2 ZV«» d»rM,anr« ««nie» Die Sage vom verkannten Genie, so lautete das Thema, über welches Herr Aeheimrath Professor Dr. W. H. von Riehl auS München- im „Hamburger Verein sür HandlungS-Commis von 1858" sprach. Der berühmte Redner führte aus: Wenn heute Shakespeare unter uns lebte in der ganzen Vollkraft seines un vergleichlichen Schaffens, wie würden wir ihn ehren? Wie ein Fürst würde er uns erscheinen neben den Großen dieser Erde, wenn auch nur mit dem Lorbeer gekrönt. Den Stuhl, auf dem er ge sessen, die Feder, mit der er geschrieben, würden leidenschaftliche Verehrer heim lich wegnehmen, um sie später einem Museum zu vermachen, Maler und Bildhauer würden sich bemühen, ein Bild zu skizziren für spätere Denkmä ler, die Autographenjäger und die noch unwiderstehlicheren Autographenjäge rinnen würden sich sreuen, ein Zeichen von seiner Hand zu erhalten. Als Shakespeare in England lebte, wurde kein solcher persönlicher Cultus mit ihm getrieben. Und so war denn am Ende Shakespeare ein verkanntes Genie? Welcher Unterschied besteht in der That zwischen dem Shakespeare, von dem man bei seinen Lebzeiten so wenig Notiz nahm, und dem Shake speare, wie wir ihn heute kennen und ehren! Die Mitwelt kann niemals zur rechten Würdigung von Thaten oder Werken kommen, deren Erfolg erst im Verlaus der Jahrhunderte wachsen und groß werden muß. Als Homer seine Gedichte sang, wer hätte damals ge ahnt, daß nach Jahrhunderte» dies« Gedichte den Urvölkern den griechischen Geist erschließen könnten, daß diese Ge dichte ein Unterrichtsgegenstand an allen Schulen würden? Da» weittragende Genie führt ein Doppelleben, ein Leben bei Lebzeiten und ein solches nach dem Tode. Richtig beurtheilt wird eS erst, wenn Jahrhun derte über sein Leben hinausgegangen sind. Man muß erst gestorben sein, um unsterblich zu werden. Insofern ist immer ein großer Unterschied zwi schen einem Genie bei Lebzeiten und nach seinem Tode und man kann die Gegenwart nicht dasür verantwortlich machen, daß sie uicht vorher gesehen hat, was nachher kommen kann, aber nicht immer zu kommen pflegt. Es gibt Leute, die sich sür Genies halten und sich mit manchem großen Geiste trösten, daß sie verkannt seien, Während sie in Wirklichkeit keine Genies sind. Und so hat sich allmählich eine Sage, ein ganzer Sagenkreis vom ver kannten Genie ausgebildet. Er findet sich weder im klassischen Alterthum noch >m Mittelalter, noch in der Renaissance, erst im achtzehnten Jahrhundert tritt er aus und blüht in unserer Zeit ganz besonders. Trotzdem geben wir ihm den Namen Sage, weil das Herz dabei mitspricht und auch die Poesie ihren Antheil hat. Und eine Sage hat, so sehr sie auch von der Phantasie dichterisch ausgeschmückt sein mag, doch immer einen wahren Kern. Eine solche Sage vom verkannten Genie ist die Ge schichte eines Franzosen aus dem An sänge des 17. Jahrbunderts, des Inge nieurs und Physikers Solomon dx Caux. Er wav der Vorentdecker der Dampskrast und gleichsam der Vorabner der Wirkungen, die diese Kraft später ausüben sollte. Der Sage nach wurde ihm seine Entdeckung so wenig gelohnt, daß Cardinal Richelien in vollständiger Verkennung der Möglichkeit und Aus führbarkeit derselben ihn in einem Käfig in Bicetre ein'pcrren ließ. Allerdings war eS Salomen de Caux nicht vergönnt, feine Erfindung zu ver werthen und zwar deshalb, weil die da malige Zeit noch nicht reif dafür war. Ein Genie muß auch zur rechten Zeit geboren werden, und in der That, es gibt verkannte Genies, es gibt Märty rer ihrer Thaten, weil ihr Austreten in eine Zeit fiel, die sür das, was sie schufen, kein Verständniß hatte. So verhielt sich das Zeitalter der Renais sance zu den physikalischen Erfindungen, während in unserer Zeit gerade das Umgekehrte der Fall ist. Copernicus, Galilei und Kepler waren theilweise schon bei Lebzeiten den größten Ansein Jedes Zeitalter hat stets das vor hergehende verkannt. Natürlich! der Sohn fühlt sich vom Vater bedrückt, er sucht sich srei und unabhängig zu machen von seinem Einflüsse. Am hau figsten begegnet uns diese Thatjache in Fürstenhäusern. Der Sohn wird in Folge dessen gegen den Vater unge recht, und dieser Grundsatz läßt sich ebenso anwenden auf ganze Perioden der Geschichte. Es kann aber auch eine Persönlichkeit verkannt werden, obwohl