Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, November 05, 1891, Page 7, Image 7

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    Teutsche «»ealualy richte»»
Prvqinz Brandenburg.
Vom Potzdamer Schöffengericht
lvurde der Rektor Dr. Rahn au« Kie
nitz von der aus Denunziation de« Pa
stor» Rüthnick erfolgten Anklage, im
Kreise froher Zecher .Zotenlieder" ge
sungen zu haben, freigesprochen.
Dem früheren Oberbürgermeister Mey
dam wurde da» Ehrenbürgerrecht der
Stadt Landsberg a. W. verliehen.
Im Dorfe PieSkow erschlug der Häus
ler Bartusch imStreite feinen leiblichen
Vater, der als Ausgedinge? bei seinem
Sohne lebte. —An der nahe bei sne
nitz Sydoivswiese gelegenen Fähr
stelle der Oder nerieth der Barbier
Eichner von Z. x x;«n mit zwei Strol
chen in Streit und wurde von ihnen er
schlagen.
Provinz Schlesien.
In Lauterbach sind der Gutshos uud
fünf Besitzungen mit den Erntevorrä
then und dem Hansgerälh vollständig
niedergebrannt.—Bei einer mit Asse»,
Dromedaren ic. herumziehenden Gesell
schaft wurden in Kotznau mehrere Kin
der von einem Kameel, welches sich
schon vorher besonders bösartig zeigte,
in ganz bedeutender Weise verletzt.
In Kreuzburg haben sich schon über 80
Bewerber gemeldet, welche sich durch
die deutsche Volksbaugesellschast billige,
villenartige Häuser bauen lassen wollen,
so daß die Anlage einer solchen Villen
stadt sür Kreuzburg gesichert sein
dürfte. —Bei der Grundlegung aus dem
Grundstücke des Sattlermeisters Kluge
in Trachenberg wurde kürzlich eine
Urne gefunden, welche ca. 230 Silber
münzen enthielt, die ein Alter von ca.
2000 Jahren haben dürften. Im
Dorotheeuthal hat sich der Gutsbesitzer
Becker aus PeiSkerSdorf erschossen,
nachdem er sich, den Revolver an die
Schläfe haltend, hatte photographiren
lassen. Verschmähte Liede soll ihn da
zu bewogen haben. —In der russischen
Grenzstadt Kotzieglow sind 23 Wirth
schastSgebäude niedergebrannt. Viel
Vieh und die gesammten Erntevorräthe
find mft verbrannt. Um das Sturn»
läuten zu verhüten, hatte der Brand
stifter die Glockenseile zum Thurme ab
geschnitten. Der ans der Friedrichs
grube bei Tarnowitz beschäftigte Berg
mann Hill hat seine dem Trünke erge
bene Frau erschlagen.
Provinz Sachsen.
In Halberstadt vollendete der Vete
ran Zacharias Werny sein hundertstes
Lebensjahr. Die Aus sichte» auf die
Weinernte in Naumburg haben sich
durch die anhaltend hohe TageStempe
ratur der letzten Tage gebessert. Bei
weiterer günstiger Witterung werden
einige Sorten wenigstens so weit reifen,
daß eßbare Trauben geerntet werden
können. Superintendent Trümpel
mann, Versasser des bekannten Luther
sestspiels „Luther und seine Zeit", ist
zum Prediger an St. Johannis in
Magdeburg, als Nachfolger de« als
Hosprediger »ach Berlin berufenen Su
perinlendent Faber gewählt. Der
frühere Scharwerker, spätere Bauunter
nehmer Mahler, welcher unter Mit
nahme ansehnlicher Geldmittel von
Weißenfels flüchtig geworden, beglückt
mit seiner Anwesenheit bereits Ame
rika'S gastliche Gestade. Er hatte fei
nen richtigen Namen „Franz Mahler"
in die SchisfSliste eingetragen und eine
von hier mitgenommene Frauensperson
nit „Frau Lina Mahler" als seine
Frau bezeichnet, die er indeß hier
lchmählich im Stich gelassen hat.
Provinz Hannover.
An Stelle de« verstorbenen Herrn
Bühring wurde in Gifhorn Rechtsan
walt Schultz? zum Senator gewählt.
Die bisher in Holzminden bestandene
Lckerbauschule wird im October nach
Hemeln verlegt. Der in Hildesheim
als Kassengehilse bei der städtischen In
validität« und AlterSversicherungSkasse
beschäftigt gewesene frühere sparkassen
kontrolenr Zähne aus Freystadt in
Schlesien ist auf gerichtliche Requisition
dorthin tranZportirt werden. Er hat
daselbst AmtSgelder in Höhe von 10,-
000 Mk. unterschlagen.
Provinz Westsale u.
In Altenbochum ist eine skandalöse
Affaire entdeckt worden. In einer von
einer Hebamme unterhaltenen Privat-
Entbindungsanstalt fungirte ein angeb
licher „Dr. Meyer" mit seinen „Assi
lenten" als AnstaltSarzt. Wie sick jetzt
herausstellt, hat sich unter der MaSke
„Dr Meyer* ein reicher, im Gerüche
großer Frömmigkeit stehender Holz-
Händler verborgen, welcher die erwähnte
Anstalt mit anderen Lebemännern zu
einem slanvalösen Treiben benutzt hat.
Durch Intervention deS wirklichen Dr.
