort erwarte ten ihn mehrere geschätzte Mitbürger, von denen ihn einer im Auftrage der „Town Municipal League" aufforderte, sich definitiv zu erklären, ob er sür Auf hebung der Hundesteuer sei, während der Ändere, die „Ashdarrel Association der 2S. li. Ward" vertretend, einen Re vers unterbreitete, laut dem er sich ver pflichten sollte, in der Legislatur daliin zu wirken, daß in Zukunft auf städtische Unkosten die Abfälle täglich sechs Mal aus der Stadt entsernt werden müssen und die Schindelbedachung wieder ein geführt werden solle. Otto versprach und unterschrieb. Dann versicherte er einem weiteren Gaste, sür dessen Ernen nung zum Nachtwächter im Kapital wirken zu wollen. Um elf Uhr begab er sich zu Bett, wa» die Gattin schon eine Stunde zuvor gethan hatte, und drei späte Besucher, welche die Schelle beinahe abgerissen hätten, mußten un verrichteter Sache wieder abziehen und trollten sich grollend von bannen. Am nächsten Morgen stellte sich die Mutter Luca»' frühzeitig ein und la» ihrem Otto die Leviten, daß sich dieser gänzlich zerknirscht an den FrühstückS tisch setzte. Von seiner Gattin konnte unser Kandidat auch keinen Trost er hoffen und so griff er mißmuthig nach einer auf dem Tifch liegenden Morgen zeitungen, Zum Unglück hatte er sich dir der gegnerischen Partei ge langt uud da siel den» auch gleich sein Blick aus einen Artikel, der sich aus seine werthe Person bezog. Dort hieß eS u. A. man könne zwar nichts gegen seinen Charakter sagen, als daß er eitel und ehrgeizig sei. dagegen müsse aber hervorgehoben werden, daß eS ihm an jedweder Befähigung sür da» Amt eine» Gesetzgeber» mangele. Er sei eine positiv geistige Null und noch nicht einmal geeignet, die Bürgerschaft im Stadtrath zu vertrete». Unwirsch erhob er sich und trat den Weg nach der Drechslerei an. Anstalt reger Thätig keit herrschte dort feierliche Ruhe. Die Arbeiter hat!en nämlich die gün> stige Gelegenheit benutzt und darauf fußend, da« Lucas dieselbe als politi scher Kandidat nicht ablehnen könne, eine Lohnerhöhung vom Geschäftsführer verlangt, die derselbe vorläufig abge schlagen. Jetzt begann eS im Innern Otto» zu kochen und grimmig warf er sich in einen Stuhl in der Office und kraute sich mit den Händen in den Haa ren. Auch da» noch. Es bedurste einer Stunde, ehe er sich wieder einiger maßen gesammelt hatte, dann begann er mit dem GeschäftSsührer zu rechnen und als die Mittagszeit herangerückt war, hatte man sich mit den Arbeitern geei nigt. Diese Sache war also glücklicher weise erledigt. Am Mitlagstisch erklärte ihm die Gattin, die Wahlbummler machten ihr das Haus zur Hölle und Lucas, der doch schon einigermaßen von seiner Eitelkeit kurirt war, versprach ihr, nicht wieder sür ei» politisches Amt kandidi ren zu wollen. Jetzt, sügte e» jedoch hinzu, sei es zu spät, zurückzutreten, und die junge Frau, welche gutmüthi gen Charakters war. söhnte sich wieder mit dem Galten aus. Sie übernahm eS nun auch bis zum Wahltage, die Wache an der Hausthüre zu überneh men und die Bummler abzufertigen, worin sie eine gewisse Meisterschaft er langte. Bei ihr prallten alle Erpres sungsversuche ab. Die größten Kopfschmerzen verur sachten unserem Kandidaten die „Otto! Lucas Jroncladed Guards". Kein Tag! verging, an dem er nicht sür Dieses oder Jen.s bluten mußte, um die „Boys" zusammenzuhalten. Bald