'M «lne M»ltk«»»rt««er»««. Der „Soldatcnhort" berichtet in sei «er letzten Nummer folgende wahre Be gebenheit: In dem oberbayerischen Städtchen Rosenheim herrschte an einem Junisonntag deS JahreS 1882 eine fieberhafte Aufregung. Kaiser Wil helm I. war in Begleitung deS Fürsten Bismarck und des Grasen Moltke im Hotel „Kaiser-Bad" abgestiegen, um mit Beginn des nächsten Tages die Reise nach Gastein fortzusetzen. Unter den Vielen, welche durch die festlich ge schmückten Straßen der Stadt zu dem hellerleuchteten Haufe hinauSströmten, befand sich auch ein Madel von unge fähr 21 Jahren, welches einen kaum vierjährigen Knaben an der Hand sührte. Auch sie wollte den Kaiser sehen, aber mehr noch den berühmten Feldherrn, unter dessen glorreicher Führung zwei Brüder von ihr gekämpft. Verzweifelt fah sie sich nach einem sicheren Obdach nm, in welchem fie es wagen durfte, ihren kleinen Bruder für eine kurze Stunde „einzustellen". Mühsam kämpfte He sich einen Weg durch das Gedränge; da in der Nähe deS von der Polizei ab gesperrten Gasthofes fiel ihr Blick auf einen alten Mann, aus dessen Uniform sie nicht klug werden konnte, ob er ein .Finanzer" oder einer von d«r Eisen dahn sei. .Bei dem stellst dein Buam ein —" dachte sie sich, und schon im nächsten Augenblick stand sie mit einem zier lichen Knix vor dem alten Herrn, drückte ihm ein Geldstück in die Hand und sagte: .Du, Finanzer, sei so guat und b'halt mir amal dös Büa- Verl bei Dir. In aner halben Stund kumm i wieder; i möcht' ma nur den Moltke anschau'n!" Ehe der alte Herr noch eine Erimderung über seine bart losen Lippen bringen konnte, war das schöne Kind verschwunden. Der klei ne Franzei hatte gar schreckliche Furcht. Schließlich beruhigte sich der Kleine, als ihm der Wärter seine Uhr an'S Ohr hielt und versprach, ihm recht süßen Lebkuchen zu schenken. Unter dessen kämpste sich die muchige Aetple rin durch den Menschenstrom in die vorderste Reihe der ehrfurchtsvoll Har renden. Wohl knixte sie vor dem Für sten Bismarck und warf dem greifen Kaiser Kußhände zu, aber der Erwar tete, Gras Moltke, wollte nimmer er scheinen. Mit finsterer Miene kam sie wieder beim Wärter ihres kleinen Bruders an. „Gott sei Dank, weil nur Du mit mci'm Franzei da bist. Ja weißt, Fi nanzer, die Zeitungen lüg'n wie ge druckt, Hab'ns g'fchrieb'n, der Gras Moltke kimmt un , nit is er kummi, Na, solche Leutsoppec ine soll'n dengerst Schtrixn kriagn!" „Weißt Du, Mädchen, die Zeitungen haben nicht ge logen. Moltke ist hier >n der Stadt, natürlich kennen ihn die Leute n,cht, darum wird er auch nicht gesehen." „Er ist da?" seuszte die Kleine schmerz lich au', indem sie dem Franzei zärtlich das blonde Lockenhaar streichelte. „O Jessas, die schönsten Alpenrosen gab i d'rum, wenn i den General seh'n lunnt," „Gut, sei's darum," mein» der alte Herr fröhlich und zog ein Bil let aus der Tasche, auf welches er einige Worte schrieb. „Hier! Mit die fem Zettel gehst Du morgen früh um L Uhr in das Hotel. Ich steh' Dir gut dafür, daß Dn daraufhin zum Feldmarschall vorgelassen wirst. Aber vergiß nicht die Alpenrosen!" .Ist'S auch wirklich wahr?" entgeg uete die Kleine zögernd, „Na, i werd's probir'n, aber dös sag' i Dir, Finanzer, hast D' mi ang'logen, dann trau Dich ja nimmer unter meine Anz'n. Ja, so bin i! I kratz Dir's aus, wenn i Di' sehg—und da — da hast noch a' Zwanz gerl. Kauf Dir a Maßt dafür, aber hörst, trink Dir koan Rausch an daool So, nun b'hnat Di Gott! Gut' Nacht," Mit einein behaglichen Schmunzeln ent fernte sich der so reichlich Beichenkte. Pünktlich um die neunte Morgen stunde stand die Veverl mit einem mäch tigen Blumenstrauß ausgerüstet unter der Thür des Hotels, vor der im gra vitätischen Schritte zwei Landwehrsolda ten auf- ii. lliederjchriuen. Mit schmun zelnder Miene nahm der dienstthuende Adjutant die Karte entgegen, und von ihm begleitet, schritt Veverl alsbald die teppichbelegte Treppe zu dem Salon