v Wie «inst t« Mal. Leise schlagen die Wellen gegen die Marmortreppen der Paläste am Csnale Grande, es rauscht und flüstert in den stillek Wassern, als raunten wehmuths volle Stimmen von jenen längstverklun genen Zeiten, wo diese Paläste wieder hallten vom FesteSjubel eines lebens frohen Volkes, wie ausgestorben liegen deS Markusplatzes schimmernde Arka den; vom Glockenthurme der MarkuS kirche ertönen dumpse Glockenklänge. Zur Todteninsel rufen sie die Lebenden zum Gebete für die Todten. Es ist der Tag Allerseelen. In al len Kirchen brennen hundert Kerzen und werfen ihren milden Schein über die Steindecke der Grüfte, als wollten fie die verloschenen Lebensflammen aus dem kalten Gestein zum neuen Dafein wecken. Auf den Friedhöfen legen weiße Hände blüthenreiche Kränze oder grüne Zweige nieder auf die stillen Ruhestät ten, und leise Stimmen flüstern ein Va terunser für den Frieden derer, die dort unten schlafen. Durch die Wipfel der Cypresfe zieht der Wind, und mit ihm mischt sich ein thränenerstickter Seufzer ein Seuf zer, wie er sich dem Mund de! Mäd chens, das auf einer Ruhebank im Däm merlicht einsam sitzt, wohl schon oft ent rungen. Die Thräne funkelt an den Wimpern der Augen, die sich müde ge weint. Es ist ein deutsches Herz, das sich sehnt uach seiner fernen Heimath, nach deren dunklen Buchenwäldern, frischen Wiesen und nach der heimischen Sprache. Wie oft hatte das stille, blasse Mäd chen, wenn eS dem lärmenden Festtrei ben deS eleganten Palazzo entflohen, sich in den einsamsten Winkel des Gar tens geflüchtet und mit den brennenden Augen den reichgeschmückten Gondeln nachgesehen, welche langsam über die zitternden Finthen der Lagune zogen. Ach! keine, keine kam, sie heimwärts zu führen, keine brachte ihr Den, den ihre Gedanken suchten, dort oben, jenseits der eiSumstarrten Ketten der Alpen. Und dann schlich fie wieder zurück in das prunkende Heim ihrer Herrin, sang mit der müden Stimme Lieder zur Un terhaltung der gelangweilten Dame und ließ die müden Hände in rauschen den Tanzweisen über die Tasten des Piano gleiten. Stundenlang las sie lustige, prickelnde Novellen vor, wie sie die Signora Marchesa liebte. Ihre eigenen Lieder mochte Niemand hören. Sie gab es auf, um die Gunst der Menge zu buhlen, sie konnte ja doch den Ton nicht treffen, den unsere genuß freudige, effekthaschende Zeit verlangt. Wie ein Akkord in Moll, wie der wehe Aufschrei einer Sterbenden klangen die schwermuthsvollen Träume dieser ein samen Mädchenseele. Die blassen Lippen lächelten bitter, and die Hände zuckten, als ihr Blick die Ausschrist ein«S alten Briefe» in ihrer Hand streifte: „An Fräulein Felicitas.... * Felicitas! Welcher Hohn, sie so zu nennen, sie, die nie empfunden, wa» Menschen Glück nennen. Ohne Licht, ohne Sonne war sie aufgewachsen im dunklen Vaterhaus. Schon in frühen Jahren hatte man ihr Pflichten aufge bürdet, welche ihre schwachen Schultern nicht zu tragen vermochten, gescholten, gekränkt von Allen war sie, so lange sie denken konnte. Daheim von den ver bitterten, mürrischen Eltern, von lieb losen, hübschen Schwestern. Und dann, als die Eltern starben und sie den Kamps mit der Welt aufnehmen mußte, wie war sie herumgestoßen worden aus einem HauS in das andere. Nirgends hatte sie festen Fuß fassen nirgends ein Heim finden können. Sie besaß nicht die praktischen Talente, mit welchen sich die jüngeren Schwestern den Weg durchs Leben bahnten, nicht die süße, einschmei