»««tsch« L«c«t»achrtchtt». Provinz Brandenburg. Ein zündender Blitzstrahl fuhr in die Kirche zu Niemegk und zerstörte die Orgel und den Altar. I» derselben Nacht traf auf dem Gute Marienhos bei Belzrg ein heftiger Blitzstrahl die Jnspeclor-Wobnung. riß die an der Wand hängenden Gewehre herab und fuhr durch den Fußboden in d,e Ge sindestube. dort zwei Knechte betäubend, und einem dritien die rechie Seite läh mend —Das SOOjährige Jubiläum der Schneider Innung in Küstrin wurde festlich begangen. In dem Festzuge be fanden sich neben der Jubilarin histo rische Gruppen, die alterthümlich ge schnitzte Lade. Vertreter der Schneider- Innungen aus Berlin, Franksurt a. 0., Seelow, Königsberg N.-M. und Neu damm, sowie Abordnungen verschiede ner hiesiger Innungen. Die Berliner Innung stis'.ete der Jubilarin einen goldenen Fahnennagel. D'e Jnnungs lcde enthält demertenZwerihe Urkunden von Johann Fnedrich, dem Großen Kurfürsten, welcher der Innung dl» Privilegien verlieh. Ost. und Westpreußen. Die Müller Innung in Friedland be ging das Fest ihres 4Sojährigen Be stehens l 1441 erwarben unter Hochmei ster Friedrich von Brandenburg die wenigen Müller Ostpreußens die ersten Zunftrechte, und in Bartenstein hielt Johanni 1441 die Müller-Innung ihre erste Sitzung. Dieselbe zählt jetzt 134 Mitglieder. Die neuerbaute Kirche in Snvniewo wurde feierlich eingeweiht ; der hiesige Seminarchor wirkte bei der liturgischen Andacht mit. Durch eine Ehestands Tragödie wurden die' Be wohner in Elbing in Ausregung ver setzt. Die Gärtner Lehmannschen Ehe leute lebten in einer keineswegs glück lichen Ehe. Es kam öfters zu Streitig keiten, die manchmal in Thätlichkeiten ausarteten. In Folge dessen war von Seiten der Frau der Antrag aus Ehe cheidung gestellt. Der Mann, der dem Trünke ergeben war, hatte sich vor etwa 4 Wochen nach Lauenburg in Pommern abgemeldet. An einem Vormittag fuhr, wie die Danz. Z. berichtet, der Mann, von dort kommend, in einer Droschke vor der in der Fischerstraße befindlichen Blumenhalle seiner Fr"u vor, in welcher dieselbe gerade anwesend war, und feuerte aus einem Revolver auf die Frau einen Schuß ab, der sie in dcn Rücken traf. Einen zweiten Schuß gab Lehmann gegen sich ab, der in den Hals ging und am Ohr wieder heraus« iam. Trotz dieser Verletzung behielt L. noch so viel Kraft, um nach dem Bo den zu flüchten. Hier öffnete er sich die PulSadcrn am linken Arme. Blutüber strömt fanden ihn die Polizeibeamten und brachten ihn nach dem Krankenhause. Die Frau befindet sich jetzt im Diacouij senhauje. Provinz Posen, Die Ernte hat in Crone a. B. und Umgegend begonnen und kann man den Ertrag derselben im Voraus als sehr befriedigend bezeichnen. Wenn der Roggenertrag auch nicht so groß sein wird, wie im Vorjahre, so haben wir dasür eine Weizenernte zu erwarten, welche die deS Vorjahres bei Weitem übertrifft. Auf dem Anfiedlungsgute Luborn ist die evangelische Kirche im Rohbau vollendet; ein zweites evange lisches Kirchspiel wird in Zerniki bei Znin errichtet werden. Drei evange lische Geistliche sind zur Pastorirung der Kolonien in den Kreisen Wongrowitz, Znin und Bliesen angestellt worden.— In der Braunkohlengrube „Robert- Seegen" bei Meseritz stürzte ein Bergmann eiwa achtzig Fuß in die Tiefe hinab, wobei er seinen Tod fand. Ferner verstarb der Todten gräder G. bei Ausübung seines Be rufs in Folge eines Schlaganfalls. Der Kassenabschluß über das Provin zial Sängersest in Meseritz weist einen von der Bundeskasse zu tragenden Fehl betrag von «!S0 M. aus.—Einen Selbst mordversuch. wie er nur im Wahnsinn verübt werden kann, hat die Schuhma cherssrau TuraSjski in Strelno unter nommen : sie hat sich selbst mit einem Beile den Schädel zu spalten versucht. Der ehemalige Reichsbankvorsteher Gottlieb Mayer aus Neisse verbüßt seine zehnjährige Strafe im Strigauer Znchihause. Er hat daselbst die Stel lung eine« Buchhalters erhalten. —Die Strafkammer in Wöllstein verurtheilte den katholischen Vikar Oleinik wegen Majesiätsbeleidigung zu vier Monaten Festung. Derselbe hatte seinen Unwil len darüber geäußert, daß in der Woh nung einer Katholikin zwei Kaiserbilder zwischen Heiligenbildern an der Wand hingen. Provinz Sachsen. In Sckermen fand man die seit meh rere» Tagen vermißte Handelsfrau Wilhelmine Ernst in ihrer Wohnung in einem R osser als Leiche vor, in dem sie offenbar erstickt war. Man nimmt an, daß sie in einem Anfalle von Geistes störung aus diese absonderlich« Weise den Tod gesucht und gesunden hat. Au« der der Stadt Halle vor einigen Jahren zugefallenen Hinterlassenschast des Lieutenants Paul Riebeck, Sohn des Begründer» der Riebeck'schen Mon tanwerke, wird nunmehr seitens der städtischen Behörden unter dem Namen „Riebeckstistung" ein AlterversorgungS heim für alte