s Wie»«» Der Engländer fühlt sich nur zu iHaufe, wenn er auf Reisen ist, der HranzoS ist nie unwissender, als wenn «r 'was gelernt hat, die Deutschen sind nie durstiger, als wenn sie trinken und die Damen (diese ganz eigene Na tion )haben nie ausgesprochen, als da. wo man will, daß sie sich aussprechen sol len! Inder Rüstkammer des weib lichen Zeughauses von den Lanzen und Dolchen ihrer Worte und Reden bis zum schweren Geschütz der 24 Thränen- Psünder und Ohnmachten ist keine Waffe so unheilbringend, als jene, welche in dem Zweikampf der Liebe und Ehe, das „BöS fem" genannt wird. Weinen und mit den Fußerln stram psen, das ist das Gewehrfeuer der Frauen. Zanken, Ohnmachten, Migräne sind das Belagerungsgeschütz. Aber das .Bös sein", das ist der Aussall des Feindes. Also beginnt im .Wiener Humor" H. I. Koch seine lustige Plauderei über das „Bös sein" der Frauen, die er also zu Ende führt: Es gibt Regenschirme, Sonnen schirme, Blitzableiter, Versicherungsan stalten aber gegen's „Bös sein" da gibt'S keine Schirme, keine Assecuranz. So ein Frauenzimmer, wann sie „bös iS", ist wie ein Dachtropfen, der end lich den härtesten Geduldstein aus höhlt. Jedes Frauenzimmer spricht anders and streitet anders, aber alle sind auf dieselbe Art „bös". DaS „Bös sein" ist sozusagen ihre Universalsprache, von den ESkimoweibern bis zu den Parise rinnen, vom Thron bis zur, Hütte. Wenn eine Frai» oder eine Geliebte zankt, so zankt sie blos mit ihrem Manne oder mit ihrem Geliebten. Wenn aber eine Frau oder eine Geliebte „bös is", so erstreckt sich das ans alle leblosen Ge genstände, die „Er" in seinem Besitze hat. Sie „is bös" mit sein' Cigarren spitz'l, mit sein' Schreibtisch, sogar mit seinen Pantoffeln. ' Sie feindet seinen verstorbenen Großvater an, prügelt seinen Hund, haßt seinen Raseur! Wenn die Frau für gewöhnlich um 9 Uhr den Kopf aus den Federn und um 12 Uhr die Federn aus'n Kopf bringt, so steht sie an solchen Tagen g'rad' so wie am Waschtag' etwa schon um 7 Uhr auf, damit sie nur ja recht zeitlich schon .bSS sein" kann. Zum Reden haben die Frauen wenigstens nur ihre Sprach werkzeuge, zum „Bös sein" aber, da habn'S noch ganz andere Werkzeuge. Sie sind „bös" mit'n Nasenspitzl, in dem sie dasselbe elegisch hinunterhängen lassen; mit dieElbogen, indem sie solch« aufstemmen, mit die Haar', sie sri siren sich nämlich nicht n. s. w. Strei ten oder Schreien muß immer ein Ende nehmen, denn die stärkste Lunge wird endlich müde, aber zum „Bös sein" braucht man seine Lungen nicht zu strapaziren, „Bös sein" kann man in einem fort! Eine Frau, die schreit, kann man überdies wenn schon nicht überzeugen, so doch überschreien; bei einer Frau, die „bös is" nützt daS Alles nix. Hier versagen alle Waf fen. Eine Frau, die mit ihr'n Mann einen Streit hat und wenn sie noch so tobt, sie lauft dock hier und da in d' Küch' hinaus und schaut nach, daß das Kraut, was er so gerne ißt, nicht anbrennt. Aber eine Frau, die „bös is", die ver gißt die zartesten Bande der Natur, welche sie an die Küche binden; siever nachläsigt die Gerichte, dir sie unter Schmerz geboren; wann die Frau „bös iS", da „ränkelt" die Suppen, die Zu speiS ist verbrannt und die MehlspeiS ein Dalk'n. —lm heftigsten Streit', im wüthendste» Wortwechsel, wenn der Mann plötzlich niest, so sagt die Frau doch gleichsam unwillkürlich „zur Genesung"! Ist aber die Frau „bös", so sagt sie nicht: „zur Genesung!" Nur das Geräusch des Niesens unterbricht die unheimliche Ruhe. Kurz und gut „bös sein" ist das Schrecklichste der Schrecken. Darum, meine verehrten Damen, ja nicht „bös" sein! Das Wort, das