war eS ein Transparent, oder eine Fahne, oder ein Zweckessen mit Musik u. s, w., und die Rechnung sür diese Brüder schaft, welche bi» auf sünfundvierzlg Seelen ruppigsten und struppigsten Characters angewachsen war, belies sich schon in die Hunderte. Dafür wollten sie auch »hrem Patron eine Serenade bringen, aber Frau Luca« wehrte sich dagegen mit Händen und Füßen und so unterblieb diese projectirte Ehrenbe zeigung. Und so war denn der Tag vor der Wahl herangerückt und Otto, der jeden Abend einige Ansprachen an seine „wer then Mitbürger- gehalten, schloß die Kampagne ab. Seine „Jroncladed Guard»" hielten die letzt« Sitzung, nach dem sie au» Otto noch «ine hübsch« Summe sür ihr Sausgelage herausge schlagen. Als diese» mitten im Gange war, stellte sich ein Agent de« Gegen kandidaten Otto» ein und ließ den Prä sidenten rusen. Beide begaben sich in'» Freie, wo sie in einer dunklen Ecke con serirten „Wie viele Mann haben Sie beisam men?" srug der Agent. „Fünfundvierzig," lautete die Ant wort, „kann aber blo» 4)! abliesern, denn auf drei kann ich mich mcht ver ! lassen." „Wie viel verlange» Sie per Kopf?" war die weitere Frage. „Well, die „Boys" verlaugen fünf Dollar» und für meine Dienste verlange ich fünfzig Dollars." „All right, abgemacht," sagte der Agent und in die Tasche greifend, fuhr er fort: „Hier ist die Hälfte »n Cash, ivenn morgen die Stimmen abgeliefert sind, folgt die andere Hälfte, gute Nacht." Der Präsident nahm das Geld nnd begab sich in das Lokal zurück. Dort halten schon verschiedene „Eisengevan zerte" Lunte gerochen und diesen winkte der Präsident zu. Mit seinen Getreuen begab er sich dann in eine Ecke. „Vier Dollars pro Mann habe ich herausge schlagen und für jeden von un» Dreien sechs Dollars," raunte er diesen zu. „Stuß," sagte der Eine, „zehn Dol lars für Jeden von uns, oder es gibt Skandal. Du willst wieder Alle» allein einsacken," „Hast Recht, Jimmy," warf der Zweite ein, „zehn Dollar», oder wir sinken." Der Präsident wand sich wie ein Wurm und schloß dann aus der Basis von acht Dollars für jeden der Dreie und vier Dollar» für die übrigen „Köpfe" ab. Lucas war verkauft. Als er am Wahltage erwachte, glaubte «r seine Erwählung an allen vier Zipfeln zu haben. Nichts hatte er un terlassen, sich beinahe heiser geredet, eine beträchtliche Summe ausgegeben und in jedem Wahlbezirke Propaganda sür sich gemacht. Sein Gegner hatte sich nicht halb so viel angestrengt. Das Resultat mußte Otto'S Berechnung nach zu seinen Gunsten auSsallen. Den ganzen Tag über war er in dem Distrikt thätig und er ließ eS sich noch mal» hundert Dollar» kosten, wovon der President der „Jroncladed" noch zwanzig Dollar» für die „BoyS" her ausgeschlagen hatte, die, wie er ver sicherte, wie die Biber für „ihren Mann" irbeitetea. Nun war auch da« Wählen vorüber und da« Zählen der Stimmen begann. Luca» saß in seiner großen Behausung und warlete aus das Resultat, zuerst hoffnungsfreudig, denn einige Wahlbe zirke hatten keine Majoritäten zu feinen Gunsten gegeben. Dann kamen aber die Hiobposten und je mehr er die Zah le» überblickte, je mehr kam er zur Ueberzeugung, daß seine Hoffnung eine trügerische, daß er geschlagen war. Seine Eitelkeit hatte eine» schweren Stoß erlitte». Und während von der Gegend, wo der Gegner wohnte, Hoch rufe erfchollen, faß er den Kopf