die Zeit ihrem Wirken günstig ist und trotzdem sie Bedeutendes leistet. Im Manuel Kant und Beethoven ledern zu einer Zeit, die ihren« Wirken unge mein günstig war. aber gerade die Tiei'e ihrer Werke hatte zur Folge, daß es trotzdem erst einer geraumen Zeit bedurfte, bis man sich zum rechte» Verständniß derselben durchrang. Wä mein verständlich gewesen, so wären sie wahrscheinlich sofort der vollsten Würdigung begegnet, vielleicht sogar überschätzt worden. Denn auch das Gegentheil der Sage vom verkannten Genie grbt eS, die Geschichte vom übe!» schützten Talent. Wenn ein Talent in voller Ueberein stimmung mit der Mode und dem Zeit geist schafft und der lärmende Erfolg des Tages ihm zufliegt, so liegt die Vermuthung nahe, daß die Nachwelt anders urtheilen, daß der Ueberschät zung die Verkennung folgen wird. Rossini hat durch seine e nichmeicheln den Weisen die musikalische Welt seiner Zeit beherrscht heute sind die meisten jemer Werte vergessen. Um die Mitt» vorigen Jahrhunderts war der be rühmteste Componist unstreitig Johann Gottfried Hasseln DiieSden; wer kennt be ei Namen he«rie noch? Aehn» licheS «st mit Ewttsched und Kvtzebue der Fall, welcher letztere seiner Zeit der deutsche Voltaire genannt wurde. Auch ein Genie erfährt die Mühselig keit des Sichempvrringens, nicht weil e» nicht verstanden wird, sondern weil jeder, auch der Bedeutendste, sich erst Geltung verschaffen muß. Ein beson ders merkwürdiges Beispiel dieser Art ist Richard Wagner. Selten ist ein Künstler so in jeder Weise vom Glück begünstigt gewesen, wie er, und doch waren auch seine Ansänge von Entbeh rungen und Enttäuschungen nicht srei. Daß er aber hierbei nicht zu Grunde ging, wie es wohl manchem an deren ergangen ist, das allein war auch schon ein großes Glück. Bon allen Mitteln entblößt, wie er zu seiner pariser Zeit, wären wohl Viele den An fechtungen der Großstadt erlegen. Während feines Aufenthaltes in der Schweiz, wo es ihm oft an Geld man-' gelte, hat er sich dieses stets zu verschaf fen gewußt; seinen Werken hat Franz Liszt bei der vornehmen und vornehm sten Welt Eingang verschafft und König Ludwig 11. von Bayern hat ihn vol lends aus den Gipfelpunkt seines Glük keS erhoben, Aber besonders der Um stand, daß er für seine neuen Ideen die Feder ergriff und polemisirte, hat ihn großen Anfeindungen ausgesetzt. Aebn liches war bei Berlioz, Schumann, und selbst Carl Maria von Weber der Fall. Ein Künstler, der neue Ideen geltend machen will, dars nicht empfindlich sein und muß sich darauf gefaßt machen, Widerstand zu finden. Die Sage vom verkannten Genie, welche sich in unserer Zeit besonders hervorgebildet hat, ist ein Zeichen von dem Gerechtigkeitssinn unserer Zeit. Es hängt dieser Gerechtigkeitssinn mit dem socialistischen Zug unserer Tage zusam men. Der Socialismus will nicht Gleichheit —diese will der CommuniS mus sondern Gerechtigkeit. Der Socialist sogt, ein Jeder müsse ausge bildet werden nach seinen Krästen und Talenten ohne Rücksicht auf seine Ab stammung von reichen oder armen, ge bildeten oder ungebildeten Eltern. Wie manches große Talent geht an Armuth zu Grunde. Hier soll die ausgleichende Gerechtigkeit eintreten. Jeder soll seine Arbeit nach Befähigung und Arbeits kraft erhalten und jeder Arbeit soll die jenige Belohnung zukommen, welche ihrem Werth und ihrer Bedeutung sür das Ganze entspricht. Diese Lehre, die so bestechend erscheint, braucht'man nur aus das Gebiet geistiger Arbeit anzu wenden, um ihre Hinfälligkeit zu erken nen. Nicht allein der materielle Gewinn ist es, der das große Genie in seinem Wirken bestimmt, sondern auch der Er folg. Man bedauert Schiller, daß er für seine Werke so schlecht honvrirt wurde, wührend seine Verleger den Ge winn einzogen. Allein Schiller hat nicht'sür den Gewinn gearbeitet, sondern nur sür den Erfolg, vielleicht sogar sür den einer ferneren Zukunft. Es schickt sich nicht sür einen Dichter, nach Brod zu gehen. Unser Gerechtigkeitssinn gibt dies aber nicht zu, er will, daß dem Verdienst der materielle Erfolg auf die Felsen trete, und so thut ein weiser Hausvater unserer Tage gut, bei der Ausstellung seines Jahresbudgets eine eigene Position sür 70-, 60- und SOste Geburtstage, 25-, ZV- und üvjährige Jubiläen und für Denkmäler auszu