Meuer, eines geachteten Arzte«, kam die
Sache ans Tageslicht. Im Januar
d. I. verschwand
W. Bnrgniann ron Attendorn und zwar
unter Ziirücklassung zahlreicher Freunde
und noch mehr Schulden. In dem nun
beendeten Konkurse betragen die Passi
ven ca. 100,0u0 Mk., die Aktiven da
gegen ganze 261 Mk. 112 In Biele
feld Buchhändler Aug. Velhagen, Sei».,
und Mitinhaber der dekannteu Verlag«-
sirma Velhagen k Klastng. In Nie
derschelden sind vier Wohnhäuser abge
brannt. Zur Errichtung einer land
wirthschastlichen Winterschule in Soest
hat der Kreistag einen Zuschuß von
?000 M. bewilligt.
Rheiuprovi»».
Ja Niederlörick kam ein 14 Jahr«
»lter Knabe aus merkwürdige Weift
um'S Leben. Derselbe fiel beim Schnei
den von Blumenkohl in da« eigene
Messer und zwar so unglücklich, daß die
Schlagader durchschnitten wurde und
der Tod sast augenblicklich eintrat.
Dem sozialdemokratischen Abgeordne
ten, iiaujinonn Harm in Elberfeld, der
vor dem Bankerott stand, sind au« der
Parieikaffe mehrere Tausend Mark als
Darlehen gegeben worden. Da» Dar
lehen ist g.geben worden, weil sonst «ine
Neuwahl nothwendig geworden wäre,
die »och größer« Koste« seiten» de»
Partei erfordert hätte. Auf der V»r
bacher Hütte wurden 32 Arbeiter, die
dort 2ü Jahre gearbeitet haben, mit
Uhren beschenkt, drei Werkmeister mit je
einer goldenen Uhr, die Uebrigen mit
silbernen Uhren. In Lobberich hat
sich ein 14jähriger Junge aus Gram
über ein schlechtes Schulentlassungs
zeugniß erhängt. Bei Wesel wurde
die Leiche de« Restaurateur« Canta aus
dem Rheine gezogen. Ein Sohn des
selben hat sich kürzlich al« Anführer der
siegreichen chilenischen Truppen im
Kampfe gegen Balmaceda hervorgethan.
Auf Anregung de« CentralvereinS
sür die Hebung der deutschen Fluß- und
Canalschisssahrt ist in Ruhrort eine
Schifferschule gegründet worden. Die
selbe wird im Winter eröffnet.
Königreich Sachsen.
Die AltmannSpacher'sche Schuhfabrik
ist niedergebrannt, wodurch ein Schaden
von 200,000 Mark angerichtet wurde.
Ca. 100 Arbeiter sind durch das Brand
unglück brotlos geworden.—Die Grün
dung eine« Vereins „Creditreform" ist
in Frankenberg beschlossen worden,
welcher e« sich zur Aufgabe stellt, den
Interessenten der Handels- und Jndu
striekreise durch wünschenSwerthe AuS
kunstsertheilung über Creditverhältnisse
zu dienen. —Die Einweihung de« Neu
bau«« der Fürstenschule in Grimma er
folgte in Anwesenheit de« Königs, de»
Kultusminister» und de» Präsidenten
der zweiten Kammer. Vor dem Leip
ziger Landgericht spielt sich z. Z. ein
Monstreprozeß gegen den Heirathsver
mittler Balduin Weise von Groitzsch ab,
dessen Vermittlerthätigkeit in der Haupt
sache darin bestand, den heirathSlustigen
Herren „reiche Damen" nachzuweisen,
die lediglich in sei.ier Einbildung exi
stirten. Dasu. tten dieselben 2S Mk.
Vorschuß zu zahlen. Mehr al« S 0 Zeu
gen find au« allen Theilen Sachsen« ge
laden. Der wegen Verdachts der
Brandstiftung inyaftirte Kurz- und
Galanteriewaareuhändler E. R. Müller
gen. Beyrich in Großenhain hat ein
offenes Geständniß abgelegt, das un
längst in dem von ihm bewohnten
Naumburger'schen Hause dahier entstan
dene Schadenfeuer, dem auch zwei Men
schenleben zum Opfer gefallen sind, vor
sätzlich angelegt zu haben. Während
die Strnmpf-Jndustrie »n Hohenstein
noch unter dem Druck der schlechten Zeit
leidet, ist in der Web-Branche seit Neue
stem eine nicht unwesentliche Wendung
eingetreten. In der Decken- und Klei»
derstofsweberei sind aus dem Festland«,
wie insbesondere auch aus Amerika, Be
stellungen eingegangen, die als ein gute«
Zeichen zur Besserung für den kommen
den Winter betrachtet werden. Der
Studiosus Fritz Alex. Schneider au»
Creseld, der seinem Freunde und Stu
bengenossen, dem Btu6. 8., aus
dessen verschlossenen Toilettenkasten drei
Tausendmar'scheine entwendet hatte,
wurde zu 2 Jahren Gesängniß verur
theilt.
Thüringische Staaten.
Eine junge Braut, Frl. Besser in
Zeulenroda, wurde eine halbe Stunde
vor dem Gange zum Altar vom Schlag
fluß getroffen, an dem sie auf der Stelle
starb. Der Rentier Louis Schlutter
hat der Stadt ein Capital von 12,000
M. gestiftet, wovon 6000 M. als
Schlutterstistung sür das Realgymna
sium und 6000 M. al» Maria Johanna
Schlutter Stiftung für die erste und
zweite Bürgerschule bestimmt sind.