in die Hände gestützt im Zimmer und erst lange nach Mitternacht suchte er sein Lager aus. Seinen Schwur, nicht wieder für ein politisches A«t zu kandidiern, hatte Otto Luca» gehalten und darüber freut sich die ganze Familie, voran in erste» Linie die Gattin, dann die Mutter Lucas' und auch die Schwester Marie. Letztere kann aber da« Necken noch im mer nicht lassen uud sobald Otto einen Besuch bei ihr abstattet, muß er die Frage hören: »Wie geht -», Governor?" Hering und Lieve. Wie Beide so verschieden, Das fällt mir grade bei, Der Hering wird gefangen. Die Liebe, die ist frei. Der Hering liegt im Pökels Im Herzen liegt die Lieb'; Der Hering ist so ehrlich, Dte Lieve »st ein Dieb. Nicht» taugt ein alter Hering, Doch alte Lieb' ist schön, Der Hering macht un» dürsten, Die Lieb' de» Durst vergeht». Au» diesen Unterschieden Ein Jeder wohl ermißt, Daß keineSsall» der Hering Zur Lieb' erschaffen »st. «tu genarrter Aubeter. Ethel: (erzählend) D» kannst dir mein« Verlegenheit au»maleu, al» ich ganz ahnung»lo» in den Omnibu» steige und unverseben» neben den jnn gen Irotter zu sitze» komme Du weißt doch, derselbe, dem ich im Som wer einen Korb gegeben habe. Wir Helten un» seitdem natürlich nicht mehr gegrüßt. Rosakie: Nun, und wie hast du dir au« der Berleginheit geHolsen? Ethel: O, ich that so, als ob nicht» vorgesallen s« und habe ihn erlaubt, da» Fahrgeld sür mich zu bezahlen. Rücksicht. Herr: Weßhalb fahren Sie denn jetzt Schritt? Droschkenkutscher: Das geht nicht an derS, lieber Herr. Sehe» Sie mal, wie mein Pferd den Kops hängen läßt, dann denkt er allemal über etwas nach, und Za kann ich .'s doch nicht «UDille»» «nang»»«tzm «estSrta» «Sadelsrüftftk« i» »er Siestau» ratton »um „Thiergarten". 1. S. s» 4. Vkodcru« gederbetteu. Theilnekmende Zuschauer: Um Got» teSwillen, halt! Der Geldschrank stürzt herab! ( Tie Frau mit dem Federbett auf dem Kops geht unbeirrt weiter.) ( Der Schrank stürzt ihr aus den K opf, fvrmgt aber ab nnd sie setzt lächelnd ihre» Weg fort.) Starre« Taba». Er: ES ist wirklich merkwürdig» jede Erkältung wirft sich bei mir stet» auf den Kopf. Sie: Ganz natürlich. Sie wisse» doch, daß der schwächste Theil de» Kör pers zuerst von der Erkältung ergriffe« wird. Darum bekommen Sie stet» de» Schnupfen, wenn Sie sich erkälte». Tochter (aus dem Balle): „Ach Mama! MHHVVWZ .... entsetzlich, »ie einsam ch dasitzel.. nicht ein einziger Herr nähert sich mir I' Mama: »Aus dem Sessel nebenan lieg« «in Herrenhut, setze Dich daraus, Marie da wird wenigsten« der Eij.. thüme, dt» Hutes >» uns kommen müssen." Wte soll Ml»» mit setner Aran »er« Falzendes hübsche und gut beire Feuilleton von G. ReigerAbery sollten die Hausfrauen heute ihrer Männern als Festtagslectüre vorlesen Das erste Ersorderniß, um Enttäu schungen nach der Hochzeit und die Ver wandlung der Rose in eine Distel ode« des männlichen Rittersporns >n Heide kraut zu vermeiden, ist daher für bei», Theile, das Mädchen wie den Mann, während des Brautstandes die beider seitigen Charaktere so genau, nne ni» immer möglich zu studiren. Passen si« nicht zusammen, so ist es besser, wenn die Betreffenden sich überhaupt inchl mit einander verheirathen., sondern eine andere Wahl treffen. Einen weiteren Schutz gegen unlieb same Erörterungen, nachdem der Bund für's Lebe» geschlossen ist, gewährt es, wenn sich