ivcrsen. Gibt es nun aber in der Geschichte auch Glückliche, an welcher die Sage vom verkannten Genie nicht hastet? Es zibt deren, wenn auch selten. Aus der Reihe dieser Glücklichen führt der Bor tragende drei Namen an, weil sie in ihrem Wirken verschiedenen Gebieten angehören. Zuerst Goethe, dem zwar die Gegner nicht erspart geblieben sind, an dessen gewaltiger Dichtergröße aber weder ein Zeitgenosse noch ein Neuge borener je zu zweifeln gewagt hat. Der Zweite ist James Watt, der glückliche hatte das Glück, im hohen Alter den »ollen Erfolg seiner Erfindung vor Augen zu sehen und in Ruhe genießen zu können. Als Dritter wird vom Vortragende» Moltke genannt, der bei So zeigt sich, daß nur die Verbindung von Glück und Genie Großes zu wirken vermag. Zweihundertsechsund achtzig Jahre, sind seit jenem denkwür digen 5. November vergangen, an wel chem die Entdeckung gemacht wurde, daß Guy Fawkes den König von England und die beiden Häuser des Parlaments l>sr" hat sich zu einem stehenden Wort entwickelt. Alljährlich werden am S. November geoße Freudenfeuer entzün det, Feuerwerke abgebrannt, Faschings umzüge veranstaltet und die .Guys" der modernen Zeit, mißliebige und der Menge verhaßte Personen, bildlich ver brannt. „General" Booth wird wenig davon erbaut sein, daß man in diesem Jahr „Papst Booth" und andere ver haßte Mitglieder der Heilsarmee zu Eastbourne als „Guy" auf den Schei terhausen gethan hat. Frech. Richter: Schämen Sie sich denn gar nichl, wegen Mißhandlung der eigenen Frau aus der Anklagebank zu sitzen?— Angeklagter: Herr Richter, was thun Sie denn eigentlich, wenn Ihre Frau Gemahlin Sie einen ver sosfenen Lump nennt? Bürgermeister: Haben Sie gelesen, daß noch in diesem Monat die Welt untergehen soll? Brandmeister: Meinetwegen, die Spritzen find >« Ordnung. Droschke Rummer «tu». «r» P«»» Ui»«». Der Regierungs-Assessor Kurt Bo> denbach war ein lebenslustiger, junger Mensch, welcher sein Junggesellenleben in der Residenz in den vollsten Zügen genoß und im Kreise gleichgesinnt««: Freunde gar nicht daran dachte, hierin einen Wechsel eintreten zu lassen. Doch es sollte anders kommen. Eines schönen Tage» saß er mit eini gen Bekannten in Ml« eleganten Ease des Berliner Westens. Es war ein Gewitter ausgezogen, und in kurzer Auf einanderfolge durchzuckten blendend« Blitze den Himmel, während der Don ner ein betäubendes Getöse verur sachte. Dem Assessor entging es nicht, daß einer seiner Bekannten bei jedem Blitze zusammenfuhr und bei jedem daraus folgenden Donnerschlag mit dem ganzen Körper zuckte. Er tonnte sich nicht ent hallen, sich über diese Gewittersurcht zu amüsiren. „Es ist statistisch festgestellt," be Lage komm», das große Loos zu ge Winnen, als vom Blitze erschlage» zu werden." „Und ich möchte fast behaupten", fügte ein Anderer hinzu, „daß es schwe rerist, unter den Tausenden von Ber liner Droschken der Nummer Eins habhaft zu werden, als vom Blitze ge troffen zu werden." „Das möchte ich doch nicht so »hne Weiteres behaupten", erwiderte Kurt, „Da« muß doch gar nicht so schwer sein." „Was gilt die Wette?" ries Jener, „Du bringst es binnen heut und vier Wochen nicht fertig, der Droschke Num mer Eins zu begegnen." „Die Wette gilt!" rief Kurt in guter Laune. „Sobald ich der Droschke Nun« mer Eins in den nächsten vier Wochen begegne, fahre ich in ihr sofort zu Hil ler und bestelle auf Eure Rechnung ein seines Souper mit Chamvagner." „Eine Bedingung stelle ich noch," be merkte der Andere. „Es ist Dir nicht erlaubt, Dich irgendwo nach der Droschke Nummer Eins zu erkundigen, sondern Du mußt Dich ganz dem Zu fall anvertrauen." „Auchdiese Bedingung acceplire ich," ries Kurt, m.d unter allgemeiner Hei terkeit ging man auseinander. In der nächsten Zeit gab sich der Assessor, sobald er aus der Straße er schien, die redlichste Mühe, der verhäng nißvollen Droschke ansichtig zu werden, aber ohne Erfolg. Schon waren die abgemachten vier Wochen bis auf drei Tage vergangen, da überschritt Kurt einmal zufällig den Belle Alliance - Platz, als ihm eine Droschke entgegenfuhr, die wirklich und wahrhaftig die Nummer EinS trug. Es war ein ganz elender Kasten, und Kurt hätte sich unter anderen Umständen gewiß nicht dazu entschlossen, dieses Jammergestell zu besteigen. Auch der lahme Gaul