hilfsbedürftige Halle sche Bürger und Wittwen, resp. Töchter fol cher, errichtet. Für die Baulichkeiten sind «00,000 M., für Unterhaltung und Verwaltung 1,500,000 M. be stimmt. Von dem Herzog von Cum berland ist den Theilnehmern an der SSjährigen Gedächtnißfeier der Schlacht von Langensalza eine silberne Medaille verliehen worden. Etwa 1200 Stück wurden aus dem Schlachtfeld- vertheilt, tS sollen aber alle noch lebenden Hanno ver'schen Langensalza Kämpfer eine der artige Medaille erhalten. Die sächsi sche Regierung hat angeordnet, daß alle Dörfer, die über 1000 Einwohner zäh jen, eine eigene Feuerwehr besitzet» müssen. Die Leute erhalten für ibre Thätigkeit Vergütung. Die vom Sultan für die Ueberschweminten des SaalethaleS gespendeten 13.500 M. sind dieser Tage in Naumburg eilige gangen und zur Vertheilung gelangt. Provinz Hannover. Der 10. deutsche Turntag hat in Han nover stattgesunden. Dem Turntag ging eine zwei Tage währende Sitzung deS Ausschusses der deutschen Turner schast unter Vorsitz des SchuldireetorS Maul - Karlsruhe voraus. Zur deut schen Turnerschast gehören jetzt 42SS Vereine mit 421,726 Mitgliedern. Der Kassenbericht weist einen Bestand von Stt.lW Mark aus. Mit dem Turner tage waren verschiedene Festlichkeiten zu Ehren der 533 Abgeordneten und des Ausschusses der deutschen Turnerschast verbunden. So fanden statt: Concerte, Commerse, Festtafeln, Schauturnen, Besichtigung von Sehenswürdigkeiten, Ausflüge nach dem Hermanns-Denkmal und Detmold u. f. w. Die Gewinn liste vom 5. Deutschen Bundes - Kegel feste ist >etzt abgeschlossen. Da« Resul tat ist folgendes Auf der Meister schaitsbohle errang H. Müller - Altona die Meisterschaft mit 7 Gassen und 36 Holz und erhielt den Meisterorden. das Diplom und 100 Mark; Lehrer August Dreyer.Hannover erzielte als Zweiter 6 Gassen und 31 Holz (Diplom und 30 Mk.). Die Meisterschaft aus Asphalt sechs Figuren und 179 Holz (Meister ordc«, Diplom und hundert Mk.), der zweite Preis fiel aus Mangels - Ham burg, der dasselbe Resultat erzielte, aber beim Stechen unterlag; er erhielt 80 Mk. und ein Diplom. Die Reihenfolge der sechs Zieger im deutsch - amerikani schen Turnier, an dem je 17 amerika nische und deutsche Kegler theilnahmen, st folgende: 1. Miller-New Aork i 2. Lilde-Magdeburg; 3. Träber Berlin; 4. Kämmerer - New Mrk; S. Lüders- Hamburg! K. Schmidt-Dresden. Auf den Ehrenbahnen siegte Bade - Hildes heim ; er hat bis zum nächsten Bundes kegelfest das Recht, den Titel „Deut scher Kegelkönig" zu führen. Der allgemein beliebte Landgerichtsrath Stoltz in Hannover erschoß sich in einer Trojchle. welche er genommen hatte, um nach dem Todtenhause zu fahren. Gei stige Ueberarbeitung foll die Veran lassung zur That sein. 112 In Celle Freih. von Grote-Smega, einer der an gesehensten Führer der Welsenpartei. Rheinprovinz. Bei Gelegenheit der Kirmesprines' sion der Psarre St. Peter in Aachen zericthen in d?r Comphausbadstraße die leichten Kleider eines der vor dem Sanctifsimum schreitenden Mädchens durch eine» aus dem Weihrauchsaß flie genden Funken in Brand, und erlag das Kind am nächsten Tage den dabei erhaltenen Verletzungen. Der durch den jüngsten Orkan in dem von der holländischen Grenze bis Aurath sich erstreckenden?ändergebiete angerichtete Schaden ist ein ganz enormer. Die Vauerjchasten Loosen und Lind sind vollständig zerstört. Im Kreise Kem pen allein beträgt der Schaden an zer störten Gebäuden eine Million Mark, in Anrath 400,000 M. und in Süch teln 70(1.000 M. Die Feld- und Gar tenfrüchte sind völlig vernichtet 112 In Toblenz der erste Commandant von Zoblenz - Ehrenbreitenstein, General- Lieutenant Gras zu Rantzau, in Wil ielin«hohe bei Cassel. Anläßlich de« )ojährigen Bestehens des Realgymna siums in Düsseldorf ist von srüheren Schülern der Anstalt ein Betrag von IZ,OOO M- zum Zwecke der Unter stützung von Lehrer-Wittwen und Wai >en der Schule geschenkt worden. Zin hochherzige« Geschenk von 30,000 Nark zu Gunsten der Armen ist der Stadt Elberfeld feiten« der kürzlich ver storbenen verwittweten Frau Commer jienrath Aders gemacht worden. —Nach »mtlichen Ermrttelungen beträgt der zurch das Unwetter am 1. Juli im Landkreise Essen angerichtete Schaden mnähernd zwei Millionen Mark. -- Königreich Baiern. Line merkwürdige Naturerscheinung vurde bei einem Gewitter in München beobachtet. Ein Augenzeuge berichtet darüber: Von einem Gewitter, wel heS von Westen heraufzog, war der irste Donner um IS Uhr IS Min. zu hören. Ich hatte mich eben mit ande ren Herren über das Auftreten der ganz eigenthümlichen Kupferfarbe besprochen, velche man bei Hagelwolken manchmal bemerken kann, als ich um II Uhr SS Min. im Norden der Stadt nach vor einer dunklen, in ihren äußeren Umrissen merkwürdig zerfetzten Regen ivolke einen