2 V»e«n»aM»f«r «u »alstfch»««»». Va» Prinzip der neuen technisch als .Walfischrücken" bekannten SchiffScon firuction ist einfach und einleuchtend, »nd wurde zum ersten Mal in seiner vollen Schärft bei der sür den Czare» gebauten Nacht „Livadia" durchgefühlt. Während der Querschnitt eine» gewöhn lichen Schiffe« einem aus die Spitze ge stellten gleichschenkligen Dreieck mit auS gebauchten Längsseiten ähnelt, sieht daS Walfischboot im Querschnitt -her au», wie ein plattgedrücktes Kissen, dessen Kanten nach außen gerichtet sind. Die ser Construction liegt die Idee zu Grunde, daß eine Starzsee aus die hohen Wände eines gewöhnlichen Schiffe» mit voller Gewalt wirkt und entweder die Wand eindrückt, oder das Schiff völlig aus die Seite wirft, während beim Walfischrückeu die Welle durch die seit liche keilförmige Kante gespalten wird und der emporfluthende Wellentheil durch den unterhalb hinwegsließenden Stoß in seiner Wirkung aufgehoben werden muß, so daß daS Schiff selbst beim heftigsten Wellengang beinahe ruhig liegen müßte. Im Längsschnitt sieht ein solches Schiff übrigens einer Cigarre ähnlich, denn eS läuft an bei den Enden spitz zu. Man sieht, die Bezeichnung „Wal fischrücken" trifft eigentlich de» Kern der Sache ganz und gar nicht. Denn nicht der Rücken, sondern Seiten und Boden repräsentiren die charakteristische Eon» struktion. Zudem hat man auch die ur lvriingliche bei der .Livadia" zur An wendung gekommene Form gänzlich um geändert, da diese sich in der Praxis durchaus nicht bewährte. DaS erste, was man aufgab, waren die scharfen, seitlichen Kanten. Diese hatten nu, Sinn, wenn sie den Wellenberg gerad, in der Mitte trafen. Rollte dieser da gegen über oder unter die Kante hin weg, ohne sich also theilen, so mußt« der Wellenstoß heftiger, als je ausfal len, da er dann nicht entsprechend vor unten oder oben compensirt, resp, neu tralifirt wnrde. Man begnügte sich daher, wie das die Abbildung zeigt, Hem Schiffsrumpf ein« mehr platt-walz förmige, dem Schlangenleibe ähnliche Gestalt zu geben, und die Seiten abzu runden, so, daß diese allmählich in den 'gleichfalls schwach gerundeten Rücken und Bauch um beim Gleichnisse des Thierleibe» zu bleiben verlaufen, j Die Rundung nach oben zu läßt «in ebene» und flache» Verdeck von etwa halber Schiffs breite frei. Die Ver änderungen, welche durch die neue Con struction im Innern des Schiffes gebo ten sind, haben mit der Construction an sich nichts zu thun, tragen alfo zum Verständnisse der letzteren nichts bei. Auch würde eine Schilderung derselben «ine genaue Kenntniß der jetzt üblichen Schiffseinrichtung voraussetzen. ! Die „American Steel Barge Co." Zn New?)ork, welche das Pateat aus „Walfischrücken" besitzt, trägt sich mit igroßartigen Plänen, darunter mit kei nem geringeren, als durch ihre neuen ! erst noch zu erbauenden Ocean -Dampier alle bisherigen Schiffsmodelle jn Bezug aus Schnelligkeit, Billigteil Sicherheit und Bequemlichkeit des Ver kehrs aus dem Felde zu schlagen. Movcrner Ruhm. Wer ist der Geck da drüben, der die Rase so hoch trägt? Pst! Mach dich nicht unglücklich! Der Mann ist eine berühmte Persön lichkeit z du kannst sein Bild und sein« Lebensbeschreibung in jeder Zeitung 'finden. Wirklich? Und warum ist er s« berühmt? ' Nun, eS ist derselbe Mann, der kürzlich von seinem Katarrh geheilt Die sichere Probe. Töch terchen (dem Papa zusehend, der seinen dünnen Haarboden mit Haarbalsani einreibt): Hilft nichts Papa. Hilst ganz gewiß nichts! Papa: Woher weißt Du denn daS, Du kleiner Guckindiewclt? Töchterchen: Ich habe den Kops meiner Puvpe eine ganze Woche lang alle Tage damit geschmiert und dennoch Wächst kein einziges Härchen! Aus Budapest meldet man: „In einer demnächst erscheinen d«n Brojchtire zur Eisenbahnpotitli wird der Nachweis gesührt, daß der finanzielle Ersolg de« ZoneniarisS Sj Millionen Vulven »»«mache." ««»»nch««»»»««». Aus allen BerusSgeWien außerhalb be» HauseS, welche die Frauen betreten, steht ihn«n ihre weibliche Natur mehr ober minder im Wege. Salbst der, dem Hause nächst liegende, die Schule, bereitet ihnen oft Schwierigkeit. ES gehört nämlich Kraft und Energie dazu, eme Klasse voll Kinder, selbst Mädchen, in Disciplin zu halten. Auch der ärzt liche Beruf, an Frauen und Kindern geübt, scheint un» ein echt weiblicher. Aber wie sehr muß ein Weib gegen sein« Natur