empor, in welchem sich der Feldmarschall einquartiert hatte. Nach einer lurzen Meldung des Of ficierS öffnete sich die Thür, aber fch n in dem Augenblick, als Veverl die Schwelle überschritt, entfiel ihr, wäh rend iie laut rief: .Jessas M iria und a kloans Bi i'el Joief!" der Blumen strauß. Sie stand vor demselben, der ihr gestern das unartige „Franzei" ver »ls sie sich von ihrem ersten Schrecken erholt. „Herr General, gewiß lst'S valir, ik' ja nix dafür, daß i Jhna nit kennt la Lächelns streckte ihr Moltke die Hand entgeien, „Fürcht' Dichnichl, Kieme," sprach er, „wir bleiben die Alten Ich dank' Dir iür Deine Blnmen und lner dasür geb' ich Dir diesen «iegesthaler. Pieniiig gefchentt hast, noch was werih Ist," Mir einem huldvollen Lätieln ward Veverl entlassen. Der Sieges lhaler ist b,S jetzt als ein heiliges An denken in ilirer Familie vereyri worden. Gras Moltke bat aoer oft mir -Vergnü gen erzälilt, wie er sich als ttmderjrau Ausgebildeter Geruchs sinn „Was ltiust Du, il lga, wenn Dir Dein Anbeter ein PiU'uei ictncti?" Eollegiin „Bor it .in riech- ich daran, ob lein Armband drin uc.il!' Der beste Beweis für die Unuachah nlich eit des Original» nnd die—Nachahmungen. »er Fetischismus in »srtk«. Der Fetischismus in Mittelasrika re sultirt aus den Bestrebungen der Einge bornen, irgend etwas zu finden, was ihrer Meinung nach geeignet ist, sie vor den ringsum lauernden Gefahren der Natur zu schützen. Naubthiere und giftige Schlangen, Krokodile, Fluß Pferde, gefährliche Jnfecten, mörderische Fieber, der Neid der Nachbarn, all' das bedroht den Wilden am Congo in seiner körperlichen Sicherheit, und da dars es nicht Wunder nehmen, wenn er aus Schritt und Tritt Unheil ahnt und in Folge dessen bemüht ist, die feindlichen Gewalten sich günstig zu stimmen und sich zu schützen vor den Schrecknisse», die ihm zu jeder Stunde des Tages und der Nacht drohen. Vollgesogen mit Aberglauben, vermeint der Eingeborene in einer Welt von Hexerei und Zauberei zu wandeln, in einer geheimnißvollcn Echreckensatniosphäre, die alle seine Boren durchtränkt und ihn solcher Art reif macht für den blinden Glauben an die Macht seiner Zauberer. Auf feinen Wanderungen im dunklen Erdtheil hat E. I. Glave, einer von Stanleys Officieren, die Mysterien die ser Tausendkünstler wit die überra schende Einfalt der naivenVolksstämine, bei denen erweislich noch niemals ein Zweifel Raum gegriffen Hot, genau stu dirt. Niemals wird, so erzählt er jetzt einer amerikanischen Monatsschrift, ein Eingeborener den Finger eines Anderen berühren, denn diefer dZnnte ja vom Teufel besessen sein und die teuflische Influenz würde durch die Berührung in den Körper des ersteren übergehen. Und er wird eS niemals versäumen, ehe er sich zur Ruhe begibt, um seine Hütte einen Kreis aus Asche zu ziehen, denn über diesen Wall vermag Moloki, der Teusel der Nacht, nicht zu gelangen. Die Zauberdoctoren werden bei eini gen Congostämmen „Monganga", bei anderen „Nganga Nksi" genannt. Der Fetischmann ist dem Eingeborenen ge genüber in allen übernatürlichen Din gen eine Autorität, er ist der „ehrliche Makler" zwischen dem Congo Neger und den teuflischen Mächten. Dabei hat jeder Stamm, jeder District seine anderen Gebräuche und Ceremonien, und ein Fetischmann, der beispielsweise am untern Congo ein ganz hervorragen der Zauberer ist und mit all den vielen Teufeln nahezu aus dem Du Fuße steht, wird zu einer Null, zu einem einfluß losen Menschen, wenn es ihm beisall-n sollte, sein Domicil zu verändern und sein Geschäft mehr in das Innere des Landes zu verlegen. Bei dem Ba-Congo-Volke in der Gegend des unteren Eongo, deren Hauptstadt San Salvador ist, wo Kö nig Ntela residirt, dem die Portugiesen den Titel Pedro V. gegeben haben, fin det man ganz curiofe Beifviele des Fe tisch Systems. Eine der bemerkenswer thesten Ceremonien ist die des „Ntimba", die Einführung der Knaben und jungen Leute einer Stadt in die