schlauchförmigen Streifen m schräger Richtung herabhängen sah. ttlSbald zeigte sich in demselben e>ne intensiv auswärts gerichtete Schrau denbewegung, welche man deutlich wahr nehmen konnte. Gleichzeitig machte zber der Schlauch als ganzes sehr leb hafte Bewegungen, die sich fast nur mit >enen eines Reptils vergleichen ließen. Schließlich wurde der ganze Schlauch sehr rasch nach oben in die dunkle Wolke hineingezogen, unter Bewegun zen, welche ganz den Eindruck machten, »l« ob sich ein Reptil in seinen Schlupf winkel zurückzöge. Wenige Secunden später trat diese Schlauchbildung an jast der gleichen Stelle nochmals auf, >och war die Intensität der ganzen Lrscheinung und der Bewegungen viel zeringer. Das ganze Schauspiel war um II Uhr S«i Minuten wieder ver schwunden. Um II Uhr S 7 Minuten fiel Hagel, der zwar ziemlich heftig, aber doch nur vereinzelt war. Die Tempe ratur zeigte einen starken Abfall von L Krad, nämlich von S 0 Grad um 11 Uhr bis auf 14 um 11 Uhr 30 Min» en, hob sich aber bis Mittag bereits wieder aus 17,0 Grad. Die Luftdruck chwankung war sehr gering und trat uch kein stärkerer Wind auf. Die Er cheinung war eine so eigenthümliche, »aß sich unwillkürlich der Gedanke aus- drängte, eS mögen VolkSsagen von flie genden Drachen manchmal durch einen ähnlichen Anblick entstanden sein." Königreich Württemberg. Endlich findet auch in Deutschland die Einführung von sogenannten Kar tenbriefen oder, besser gesagt, verschließ baren Postkarten, deu verdienten Ein gang. Württemberg ist der erste deutsche Staat, der solche einrührt, während unsere Nachbarländer (Frankreich. Oesterreich Ungarn. Belgien -c.) längst !>ieseS praktische Postwerthzeichen besit zen. — Wie in Bayern und Sachsen werden auch dem Württemb. Armee- CorpS 3 japanische Officiere zugetheilt werden, und zwar je einer in die Gar nisonen Stuttgart, LudwigSburg, Ulm. Mit der Verleihung des bayerischen Hubertusorden, den kürzlich Freiherr v. Mittnacht erhalten hat, ist ein Jahres einkommen von 1000 fl. verknüpft. An der vom Kommerzienrat!, Stänglin ausgerüsteten württembergischen Spitz bergenexpedition, welche letzter Tage aus dem Danipser „Amely" in Bremer haven in See gegangen ist, betheiligen sich Dr. Max Graf Zeppelin und Pro fessor Baur (beide aus Stuttgart), Bergreserendar Cremer (Berlin) und Dr. Faber lStuttgart) als Schiffs irzt. Außerdem hat sich Fürst Karl von Urach, Gras von Württemberg, ils Passagier angeschlossen. Die Dauer der wissenschaftliche Zwecke ver folgenden Expedition ist auf 4 Wochen in Aussicht genommen. —f In Stutt gart der Universität»'Professor Dr. Fried, v. Reusch. Eine norddeutsche Gesellschaft hat in Biberach in einer Tiefe von 153 Metern ein mächtiges Salzlager erbohrt. Das bereits er worbene AuSbeutungSrecht dehnt sich über eine Fläche von zweihundert Hek taren aus. Die vor wenigen Wochen in Eßlingen verstorbene Frau Sophie Kienlin, Fa brikanten-Wittwe, hat der Armenkasse ZO.OOO Mark als Vermächtniß hinter lassen. Die auf der Bahnhofsrestau eation in Rorschach bedienstete Köchin Rosa Egelhofer von Roth, O. A. Leut lirch, hat hier ihr S—3 Wochen altes knäbchen mittelst eine« um den Hals geschnürten Taschentuches erdrosselt und in den Abort deS Bahnhofs geworfen. Nei ihrer Verhaftung machte sie einen Versuch, sich in den See zu stürzen. Zu Geldstrafen in Höhe von SO.SOO M. wurde der Handelsmann Moses Nathan in Laupheim wegen Steuerhinterziehung oerurtheilt. Der jung verheirathete ln Müllenstetten ansässige Arzt Dr. häring hat sich ehelicher Differenzen wegen vergiftet. Aus die Kunde von »ein Tode ihres ManneS inachte die junge Frau, eine SSjährige Nürnberge rin, auf gleiche Weise ihrem Leben ein Lnde. 112 In Leipzig, wohin er sich, um Heilung von einem schweren Leiden m suchen, begeben hatte, der demokrati sche Landtagsabgeordnete sür Neuen burg. Heinrich Bleyer. Der Silber pokal des Königs, der von demselben jum Bundesschießen in Reutlingen ge stiftet worden ist, wurde von dem Schützen Friedr. Schäfer von Tübingen errungen. Die Gewerbeausstellung Tübingen schloß mit einem Reinge winn von nahezu SOOO M. ab. Das von dem verstorbenen Stadtpfleger St. In Tuttlingen hinterlassene Deficit be' rägt ca. 80,000 M. Broßherzogthum Baden. Die Haßmann'fchen Eheleute, welche tn Bruchsal ihre goldene Hochzeit feier ien, erhielten vom Großherzog eine hübsche Denkmünze. Aus dem Bahn damm wurde die Leiche i5eS Johann kolang von Hügclheim gefunden. Miß handlungen seitens seiner Sohne sollen den Mann in den Tod getrieben haben. —Ein in Offenburg verhandelter groß artiger Wucherproceß gegen die Han delsleute A- Hammel und Sohn, W. Dreyfuß, M. Kassewitz und S. Durla her von Schmieheim und den Gärtner I. Jsemann von Oberkirch hat durch Lerurtheilung sämmtlicher Angeklagten m hohen Hast resp. Zuchthausstrafen seine Erledigung gefunden. ES han delte sich um eine der modernen Bau ermängereien, im Complott betrieben. s In Ueberlingen ein einstiges Mit glied des Frankfurter Parlaments und Stuttgarter Rumpfparlaments, Dr. med. Zimmer, früherßadearzt in Karls bad. Er hatte s. Zt. wegen feiner frei heitlichen Gesinnung in Oesterreich Jahre im Kerker schmachten müssen. Lom Oberreichspostamt in Berlin ist die Genehmigung zur Erbauung eines Reichspostamts in Walldürn ertheilt worden.