Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, July 16, 1891, Page 7, Image 7

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    Deutsche LoeaZnachrichten.
Provinz Brandenburg.
Das Tagesgespräch bildet in Cottbu»
die durch den Concurs des Tuchversandt
gcschäsls Gustav Neumann <k Co. Jnh.
Edmund Lichtenstein hervorgegangene
Zahlungsschwierigkeit der Firma Herin.
Lichtcnstein ck Co. Die Stadtverord
neten in Friesack bewilligte» die erfor
derliche Summe, um einen Platz aus
dem Mühlenberge für das Denkmal
Kurfürst Friedrichs I. anzukaufen.
Zum Besten des Denkmals finden ge
genwärtig von Bürgern und Bürgerin
nen Aufführungen von WildenbruchS:
.Die Ouitzows" statt, welche sich gro
ßen Beifalls erfreuen. T«r Besitzer
der Apotheke i» Tegel hat in Reinicken
dors. Dalldorf, Waidmannslust und
Hermsdors Brieskästen oder besser ge
sagt Receplläsien angebracht, die zwei
mal täglich, Morgens und Abends, ge
leert werden. -- Bei einem Gewitter
schlug der Blitz i» die hinter Tempel
hos übende erste Compagnie des Franz-
Regiment», tödtele das Pserd des
Hauptmoi»»' v. Onast, verletzte meh
rere Mannschaften sehr schwer »nd zahl
reiche leicht. Ein großer Theil der
Compagnie, darunter Hauptmann
Quast, waren bewußtlos und erholten
sich erst »ach einiger Zeit.
Provinz Ostpreußen.
Wegen Sittlichkeitsverbrechen, ver
übt an seiner eigenen Tochter, wurde
der Besitzer Ernst R onopatzki aus Meins
dorf zu einer Zuchthausstrafe von zwei
Jahren und vertust der bürgerlichen
Ehrenrechte aus die Dauer von drei
Jahren verurtheilt. Mit einer glän
zenden Festsahrt ans der See, einem
Festmahl von 200 Gedecken und einem
Ball seierte die Fleisch-rinnung in Pil
lau daS Jubiläum ihrer 150 jährigen
Giüiiduiiq. Ter Ehrenbürger, Ren
tier Lonss Kolmar in Rastcnbnrg, hat
dein städtischen Siechenhause der Sem-
IN.VVv Mk. geschenkt.
Letzter Tage wurde die neue Eisenbahn
linie Tilsit Heinrichswalde dem Verkehr
feierlichst übergeben. Gegen den
LoSmanii Erdman» Maßnttis in Tilsit
wurde wegen Meineids 1 Jahr Zucht-
Hau? und 2 Jahr Ehrverlust erkannt.
Es seiertcn: die goldene Hochzeit
die Eheleute Arb. Kutschke in Brauns
berg, Stelln,, Podlich in Kamiontken
und Einw. Wiegratz in Neu-Kawohlen;
das 50jähr. AmtSjnbiläum der Semi-
«arlehrer Nohn in Braunsberg.
Provinz West Preußen.
Im Jahre 1878 befanden sich in den
Provinzen Ost und Westprcußen 12,-
275 Küstenfischer, welche Zahl bis zum
Jahre I>'!9o auf 943 V zurückging. Wäh
rend sich im Jahre 1886 noch 3444
junge Leute freiwillig zur Kriegsmarine
stellten, betrug die Zahl derselben in
1890 noch 2586. Für die Handels
marine ging die Zahl der ausgemuster
ten Schiffsjungen von 2359 im Jahre
1889 auf "070 in 1890 herab. Der
in Danzig in Untersuchungshast befind
liche Kausmann Schwärm, welcher sich
der Staatsanwaltschaft nnter der Selbst
beschnldi.zung der Wechjelfälschiing in
Höhe von 80—90,000 M. gestellt, hat
in seiner Zelle seinem Leben durch Aus
schneiden der Pulsadern ein Ende be
reitet. Den Tod in den Wellen san
den- der Hosbesitzer Bestvater ans Or
losserselde und der Maurer Mayer in
Patzig; der Lehrer Netzel in Janowko
wurde aus dem Felde vom Blitz getödtet;
tvdtgesahren wnrde die Besitzerssrav
Anna Schröder in Mareese,
Provinz Pommern.
Der Franzenburqer Kreis besitzt 78
Seeschiffe, darunter 7 eiserne, 106
Küsten- undßinnenschiffe mit zusammen
27,350 Reg.-Tonnen, sowie 4 Dampser
mit 106 Tonnen und 75 Pserdckräften.
Die Segelschiffe vertheilen sich auf die
Orte Barth, Prerow, Wieck a. D.,
Damgarten, Born, Michaelsdorf,
Zingst, Bodstedt, Fuhlendors, Bliesen
rade, Ncuendorf, Pruchten und Richten
berg. Die verwittwete Frau Dr.
Oppelt hat der Stadt Naugard 70,000
Mark zur einer Raabe-Op
peltsliitung vermavjt. Die Zinsen sol
len z»m Besten unbemittelter evangeli
scher Studenten verwendet werden. --
Es feierten: die goldene Hochzeit die
Eheleute Klempm in Bargischow, Ma
jor a. D. v. Ohlen und Adlerskron in
CöSlin, Einwohner Wolfs in Loitz,
Feldwebel a. D. Andreas Seewitz in
Stettin, Secrelär siede und Gelbgie
ßermeister Nicolai in Stolp; das hun
dertjährige Geschästsjubiläum die Firma
G. E. MeislerS Söhne in Stettin; das
SOjährige Amtsjubiläum der Oberkon
ststorialrath Dr. theol. Kundler in
Cammin und der Kanzleiralh Victor
Viergutz in Steltin.
ProvinzSchleswig-Holstein.
Unter dem Verdachte, sein eigenes
Wohnaiiwesen in Brand gesetzt zu ha.
be», wurde der Schissszimmermann K.