Nach neuntägiger Verhandlung hat da»
Schwurgericht den ehemaligen Directvr
der verkrachten Geraer Handels- und
Creditbank A. Roßbach wegen betrüge
rischen und einfachen Bankerott» und
Untreue zu 8 Jahren Zuchthaus und
17,8(10 M. Geldstrase event, weiteren
1 Jahr 4 Monaten Zuchthaus verur
theilt. Die wegen Beihilfe zur Untreue
Mitangeklagten Procuristen Wilh. Tetz
ner aus Chemnitz und Albin Leibelt
au» Annaberg wurden freigesprochen.
Roßbach war früher Kaufmann und
wurde 1372 al« zweiter Directvr der
Geraer Bank und al» Director der Ge
raer Handels- und Creditbank ange
stellt, über welch' letztere der Concur»
angemeldet wurde, da sich bei einer Re
vision der Bank ein Fehlbeirag von
2,000,000 M. herausgestellt hatte. Der
Hauplschuldner der Bank war der In
dustriell« Knoch in Hirschberg, Schlesien,
welchem Roßbach schließlich einen fast
ungedeckten Credit von 3,432,000 M.
eingeräumt hatte. Ein Bäckermeister
in Ronneburg ist unter Mitnahme von
16,000 Mk. durchgegangen. Derselbe
ist jetzt in Wien festgenommen worden.
Ueber das Bauk- und Manufaktur
waarengeschäft von I. Simons Söhne
in Droge» sowie über das Privatver'
möge» der süns Inhaber desselben ist
der Konkurs eröffnet worden. Der
Tünchermeister Baiersdorf in Drogen
hat sich in seiner Wohnung erschossen.
Schulrath Dr. Zschäck beging am l.
Oktober sein 2Sjähriges Jubiläum al«
Tirector der hiesigen Bürgerschule in
Gotha.—Die große Schuhfabrik Friede.
Langenickel «n Gotha ist in Konkurs ge
rathen. Gegen hundert Arbeiter sind
dadurch brotlos geworden.
Hessen-Darm st ad t.
Domänenrath Karl F. Stoltz in
Friedberg erhielt au« Anlaß seine»
sechzigjährigen Dienstjubiläum» da«
Ritterkreuz erster Klasse de» Großh.
LudwigSordenS verliehen. In Offen
bach wurde eine gut beschickteObstan»stel
lung veranstaltet von dem landwirth
schastlichen BezirkSverei». ES haben
sich die Obstzüchter und Landwirthe
oon dreißig Orten betheiligt. Den
Ääcker Jakob Mueller von Osthofen
oerurtheilte das Maiazer Schwurgericht
wegen Gattenmorde« zu zehn Jahren
Zuchthaus. Der Angeklagte lebte mit
seiner um viele Jahre älteren Ehefrau
in Unfrieden und gab ihr schließlich,
um sich ihrer zu entledigen, einen Löffel
Opium mit Medicin. Die Frau verlor
Saraus da» Bewußtsein, und in diesem
Zustand erdrosselte er sie. Durch
vaS nun endlich erfolgt« Beginnen de«
Saue» der Nebenbahn Salzschlirf
schlitz wird einem längst gefühlten Be-
dürsuiß Abhilfe geschafft,'' die deck'
ganzen sog. „Schlitzer-Land" zu Gute
kommt.
Königreich Bayern.
Major v. Langenmantel vom 12
Jns.-Regt. in AngSburg wurde aus der
Jagd vom Schlage getroffen und starb
aus der Stelle. Der ISjährige
Sohn deS verstorbenen Zimmermeisters
Jmmler in Pfersee wollte einen Revol
ver zum HochzeitSschießen Probiren,
merkte aber nicht, daß sich noch eine
Kugel im Laus befand. Plötzlich er
,ö»te ein Krach und direkt in's Herz
getroffen stürzte der junge Mann todt
nieder. 112 J>, Bamberg Domdechant
und General-Vikar Joseph Groh. Im
Bürgerspitale Friedrich DrauSnick, der
als Lieutenant die griechische Expe
dition mitgemacht bat. Die junge
Kaufmanns- Wittwe Viktoria Künzel
endete ihr Leben freiwillig durch einen
Sprung in die Begnitz. Sie war mit
einem Apotheker verlobt und erhielt
eines Tage» den Besuch von dessen Ge
liebten, einer Kellnerin mit zwei Kin
dern, worüber sich Frau Künzel derarl
alterirte, daß fie sich das Leben nahm.
Der Sohn der GasthofSbesitzer-
Wittwe Hopsmüller, Unterofficier im
Chevauxleger-Regiment in Bayreuth ist
während der Manöver in Hohenwart
bei Ingolstadt ertrunken. Ei»»
Kraftleistung ersten Range» wurde
kürzlich beim Schmied Storgg in Bo
bingen ausgeführt. Der Käfer Max
Müller von Burgwalden, ein geborener
Füssener, hob dort mit dem kleinen Fin
ger einen Ambo» im Gewicht von 3
Centner. Müller hat d»e Feldzüge von
186» und 1370—71 als Kanonier beim
4. Feld Artillerie-Regiment „König"
mitgemacht. Der bis vor Kurzem in
Deggendorf angestellt gewesene Postge
hilse Kilian ist wegen Unregelmäßig
keiten im Amt verhaftet worden.