Mysterien und dcn Ritus ihrer „Religion". Jedes Torf in dem Gebiete deS unteren Congo besitzt eingeiriedete Plätze, in welchen die Feltifchmänner wohnen. Hat nun ein Jüngling Lust, sich dem ebenso einträg lichen wie hochgeachteten Bernse eines Fetiichinannts zu widmen, so braucht er nur an einem Markttage oder gelegent lich einer öffentlich«,, Ver ammlung platt ans den Bauch niederzufallen und eine Ohnmacht, einen Schlagansall oder eine andere beliebige Krankheit zu siniU' lircn. Die Feiischmänner wissen dam: schon, was sie zu thun haben. Im Nc ist der Novize in von den Nganga umringt, die ihn in ihre „Festung" schleppen. Den Leuten wird erzählt, Luemba oder Nsaki oder wie der Bursche beißen mag. sei todt, mausetodt, hin übergegangen in die Welt der Geister von wo die Nganqa ihn aber, wenn auch uiller einem anderen Namen, schon zu, mtbringen werden. In der schule des Fetischismus wird hieraus der Jnglmg zu allererst mit Kreide schneeweiß angestrichen und dann erhält er -in Hemd ans Paiiiienblcuter» oder einen Unterrock aus weit vom Körper abstehenden Bambusstreifen, welch' letz terer Toilettegegenstand auf ein Haar einer Crinoline ähnlich ficht. Weiter als zur Lieferung dieser sehr sin pen Kleidungsstücke gehen die Fe tiichiiiäi n r n>cht, denn die Vertösligung de „Todten" überlassen sie dessen An verwandten, welche sür den von hinnen k, q>naenen läglich Nahrungsmittel bei der unnauniing der Fetischmauu Behau siiiig ablie ern müssen. Di« Novizen durun sich in den Wäldern ergehen, und vor il.rem eintönigen Gesang er qrnien die Weiber eilendS die Flucht, i. » leimn, weiblichen Wesen ist es ge st., tel, einen Nkimba-Schüler von An gl ».t zu Angesicht zu sehen.... All n äbiich wird dem Lernenden die eigene 1r euerspraäe der Nganga beigebracht, kno n enn er tue einmal inne hat, so be ginnt die Lehre von den Doctrinen des Flujiltemus, Nicht selten gejchieht es, daß man einen ungläubigen »der be gr, stufige» Zögling, der es z. B. nicht bc greisen will, daß schwarz weiß ist, zur Erk«riung dieser Lehre grüo und blau schlägt. Hat der junge Mann ober seine SiUdien zur Zuirledenheit der Deisler vollendet, was, je nach der In telligenz des Zauberlehrlings, Mona»e »der Jahre dauern kann, so wir' er an einem gewissen Tage unter Beobachtung mannigiacher Ceremonien zu seinen El tern zurückgebracht, jedoch nicht mehr als Luemba oder Njaki, sondern «lS .liinlila Luemba" oder „Nehama Nsaki", Namen, die ihm während seines Au entHalles in der Einsriedung gege ben worden sind. Run ist er selbst ein Fetischmann und wenn er mit einem Kollegen zusammen trifft, so wird er seine GesichtSmuskeln wohl zu beherrschen wissen und an ihm mit ernster Miene vorübergehen Glave niinn't woyl nicht nili Unrecht an. daß die mer geschilderte Art nnd Weise, wie die Felischmäniier ihren Gebräuche jener portugiesischen Missio näre sind, welche nach Diago CamS Entdeckung des Congo sich in San Sal vador und Umgebung ansiedelten. Der Nkimba ist unbekannt in den Gegenden Manyanqa und Lukunga, zweihundert Meilen von der Küste, wohin die Prie ster in jenen Zeiten selbst l ei ihren ent ferntesten Reisen nicht zu dringen ver mochten. Aber zwischen diesen Distrie ten uno San Salvador findet man di« Nkimba - Umzäunungen fast in jedem Dorfe. Glave zieht Vergleiche zwischen dem Anstreichen des Körpers mit Kreide und den weihen Kutten der Mönche, dem Verbot des Blickes eines Weibes auf die Nkimba - Novizen und den, Umstände, daß keines Weibes Fuß eines der Klö ster im Gebiete von San Salvador be treten durste, dem Erlernen einer neuen Sprache und dem Latein des katholi schen Ritus, dem Geben von neuen Namen und der Gepflogenheit der Prie ster. einen zum katholischen Glauben übergetretenen Eingeborenen Bruder Ignatius oder Vater Hyacinthe zu nen nen, nnd schließlich zwischen dem angeb lichen Tode des Nkimba - Novizen und seinem Wiedererwachen zum Leben. Man wird zugeben, daß die