beide The:le von Ansang an keine allzu idealen Vorstellungen vom Leben in der Ehe machen, sondern sich im Boraus sagen, daß jeder Mensch seine Schwächen hat, die man ertragen muß, wenn man Anspruch auf Nach ficht sür seine eigenen Fehler haben will. Sind troh dieser Vorsichtsmaßregeln zwei Menschenkinder in das Ehejoch ge rathen, welche dasselbe später als drük knde Last empfinden, so mögen Beide einmal zuerst bei sich selbst Ein kehr halten und sich fragen, ob und in wie weit si« persönlich Schuld an dem unerquicklichen Stand der Dinge trifft, ehe sie sich gegenseitig anklagen, ES ist merkwürdig, aber wahr, daß mehr Ehen in vi« Brüche gehen oder wenigstens nicht so glücklich sind, als sie sein könnten, durch Kleinigkeiten, als in Folge von wichtige» Ereignissen. Kom men Letztere, namentlich UnglückSsälle, Krankheit, Verlust von Kindern u. s. w.. dienen sehr oft dazu; um die beiden Ga tten enger an einander zu ketten, als e» durch langjähriges Zusammenleben ge schehen wäre. Dagegen wirken kleine Vernachlässigungen, unwirsche Bemer kungen. Spöttereien u. s. w, an sich vielleicht nur unbedeutende Dinge, wi« ebensoviel Tropfen aus einen Stein, d. h. sie höhlen ihn ichließlich au». Mag die Erwähuung einiger Aese» Dinge genügen, um zum Nachdenken anznregen, den Frieden wieder herzu stellen, Ivo er schon gestört ist und die mancher bisher gemüthlichen Häuslich keit drohende Gefahr sür beseiti gen. Manche Männer sind äußerst lie benswürdige Schwerenöther in ihren Vereinen, auf Ballen, im Theater u. s. w., aber reguläre Brummbären, sowie sie nach Haus« kommen. Und manche Frauen sink in Gesellschaft freundlich, wttzig und amüsant, aber einsilbig und langweilig innerhalb ihrer vier Wände. Wie, wenn solche Leutchea eS einmal prodiren würden, ihr Benehmen gerade umgekehrt einzurichten ? Man lebt >a doch nicht sür die Außenwelt, sondern um sich sein eigen«» Heim, glücklich und behaglich zu machen. Spielt der Mann, wie er e» vor der Hochzeit gethan, so auch nach derselben den Liebhaber bei seiner Frau und ist die Frau zunächst darauf bedacht, ihrem Manne zu ge fallen, ehe sie an, Trimnphe in der großen Welt denkt, so w«rd da» srüher öde und liebeleere Hau» bald zwei so glückliche Menschen beherbergen, wie sie nur zu finden, sin». Man ist doch sonst höflich und rück sichtsvoll gegen Fremde und sucht sich und Andere, welche man i« Gesellschaf ten u, f. w, trifft, Alle» so angenehm, w'e nur, möglich, z»r machen. Es ist auch ganz in der Ordnung, daß die» geschieht; nur sollte man consequenter Weise zu Hause trst recht thun, wa» man sür feine Pflicht gegenüber Fremden hält. Statt dessen sehe» wir es oft ge nug, daß sich,eine Frau für Leute putzt, die sie kauin kennt, während sie im Hause nachlässig gekleidet herumgeht, gerade als ob sie ihrem Manne sagen wollte: „Für Dich ist Alles gut genug." Ebenso können wir Männer beobachten, welche gegen- fremde Damen die Auf merksamkeit selbst sind, ihnen Schirm und Shawl tragen u. s. w., während ihre Frauen sich keine solchen Ritter dienste zu erfreuen haben. Wäre e» nicht besser, wenn auch diese Herrschaf ten e» umgekehrt machen und zuerst liebenswürdig, gegen einander sein wür den, ehe sie sich für fremde Leute di« Hälse brechen? Man kann natürlich nicht da« ganze Leben gerades»sein, wie man al« Braut und Bräutigam