schien sich des Vorzugs, an der Spitze der Berliner Droschkengäule zu traben, nur sehr unvollkommen be wußt zu sei», ebensowenig schien Kutscher in hervorragender Weise deni Ehrgeize zu huldigen. Nichtsdestoweniger steuerte der Asses sor aus die Arche IoS, erhielt aber von dem Rosselenker den Bescheid, daß das Gesährt bereits besetzt sei. In diesem Augenblicke neigte sich ein reizender Mäschenkopf auS dem Fenster des alten Kastens. Kurt näherte sich der Dame mir höflichem Anstände, lüs tete den Hut und, nachdem er sich unter tiefer Verbeugung vorgestellt hatte, be merkte er, daß er, die Droschke für un besetzt haltend, sich derselben habe be dienen wollen, um Unter Sie Linden zu gelangen. „Tin merkwürdiger Umstand," fügte er hinzu, „macht es mir wünschens werth, gerade die Droschke zu benutzen. Ich bin nämlich eine Wette eingegan gen, binnen vier Wochen der Nummer Eins habhast werden zu können. Wie Sie sehen, habe ich die Wette gewonnen und ich möchte jetzt sosort zu Hiller sahren, um meine Freunde, welche dort um diese Zeit gewöhnlich zu treffen sind, davon zu benachrichtigen." „Das trifft sich ja ungemein nett/ erwiderte sie. „Auch ich wollte soeben zu Hiller fahren, um dort mit meinem Bruder zusammenzutreffen. Wenn es Ihnen recht ist, können wir den Weg zusammen machen." Der Assessor nahm mit Freuden die sen Vorschlag an, stieg ein, und de, Wagen rumpelte nach der Friedrich straße zu ab. Unterwegs brachte Kurt in Erfah rung, daß seine schöne Begleiterin Käthe von Wildenschwert heiße, daß sie sich mit lhrem Bater, einem schlesischen Rit tergutsbesitzer und ehemaligen Officier besuchsweise in Berlin aushalte, wäh rend ihr Bruder daselbst al« Lieutenant bei den Gardedragonern diene. Aus den Fenstern bei Hiller sahen die Freunde des Assessors mit Erstau nen, wie das vorsündfluthliche Gefährt vor der Thür hielt und in demselben Kurt Bodenbach in Begleitung einer elegant gekleideten, hübschen jungen Dame erschien. Eine solche Begleitung waren sie an ihm nicht gewöhnt. Bald entdeckte aber ein scharses Auae in der Nummer der Droschke wenigst n i tleil weise des Räthsels Lösung. Das Souper verlies m der heitersten Laune. Arwed von Wildenschwert, welcher, nachdem er seine Schwester in ihr Hvtel geleitet, einer Einladung des Assessor« folgend, an dem Souper theil nahm, erwies sich als ein eben so fein gebildeter Cavalier, wie liebenswürdi ger Charakter. Nach vier Wochen las man in den Zeitungen: .Die Verlobung meiner einzigen Tochter Käthe mit dem Regierungs assessor im Ministerium des Innern, Herrn Kurt Bodenbach zu Berlin, be ehre ich mich Verwandten und Beiana ten ergebcnst anzuzeigen." Halbendorf, September 1891. Hermann v. Wildenschwert, Rittergutsbesitzer u. Hauptmann a. D. Aus der VerlobungStafel prangte blumengeschmückt das Droschkenschild Nummer Eins. Das verlobte Paar hatte den Wunsch ausgesprochen, den alten Rumpelkasten als Brautgesährt zu benutzen, stieß aber damit aus den Widerstand des Herrn Schwiegerpapa. Ter Atiqott des »allen Ludwig». In einer Kunstzeilschrist, dem „koiio finden wir einen Bries Ludwigs 11. von Baier» an seinen Ab gott Richard Wagner, den Marcel Her wegh. der Sohn des Georg Herweghs, veröffentlicht. Das Schreiben, das eines Commentars wohl kaum bedarf lautet: Dem Wort Tondichter München. Erhabener, göttlicher Freund! Kaum kann ich den morgenden Abend erwarten, so se! ne ich mich nach derL. Vorstellung (von Tristan und Isolde) schon >etzt. Sie schrieben an Pfister meister (Privatsecretär des Königs Sie hofften, daß meine Liebe zu Ihrem Werke durch die iu der That etwas mangelhaste Ausfassung der Rolle des Kurwenal von Seiten Mitterwurzers, nicht nachlassey möge! Geliebter! Wie konnten Sie nur die s«n Gedanken sich auskommen lassen? Ich bin begeistert, ergrissen. Entbrenne in Sehnsucht nach wiederholter Anffüh rung! DieS wunderhehre Werk, Das uns dein Geist erschuf! Wer dürst' es sehen, wer erkennen, ohne selig zu preise» ? Das so herrlich, hold, erhaben mir die Seele mußte laben! Heil seinem Schöpfer, Anbetung ihm! Mein Freund, wollen Sie die Güte haben, dem Künstlerpaar zu sagen, daß deren Leistung mich entzückt und begei stert hat; Meinen herzlichen Dank, wer den Sie ihn den Beiden künden? Ich' bitte Sie, erfreuen Sie mich bald mit einein