chelnde Liebenswürdigkeit, die Gefällig keit der Formen, welche die Herzen be strickt und gewinnt. Niemand möcht« die stille, in sich gekehrte Träumerin leiden, und so mußte sie weiter von Stadt zu Stadt, bis sie ihr Geschick nach der Lagunenstadt als Gesellschafterin der Marchesa verschlagen. Hier aber hatte sich doch einmal ein Sonnenstrahl in ihr liebearmes Dasein verirrt. Erwin Folkart war arm wie sie; sie trafen sich oft in den RedactionSbüreanS, und das gleiche Schicksal machte sie zu Freunden. Einst waren sie in einer Gesellschaft jufaminen. Um sie herum brauste das Leben, die Freude, sie waren Beide ein sam, ungesucht in dem fröhlichen Kreis. S>e mußte singen, um die Pausen der Unterhaltung auSzusüllen, und sie sang ihr Lieblingslied: „Stell' aus den Tisch die dustende» Reseden und laß' uns wieder von der Liebe reden, wie einst im Mai. Die Gäste lachten und schwatzten, als sei ihr Gesang das Signal zum Wieder beginn der Unterhaltung gewesen. Er allein sprach kein einzg iWort. Schwei gend lehnte er an dem Klavier und hes tele seine strahlenden Augen unver wandt aus ihr blasses Gesicht. Leise verhallend, wie ein Hauch, zit terten die letzten Klänge von Felicitas' Lied durch das Zimmer; sie erhob sich von dem Platz am Flügel, und mit der scheuen Hast, die all ihren Bewegungen eigen war, huschte sie in eine dunkle Nische des Saales. K«in«r kümmrrt« sich um sie, keiner von all den vielen Herren dachte daran, ihr die Ritterdienste zu leisten, mit denen fie die reichen Frauen und Mäd chen verwöhnten; die bezahlte Gesell schasterin hatte ja kein Anrecht aus Cour toisie und Beachtung. Zum ersten Male schämte sie sich der traurigen Rolle, welche sie spielte, aus Furcht, e» könne sie in seiner Achtung hlrabsetzen. Heiß quollen die Thränen in den dunklen Augen ans; e» war, al» ob die ganze jahrelang zurückgekämmte Bitterkeit sich gewaltsam Bahn brechen wollte. Da sühlte sie sich plötzlich sanft umschlungen. Erwin Folkart stand neben ihr und zog ihr müde« Köpfche» an seine Brust. „Hier weine Dein Leid au», arm« Felicite," klang eS an ihr Ohr so weich, so mild, wie noch nie ein Mensch zu ch, gesprochen. Sie wagte kaum zu athmen. Mit zitterndem Entzücken lauschte sie seinen Trost- und Liebesworten. Ihr War'S, als fei sie plötzlich in eine andere We t gesetzt, Stürme von Wünschen, Gefüh len, und Hoffnungen riefen feine Küsse in ihrer Seele wach, wie ein Feuerstrom rann e« durch ihre Adern, sie fühtle, wie die sonst so bleichen Wan gen in heißem Glück erglühten. Ihre ganze Seele lag in dem Blick, mit dem sie in Thränen schimmernden Augen zu dem Geliebten aufschlug, und er las das Gelübde schrankenloser Hin gebung in den schwarzen Sternen, und die Rührung riß ihn zu Worten hin, die er bei kühlerer Ueberlegung nimmer gesprochen. „Ich weiß, Du wirst mir treu blei ben, trotzdem lange, lange Zeit ver gehen muß, ehe ich Dich heimholen kann in mein HauS. Wenn ich mir einen großen, geachteten Namen in der Schrift stellerwelt errungen, dann werde ich diesen Ring einlösen", sagte er, indem er einen schmalen Goldreif an ihren Finger steckte. Und sie beugte sich über die Hand, dii sie durchs Leben führen wollte. Er lächelte über ihre Demuth. " Es that ihm wohl, sich von einem Wesen anbeten und vergöttern zu lassen; der Weihrauch der Bewunde rung war ihn« Lebensbedürsniß. Grol lend, erbittert hatte er sich von der Welt zurückgezogen, gegen die er eine cynische Verachtung