war. Da« verlangt auch keine ver»ü»stige Frau und kein vernünftiger Mann Trotzdem wäre es sehr gut, wenn Beide Frau wie: Mann, wenigstens einige Dinge ihr« Brautzeit durch ihr ganze« Leven wabren würden, darunter vor Allem ein, rücksichtsvolles Benehmen und nament lich eme höfliche und freundliche Art der Unterhaltung unter einander. Wir sa gen „Bitte" zu einem Fremden, wenn wir etwas wollen, und zu einem Eskimo, wenn er uns irgsnl» et wa» gereicht hat, wa» wir wünschen, warum nicht zu unserer Gattin? Daß t»e Frau un» geheirathet hat, ist doch noch lei» Grund, um grob sie zu sein. Da sind noch so einige welche nur zu sehr geeignet sind, die ur sprüngliche Wärm« der Emvsindung allniälig erkalten zu lass«». Dazu ge bärt unter Andern, da» Schmollen und Troycn der Frau, ein höchst gefährli che« Experiment einem Willensstärke» Manne gegenüber, und da» ewige Bo- Irilteln von Seite, de» Manne» von Allem, was die Frau thut, obwohl sie gerechten Anspruch auf Loo und A»er kennung ihrer Thätigkeit hat, M"n kann nicht immer gleich guter Man» geschäftliche Sorgen hat, wird e» ihm zuweilen ziemlich schwer, ein heite res Gesicht zu machen, witdrend der Kopf voll ernster Gedanke ist. Aber eS beweist wenig Rücksicht aus die Fr«u, wenn der Mann nach Houfe kommt und den «nter Tage» gehabten Aerger ai? seiner Familie ausläßt. Wäre er an dem betreffenden Abend zu einem Diner bei fremden Leuten geladen, so brächte er «s sicher fertig, daselbst den eleganten Salonmann herauszubeißen. Warum also sich der Frau zu Liebe nicht ein wenig Zwang anthun und mit freund licher Miene in'» HauS treten? Ein weiteres Ding, welches in vie len Familien zu Streitigkeiten und Un frieden führt, ist die leidige Eßfrage. Ts ist selbst sür die aufmerksamste Frau mcht immer möglich, gerade ine Lieb lmgsspeisen ihres ManneS zu kochen und thäte sie eS, so würde dieser selbst die betreffenSen Gerichte bald müde werden. Die Frau bringt daher-, oder, wenn da« Hau» auf größerem Fuße ge führt wird, lößt auch andere Sachen aus den Tisch bringen. Auch ist e» beim besten Willen nicht möglich, die Speisen immer gleich gut zuzubereite», namentlich wenn einmal Kinder den größeren Theil der Zeit der Hausfrau in Anspruch nehmen. Eine versalzen« Suppe, angebrannte» Gemüse u. f. w. sznd natürlich gerade kki»e Annehmlichkeiten. Aber das kleine Malheur ist einmal geschehen und wird durch alles Brummen nicht mehr Keffer gemach». Warum als» nicht lieber mit, einem schlechten Witz oder ohne jeglichen' Cominentar über etwa» hinweggehen, was der Hausfrau viel: unangenehmer ist, als uns, und worüber wir nicht halb ' so viele Geschichten machen würden, wenn e» uns in fideler Gesellschaft bei > Freunden oder auf der Reise passirte. Laßt doch solche Kleinigkeiten bei Seite! Das Leben hat Bitterkeiten ge nug für- Jeden, ohne daß man s«in« Frau und sich felbst wegen einer verun glückten Speise den Abend zu verderben braucht. Was noch besprochen zu werden ver dient, ist die Ungeduld oder Unlust so vieler Männer, mit ihren Frauen zu plaudern. „Laß mich in Ruh' mit dem Zeug"; „Was kümmern mich Deine Haushaltung» - Angelegenheiten", etc., heißt es, ivenn die Frau nach dem Essen erzählen will, was sich während des Ta ges innerhalb ihres bescheidenen Wir kungskreises ereignet hat. Nun, es sind ja auch wohl keine epo chemachenden und