die Lö. sung des einfachen und sinnreichen Schoppenhauer'schen Räthsels bildet: Gelrennt mir heilig, Vereint abscheulich, das Wort Meineid, hat schon oft zu scherzhaften Bemerkungen und ernsten Untersuchungen Anlaß gegeben. Hier wieder ein kleiner Beitrag zu den Akten dieses Wortes. Er: Ich schwöre dir, Mädchen, auf ewig bin ich dein! Sie: Also im buchstäblichen Sinne des Wortes ein „Meineid"! Aus Grund dieses Scherzwortes könnte man leicht zu der Ansicht verleitet werden, als sei vas Wort „Mein" in Meineid mit dem besitzanzeigenden Fürworte .mein" verwandt. Ein Meineid ist be kanntlich ein falscher Eid; das erste Wort „Mein" hat aber mit dem Pro nomen „Mein" durchaus nichts gemein, sondern steht für sich allein da und be deutet soviel wie ruchlos, falsch, schlecht, boShast, unglücklich», s. w. Vor Zeilen wurde ein Mord oder eine ruchlose That eine „Meinlhat" genannt. Ein Bote mit einer böien Nachricht wurde mit „Meinboten", ein Hagelwetter mit .Memwetler", ein Unglückstag mit .Meintag" bezeichnet u. s. w. —Par i r t. »Vor der Hochzeit versprachst Du mir, alle meine Bedürs nisse in Zukunft zu bestreiten und brichst schon heute, nach kaum sechs Wo h n Dein Wort." „„Wieso denn, mein lie bes Weibchen?"" „Nun, ich wieder hole Dir nochmals, ich brauche ein neues Kleid." „„Gut und ich bestreite eS "" Gefährliche Kundschaft. Student (zum Schneider): Bezahlen kann ich Sie nicht, daiür will ich ->e aber meinen freunde» und Be annie» «m»r al« «ichusterjung«. Glück hatte der Kanzleirath Wichtig entschieden gehabt aus seiner bisherigen Erdenlausbahn. In jungen Jahren hatte er ein stilles, bescheidenes Weib und mit ihm ein schmuckes Häuschen bekommen. Zu seinem einträglichen Amte hatte ihm die Lotteriesortuna einen erklecklichen Gewinn in den Schooß geworfen und das beste Glück hob ihm das' Schicksal aus, indem es ihm nur ein Kind, und zwar ein blondlockiges hübsches Mägdelern schenkte, daS em porblühte wie ein Moosröslein, aus das unser Wichtig so stolz war, wie der Schah von Persien aus seine Diaman ten, Nun hätte man denken sollen, das Glück hätte unsern Wichtig zu einem heiteren, fröhlichen Menschen gemacht. Im Inner» war er's ja auch, aber die Außenwelt sah wenig davon. Denn unser guter Kanzleirath war ein Polte rer und Aergerfritz dem Anschein nach. Wen» er sprach, so klang's, als triebe der Groll ihm die einzelnen Worte von den Lippen und diese klangen Freund und Feind gegenüber in gleicher Barsch heit. War aber nur eine üble Ange wohnheit, denn im Herzen war Wichtig der beste und sanfteste Kerl und machte schnell wieder gut, was seine polternde» Worte verletzt hatten. Mit seiner Elsa wollte Wichtig hoch hinaus. Wenn seine Frau anch ost mahnend den Kops schüttelte, er ließ sich darin nicht beirren. In die beste Pension—die sogenannte aristokratische der entfernten großen Residenz mußte die Else, als sie das fünfzehnte Jahr erreicht hatte. „Ein Graf ist mir zu wenig für mein Kind!" polterte er dabei—„und wen» ein Fürst käm', würd' ich mich noch besinnen!" Inzwischen aber holte das Schicksal aus zum ersten Schlage gegen unseren guten Wichtig. Eines Tages legte sich sein gutes Weib hin und wurde krank. Wichtig holte den Arzt und der schüt telte den Kopf. Ein arges Fieber hatte die Arme ersaßt und das zehrte gar schnell die Kräste des zarten Weibes auf. Ehe Elsa noch benachrichtigt werden konnte, stand Wichtig trostlos an dem Sterbelager seiner Frau und polterte in seiner barschen Weise seine Klagen heraus, welche die Anwesenden erschüt ternder berührten, als alle anderen. Nun war Elsa wieder bei ihm. Von einer