zur Schau trug, weil er eS ihr nicht verzeihen konnte, daß sie seinen Werken nicht die gebührende Anerken nung zollte. Daß Felicitas in ihm einen Gott, einen HeroS erblickte, seine Epen und Romane als di« herrlichsten ansah, die je ein Dichterherz ersonnen, that seinem verletzten Selbstbewußtsein wohl und wars einen verklärenden Schimmer über ihre Gestalt. Er dachte eS sich ganz angenehm, Felicitas' sanft« Anmuth neben sich zu sehen, sich sein Leben lang von ihr anbeten zu lassen, für sie aber blieb diese Stunde der In halt ihres Daseins. DaS Bewußtsein von FolkartS Liebe hob sie in ihren eigenen Augen, stählt« und stärkte sie in dem harten Kampf um das tägliche Brod, ließ sie die täglichen Kränkungen im Haufe der Marchesa er tragen sie lebte von der Hoffnung. Die Jahre schwanden, seine Briese wurden seltener und seltener, schließlich hörten sie ganz auf. Sie aber klam merte sich an sein Wort: daherkom men würde, wenn er die Mittel erwor ben, um einen Hausstand zu gründen. Sie blieb auch, als die Marchesa de» Besuch einer Freundin aus Deutschland erhielt, einer gefährlich schönen Frau, der eS ein Vergnügen gewährte, ihren Spott mit der stillen, scheuen Felicitas zu treitM. Wohl krümmte und wand sich der Stolz deS armen Mädchens unter diesen kleinlichen Nadelstichen, aber klaglos trug fie ihr hartes Joch weiter, eS mußte ja doch einmal der Tag des Glücks für sie anbrechen. ' . * S sie endlich zusammenbrach auf einer Bank, die halb verborgen von den üppig wuchern den Taxushecken sich vor ihren Blicken «rhob. Erloschen starrten die fieberheißen Lugen zu Boden, keine Thräne kühlte chre brennende Gluth. Plötzlich aber schreckte sie auf, als habe sie eine Biper zestochen. Stimmen wurden neben ihr laut leine Stimme. „O, wenn Du wüßtest, wie ich Dich liebe, Carla, wie die Sehnsucht nach Dir mir keine Ruhe gelassen bei Tag und bei Nacht, wie ich gestrebt und geschaf fen, nur um Dich zu besitzen. Dir bin ich nachgereist nach Venedig, Dir, Carla, Ruhm, die goldenen Schätze, die mein Äeisteswerk errungen." Wie von Furien gejagt, sprang das unglückliche Mädchen von seinem Platze auf und stürzte davon. Gleichviel wo hin, nur fort, fort von ihm, auS dem Bereich seiner Stimme. Hinter ihr her tönte das silberhelle Lachen der Sirene. Sie wußte nicht, daß eS die Antwort der adelsstolzen Frau auf die Werbung des bürgerlichen Dichters war. Immer enger und verwilderter wur den die Wege. Dort, jenfeitS des Git ters, floß die Lagune. Mechanisch öffnete» Felicitas zitternde Hände die niedrige Thiir, welche hinausführte. Silbern wogten die Nel,el auS der Tiefe empor, sie schienen die weißen, feuchten Arme verlangend auszustrecken nach dem einsamen Menschenkind. Sanft, wie mitleidig, schüttelte ein wilder Rosenbusch seine glühenden Blü then aus ihr bleiches Haupt, und sanft breitete die Ohnmacht ihre dunklen Schwingen um rhr Gemüth. Die wilden Fieberphantasien ver wischten die Erinnerung an di« Pein dieser Stunden und spiegelten ihr in farbenschöne» Bildern die Erfüllung all' dessen vor, was die S«hnsucht ihres Leben? gewesen. Am Allerseelentage trug man sie bin auS nach der Todteninsel. Friede rauscht «S au? den Wipseln, Friede strahlen die verklärten Züge der Marmorengel aus den Gräbern der Reichen wieder. Selig der Mensch, der aus Werktagslärm des Lebens der Aele Frieoe» nnt — AmtS- S t i l. " Noch in der Nacht wurden drei RädelSsuhrer des Tumultes verhastet, am ander» Mor gen