vier findet sich in fast allen Theilen Afrika«, den schlechtesten Stoff brauen entschieden die Hottentotten. Da sie kein Getreide bauen, müssen sie wilde Naturerzeugnisse benutzen, und verwen den deshalb gewöhnlich wilden Honig; jenseits des Orangeflusses dagegen sammelt man auch die Beeren der Grewia, aus denen man einen berau schenden Trunk herstellt. Im mohame daniscben Sudan bereitet man aus ge gohrencm Sorghumteig auf kaltem Wege die vielgerühmte Merissu, auf warmem Wege und mit größerer Mühe den Bilbib der Tokarir, beide Getränke würden aber unsere Kenner als nichts anderes ansehen, denn sür gesäuerten Kleister. Als ein Kleister aus Weizen mehl würde unseren Zungen selbst noch die Busa der Egypter erscheinen. Ein besserer Tripsen ist schon das Bier der Dinka aus Moorhirse, denen Casati das Zeugniß eines außerordentlich reinlichen Voltes ausstellt, auch wenn sie ihre . Töpfe und Krüge auswaschen mit ' Kuhhorn. Gar eifrige Verehrer des Gambrinus gibt daS lebenslustige Völkchen der Wasoga in Usoga ab, auf die Peteri auf seiner letzten Reise stieß. Bei ihnen wird der Biertopf nicht leer. Trommel und Flöte ertönen Tag und Nacht. Das abgegrenzte Ländchen, das man in sei nen inneren Theilen mit Thüringen vergleichen könnte, treibt in erster Linie Bananenkultur in größerem Um fang. Die Banane wird gebraten, ge backen, gekocht, roh gegessen und vor Allein getrunken. Und zwar haben die trinkfesten Leutchen verschiedene Arten, ihre Getränke zu bereiten. Das limo nadenartige Uluenge wird ohne Gäh rung aus dem ausgedrückten Saft der reifen Frucht hergestellt. Daneben braut man einen mit Mtama durchsetzten, stark berauschenden herben Trank, den man schlechtweg Pombe nennt, und fer ner ein mittlere« Getränk, Mrissa ge nannt, in dem der Mtamazusatz sehlt. Wer gern Vergleiche anstellt, könnte hier unseren Hausmuff, das Lagerbier und daS echte Bayerische wieder zu fin den glHHben. Die Wasoga trinken oder saugen ihre Biere von morgens früh bis abends spät. Schon um Mittag waren Peters Freunde in der Regel in einem Zustand erhöhter Heiterkeit. Im Allgemeinen hegt man bei uns von den Kaffern keine allzu gute Meinung, des sen ungeachtet sind sie aber ganz ach-, tenswerthe Bierbrauer. ' Es. ist hier das Kafferkorn, daß das Material sür das sorgenlösende Nah abgeben muß. Der Kaffer trinkl Utyalwabräu. Die Bereitung geschieht in ähnlicher Weise wie bei uns, indem man daS Korn durch Anleimen und nachherigeS Dörren in Malz verwan delt, das zerquetscht und in großen irde nen Gefäßen mehrfach auskocht und an einem kühlen Orte zur Gährung hinge fetzt wird. Wenn diese hinreichend ge wirkt hat, wird das Getränk durch einen von Gräsern geflochtenen Beutel in Form unserer Kaffeefilter geseiht und das Bier ist fertig. ES stellt dann eine 4rübe Flüssigkeit dar von der Farbe dünner Milch-Chocolade und von säuer lichem, nicht unangenehmen Geschmack Berliner Weiße? Der Alkohol gehalt ist wechselnd, je nach der Menge deS verwendeten MalzeS, gewöhnlich Ober nur gering. Die starken Gebräue, wie sie die Häuptlinge für ihren höchst eigenen Gebrauch bereiten lassen, wir ken sehr berauschend. Da dem Kaffer nach Erledigung sei ner täglichen Geschäfte noch eine lange Reihe von Mußestunden übrig bleibt, so ist er, entsprechend seinen geselligen Neigungen, bestrebt, sie in Gemeinschaft mit guten Freunden in möglich behagli cher Weise zu verbringen. Die Bowle, gefüllt mit Bier, ist dann ein beliebter Vereinigungspunkt, um den die Ma nuen herumhocken, zeitweise ihren Durst mit Calabrassen aus der gemeinsamen Bierquelle stillen, rauchen oder schnu pfen. sich Neuigkeiten abfragen, schwaz zen und lärmen; ganz so wie bei uns am Stammtisch. Wir haben unsere Weinernte, wo am Rhein und in Grüneberg die ausge lassenste Lust und Fröhlichkeit herrscht; in Afrika kennt man bei den Wapokomo zwar keine Kelterzeit, wohl aber eine Bräuzeit. Im September ist das Ge treide vollständig herangereift, und dann ist die ganze Wapokomowelt in einer sehr fidelen Stimmung. Welche Un massen von Bier genossen werden, geht daraus hervor, daß sich vor jeder Hütte drei Scheuern mit Getreide befinden, von denen der Inhalt der einen zur Berei tung von Speise, der der beiden anderen zur Herstellung von Pon.bebier verwen det wird. Es wird un» daher nicht mehr wunderlich erscheinen, wenn es PeterS auf seiner Reise ziemlich schwer wurde, in den Dörfern einen nüchternen Menschen anzutreffen, mit dem er ver handeln konnte. Hören wir nun von einer Begegnung, die der genannte Forscher mit einem der Sultane hatte. „Von Massa" schreibt Peters, „marschirten wir am 13. Septembernach Burg, ebensallS am linken Tanauser gelegen. Hier trasen wir bereits um 11 Uhr Morgens ein. Ich ließ den Sultan an der anderen Seite bedeuten, herüberzukommen, waS