Nganga dcn Jünglingen der Districte am unte ren Congo den Eintritt in das „Ge schüft leicht machen. Hingezen ist es in allen anderen Gegenden der Congo Re gion geradezu ein Kinderspiel, Fetisch mann zu werden; es gehört dazu, wie zu alle» Dingen in diesem Leben, nur ein Bischen Glück, und jeder Einzelne verma?, ein echter und rechter LoU rnlrclo man, sich höchst eigenhändig zum Zauberpriestsr zu „weihen". Wer da Fetischmann werden will, der braucht nur ein wenig mehr Erfolg aus der Jagd, beim Fischfang oder im Kriege zu haben, als die übrige Congo-Menschheit, braucht nnr irgend einer hervorragende That zu thun die Leute, die ja Alles ans die Wirkung übernatürlicher Ge walten zunicksühren, bekommen vor dem „Auserwählten" einen heiligen Respect .... und der Mann ist auch schon Zau berer und eröffnet zugleich seine Nieder lage von Fetischen, als da sind: Kräu ter, Steine, Federn, Hölzer u. A. in. Der Fetischmann, der seine Prosession versteht, befleißigt sich eines bedächti ge», würdevollen Ganges, einer tiefern sten Amtsmiene, eines stets ge'ieimniß vollcn Wesens und ei»er blumen- und sprnchreichen Redeweise. Interessant ist eS, daß die Eingebo renen Mittelasrikas eine Ceremonie be obachten, welche sehr an unser mittel alterliches Gottesgericht erinnert. Wenn man vermeint, daß ein Congo Neger sich gegen eines der Gesetze seines Stam m's vergangen habe, so sind gleich die Nganga bei der Hand, um zu eruiren, ob der Betreenffde schuldig oder un schuldig ist. Um dies herauszubringen, besitzen sie das Moundo oder Nkasa, :in Pflanzengist, welches aus der Rinde eines gewissen Baumes verfertigt und mit W isser gemischt wird. Je weniger Waffer dem Giste zugeschüttet wird desto tödtlicher wirkt es, und in Folge dessen liegt es ganz im Belieben der Nganga, den Angeklagten aus dem Got tesgerichte als einen Unschuldsengel, Ver am Leben bleibt, oder als todten Bösewicht hervorgehen zu lassen. Tritt der letzlere Fall ein, so thut das Volk ein Uebriges, indem alle waffentragen den Männer dcn Körper des Gerichteten noch mit ihren Speeren durchboren. Es liegt, wie gesagt, im Belieben der Nganga, bie Stärke des Giftes zu be messen. Aber sie sind gescheite Leute, diese Fetischmänner, und ehe sie an die Verdünnung des Giftes gehen, lauschen sie da und dort hin, um zu hören, wie die Stimmung im Dorfeist, ob für oder gegen den Jncnlpatcn, und sie Handeln dann immer nach der Meinung der „compacten Majorität", fo daß das Resultat des Gottesgerichts stels die große Mass« besriedigt. In Glaves Schilderungen findet man noch mannigfache Gebränche ausgezäylt, die uns ganz europäisch anmuthe». Der Schrei der Eule um Mitternacht gilt am Eongo genau so wie bei unserem abergläubischen Land?olke als das Zei chen, daß der Tod durch das Dors zieht uno sich ein Opfer sucht, und wenn die Eingebornen die Klage des Todten vogeis vernehmen, so eilen sie zu feinem Standplätze uni trachten, ihn mit Stöcken und Steinen zu vertreiben. Und sogar der Darwinismus, freilich der umgekehrte, hat am Eongo Einga ig ge funden. Dort existirt der Soko, eine große Assenart von der Spe ies der Gorillas, der, wenn wir den Eongo- Negern Glauben schenken wollen, von einem Menschen abstammt, welcher in längst vergangenen Zeiten in Folge von Schulden und anderen Unannekm ich keiten Mit seiner Familie in die Wälder floh, um solcherart aus radikale Weiie außer Schußwene seiner Gläubiger z» kommen, D>e halten nun freilich das Nachgehen, aber der durchgebrannte Schuldner verwilderte im Urwalde und seine Nachlomnnn wurden A.fen. Und so stamm! am Eongo der Affe vow Menschen ab. Auch ein Honorar. Rent ner T.: Aber, verehrtest«? Herr, Sie haben mir da eine Rechnung geschickt: „Zür eine RechtSbelehrung zehn Mark' ich entsinne mich wirk lich nicht. Rechtsanwalt: Bitte, denken Sie doch daran, wie wir uns neulich aus der FriedrichSbrücke trafen, wo Sie links gehen wollte» und ich Ii» belehrte, daß Sie