Briese! Nicht wahr, mein theurer Freund, der Muth zu neuem Schaffen wird Sie nie verlassen; im Namen Jener bitte tch Sie, nicht zu versagen, Jener, die Sie mit Wonne erfüllen, die sonst nur Gott verleiht. Sie und Gott! Bis in den Tod, bis hinüber nach je nem Reiche der Weltenuacht bleibe ich, Ihr treuer, Ludwig. Berg, den 12. Juni 186 S. Genau LI Jahre später, am 13. Juni 1887, endete das Leben Ludwigs im Starnberger See. Kundige Psychiater mögen vielleicht schon in dem Schreiben die Spuren eines Leidens entdecken können, das später den Geist des Bai ernkönigs bis zur völligen Umnachtung ergriff Was dem Herrn Rentier SchnSSc. dach au» Leivjig pasfirte. „Hären Se, mei gutes Dhierchen, ich und in meiner Stube da wimmelts egal von Babageien und Gagedu?. Beim Ganabeh da steht e Ganarienvogel und über der Komode hängt e Gardinal. Heren Se, nu bin ich neilich aus lauter Liebe zu den Vögeln in en Verein für Bogelliebhaber geträten. ES war ooch sehr scheene dort uud zum Schluß des Jahres wurde eine große Berloosung gemacht. Nadierlich. nehme ich mer och zwanzig Loose und freu mich schon im Stillen über die vielen Vögel, die ich gewinnen werde. Die Verloosung kommt nu ran, die Gewinnliste wird mer zugeschickt und Gott Strambach, da war von meine ii zwanzig Loosen gerade eens rausgezogen, aber mit einem sei nen Gewinn - Nr. 4U56: „Ein Schnee schläger!" Ei du Dunnerwetter! Des muß wohl ein seltener Vogel sin! Ich also mei großes Vogel-Lexikon geholt und nach dem Namen gesucht, denn ich mußte mich doch insormiren über die Fütterung und Behandlung des Dhier chens. Awer da stand Sie wohl was von Schneehühnern und Ganarienschlä zern, aber von enem Schneeschläger' renne gar nisckt drin es war wahr scheinlich e zu. seltener Vogel. Nun reene ich zum Klempner und taufe mer en recht bequemen Vogelbauer, damit das Dhierchen ooch hibsch drinne hop sen kann und denn gehe ich raus in de Bogel - Ausstellung und sage zu dem Vogelausseher: Heren Se, ,ch bin Sie nähü'.lich der Rentier Schnäckelbach und möchte gern mein' gewinn holen, Nr. 4V56: een Vogelbauer hab' ich gleich mitgebracht. Der Aufseher seixt mich an un sagt: „So? Also Ihren Ge winn soll ich in diesen Vogelbauer thun?" „Nu ja", sag ich, „da ist gar nischt zu feixen!" Der Mann gehl fort und kommt wieder und da liegt e langes, spitzes Ding in Papier gewickelt in meinem Vogelbauer, das eher aussah wie eene Schlange als wie e Vogel. Ich packe das Ding vorsichtig aus, es pievst gar nischt und was war'sch aller eener, wie man ihn in Güche braucht zum Eiweiß schlagen! Heren Se, da war ich Sie aber scheene ins Näpfchen geträten, denn wie tonnt ich denn wis sen, daß de Mitglieder vom Gomide aus Liangel an Vögel och Güchengegen '«ände verloost haben. Gott Stram dach!" Reingefallen. Nachdem der Herr Hauptmann Urlaub für einige Tage gedabt hat, begibt er sich in den »aiernenhos, wo seine Compagnie exer cirt. Hier meldet ihm der Feldwebel, Saß die Compagnie am gestrigen Tage während des Exercitiums vom Herrn Major inspicirt worden sei; der Ba taillonscommandeur habe nur einige kleine Ausstellungen gemacht. Sosort läßt der Herr Hauptmann antreten und donnert los: .Na, Kerl«, gestern habt Ihr vor dem Herrn Major Eure Sache wieder ganz miserabel gemacht, nament lich der Parademarsch war unter aller Kritik." .Herr Hauptmann verzei hen", flüsterte der Feldwebel, .Parade marsch wurde gar nicht gemacht. Der «tspalaft. zende Frau auf einem türkischen Divan, über den ein Bärensell gebreitet war, während ein zweites ihren 'leinen Fü ihren Flechten, die losgegangen waren und gleich goldenen Schlangen aus ihren Weißen Schultern schaukelten. Die schöne Frau war die Gemahlin des Staatsrats Wolinski und ihr An beter der Herzog Biron von Kurland, der allmächtige Günstling der Zarin Anna. „Wissen Sie, Alexine," begann der gefallen ohne diesen Modeputz, diesen tiüraß und diesen Korb, indem die Lie beSgötlimien von heute stecken, und vor Allem ohne Puder?" „Sie haben überhaupt einen mytholo linski, „man könnte Sie sür einen Halb gott, einen Sohn Jupiters halte», wenn die olympischen Götter nicht schon längst entthront wären." „Sie meinen," erwiderte Biron ga lant. „weil Sie aus meiner Knute ihren Spinnrocke» gemacht haben, schöne Om phale!" „Wenn dies wahr