auch sofort geschah, und zwar war der alte Herr, so früh die Morgenstunde war, bereit» sehr im Damps. Er und seine ganz« Umgebung waren thatsäch lich schon um 11 Uhr Morgen» vollstän dig betrunken. Sie lachten unaufhör lich und machten die albernsten Bemer kungen. Ich schickte den Sultan in Folge dessen wieder zurück und bedeu tete ihm. er möge mir Jemand schicken, der nicht betrunken sei. Da erschien nach einer Stunde sein Bruder, der den hohen Herrn mit frühem Pombegenuß entschuldigte und beklagte, daß er ihm regelmäßig zu sehr zuspreche. Leider >gnhte ich auch diesen Broker aufmerksam mache« »!kß eS ihm «icht besser gehe ak em Bruder, worauf er naiv erwiderte, er sei noch der wenigst Betrunkene deS ganzen Dorfes." Bier wird bei allen Begrüßungen in hohen Töpsen gereicht, und dem Wirth in ausgedehntester Weise Bescheid zu thun ist die heilige Pflicht des GasteS, und Bier fließt bei allen Versammlun gen und Berathschlagungen in Strö men. Wer denkt dabei nicht an die allen Deutschen, die auf Bärenhäuten lagen, an beiden Ufern des Rheins saßen und immer noch Eins tranken? Oder wem kämen dabei nicht unsere Turner-, Schützen-, Krieger- und Sän gerfeste in den Sinn? Ganz ebenso wie bei den Wahokomo und uns gilt eS auch bei den Manbettu nach Casatis Berichten sür eine ganz besondere Ehre, einen ausgepichten Ma gen zu besitzen. Deshalb i>'t es eine der gesuchtesten, ja fast unentbehrlichsten Eigenschaften, di« einen Krieger, be sonder« wenn er ein Fürst »st, auszeich nen, daß er ein starker Trinker ist. Die Ana, ein aus Korn, bereitetes Bier, mundet ihrem Gaumen am besten, sie ist das allgemeinste Getränk. Nicht Alle verstehen es, das Gebräu in vol lendeter Weise herzustellen, da es eine Menge Korn und große Sorgfalt bei der Arbeit erfordert. Mit gutem Grunde erfreute sich des halb auch bei Casatis Anwesenheit die Königin Nenzima des Rufes einer ein sichtsvollen Brauerin. Der mehrmals gereinigte und gewaschene Telabun, die Kornsurcht wird mehrere Tage lang in dem mit Wasser gefüllten Braubotiien, dem Boquoquo, gewässert. Alsdann nimmt man ihn heraus und breitet ihn aus einer Schicht von Bananenblättern aus. - Kaum daß er gekeimt hat, läßt man ihn an der Sonne trocknen; dann wird er gerieben. Aus dem Mehl kocht man eine Art Brei, und dieser wird mit einer genügenden Masse Wasser ver dünnt. Wenn die Gährung in Fort schritt begriffen ist, wird die Flüssigkeit auf das Feuer gestellt und erfährt ein langsames, leichtes Abkochen. Als dann wird das Ganze geseiht und in Gefäße abgezogen, nachdem man noch weiteres Mehl von keimenden Telabun beigegeben hat. Wenn später die Flüs sigkeit noch einmal geseiht wird, erhält man ein schäumendes Bier von ganz angenehmen Geschmack, das rein und Von schöner rothgelber Farbe ist. Die Krone aller Biere aber ist da» Gebräu der Niam-Niain, die zu ihm die Getreideart Elensine verwenden. „DaS aus Elensine hergestellte Getränk," sagt Georg Schweinfurth, „verdient in der That und beansprucht vermöge seiner Bereitungsart, ein Bier genannt zu werden. Es ist völlig klar, von roth brauner Farbe, wird aus regelrecht ge malztem Korn gebraut und hat auch ohne anderweitige Zuthat eine ange nehme Bitterkeit aufzuweisen, die ihm die dunkle Schale des Korns ertheilt." Trotzdem die Niam-Niam Kannibalen sind und ihnen ein saftig:s, knusperiges Stück Menschenlende die größte Deli katesse ist, steht Georg Schweinfurth nicht an. emphatisch ihren Stoff zu bezeichnen als: das beste Bier in Afrika. Thalges«tcht«n. Wie eine Idylle liegt im anmuthigen Thüringerland der kleine Luftkurort Thal; von Ruhla aus, gleich berühmt durch seine Landgrasenschmiede, Meer schaum-Manufactur und sein hügel reicheS Pflaster, gelangt man nach kur zer Wagentour von der Gegend der Wartburg in das liebliche Thal. ES ist gewissermaßen historischer Boden, auf dem man sich hier bewegt, denn die ses Fleckchen Erbe, welches mit seinen koketten Reizen zu wohliger Sommer ruhe einladet, ist eingeschlossen von jenen sagenumwobenen Bergen, die in der Tannhäusergeschichte eine Rolle spielen. Im Westen die renooirle Wartburg und der Jnselsberg, südlich der Meisenstein und die Schauenburg, östlich die Hör selberge. Mit vollem Verständniß für die Sagen, die sich an die Letzteren knüpfen, hat ei» freundlicher Wirth die von ihm in Thal geschaffenen beiden Hotels Tannhäuser und Elisabeth ge nannt. Drei kleine Geschichten, die sich unlängst in Thal abgespielt, und deren Helden zwei Berliner und zwei Ber linerinnen sind, sprechen dasür, daß schon mancher minneeisriger Pilger hier seine VenuS gesunden hat. Bei der Table d'hote im Tannhäuser werden die Vorgänge eifrig besprochen. Eine rei zende blonde Amerikanerin, die alljähr lich mit ihrem Galten nach Thal kommt, ein in der Gegend