Hanse» in Elmshorn verhaslet. —Die
verstorbene Wittwe des Kirchspielvcgt»
Engelbrecht in Heide hat der Stadt 10,>
000 M. zur Erbauung e»neS städtischen
Krankenhause» letztwillig hinterlassen.—
-s- In Kiel Commerzienrath Holler, srü
herer Besitzer der „Carlshütte". —Un-
glücklichem Sturze vom Pferde erlag der
Adjntant des in Kiel garnisvnirenden
1. SeebalaillonS, Lieutenant v. Klöden,
der Sohn des Holzhändler« Hr. Stolte
in Laucnburg ertrank; infolge unvor
ßchligen HantierenS mit einem Gewehr
büßte der Knecht Heia. Jessen in Uel.
veSbüll sein Leben ein.
Provinz Schlesien.
Bei herrlichstem Welter fand
die Eröffnung der Betriebsbahn
der neuen Zweigbahn Waltersdors-
Priinleaau-Re»ficht statt. Die Halte
stellen prangten in schönstem Flag
gen schmuck. In den von der Bahn be
rührten Orten waren Ehrenpforten er
richtet. Gegen den früheren Vor
schuß-VereinS-Direktor Heinrich Wer
ver in Wünschelbnrg, welcher flüchtig
ist, ist die Untersuchungshai« wegen Un
ttrjch.agiinii verhäng! werden. - - ««
feierten: die goldene Hochzeit die
Eheleute Hanke in Groß-Peterwitz,
Schars in Schwarzwaldau und Ignatz
Schendziolorz in Schwientochlowitz;
das fünfzigjährige Bürgerjubiläum der
Weißgerber I. Reimann in Haynan
und der Tischler Julius Neumann in
Sprottau. Den Tod durch Erhängen
gab sich der Bauergutsbesitzer Friedrich
Nieke in Oberpritschen ; die Ehesrau des
Monteurs Jentsch in Warmbrunn er
tränkte sich.
Provinz Posen.
Der Kaufmann Salomon Goslinski
in Bromberg, Inhaber eines Weiß
und KurzwaarengeschästS, ist wegen
Wechselsälschung verhaftet worden.
Wegen Unterschlagung amtlicher Gelder
ist der Gerichtssecretär Hugo Hamps in
Margonin zu 1H Jahren Gefängniß
und 2 Jahren Ehrverlust verurtheilt
worden. 112 Der Maler Ritterguts
besitzer Graf Stanislaus Szembek aus
Wylocko. Unter dem Verdachte, ihr
eigenes Wohnanwesen in Brand gesetzt
j» haben, wurden die beiden Brüder
Kaufleute Esch in Schneidemühl ver
bastet. Der Postassistent Bittner ,n
Schrimm, welcher im November v. I.
nach verübter Unterschlagung und Ur
kundenfälschung flüchtig wurde, ist in
Odessa verhaftet und in Kilbarty dem
preußischen Grenz-Eommissariat einge
liesert worden.
Provinz Sachsen.
1° Der Probst Michaelis in Elöden. —
Wegen verschiedener Schwindeleien
wurde der Musiker Karl Lange aus
Gröst zu 2 Jahren Gefängniß und 3
Jahren Ehrverlust verurtheilt. —Unter
großer Theilnahme der Bevölkerung
wurde der verstorbene Professor Schö
tensack in Stendal zu Grabe getragen.
Unter der Anklage des Kindcsmor
deS ist die Tochter des Försters Busse
in Reiscnstein gesänglich eingebracht
worden.—Es feierten: das 75jähr. Ge
schästsjubiläum die Firma Aug. Parey
in Neuhaldensleben; das 50jähr. Amts
jubiläum der Rector Block und der
ttantor Gentsch in Merseburg; dic
goldene Hochzeit der Rentier Ritter und
der Bankier S. Fränkel in Nordhausen;
das 50jähr. Jubiläum im Dienste der
chemischen Fabrik „Hermania" in
Schönebeck der Director Adolf Palm;
das 50jähr. Jubiläum der Angehörig
keit zur Schützengilde in Zörbig der
Rentner A. Otto dortselbst.
Provinz Hannover.
Der frühere Stadtkämmereibeamte,
Anglist Wetekamp in Hannover, der als
Buchhalter des Architekten Rudolf dem
selben Gel» iinterschlagcn und an dessen
Ehefrau ein Sittlichkeitsverbrechen ver
sucht hatte, wurde zu 1 Jahr 4 Mon.
und zwei Jahren Ehrverlust verur
theilt. Wegen schweren Sittlichkeits
verbrechens wird der „Privatlehrer"
Wilhelm Röge, alias Schireck, in Celle
steckbrieflich verfolgt. Derselbe hat
schon eine länzere Zuchthausstrafe aus
gleichem Grunds verbüßt. —Aussehen
erregt in Geestemünde die plötzliche
Berhastnnz der beiden Führer der hies.
Socialdemokraten und Herausgeber der
socialdcmolratischen Zeitung „Nord
deutsche Bolksstimme", Nörig und
Dechens. Dieselben sollen sich Unter
schlagungen an der von ihnen verwalte
ten Parleikasse schuldig gemacht haben.
Die Universität Güttingen zählt in
diesem Semester 831 Studenten gegen
895 im vorigen Semester. Der seit
einigen Jahren wegen betrügerischen
Bankerotts sleckbrieslich versolgte Ban
kier Eduard Falk aus Northeim ist in
Moringen, wo er sich bei Verwandten
aushielt, verhaftet worden Falk war
namentlich in ländlichen Kreisen als
Wucherer berüchtigt. Unglücklichem
Sturze erlag n, der Hau» ohn Beensen
in Egestorf, der Arb. Arends in Emden,
der Maurer Weidling in Hüttenrode
und der Vorarbeiter Mummentney au»
Zellerseld.
Provinz Westfalen.
1- In Varendorf der Lehrer ein.
Georg Funke. —In einem Anfall von
Geistesstörung ertränkte sich der Schnei
der Schütte in Dortmund; den Tod
durch Erhängen gab sich der prakt, Arzt
Dr. Köhler in Herne. —In Ausübung
ihres Beruses kamen die Bergleute Emil
Tannhäuser in Höntrop und Heinrich
Wesierwick in Westenfeld zu Tode.
Rheinprovinz.
Mit einem glänzenden Festzuge, einem
Gottesdienste, sowie einem Volksfeste
im Freien seierte die Stadt Bernkastel
das 600 jähr. Jubiläum ihres Bestehens.
Die öffentlichen und Privatgebäude
prangten im Flaggenschmuck. 112 In
Bonn der Professor der deutschen
Sprachwissenschaft Dr. Karl Andresen.
Aussehen erregt in Duisburg die
plötzliche Verhastung des Dr. med. Dr.
Burkart. Derselbe soll sich eines schwe
ren Sittlichkeitsverbrechens an einer
Patientin schuldig gemacht haben.
Jnsolge Blitzstrahls fand in Schlebusch
eine Explosion in dem Waschhaus der
Dynamit-Fabrik statt. Drei Personen
wurden getödtet, mehrere schwer ver
letzt. Das Gebäude wurde in Trüm
mer gelegt.
ProvinzHessen-Rassau.
Dem Maschinenbauer Heinrich Lö>
ding in Cassel ist anläßlich seines SV
jährigen Arbeiterjubiläums in der Fa
brik von Hänschel <k Sohn von dem
Commercienrath Henschel eine jährliche
Rente von 1000 Mk. auf Lebenszeit ge
währt worden. Der Kaiser hat dem
Jubilar das Allgemeine Ehrenzeichen
mit der Zahl SV verliehen. Bürger
meister Renner in Frankenberg ist unter
dem Verdachte der Unterschlagung vom
Amte suspendirt und in Untersuchungs
haft genommen worden. 112 In Ha
nau der Landgerichtspräsident a, D.
Geheimer Ober - Justizrath Lang.
In Gegenwart des Oberpräsidenten
Grafen zu Eulenburg fand die feierliche
Inbetriebsetzung der Rhöneisenbahn
F'ilda Tann statt. Die Ktadt war fest-
lick geschmückt.
Königreich Sachsen.
Der Bergbau des Schneeberger Ko
baltfeldes, welches in den Flnrel, von
Schneeberg, Neustädtel, Zschortau, Lin
denau und Oberschlema liegt, lieferte im
vergangenen Jahre für 645,132 M.
Erze und zwar für 543,196 M. Ko
balt, Nickel und Wismuth, für 92,824
M. Silber, für 829 S M. Uran und
sür 317 M. Eisenstein. Sowohl in
der Fabrikation künstlicher Blumen,
wie in der Lampenfabrikation und der
Handweberei wird z. Zt. in Sebnetz, in
folge schlechten Geschäftsganges nur die
halbe Zeit gearbeitet. Dabei sind die
Preise der Lebensmittel in unseren
Bergen fast großstädtisch zu nennen.
ES seierten: die Diamant-Hochzeit in
Roßwein der 84jährige Arb. Bret
schneider und seine 79jährige Ehefrau;
die goldene Hochzeit die Eheleute
Restanr. Eduard Rentzfch - Dresden.
Kupserschm. A. Pirus-Bautzen, Christ.
Gttl. Müller-Burkersdorf, Priv. Ebert-
Gr. Cotta, Schwenke - Göppersdorf
Joh. Carl Meier - Warnsdorf, Weber
Pröse-Plauen i. V., Gutsbesitzer Rasche-
Possendorf, August Handschuh - Schön
sels, Kantor Fr. Laue - Ulberndorf und
Commissionsrath Reyher- Zittau; das
50. Bürgerjubiläum: Schneider Fr.
Wolf-Dresden, Fabrikant Ernst Men
zel Crimmitschau, Uhrm. Hanke - Glas
hütte, Handelsm. Karl W. Sliehler,
Weber Joh. G. Türschner und Kirchner
Ernst. Lud. Seinert in Glachan,
Brieftr. Seidler-Radeberg, Rentier
Genscher und Schuhn,. Richter in
Schneeberg und Eonditor Jul. Hähnel-
Zwickau.
Thüringische Staaten.
In Klosterlausnitz hat ein Landwirth
seine Schwiegermutter erschossen. Der
selbe wollte nach einer Taube schießen;
die Kugel versehlte aber ihr Ziel und
drang durch eine Thür, hinter welcher
sich die Frau unbemerkt von demSchü
zen befand, der letzteren in s Herz.
Der wegen Zweikampfes zu 5 Monaten
Festungshaft verurtheilte Referendar
Max v. Obstfelder verbüßt die ihm zu
erkannte Strafe auf der Osterburg zu
Weida. Der vor Kurzem beim Bau
der Bahnstrecke Ohrdruf-Gräfenroda in
der Nähe der „Fiedlersmühle" gemachte
Fund an baarem Geld und silbernen
Löffeln stammt aus einem im Jahre
1340 von den Gebrüdern Schmidt aus
Ohrdruf bei der Wittwe Klug in Erfurt
verübten Diebstahl her. Die zu lang
jähriger Zuchthausstrafe rerurtheilten
Diebe hatten den Ort, an dem sie ihren
Raub versteckt, nicht wieder finden kön
nen. Nachdem der vor Jahresfrist
verstorbene Kaufn,. Friedr. Wohlfahrt
in Pößneck eine» Theil seines der Stadt
geschenkten Vermögens zur Errichtung
eines Kinderortcs bestimmt hat,
wird jetzt seitens der städti
schen Behörden mit der Errichtung
solch eines Institutes vorgegangen.
s° In Schleiz Sladtrath a. D. Gustav
Gabler. Es seierten: die Diamant
hochzeit die Eheleute Heim in Wölfer
bütt, die goldene Hochzeit die Eheleute
Hausbes, G. Kretscher in Naundorf;
das 6vjähr, Berussjubiläum der 76jäh.
Schriftsetzer Franz Bräter in Alten
burg. Es erschossen sich der Inge
nieur Franz Preller in Coburg und der
Einwohner Christof Wenig in Schern
berg (Beweggrund bei Letzterem Le
bensüberdruß); durch Sturz in's Was
ser setzten ihrem Leben ein Ziel der
Gutsbes. Gräfe aus Tissa und der
Handarb. Karl Schatte in Triptis.
Hessen- Darm st ad t.