wäre/' erwiderte Alexine, „so würden Sie mir einen kleinen Gefallen erweisen." „Jeden. Alexine, beschien Sie über' mich." „Also schicken Sie meinen Mann nach Sibirien!" Biron begann laut zu lachen. „Mit Vergnügen", sprach er, während sein brutal schönes Gesicht eiiken unheimli chen Ausdruck bekam, „sobald Sie mir einen Vorwand liesern, Alexine, aber wir müssen vorsichtig sein. Wir Deut sche sind ohnehin verhaßt genug bei de» Russen." „Wolinski scheint zu wissen, daß ich Sie liebe," suhr die blonde Schöne fort, „er fängt an, mir unbequem, zu wer den." „Nur einen Vorwand, meine Liebe", wiederholte der Herzog, „und Sie find von ihm befreit" „Gut, Sie sollen ihn haben," sagt« Alexine, während sie ihre Fußspitze in dem dunklen Bärenfell auf und ab tau chen ließ, „und dann habe ich Ihr Wort —" „Dann sollen Sie selbst sein Urlheil sprechen." ' Seit diesem Abend suchte die schöne Messalline mit dem Eiser einer uner müdlichen Jägerin diesen Borwand. Sie umstellte ihren Mann mit Netzen, und endlich war er ihr Gefangener, ja mehr als das, sie konnte ihn an das Messer liefern. Da, im letzten Augenblick schien ihr das Wild entschlüpfen zu wollen und sie selbst sah sich plötzlich in Gefahr. Der Herzog hatte sie eben verlasse», als WolinSki eintrat. „Wer war bei dir?" fragte er. „Biron," erwiderte Alexine kalt. Wolinski schloß die Thür und näherte sich dann seiner Frau. „Alexine", be gaiin „du spielst ein gefährliches Spiel." Boden. „Weib." murmelte „es ist genug an dem. was du mir zusügst; wenn du aber spioniren, wenn du über gewisse Dinge schwatzen solltest, dann stirbst du von meiner Hand." „Ach, du bist eifersüchtig!" erwiderte sie mit einem verächtlichen Blicke, „das ist Alles." „Ich habe dich immer geliebt, Alexine," erwiderte Wolinski, „wie sollte ich gleichgiltig bleiben, wenn ich sehe daß dein Herz sich von mir ab wendet." .Altmodische Ideen, mein Freund!" „Nun, eure neue Mode wird wohl bald ein Ende nehmen," entgegneie Wolinski, „der Tag der Vergeltung »st vielleicht näher, als man glaubt." Alexine zuckte die Achseln und gähnte „Ich bin schläfrig, „ich will zu Bett. Sie ging wirklich zur Ruhe, aber si schlief nicht. Nach einiger Zeit trat Wolinski leise ein, näherte sich ihrem Loger und beugte sich über sie. dann, als er überzeugt war. daß sie schließ, ver ließ er ebenso vorsichtig das Gemach. Jetzt schlupfte Alexine, gleich einer Schlange, aus ihrem 'Nest und kleidete sich rasch als Bäuerin an. Alls? lag be reit zu dieser Metamorphose. Wenige Miiiilten später trat sie unbemerlt aus dem Hause, in Männerstiefeln und einem langen Schasspelj. eilte durch den Gar ten, schlich zu dem kleinen Psörtcken hin aus, dessen Schlüssel sie sich verschafft .hatte, und erwartete Wolinski aus der Straße. Er ließ nicht lange auf sich warten. Auch er hatte sich verkleidet, aber Alexine erkannte ihn sosort, trotzdem er nicht nur die Kleider eines Matrosen, son dern auch dessen Gang und Haltung ge schickt nachahmte. Sie folgte ihm un bemerkt bis in einen entsernten Stadt, iheil, wo er an die Thür eines kleinen, einsam stehenden Hauses klopfte. Nach dem er eingetreten war, kehrte sie rasch zurück, erbrach seinen Secretär, sand verschiedene Papiere, welche die Ziele der Verschwörung, an deren Spitze WolinSki stand, verriethen, und ent deckte schließlich in einem geheimen Fach die Liste der Verschworenen. Vermummt und verschleiert kam sie >etzt muten in der Nacht zu dem Herzog von Kur „lch habe ihn,- flüsterte sie ihm zu. .Wen?" „Meinen Manu," erwiderte die schöne Messakne triuinphirend, „er steht an der Spitze einer Verschwö rung" „Sie scherzen." .Er und seine Freunde haben sich verbunden, um die Ezarin zu stürzxn und die Großfürstin Elisabeth, di» au» ihren altriiisiichen Gelinnungen keinen Hehl macht, auf den Thron zu heben." „Teusel!" ries Biron erregt, „haben „Beweise?" Alexine lächelte und Alles, was wir brauchen, ui» unsere Feinde dem Henker üderliesern zu kön neu. und hier die Liste der Verschwöre Während Alexine eilig in ihr kleines Hotel zurücklehne, stieg Biron ielbit zu Pferde und eme Stunde später waren sämmtliche Verichworene verhastet und in seiner Gewalt. Als Biro», von Gard-soldaten be gleitet. an die Thür Wolinskis pochte, eilte ihm Alexine entgegen und führte ihn selbst in das Cabinet ihres Gatten, der eben nach Hause zurückgekehrt war. Während man dem Unglücklichen Handeisen anlegte, hatte sich Alexine in einen Fauteuil niedergelassen und be trachtete iyn. die Arme über die Brust verschränkt, mit einem höhnischen Lä cheln. Der überaus strenge, ja geradezu fürchterliche Winter von I7Z!