des Halle'ichen Tho res sehr bekannter Berliner Rentier und dessen joviale, rundliche Frau, eine plauderlustige höhere Tochter mit einem auffallend schönen Grelchenzops und ivch eine Anzahl mehr oder min der klatschsüchliger Gäste haben reich lichen Unterhaltungsstoff. Das erste Geschichtchen entbehrt lei der nicht der Tragik, da ein klein wenig Ehebruch mitspielt. „Min, was in diesem stillen Thal sich e>eignet," meinte schelmisch die blonde Amerika nerin, als die Sache ruchbar wurde. Ja, es ist kein Ort so klein und kein Bau so weltabgeschieden, als daß nicht Liebeslust und Liebesleid das Herz des Menschen bewegen könnte. DaS sollte zunächst die Gattin eines VillenbesitzerS erfahren, als ein flotter Berliner Arzt über die Berge in'S Thuringer Thal gewandert kam. „Ich komme vom Ge birge her," sang er srohgemuth, aber nicht da. wo er sich nicht aufhielt, war das Glück, sondern da, wo er sich auf hielt ; er blickte in die Augen der schö nen Frau, er sank ihr zu Füßen und flüsterte: „Sei meine Venus, ich will Dein Tannhäuser sein." Die Villa war zum Hörselberg geworden, bis eines Tages der Liebesrausch der beiden Glücklichen durch die Dazwischenkunst des Galten jäh vernichtet wurde. Der mediciilische Tannhäuser floh, zunächst au» der Billa, dann aus dem Thal und -ct»t pra'ticirt er wieder in Ars'«, während „fern Z?la? id" d. h. fern voi» schönen Thal Muße findet, an die verhängnißvoll« Nähe de» Hörselberge» zu denken. Die oben geschilderte Tischgesellschaft hatte nicht lange Zeit, über diese» mit aller hand pikanten Einzelheiten kolportirte Borkommniß zu sprechen, denn bald wurde da» stille Thal »vi»einem neuen Ereigniß überrascht, in dessen Mittel punkt eine junge Wittwe auS Berlin stand. Viele von denen, die sich sür junge Wittwen im Allgemeinen und Viele, die sich für diese oft begehrenSwerth.-n Men schenkinder im Besonderen interessiren, werden die schlanke, brünette Dame von den Premieren und von den Rennplätzen her kennen. Die liebenswürdige Wittwe ist im Besitz einer beträchtlichen Rente und versteht eS, dieselbe zu eigener Freude und zur eigenen Lust zu ver wenden. In ihr ach so liebeleeres Herz zog im vergangenen Sommer plötzlich die Liebe ein. Es war in Thal, wo es geschah und wo sie ein schöner, stattlicher Mann, eiu schneidi ger Assessor auf Weg und Steg beglei tete. Die schone Berlinerin entschloß sich, dort, wo sie ibn zum ersten Male gesehen, ein bleibendes Denkmal zu setzen, und dasselbe sollte in Gestalt einer prächtigen Villa erstehen, in welche sie nächsten Sommer mit ihm al« sein Weib einziehen wollte. Als in diesem Jahre der Frühling ins Land zog, wurde zu dem Bau der Grund stein gelegt und als die Saison begann, sahen die friedlichen Bewohner Thal's, wie der Bau schon bis zu den Parterre fenstern gediehen war. Eines Mor gen« blieb es unheimlich still auf dem Bauplatz! kein Maurer kam, kein Stein lräger erschien, und Mittags schon flü sterte man sich den Grund dieser seltsa men Arbeitseinstellung bei der Table d'hote im Tannhäuser zu. Die blonde Amerikanerin kicherte und das Mädchen mit dem Gretchenzops kräuselte die Lippen. O, über diese Männer! Was war geschehen? Aus allerlei Andeutunzen erfuhr man es. Die junge Wittwe hatte eine zierliche Zofe bei sich. Da der junge Assessor noch in keinem Gesetzbuch gelesen, daß die Liebe zu einer hübschen Zofe verbo ten fei, so glaubte er sich auch keiner Ge setzesübertretung schuldig zu machen, wenn er die Kleine küßte. Eines Abends fühlte sich die Wittwe unpäß lich, sie blieb zu HauS und der Herr Assessor ging allein wenig spazieren. Er blieb lange au»; Madame klingelte nach der Zose, sie kam nicht. Ein furcht barer Verdacht stieg in ihr aus; rasch drückte sie ihren großen Strohhut auf die dunklen Locken und eilte in den Wald, an eine Stelle, wo ihr Ge liebter so gerne weilte. Plötzlich drang ein gellender Schrei durch die stillen Lüste. AuS dem Wald heraus eilte die junge Wittwe immer vorwärts fort in ihre Wohnung. Nach einer Stunde verließ sie dieselbe reisefertig. Auf dem Tische ihres ZimmerS lag ein Zettel folgenden Inhalts: „Den Mann, welchen ich mit meiner Zofe im zärtlichen tols » tstv überrascht habe, kann ich nicht Heira then." Am andern Tage waren die junge Wittwe, der Assessor und die Zofe aus Thal verschwunden. An den Bau meister, der die Villa für ihn, den Un getreuen aufführte, langte ein Brief aus Berlin an, in welchem die betrogene Bauherrin den Bau sistirre. So steht die angefangene Villa am WaldeSrand zur Warnung für alle Ungetreuen. Der Bürgermeister von Thal aber will die ses Denkmal verrathener Liebe nicht stehen lassen und Hai an die Wittwe eine Aufforderung gerichtet, weiter zu bauen. Sollte sie das nicht wollen, so werde er die Mauern niederreißen lassen. Nicht