Rückkehr in das Pensionat war auch nach dem Ablauf des Trauer jahres keine Rede mehr. Vom Grafen und Fürsten als präsumtiven Gemahl auch nicht mehr. Elsa schaltete und waltete im Hause herum wie ein echtes Hausmütterchen. Dcs „Muß" ist ein guter Lehrmeister. Ehe ein Jahr herum war, hatte sie sich in daS HauSwesen so eingelernt, als habe sie nicht allerhand „neuere Sprachen" und „Chemie und Physil" in der Pension getrieben, son der» ihre Studien am Kochherd und Wäschschrank gemacht. Für den alten Kanzleirath war's «in rechter Trost, und wär' jetzt ein König gekommen und hätte sein Elschen mit sich aus den Thron nehmen wollen, er hätt' ihn angefahren in seiner barschen Weise und sich die arge Zumuthung verbeten, fein einziges Kind, das nun sein Alles war, herzugeben. So vergingen wieder der Jahre zwei. Elschen war zur holden Jungfrau her angeblüht und der Freier um sie waren nicht wenige. Ja, wenn die Mutter noch am Leben gewesen, da wär's wohl dem Einen oder dem Andern geglückt, MooSröslein im Kanzleirathhause sich zu pflücken und heimzuführen. Aber so war kein Gedanke daran. Den Er sten, dcr die schüchterne Absicht aus sprach, Elschen heimzuführen, drohte Wichtig aus dem Hause zu Wersen. Einen zweiten fuhr er dermaßen an, daß er das Wiederkommen gründlich ver gaß und bald hieß eS in der Stadt Elschen Wichtig sei von ihrem eigenen Vater dazu verurtheilt, eine alte Jung sea zu werden, denn so lange er lebe, gäb's leine Hochzeit im Wlchtig'schen Hause! Ob Elschen auch so dachte? Sie sprach darüber nichts, aber wenn sie Nachmittags in dem hübschen nach der Straße zu gelegenen Garten saß und träumend hinausschaute in die ihr so wohlbekannte Umgebung, dann zogen wohl Bilder und Vorstellungen durch ihre Seele, die von den Ansichten des polternden Vaters total verschieden wa ren. Und just an einem solchen Nachmit tage passirte es, daß an dem Gitter des wohlgepflegten GärtchenS ein junger, hochgewachsener Mann mit einen. Paar sroh in die Welt blickender Augen und einem cokett aufgewirbelten Schnur bärtchen vorüberschritt, einen langen Blick auf Elschen warf und in einer so hochachtunqsvollen Art den Hut lüstete, daß ihm Elschen ob des unberechtigten Grußes nicht zürnen konnte, so oft sie auch versuchte, dies zu thun. Seit diesem Nachmittage gruppirlen den blauen Augen und dem blonden Eäinurbärtchen war. Die häusliche Abgeschlossin'ieit, in welche der Kanzleirath sein Tochterlein hielt, war nun zum geheimen Aerger des letzteren sehr hinderlich die bekannte Lohengrinsrage zu stelle» und vor Allein Antwort daraus zu erlallen. Aber Amor, der kleine schelmische Gott, weiß Mittel und Wege zu finden, um Her zen, die für einander passen, auch einan der nahe zu bringen. Wählerisch ist Curidoin seinen Mitteln nun gar nicht, in unserem Falle benutzte er einen der jüngsten Jünger de» heiligen Crispin, den Schusterjungen Hamritz. ! Wieder war'S ein Nachmittag, als Haniritz im Hause des Kanzleirathes um den aufgebesserten Stiefeletten Elc cben« erscdien und zu dieser in den Garien gewieien wurde. Und just, da er neben dein hübschen Mädchen stand, begab es sich, daß der schöne blonde Mann vorüberschritt, b«i dessen Anblick Hanfritz seine schmutzige Mütze von dem struppigen Haar riß und in ein so ver klärtes „Guten Tag, Herr Doktor!" ausbrach, daß man aus die lichtige Ver muthung kommen tonnte, diese Verklä rung sei eine Folge nicht allzu karg be messencr, vorausgegangener Trinkgel der. Wäre der gute Hansritz schon ein Menschenkenner gewesen, so hätte er sich nicht darüber gewundert, daß Elschen ihn noch zum Bleiben aufforderte und nach