Fischer Feistle in Dillingen machte ei
nen Mordversuch auf feine Frau, in
dem er in aufgeregtem Zustande meh
rere Schüsse aus fie abgab, wovon
einer in die Weiche ging und die Frau
nicht unerheblich verletzte. Wegen
Betrugs und Urkundenfälfchung ist der
frühere Stadtschreiber Mayer von Do
nauwörth von dem AngSburger Schwur
gericht zu S Jahren Gefängniß verur
theilt worden. 1° In seiner Heimath
Unterroth bei Jllertissen der Dom
probst Dr. Valentin Thalhofer aus
Eichstätt.
Königreich Württemberg.
Mit einer würdigen Feier im Kur>
saal fand dieser Tage die Eröffnung des
neugegründeten GymnafiumS in Cann
statt statt. —In Fellbach wird eine obli
gatorische Industrieschule mit Anstel
lung einerFachlehrerin errichtet werden.
—'s In Friedrichs Hafen Joh. P. Kanz.
Von dcni Gerichle deS Distriktes Men
drisio in ter Schweiz wurde Ad. Lud
wig Spatz von Geislingen wegen Jn
cirkulationsetzen gefälschte» Geldes z'i 4
Jahren Gefängniß verurtheilt. —-f-Jn
Gmünd Stadtbaumcister Stegmaier.—
Der Kammeralrerwalter FinanzrathKö
nig in Gmünd seierte seine goldene
Hochzeit. Revisionsassistent Heinrich
ist von der Regierung in Ludwigsburg
zum Schultheißen in Horrheim ernannt
worden. Im Walde Hahnentobel
(Eigenthum deS Landtagsabgeordneten
Notar Distel, Stuttgart) löste sich an
einer Sandgrube ein FelSstück ab,
rutschte zu Thal und erschlug den 12jäh
rigen Sohn de» Uhrmach'r« Weißbur
ger von JSny. Ein Zeichen dafür,
wie schlecht in diesem Jahre der Herbst
auSsällt, mag die Thatsache liefern, daß
in Kirchheim n. T. in der „Krone" vor
einigen Tagen von Conrad Weber aus
Lissingen der diesjährige Ertrag von
einem Viertel Weinberg um volle zehn
Reichspsennige an einen Kirchheimer
Fabrikanten verkauft wurde. Stadt
schultheiß Majer in Langenburg, der
zur Zeit schwer erkrankt ist, beging sein
25jährige« AmtSjubiläum. Die bür
gerlichen Kollegien überreichten ihm ei»
von 400 Mark.
Großherzogthum Baden.
In Bahnbrücken hat sich der Land-
Wirth Karl Friedrich Schmid in einem
Anfall von Geistesstörung den Hal«
durchschnitten. In Freiburg i. Br.
wurde einer der ältesten badischen Offi
ziere au« der Zeit von 1356 begraben,
der Geaerallieutenant Keller. In den
Kämpfen gegen Garibaldi und in den
Schlachten an der Liiaine hat Keller sich
rühmlichst ausgezeichnet. Seit dem
Friedensschlüsse lebte er in Freiburg.—
Schreinermeister A. Dörner von Heidel
berg wurde wegen Gotteslästerung und
Beleidigung desDeulschen Kaisers zu 3
Monaten Gefängniß verurtheilt. —Der
Kaufmann A. Ruf, der bisherige Inha
ber der Couvertfabrik in Konsknz, ist
unter Zurücklassung zahlreicher Gläubi
ger verduftet. Eine Feuersbrunst,
von der das Dorf Liedolsheim heimge
sucht wurde, hat im Ganzen 69 Ge
bäude, nämlich 2 Wohnhäuser, 26
Scheunen, 24 Ställe und 17 Schuppen
in Asche gelegt. Der Schaden an Ge
bäuden soll etwa 60,000 M., an Fahr
nissen etwa 100,000 M. betragen.
Au« der Rheinpsalz.
Briefträger Röller ist nach Unter
schlagung eine» von dem Bankhaus Joh.
Wack in Kusel an da» Notariat inßlies
kastel abgeschickten GeldbriefeS mit 10,-
000 Mk. flüchtiz geworden. Adam
Sorg i» Dannstadt wurde in seiner
Schenne an der Leiter erhängt ausgesun
den. In Dürkheim ist «ine HeilSan
stalt nach Kneipp'fchem System einge
richtet und dieser Tage eröffnet worden.
Die Firma A. K. Frank in Dürk
heim hat den Konkurs angemeldet.
7 In Friedelsheim der Gutsbesitzer
Peter Bender. s In Edentoben der
Damast » Fabrikant Karl Hinzler.
112 In Frankenthal Wirth Ludw. Wilh.
Fischer. 112 In Friesenheim Bürger
meister Josef Dissinqer. In Groß
steinhauftn hat sich die Wittwe Gasfert
in einem Anfall von Geistesstötung in
der Trnalb ertränkt. Lehrer Baron
io St. Ingbert beging bei voller Frische
»«d Rüstigkeit sein Vojährige» Dunst-
subikäum. Der i» Ludwigshafen ver
unglückte Lokomotivführer Wittemann
von Kaiserslautern ist seine» Verletzun
gen erlegen, nachdem ihm noch zuvor
der Fuß abgenommen worden war.