mußten sie aber wieder freigelassen wtrde», weil sie'» gar nicht w. ren. Dt« u«»ndltchr«tt d«» »«»traut»«» In anschaulicher W«s« sucht der be kannte französische Astronom C. Flam marion in seiner Zeitschrift„L'Astro nomie" dem Leser wenigsten» eine an nähernde Vorstellung von der Unend lichkeit de! Weltraumes zu verschaffen. Machen wir, heißt eS dort, einen Ver such zur Ergründung der Tiefe deS Weltraumes. Wir fliegcn von de, Erde aus in gerader Linie nach irgend einem Punkte des Himmels mit der Ge schwindigkeit des Lichts, d. h. von 300,- 00v Kilometer in der Sekunde. Der Flug dauert 3j Jahr, ehe wir die nächst« Sonne erreichen. Doch machen wir hier nicht Halt. Wir eilen weiter und flie gen 10. 20, 100, 1000 Jahre mit glei cher Geschwindigkeit an zahlreichen wärmespendenden Sonnen, an unzäh ligen Planetengruppen vorbei, welch« von Wesen aller Art bewohnt sind. Wir fliegen immer weiter noch ferner« 1090 Jahre; wir rasen durch Sternen Haufen,- schimmernde Nebelsterne, durch die Milchstraße hindurch, welche sich in ungezählte Welten auflöst; wir wohnen dem Entstehen und Vergehen zahlloser Welten bei; es regnet um uns Sterne. Wir rasten aber nicht und fliegen immer weiter, 10,000, 100,000 Jahre, in ge rader Linie, mit unverminderter Ge schwindigieit, vielleicht eine Million Jahre. Wir wähnen, endlich an's Ziel ge langt zu sein. Doch nein. Es thun sich immer weitere unendliche Räum« vor unS aus, eS funkeln immer neu« Sonnen. Eine zweite Million Jahre, neue Entdeckungen, neue Menschheiten! WaS! kein Ende, kein geschlossener Horizont, kein Gewölbe, kein Himmel, der uns Halt gebietet! Immer der Weltraum, immer die Leere? Wo sind wir? Welchen Weg haben wir zurückge legt ? Wir find an'» Ziel ge.ingt, wo? An die Vorhalle der Unendlichkeit! Thatsächlich sind wir um keinen Schritt weiter gekommen. Wir befinden un» der Grenze nicht näher, als hätten wir stillgestanden; wir könnten die gleich« Reise von unserem Standpunkte auS wieder antreten, ungezählte Jahrhun derte ohne Rast weitereilen; wir könn ten nach irgend einem Punkte des Weltraumes fliegcn. * Und hielten wir endlich nach Jahrtausenden od» schwin delerregenden Laufes inne, so würden wir gewahr werden,daß wir mit unserem Flug auch nicht den winzigsten Theil des Weltraumes durchmessen haben, und daß wir um leinen Schritt weiter ge kommen find. Ueberall Mittelpunkte, nirgends eine Begrenzung. In dieser Unendlichkeit bilden die Sonnengrup pen, welche das für uns sichtbare Weltall ausmachen, gleichsam nur eine Insel in der großen Inselwelt; in der Ewigkeit der Dauer ist da» Leben unserer so stol zen Menschheit mit ihrer religiösen und politischen Geschichte, da» Leben un serer Planeten nur der Traum eine! Augenblicks! Dl« Strauß«nftd«r. Tommy: Mama, darf ich mir ein paar Federn aus deinem neuen Hut nehmen? Ich möchte Indianer spielen! Zärtliche Mutter: Daß du dich nicht unterstehst! Du hast e» doch nicht etwa schon gethan? Tommys Ach Mn; ich habe nur eine einzige herausgenommen. Vom Papa Wrangel als Kindersreund hat einem Mitarbeiter des „Bär" eine Dame folgende Ge schichte aus ihrem Leben erzählt: „ES war im October 1800, ich war damals eben erst zur Schule gekommen und ver ließ mit meinen Klassenkameradinnen die Tempelhoser Dorfschule, als ich durch ein lautes Hurrahgeschrei der mir vorangegangenen ABC-Schützinnen aus eine Equipage aufmerksam würde, in welcher ein greiser Kürassierosficier saß, ker von den