mehreren abschweiienden Fragen die stellte, die ihr am Herzen lag: .Wer denn eigentlich der Blonde sei?" Und das ersuhr sie erschöpfend, wenig stens nach der Meinung Hanfritzens, Er sei Referendar am Amtsgericht, furchtbar nobel, lasse bei seinem Meister arbeiten, sei immer so kreuzfidel und dann der beste Trmkgeldspender in de, ganzen Stadt, Auf seinem Thürschilde stehe Dr. Friedrich Lindig. Das war Hansritzens ganze Wissenschast, die mit zwei Groschen belohnt wurde, eine That sache, welche ihn zum Ausreißen seines an sich schon groß genug gerathenen Mundes brachte und zu der Ansicht, nun gebe es zwei noble Kunden seines Me> sters: Dr. Lindig und Frl. Wichtig. Sonderbar, als er das nächste Mal zu ersterem kam. hatte auch dieser eine Reihe von Fragen sür ihn, von denen die meisten die junge Dame in dem hüb schen Gärtlein betrasen. Und ehe ein paar Wochen um waren, da hatte schon Hansritz hvchklopfenden Herzens-denn ihm war. niA ganz wohl bei der Sache —das erste Bneflein aus der Wohnung des Referendars hinübergetragen in den wohlbekannten, kleinen Garten. Und nun ließ Amor die Herzen, die für einander schlugen, im Geschwind schritte aus einander zueilen. Hansritz hatte jetzt frühmorgens und fpät Abends keine Zeit mehr, die Kinder auf den Straßen zu necken, fremde Aepfelbäume nach den, Stande ihrer Früchte infpici ren und ähnliche Allotria zu treiben ein schmutziger freilich und ohne prun kender Uniform, aber immerhin ein zu verlässiger und guter Liebesbote. Dr. Lindiz stand dicht vor seinem Assessorexamen, das wollte er abwarten, so war's brieflich zwischen den Liebenden verabredet; dann wollte er um feierliche Audienz bei Wichtig nachsuchen und die bekannte entscheidende Frage stellen: „Kann ich Elschen zum Weib bekom men?" Aber Liebende denken und Schuster jungen lenken. Eines TageS hatte Haufritz die neubesohlten Kanzleirälh lichcn Stiesel hinzutragen und zugleich einen Brief Dr. LindigS an seine Herz allerliebste. Zufällig hatte Hansritz in beiden Hosentaschen srischgemausleZwet schen und da diese sich als Nachbarn eines Liebesbriefes schlecht eignen, so hatte er kurz entschlossen den Bries in einen der Stiesel des Kanzleiraths ge legt. Das Mädchen öffnete ihm ja stets die Thür, dann nahm er den Bries heraus und die Sache war in Ordnung. So calculirle Hanfritz und calculirte— falsch. Als er die Thür zum Hause des Kanzleiraths öffnete, stand vor ihm Herr Wichtig selbst. „Endlich! Dachte schon, die Stiefeln kän.en in aller Ewigkeit nicht! Ver fluchte Bummelei! Werde bei einem an deren Meister arbeiten lassen!" polierte Wichtig gleich als Begrüßung los und griff nach den Stieseln, die Hansritz ihm erschreckt und ohne an den Bries zu den ken, überließ; woraus der Kanzleirath wieder verschwand. Jetzt erst'kam er, unser Pechjüngling, zum Bewußtsein, daß der Brief an den Unrechten käme. Zu ändern war nichts mehr, für ihn gab's nur eilige Flucht. Und die vollzog er sofort, indem er forteilend die Angst vor dem nun Kom menden durch den Genuß der gestohle nen Pflaumen zu bemänteln suchte. Inzwischen zog Wichtig die Stiefel an. „Zum Donnerwetter, der drückt ja!" rief er mir Bezug aus den zuletzt angezogenen rechten Stiefel. „Was ist denn da drin?" Und den Stiefel von dem rechten Fuße reißend, stülpte er ihn um. Eil» Brieflein, schön rosenroth, flatterte auf den Fußboden nieder. Zornerglühend riß Wichtig ihn auf und sank ächzend auf einen Stuhl nieder denn was er las, enthüllte ihm das ganze schöne Liebesgeheimniß der Referendar Lindig und sein Elschen liebten einander und wollten einander ingehören, bald schon! Wie