lange nach dem hier erzählten Vorfall, kaum, daß die Gemüther der Unbetheiligten sich beruhigt hatten, herrschte im Tannhäuser eines Abends wiederum große Aufregung. Zur Tisch gesellschaft gehörten seit einiger Zeit ein Konsectionär österreichischer Nationa lilät, dessen röthlich blonder Spitzbart ebenso bekannt ist als seine Jaquet fagon „Grelhe" ; ferner eine junge Ba ronesse, deren Name auf den Straßen schildern Berlins zu finden ist. Daß sich eine junge Baronesse sür einen Kon fectionär interessirt, darin wird Nie mand etwas Auffallende» erblicken. Wenn sich aber dieses Interesse bi» in den Spätabend ausdehnt, den man in Bergesschluchten verbringt, so ist da» etwas Anderes. So meinte auch die Tischgesellschaft im Tannhäuser eines Abend», als Baroneß Flora und der Herr Konsectionär vergebens erwartet wurden. Man verabredete, einen „Scherz" zu infceniren, ein Theil der Tischzesellschast bewaffnete sich mit Blend- und Garten laternen, der andere Theil umstellte daS Hotel, um den Heimkehrenden, wie die blonde Amerikanerin sagte, „eine Ueber raschung" zu bereiten. Ein Herr ver schloß das Zimmer des Konfektionärs und nun begann der Scherz. Die mit den Leuchten Bewaffneten gingen auf die Suche nach den fehlenden Tischge nossen. Währenddem saßen diese im dichtesten WaldeSdunkel auf einer An höhe; ihre Herzen hatten sich fchon längst gesunden, schon längst hatte sich der Konfektionär vorgenommen, seine neueste Fagon „Flora" zu nennen, schon längst hatte manch' zärtlicher Kuß das Bündniß besiegelt. Aber geheim sollte dies bleiben, die klatschsüchtige Badegejellschaft sollte eS nicht erfahren. Als die Baronesse sich au» /iner heißen Umarmung loslöste, schrak sie heftig zu sammen Da mochte «S sich den Berg hinaus, als ob Irrlichter emporschweb ten, dann wurden Stimmen laut und bald war den Liebenden eS klar, daß sie überrascht werden sollten. Schnell tauschten sie einige Worte, der Herr "Konfektionär verschwand im Dunkel des Waldes, flüchtigen Fußes eilte er aus unirirthlichen Wegen dem Hotel zu. > Ein neuer Schrecken überkam ihn, als «r dasselbe umstellt sah; schnell ent schlossen betrat er eine» weiteren >1«, 5,5. an die zu Dies glüc.'?? '.hm. teck er 'ettrrk er eine Terasse, von dieser au» kroch ei an den Fensterbrüstungen entlang bi» zn dem offenen Fenster, da» in sein Zim mer führte und legte sich rasch zu Bett. Baronesse Flora war unterdessen eben fall» aus Umwegen heimwärt» gegan gen, sie langte mit den Suchenden ziem lich zu gleicher Zeit am Hotel an und zeigte sich über den gaazen Vorgang sehr erstaunt. Jener Herr, der das Zim mer des Konfektionär» verschlossen hatte, war hinausgeeilt, um das Zimmer wieder zu öffnen, doch, wer beschreibt seinen Schreck, als er den Konfektionär bereits schlafend im Bette fand. Wi« jener in das Zimmer gelangt war, das hat die Tischgesellschaft heute noch nicht erfahren, oenn der Held dieses Ge schichtchenS ist bereits wieder in Berlin und trifft Vorbereitungen, die Baro nesse, die dieser Tsge aus Thal kommt, würdig zu empfangen. In acht Tagen soll an die Tischgesellschaft nach Thal ein Telegramm abgehen, in welchem sich Konfektionär Zt. und Baronesse Flora als Verlobte empfehlen. Tie «Sule de« «üntgS Mes«. Im Pariser Louvre ist seit Kurzem die Säule des Königs Mesa von Moab zu sehen, von dem in den letzten Jahren oft die Rede war. Im Jahre 1369 erfuhr der Kanzler de? französischen ConsulatS in Jerusalem, Clement Gan neau, vom Vorhandensein dieses schwar zen, mit 37 eingehauenen Zeilen verse henen Steines zu Dhiban. Er schickte einen Araber hin, der die ersten Zeilen kopirte. Ihr Inhalt ließ den Gelehrten die große Wichtigkeit des Dokumentes erkennen. Er ließ daher von einem anderen, gebildeteren Araber einen Ab klatsch machen, den dieser jedoch nur mit Mühe vollenden und nach Jerusalem bringen konnte, weil der Argwohn der Bevölkerung von Dhiban erwacht war. Sie griffen den Sendboten Ganneau'S thätlich an und zerfetzten den Abklatsch. Das Angebot Ganneau'S, den Stein >n zukaufen, hatte nur den Erfolg, daß di: Einheimische» denselben in Stücke schlugen. Alle Hoffnung, das Original zu retten, schien verloren, als zu An fang dieses Jahres kleine Bruchstücke der Säule Mesa'S in Ganneau'S Hände kamen. Andere Bruchstücke waren von einer englischen Gesellschaft, Palestine- Exploration Fund, und dem deutschen Gelehrten Schlottmann erworben wor den. Nun nahm Ganneau die Arbeit wieder auf und da er die Priorität gel tend machen konnte, so traten ihm die beiden anderen Interessenten ihre Bruch stücke ab. So kommt eS, daß wir nun im Louvre die geflickte Säule ziemlich vollständig vor uns haben. Neben ihr sind die erste Abschrift und der zerfetzle erste Abklatsch, die vor der Zertrüm lnernng entstanden sind, ebenfalls aus