> hatte dem Herzog Biron, welcher zu gleicher Zeit der Tyrann und der in»ilrv scheu Einsall gegeben, aus dem Eise der Newa eine Art Feenpalast zu er bauen. Der Kammerherr Tatitschew leitete das unerhörte Unternehmen Im De- Krachtbau zwischen dem Admiralitäts fort und dem Winterpalast. Die Bausteine lieserte die Eisdecke der Newa und das Wasser des Flusses diente als Mörtel. Der Eispalast Biron s. welcher zweiundfünszig Fuß lang, halb so breii und zwanzig Fuß hoch war, zeigte sich der staunenden Menge zugleich als ein neues Äeltwun der und als ein geschmackvolles Werk der Architekten im antiken Geschmack, mit Säulen und Sculpturen reich ge schmückt Bor demselben standen Ge schütze aus Eis. welche geladen und ab gefeuert werden konnten und Delphine, welche bei Tag Wasser und des Nachts brennende Naphtha spieen. Im Innern war Alles, die ganze Einrichtung, bis aus die Spitzenvor hänge des großen Himmelbettes, das Service aus dem Buffetichrauk und die Leuchter, in denen Hunderte von Ker zen brannten, gleichfalls aus Eis aui der Drehbank hergestellt, und selbst das Holz, das im Kamin brannte, war mit brennendem Naphtha übergossenes Eis. In diesem Gebäude, das bei hellein Sonnenschein aus reinem Krystall er baut und Nachts aus Mondlicht gewo ben schien,sollte die Hochzeit des Fürsten Galitzü» stattfinden, welcher zur Strase sür seinen Ueberlritt zur katholischen Kirche veruriheilt worden war, eine Wäscherin zu Heirathen und das Ami eines Hosnarren zu bekleiden. Am Borabend erhielt Alexine ein Billet des Herzogs von Kurland, in welchem der Allmächtige sie einlud, sein Wunderwerk, das eben fertig ge worden war, in Augenschein zu neh men. Die schöne Frau beeilte sich, dem Wunsche Birons zu entsprechen. Eine Biertelstunde später hielt ihr reich ver goldeter Schlitten vor dem Eispalast, und sie entstieg mit Hilfe Birons. eine nordische Venus Anadyomene, den wei Ben, schimmernden Eisbärensellen, selbst in einem purpursammtenen Zobclpelz gehüllt, eine Zobelmühe auf dem schnee weißen Haarthurm, der ihr stolzes Haupt lrönte. führte sie um den ganzen Eispalast her um und zeigte ihr dann das Innere, wobei er sie selbst aus alle Einzelheiten aufmerksam machte. „Damit ich Ihnen nicht die Ruhe forttrage," sprach sie lächelnd. „Als wenn Sie mir dieselbe nicht schon längst geraubt hätten," erwiderte sie midsichtlicheni Vergnügen betrachtete. „Ich bin also die Erste," versetzte jeyi die blonde Zauberin, „welche Ih ren Eispalast fertig siebt ?" „Allerdings," gab Biron zur Ant wort, „oder, besser gesagt, Sie sollen Zeuge seiner Bollenduug sein." „Was fehlt denn noch?" fragte sie. „Es sehleii noch die Statuen, welche die Galerien schmücken sollen." „Sollen dieselben jetzt ausgestellt wer den?" „Ja, meine Göttin.- .lind diese Itatuen find also auch aus Eis gemeißelt worden?" „Wir haben es versucht," sprach Bi ron, „da aber das Eis unter dem Mei Bel sprang, so habe ich eine andere Idee. welche Sie ohne Zweifel interes Ihre Phantasien sind grausam. Sie erschrecken mich fast." „Und ich gedachte, Sie angenehm zu überraschen." „Mich?" ries Alexine, sich erhebend, „ne»n, nein, ich will an diesem neroiii schen Scherz nicht theilnehmen". „Auch dann nicht", versetzte der Her zog mit einem leuflischen Lächeln, „wenn ich Ihnen sage, daß es die Verschwörer sind, welche Ihre schöne Hand mir über liefert hat. welche ich in dieser spaßhaf ten Weise bestrasen werde. Wolinski an der Spitze?" „Wolinski?" wiederholte Alexine, und schon begannen ihre kalten, stahl blauen Augen zu sunkeln und ihre Lippeu zeigten ihre kleinen weißen Zähne. „Ja, Wolinski". .Das ist ja wunderbar", ries Alexine au«, .Sie sind ein Gott, Herzog, ich möchte Sie küssen". »Thun Sie es doch". Das schöne Weib nahm ihn rasch beim Kopf und küßte «hu. .Sie wollen also zusehen?" .Gewiß, mit Vergnügen". „Kommen Sie also". Der Herzog gab ihr wieder den Arm und führte sie durch das Vestibüle de» Eispalastes, die Freitreppe hinab