-s- In Darmstadt der General z. D.
und Generaladjutant a la, suit« von
Trotha. Großes Aufsehen erregt in
Gernsheim die Verhaftung des Bür
germeisters Schad. Derselbe soll sich
»ines Einbruchsdiebstahls schuldig ge
mcicht haben. Der Weinhändler PH.
Schnell in Mommenheim, über dessen
Vermögen das Concursversahren eröff
net worden ist, wnrde unter dem Ver
dacht des betrügerischen Bankerotts
verhastet. —ln Offenbach sind zwei
angesehene Kau'leute unter der Anklage
der Wechselsälschung in Gewahrsam ge
bracht worden. Das letzter Tage in
der Provinz niedergegangene Unwetter
hat großen Schaden angerichtet. Jn
solge eines Wolkenbruchs wurde der
Bahndamm zwischen Gonsenheim und
Marienbronn auf eine Länge von 200
Meter zerstört. Die Weinberge zwi
schen Laiibenheim und Bobenheim sind
vollständig verwüstet. Viele Gehöfte
gingen infolge Blitzstrahls in Flammen
auf. Es feierten: die goldene Hoch
zeit die Eheleute Leyerzapf in Butzbach.
Decker in Wallertheim und Phil. Christ
11. in Wörrstadt; das SOjährige Amts
jubiläum die Lehrer Birkenhauer in
Alzey und Loos in Södel.
Königreich Bayern.
München: Aas dem israelitische«
Friedhofs erschoß sich der Kn'ninann
Kr-I'iiins der '"-»ß«
Am gleichen Tage erschoß sich in der
Akadcniiestraße der Oberamtsrichter
a, D. Nik. Frhr. von Stengel. 112 Ja
Aschaffenburg Stadtpfarrer Hofmann.
Zwischen der Stadtgemeinde Mün
chen und der Gemeinde Bogenhausen
schweben zur Zeit Verhandlungen,
welche auf die Einverleibung von Bo
benhausen in München (ersten Jannckr
l 892) abzielen. Die Universität
Erlangen wird von 1103 Studirendea
besucht.
Das erste Gcsangssest des evangelischen
KirchengesangvereinS für das Könige
reich Baiern wird am 7. und 8. Juli
in Rothenburg a. T. abgehalten.
112 In Schwabach Fried. Döderlein,
früher Pfarrer in Dürrenzimmern,
Deining und Holzkirchen im Reis.
In dem 1 Stunde westlich von Taferts
hosen gelegenen Dorfe Christershosen,
von nicht einmal 200 Einwohnern
wurde in den Psingstseiertagen unter
großem Andränge der Bevölkerung der
Umgegend von Dorsbewoyn.'rn das
Tiesel'sche Volksschau'piel „Fabiola"
zur Aufführung gebracht. Bürger
meister Ärebs in Wassertrüd ngen,
früher liberaler Landtagsabgeordneier
und Vertreter des Wahllreises Din-
kelsbühl - Feuchtwangen - Wa„ertrudin
gen ist wegen Unterschlagung von 37,-
000 M. in Hast genommen worden.
Ueber den Stand der Weinberge in
Franken läßt sich ungefähr Folgendes
sagen: Durch den letzten Winter haben
die Weinberge gelitten und sind nament
lich die ganz alten verloren und müssen
durch neue ersetzt werden. Der Ansatz
der Scheine ,st gering und erwachsen da
her sür den Winzer schlechte Aussichten
iür den Herbst.
Königreich Württemberg.
Kürzlich wurde gemeldet, dem Ochsen
bacher Gem?indepfleger in Brackenheim
sei mittels Einbruchs dl« Gemeindekasse
mit 2,800 M. gestohlen worden. Jetzt
ist nun der Gcmeindepfleger Scheible
verhastet worden, wegen dringenden
Verdachts, das Geld unterschlagen und
den Einbruchsdiebstahl fingirt zu ha
ben. 112 In Cannstatt Regierungs
rath a. D- v. Kegelen. Ein „Links
anwalt", Gottlob Schäf von Murr
hardt, wurde zu einer Gesikng»ißstr«fe
von 1 Jahr 8 Monaten nebst sjährigen
Ehrverlust verurtheilt. Derselbe hatt«
seit mehreren Jahren in Crailsheim
eine „RechtSagentur" errichtet, sich aus
Stadt und Land eine ansehnliche Kund
schaft erworben und n. A. die in Wash
ington lebende Barbara Hain aus Her
renzimmern, 0.-A. Mergcntheim, um
eine Erbschaft von I,SOO M. betrogen.
112 In Giengen a. d. Fils der sogen,
„kranke Johannes". Erhängt haben
sich: der Steinh. E. Reichard von Eh
ningen und der verheirathete Wilhelm
Hai st von Haberland bei Baiersbronn;
in Thilmei, bei Schlächters hat sich der
Postpractikant Klaiber aus Tuttlingen
erschossen; in Ulm trank die Kellnerin
Anna Eberhardt in selbstmörderischer
Absicht Salzsäure und stürzte sich dann,
von unsäglichen Schmerzen gepeinigt,
süns Stockwerke hoch herunter, wobei
sie sich den Schädel zertrümmerte.
Großherzogthum Baden.
Die Zahl der Studirenden an der
Heidelberger Universität hat mit 1325
in dem lausenden Semester eine zuvor
wohl noch nie dagewesene Höhe erreicht.