kämpfen, um über daS Studium der Anatomie hinauszukommen. Wo Frauen oder Mädchen von guter Er ziehung an Bnreauschaltern, an Kassen zc. sitzen, wird sie der Verkehr mit dem großen Publikum, ansang» wenigsten», unangenehm berühren. Die künstleri sche» Carriert» scheinen von all' dielen Uebeln frei; aber auch hier finden sich feindliche Einflüsse, z. B. der freie Ver kehr mit männlichen College», welch« sehr oft den Schmetterling«staub von ver weiblichen Psyche abstreift. Aber e« giebt Talente, die nicht zu unterdrücken sind, nicht unterdrückt wer den dürfen, es giebt auch soziale Noth wendigkeiten, denen man sich nicht ent ziehen kann. Die begabte Musikerin oder Schauspielerin muß eben hinan» in die Welt, um ihre Begabung au»zu> leben,ebenso wie da» unversorgte Mäd chen. daß sich sein Brod verdienen muß. DaS Alle» trifft nicht zu sür die Welt reisende, welche weder durch besondere» Talent, noch durch irgend eine ander« Nöthigung hinauSgetrieben wird in eine ungewisse Ferne. Die Forschungs reisen in fremden Ländern sind mit so unträglichen Strapazen, mit so vieler lei, speciell sür die Frau abschreckender Gefahren verbunden,daß eS fast unerklär lich ist, wie Frauen sich dazu entschlie ßen können. Dennoch kommt der Fall vor, sogar verhältnißmäßig häufig. Denn die ForschungSreisenden selbst sind ja Aus nahmserscheinungen und die Frauen unter ihnen geben einen verhältnißmä ßig großen Procentsatz. Begreiflich ist ihr Streben, wenn sie einem geliebten Gatten folgen. So ist dem Asrikarei senden Emil Holub seine junge Frau aus seinen gefahrvollen Expeditionen gefolgt. Sie hat alle Beschwerden mit »hm getheilt; sie weiß Bescheid in seinen Sammlungen und hat sich um dieselben g«ße Verdienste erworben. Das mag ein unschätzbares Glück sür den Forscher sein, eine solche Frau zur Seite zu ha ben. ES gehört zu den größten Sel tenheiten; die meisten ForschungSreisen den sind ledig. Wer erinnert sich vielleicht noch dei Wellreisenden Grasen Klam, den eben falls seine Frau begleitete. Die tapser, Gräfin, d«r durch Geburt und Erziehung gewiß zu einem anderen Loose bestimm! war, wurde von einem tragischen Schick sal betroffen. Sie sah ihren Gatte« aus einer Schwimmtour ertrinken. Sie hat in einer Denkschrift sein. Reisen und fein trauriges Ende be schrieben und lebt jeyt in Prag als di, glückliche Gattin eines angesehenen Ma lerS. Aber eS gibt eine ganze Reihe vo« weiblichen ForschungSreisenden, welch, aus sreien, Antriebe, ohne direkten männlichen Schutz in serne Welttheil, reisten. Ein Beispiel dieser Art ist die Wie nerin Ida Pfeifer, geb. Unger. Heut, würden ihre Leistungen, Reisen nach dem Orient, dem skandinavischen Nor den, um die Welt und ein längerer Be such in Madagaskar nicht sehr Bemer kenswerthes sein. Aber in den Vierzi ger Jahren war da» erstaunlich. DaS Verkehrswesen, besonders zur See, war noch wenig entwickelt. Man hatte noch kaum eine Ahnung von unseren comfor tablen Schnelldampfern, von Schlaf- Waggons. Blivzügen ?c. Reisen, wie die der Frau Pseiser, waren noch mit den schwersten Strapazen verbunden. Frau Pseiser, die 18SS in Wien starb, hat keine nennenswertlien Auszeichnun gen hinterlassen. ES scheint zweisello», daß die merkwürdige Frau v,n einem unbezwinglichen Drange, die Welt zu sehen, beseelt war. Sie wird in Schatten gestellt durch die berühmte Lady Stanbope. Diese Engländerin, deren Leben ein mysti scher Schleier umgibt, ist nicht so sehr durch die Ausdehnung ihrer Rei'en, als durch ihre sonderbare Lebensweise merk würdig. Sie war im Jahre 1776 geboren, also zu einer Zeit, wo das Reisen kei n swegs Mode war, wie heute. Si« entstammte einer vornehmen englischen Familie, und eS ist unerfindbar, was Esther Lucie in die Ferne getrieben ha ben kann. Sie machte verschiedene Rei sen nach dem Orienie, lebte in der Tür kei, zuletzt in Kleinasien, aus dem Schlosse Tschihum am Libanon. Durch ihr eigenthümlich mystisches Wesen übte sie einen großen Einfluß auf die dortige syrische Bevölkerung, welche in ihr ein überirdische» Wesen verehrte. E» ist, wie gesagt, über ihr Thun und Treiben nicht» Bestimmtes bekannt. Nicht ausgeschlossen ist, daß sie Neigun gen ergeben war, denen sie inmitten der europäischen Cultur niqt ungestraft hätte sröhnen können. Die Lauibahn der Holländerin Alexin» Dinne fällt schon in die Zeit der moder nen Mrikasor chung. s r