Elsaß- Lothringen.
Der Bahnbau Münster - Metzeral
kann wegen der Schwierigkeiten, wel
chen die Enteignung gerade de» werth,
vollsten Gartengeländes begegnet, erst
im Frühjahr 1392 begonnen und nicht
vor dem Herbst 1393 vollendet werden.
Da» Brustbild de« in RappoltSwei
ler geborenen Physiker» Karl August v.
Steinheil am neuen Postgebäutt da
selbst ist dem Denkmale nachgebildet,
welches ihm in München errichtet wurde.
Der Typhus grasfirt gegenwärtig
in Saarburg bedeutend. Wie von ärzt
licher Seite konstatirt wird, hat diese
Krankheit in dem schlechten Wasser je
ner Stadt ihren Hauptursprung.
Als Bürgermeister in Sundhausen
wurde Jacob Rohmer ernannt. In
Salmbach brachte ein Ackerer eine im
Felde gesundene unversehrte Granate
mit nach Hause. Der bei ihm einquar
tierte Ulan Joh. Marx aus Berlinge
rode bei Erfurt hämmerte aus der Gra
nate herum, dieselbe platzte und riß den
Unglücklichen in Stücke. Der Bau
der Anschlußeisenbahn von Wörth nach
Walburg geht der Vollendung entge
gen.
Braun schweig.
Dieser Tage seierte der Schriftsteller
Wilh. Raabe, feinen 80. Geburtstag,
der von dem immer wachsenden Kreise
seiner Verehrer au« Nah und Fern au«
dem Jnlande wie aus dem Auslande,
benutzt wurde, Glückwünsche
und Ovationen mannigfacher Art dar
zubringen. Raabe, der 185 k sür sein
Erstlingswerk, die „Chronik der Sper
lingSrasse", keinen Verleger finden
konnte, hat sich im Lanfe der Zeit Aner
kennung sür seine eigenartige, aber ge
haltvolle Schöpfung erworben.—Der
Kaufmann Hermann Rothe in Braun
schweig, Mitinhaber deS Eisenwaaren
geschäst« Rothe u. Koch, ist beim Ab
stieg vom Mont Blanc verunglückt, in
dem er von einer Lawine in einen
Gletscherspalt geschleudert wurde.
Der EisenbahnStationSasfistcnt Max
Fechner ist flüchtig geworden. Er hatte
bedeutende Unterschlagungen begangen
nnd dies« durch Fälschung der Bücher
bisher zu verdecken gewußt. Ein jun
ger Kaufmann aus Berlin, Namens
Bretthauer, tödtete sich und seine Ge
liebte, eine Chansouettensängerin, He
lene Heim, in deren Wohnung durch
Revolverschüsse in die Brust. AIS
Grund wird der Widerstand seiner
Eltern gegen eine Vereinigung de» Lie
bespaares bezeichnet.
Anhalt.
In Köthen beging der Oberst z. D
v. Zweifel sein 70jährige« Militär-Ju
biläum. Derselbe gehörte schon imJahre
1349 dem Hauptquartiere de« Prinzen
Wilhelm vor Rastattal» Hauptmann
an. Der im Jahre 1383 i» Bern
burg gegründet« Kameradschaftliche Ver
ein beging da« Fest der Fahnenweihe,
an dem sich 34 Militiär- und Gesanz
vereine mit über 900 Personen, 6 Mn
sikkorps und 32 Fahnen betheiligten.
Der Akt der Weihe der Fahne, welche
von der Koburger Firma H, Arnold
angefertigt und ein Meisterwerk der
Seidenstickerei ist, ging aus dem Schloß
platze unter Mitwirkung de» Bernbur
ger Sängerbundes vor sich. Die Weih
rede hielt Pastor Bartels.
Braunschweig, Anhalt, Wal
deck, Lippe.
Die Firma Schultz, Wienholtz L
Co., Braunschweiger Elektricitätswerke
in Braunschweig, ist in Concurs gera
then. Die Passiva werden aus 100,000
Mk. angegeben. Jn Hecklingen wurde
ein neues Schulgebäude feierlich eröff
net. Am Hause deS SanitätSratheS
Dr. Lippold in Zerbst wurde eine Vo
tivtasel zum Andenken an Theodor Kör
ner mit dem Wortlaute „In diesem
Hause wohnte der Sänger und Held
der Freiheitskriege Theodor Körner"
und dem Geburts- und Todestage de»
Dichters angebracht. Der älteste
Veteran im Fürstenthum aus der Na
poleonischen Zeit, der „alte Schmelzer"
in Oesdorf, ist in Folge einrS Schlag
anfalles gestorben.
Mecklenburg.
Da» sojährige Bürgerjubiläum be
gingen in Schwerin in diesen Tagen
der Rentner Schmidt, die Tischlermei
ster Francke und Müller, sowie der srü
here Uhrmacher, jetzige Rentner Horle
mann.—Dem am 1. Oktober in den
Ruhestand übergetreten«, Drost Floerke
in Crivitz wurde aus diesem Anlaß von
einer Deputation der AmlSeingesessenen
ein silberner Fruchtkorb und von einer
Deputation aus Pinnow ein Kunstblatt
überreicht. —112 In Dargnn der Direktor
der Alkerbauschule, Oehlmann. —Wegen
Verschwendung ist der Erbpacht«
Besserdich in Gülzow entmündigt und
der Erbpacht» W. Carls zu dessen Ku
rator ernannt worden.—Bei einer Lust
fahrt auf dem See bei Boltenhagen ist
der zweite Sohn de» ErbpächterS H.