Das Scheffeldenkmal wurde an sei
nem herrlichen Platze auf der Schloß
terrasse, natürlich vorläufig verhüllt,
ausgestellt; es soll vorzüglich gelungen
sein. Bürgermeister Lichtenlhaler in
Herchen macht bekannt: „Den Burschen
der Gemeinde Leuscheid wird bis aus
Weiteres der Besuch jeder Festlichkeit
und der Wirthschaften in Herchcn hier
mit verboten, und werde ich Jeden, der
sich hier sehen läßt, ehne Weiteres arre
tiren uud einsperren lassen. Die Ju
gend von Leuscheid befleißigt sich in
letzter Zeit Rohheiten, die sie für das
Erscheinen in einer anständigen Gesell
schaft unwürdig machen," 112 In Kon
stanz Professor Mauron, bisher an der
Realschule thätig. Zwischen Krieger
verein und Denkmalsansschuß in Sins
heim droht ein Zerwürsniß, indem
ersterer verlangt, daß die 'Namen all'
Derer, dic den Feldzug mitgemacht, aus
dem gegenüber der Turnhalle auszu.
stellende» Kriegerdenkmal verzeichnet
würden, was von letzterem nicht ge
plant war,—Wie s. Zt, berichtet wurde,
sind in der Nacht vom 30. Septbr. aus
1. Octbr. v. I. in Schönwald 12 Hän
ser abgebrannt. Dem Amtsgericht
stellte sich nun der Schneider Ludwig
Kopsmann von dort unter der Selbst
anklage, daß er den Brand gelegt habe
Er sei damals von seinem Hausherr«
wegen des Miethszinses gedrängt wor
den, deswegen sei er erbost worden unt
so sei ihm der Gedanke gekommen,
„etwas anzustellen". K., ein herunter
gekommener Mensch, hat Familie mit 3
Kindern. Tnrch Erhängen entleibten
sich: in Dachsberg der Landw. Jehl«
(Ursache: Lebensüberdruß), in Heidel
berg ein Dienstmädchen (ans Liebes
kummer), in Kort die 25jähr. M. Kir
ner (um nicht als alte Jungser zu
sterbe»), in Thiengen der Dienstknecht
Baldischweiler von Strittmatt, in Tri
berg der Uhrmacher I. Haas von Grim
melsbach, bei Lörrach der Sandmache,
Schmiedle von Lüllingen.
Aus der Rheinpsalz.
Der Familie Schmitt in Forst ist
eine reiche Erbschaft zugesallen, in
dcm eine in New V)ork verstorbene Frau
Hanßmaiin derselben ca. 150,000 M.
vermacht hat. Dieser Tage traf nu»
die amtliche Nachricht ein, daß einer dei
beiden Vcrmaltungsbeamten, Nameni
Binder, 20,000 Dollars veruntreut
und, als man seiner habhaft werden
wollte, sich eine Kugel durch den Kops
gejagt habe. Die Erben sind jedoch
durch den zweiten Vermögensverwaltei
Burkhard», der für den Verlust hastba,
gemacht worden ist, sichergestellt.
In Frankenthal der Justizrath Joses
Forthuber. Der frühere Rechner de,
Ortskrankenkasse. F. Heigl in Kaisers
lautern, der in seiner Eigenschaft nach
und nach 6000 M. unterschlagen und
dies durch falsche Buchungen zu verdun
keln gesucht hatte, wurde jetzt zu Ijähr.
Gesängnißstrase verurtheilt. Der srü
here Buchhalter der gleiche» Kasse Wit
temer, der an diesen Unterschlagungen
beth eiligt war, ist nach Amerika entflo
hen. Die Sattlerssrau Kohl in Wei
senheim a. S. hat ihren Mann, mit dem
sie in llnfrieden lebte, bei einem Streit
durch einen Steinwnrf getödtet. Di»
zärtliche Gattin ist in Haft.
Elsaß-Lothringen,
-j- In Straßburg der Chemiker Karl
Wilhelm Kopp, srüher Professor an dn
Akademie von Neuenbürg und sodann
an der Chemieschule in Mühlhausen.
Jnsolge Lokalreibereien und Eifersüch
teleien hatten in Bischweiler die Ge
meinderaths Mitglieder zu Ehren de,
Fahnenweihe des Kriegervereins ihn
Häuier nicht geschmückt, sich auch zua
Empiange des Statthalters am Bahn
hofe nicht eingesunden. Als sie späte,
ans dem Gemeindehaus zur Vorstellung
der Behörden erschienen, wurde» si,
vom Statthalter ignorirt. Der Kas
sirer des Spar-und Darlehens Vereins,
der frühere Bürgermeister Friedrich
Mich l in DirliSheim, de» noch Unter-
schlagung von 27,000 M. flüchtig ge
worden war, hat sich in Zaber» im
Momente seiner Verhaftung erschossen.
In GrohblitterSdorf wurde der
14 Jahre alte Sohn des Mühlenbe
sitzers von einem 13jähr,gen Schuljun
gen erstochen, weil Schäfer von seinem
Lehrer gelobt und der andere getadelt
wurde. Das Ehepaar Amtsgericht
schreiber Behne aiiS Psirt wurde we
gen gewinnsüchtiger Fälschung des
Testamentes der vermöglichen Wittwe
Müller, welche sie bei sich ausgenom
men hatten, die Frau zu 3, der Mann
zu zwei Jahren Zuchthaus verurtheilt.
wiederum ist ein Gut in Lothrin
gen von einem Altdeutschen erworben
worden, nämlich das prächtige Besitz
tum Dauphin mit Weinbergen und
Dependenzen von dem Premier-Lieu
tenant a, D. E. Fürst sür 16,000 M.
Dieses Besitzthum gehörte dem Ban
quier Dauphin in Paris, Sohn deS
ehemaligen Notars Dauphin in Pange.
Braunschweig. Anhalt. Lippe,
Wal deck.
Die Namen derjenigen 4 Personen,
welche in Braunschweig bei einer Kahn
fahrt unlängst ertranken, sind Aug. und
Gustav AhrenS, Otto Benze und Albert
Züchner.—Wegen verschiedener Betrü
gereien wurde der Schuhmacher Wil
helm Bieberg in Langelsheim zu 1
Jahr 6 Mon. Gefängniß und 3 Jahren
Ehrverlust verurtheilt. —Die Handels
kammer erklärte sich für eine in Berlin
zu veranstaltende internationale Aus
stellung und trat den Petitionen gegen
die Monopolisirung elektrischer Anla
gen seitens derßeichstelegraphenverwal
tung bei. Der Rechtsanwalt Justiz
rath v. Basedow in Dessau ist wegen
Unterschlaguug zu 3 Monaten Ehrver
lust verurtheilt worden. s In Bern
derg der Bataillonscommandeur Major
v. Hiddessen. —Es seierten: das 50jLhr.
Dienstjubiläum der Superintendent
Langenbeck in Berndorf; das Sojähr.