ein angeschossener Eber raste Wichtig wüthend in da» Zimmer Els chens, die gerade ihre Mappe mit Bil dern auf dem Schooße hielt und sie durchblätterte. Eine fürchterliche Tirade ihres Va ters, in dem die Worte „Undankbar keit" und „verfluchte Liebe" zwanzig mal vorkanien, störte sie auch, als Wich tig aber in seiner polternde» Weise des Stiesels erwähnte, in dem er den Bries gefunden, da mußte Elschen trotz aller Verzagtheit lächeln und schließlich, als sie an den unglücklichen Hanfritz dachte, lachen. Wenn aber der gute Herr Wichtig in seinem Zorne unterliegen konnte, so war es durch dies räthselhaste Lachen. Er schwieg und nun hatte Elschen das Wort. Und das hübsche Kind wußte ihre Lippen gut zu gebrauchen, einmal, indem sie ihren Vater stürmisch küßte, und dann, indem sie stockend erst, dann rückhaltlos den Zustand ihres Herzens belannle und schließlich bat, dem Her zensbunde nicht hinderlich zu sein. Nun war das Elschen unwidersteh lich, wenn sie bat und Wichtig suhlte sich schneller besiegt, als er selbst wollte. Ehe der Abend kam, hatte ein Bote den Reserendar in da» HauS des Canzlei rathe» citirt und nach einer erregten Auseinandersetzung, die von Seiten Wichtig» mit seiner bekannten Polterei begann und mit einer Umarmung Dr. Lindigs endete, fand am Abend sn lrvis die Verlobung statt. ralchl, Er hatte sich schon aus eine fürchterliche Tracht Prügel präparirt- und statt dessen empfing er von dem Referendar einen blanken Thaler. Nur Herr Wichtig nahin ihn, als er ihm das nächste Mal begegnete, bei dem Ohr und zauste ihn daru.r. Aber da er da bei lacht«, fo lachte auch dcr Hanfritz, der nur bedauerte, daß es in der klei nen Stadt nicht noch ein und noch einen Dr. Linding gibt. Er würde trotz aller Zährniffe sofort wie der Amordiensie thun Die Briefträger-Tasche. Vor ungefähr 20 Jahren wurde, so erzählt die „Zeitschrist des Verbandes deutscher Post- uns Telegraphen Assi stenten", bei einer Ober Postdirection rere Jahre hintereinander immer ein« neue Landbriefträger-Tasche beantragt wurde, obwohl nur ein einziger Land brieflräger beim Postamt beschäftigt war. Ein Postinspector erhält den Auftrag, bei seiner nächsten Anwesenheit in N, den Fall zu untersuchen. Es war gerade Winterszeit. Der alte biedere Landbriefträger wird vor gerufen und gefragt: „Hören Sie, wie kommt es denn, daß Sie alljährlich eine neue Bestelltasche brauchen, da bei ande ren Landbriefträger» die Taschen Jahre lang ohne Reparatur vorhalten ? Was machen Sie denn damit?" „Nun", sagt der Landbriefträger, „das glaube ich schon, Herr Postinspector, „die An deren werden halt bei Eis nicht mit der Tasche fahren," „Was heißl denn das ?" bemerkte der Postinspector, „Sie brau chen die Tasche doch nur zum Tragen der Briefe und Zeitungen". „Jawohl, Herr Postinspector, aber gerade wegen der Zeitungen brauche ich die Tasche auch zum Fahren", entgegnete daraus der Landbriefträger. Darob noch grö ßeres Verwundern. Endlich nach längerem Hin - und Her reden klärt sich die Sache durch folgend« Auseinandersetzung auf: „Schen Sie, Herr Postinspektor", hebt der Land briesträger an, „auf dem Windmühlen berge, den Sie bei Ihrer Herkunft ge wiß erblickt haben, wohnt der Seidel müller, dem ich halt ein paar Mal in der Woche sein Blatt hinauftragen muß. DaS macht man ja herzlich gerne, wenn schönes Wetter ist der Müller ist auch ein ganz netter Mann, wenn er sich nicht gerade was in den Kopf gesetzt bat im Winter aber bei Glatteis ist's sast die reine Unmöglichkeit. Ich Hab's dem Müller zwar schon ein paar Mal gesagt, er möchte doch sein Blatt nicht den Winter