—ln der Rheinebene hat jetzt Iberall die allgemeine Ernte begonnen. Schaaren von Arbeitern aus dem hessi schen Odenwald sind dazu eingetroffen. Elsaß-Lothringen. Strasburg, Die Regierung ist in den Besitz der Statuten und der Mit zliederliste eines Revanchevereins ge langt, der seinen Sitz in Nancy hat, etwa sechshundert Mitglieder zählt und unter der Firma einer gegenseitigen Hülfsgesellschast den Zweck verfolgt, die Rückkehr von Elsaß Lothringen nach Frankreich zu betreiben und in Handel und Verkehr die sremde Concurrenz fern zu halten. In Folge dieser Um stände ist neuerdings in Elkaß-Lothrin gen eine Verschärfung in der Hand habung des Paßzwange« getreten. In der Nähe der Stadt Diedenhofen wurde vor vier Jahren ein gewisser Jo seph Foufse aus dem Kreife Bitburg ermordet aufgefunden. Jetzt hat sich der Verdacht, den Mord verübt zu ha ben, aus einen gewissen Jakob Back aus St. Peter bei Diedendosen gelenkt. Derselbe ist flüchtig. Die in der Um gend von Forbach zerstreut liegenden Soldatengräber von 1870 hat man ge öffnet, die noch vorhandenen Gebeine herausgenommen und in einem Massen grabe auf dem Kirchhof beigesetzt. In Fröschweiler wurde dieser Tage der Gras Ferdinand Eckbrecht von Dörck heim Montmartin zur letzten Ruhe be stattet. Der Verstorbene gehörte zu den Ersten, die in de ReichSlanden sich der Neuordnung der Dinge rückhaltslos anschlössen. Au» Eifersucht schnitt i» einer Aastwirthschast in Lauterburg der Tagner Michael Wagner, ein vielfach bestraftes Individuum, dem ledigen Tagner August Ho den Hals ab. Mecklenburg. Nachdem der Großherzog erklärt hatte, von seinem Begnadigungsrechte keinen Gebrauch machen zu wollen, fand am 17. Juli Morgen« aus dem umfriedeten Hose des GefangenenhauseS in Güstrow im Beisein des ersten Staatsanwalt« Heydemann. Landgerichtsrath Paschen, LandgerichtSrath Dr. Wigger. Land gerichtSsekretär Köhn, Hausmeister Baumgarten und Gesangenwärter Voß die Hinrichtung de« am 17. März d. I. wegen dreisachen Mordes zum Tode verurtheilten Knecht« Gustav Busch aus Sähle statt. Die Exekution, der außer den oben genannten Herren vom Gericht eine Anzahl Personen beiwohnten, voll zog der Scharfrichter Reindel aus Magdeburg. Ungefähr H Stunde vor her. als der Prediger die Zelle verließ, machte Busch noch einen Fluchtversuch, indem er, mit einem Ruck aufspringend, die Gefangenwärter bei Seite schob, durchs Gefangenenhaus in die Wohnun.g de» GefangeiiivärterS 80ß stürzte und hier aus dem geöffneten Fenster sprang; hierbei brach er das linke Bein. Die Hinrichtung des gleichfalls wegen der selben Verbrechen zum Tode verurtheil ten Missethäters Richard Richter aus Neustadt - EberSwalde ist einstweilen verschoben. Freie Städte. Ein Hamburger Gesangverein unter nahm jüngst seinen diesjährigen Aus flug. Am Nachmittag, zu der festge setzten Zeit, sollten sich die Mitglieder am Berliner Bahnhose mit ihren Fa milien einfinden. Ein dem Verein angehörender Schlosser beabsichtigte, ebenfalls an dem Ausflug theilzuneh men. Seine Frau und beiden Töchter hatten schon wochenlang an ihren Ausflugsgarderoben gearbeitet und sreuteu sich königlich daraus, durch die neuen Roben beim Ausflug die bewundernden Blicke der Fest theilnehmer auf sich lenken zu kön nen. In unbegreiflichem Irrthum des Vaters, der seiner Familie da« Reise ziel noch gar nicht mitgetheilt hatte, ging man nicht nach dem Berliner, son dern nach dem Pariser Bahnhof, und wartete dort natürlich vergeblich auf da« Eintreffen der übrigen Theilnehmer. Hierüber erstaunt, besprach man die mögliche Ursache des Ausbleibens der andern und kam so im Gespräch endlich darauf, daß man wohl nach dem Berliner Bahnhof Hinüber zehen müsse. Gesagt, gethan. Dort angekommen, war der Zug mit den Mitgliedern des Gesangvereins bereits abgefahren. Das hätte nun weiter nicht gehindert, denn man konnte ja mit dem nächsten Zuge abfahren, allein, da stellte sich ein neues Hinder niß ein. Der zwölfjährige Karl war verschwunden und trotz vielen Suchen? nicht wieder aufzufinden. Während der Bater die Bahnhofsräume absuchte, eilte die Mutter nach dem Pariser Bahnhof zurück. ResulratloS kamen Beide zurück, als sich auch Karl plötzlich wie der einsand. Er war ganz in der Nähe umhergelaufen, gar nicht wissend, daß man ihn