der Polizeiord nung nach recht» gehe» müßten ist das keine RechtSbelehrung? Drastischer Beweis. „Herr Goldbaum, ich möcht' Sie bit'en um e' klein'S Darlehen, um zu gründen e' Geschäft!" „Was hilft's, wenn ich Ihnen Geld geb ? Sie lr ngen'S doch zu Nichts Sie haben eben kei nen Unternehmungsgeist!" .Na. Herr tNoldbavm, damit Sie sehen, daß ich hab' 'n unternehmenden Geist, bltt' ,ch Sie, mir »u geven dw Haod Zbrer - D>« Mcnsck>e«flt»«cr in d«r Türkei. Am 15. Juli 1890, Morgen» nach 5 Uhr, verließ ich zu Wagen Bazont, von meinem RechnungSbeainten Herrn Me jor begleitet, um die Bauarbeiten des gegen Karakeni zu, etwa 2(1 Kilometer entfernten Theiles meiner Sektion einer neu zu erbauenden Eisenbahn zu inspi eiren. Ein hcrrlicher Morgen war an gebrochen, ein, seit Wochen ungetrübter tiesblauer Himmel verhieß hohe Tages tenipcratur, vor der wir rechtzeitig ge borgen zu fein hofften So waren wir etwa sechs »>lomeler weit gefahren, und mehrere bcladene Fuhrwerke überho lend, in ein Defile gelangt, ohne irgend wie Auffälliges bemerkt zn haben. Am Ein- und Ausgang dieses Desiles be findet sich je eine Karaula (Blockhaus). Der Zaptleh in der ersteren Raraula hockte im Untergewand und bloßsüßig vor der Thür, damit beschäftigt, feinen Morgenkaffee zu bereiten. Mit sliich tigem Gruße fuhren wir weiter, sorglos plaudernd, e!wa ei» Kilometer. Da tritt, wie ein Nebelbild, plötzlich vor uns die Erscheinung dreier, bis an die Zähne bewaffneter Männer in bnl garischer Tracht; schon sind sie den Pserden in die Zügel gefallen, schon hat ein Vierter den Arm des Kutschers ge packt, der seinen Revolver ergreifen wollte; ein rascher Blick seitwärts, und ich sehe drei andere Gestalten neben dem Wagen auftauchen. Indessen war schon mein Kutscher gebunden, und im herri schen Tone riesen uns zwei der Gesellen zu, vom Wagen zu steige». Um ihren Worten etwas mehr Nachdruck zu geben, legten sie gleichzeitig beiderseits ihre Gewehre aus uns an, ein Argument, dem wir keine Veranlassung hatlen, uns zu verschließen. Wir gehorchten also, und nun eröff neten uns die Vertreter der Gruppe", daß wir ",l',oc> Lire zu erlegen hätten. Im Falle wir diese Summe nicht bei uns hätten, würde uns bis zum Ein treffen derselben eine Villeggialur in den Wäldern offerirt. Es hals uns nichts, aus dcn im schreiendsten Mißv rhältnißl znm geforderten Betrage stehenden Jn- Zwischen einein Spalier von Rcpetirge wehren sührte man uus nach rückwärts, die Straße entlang. Indessen hatten sich auf derselben zahlreiche Fuhrwagen angesammelt, die von den Briganten am miren. Das b!oße Kommando des Ka pitäns: „Halt hier eine halbe Stunde!", unterstützt von einem im Anschlag stehen den Schützen neben dem vordersten Wa gen, genügte, um eine Kette von 4V Wagen anzuhalten. Keiner der Fuhr leute machte auch nnr den Versuch. unS zu Helsen; in das Packstroh des Wagens versteckt, betrachteten ne tbctlnahmslos das Schauspiel, Wir wurdcn an dcn Fluß geführt, Huckepack hinübergetragen und nun in rascnder Eile den gegenüberliegenden Berzabhang hinaufgetrieben. Gezo gene Handichars mahnten uns nach drücklich zur Beschleunigung des Tem pos, so vst unsere Kräfte zu erlahmen drohten. So stiegen wir an hundert Bieter empor, und hier wurde, gedeckt von einem Felsvorsprung, Rast geboten. Tie Ränder, die nur schlecht türkisch, etwa? besser griechisch, unter sich aber arnaulisch eine Misch sprache ans griechisch, türkisch und ita lienisch) sprachen, erklärten nnn, wir halten brieflich fofort Mvl? Lire zu ver langen, deu Brief würde unser Kutscher an seine Adresse befördern. Würden wir aber, so hieß es, wagen, Zaptiehs zu verlangen oder sollten auch nur uusere Freunde Miene machen, die be waffnete Macht zu unserem Schutze aufzubieten, so flögen beim ersten Ver suche uirere beiden Kopse. Die ver lockende Aussicht auf diese Doppelhin richluug lam denn auch in unferem depe chenartigen Schreiben zum stim niungsro.lcn