Schwartz infolge Kenterns de» Boote»
ertrunken.
Oldenburg.
Der Amtsarzt Dr. Hellwag in
Schwartau feierte in vollster körperlicher
und geistiger Frische sein fünfzigjähri
ge» Doctorjubiläum. In Barel fand
ein große» Preis» und Concnrrenz-
Kegelfest statt, da» in Bezug auf Be
theiligung alle im oldenburgischeu
Land« bisher abgehaltenen Kegelseste
übertraf. Die zahlreichen auswärtigen
KegilclubS machten am zweiten Tage
Vormittag» Ausflüge nach Kaffeehaus,
Mühlentnch zc.-und betheiligten sich
dann Nachmittags wieder am Kegeln.
Die noch jugendlichen Eheleute Bül
ter in Altjührden, welche dort beim
Heuen beschäftigt waren, wollten dein
Knecht eines Bekannten, dessen Fuder
Andel im Schlick sestgerathen war, Hel
sen, al» das Fuder umschlug und beide
Personen u»ter sich begrub. Zwar be
eilte sich der Knecht, den Andel bei
Seite zu schaffen, doch konnt« er nur
zwei Leichen hervorziehe».
Schwei?,
s In Münster Chorh«rr Joham
Baptist Jost, früher Pfarrer in Rain.
—Die mechanische Stickerei in Dagmer
seilen hat sämmtlichen Arbeitern und
Arbeiterinnen gekündigt. Bei den
Wahlen in die Schulpflege zu Schwar
zenberg siegte die liberale Liste. Aus
der Station Schwyz Seewen entgleiste
beim Rangiren eine Güterzugmaschine
und zwei Wagen; erstere wurde stark
beschädigt. Der Verkehr wurde nicht
gestört. In Arth wird ein Telephon
netz erstellt und nnt der Ceutralstation
Zag verbunden. Steinen projectirt
die electrifche Beleuchtung mit Benut
zung der Steiner Aa. 112 Heinrich
Müller-Bruckner, geboren 1306, da«
älteste Mitglied de« Großen Rathe« in
Bafelstaot, den er nach dessen letzter
Jntegralerneuernng al« Alterspräsi
dent mit einer seiner kernigen Anspra.
chen eröffnet hatte. Mit dem Genann
ten schied ein treuer Anhänger der Fort
schrittspartei; er war ein Zeit- und
Gesinnungsgenosse der ihm vorange
gangenen Oberst Bachosen, Dr. Karl
Brenner, Wilhelm Klein u. A. mehr.
Jüngst geriethen bei der „Sieges
feier" der Regierungspartei und ihr
angehöriger Arbeiter der solothurnische
Staatsanwalt Fürholz und Bankkassier
Gehrig im „Museum" in Streit, wobei
der Erstere den Letzteren ziemlich ernst
durchprügelte. In Solothurn feierte
Dr. I. Ackermann, Director der Irren
anstatt RoSegg, sein fünfzigjähriges
Doctorjubiläum. Derselbe wurde den
12. September 1841 yon der Universi
tät Heidelberg zum Doctor promovirt.
Au» Wien berichtet da«
dortige Extrablatt: ES war an einem
der kritischen Tage, die Professor Falb
sür das Jahr 1891 angesagt hatte.
Für Frau Pitner begann das Kritische
schon früh Morgen. E« kam um 7
Uhr Morgen» die Nachbarin Frau Jo
hanna Stummvoll in dir Wohnung der
Fran Pitner und überhäufte diese aus
Anlaß eine» kleinen Streite» am Vor
tage mit den artigsten Complimenten.
Frau Pitner antwortete mit Worten
gleichen Kalibers, und da ihre Gegnerin
trotzdem nicht aushörte, so ergriff sie
endlich ein Gesäß mit weißem Henkel
und schüttete dessen Inhalt über da»
Lockenhaupt der Stummvoll. Diese
unsreiwillige Douche ernüchterte die so
redselige Person und sich schüttelnd wie
«in nasser Pudel, eilte sie von dannen
mit den Worten: „Beim Gericht sehen
wir uns wieder!" Die beiden Frauen
standen sich jüngst vor dem Injurien-
Richter de« Fünshanser Bezirksgerichtes
gegenüber. Beide Parteien sind ge
ständig, doch war kein Ausgleich mög
lich, da Jede eher gestrast werden will,
als sich versöhnen. Der Richter sällte
einen Schuldspruch und verurtheilt«
Johanna Stummvoll zu vierundzwan
zig Stunden strengen Arreste« und
Anna Pitner zu zehn Gulden Geld
strafe.