ulein Dinne machte in den Sech ziger Jahren mehrere verdienstvoll« Forschungsreisen nach dem oberen Nil gebiet, da damals die Frage nach den Nilquellen noch das vornehmste Pro bleu» der Airitasorschung bildete. Si« lebte in verschiedenen nordasrikanischen Städten in freundlichem Verkehr mit den Eingeborenen. Ein seinerzeit sehr bekaiinies Bild zeigte ihre sch anke, sympathisch« Gestalt zwischen zwei ktei nen, häßlichen Schwarzen, die sich zärt lich an ihre knie ,ctimiegien. Ale »ne Dinne fiel in dem kühn ge wählten, Pe nie. wurde sie aus einer Ü.eise nach dem Sudan in de, Kegend von Murzuq, von schwarzen Eingeborenen ermordet. Zwei merkwürdige Erscheinungen von Weiblichen ForschungSreisenden wurden kürzlich durch die geographisch« S«ktion der Britisch Association be kannt. Und zwar berichtete eine MrS. Shel don über ihre Reisen im Innern von Afrika, und die als Reisende schon be kannte Jsabella Bird, jetzt Mr». igishop über ihre Forschungstouren in Teulralasien. Wir entnehmen englischen Blättern einiges über die Berichte der Damen. MrS. Sheldon war von Zanzibar au» nach dem Kilimandjaro und dem Chala- See vorgedrungrn, und wenn sie auch schon bekanntes Gebiet durchschritten and unsrre Kenntnisse nicht wesentlich bereichert hat, so muß doch dem Muth zud der Umsicht, mit denen die tapfere Frau die Expedition geleitet, alle Äner lenilung gezollt werden. Ihr Urtheil Iber den Charakter der Eingeborenen m dem jüngsten deutschen Reichslande ist von Werth. Große Energie und Fertigkeit müssen gezeigt werden; kör perliche Züchtigungen sind, wenn eS zilt, Gehorsam zu erzwingen, unerläß lich; allein die Hauptsache bleibt, wie bei Kindern, immer Geduld. Die Ein zeborenen waren überrascht, eine Frau zIS Führerin einer Expedition zu fin den; aber nie benahmen sie sich frech oder roh; sie waren im Gegentheil höflich und unterwürfig. Alles hängt davon ab, sagte MrS. Sheldon, wie man sich diesen Leuten gegenüber be nimmt; die Hauptsache ist, entschieden auszutreten und ehrlich zu handeln; wer 'ein Wort hält und «S vermeidet, die Tingeborenen zu betrügen und zu oortheilen, der braucht keine Schwierig keiten zu befürchten. Wer in Schwie rigkeiten kommt, sind jene Personen, Ivelche immer versprechen und nie hal len, und dies thut leider die Mehrzahl der europäischen Händler und Reisen den, die mit den Eingeborenen in Be rührung kommen. Sie haben sich aus diese Weise daran gewöhnt, den weißen Mann als den größten Lügner zu be trachten. dem man nicht trauen dürfe, and wenn dann dem Europäer mit sei ner eigenen Münze heimgezahlt wird, so ist dies nur natürlich. MrS. Sheldon kam den Eingebore aen stets offen und ehrlich entgegen und vurde überall nicht nur mit Achtung, sondern geradezu wie eine Königin em pfangen ; oft erhielt sie Geschenke von sehn Ochsen, und die Häuptlinge, di« »lle von ihrer Ankunft unterrichtet schie nen, sandten Boten aus, um zu erfah ren, ob sie ihr Gebiet aus dem Hin- oder Rückwege durchziehen würde. Nur elten hielten sich die Eingeborenen scheu nd mißtrauisch zurück. In solchen Aällen ging sie ohne Begleitung, offen, mit ausgestreckten Händen auf sie zu, and ein kleines Geschenk von glitzern dem Tand stellte alsbald die freund schaftlichen Begehungen her. Nun kam einer der Punkte, wo daS weibliche Empfinden der Frau Sheldon aus eine harte Probe gestellt wurde. Im Innern Afrikas erschienen die Herren nicht nur nicht salonfähig, son dern gar nicht bekleidet. Die reizende Engländerin schwankte eine Weile, ob sie in dieser Hinsicht etwas riSkiren sollte. Aber der Forscherdrang in ihr siegte. Sie empfing zehn bewaffnete, aber sonst völlig nackte Krieger in ihrem Lager. Wie sie uns versichert, kamen die Herren am folgenden Tage beklei det, weil sie bemerkt hatten, daß man in ihrer Erscheinung Anstoß genommen hatte. Ob hier Frau Sheldon nicht etwas sittlich tenbenciöS färbt, wollrn wir dahingestellt sein lassen. Den äußerst schwer zugänglichen, ja >ur mit LebenSgesahr zu erreichenden Thala See schildert MrS. Sheldon als eine der eindruckS- und stimmungsvoll- Ken Scenerien, die man sich denken lann. Heilig und schauervoll weht eS >en Menschen in dieser Wildniß an, ind der beständige Wellenschlag und »aS Rauschen de» SeeS, der keinen sicht baren Zu- und Abfluß hat, machen eS begreiflich, daß die Eingeborenen ihn sermeiden und ihn und seine Umgebung »lS von bösen Geistern bewohnt be trachten. Die Reisende versuchte eS vergeblich, nne Erklärung sür di« Bewegung des Wassers diefes Gebirgssees zu finden, dessen heftige Strömungen, in Verbin dung mit dem Wellenschlag, seine Be > sahiung gefährlich machen. Man muß sich beständig dein User nahe halten. Von l einigen Männern begleitet, umschiffte virs. Sheldon den See, dessen Umsang sie aus secks englische Meilen schätzte. Leider kehrte die kühne Reisende krank beim, da sie sich durch einen Sturz ein« Verletzung des Rückgrats zugezogen. Sie kehrte hierauf nach Europa zu rück. Von größerer wisseufchastlicher »nd kultureller Bedeutung war die Reise >«r Jsabella Bishop im südwestlichen Bersien, im Lande der Baktiaren. ES handelt sich da um Wiederent »eckungen, denn die vielen Denkmale > einer einstig«» Kultur, denen Mr». Sishop überall begegnete, lassen deut lich erkennen, daß daS Land in alten fteiten wohl bekannt und der Herrschaft eineS Kulturvolkes unterworfen war. Die Reife in daS im schlechtesten Rufe Ziehende Gebiet wurde für so gefährlich erachtet, daß der Schah seine Zustim mung unbedingt nicht geben wollte, und daß auch Sir Drummond Wolff, der britische Gesandte am Hofe von Tehe ran, die größten Anstrengungen machte, LirS. Biihop von ihrem Einschlüsse ab zubringen. Sie verblieb aber fest und erlangt« schließlich die erbetene Bewilli zung, die Reise untern«hmen zu dürfen, Sie sie nur in der Begleitung eine» Dol metschers, «ine» Koch» und von lS Troßtnrchten unt«rnahm. Lebensmittel für 40 Tage mußten mitgesührt wer den. Der Weg ging über Jspahan und Khur Amabad. Gleich zu Beginn der Reise galt e«, tine Wüste von 300 Meilen Länge zu durchkreuz«». An der Grenz« d«S ge beimn>bl«tch«i» Baktiarenlauve» wurde auf die Expedition zweimal geschossen— nachher hatte man keine Feindseligkeiten mehr zu bestehen. Ganz ähnlich wie ihre Collegin rühmt die Fra» die Zu zänglichkeit der Eingeborenen, wenn nan ihnen verständig begegnet. Eben io wichtig wie der Anderen ist ihr die BekleidungSsrage—„die Baktiaren sind keine Wilden" erklärt sie, denn sie gehen bekleidet, sogar in Kattun. Nun da» Argument ist am Ende nicht leicht anzu fechten. Mrs. Bifhop versichert, daß während vier Monaten kein Eingebore ner sich ein Unziemlichkeit gegen sie er laubte, oder auch nur versuchte, den Borhang ihres Zeltes zu lüften. Man muß zugeben, das, diese englischen Damen die gute Sitte geradezu aus strahlen. Recht m.ig Frau Bishop da rin haben, daß eS sich zumeist darum handle, die Sitten und Gebräuche der Eingeborenen zu kennen u»d zu achten. Tann sei man in ihrer Mitte sicher. Der Umstand, daß sie eine Kisle Me dizinen mitgenommen, war ihr von gro ßem Vortheil, da sie mit Erfolg ärztli j'-"i Beistand zu leisten vermochte, Krankeiibehandlunq liegt bei den Laktiaren übrigens ausschließlich in den Hunden der Frauen, die, wenn auch als inferiore Wesen betrachtet, dennoch mit größter Rücksicht behandelt werden. Die Vielweiberei ist allgemein, und kein Mann darf weibliche Dienstboten Halles: er muß sie heiralhen, und jeder Baktiare hat davon so viele Wciber, als ihm seine Miltel erlauben. Er hat jedoch seine Frauen nicht einge schlossen und eiserjüchtig bewacht, son dern gestaltet ihnen, srei uud uuver schleiert herumzugehen. Der Diebstahl herrscht jedoch vor. unt Mrs. BiHop hatte nicht nur Gelegen heit, die Geschicklichkeit der baktiarischen Tiebe, sondern auch die Schnelligkeit der baktiarischen Justiz kennen zu lernen. Ju einem Dorfe wurde ihr alles Geld gestohlen; nach einigen Tagen kam aber der Kadi des Distrikts uud gab ihr Alles bei Heller und Pfennig zurück; daS Dorf hatte sür den Diebstahl aufkvn men müssen, »nd eS schaffte auch den Dieb zur Stelle, dem, in Uebereinstim mung mit dem baktiarischen Gesetz, eine Hand abgehauen werden sollte. Ob die rechte oder l'nke, darüber steht dem Bestohlenen die Entscheidung zu und wurde diese MrS. Bishop über lassen. Blutrache ist allgemein; persönliche schwere Vergehungen werden auch aus privatem Wege gerächt, in schweren Fällen durch TöÄtung, in leichteren Fällen durch Diebstahl des Viehs des Beleidigers oder durch dessen Boykotti rung. Wenn nicht alle Anzeichen trügen, sc hat die Reise MrS. Bishop'S «uch einen politische» Zweck verfolgt. Sir Drum mond Wolfs war allerdings anscheinend sehr gegen dieselbe; ersetzte aber schließ lich doch seinen ganzen Einfluß ein, um den Schah zur Bewilligung derselben zu bewegen. Bei dem einmal uuver meidlichen Zusammenstoßen Englands und Rußlands in Eentral-Asien bildet Baktiarien einen wichtigen strategischen Punkt und die tapferen Hochländer eine Reiterarmee, die, je nachdem, ein werth voller Bundesgenoüe oder ein ges.ihr licher Gegner sein k.?.i». England wird darum die Absicht zugeschrieben, sich des Landes versichern zu wollen. Mrs. Bishop erklärt, daß die Bakliaren den freundlichsten Gesinnungen sür England Ausdruck gegeben hätten; sie traut ihnen aber nicht ganz, sie glaubt, daß sie sich im Falle des „Zusammenstoßes zweier Mächte" an den Meistbietenden ver kaufen würde». Tie Sicherheit In diens und daS „selbstständige HandelS- Jnteresse" Englands ließen eS darum wünschenSwerth erscheinen, das Land unter britischen Schutz zu nehmen. ES scheint also wahrscheinlich, daß die kühne Engländerin ihrem Vater lande wirklich einen bedeutenden Dienst geleistet hat; ganz sicher steht sie unter den weiblichen ForschungSreisenden in erster Reihe. Sie und ihre Kollegin haben bewiesen, was physische und moralische Muth des WeibeS zu leisten vermag. Dennoch ist zu wünschen, daß solche excentrische Leistungen unter den Frauen Ausnahmen bleiben. verschieden« LtevtSerNäruua««». Der S ach se. Herrjcme»sch, Se sein Ae niedliches Mächen. Gewen Semer giedigst Ae Lieweszeechen! Der Herr Hauptmann. Donnerwetter! Ich liebe Siel Ohne Scher;! Drum, marsch, marsch, Hurrah > An mein Herz I Der Banquier. Der Herr Papa gab mir schon die Mo neten, Nun können wir wohl vor den Altar treten. Der Quartaner. Kenn du deine Schularbeiten gemacht, Dann laß uns fliehen bei Nebel und Nacht. Der Kannibale. Ich liebe dich bis in den Tod, D rum ess' ich dich zum Abendbrot. Der Räuber. Mädchen, mußt dich mir ergeben Her die Liebe oder 'S Leben. Der Mathematiker. Ich bin, mein holdes Fräulein, nun st kühn. ill» Parallele Sie ans Herz zu zieh'n. Die Fama. A.: Ich dachte es mir gleich, daß das Gerücht über trieben hätte, deine Frau Hot nur ein Wenig geschmollt, und nun heißt eS schon, sie hätte dich geprügelt. B.: Ja, ja, diese Fama! So spricht man überall davon, daß du ein Silberberg, wert besitzen sollst uab du hast doch »ur eine Kapferuase. Die «chr«r»»ascht««. John SparkS war dem großen Pub. likum keine unbekannte Persönlichkeit. Unter der fettgedruckten Ausschrist: „Er kratzte zwanzig Jahre und noch länger" war sein Porträt in nahezu allen großen und kleinen Zeitungen er schienen, nnd darunter folgte seine per sönliche Ansicht über eine gewisse Art von BlulreinigungSpillen, welche er als eine großartige, einzig in der Geschichte der Medicin dastehende Erfindung pries, und dann kam zu guterletzt eine ruh reude Erzählung, wie er sein ganzes Leben unter einem beständigen Jucken der Haut zu leiden gehabt hatte, bis der Zufall ihm eines Tage» dieses wunderbare Mittel in die Hand gespielt und er fortan gesund und glücklich war. In Wirklichkeit verhielt sich die Sache etwas anders. Spart» fuhr damals mit einem Koh lenwagen von Haus durch die Straßen New Aorks, und da mochte es wohs ganz zufällig geschehen, daß er sich am Rücken kratzte. Ein ältlicher, seiner Herr beobachtete jedoch diesen Vorgang mit unzetheilter Aufmerksamkeit und trat schließlich an das stillstehende Fuhrwerk heran. „Ich kenne dieses entsetzlicht Jucken der Haut," sagte er leutselig. „Neh men Sie von diesen Pillen, und Sie werden ein anderer Mensch sein." Mit diesen Worten händigte er dem Kohlen mann ein zierliches Schächtelchen en. nickte wohlwollend mit dem Kopfe und ging feiner Wege. Etliche Tage später zog Sparks wie der mit seinem Kohlenwagen umher. Dings begegnete und schon von Weitem rief: „Nun, was halten Sie von meinen Pillen?" „O, ich glaube, sie schaden nicht." „Und das Jucken der Haut ist wie weggeblasen, nicht so?" „Das gerade nicht, aber es ist auch nicht stärker, und wenn nicht der ver teufelte Kohlenstaub " „Sehen Sie, wie meine Pillen auch bei Ihnen Wunder gewirkt haben? Bei Leibe, Sie sollen mir nichts dafür be zahlen," fuhr der ältliche, feine Herr begeistert fort, wiewohl Sparks in die ser Hinsicht nicht die leiseste Absicht ver rieth, „aber wenn Sie aus Dankbarkeit ein paar Zeile» niederschreiben wollen, worin Sie feierlich erklären, daß mein« Pi11en...." SparkS maß den Mann mit erstaun