Ausdruck. Indexen hatte sich doch das Gerücht von dem Geschehenen verbre tet. Zap tiehs eilten auS dem benachbarten Ka raulas herbei, nnd plötzlich ertönten Schüsse. Neugierig erhoben wir, im Grase zum Schreiben gelagert, die Köpfe, da heißt es schon „Ducken!" und in der That schlugen dicht neben uns die Ku geln ein; die eine derselben bewahre ich noch heute als Andenken. Der Eapitän, an solche Scenen mehr gewöhnt, als wir. cvlnmandirte in aller Seelenruhe: „Zwei Martini (nämlich zwei Mann NM Marlini-Slutzeu) vor!" und wie am Manöverplaye, akkurat, ruhig und g lassen, vollzieht sich die Bewegung. Zwei Mann Wersen sich auf einen vor aelaaert n, bafttonaitigen Felsen und eewilern das Feuer der Zaptiehs. So werden beider eils zwöis bis fünfzehn Schüsse abgegeben. Endlich verstummt das ,;euer beiderseits, wir heben die Köpfe, die Zaptiehs haben sich, der Tapfcrieil besseren Theil erwäliiend. in die Karaula zurückgezogen, und nun begibt sich einer der Räuber hinunter au die Straße, übergibt dem bis dahin gesangen gehaltenen Kutscher unsere Briese und schon sehe ich meinen Wagen in rasendem Galopp nach Bazont fahren. Wir aber ziehen weiter. Schweigend, nur mit gezogenem Handschar winkend, treiben uns die Räuber zur Eile an. Unter dem 38. Breitengrade brennt die Sonne ich.n um 8 Uhr Morgens gehö rig heiß. Nach anverthalbstündigem Anstieg aus kahler, nur stellenweise mit Buichweri bew.ichsencr Felslehne haben wir dcn Kamm erreicht und damit auch schattiges Gehölz vor uns. Zwei Sch iarrpoi en werden an die Lisiere be ordert, wir lagern uys erschöpft im Ja »ern des Waldes. „Also wie viel Geld hast D» in Ba zont?" herrschte mich der Hauulmann an, nach ein wir an einem Trunk Was ser unsern Durst gelabt. So weit war ick nun schon Orientale geworden, um lieraus ni.m direkt zu antworten, son drrn in gebrochenstem Türlijch eine lauge Geichichiezn erzählen, daß ich mit Gcld gar mch.s zu thun habe, daß die Kassa anderwärts in ESkischchir sich be finde, daß nur zeitweilig größere Sum men von Stambul anlangten, und daß so auch dieLire, die er verlangt, erst von dort gesandt werden müßten. Gegenwärtig seien etwa vier bis süns Lire in Bazont. Mein Begleiter, Mejor, bekam Ner venkrämpse ob der Frechheit, wie er meinte, mit der ich jetzt noch Späße mache. Ich ließ mich aber nicht beir ren, und in der That hatte meine Aus kunft den Räubern zu denken gegeben. In demselben Moment hatten auch die Schnarrposten durch einen eigenthümli chen, der Wildlaube abgelauschten Lock rus die Annäherung von Zaptiehs an gezeigt. Der Hauptmann fliegt an die Waldlisiere, wirst sich aus alle Vier, und so läuft er buchstäblich mit assen artiger Behendigkeit dcn Waldsaum ab, nirgends mehr als den Kops über das dcn Boden bedeckende Laubwerk erhe bend. Nach der Jnspizirnng des Waldsau mes kehrte der Üi'apilän beruhigter zu rück. Immerhin halte er Zaptiehs ge sehen, die, uns ziemlich dicht aus der Spur, die Versolgung ernstlich auszu nehmen gewillt schienen. Dieser An bl ck ch ennichteinstu'jlosaufdieweiteren Entilyiießungen der Bande zu bleiben. .Wie lange braucht," so frugen sie, „die Post von Stambul bis Biledjin?" Wir begriffen, daß an diesem Ende der Hebel anzusetzen sei, um namhafte Preisreduk zils, um II) Tagesstationen sür den Courier vorzuzählen. Hierzu käme noch der Ausenthalt in Stambul, bis so viel Geld herbeigeschast zc., so daß ich die Frist, die unsere Couriere in 4 Tagen durchmessen, aus 14 Tage schätzen konnte. Nach eingehender, abseits ge führter Berathung der drei Oberränber eröffneten sie uns, daß sie sich mit 1000 Lire zusriedenstellten. wenn selbe am nächsten Tage erlegt würden. Sie wollten Herrn Mejor entlassen, mit der Bedingung, daß er sich mit oder ohne Geld am nächsten Tage wieder einzu stellen habe; in ganz weißer Tracht, be gleitet von einem Manne mit rother Leibbinde, damit beide weithin sichtbar seien, so sollten sie über die Straße von Biledjin