Vom Schwarzwald schreibt
man: »Fällt da dem „Schwarzen Schrei
ner' in dem Dorf R. just am Morgen
ein, die „Mucken" zu vertreiben, nicht
etwa die in seinem Kopfe, sondern die
im Stalle bei seinen Rindviehchern. Er
denkt: da» Licht ist der dunklen Mächte
Feind! holt eine alte Ampel" her
bei, zündet sie an.und mit siegeSjicheren
Tritten gingS in den mit Stroh und
Heu gut versorgten Stall. Hei I wie
da die Mucken- und Schnackenschwärm«
über der auf- und niederschwingenden
Ampel zu Schanden brennen. Doch im
Tode sind diese Dinger noch bo»
hast; sie sallen glühend in da» dürr«
Stroh und zünden sich nun ein große»
Todtenfeuer an. Die Flammen lodern
empor bis zum Dachladen und nach
zwei Stunden waren die Mucken und
Schnacken auf dreizehn Häuser weit alle
richtig verbrannt —allerdings die Häu
ser auch mit. Die Feuerwehren au»
der Umgegend wurden in aller Eile
noch zu dem Schnacken- und Mucken-
Autodafe geladen und mit Glockenge
läute empfangen. Da Wassermangel
vorhanden war, wurde eifrig mit Bier
und Wein gelöscht. Böse Zungen be
haupten, hierdurch seien noch mehr
„Brände" veranlaßt worden, so daß
„Schulz" und Feuerwehrmann sich nicht
mehr zu helfen wußten. An Allem aber
ist der „Schwarze Schreiner" schuld, der
die Mucken vertreiben wollte.
Englische Fachblätter
bringen die überraschende Kunde, daß
die Ausfuhr de- chinesischen Thee! nach
englischen Häsen mit jedem Jahre ab
nimmt. Im Jahre 1886 hatte sie noch
einen Werth von etwa 360 Millionen
Mark, während sie in 1-390 aus nur
280 Millionen veranschlagt wird. Ter
chinest che Thee wird in England durch
den Thee aus Indien und Porneo im
mer mehr verdrängt, und zwar aus fol
genden Gründen: die freie Ausfuhr aus
beiden Tropenländer», der sorgfältigere
Anbau der Pflanze, der leichtere Ver
kehr zwischen Pflanzern und Händlern,
der erleichterte Transport, die Größe
der Pflanzungen, welche die Maschinen
arbeit ermöglicht, und endlich die Güte
der Erzeugnisie. In der Angabe, daß
der Borneo-Thee in England einen
guten Absatz findet, liegt ein beachten«,
werther Wink für die Leitung der deut
schen ostasrikanischen Schutzgebiete.
Sollte der Theebau nicht auch dort zu
ermöglichen sein?
In Pariser Blättern
wird ein Arles der spanischen Sängerin
Elena Sauz an den Direktor de» Libe
ral in Madrid veröffentlicht, in welchem
die Dame, die dem verstorbenen König
Alsonso XII. persönlich sehr nahe ge
standen haben soll, erklärt, sie schenke
da« Vermögen ihrer beiden unmündi
gen Söhne den Opsern der letzten
Ueberschivemmung in Spanien. Die
Summe, welche Frau Sauz dem Preß
ausschuß, der für die Ueberjchwemmten
sammelt, zur Versügung stellt, beträgt
nach ihrer Angabe 250,000 Franc».
Eine ganz «erkwürdig«
Nachricht tischt der Democratul in Plo
jefchti feipen Lesern auf. Da» rumä
nische Blatt schreibt: „Ein allarmiren
de» Theaterstück. In Pari» erschien
ein neues Theaterstück unter dem Titel
?Lohengrin", welches gelegentlich seiner
ersten Aufführung im großen Opern-
Iheater eine riesige Erregung in der
Bevölkerung hervorgerufen hat. Wir
kennen den Gegenstand deS Stücke»
nicht, doch da die Bewegung äußerst un
ruhig war, mußte die gesammle Polizei
auf den Füßen sein und nahm über
tausend Verhaftungen vor."
Daraufhin wurde die Angströhre zum
Zielpunkt deS allgemeinen Interesses.
Man durchbohrte den feinen Bibi, zog
eine Schnur durch de« Deckels Centrum,
band die Schnur an einen Stecken,
taufte den so hergestellten „Waldteufel"
zum Ueberfluß mit Aepfelwein und ließ
ihn schnurren. Uod der vormalige Be
sitzer de« einst so strahlenden Hutes be
tonte in längerer wie er doch am
meisten zum Vergnügen deS Vereins
beigetragen habe, denn ohne ihn und
seinen Cylinder Hütte es keinen rechten
Spaß gegeben. Der Tag verging, die
Aepselweingeister verstoben, und nun
verlangte der Mann mit dem Hut,
oder richtiger: der Mann ohne Hut,
Ersatz für sein Eigenthum. Die Ge
sellschaft wollte davon nichts wissen,
und so kommt e» zum Proceß, in wel
chem so ziemlich alle an dem Waldfest
betheiligten Mitglieder deS Verein«
behufs Feststellung des Thatbestandes
aufmarschiren werden, während auf dem
Tisch des Haufe« der vielerfahrene
Cylinderhut, verhängnißvoll gleich dem
Hute Geßler «, eine stumme vorwurfs
volle Anklage erheben wird.
—D a« traurige Bild, wel»
cheS die letzten Lebensjahre und der
tragische Tod der Sängerin Frau Ma
rie Wilt hervorgerufen, vermag die Er
innerung an jene Zeiten nicht zu ver
wischen, in denen die Künstlerin durch
ihre wunderbare Stimme hinriß, durch
die Originalität ihrer Lebensauffassung
harmlose Heiterkeit erregte. Die öster
reichischen Blätter bringen eine reiche
Ausbeute nach beiden Richtungen hin.