über halten, Briefe bekäme er ja nicht und bei dem kleinen Druck verdürbe er sich die Augen, er könnte ja an den Sommerabenden die Zeitung lange genug lesen. Der Müller aber sagte mir: „Wenn Du die Zeitung nicht mehr herausbringen willst, muß ich mich beim Oberpostamt beschweren. Nichts si.r ungut, wenn ich die Zeitung bezahle, muß ich sie auch erhalten." .Denken Sie sich, Herr Postinspector, eine halbe Stunde brauche ich, ehe ich bei kommen. Man bricht sich bald den Hals und Bein dabei. EinigeMale war ich schon ausgeglitten und habe mich beim Herunterkollern blutig geschlagen. Dein muß nun meine Tasche abhelfen. Die wird aus die Erde gelegt, ich setze mich darauf und in einer Minute bin ich unten. Dem Postinspector schien die Sache schier unglaublich. Ter Landbriefträger mußte daher zur Probe auf den beeisten Mühlenberg klettern. Nur mit Mühe und Noth gelang dies, aber um so 'schneller sauste der Landbriefträger auf feiner Bestelltasche, die Riemen zwischen den Beinen mit seinen Händen haltend, den Berg hinab, während der Postin fpector beim Anblick des herabsausenden Fahrers völlig seine Amtsmiene ver lor und vor Lachen fast zu bersten drohte. Damit aber königliches Eigen thum hinfür nicht wieder zu solchem Zwecke verwandt würde, fand der Post inspektor folgenden Ausweg: Er be briesträger einen kleinen handlichen Schlitten zur Verfügung zu stellen, aus welchem nunmehr Letzterer immer sei nen Abstieg bewerkstelligt. Seitdem hat die Tasche viele Jahre lang vorge halten. Schneiderrache. Einerder großen Lonooner Herrenschneider, wel cher auch die Ehre hat, den Prinzen von Wales zu bedienen, kutschirte unlängst seine Eguipage mitten unter denen der eleganten Welt von Hydepark. Da rief ihm einer seiner hochgeborenen Ueberrock, de» ich von Ihnen habe, will Zar nicht sitzen. Mr. P stieg ruhig tvon seinem Sitze herab und bat Se. ging um ihn herum und betrachtete von illen Sc.le» den Sitz des Paletots. „Ja, Eure Hoheit haben Recht," sagte .er endlich und zog ein Stück Kreide aus zUnd bei jedem „Hier" machte er dein hohen Herrn dicke, fette Kreidestriche auf dem Rock, während sich eine lachende Corona nm Beide sammelte, „So, wenn Eure Hoheit sich jetzt nach meinem Atelier bemühen wollen, «aber ohne unterwegs die Kreidezeichen 'verlöschen zu lassen, so wird mein Werksührer aus der Stelle die nothwen digen Aenderungen vornehmen", er- klärte ernsthast der Gentleman Taylor, verabschiedete sich mit einer tiefen »Verbeugung undkutschirte davon. Die Hoheit aber stand wie eine bemalte .K rähe verdutzt da und entzog sich dann durch eine rasche Flucht dem Gespötte der Umstehenden. Sie soll nie wieder Mr. P. unterwegs mit »liop" (Kleidergeschwätz) behelligt haben. Ein Sohn seiner Zeit. 'Lehrer (im Religionsunterricht): „Was «ein ist, ist auch Dein," Wer sagte dieses schöne Wort? Schüler: Einer, der nichts hatte! »urchschlagsrraft «lae» Geschütz«». Um die Kraft, mit welcher ein Ge schütz von 16 Zoll Bohrweite und 110 Tonnen Gewicht, das den stärksten Wi derstand zu durchschlagen vermag, einer genauen Vrüiung zu unterziehen, ließ die englische Admiralität im vergange nen März ,u Shoeburyneß eine Ziel scheibe herstellen, welche an Festigkeit ihres Gleichen suchte und außerdem alle möglichen Arten widerstehende Mittel in sich erreinigt. « Diese Scheibe be aus sechs concen ?Z. irischen Schichten vn ° gl"cher Dicke, wel- Uv i che zusammen einen " l>o, Durchmesser von etwa Ho, 2!» Fuß besitzen. Wie unsere Abbildung zeigt, befand sich au- i Bcrhalb, der Mün- Geschützes n Tüsseldors'erscheinenden Organ» sür Circus und Varietybühnen „Der Ar