gegen Bazont ziehen; an einem gerigneten Punkte würde man sie ab fassen, das Geld übernehmen und mich alsbald freilassen. Die Räuber schwuren heilige Eide, daß sie mich indessen gut behandeln und mich wohlbehalten abliesern würden. Mittlerweile war es 11 Uhr geworden. Herr Meji r machte sich aus den Weg, von zwei Räubern bis an einen Punkt geleitet, von dem er die Straße sehen konnte. Lr hatte mir größte Eile und energische Aktion versprochen. Es war nicht eben das Gefühl völli ger Beruhigung, mit dem ich nunmehr allein, unter Larven die einzige fühlende Brust, mit der Bande zurückblieb. Ge gen Mittag machten wir uns auf den Weg, da die Späher wieder sich nä hernde GenSdarmen avisirten, und nun ging es psadloS bergauf, bergab, durch unwegsames Dickicht, dann wieder an jäher Felsenwand kletternd, ohne Aufent halt stundenlang. Es wäre ermüdend, wollte ich des Weiteren schildern, wie mir siebin Tage in steter Suche des Ge> des seitens der Räuber und der Räuber seitens meiner Befreier vergingen. Die Qualen der wachsenden Verzweiflung zu schildern, die mich ersaßt, als ich, ohne Nachricht von der Außenwelt, Stunde um Stunde, Tag nm Tag ver rinnen sah, ohne zu wissen, ob über Haupt an meiner Rettung gearbeitet werde und in welcher Art, dazu wäre meine Zeder nicht mächtig, Sonnabend Vormittag endlich gel 'ng Diener zu treffen, der aufs Gerathewohl aiiSgeritten war, um die Bande in den Wäldern zu suchen und mit ihr Stunde und Ort sür die Geldübergabe zu ver abreden. Hierbei wurde jedoch das Lösegeld von tausend aus sünszehnhnn dert Psund erhöht und Sonnabend Abend wurde das Lösegeld an der ver ibredelen Stelle übergeben, mit eineni nicht unbeträchtlichen Quantum an Vik tnalien aller Art, das die Banditen sich »u?bednngen matten. Endlich, endlich um 8 Uhr Abends treffen zwei der Räuber mit dcn erbeu teten Schätzen und Vorräthen bei der Bande ein, inbelnd begrüße ich die schon kaum mehr erhoffte Freiheit, muß aber vorher von allen mitgebrachten Es- und Trinkoorröthen kosten, um so die Räu ber vor etwaiger Vergiftung sicher zu stellen. Nach halbstündigem Marsche, von einem Räuber begleitet, treffe ich Herrn I>ie>or und meinen Diener, diedas Geld überbrach, hatlen. Nach zweistündiger Wanderung tras ich meine Pserde nnd nach einstüttdigem Ritt war ich um Mit ternacht in Bazont wieder angelangt. Man sollte nun glaube», daß dle tür kichen Behörden sofort nach meiner B-- sreiung Alle: aufgeboten hätten, um der Räuber und mit i.inen auch der erpreß ten Sun nie i abHaft zu werden, um so mehr, al.- die Regierung selbst zur Wie dererstattung dieser Summe unzweiiel hait verps.ichtet ist und diese Verpslich ?uch prinzipiell anerkannt halte. Mit lichten. Gegenüber dieser Landplage hält die Pforte ihr altes Prinziv des Nichlthuns inirecht. Die Eiviibehörden, insoweit sie nicht mit den Räubern ein oerstanden find, was vielfach behauplet wird, be sitzen weder die Routine, noch die Orga nisation zu einer thalkrä'tlgen Ik'.ion, Die Gendarmerie ist ein verwahrlostes Corvs, zwar gut bena'fnet, aber ohne Schulung, großentheils muihlos. Die Beoölter.ng verhält sich aus Furcht vor Rache bestensalls indifferent, großen theils lerstet sie durch Verproviautir ing den Brigamcn Borschub. Ss geoeitit denn das Ränberhandwerk lustig weiter und bildet eine im Abendtande und« ka»nte von Reisennsuilen, ge gen die bisher noch keine Aijekuranzge «Uschnd versichert. G e r s o n. Der schS»« Robert. Robert Haßler, von seine», zahlrei chen Bekannten nur „der schöne Ro bert" genannt, war ein prächtiger Mensch: Gewandt in feinen Bewegun-. gen, zu jedem fröhlichen Streich aufge legt, ein unermüdlicher Tänzer, ein witziger Tafelredner. Außerdem besaß er eine derartige Gutmüthigkeit, daß er etwaS fertig bekommen hatte, wessen vor ihm kein anderer Sterblicher sich rühmen konnte. Seit zwei Jahren nämlich wohnte er als Chambregarnist bei dem Fräulein Amanda Käsebier, einer ebenso