Bürgerjubiläum der Fleischer Wilh.
Seelmann in Dessau.
Mecklenburg.
Der Kahsirer der Vorschußanstalt in
Ratzeburg, M. Stapeseldt, ist in Ham
burg verhaftet worden. Letzterer war
mit Hinterlassung eines Deficits von
180,000 M. in der von ihm verwalte
ten Kasse durchgebrannt. Rehna trifft
Vorbereitungen zur festlichen Begehung
des 100 jährigen Stadtjubiläums.
Unglücklichem Sturze erlagen: der
Zimmermann Ehmling in Gnoien und
der Maurer K. aus Mummendorf.
Oldenburg.
s In Vechta der Oberschulrath und
Seminardirector Franz Terbeck,
Den Tod durch Erhängen gaben sich in
Oldenburg ein Artillerist und ein Ka
vallerist, in Rastede der Fuhrwerks
besitzer Schr. Feuer zerstörte in
Uptloh das Wohnhaus des Landwirths
Klein.
Freie Städte.
Hamburg. Am 1. December v. I.
betrug die Einwohnerzahl in Eimsbüt
tel 46,154, Barmbeck 32,327 und Bill
wärder Ausschlag 23,961. Die Perso
nenzahl der gesammten Vororte Ham
burgs stieg von 60,242 im Jahre 1871
auf 245,337 im Jahre 1890. Im
Staat befinden sich 33,783 Wohnge
bäude, 1,600 andere bewohnte Gebäude
und 1,173 bewohnte Schiffe, Wagen und
dergl. Leerstehende Gelasse sind 7,101
vorhanden. HauShaltnngen gibt es 138-,
815, Anstalten 449. Die Wittwe deS
am 9. Januar cr. verstorbenen Fabrik
direktors Dr. G. Kempsf überwies den
Arbeitern in dessen Fabrik 20,000 M.
Eine verstorbene Dame hat zur Ver
schönerung des Zoologischen Garens,
sowie zur Beschaffung von Thieren für
denselben 21,000 M. letztwillig hinter
lassen.
Ein eigenartiges Ver
brechen ist vor K urzem in Odessa began
gen worden. Der Gutsbesitzer Tinnie
jess zeigte in den Zeitungen an, daß er
ein größeres Grundstück bei der Eisen
bahnstation Guilakowo für IV.VVV Ru
bel verkaufen wolle. In Folge dessen
meldeten sich zwei junge Leute, die sich
bereit erklärten, das Grundstück anzu
kaufen und 1500 Rubel anzuzahlen,
während der Kaufvertrag später ausge
fertigt werden sollte. Der Verkäufer
bat aber die Kauflustigen, ihm sofort in
sein Cabinet zu solgen, um die schrift
lichen Formalitäten aus der Stell« zu
erledigen, und dabei fragte er, wa» die
Herren aus dem Grundstück errichten
wollten. Die Käufer, welche als Wein
gutSbesitzer sich ausgaben, sagten aus,
eS solle dort eine Wein-Großhandlung
angelegt werden. Der ein« der Käufer
entnahm auch seiner Reisetasche eine
Flasche Wein, damit Tinniejeff den vor
züglichen Tropfen kosten solle. Kaum
halte er ein Glas Wein getrunken, so
wurde ihm schwindelig und er schlies
sofort ein. Als er mehrere Stunden
später mit wüstem Kopf erwachte, wa
ren die beiden jungen Männer ver
schwunden und mit ihnen 77,906 Ru
bel, welche Tinniejess in seinem Geld
schrank liege» hatte. Der Beraubte
hat sich erhängt.
Ein inPreußen seltenes
Vorkommniß, die Verleihung des Pro
sesiortitels an einen nicht akademisch
vorgebildeten Seminarlehrer, hat der
NeichsAnzeiger veröffentlicht. Der
erste Seminarlehrer in Köpenick, Fritze,
ist in dieser Weise ausgezeichnet wor
den. Fritze, der in Brandenburg 1833
geboren wurde, erhielt seine Ausbil
dung auf dem Seminar zu Köpenick und
ist dann zunächst alSElementar- und spä
ter als Seminarlehrer thätig gewesen.
In seinen Mußestunden beschäftigteer
sich mit dem Stud um des Sanskrit,
und zwar mit solchem Erfolge, daß
seine Veröffentlichungen sehr bald die
Aufmerksamkeit der Fachkreise auf ihn
lenkten und ihm eine Reihe ehrender
Anerkennungen einbrachten, nnter denen
die von der philosophischen Facultät der
Uuiversi ät Kiel schon vor mehreren
Jahren ausgesprochene Verleihung der
Doctorwürde besonder» hervorzudeben
ttt.
Vor einigen Tagen sand
man in einer engen Gasse der spanische»
Hauptstadt ein kleines Mädchen im
Alter von nenn Jahren, daS sich in
einem erbarmungswürdigen Zustand
befand. Sein Körper war ganz mit
blutjgen Striemen, blauen Flecken und
Beulen bedeckt, und es erklärte einem
Polizeibeaniten auf Befragen, daß eS
aus dem Palast der Herzogin von Ca
stro-Enriques entwischt sei, wo dies«
Dame es seit dem Januar dieses Jah
res in unerhörter Weise mißhandelt
habe. Eine polizeiliche Untersuchung
sührte zur Bestätigung der Angabe des
sanften nnd sympatbischen KindeS. Die
Herzogin, welche sich Donna Alvarez
Alonso y Banllo nennt und von ihrem.
Gatten, dem Marquis von
seit zwanzig Jahreu getrennt lebt, ist
43 Jahre alt und galt zu der Zeit, da
sie noch Ehrendame der Königin Jsa
bella war, als ein« der größten Schön
heiten von Madrid. Seit der Trennung
von ihrem Gatten lebt sie abgeschieden
von der Welt und duldet es nicht, daß
Jemand ihr Schlaszimmer betrete. Dies
ist seit zwei Jahren nicht gelüftet und
gesäubert worden. Im Januar dieses
Jahres brachte sie die kleine Julian»,
eine Waise, aus San Sebastian mit sich,
ließ sie während der Eisenbahnfahrt,
um das Reisegeld zu sparen, trotz der
scharfen Kälte unter die Bank eines
Wagens dritter Klasse kriechen und
dort ausharren, wobei sich die Li leine
Hände und Füße erfror. In Madrid
scheint die Herzogin die arme Waise
mißhandelt zu haben, lediglich um sich
an deren Qualen weiden zu können.