in das Freie, wo inmitten von Grnadieren der Garde die Opfer bereits ihres Rich ters und Henkers harrten. Ein paar Wsrte Birons an seine Ad jutanten ergänzten die Anordnungen, welche er schon früher getroffen hatte. Wolinski. welcher den Reigen eröffnen sollte, wurde letzt bis zuletzt ausge spart. Der Henker und seine Knechte führ ten nun seine Leidensgesährten vor und zwangen sie. die Stellung anzunehmen, welche Biron ihnen, nach antiken Sta tuen, zugedacht hatte. Dann begannen die Soldaten, sie mit eisigem Wasser zu begießen. „Und Wolinski?" fragte Alexine, welche sich in, Borgesühl teufliichen Ge nießens schauernd dichter in ihren Zo belpelz hüllte „Er erwartet von ihnen Gnade oder Ungnade. „O! Ich bin nicht in der Laune, ihm das Leben zu schenken!" „Dann besehlen Sie, daß man ihn vorführt." Alexine gab dem Officier einen Wink. „Ueberlassen Sie eS mir", wendet» sie sich dann zu Biron, „Wolinski eine Attitüde anzugeben". > „Er steht vollkommen zu Ihrer Ver sitzung", gab der Herzog zur Antwort. Schon stand der Unglückliche vor ihnen. „Aus die Kniee!" gebot die schöne Messaline, Wolinski erwiderte ihren Befehl mit l einem Blick voll Haß und Wuth. „Willst du nicht gehoräen"! fragte Alerine spottisch. WolinSki blieb stumm und regte sich nicht. „Sonst lagst du ja so gerne zu mei nen Füßen", fuhr Alexine fort, „muß man dich diesmal dazu zwingen?" Da er noch immer nicht gehorchen wollte, zwangen ihn zwei Grenadier», sich vor seinem schönen Henker nieder zuwerfen. Alexine betrachtete ihn durch ihre Lorgnette und wendete sich dann zu dem Herzog. „Er nimmt sich gut aus, nicht wahr?" fragte sie scherzend. Man begann nun Eimer voll eisigen Wassers über ihn zu gießen. Während jedoch die andere» Berurtheilte« gräß liche Flüche ausstießen, blieb Wolinski stumm und undbeweglich. „Ich möchte, daß er um Gnade bit tet", sagte Alexine zum Herzog, „oder doch wenigstens einen Laut von sich gibt". „Nur Geduld, meine Schöne", er widerte Biron. „Sie werden auch die ses Vergnügen haben". „Betest du mich noch an?" fragte Alexine, indem sie vor Wolinski hin >rat. „Bist du noch eifersüchtig?" Er gab keine Antwort, aber endlich begann er leise zu wimmern und Alexine brach >n ein lautes, brutales Gelächter zus. „Welch' entsetzliches Schauspiel", sprach ein Soldat des Preobraschenski schen Regimentes zu seinem Kamera den. „Man schafft sie aus der Welt," er ividerte dieser, „weil sie uns aus dem zrausameu Joch besreien wollten, aber der Tag der Vergeliung wird kom inen." Endlich war das grausame Wert vollbracht, und die Eisstatuen wurden in der Galerie, die den Eispalast um zab, ausgestellt. Während Alerine sich in den köst lichen Fellen zurecht setzte, mit dem ihr Prachtichlitteir gefüllt ivar, verschlang sie Biron mit Blicken, aus denen ein anheimlicheS Enizücken sprach. „Was haben Sie?" sragte die schöne Frau lächelnd. „Sie sehe» aus, als ob Sie sich eben erst in mich verliebt hätten." „Ich finde Sie jetzt noch einmal so ichön," erwiderte Biron. „Weil sie grausam sind," gab der Herzog zur Antwort, „und Sie wissen, »aß ich ein Phantast bin. Ich habe »iir immer gewünscht, einmal eine ichöne Tigerin zu küssen." Der Soldat der Garde hielt Wort. Der Tag der Vergeltung kam In der Nacht des 5. December 1741 lrhob sich zuerst das Preobraschenski Man wollte nach dem Tode der Zarin Anna nichl wieder einen Fremden auf dem Thron sehen. Das Regiment Tobolsk folgte dem zegebeneii Beispiele und bald schloffen sich alle anderen Truppen an, welche in D:e Äroßsürsltn Elisabeth, die Toch ter Peter des Großen, das Haupt der iltrus'ischen Partei, von ihrem Arzt, Sem Franzosen Lestocq, dem Kammer- Herrn Wacenqew, dem Grafen Zchuwa lvw und Astraski begleitet, stellte sich in die Spitze der Militär-Revolution. In zwei Stunden war Alles vorbei and Elisabeth Petrowna zur Kaiserin von Rußland ausgerusen. Münnich und Ostermann wanderten nach Sibirien, wohin Biron bereits nach oem To)e der Czarin Anna geschickt worden war. Jetzt ereilte auch Alexine die ver diente Strafe, Zie bekam die Knute und wurde dann nach S>bi< Einem jungen Talente. Wie? Du willst nicht anerkennen. Daß Kritik Dir ist von Nutzen? Soll ein Licht vernünftig brennen, Alb. Rvderich. AuS der E» ist leichter demüthig, als an rechter Stelle stolz zu sein.