ten Blicken. „Es ist ein großer Dienst, den Sie Ihren leidenden Mitmenschen erwei sen," sprach dieser salbungsvoll und zog langsam eine Fünf-Dollarnote au' der Tasche. „Wieviel ist eS?" sragte der Koh lenmann kurz und kniff dabei das rechte Äuge zu. „Ja, mein Freund, das kommt darauf an wenn Jemand so lange gelitten hat wie 5ie...." Sparks schmunzelte mit pfiffiger Un ver chämtheit, und der Pillenerzeuger frazte in ungenirtem Tone: „Könnten Sie unter Umständen wohl zwanzig Jahre gekratzt haben?" „Gewiß, ich müßte eben sehr jung angefangen haben." „Vortrefflich! —-Nehmen Sie dies für Zeitverlust und lassen Sie das U:brige meine Sorge sein." Sparks war immerhin etwas betrof fen, als er kurze Zeit daraus sein be scheidenes „Ich" in tausendfacher Ver vielfältigung erblickte. Und erst die Beschreibung seiner entsetzlichen Leiden! Ec war fast zu Thränen gerührt und überdies konyte er jetzt manchmal nicht umhin, ein unausstehliches Jucken der Haut zu verspüren. Dies waren übri gens nicht die alleinigen Wirkungen der von ihm gepriesenen BlutreinigunzS plllen, sondern SparlS gelangle allmä lig zu der Ansicht, daß es auf der Welt Kluge und Einfältige gäbe, und daß man ganz gut sein Fortkommen finden knie, ohne stets mit Kohlenstaub be deckt zu sein. Wie gesagt, er war nur noch mit hal bem Kopse bei seine» Kohleukübeln. Er dachte viel nach, überlegte noch mehr, und als das Vertrauen in die Dumm heit seiner Nebenmenschen bei ihm hin länglich gesest'gt war, beschloß er. einen kühnen Versuch zu machen. Sparks vertaufte demgemäß fein Kohlengeschäst und wendete sich einem Unternehmen von ungeheurer Tragweite zu. Es handelte sich um eine großartige Erfin dung, deren Prioritätsrechte, wie eS hieß, bereits sür alle Staaten der Erde mit Ausnahme von Marokko gesichert waren. Das Spar Trotz dieser unleugbaren Nützlichkeit bedurste es dennoch eme» äußerst findi gen Kopses, um dem neuen Artikel die Gunst de» großen Publikums zu ero bern und Sparks sparte weder Schlau heit noch Druckerschwärze, um dieses Ziel zu erreichen. In allen Zeitungen tauchten seine Inserate auf, Ivel che re gelmäßig mit den Worten begannen: Todl Keinen Pardon! Sie«üssenster ben I Und hierauf folgte die grauener regende Schilderung einer von Fliegen htimge lochten Schlafstube. Sparks kannte sein Publikum. Er hatte nicht umsonst zwanzig Jahre lang gekratzt, und da es nun aus eigene Rechnung ging, entwickelte seine Phantasie Bilder doppelt verwegenerer Art. SparkS war eben ein ausgesprochen drastisches Ta lent, wie solches noch nie vorher im Dienste von irgend einem Aliegenpapier gestanden hatte, und wenn ihm die In spiration eine glückliche Reklameivee eingab, dann lief er in aller Eile zu Miß Miller, um mit ihrer Hilfe das Kind semer Muse zur Welt zu bringen. denn Sparks konnte nicht schreiben.... DaS war der schwarze Punkt in s«in«m Dasein, der gleich einer drohenden Wolke den Horizont seiner bisher so glückliche» Laufbahn verdüsterte. * . SparkS war in äußerst gehobener Stimmung. Sein Fliegenpapier fand reißenden Abiatz und noch war nicht der große Trumps ausgespielt, von welchem sich sein geschäftlicher Ehrgeiz einen noch weit größeren Aufschwung ver sprach. Halte er bisher seine Leser durch Vorlührunz von Scenen der Fliegenverheerungen eingeschüchtert, so wollte er mit einen« Male umsatteln und durch rührende Schilderungen un gestörten, häuskichen Glückes derart aus ihr Gemüth wirken, daß sie mit Thrä nen in den Augen nach seinem patentir ten Fliegenpapier greifen würden. Ha, daS war eine eapitale Idee! „Und wenn nur Einer von Fünfzig hängen bleibt!" dachte Sparks, während er den Eingang eines siebenstöckigen Geschäftshauses betrat und sich in dem Fahrstuhle niederließ „Miß Miller in ihrer Office?" fragte er gleich zeitig. „Jeden Tag von neun bis fünf," entgegnete der Schwarze, welcher das Vehikel aus und abwärts dirigirte, und seltsam genug, halte der Bursche dies mal nicht gelogen. Miß Miller hielt ihre Office-Stun den sehr pünktlich ein. S>« war dt« glückliche Besitzerin einer Remington- Schreibmaschine und ihre Gewandtheit aus diesem Feld stand Jedermann gegen «in bestimmtes Entgelt zur Versügung. Abgesehen von dem Umstände, daß Miß Millers Eltern Müller Hiegen, war nichts BemerkenswertheZ an ihrer Per son. Sie hatte eine Stumpfnase und sah gern zum Fenster hinaus. Wenn ihr Blick