gestellt. Da, wo die Oberfläche des Steins intakt geblieben ist, sind die Schriftzüge sehr scharf und deutlich ausgeprägt, an den meisten Stellen ist jedoch die oberste, geglättete Steinschicht abgesprungen und sind die Schriftzüge auf der rauhen un teren Schicht nur noch in unklaren Spu ren zu sehen. Di» Inschrift felbst be stätigt zwar die aus dem zweiten Buche der Könige dekannte Thatsache, daß Moab nach dem Tode AhabS, de» Kö nigS von Israel, sich gegen dessen Sohn Joram auflehnte, erzählt aber das Ende dieses Krieges ganz anders. Nach der Bibel geriethen Joram und die mit ihm verbündeten Könige von Judah und Edom zwar zeitweise in große Bedrängniß, behiellen aber schließlich im Felke die Oberhand. Kö nig Mesa zog sich in seine Stadt zurück und opferte auf deren Mauern seinen erstgeborenen Sohn, um die Gottheit zu versöhnen. Dieser Vorgang erregte ein solche» Grausen unter den Bela gernden, daß sie die Belagerung aufho ben und nach Hause zogen. Nach der Stele, die Mesa aui Dankbarkeit dem moabitischen Gotte Kamo» geweiht hat, haben dagegen die Moabiter die iSrae litischenZwingherren vollständig gefchla gen und ihnen sogar einige Städte weg genommen. „Und Israel wurde zu Grunde gerichlet, zu Grunde gerichtet für immer," heißt es auf dem moabiti schen Stein. Darin hat nun freilich der ruhmredige König von Moab Un recht bekommen, denn Israel hat Moab Jahrhunderte lang überdauert, aber wir dürfen ihm fchon foweit Glanben schenken, daß Israel gelegentlich anch einige Hiebe eingesteckt hat, welche der Chronist der Königsbücher nicht einge stehen wollte. Im Kursaal eine» französi schen Badeortes —so erzählt der „Fi garo" wird eine Sammlung für die veranstaltet. Eine der sammelnden Damen, eine reizende Pariserin, tritt mit ihrem Teller an einen steifnackigen englischen Lord heran. „Danke! Ich habe schon gegeben!" tönt eS ihr trocken wie nur eine Pariserin lächeln kann. Da holt der Lord ein Goldstück heraus und legt eS ihr auf den Teller mit d«n Worten: „l'l«»»«! DaS ist vor Ihr schönes Auge!" „Ich hab' zwei, mein Herr!" entgegnet sie munter, und der Lord spendet unter dem beifälligen Lachen der Umstehenden ein zweites Goldstück. Guter Rath. Herr: „Gnä dige, ich muß eS Ihnen aufrichtig ge stehen: Ihr Han« ,st ein recht ungezo zeuer Junge!"— Mutter: „Und doch ist er mein ganzes G.ück!"—Herr: „Wel che» beim Schöpfe zu fassen ich Ihnen dringend rathen müchte!" Rücksicht«»»!!. „Was haben Sie heute?" „Schönen Rost braten, Beafsttak, englischen Braten " „Nein, geben S»e mir nur etwas Einfaches und Billiges. Ich möchte heute nicht viel schuldig blei ben l" Zwischen zwei Freunde» >chten. heißt zwei Keini'e gewinn«». zwei schlichte?, ! zw?» Freunde gewlaues. Londoner ««««ngnffe«. London ist wie die sprichwörtlich« Medaille, die ihre Kehrseite hat. Von Allem ist nur zweierlei vorhanden, sein und ganz gemein. Diese Theilung er streckt sich auf alle Dinge und alles Leben, das die Weltstadt umschließt. Tech ist das Feine nicht immer gut und das Gemeine nicht immer schlecht. Einer alten Behauptung nach existiren ja die Engländer selbst blos in zwei Klaffen, was so weit ganz richtig ist, als eS reisende und zuhalisebleibende Engländer gibt. Die r«is«nde» Briten sind nun ausgeflogen. Wer sich in der Saison diese vermögenden Kreise Lon dons ansieht, gewin >t die Ueberzeugung, daß die Engländer auf den deutschen Theatern ganz vortrefflich kopirt wer de« und daß eine solche Darstellung sel ten, nicht einmal in der Posse, eine Karrikatur ist, so gerne sie es auch sein möchte. Selbst in der „Puppenfee" liefern Lord und Lady Plumpstershire mit ihren hinterdrein marschirenden Orgel vseisen kein übertriebenes Anschauung»- vild von der Langweile und Langwei ligkeit einer höheren Familie. D'rum ist einem, wenn man mit seinen Eng ländern spricht oder auf ihren Soireen erscheint, ziemlich so zu Muthe, al» wohnte man einer possirlichen Theater vorstellung bei. Man lacht die beweg lichen Marmorfiguren aus und bewun dert sie dabei auch ein wenig. Ebenso entgegengesetzte Gefühle ergreif.n unS, wenn wir den Londoner Pöbel studiren. Entsetzen ersaßt uns, und doch können wir diesem so ungeheuer rohen Volke unsere Sympathie nicht ganz versagen. Ja, wir würden, zur Wahl gedrängt, wo wir lachen und weinen wollen, mit den oberen Zehnlausenden oder mit den Millionen armer Teufel und Teufe linnen, uns nach kurzer Ueberlegung den Mittellosen und Elenden von Lon don zuwenden, welche noch viel schlechter sind, als ihr Ruf, aber auch viel besser. Weil die Armen den Reiche», die doch niemals die Seitengassen betreten, nicht Gleiches mit Gleichem vergelten, erscheinen uns auch die elegantesten Plätze von London unsagbar wüst, be sonders in der Dämmerung, wenn die schreiend und geschmacklos