vermisse. Als nun endlich der Vater zum Schalter trat, um die Fahr karten zu lösen, wurde Mama infolge der vielen Ausregungen von einer Ohn macht angewandelt und mußte nachdem Wartesaal geführt werden, Nach so viel Hinternissen beschloß man denn, da auch die Zeit schon vorgerückt war, von dem Ausflug abzustehen. Mit ge mischten Gefühlen traten alle den Heim weg wieder an. Schweiz In St. Gallen wurde ein Verbrechen begangen, das die ganze Stadt in Auf regung versetzte. Ein gewißer Johann Georg Altermatt, Steinhauer von Vil terS (St. Gallen), trat zur bezeichneten Zeit in das Studirzimmer des Herrn Dr. med. Guido Rheiner an der Post straße und fragte nach der Rechnung für die Behandlung seiner Frau, die seit Anfangs Mai in der Irrenanstalt Basel untergebracht ist. Während Altermatt sprach, soll Dr Rheiner ge standen und bei der Drehung nach dem Fragesteller bereits beobachtet haben, daß derselbe hastig ein Messer aus der Tasche riß und öffnete. Wie wüthend habe sich dieser nun aus ihn gestürzt und so rasch als möglich nach ihm gesto chen. Dr. Rheiner zog sich, mit den Hän den abwehrend, zurikk und wollte entflie hen, vermochte dem Attentäter auch für einen Augenblick den bewaffneten Arm festzuhalten, derselbe ließ aber erst ab, als um Hilfe geschrieen wurde und Dr. Rheiner mehrere Stiche an der rechten und linken Hand und an der rechten Schläfe und noch eine Wunde an der rechten Seite erhalten hatte, und Beide, der Angreifer und der Angegriffene, zu Boden gestürzt waren. Da erhob sich Altermatt wieder, versetzte sich selbst noch vor den Augen Dr. RheinerS einen Stich in die Brust und soll ssch mitten ins Herz getroffen hoben. Er verließ langsamen Schrittes Zimmer und Haus. Bor der Gartenthür stürzte er todt zu sammen. ES unterliegt keinem Zwei fel, daß Altermatt, ein kräftiger Mann von etwa 35 Jahren, in einem Anfalle von Geistesstörung gehandelt hat. Die „Schweizerische Bauzeitung" hat die Urtheile einer Anzahl auswärtiger Fachblätter über die Ur sachen deS Mönchensteiner Unglücks zusammengestellt und sagt dann zum Schlüsse: „Wir müssen den erwähnten Fachmännern die volle Verantwortlich keit sür ihre Aussagen überlassen. Würde sich die Richtigkeit derselben »uch nur zum Theil erwahren, so müßte daraus für jeden Unbefangenen der Eindruck hervorgehen, daß die Mön> chensteiner Brücke mit zahlreichen Con struktionSfehlcrn behaftet war, von de nen ein einzelner schon genügt hätte, die furchtbare Katastrophe herbeizufüh ren. Nach diefen Ausfagen wäre eS also auch nicht mehr nöthig, zur Erklä- rmig de» Zusammenbruch« nach dem beliebte» Su«hilf»mittel einer Entglei fung des Zuge» auf der Brücke zu grei fen oder die Qualität de» Eisen» aus den schlechten Unterhalt der Brücke mit in Betracht zu ziehen. Für den Er bauer der Brücke, die bezügliche Eisen bahn Gesellschaft und unsere eidgenössi sche Aufsichtsbehörde, bildet diese fach männische Beurtheilung der Brücken construetion eine schwere Anklage, und wir haben keinen sehnlicheren Wunsch, als den, daß eS gelingen möge, alle diese Aussagen vollständig zu entkräs ten." Ueber das Unglück aus dem Neuenburger See wird dem „Bund" geschrieben: Mitten in die Festfreude deS letzten Sonntags wurde die Schrek kcilSkunde getragen, daß auf dem See ein schreckliches Unglück sich zugetragen habe: Aus dem See suhren die beiden Dampfer „L'Helvetie" und „Le Cygne", auf welchen zahlreiche» Publikum Platz genommen hatte, um das festliche Schau spiel der beleuchteten Stadt sich vom See aus anzusehen. Der „Cygne" be fand sich außerhalb des Umkreises, in welchem sich die kleinen Schiffe bewegen sollen, als er sah, daß der kleine Dam pfer .Lutin", der mit venetianifchen Lampen illuminirt war, von der Seite her gefahren kam. Der .Cygne" war beinahe zum Stillstand gebracht, als der „Lutin" anprallte und umschlug. Es war der Mannschaft des .Cygne" nicht möglich gewesen, die Insassen des „Lu tin" rechtzeitig aus die Gefahr, welche sie liefen, aufmerksam zu machen. Der heftige Wind hals mit, die beiden Schiffe auseinander zu treiben. Im „Lutin" besanden sich drei Herren Bouvier, zwei junge Engländer, zwei Heizer und drei Damen. Die letzteren ertranken. Es waren Wittwe Bouvier, deren Schwie gertochter Frau Bouvier-Gerster und e.in Fräulein Perrin, die von Florenz nach Neuenburg zu ihrem Schwager aus Besuch gekommen war. Herr Eugen Bouvier hat mit diesem schrecklichen Schlag seine Mutter und seine Frau, die ihm vier unmündige Kinder hinter läßt, verloren. Die drei Herren Bou vier und ein Heizer konnten durch die Schaluppe des „Cygne" gerettet wer den. Der andere Heizer und einer der beiden Engländer erreichten schwimmend ein Schiffchen, auf dem ein deutscher Osficier war. der sich in Neuenburg auf hält. Der andere Engländer konnte erst viel später gerettet werden, da er sich an einen Schiffstheil geklammert hatte und von der Strömung fortge rissen worden war. O e st e r r e i ch. Dieser Tage ist die hier hochgeach tete Dame, Frau Pauline Clairmont, Schwester des Güterschatzmeifters de« Oberhofmarschallamtes, Herrn Wil helm Clairmont. im Gebirge bei Oeb larm abgestürzt. Man fand den gräß lich zerschmetterten Körper der Unglück lichen im Walchenbach liegen. Ein junger Mann von SS Jahren, wahr scheinlich amerikanischer Staatsangehö riger und seiner Angabe nach Med.