welterschütternden Begebenheiten. Aber es handelt sich auch weniger um den Gegenstand der Conversation, als darum, daß sich Deine Frau schon den ganzen Tag daraus ge freut hat, daß sie Abends ein Stündchen mit Dir plaudern kann. Mit wem foll sie und wem wird sie Alles, auch die kleineren Haushaltung» - Gegenstände, besprechen, welche doch da» Wohl Bei der betreffen, ab» mit ihrem Mann? Und wenn Du sie einige Male schroff zurückweisest, so wird sie Dich in kurzer Zeit überhaupt n«ht mehr zum Ver. trauten ihres «nneren Lebens machen , und Du bist der verlierende Theil da bei. Also plaudere gemüthlich mit Deiner Frau; die Zeit, welche Du bei den hiesigen GeschäftSstunden im Hause verbringst, ist ohnehin kurz genug. Mache sie daher Deiner Frau, und da> durch auch Dir selbst,, so angenehm wie möglich, ES ließen sich hier noch eine Meng« < für da« häusliche Glück wichtige Dinge anführen! doch die obig«» Andeutungen , mögen genügen. Nur noch Eines»zum Schluß: Geht des Morgens nicht in Unfrieden aus einander! WaS immer es gegeben ho ben mag, kleine oder große Meinunz»- Verschiedenheiten, —zu einem wirk lichen D'Spul soll und darf es in einer guten Ehe überhaupt nicht kommen, versöhnt Euch, ehe der Mann das Hau» verläßt. W?nn der eine Theil da» Wort nicht spreche» will. so mag e» der Andere thun, nur scheidet nicht in Un» frieden. So manches Lebensglück ist. schon daran gescheitert, daß keiner der wollte: Eures inag ebenfalls in die Brüche gehen, wenn Ihr Euch das Un glück Anderer nicht zur Warnung fei», laßt. Bedenkt ferne?/ ein wie unsicheres Ding da» menschliche Leben ist: der- Abschied des Morgens mag ein Ab schied für's Leben sein. Denkt an die lange und bittere Reue, wenn eS daS> Unglück so wollte, daß die Lippen sich, sür immer schlössen, ehe ihr das ve» föbnende Wort, gesprochen und gehört habt. Uiberlegt Euch dir Sache einmal, Ihr Pärchen/ die Ihr nicht so gut mit einander auskommi, wie es in einer guten deutschen Ehe sein soll, und legt den falschen Stolz ab, der Euch verhin dert, zuerst die Hand zu einer. Verstän digung zu bieten. Und wenn Ihr Euch dann ehrliche and unablässige Mühe gebt, Euch gut in einander zu schicken und gegenseitig da» Lebe» zu verschönern; so bi» ich überzeugt, daß wir bald den Spaniern ihr altes Sprüchwort lassen u»d statt dessen mit Stolz sagen können: „Ich habe eni« Rose genommen und sie ist meine Rose geblieben." —G eri cht »stit b kü th e. Ein tapferer Osficier im Stillstand, der in einem Feldzuge den rechten Arm einge büßt hatte, erschien neulich vor einem füdsranzösischen Gerichtshose al« Zeuge. Ass die Aufforderung, den vorgejchrie» denen Eik zu leisten, erhob er den lin» Arm Der Advocat de« Angeklag ten wandte sofort ein, daß ein Eid mit der link« Hand »icht giltig fein könne. Der Gerichtshof zog sich zur Berath«»» zurück und verkündete dann fein Er« kenntmß, da» wörtlich übersetzt lautet»: „In Anbetracht, daß, wenn die gli»r. reichen Ueberreste unserer Armee vor unseren Gerichtshöfen erscheine», um ihren rechtlichen Pflichten zu genügen, man von ihnen nicht sordern kann, daß sie den Eid mit jenen Gliedern leisten, dir sie im Dienste de» Vaterlande» ver lorrn haben, ist der in Rede stehend« Eid mit der linken Hand als giltig an zusehen." Aus dem Gerichtssaal Zeuge: „ Er haiite mich so, daß ich meine Besinnung verlorl"