manchmal das gegenüberlie gende HauS streifte, fühlte sie stets ein anderes Augenpaar aus sich gerichtet, welches einem jungen Mann gehörte, der ein hungriges Aussehen und blos neun Dollars die Woche hatte, und züchtiglich wandte sie sich allemal wieder ihrer Schreibmaschine zu, während er seinen HerzenSkummcr in ein blauliniir teS Geschäftsbuch eintrug. Wie jedoch die Liebe nun einmal er finderisch ist, trat der besagte junge Mann selben TageS bei Miß Miller ein und ersuchte sie, unter seinem Diktat einen Brief niederzufchreiben, welcher sür ihn von größter Wichtigkeit sei. Dies sagte er in fichtbarerer Ausregung. Miß Miller hingegen bewahrte ein« kühle BerusSmiene, rückte ihren Stuhl an die Schreibmaschine, tastete etliche Male spielend über die Klappen, wo durch sie kundgab, daß nunmehr AlleS bereit sei, und der junge Mann be gann : «Geehrtes Fräulein!" Miß Miller hatte die Ausichrift in einem Nu heruntergerasselt, und ihr Gegenüber diktirte mit schmachtender Betonung weiter: .Wiewohl ich nicht die Ehre hatte, Ihnen vorgestellt worden zu sein, so ge nügte doch Ihr Anblick, um in mir Ge sühle wachzurufen, welche seither unum schränkt in meinem Herzen gebieten. Da auch Sie meine Blicke nicht ganz unbemerkt ließen, so erflehe ich von Ihnen das erlösende Wort, welches über meine künftige Seligkeit entschei den und mir sagen soll, ob Sie das Loos eines Mannes theilen wollen, der Ihr Glück zur einzigen Aufgabe seine» Lebens machen würde. Sprechen Sie diese» Wort aus und beglücken oder ver nichten Sie damit Ihren Sie ewig liebenden —" Der junge Mann hatte mit meiner licher Stimme geendigt, und die Schreib maschine gab einen kreischenden Ton v>n sich als Miß Miller den fertigge stellten Brief hervorzog und ihn mit un nahbarer Kühlheit überreich!?. »Nun, mein Fräulein?" wagte der erfinderische Jüngling zu fragen. „Eine Seite.... macht fünfzig Cents," entgegnete Miß Miller in so vollendeter Fassung, daß der jung« Mann mit nervöser Hast einen Dollar aus der Tasche zog und denselben blu tenden Herzens das Pult legte. Miß Miller hingegen bedauerte lebhaft, daß sie kein Kleingeld hätte, und so wollte Jener wiederkommen, wie er mit einem vernichtenden Blicke sagte, aber als er der Thür zuschritt, packle eS ihn noch einmal mit wildem Weh: „O, Ihr Weiber," knirschte er. „Jetzt habe ich einen halben Dollar geopfert, und noch immer will sie nicht-Z von mir wissen I" Fast gleichzeitig trat Mr. Sparks mit einem seltsam verklärten GesichtS ausdrucke ein und begrüßte die Dame indem er ausrief: „Ich komme heute in einer wichtigen Angelegenheit zu Ihnen! Wollen Sie genau meiiifWorte zu Papier bringen, denn es handelt sich uU viel, sehr viel für mich.... .verlieren Sie keine Silbe von dem, was ich Ihnen diktiren werde, und sage» Sie mir dann zum Schluß, ob Sie damit einverstanden sind, mein Fräulein." Sparks sah Miß Miller dabei so freundlich an, seine Diamantknöpfe blinkten so eigenthümlich, daß die junge Dame von einer süßen Ahnung ersaßt wurde und sich mit siegesheilerem Lächeln an die Schreibmaschine setzte. Sporks ließ einen langen, prüfenden Mick auf ihr ruhen, und in feinem Kopfe tauchten Bilder auf, welche sein Blut in rascheren Ilmlauf setzten Er sah schon, wie jeocs Auge, daß auf seinem geplanten Inserate geruht, Zeucht wurde »nd unzählige Hände nach seinem pa lentirten Fliegenpapier griffen. Miß Miller klapperie ungeduldig zum Zei chen des Beginnens, obschou sie recht ivohl errieth, worauf das Ganze hinaus sollte, aber immerhin mnßte er sich deut licher erklären dann.... dann war sie ja gern bereit SparkS ließ nicht auf sich warten und begann völlig Im Geiste seiu-r ergreifenden Schilde rung mit geiührter Stimmung zu dik tiren: „Kennen Sie das Glück einer schö. »en, ungestörten Häuslichkeit? Ja der traulichen Stube ist die Familie ver» sammelt, wohin das Auge blickt, über all peinliche Sauberkeit, und k«ine Flieg« stört den tieskn. heiligen Frieden! Wes halb wollen Sie diesem Glück auS dem Wege gehen? O. lassen Sic mich der Wegweiser Ihres Glückes sein! HO kostet nur " „Nur ein Wort und das lautet: Ja!" kreischte jetzt Miß Miller, die nicht lan ger an sich halten konnte, jählings ihr« Schreibmaschine verließ und Sparks schluchzend um den Hai» fiel, indem sie rief: „Ja, wir wollen einander angehören sür das ganze Leben!" „Aber mein werthes Fräulein", ächzte Sparks. währender sich au» ihrer krampshasten Umarmung loszumachen suchte„es war doch blo» von meinem patentirten Fliegenpapier die Rede!" „Ach, wie sind doch gerade die brav sten Männer so schüchtern! ES braucht ja keiner weitercn MaSke, da wir unsere beiderseitige Neigung kennen," repli zirte Mß Miller schalkhast und gab dem Widerstandslosen einen herzhasten Kuß. In diesem Augenblick öffnete sich die Thür, und aus der Schwelle stand der verschmähte junge Mann, mit einem halben Dollar in der Hand und den Stachel der Eifersucht im Herzen Miß Miller hatte trotz diese» unerwa>.