-Dr. Heinrich Angel, lernte in Atzgersdors die Tochter eine» Kaufmannes, Fräu lein Hermine Weiß, kennen, erwarb die Neigung de« Mädchens und hielt um ihre Hand an. Vor einigen Wo chen wurde die Hochzeit gefeiert. Kürz, lich jedoch wurde das Glück der Flitter wochen jäh gestört, da der junge Arzt mit der Mitgift und dem Schmucke seiner Frau verschwand. Die Mitgift betrug 2200 fl. Der Schmuck besaß einen Werth von über 2000 fl. Die Schauspielerin Jenny Psaller, welche gegenwärtig ohne Engagement ist, trank dieser Tage in ihrer Wohnung, Maximilianstraße No. K. eine PhoS phorlöfung. Fräulein Pfaller dürste, da ihr sofort von herbeigerufenen Aerz ten Hilfe geleistet worden ist, am Leben erhalten bleiben. Die Gründe zu dem Selbstmordversuche dürften darin lie gen, daß Frl. Psaller sich wegen einer Unterschiebung eines Kindes in gericht licher Untersuchung befindet. Frau Marie Schmucker, eine altersschwache und lungenleidende Matrone von 83 Jahren, welche sich in einer hiesigen Heilanstalt in Pflege befand, wußte sich heimlich in den Besitz eines Taschen Messers zu setzen und brachte sich meh rere tiese Schnittwunden am Halse bei. Obgleich Aerzte sofort zur Hilfe kamen, war die Frau nicht mehr zu retten. Sie starb kurz daraus. Der Student der Zhemie Otto Roßin hat sich neulich in seiner Wohnung, Garnisonigasse No. K, mit Cyankali vergiftet. Roßin aus przemysl gebürtig und der Sohn dkS verstorbenen Direktors derCzernowitzer Hypothekenbank, war ein ebenso talen lirter als eifriger und fleißiger junger Mann.—Der Stadtmaurer und Haus besitzer Ludwig Schiegl, hat sich aus Kränkung über den Tod seiner vor Kurzem verstorbenen Gattin erhängt.- Ohne daß ein Natur ereigniß besonderer Art eingetreten und mitten im Frieden, also keineswegs durch feindliche Schaaken verwüstet, ist dieser Tage in Böhmen ein Dorf vom Erdboden verschwunden. Bei einer freiwilligen Feilbietung wurde, wie österreichische Blätter melden, das aus zwei Nummern bestehende Dörfchen Steindörsl, Bezirk Kaplitz, für baar; fiebenundvierzig Gulden verkauft Der Käufer hat diese zwei Häuser demolirte lein Vorgehen hat also eine ganze Ort schaft. welche in ihren zwei Häusern bei »r letzten Volkszählung eine Bevölke rung von neun Personen aufgewiesen, ibenso gründlich zerstört, wie die ilchaier Jlion und die Wellen Vineta. In Palzmar (Gouverne ment Livland) hat sich vor einigen Ta ten der Millionär Baron von der Osten-Sacken das Leben genommen, in dem er sich eine Kugel durch den Kopf iagte. Der Selbstmörder, der geistes gestört gewesen sein soll, war ein Nach komme des russischen Feldmarschalls Fürsten von der Osten - Sacken. Der yaron hat sich, wie er in einem wenige Minuten vor seinem Tode geschriebenen öriese anzibt, erschossen, weil „daS Leben viel zu langweilig ist und zu lange dauert." EineScene auf einem der AuSstellungS-Bankelte in Prag, welche« kürzlich während der Sokolseier veran staltet wurde, wird im „WarschawSky Dnevnik" folgendermaßen geschildert: .Als die Musikkapelle die russische Volkshymne intonirte, begannen die Czechen zu applaudiren und erhoben sich von ihren Plätzen. Dasselbe thaten auch die Südslaven. Die Polen dage gen sprangen aus, der Eine pfiff, ein Anderer lärmte, ein Dritter beeilte sich, seine Oberkleider anzuziehen, und alle sammt forderten sie die in ihrer Gesell schaft befindlichen Damen aus, den Saal zu verlassen. Die Czechen und Süd slaven wußten sich nicht sosort zu erklä ren, was dcn Polen sehle. Die polni schen Gäste seien plötzlich närrisch ge worden oder eine der polnischen Damen se« in Krämpse gefallen. Erst dann be gannen sie die Sache zu verstehen, als die Polen in den allgemeinen Lärm Hin einriesen : .Ihr jagt uns von hier sort! Hier sind Moskowiter! Hier können nur Moskowiter sein!" Der Präsident des prager Sokol, Pod lipny, bemühte sich, die Polen zu beru higen, indem er sie aufmerksam machte, welche Schande eS wäre, wenn die Deut fchen erfahren würden, wie das Em verständniß beschaffen sei, das unter den Slaven herrscht. „Warum beleidigt ihr uns also?" antworteten die Polen. .Wollten euch nicht beleidigen", erwi derte der czechische Präsident, „im Pot pourri ist nicht nur die russische Hymne, eS sind darin auch polnische und