geputzten, brillantenstrahlenden Ladies zur Gesell schaft fahren; sie haben parsümirte Ta schentücher gegen den überall verbreite ten Schnapsgeruch, doch keinen mitleidi gen Blick sür daS Weltall von Gebrechen und HilfSbedürftigkeit auf ihrem Wege. Die leichenstarren, stolzen Mienen blei ben dann auch im Theater und Concerte unbewegt, während die zerlumpten Männer und Weiber auf dem Pflaster herzlich lachen können, sei eS auch nur über den eigenen Witz und sei dieser Witz nichts weiter, als ein Fußtritt an lin Mitglied der erwerbenden Klasse, einen Stiefelputzer zum Beispiel. Den gemeinen Engländer zeichnet vor Allem line edle Rauflust aus, die sich aus der Blutgier entwickelt haben mag, mit welcher unter den alten Königen im lower mit Block und Beil gewirth schastet wurde. Selbst die Vornehmen lieben «S ja, sich zuw«il«n ein wenig herum zubalgen, und «S ist ja noch un vergessen, daß der Herzog von Cam bridge gelegentlich einer Truppenrevue auf den« Felde von Wimbledon mit nnem Journalisten, den das Zuschauer zkdrnnge gegen ihn stieß, sofort zu rin zen begann und den Mann der Feder lüchtig nmrgte, fo daß ein Realinju rienproceß gegen den Prinzen darau» mt stand. Um einen Abendspaziergang in Lon oon zu machen, darf man daher nicht >u einseitig sein, weder zu sehr Philan throp, weil Einem über das schauerliche Kunterbunt von Krüppelhaftigkeit und hungerleiden da» Herz brechen müßte, loch ausgesprochener Moralist, da man angesichts der staunenswerthen Em psänglichkeit unserer momentan satt ge wordenen armen Brüder und Schwe stern für menschliche Triebe aus dem Zeterschrelen nicht herauskäme. ES ge hört dazu schlechtweg «in naiv«S Ge «ülb. um dem großen Elend gegenüber inuiulilend zu sein und in rascher Ab wechslung von seiner nebenhergehenden sehr beträchtlichen Komik heiter ge stimmt zu werden; man muß ferner über regelrecht erschrecken können, ohne des halb die Konrage zu verlieren. Endlich ist dazu ein guter, derber K notenstock zu impsehlen. wie ein solcher in London dv» jedem wohlerzogenen Jüngling ge tragen wird, weil vorkommenden Fall» line« Strich oder Exzedenten di« Entschlossenheit zu werkthäNger Selbst hilfe eine nicht zu unterschätzende Art oon kameradschaftlicher Achtung ein flößt, und die Betreffenden dann statt der Börse oder des Raushandels nichts »ndere» verlangen, als einen freund schaftlichen Händedruck, den man an ftandSlos gewähren soll, da ja „Pear'S Zoap" und andere Reinigungsmittel nassenhaft im Handel sind. Ein bischen kann man sich auch ans SchmeUhelei verlegen, denn nichts thut nnem Londoner Straßenräuber fe wohl, als wenn man ihn wenigstens der Form nach als einen Gentleman behan delt und beim Anrempeln mit geschwun zenem Knüttel elwa folgendermaßen »ltwortet: MV clssr sir, I t>s» four aber ich habe Eile, und venn Sie mich nicht vorbeigehen lassen, nüßte ich mir die Freiheit nehmen, Zhre Freundlichkeit mißzudeuteu und Zhnen ein Auge auszuschlagen.» —Die Engländer, auch die gesährlichen, sind «roße Freunde von einem gediegenen Meinungsaustausch Hilferus» führ»n zewöhn'.ich die Polizei herbei, die aber ist nicht schnell genug kommen kann, »eil ja die Faust und das Messer des Kerls viel näher sind. Manchmal hat Sie Sache ursprünglich überhaupt nichts »nderes sein sollen, als die übermüthige Nbrskylaune eine« schäbigen Bürger» »ach einer Unterredung mit einem gut »ekleideten, dessen übermäßige Angst dann Unheil stiftet. Ein Theil wenigsten» von jenen Fäl !tv, daß unerfahrene Spaziergänge» nicht mehr nach Hause kommen, stammt au» solchen mißverstandenen Annähe rungsversuchen der mit Füßen getrete nen Proletarier. Hingegen aber sah ich zufällig gestern aus einem schützen den Schatten in dem gebogenen Theile von Portobello Road einen virtuos zurückgeschlagenen wirklichen Rauban fall mit an, wobei ein schlanker junger Mann von kaum zwanzig Jahren einem mächtig ausgewachsenen Vagabunden, der zuerst einen abgeglittenen Stich gegen seine Brust geführt, durch einen wohl geführten Stockhieb eine ganze Kaskade von Schädelblut über Gesicht und Nacken leitete. Derselbe junge Engländer half dann dem herbeigeeilten Constabler den riesigen Raubvogel zur Wache führen, wobei Beide am Kragen des Briganten herzhaft in das Blut hineingriffen und der Zug in de» belebteren Gassen nicht wenig Aussehen erregte. Es sehlte auch nicht an snmpathischen Zurufen sür den Helden dieses Ereignisses, der gewiß nichts sehnlicher wünschte, als bald wieder ein solches Rencontre zu haben. Terzleichen Abenteuer Passiren Einem selten in Regent-Street und Strand (wo es nur weibliche Wege lagerer gibt, unter den Augen der Po lizei) wohl aber schon in den allernäch sten Nebengassen von Drnry Lane und überhaupt im ganzen großen London, wo sich nur die wenigen Hauptverkehrs adern einer