Als der Untersuchungsrichter mit dem
Verhör der Dienerschaft dieser Megär«
zu Ende war, sagte er: „Frau Alvarez.
ich verhafte Sie." „Wie", schrie diese
empört; „ich bin die Herzogin von
Castro Enriques." Der Untersuchungs
richter aber wandte sich an die Sicher
heitsbeamten mit den Worten: „Führen
Sie dies Weib ins Gefängniß. Das
Gesetz kennt solche Granden nicht."
In der Bevölkerung Madrids gibt sich
eine große Empörung gegen das teufli
sche Weib kund und sechzig Frauen ha
ben sich schon behufs Adoptirung der
kleinen Märtyrerin Juliana an den
Stadtpräfekten gewandt.
Von dem überaus selte
nen Fall einer Haargeschwulst im mensch
lichen Magen berichtet Prof. Bollinger
in der „Münch. Med. Wochenschrift".
Der Magen, der zur Untersuchung kam,
stammte von einem 16jährigen Mädchen,
das bei seinen Lebzeiten neben anderen
Leiden besonders über ständige Schmer
zen in der Magengegend geklagt hatte.
Es ließ sich dort auch eine Geschwulst
nachweisen, die aber für eine Neubil
dung gehalten wurde; die Kranke starb
bei dem Unvermögen, noch hinreichend
Nahrung auszunehmen, unter fortschrei
tender Abmagerung schließlich den Hun
gertod. Wie dann die Untersuchung er
gab, waren der außerordentlich gewei
tete Magen wie der wurstförmig gewor
dene Zwölffingerdarm durch eine Haar
massc vollständig ausgefüllt, die noch in
die Speiseröhre hineinragte. Diese
Haargeschwulst von 900 Gramm be
stand aus verfilzten braunen und dunkel
blonden Haaren, die durchschnittlich eine
Länge von lii Cmtr. hatten. Von derar
tigen Fällen sind in der ganzen medicini
schen Literatur bis jetzt erst neun Fälle be
kannt geworden. Die Geschwulst entsteht
in Folge von jahrelang sortgesetztem,
meistens heimlichen Verschlucken der
eigenen ansgekämmten oder in der Er
regung ausgerissenen, zuweilen auch
fremder Haare. Da es schwierig is<s
Haare absichtlich einzeln zu verschlucken,
so gehört entschieden eine größere
Uebung »nd eine besondere Technik im
Wickeln dazu, um sie leicht den Schlund
hinuntergehen zu lassen. Versucht man
eine Erklärung der Ursachen dieser ab
sonderlichen und geradezu lebensgefähr
lichen Gewohnheit, dic besonders dem
weiblichen Geschlecht eigenthümlich ist,
so kann man sie nur zu den krankhaften
Gelüsten oder Geschmacksverirrungen
rechnen, wie sie dei Geisteskranken,
Hysterischen, Bleichsüchtigen nicht selten
zur Beobachtung kommen; in manchen
Fällen mag auch Nachahmung die
nächste Veranlassung sein, weniger
Spielerei und Unart, Der eigenthüm
liche Hang beherrscht die Kranken auch
dann noch, wenn die Beschwerden sie
längst fühlen lassen, daß das Ver
fchlucken gefährlich ist.
Ein Zoll - Kuriofum,
welches wohl einzig in feiner Art da
stehen dürste, ist vom 'Hauptzollamt in
Duisburg zu berichten. Ein höherer
Gerichtsbeamter von dort ist ein leiden
schaftlicher Sammler von Schmetter
lingen. Um nun seine Sammlung mit
einigen seltenen, in Teutschland nicht
heimischen Schmetterlingen zn berei
chern, bestellte der Beamte sich dieselben
bei einem holländischen Händler. Die
Sendung kam auch richtig hier an, aber
nicht aus der Post, sondern auf dem
Zollamt, um dort gleich den übrigen
holländischen Waaren vor der Abliefe
rung mit dem üblichen Zoll belegt zu
werden. Warum? Weil die Zollbehörde
die Schmetterlinge als Geflügel be
trachtete und Geflügel zollpflichtig ist.
sogar schriftlicher Berwah
rnng, um die Zollbeamten zu der Ueber
zeugung zu bringen, daß aufgesteckt«
Schmetterlinge, wenn sie auch Flügel
haben, deshalb doch nicht nnter da» Ge
flügel gehören, sondern unter „Kunst
und Wissenschaft" eingereiht und des
halb zollfrei fein sollen.
—Ein dankbarer Patient.
In einem Berliner Krankenhause be
fand sich lSngere Zeit ein schwerkran
ker älterer Herr, bis der Tod seinem
Leben ein Ende machte. Der Kranke
hatte, wie die „Allgemeine Fleischer
»eitung" mittheilt, zu dem ihn behan
delnden Arzte, Dr. A., der sich stets
durch besonders liebenswürdiges Wesen
and große Gewissenhaftigkeit auszeich
nete, eine so herzliche Zuneigung gefaßt,
daß er, der kinderlos war, ihn adop
tirte. Der Verstorbene hat ein Ver
mögen von 1H Millionen zurückgelassen,
eilst, »ach dem Tode seiner Wittwe,
dem utwpi'.i-tc? ?-rzte zufallen wird
7
I» der Schul« »«» L«b««».
Ein rccht schneidiger Dienstmann, der
sich in seiner Blouse und rothen Mühe
wie ein Gentleman bewegte, hatte bi»
in die letzten Tage hinein seinen Stand
platz in der Nähe des Stettiner Bahn
hofes in Berlin. Seine ständigen Kun
den und er hatte deren wegen seine»
gewandten, anstelligen Wesens viele
wußten zwar,daß der Mann einst bessere
Tage gesehen hatte, Genaueres über
seine Vergangenheit kannten sie nicht.