Kindern jubelnd umringt wurde und im langsamen Weiterfahren eine Menze Obst in die Lust warf. Man balgte sich, um von den Früchten etwas zu ergattern, herum, und auch ich be mühte mich, eine» ganz in meiner Nähe zur Erde fallende» Apfel aufzufangen, wobei ich leider umgerissen und auf die Hand getreten wurde. Das Blut lief mir aus den Fingern, und ich wemte bitterlich. Das bemerkte der Osficier und winkte mich zu sich heran. „Hast Du Dir denn derbe verletzt, ikleene?" forschte er. „Ach ja!" jam merte ich, und zeigte dem freundlichen Herrn meine Hand. „Na, jar so schlimm schemt mir die Blessur nich zu sind", me>nte er und befahl mir, in den Wagen zu steigen. Hierauf zog er fein Taschenluch hervor, verband mir die Winde damit und fragte: „Haste denn wenigstens ooch eenen Apsel jekriegt?" „Neel" heulte ich. „Na, den mußte haben." Dabei streichelte er mir die Locken und ries dem Kutscher zu: „Los!" Kaum waren wir unter erneutem Hur rah meinen Gefährtinnen aus den Au gen gekommen, da ließ Papachen halten, stieg aus und ging in einen Obstladen. Als er von dort zurückkehrte, warf er mir den Inhalt seiner weißen Militär mütze, sech; große Aepiel, in oen Lchooh und, mir wieder die Backe streichend, schmunzelte er: „Nun ieh mau zu Mut tern, sonst vermißt sie Dir. Eh' Du htirat'st, is atlens wieder jut." Bor Freude waren mir die Schmerzen ver gangen. DaZ Taschentuch, ein große» buntes, Yaoe ich noch heut«." »«fälscht«» v«pt«»««ld. Ein Geschäftsfreund de» Schauspie lers und WitzlingS Foote erhielt von diesem einst zur Ausgleichung einer Schuld eine Banknote übersandt. Al» er dieselbe genauer ansah, fand er zu feinem Erstaunen, daß e» ein Falsifi kat war. Flug» setzte er sich hin und schrieb folgende kurze und, wie er an nahm, auch deutliche und verständlich« Notiz an Foote: „Lieber Freund! Die Banknote, die Du mir geschickt, ist gefälscht. Sende umgehend eine andere!" Die Antwort des sonst pünktlichen Foote ließ diesmal außergewöhnlich lange auf sich warten. Mehrere Mo nate vergingen, bis endlich ein Brief von ihm an den Kaufmann eintraf, der eine Banknote gleichen Betrages ent hielt. Zu seinem Staunen und Aerger fand jedoch der Adressat, daß die Note wieder gefälscht wa?. Wütbend durch flog er FooteS Begleitschreiben, konnte sich jedoch nach Durchlesung desselben vor Lachen kaum halten. Der Schall schrieb nämlich: „Lieber Freund! Ich bitte tausend mal um Entschuldigung,daß ich mich mit der Antwort auf Dein Schreibens» sehr verspätet habe. E» war mir aber wirtlich nicht eher möglich, Dein Ver langen zu erfüllen. Monate habe ich dazu gebraucht. Du schreibst, ich soll Dir ein anderes Falsificat schicken. Unbegreiflich! WaS hast Du an dem übersandten auSzusetzten? Ich sollte meinen, eS ist eins der gelungensten, die ich gesehen. Nun, ich denke, daß ich Dich nun zufrieden gestellt habe. Aber sauer genug ist eS mir geworden, ein anderes ebenso gutes Falsificat aufzu treiben." Der genarrte Geschäftsfreund wird wohl eingesehen haben, daß man einem Witzbold gegenüber sehr auf der Hut sein muß, und daß, wenigsten» im Briefstyl, Kürze nicht immer des Witze» Seele ist. A»ch heute würde ein solcher Till Eulcnjpiegel—denn auch dessen Scher-e liefen großeatheilsaus allzu buchstäbliche Deutung erhaltener Befehle hinaus große Mühe haben, falsche Tresorscheine oder Banknoten aufzutreiben, er müßt« denn solche aus der berühmten Samm lung des Geheimdienst-Agenten Brook» i« Washington sich