guten Beleuchtung erfreuen. Wer aber keine Nebenstraßen betritt, der hat London nie gesehen. Der Eindruck, den dieselben hervor rufen, ist ein vorwiegend heiterer. Die vielen geahnten mit dem Tode ringen den Verlassenen liegen ja in unauffind baren Winkeln und hinter den erblinde ten Fenstern dieser trostlosen Ziegelbau- Werke, und die noch bewegungssähigen Krüppel schleppen sich zu den Haupt straßen, wo gerade der colossale Verkehr ihr ärgster Femd ist, weil ma» vor lauter Balancrren zwischen Wogen rädern, Pserdehufen und rücksichtslosen Lastträgern dem armen Bettelvolke, daS sich überdies stumm verhalten muß und höchsten« „Musik" machen darf, kaum Aufmerksamkeit schenken kann. In den Seitengassen aber, vor den Hausschwel len der Armuth, tummelt sich die schmutzige Jugend in fast wahnsinniger Lebenslust. ES ist, als wüßten diese Kinder, daß sie sich in diesem glücklichen Alter ihre ganze Diation Frohsinn und AuSqelassenbeit herausnehmen müßten, sie sind natürlich unbeaufsichtigt. Die Eltern geben arbeiten oder stehlen. Nuch Vater und Mutter sind nach des TageS Mühen ungeheuer lustig, doch müssen sie dazu erst getrunken haben. Geräuschvoll, wie die Engländer niede ren Standes überhaupt sind, zeichnen sie sich auch durch die polternde Art ihres Humor« aus. In einem „guten Hause" wird über die knarrenden Stiefel eines Besucher« noch Wochen hinaus als vou einer unverzeihlichen Ruhestörung ge sprochen. während das gemeine Volk sich nur in einem Höllenlärm wohl be findet. Es ist auffallend, daß von allen Proselvtenmachern der freier, Reli gionsübung die Heilsarmee am meisten begünstigt wird! und warum? weil sie nicht bei sanften Harmoniumklängen Mondgesänge aufführen, sondern bei ihren Umzügen die an der Spitze mar schirenden'Flötenbläser von doppelt so diel Trommel- und Paukenschlägen be gleiten läßt. Firlitilili mit donnerndem Bumbumbum dabei geht einem Eng länder das Herz auf. DaS Wesen der schlichten Englishmen wird am treffend sten von ihren „KnockaboutS" benannten k omödianten ausgedrückt. Da« Trot toir vor jedem Bar ist eine Orpheum dühne, auf welcher eS von unbewußten TlownS wimmelt. Den längsten Ker len sind noch die Hosen zu lang, dafür Iber wieder den dicken und untersetzten die „Kleider" zu kurz; Hemden sind nicht in der Mode und wo man glaubt, daß der Rock geflickt ist, dort schaut nur die gelbe KSrperhaut hervor. Sehr beliebt sind große Stimilocken, wie sie di» polnischen Juden tragen, vaS vielleicht daher kommt, daß dieie Männer kein Geld erübrigen, um sich »ie Haar» schneiden zu lassen, oder eine Lcheere zar kaufen. Die relativ Elegan testen v«> diesen Leuten würden in Wien ernste Verkehrsstockungen verur sachen wegen des Zusammenlaufes der Menschen über solch' unerbörte Zer nssenheit. Viele sind so diel wie nackt ind ordentlich bronzirt von Schmutz, x« hat aber aus ein Spitzgläschen Gin zereicht, woraus sie heraustreten und in >lückseliger Stimmung laut», Zwerchfell? -rschütternde Wechfelredrn führen und ich dazu fcherzhaft, aber derb prügeln, llnter Brüdern find zwei Millionen .KnockaboutS" in London, männliche md weibliche; nur prügeln sich die Weiber gewöhnlich >m Ernst. Die ehr samste Ladenmams 11l and der nüchternste xiaustnecht sind ni ch immer burlesk ge wg »nid werden sicy auch zu Geschäfts gängen nie anders, als mit trappzlnden lanzsprüngen in Bewegung setze». Da« exzentrischeLumpeuvolk vor den lrinkhSusern aber gemahnt mit seinem drtomischen Treiben an den CirkuS, so daß man erst i» Weitergehen daran »enkt, daß dleseormen Menschn eigent lich tief zu bemitleiden sind. Würd» »an aber vor sie hintreten und sagen: .Meine Herre», so gründen Sie doch einen Dienstmännerverband, eS existirt »och keine sotche Unternehniuag in Lon >on und sie könnte Ihnen guten und inständige« Erwerb bieten", was wäre die Folge? Die drolligen KnockaboutS »nd beklaginSwerthco Hungerleider oürden sich in Wütheriche verwandeln «nd de» Rathgeber lynchen. Sie wol len sich unter allen Umständen frei» Bürger von Großbritannien nennen «nd dulden keinerlei Genossenschaft«- livree. Nur einzeln kommen sie, wenn je wieder durstig sind, auf den Pfiff »nd leisten schwerst« Arbeit sür einen jZenny auf Sch»apS. ArmeS, nothlei dendes, bornirtes Volk! Jcne Seitengassen von London, wo die Armuth wohnt, sind für mich wie init Magneten gepflastert und man kann eigentlich doch nicht sagen, daß eS In denselben um Vieles unsicherer ist, al» im Gewühl der Tityzeilen, welche» mich immer an eineWienerVolkSsänger, Erzählung gemahnt, von welcherein Bruchtheil ungefähr folgendermaßen lautete: „DaS Drängen in der Kämmerstraßen war sehr unbequem. Es hat a Herr a Watschen kriagt und waß gar nit, von wem!" Abgesehen von der ewigen Raderung»- gefahr und ver Todtschlagsmöglichkeit durch