über haupt verschiedene slavische Lieder." .Nur daß die Moskowiter keine Slaven sind" war die Antwort der Polen. .Wir sind zu euch als Gäste gekommen, und ihr tractirt uns mit der russischen Hymne, um uns unseren Aufenthalt in Prag zu verbittern." Eine unverhoffte Erb schaft ist einem armen Teufel von Zinn gießer unter ungewöhnlichen Umständen in Livorno zugefallen. Vor vielen Jahren nahm ein reicher H:rr in Cascina bei Pisa ein armes Mädchen aus dem Waisenhause als Kind an und zog eS auf, bis es zu einer Jungfrau von gro ßer Schönheit herangewachsen war. Doch da wandelten sich leider seine Em pfindungen für sie; statt ihr auch wei terhin ein sorgsamer Vater zu sein, stellte er ihrer Ehre nach und beging ein Verbrechen an ,hr, welches er mit 30 Monaten Gefängniß büßen mußte. DaS gefallene Mädchen gab einem Knaben das Leben, der im Findelhause zu Pisa unter dem Namen Pietro Bernardetti aufwuchs. Ein kinderloser Livornese nahm sich später des Jungen an, ließ ihn ein Handwerk lernen und ermüg-- lichte eS ihm, daß er nach Ableistung seiner Heercspflicht sich in Livorno nie derließ, ein Weib nahm und Familie gründete. So lebte er in bescheidenen Verhältnissen, wenn auch zufrieden, da hin; auf einmal zu feiner größten Ueberraschung erschien vor einigen Ta gen ein Beamter in seiner Werkstatt und eröffnete ihm, daß sein Vater in Pisa, von dem er bis dahin gar nichts gewußt, ihn als Sohn anerkannt und zum Erben von 200,000 Lire eingesetzt habe. Da dem Bernardetti das Glück so seltsam am S 7. Juli 18S1 in'S HauS geregnet war, so sind in den Kreisen seiner Bekannten die Ziffern 27, 7 und S 1 als Lottoziffern in höchste Schätzung gekommen, und wir wollen allen denen, die darauf gesetzt haben, von Herzen wünschen, daß sie nicht ebensosehr von Enttäuschungen betroffen werden, wie vernardetti vom Glück heimgesucht wor den ist. Zwei Stücke deutschen Bodens sind noch im Besitze Frank reichs. So erzählt wenigstens die .Pall Mall Gazette" in kurzer Ausführung, die jedoch nicht so ganz unanfechtbar er scheint. Dem General Desaix, der bei Marengo fiel, hat die Rheinarmee ein Denkmal Kehl gegenüber gesetzt, einen Obelisk mit vier ReliesS. Im Frank furter Frieden, so erzählt die genannte Zeitung, wurden das Denkmal und der Garten, in welchem eS steht, für franzö sisches Eigenthum erklärt und find e« noch heute. Bis vor acht Jahren be wachte ein französischer Veteran, der ein kleine« Hau« m den wohlgehaltenen lagen bewohnte, den Besitz Frankreichs, jetzt schildert dort nach sreundschastlichem Uebereinkommen der deutschen Militär behörde mit der sranzöfischen ein deut scher Posten. Zu finden ist im Frank furter Frieden kein aus diese« Stück Land besonders bezüglicher Absatz. Auch der andere sranzSsische Besitz ist ein Denkmal eines Heerführers. Bei Schern in Baden steht, wie die „Pall Mall Gazette' angibt, ein den Platz, wo Turenne, der berühmte Marschall Ludwigs XIV. fiel, bezeichnender Obelisk aus französischem Eigenthum, dessen Obhut ein französischer Invalide hat. Im Anfang de« Kriege« von 1870 sollen übereifrige Deutsche er folglos verlangt haben, daß man die« Stückchen Land annektire. Im Allge meinen wird angegeben, Turenne sei bei Saßbach gefallen, seine Eingeweide wurden allerdings in der Acherner K irche beigesetzt, der übrige Körper nach Paris überführt. ES wird sich wohl bald herausstellen, ob die Angaben des Lon doner Blattes in dieser Form richtig sind. Die Gräber und Denkmäler tapferer Soldaten, die im Dienste ihre« Raterlande» fern von der Heimath fielen, werden ja allerdings auch bei den frühere» Feinden stets die Pflege und Ausmerkfamkeit finde», die sie ver dienen. Eine erheiternde Be richtigung hat die in Soltau, Provinz Hannover, erscheinende .Böhme - Zei tung" aus ihre Meldung erhalten, der dortige Mühlenbesitzer Kruse habe einen Fang von Aalen im Gewicht von ISV Pfund gemacht. Herr Kruse schreibt dem Blatte wörtlich wie folgt. »Sol tau, SS. Juli. Der verehrlichen Re daetion der .Böhme - Zeitung" zur Nachricht das mich der Mühbs Kruse ISO Pfd. Able gesaugen sonder die Red. ci> ? -s Ente erwitsch hat. Wilb. > 7 SiervSse Psta«len. Daß die gegenwärtige Zeit mit ihre» Hasten und Treiben zu einem hohen Grade von Nervosität gelangt ist, ist fo vielfach ersichtlich und so häufig geschil dert worden, daß wir es kaum zu beto nen brauchen. Sehr Vielen aber wird die Behauptung wunderbar klingen, daß es auch eine Nervosität bei den Pflanzen gibt. Freilich werden die Manzen nicht, wie wir armen Men schenkinder, durch Sorgen und Kummer aus ihrer Ruhe gestört, weil sie ner venlos sind. Aber neuere Untersuchun gen haben gezeigt, daß man Pflanzen so „nervös" machen kann, als wären sie mit Nerven versehen. Die Mo mentc nun, welche da« „Gemüth" der Pflanzen hcrabdrücken. find