aneignen. Sin Schrecken derFalsch m ü n z e r. Herr Brooks war noch bi» vor Kur zem im BundeSgebäude zu New Jork als Chef de» dortigen Geheimdienstes, und zwar speciell für gesälschte Schatz amtSscheine, installirt. Sauber unter Glai und Rahmen schmückten unzählige gefälschte Banknoten von der bescheide nen Dollarbill bis zum anspruchsvollen 1000 Dollar-Scheine die Wände seiner Privatosfice, genau mit statistische No tizen, wie Ort und Datum der Beschlag nahme, Namen und Nationale des Fäl schers und der Helfershelfer, sowie Da tum und Tauer der Bestrafung u. s. w., genau wie in der Verbrechergalerie deS Jnspeetor Byrnes. Jetzt ist Herr Brook« nach der Bun. desHauptstadt Washington versetzt, wo man ihm seine seltsame, aber nützliche Sammlung nebst einer vollständigen Spitzbubcngalerie, enthaltend die ge lungenen Porträts sämmtlicher Bank nvtensälscher in geeigneter Weise aufge stellt hat. In der Falschmit.nz«r» Galerie. Herr Brooks, der mit seinem brei ten, bedäbi-zen Gesicht, dem weißen Schnu t und Haupthaar eher einen pensioinllen deutschen Oberst, als da» zesürcht«te Haupt de» Geheimdienstes vermuthe« läßt, macht sich ein besonde. c«S Vergnügen daraus, sremden Besu chern seine Galerie zu zeigen und er läuternde Erklärungin zum Besten zu geben. Sein Schatz von Erfahrungen und sein Gedächtieik sind erstaunlich. Wie «S heißt, arbeitet er in»geheim an seinen Memoire», welche eine reich, Ausbeute aus den Nachtseiten der menschlichen Gesellschaft versprechen. Neu« Scheidemünzen. Die neuen Münzen, welche die Re gierung der Ber. Staaten binnen Kur zem für den öffentlichen Verkehr aus prägen lassen wird, zeigen auf Ader» ! und ReverS ein von den bisher ge bräuchlichen durchaus verschiedenes An- I sehen. Es werden ue»e «Über münzen Tm Werthe von 10, 26 und S 0 Cents hergestellt werden; die Prägstempel sür die Münze in Philadelphia sind bereits fertig. Unsere Abbildungen geben ein getreues Konterfei beider Seiten in ver größertem Maßstabe. Die Vorderseite zeigt nicht mehr die sitzende Figur der Freiheitsgöttin mit Spinnrocken und Wappenschild, sondern einen weiblichen Kops im Profil mit einer kleinen phry zische» Freiheitsmütze und einem Lor beerkranz auf dem Scheitel. Ueber dem Kopf zeigt sich die Inschrift "In Vock vs trust", und der leere Rand wird von den dreizehn Sternen der ersten Staaten der Union und unten von de» Jahreszahl ausgefüllt. Der Revers, wie er oben abgebildet, gilt nur für Viertel- und Halboollarstücke, während der Dime dieselbe Rückseite zeigt, wie die alte Prägung, nämlich die Mittel schrist „Orrs Oinis", umgeben von ei nem breiten Lorbeerkranz. So fällt für den Dime die Inschrift „llnitscl ganz fort. Die Gestalt des Adlers auf den neuen 2S-Cents- und 50 Cents Stücken ist, wie man sieht, und dürste strengen Heraldikern schweren Anstoß geben. Der alte Adler sah dem der preußischen FriedrichS'orS sehr ähn lich und war in freier Manier darge stellt, während die neue Prägung den streng heraldischen Adler, ähnlich dem preußischen und dem Reichsadler zeigt, nur durch die Embleme verschieden und den Mangel der lilieastabähnlichen Verzweigungen deS Schwanzes. Die Heraldik erlaubt jedoch incht de» Ge brauch dieser Figur außerhalb eigent licher Wappenschilder. Ein zweite» Irrthum ist auch unseren- Wappenbil dern untergelausen. Der Adler hält nämlich em Bündel Pfeile statt der Donnerkeile, die dem amerikanischen Adler eigenthümlich sind und der