tist", ein lüngerer Cirkusschriststeller, der von Haus aus Nationalökonom ist, hat soeben ein „ArNstenlexikon" ver öffentlicht, daß eine Reihe interessanter Beobachtungen enthält, welche über den Kreis der Sportfreunde :c. hinaus auch die Theilnahme weiterer Kreise hervor zurufen geeignet find. Wir folgen bei unserem Ausgang einem Artikel von M. Steuer >n der „Voss. Ztg.", Daß der „Artist", der in seiner Jugend im Golde gewühlt hat. in hohem Älter elend und verlassen im Armenhause stirbt, wäre am Ende nichts ihm besonders Eigen thümliches; dies Loos theilt er mit all den Künstlern, welche in den Tagendes Ruhmes und de» Glanzes nicht an eine weniger ertragreiche Zukunft denken: immerhin dürste der Artist der Gegen wart, der mit den „Vagabunden" Karl von Holtei's nicht mehr viel Berüh rungspunkte hat, in dieser Beziehung bedeutend vorsichtiger geworden sein. Wenn z. B. Wilhelm Kolter, der po pulärste deutsche Seiltänzer in der er sten Hälfte dieses Jahrhunderts, der Mitte der 18',s er Jahre als 70jähriger Greis auf dem Seil tanzte, 1880 im Alter von 93 Jahren im Leipziger Ar menhaus gestorben ist, so hat anderer seits eine Reihe von Artisten sich eines otium cum clin den vielen Artistenfami lien für den dornenreichen und gefahr vollen Beruf herrscht, doch daS >ungc und heranwachsende Geschlecht nicht ab halten, denselben gesahrvollen Weg zu wandeln. Wie in den Fischerdörfern dcr Nordsee ganze Familien in den Wellen ihr nasses Grab finden, so küm mert den heranwachsenden Artisten nicht das Menetekel, das ihm sein Vater oder älterer Bruder gegeben hat; sein Schick sal reißt ihn sort. NcncS Kochr«z«pt. einem kleidsamen Regiment und vop der richtigen Größe, genaues Walzertänzer maß, leichtsüßig und schlank, Hof- und fechsschrittsähig, mit dünner Taille und bis zum Halslragen gescheitelten Haupthaar, ausgiebiger Zulage und einem fein gespitzten Schnurrbärt chen, einer von denen, wie sie von je dem Kasino zum Selbstkostenpreis ge liefert und gern bei Geheimraths- und Hosraths-Soireen als Zimmer schmuck benutzt werden, Sädelraßlei und Sporenklirrer, versahen mit den reichsten Kenntnissen über Rassepserde und >ehr zu Hause in allen wlssenschast lichen Balletten, voll seliensesten Glaubens an die eigene Unwidersteh lichkeit, ein solcher wird zuerst bei eini gen Jourfilen mit Kuchen und kal tem Ausschnitt vollgestopst, mit reichlichem Trankopser von Thee und Rothwein begossen, von der Mama mit Artigkeilen überhäust, bis er der Last derselben sast erliegt, dann von dem Töchterchen selbst über sein Pserd ausgcsragt, hieraus wird er Splittern des MädchcnherzenS zu ver nehmen glaubt. Während er so mehr an den Angriff als an die Vertheidi gung denkt, schleudert man nun aus dem äußersten Augenwinkel einen Pfeil nach dem andern, die bei geschicktem jching über vor, und der Rest gibt noch manchmal einen passablen Bräu tigam ab. Zur Garnirung kann man auch einige viel gediente Anekdoten neb nie». Wie man zu einem Preise kommt. Der kleine Gaston, so erzählt der „Figaro", kommt von der Schul Prüfung nach Hause und rust seiner Mutter freudestrahlend zu: „Mama, ich habe den ersten Preis sür Orthogra phie!" „Aber wie ist das möglich. Du warst doch immer der Letzte in der Klasse?" „Ja, eigentlich hat ihn mein Freund Paul erhalten. Als wir aber nach Hause gingen, da verlor er ihn aus der Büchertasche und ich hob rhu aus". Im Eifer de« Gesprächs. Bierphilister: „Sagen Sie, verehrtest» Herr Calculator, da lese ich heute in der Zeitung von Idioten sind das auch Menschen?" Calculator: „Ohne Zweifel, Herr Nachbar, Menschen wie Sie und ich!"