Ueberrei. zung und schlechte Ernährung. Wenn die glühende Sonnenkugel am Hori zont untertaucht, legen manche Pflanzen ihre während deS TageS offen gehalte nen Blätter zusammen, begeben sich gleichsam zur Ruhe, um am nächsten Morgen, wenn die Alles belebend? Feuerkugel wieder emporsteigt, ihre Blätter wieder zu entfalten. Zu diesen Pflanzen gehören z. B. der Klee, die Akazie, die Sinnpflanze, die jungen Blätter der Bohne. Setzt man Tulpen oder CrocuS dem Lampenlicht aus, so öffnen sie sich, und reizbare Pflanzen schließen, wie Naturforscher beobachtet haben, bei eintretender Sonnenfinster niß ihre Blätter, um diese beim Her vortreten der Sonne wieder zu entfal ten. Merkwürdig ist das Verhalten de» australischen Süßklees: die Seitenblät ter desselben schwingen während deSTa geS auf und nieder und verbleiben wäh rend der Nacht in Ruhe. Werden sie in einen dunklen Raum gebracht und auf diese Weise absichtlich eingeschläfert, so kann man sie durch künstliches Licht wieder auswecken, selbst in der Nachtzeit; also das Licht an und sür sich ist der Reiz, welcher bei diesen Pflanzen Leben und Tod hervorruft. Interessant ist die Beobachtung, daß Chloroform- oder Aetberdämpfe auf reizbare Pflanzen ebenfo lähmend wirken, wie auf Thiere »nd Menschen. Die Sinnpflanze zum Beispiel fängt bei längerem Aufenthalt in Chloroformdampf an, in ihrer Ent wickelung stehen zu bleiben und zu krän keln und geht schließlich zu Grunde. Und was die Nervosität durch schlechte- Ernährung anbelangt, so werden die Pflanzen, aus deren Erdreich auf che mischem Wege daS Eisen gewonnen ist,, blaß und wie die Botaniker analog den Medicinern sagen, bleichsüchtig: begießt man sie wieder mit eisenhaltigem Was ser. so schwindet die Bleichsucht und die Pflanze gewinnt ihre frische, grüne Farbe zurück. Bekanntlich ist daS Eisen ein sehr wichtiges Mittel bei Behand lung bleichsüchtiger Personen. Daß schlechter, magerer Boden schlechte Pflan zen liefert, ist eine allbekannte That sache, aber eS ist erst eine neu gemachte Beobachtung, daß auf schlechter Erde wachsende Sinnpflan;en so empfindlich werden, daß der leiseste Luftzug oder Windstoß ibre Blätter schließt, wäh rend dies bei gut ernährten derartigen Pflanzen nicht der Fall ist. Gerade 112» ist es beim Menschen. Kräftig genährt» Menschen ertragen häufig ohne jede» Schaden einen Sturm, während schwäch liche Personen oft von dem leisesten Winde eine Erkältung mit nach Hause bringen. »er Sprachretniger tm Waffenro»» .Einjähriger, pennen Sie?"— Herr Unterosficier!" .Na, denn bitte, Helsen Sie mir mal een bisken bei » Jermanisiren," sagte der Wachthabende zu einem Marsjünger, der «S sich gleich den anderen Wacheschiebern NachtS aus der Pritsche bequem zu machen versucht hatte, aber sich unruhig auf dem harte» Lager hin und herwarf. .Hier hat Eener in die Alljemeine Militär - Zei tung die Idee anjeregt, die Fremdwör ter in unsre Heeressprache zu verjerma nisiren. Was halten Sie, jelehrteS Huhn, von die Jeschichte?" fragte, dem gähnenden Schnurträger eine Nummer der „Allgemeinen Militär Zeitung" un ter die Nase haltend, der Höchstcom mandirende. ,Na, wat meinen Sie zu dem geistreichen Vorschlag?" forschte der Unterosficier weiter, als ihm der Freiwillige nach einiger Zeit das Blatt wieder zurückgab. .Hm!" meinte der Einjährige, w» rauf der Wachthabende fortfuhr: „For die Jeneralität, rvot« Heerivarts ,di»- Stabs- und Subaltern-Ofsiziere, oder wie der Antikermacher die Herren Of fiziere nennt: For die Wehrherrn wär' nu detßichtige jesunden, aber an die Un terosfiziere -c. hat der ZeitungSmensch nicht jedacht, und dahab' ick denn foeben det Fehlende erjänzt. Hören Sie: wenn der Offizier „Wehrherr" benamst wer den soll, denn müssen die Unteroffiziere lojifch jefoljert .Unter-Wehrherrn" sind, der Jefreite, ein deutsches Wort, bleibt Jefreiter, bis erUnter-Wehrheri" wird. DeS versteht sich v<> ip»> von selbst, aber nu, Sie Sprachjelehrter, kalkuliren Sie mal einen deutschen Begriff sor 'n Sergeanten aus." .Scherge!" ant wortet schmunzelnd der Einjährige. .Na, Sie, det i» anstößig! Wissen Sie nifcht Besseres?" - Unter-Feldwebel!" „Det wäre eher wat for'n Vize- Spieß!— aber weiter!" Der Einjäh rige zuckte mit den Achseln. .Kon, denn lassen wir das vorläufiig, und höre» Sie weiter: Die Rekrute» würde ich .WehrjungenS" tituliren." .Und «nS Einjährig - Freiwillige?" scherzte da« .gelehrte Huhn". .Euch Ein jährige? Na, warten Sie mal! Fo, Euch wäre det Wort .Wehrbaby" wie gesunden." Da« laute Auflachen de» Freiwilligen weckte die Pritfchenschläser, die ohnehin bald zur Poftenablvsun» antreten mußten. Beinahe. „Denken Sie. Her» Baron, wie merkwürdig! Meine Schwe ster Elli ist am 30. Juni geboren, ich am I. Juli und Dora am 2. Juli.- brinshe Dnllmze^