Unser Gewährsmann ein früherer
Officier kennt den Dienstmann da
gegen sehr genau, denn letzterer hat
beim Regiment deS ersteren gestanden
und zwar als Degen-Fähnrich. Der
junge N. stach fast sämmtliche Osficiere
des Husaren Regimentes aus, bei wel
chem er eingetreten war, sowohl durch
seinen Aufwand im Allgemeinen, al»
auch durch feine schönen Pferde im Be
sonderen.
Er fuhr stets „Viere lang" und
seine Rennpferde starteten aus allea
großen Rennvlätzen deS In- und Aus
landes. Aber gerade der Rennsport
mit seinen kolossalen Wellen und dem
in seinem Gefolge gehenden Hazard
spiel wurde sein Verderben. Sein al»
unerschöpflich gehaltene» Vermögen zer
stob im Winde, er machte Schulde»,
Ehrenschulden, die er nicht bezahlen
konnte, er mußte seine militärische Car
riere aufgeben und stand nun gänzlich
mittellos in der Welt, ohne etwas Nütz
liches gelernt zu haben.
Seine ganze Hoffnung war nun Ber
lin, hier durfte er am ehesten hoffen,
eine Existenz zu finden und gleichzeitig
den Zengen seines einstigen Glänze»
aus den Äugen zu kommen. Aber e»
wollte ihm nichts glücken. Er wurde
Schreiber, dann Stadtreisender für
Seise Parfümerien, bis er endlich
Dienstmann wurde, um nicht Hunger
leiden zu müssen. Damit stand er sich,
nach seinem eigenen Gesländniß, noch
am besten, weil alle anderen Beschäf
tigungen ihm gar zu wenig eintrugen.
Vor zwei Tagen begegnete unser Ge
währsmann in der Friedrichstraße ei
nem vollendeten Kavalier, in dem er
zu seinem Erstaunen den bisherigen
Dienstmann erkannte. Vom Kopf bis
zu Fuß elegant gekleidet, drehte cr in
seinen behandschuhten Fingern einen
geflochtenen, silberbeschlagenen Sport
stock.
„Was Teufel, N., sind Sie es?"
„Jawohl, ich bin es!" „Sie sind ja
ein ganz anderer Kerl geworden! Ha
ben Sie in der Lotterie gewonnen, oder
ist Jhncn eine reiche Tante gestorben?"
„Leider keins von beiden! Mir geht
es kein Haar besser, als sonst; der
ganze Unt»rschied ist der, daß ich jetzt
spazieren gehe, während ich sollst „Ecken
stehe"! Hier haben Sie des Räthsels
Lösung!" Damit drückte er dem Andera
eine Karle in die Hand, auf welcher in
fetter Schrift gedruckt war: „Diesen
Anzug habe ich von A. A,, T-Siraß«
No , bezogen!"
Unser Gewährsmann konnte den ver
lleideten Dienstmann sofort in feiner
Thätigkeit beobachten. So oft er einem
anscheinend gntsituirten Herrn begeg
nete, so ost griff er discret in die Tasche
and drückte dem Begegnenden seine
Karte in die Hand, langsam von dan
aen gehend. Fast regelmäßig folgte
ihm ein langer Blick auf seinen wirklich
tadellos sitzenden Anzug.
Dic Schädlichkeit des Alkohols b«i
«iudern.
Die so oft behauptete und ebenso oft
bestrittene Thatsache, daß schon geringer
Alkoholgenuß für das zarte Kindesalter
gefährlich ist und ebenso wie der Genuß
inderer erregender Getränke (Kaffee,
Thee) im Kindesalter häufig die Gru.id»
läge zu späteren nervösen Störungen
»elegt, bestätigt eine Beobachtung de»
pros. Dr. Demme, die wir der „Zeit
schrift für SchulgesundheilSpflege" ent
»ehmen.
Es handelte sich um einen körperlich
mrten, sehr intelligenten zehnjährigen
Knaben. Der ängstliche Vater gab
dem Kleinen, nachdem dieser eine nur
leichte Halskrankheit durchgemacht hatte,
.zur Stärkung" mehrmals täglich an
fangs ein Schnapsgläschen, später noch
größere Mengen eines starken Weines,
»orzugsweise Malaga.
Wegen einer seit ungefähr zwei Mo
aalen allmählich hervortretenden Ab
nahme des Gedächtnisses suchten die
Tltern ärztlichen Rath nach. Die An
gaben gingen dahin: Es handle sich um
ein sehr auffälliges Fehlen des Erinne
rungsvermögens in dem Sinne, daß der
lknabe oft seinen Namen nicht mehr an
geben könne, entfernte Verwandte nicht
wiedererkenne und hin und wieder den
einfachsten, täglich gebrauchten Gegen
ständen nicht mehr die richtige Bezeich
nung zu geben im Stande sei. Nach
fragen ergaben, daß keine erbliche Be
lastung der Familie vorlag, sowie daß
zwei Geschwister des Kranken sich geistig
lind körperlich regelmäßig entwickelt
hatten. Der Knabe hatte seit nunmehr
zwei Monaten täglich zur vermeintliche»
Stärkung 1S0 —250 Gramm Malaga-
Weins erhalten. Als man jetzt jegliche
Darreichung alkoholischer Getränke un
terließ, erholte er sich nach 6 bis 3
Wochen vollständig; das Gedächtniß
kehrte ganz allmählich bis zur gewöhn
lichen Stärke wieder. Noch einmal
hatte der Vater dem Knaben in de,
hartnäckigen Annahme einer stärkenden
Eigenschaft geistiger Getränke Mittags
und Abends ein Weinglas Bier gege
ben, jedoch schon nach 2 bis 3 Wochen
wurde wieder eine deutliche Abnahme
des Gedächtnisses und Herabsetzung der
geistigen Fähigkeiten bemerkt, die sich
erst wieder hoben, als dem Alkoholge
auß gänzlich ein Ende gemacht wurde.
Immer im Geschäft.
Herr (zu einem Lehrling): Willst Du
einen Gruß bei deinem Principal be
stellen? Lehrling; Ja, zu wann joll
?r lein?