im Sturm vorbeigetragenen, scharskantigen Kisten und Balken, ar. Veiten dort die PickpocketS und ander« Lanzfinger am ungestörtesten, und ich war Augenzeuge, wie einer Dame, welche einem blinden Bettler etwas schenken wollte, von einem elegant ge kleideten Gauner gemüthlich die voll« Börse aus der Hand genommen wurde, worauf er stracks unter der Masse der anderen Gentlemen mit langschössigen Röcken und Cylinderhüten verschwand. Welcher war'S nun? In London ist man immer ein wenig „in Gottes Hand', denn eS hat schon auf den belebtesten Plätzen am hellen Tage Morde und Mordversuche mit un» entdeckt gebliebenen Thätern gegeben. In den Seitenstraßen aber gehen Einem wenigstens keine anderen Räder über die Füße als die, welche die schmutzstarrenden Rangen schlagen, wo rauf sie nach Zizeunerart einen Penny verlangen. Tie kleinen Mägdlein bie ten „Blumen' an, von welchem Handel man natürlich nur die Hälfte abschließt, indem man den Penny gibt. Mit gro ßem Triumphgeschrei stürmt diese ver wahrloste Jugend dann zum nächsten Puddingbäcker, gefolgt von dem zufrie denen Blicke der vor den Hausthüren kauernden an Haut und Kleid vergilb ten Matrone. In zehn Jahren wird der Junge vielleicht em Messer führen und das Mädchen wahrscheinlich zu den Verlorenen gehören. Wer kann da» ändern l WaS für ein Jauchzen, mit Dreh orgelklang untermischt, tönt von jenem Platze her, der sich mit grellem Fackel lichte von der Dunkelheit der Umgebung abhebt. Ein altes Schaukelgerüst ist dort errichtet, in dessen fliegenden Kör den sich zottige Jungfrauen, die tags über in Fabriken gearbeitet haben, bis zum Ueberdrehen aufschwingen, bis der Proprietär, zum Zeichen, daß die Zeit verstrichen, einen -Halten unterlegt, der ihnen fast die Knochen aus den Schie nen bringt. Unter kannibalischem Freudengekreisch steigt ein frischer Tur nus ein, während das Werkel einen Gigue krächzt. Die anderen zuwar tenden Vorstadtfräulein stampfen diesen Nationaltanz> in dem kothigen Lehm boden. auf welchem sie oft ausgleiten und hinfallen; wobei ziem Gaudium der Zuschauer bemerkt wird, daß sie außer dem unvermeidlichen .Hut", dem kein „Beinlstierer" «ehr Beach tung schenken würde, und- außer dem haben, wie auch, daß diese jungen Damen sich nicht nur nicht daS Gesicht, sondern auch die Beine nicht waschen. Ohnmächtiges Beginnen, eine Ge neralansicht von London M, zeichnen. Da heißt es Stöße von Gkizzenbüchern vorbereiten, zu Einzelbildern für em Danaidenalimm. J,os>ef Sillofr. Schwetgeris»« Mahl«. Einer Studie über schwelgerisch» Mahle des Mittelalters und der Neu zeit entnehmen wir die folgenden anzie henden Einzelheiten: Im Jahre l3Bli vermählte sich Herzog Lionel von Cla rence mit der Prinzessin Jolante von Mailand. Auf der. Hochzeitstafel er schienen bisher nie gesihene Ueberra schungen. So wurden z. B. unter de» Gerichten vergoldete Spanferkel mit feuerspeiendem Maule dargeboten. Bei einem Gastmabl, das Erzbischof Albrecht von Bremen 13!>S) vielen Hamburg gab, kamen goldene Häuser, Thürm« und B«rge- auif die Tafel; in ihnen befanden sich, Pfauen, Schwäne, Hühner und anderes Geflügel, unge rupft gekocht und gebraten und doch äu ßerst schmackhaft. Wahrlich ein Tri umph der Kochkunst-t Noch Wunder bareres wurde bei einem Schmaus i» Lille (1463) geleistet. Statt der Sup penschüssel erschien eine Kirche mit Glockengeläute, 4 Kantoren und Chor knaben, dann eine Riesenpastete mit 28 lebend«,, Personen nn Innern, welche Dudelsack spielten. Daneben stand ein schloß, in dessen Gräben Orangen wasser lief. Sir Edward Ruffell, der Admiral der englischen Mittelmeerflotte Wilhelms 111., veranstaltete am 2S. Oktober IKS4 (wo? »st nicht iwher be kannt ) ein großartiges Punschfest. Di» Bowle war ein gewaltiges Marmor? decken. Zu de« Getränk hztte man Z: gvoßt, Fässer Branntwein, 8 Fässer Wasser, LS.OOO Limonen, SV Pinien. Zitronensafts 13 Centner Zucker, S, Pfund Muskatnüsse, 1 P«te Malaga und 300 Biskuit» gebraucht. Auf dem Punsch schwamm ein klein« Kahn mit eine» schön geputzten Schiffsjungen herum, welcher den Gäste» den MttAZ Mann der Flotte — das »Göttergedränk" 'redenzte. Neue Titulatur. Com. «erzieorath (bei eine» Hoffestlichkeit z» seiner Gattin): „Gott, wa» e' feiwe Gesellschaft! Da geht Seine Excellenz, der Herr Marschall mit Seiner Emi nenz dem Herrn !"—Seine Gat tin : »Und wer »st der dicke Herr, de« soeben den Gräfe» anspricht?" —Com merzienrath: »DaS ist das ist Seine Corpule»z der Herr Geheim» rath!" Reclame. ..... Diese» hoch interessante Buch sogleich anzuschaffen, ist dringend geboten, da mit Sicherheit vorauszusehen ist, daß eine zweite Auf lage nicht gedruckt wirdl" Berschnappt. »Sie wagen e» wohl nicht, Ihrer Frau zu wider sprechen?"—„l thät'« schon wagen» wenn ich tich nicht dauern thät'l" '