mythologischen Tradition ent sprechen. Der Irrthum ist wahrschein lich durch die Vewechselung mit dem Pseilbündel der Batavischen Republik entstanden, das jedoch zusammengebun den ist. Der Rand wird durch die In schrift "Dnitscl Ltstss ok Xrnsrios," und die Werthangabe ausgefüllt, wäh rend ein im Schnabel des AdlerS flat terndes Band die Inschrift trägt: "L Sine ZWiSmsthle» Sie: WaS fehlt Ihnen, mein lieber Freund? Sind Sie so betrübt über den Tod JbreS Onkels? Ich wußte gar nicht, daß S>e ihn so lieb hatten! Er: Das habe ich auch gar nicht. Aber ich hatte eS mit vieler Müh» durchgesetzt, daß man ihn in'S Tollhan» seinem Testament zum Universalerben ernannt hat, muß ich doch beweijur, daß er bei Verstand tvor! Die Königin Elisabeth von Rumänien wie der GauloiS berichtet, an die Gräfin von Villcrmont, welche der Königin den letzten Band ihrer „Geschichte des weiblichen Kopf putzeS" übersandte, folgendes Schrei ben gerichtete ,Madame! Ich muß S»» zn der glücklichen Idee, über die Kopf-, bedeckung historische und kritische Unt«- suchungen anzustellen, beglückwünschen. Ihr Buch ist mir um so sympathischer, als ich jener alten Schule angehöre, nach welcher sich die vercheirathete Frau den Kopf btdeckte, anstatt sich mit frem den Haaren zu schmülZen." Ein Mann, in Concvrd, Mich, macht sein Lebe» durch di« Zucht von englische» Lperlingen und die Ab lieferung iyrer Köpfe an die Behörden, wosür nach de« Gesetz Prämien bezahlt werden. Melonen wurden zuerst Canteloupev genannt, weil sie in Can teluppi, einer Ortschaft in der von Rom cul ivirt wurde», wohin fie durch Missionäre von Armenien «inge ' !ührt word.'N sind. Der Wirth zum „b>nt«sen «äs«"» „Hat denn ein jeder Men ch heute ein Stück Frachtgut zu versenden!" flucht der Beamte des Bahnhofs T. im Unter Innthal und besieht die Berg« von allen erdenklichen Frachtstücken, die im Bureau aufgestapelt der Verladung in den nächsten Sammelzug harren. Sonst geht doch alles seinen gemäch lichen Gang aus der Station, besonder» jetzt im Spätberbst, wo endlich die Tou risten und Saisonreiscnden aufgehört haben zu „wimmeln". Die paar Ge birgSlente, die noch Fahrkarten verlan gen, verursachen keine übermäßig« Anstrengung beim Beamtenpersonale, der Frachtverkehr hat auch keine Bedeu tung mehr, eS wäre also ein „riolc-o k»r »ivlits" für die Herren von der Eisen bahn. Uud gerade heute rollt Fuhr werk auf Fuhrwerk herbei, Maaren wer den herbeigeschleppt, als sollte ganz Oesterreich mit KausmannSgütern au» versorgt werden. „Möcht' wirklich wissen, waS sür Zeug in all den Kisten ist?" sagt der Beamte und greift nach den Frachtschemen. „Na ja, den Käse riecht man", brummt er und schnüffelt in die mit verschiedenen Düften erfüllte Luft. Draußen am Bahnsteig bimmelt da» elektrische Signal, der Sammelgüterzug ist von der nächsten Station abgegan gen. Zwei Gepäckbeamte schleppe» die Frachtstücke an das Geleise, indeß der Beamte die Frachtschnne mit der Stück chiffre vergleicht. „Was zum Kuckuck ist denn da drin nen, die Kiste blutet ja," ruft der Be amte, wie die Diener grade eine mäch tige Kiste an's Geleise tragen. Im Frachtbrief steht verzeichnet: X. V. 503. Inhalt: Käse. „Seit wann blutet denn ein Käse? Wer ist denn der Absender? Ei, ei, der Bergwirth droben!