- teten Besuches ihre Fassung allsogleich wiedererlangt und sagte in freudiger Erregung: „Hier stelle ich Ihnen mei nen Bräutigam Mr. Sparks vor wir haben uns soeben verlobt." Und SparkS verneigte sich, weil ihn eigentlich sonst nicht» übrig blieb, aber insgeheim dachte er: „Oh Schmach! Daß ich an meinen, eigenen Fliegenpapier hänge» bleibet» mußte!" DaS Mcnsaieuteden tu» Aber glauven. In einer volksmedizinischen Skizze au« dem steierischen Hochland theilt Arthur Achleitner in einem Feuilleton artikel der „Allg. Ztg." eine Reihe in teressanter Gebräuche mit, an deren Heilkraft im Steierland unter den dor tigen abergläubischen Bewohnern noch heute fest geglaubt wird. Die Zahl der Mittel gegen Krankheiten der Ath mungSwerkzeuge ist Legion, manche Mittel sind geradezu drastisch, aber je entsetzlicher sie sind, desto größer ist der Glaube an ihre Heilkraft. Die Apo theker im Gebirge werden um die nn glaublichsten Fette angegangen, sie kom men aber nie in Verlegenheit, da sie mit Ernst und Würde das Verlangte immer aus einem Topse. nämlich mit Schweine seit, abgegeben, mag daS Gebirksvolt verlangen, was eS will. Frische Graberde spielt bei Lungen kranken ebenfalls eine Rolle. Fische, Bögel und Katzen „ziehen das Leiden an", Frösche mit Ameisen in einen Tops gethan bringen Heilung, wenn der ge quälte Frosch nicht quakt. Auch aus Bäume wird die Abzehrung verpflanzt, indem man Blut des Kranken auf die Wurzeln eines Kirschbaumes schüttet, um den Banm zum Absterben zn brin gen. Wenn der Baum eingeht, wird der Kranke gesund. Zwetschkenbäume. Hollunderstanden werden hierzu auch gewählt." Köstlich ist ein Gröbminger Mittel gegen Zahnweh, bestehend auS sogenannten „Zahnweh-Zetteln", Pa piecstreifen, auf welcheu die Buchstabe. v, 55, Die Zettel werden hierauf ver brannt und der Patient muß sich zur Ruhe begeben, da unmittelbar nach dem Verbrennen der Zahnschmerz hef tiger wird, um dann gänzlich zu schwinden. Gegen Magenleiden werden der ländlichen Berdauiingskrait entspre chend drastisch wirkende Mittel ange ! wendet. Lebensbalsame (die vielbeliebte j AugSburger Lebensessenz wird „LebenS- Vinzenz" genannt), Essenzen, Pillen und Thees finden massenhaften Absatz, ebenso Sennesblätter und Fuchsleber. Das sogenannte Schluchzen („Scknäk j kerl") zu vertreiben, muß man gestoh lenes Brot essen. Die Gelbsucht kurirt man im Gebirge saft ausschließlich mit Svmpatbiemitteln, oft der kuriosesten, j nicht discutirbar-n Art. Daß der Gimpel, Goldammer, Kreuzschnabel und Kanarienvögel die Gelbsucht anziehen, ist im Volke eine ausgemachte Sache. Sehr verbreitet ist, daß eine iinerwa» tele Ohrfeige oder eigentlich der Schreck darüber die Gelbsucht nehme. Un»r dem Begriff des Fiebers wird eine Reibe von Krankheiten als Ursache statt des Symptoms eines Leidens be zeichnet. Kreuzspinnen und Heuschrecken bilden beliebte Fieberamulette. Auch Pas schon den Römern bekannte Zauber wort: wir), aus Zettel geschrieben und dem Kranken umge h ingt, nicht verschmäht. Uralt ist der Brauch des „Abbetens" oder „Wen dens" des Fiebers. So wird über der ginimerthüre ohne Varmissen de« Kran ken geschrieben: „Fieber bleib aus, i bin nöt z' Hau»." Einer Roßkur ähnlich ist bei Deutschlands berg der Usus, daß fieberkranke Leute Pechöl trinken, und dann zum Schwitzen in einen warmen Backosen kriechen, wo pr bis an die Grenze der Möglichkeit ge duldig ausharren. Daß bei solchen LoUsineinungen die Impfung als Teu felswerk verlästert wird, darf nicht Wunder nehmen. Im Emsthale ver weigerte ein Bauer die Impfung seine? Kinder mit der Bemerkung: „Unser Herrgott war a nöt g'impst!" Sinnspruch. Die Liebe, sagt man, macht blind k Ich glaub', daß da» ein Wahn ist k Man sieht ja am geliebten Kmd Oft noch weit mehr, als dran ist»