Welchen Eindruck die vollendete Ge
sangikunst der Wilt übte, bezeugt eine
Besprechung, die sie einst mit der Gall
meyer halte. Diese geniale Meisterin
in der Parodie wollte einst ihre Kunst
auch an Frau Wilt üben, die damals
im Hosoperntheater Triumphe al«
Aida feierte. Josefine Gallmeyer be
suchte Frau Wilt in ihrer Wohyung
und bat dieselbe, ihr etwas aus der
Aida vorzusingen. Obwohl die Gall
meyer kein Geheimniß aus dem Zweck
»lachte, den sie mit ihrer Bitte versolgte,
kam Marie Wilt dem Wunsch ihrer
Collegin vom leichteren Geure nach,
setzte sich an'« Klavier und sang die
erste Arie aus der „Aida" so hinrei
ßend schön, daß Josefiue Gallmeyer in
Thränen ausbrach und rief: „Nein
das kann, das darf ich nicht parodi
ren". Trotz ihren kolossalen Ein
nahme» tUr Frau Wilt von einer un
glaublichen Sparsamkeit und konnte in
lebhaften Zorn gerathen, wenn die Kö
chin hohe Marktpreise anrechnete. Ein
mal waren drei fchwarzbefrackte Her
ren in der Wohnung der Primadona
erschienen, um ihre Mitwirkung in ei
nem Concert zu erbitten. Die Herren
waren im besten Zuge, ihre Einladun
gen zu bringen; plötzlich sprang die
Sängerin, wie von einer Tarantel ge
stochen, von ihrem Sitze auf und rannte
in die Küche hinaus. Bon dorther
klangen die erzürnten Rufe: „Was,
acht K reuzer kost' der Kohlrabi? Was
Ihnen nicht einfallt, sechs Kreuzer hat
gestern die Krowotin dafür verlangt
und noch a Büschel Rettich d'raufgeben
wollenl" Wenige Minuten später trat
Frau Wi't wieder in'« Zimmer und
vereinbarte in ruhigsten Tone da« Con
certprogramm, welches Schubert'S
.Die Allmacht" enthielt, ein Lied, mit
dem die Künstlerin, wo sie auch auftrat,
Begeisterung wachrief.
In Berlin existiren 2ü
Mitglieder de« Waareuhandel«, deren
Vermögen aus 2 bis ö Millionen Mark
geschätzt wird. Mau zählt deren 18,
deren Vermögen die Höhe von 5 10
Millionen Mark erreicht. ES können
10 Mitglieder des Waarenhandels
namhaft gemacht werden, die ans 10—20
Millionen Mark geschätzt werden. Au
ßerdem finden wir hier mindestens 300
Firmen, welche I—2 Millionen Mark
im Vermögen besitzen. E« handelt sich
hierbei, so schreibt der „Consektionär",
nicht um ererbte Vermögen, sondern um
selbst geschaffene Reichthümer in den
letzten 20 Jahren. Seitdem Berlin
Reichshauptstadt ersten Ranges gewor
den ist, hat sich hier der Handel deS
ganz«» Reiches concentrirt. Berlin ist
eine Handelsstadt ersten Ranges ge
worden, welch« j«tzt 348 Millionäre
aufweist, die dem hiesigen Waarenhan
del angehören. Trotzdem man glaubt,
daß große Vermögen hauptsächlich an
der Börse und durch Spekulation ge
schaffen werden, beweisen doch, so be
merkt die „Vollsztg.", die Millionäre
de» reellen Waarenhandels da» Gegen
theil, denn an der Börse find diese
Reichthümer von Privaten i» de» letz
te» 20 Jahren nicht geschaffen worden.
Ei« vor einiger Zeit
verstorbener Bürger der Stadt Düffel
dvrs, Adrr», hat dieser Stadt mehr al»
eine Million Mark mit der Bestimmung
vermacht, daß die Summe zur Verbes
serung de» Loose» der arbeitenden
Klaffe» Verwendung finde» soll. Die
Hochherzige Stiftung hat vor Kurzem
die landesherrliche Genehmigung ge
sunden. Gegenwärtig ist die städtische
Vertretung damit beschäftigt, die Be
stimmungen auSznarbeile». Nach der
Absicht de» Stifter» sollen von dem
Kapital Arbeiterhäuser gebaut «erde»,
in welchen würdige Familie» von Fab
rikarbeitern gegen geringenMiethSprei»
«»gemessene Wohnungen finden. Man
gedenkt im Umkreise der Stadt kleinere
Häuser zu erbauen und de» Miethern so
günstige Bedingungen zu gewähren,daß
fie im Laufe der Zeit die Häuser selbst.
erwerben könne».
! «artchen» erster
I.
111.
V.
Wörtlich illustrir«.
Kurzer „Tramp" nach dem Mittag
essen,
«I«»» der «ffSre gezoge«,
Kellner? Aus der Speisekarte kostet de»
Hummer S 0 Cents, und Sie rechne»
mir 7S Cent« dafür an! —Kellner:
Bitte, mein Herr, da« ist ganz in Ord
nung. Ter Hummer, den ich Ihne»
servirt habe, ist nämlich viel frischer,
! al» der aus der Sveijekarle!
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