* Ein blutender Käse, das ist ein No» vum im Eisenbahnsrachtverkehr, da» allgemeine Neugier erregt. Verwun dert betrachtet der Beamte das Natur wunder, die Gepäckhelfer bringen den Mund vor Staunen nimmer zu. der Stationsvorstand wird benachrichtigt und kommt kopfschüttelnd herbeigelau, sen. So was hat man noch nicht e» lebt, seit die Bahn eröffnet ist! Ob nicht gar ein Verbrechen sich hinter dem blutenden Käse verbirgt?! Ha, viel leicht ein im Gebirge oben verübter Mord, und in der Kiste da liegt der Ermordete! Gräßlich! Ganz bleich vor Ausregung befiehlt der Vorstand, die höchst verdächtige Kiste zurückzuhal ten, bis die Gendarmerie komme. Der Güterzug geht ohne das Collo X. V. 503 ab. Wie ein Lauffeuer verbreitet sich die Kunde von der blutenden Kiste im Dorfe; von der Gendarmerie kom men zwei Mann im Sturmschritt mit aufgepflanztem Bayonnett ans die Sta tion gelaufen. Ein Telegramm ist schon an das nächste Bezirksgericht ab gegangen. Die Gendarmen bewachen »nterdeS, bis der Untersuchungsrichter mit dem nächsten Zuge kommt, die verhängniß volle Kiste, aus der stetig Blut sickert. Sie haben angelegentlich am Kistendeckel gehorcht, ob der Ermordete Glicht etwa ein Lebenszeichen von sich gibt; abe» nichtS, kein Röcheln, keiu Seufzer ist zu vernehmen. Daß eS Menschenblut rst an der Kiste, unterliegt gar keinem Zweisel. Wer hätte das gedacht, im Unter Innthal eine so grauenerregende Mordthat! Und dieie Frechheit, die Leiche declarirt als Käse am helllichten- Tag nach Innsbruck.aus der Bahn auf zugeben! Der eine Gendarm hat nicht übel' Lust, den Bergwirth oben gleich zu ver haften, indeß will man doch lieber war ten, bis der Richter mit der Commission: angekommen ist- Die. Eisenbahnbe ainten sind alle miteinander nervös ge worden, sie können das Ausbrechen de». Kiste kaum mehr erwarten. Endlich sährt der Personenzug ein/ eilig steigt die hohe Commission aus,, kaum vermag sie durch die Menschen menge durchzukommen, denn das halber Dorf ist bereits a»f der Station ver sammelt. Im Gepäckraum steht di» schreckliche Kiste, aus einen Wink de» Richters beginnen die StaatSdiener mit Stemmeisen und Haminer die Arbeit In wenigen Minuten ist der Deckel ossen, in höchster Spannung guckt der Richter in die »iste—ein Hirsch im.Auj bruch liegt drinnen. Die Gerichtsherrsn sehen sich a», unk» ein homerisches Gelächter ertönt, man hält sich die Seiten vor Lachen. Em Hirsch, von zwei Gendarmen bewacht! Und darum Räuber und Mörders Dochgemach! Man telegraphivt nicht ungestraft nach einem Untersuchungs richter. Der Umstand, daß der Berg wirth den Hirsch als „Näse" verfrach tete, läßt mit Sicherheit daraus schlie ßen, daß der Hirsch gestohlenust. Ergo wird zunächst der Hirich con fi»cirt und die Gendarmerie erhält den SUistrag, de» Bcrgwirth, m» Unter suchungsgefängnis; beim Bezirksgericht zu bring«» Der Hirfch war richtig, „ohne Er loubniß? geschossen worden. Dt.' wcht in den Fuge» ausgepichte Nist» ward zum Verräter. D« Bergwirth bekam einige Wochen, Gefängniß in Anerkennung seiner f«i? h««n Berdienste a»f diesem Gebiet» znd M jenem verunglückten „Käse handel" heißt der Bergwirth. in» BolkSmunde der „Wirth zum blutiger» Käse". DaS ärgert ihn natürlich nicht ««»ig, aber er kann S nicht ändern. Wirkungsvoll. ->» Frau Nacht« zum heimkehrenden Gatten): „Aber Franz, jetzt ist eS drei Uhr!" Mann: „Ich konnt' nikft früher weg, lrebeS Weiberl. Ich >.b' eine Rek' gehalten und da ist eS ein bis später geworden!" Frau: „Du »nd eine Rede?.... Das wird hübsch gewesen sein!" Mann: „Nun, sie sand allgemein Beifall. Ich hab' ge iaht: Bleiben wir noch ein« Zeit lang sitzen'."