tugendhaften wie wortrei chen Jungsrau, deren Alter in sagen haftes Dunkel gehüllt war, von der indeß unumstößlich feststand, daß sie seit zwanzig Jahren Zimmer vermiethete und seit zehn Jahren in allen Tonarten auf das qejamiute verrätherische mann liche Geschlecht schimpfte. In Folge dessen hielt es Niemand bei ihrer unermüdlich thätigen Zunge lange aus; nur Robert Haßler blieb standhaft wohnen und wurde deshalb allgemein wegen seiner Langmnth ge priesen und bewundert, allerdings von einigen ganz unreisen jungen Leuten auch als guthinüthigcs Schaf bemit leidet. Leider hasteten dem schönen Robert neben seinen vielen Vorzügen zwei bös artige Fehler an, er war grenzenlos eingebildet, so daß er sich dem zarten Geschlecht gegenüber für völlig unwider stehlich hielt, und er rannte mit eiserner Ausdauer jedem niedlichen Gesicht nach, welches ihm ein holder Zufall irgens - dcn Weg führt. „Wenn ich nur wüßte, wie ich den Robert endlich einmal von feiner thö richten Eitelkeit und Poiifürwilth heilen könnte!" seufzte oftmals fein bester Freund, der Buchhalter Alsred Schlemm, dessen reizender Schwester Anna der schöne Robert bereits seit einigen Jahren auf Tod und Leben die Eour schnitt, ohne jedoch jemals von dem leichtsinnigen, schinetlerlingsarti geu Umflatterten zu einem verständigen VerlobungSantrage übergegangen zu sein. Es war im wunderschönen Monat Mai. Robert wollte soeben sein Zim mer verlassen und den gewohnte» Gang nach dem Bureau antreten, als der Postbote eintrat und ihm ein zier liches, süß duftendes Brieflein einhän digte. Neugierig öffnete der schöne Robert dasselbe und las mit wachsender Erre gung : Hochgeehrter Herr! Die Liebe wagt, was die strengen Regeln des Auslandes eigentlich verlne ten. Nachdem ich Sie so lange nur aus der Ferne bewundern durste, muß ich Sie endlich einmal Auge in Ange spre chen. Gewähren Sie meine Bitte und besuchen Sie um drei ein halb Uhr die Lehmann'schs Conditorei in der König sstraße; ich werde auch dort sein. Zum Zeichen, daß Sie mir wegen meiner Kühnheit nicht zürnen, tragen Sie, bitte, einige Veilchen im Knopfloch. Ich hoffe und harre in Liebe! Eine Unterschrist wies das einladende Schreiben nicht auf. Vergnüglich pfeifend, rieb der schöne Robert sich die Hände. „Das ist ein samoses Abenteuer," mnrmelle er lachend, „wenn die Ande ren das wüßten, sie würden bersten vor Neid". Nach Schluß der Bureanstiinden, um drei U!>r, eilte er sofort, ohne sich Zeit zum Mittagessen zu gönnen, mit Veil chen geschmückt, in die ihm bezeichnete Eouduorei un) setzte sich in das zu sei- Qualvoll langsam schlichen die Minuten sür ihn dahin. Um seine innere Unge duld zu betäuben, trank er eine Flaschi Selterswasser nach der anderen, riß er ein Journal nach dem anderen vom Zei^ Endlich, als er bereits bei der vier ten Flasche jenes unschuldigen Stoffes und bei der siebenten Zeilschrift ange langt war, klingelte es an der Laden lhiir und er vernahm im Nebenzimmer leise, langsame Schritte. Das mußte die Erwartete sein. Der schöne Robert athmete tief aus; er preßte die Hand auf's Herz und ver drehte die Augen in der scheußlichsten Weise. Nach einigen Augenblicke» bangsten Harrens, wurde die in das Lesezimmer führende Thür schüchtern zeössiiet, und über die Schwelle hüpfte mit mädchenhaftem Lächeln eine hagere, eckige Gestalt, von schwerer Seide um raukcht, in der einen Hand einen riesigen Fächer, in der andern ein noch riesigeres Roienbouquet schwingend die ebenso tugendhaste wortreiche „Alle Weiter!" dachte der schöne Ro bert ärgerlich; „was mag denn die alt: Schachtel gerade jetzi hier zu suchen ha ben ? Die hat sich wohl zu rrgend einem UeburtstagSseste so herausgeputzt!" Amanda aber trat ohne Weiteres aus den Tisch zu, an welchem Robert Platz genommen hatte, legte eine Hand liebe voll aus die Schulter und sah ihn so un sagbar zärtlich an, daß er unter diesem Blick angst 01l sich duckte. „Also hal mich meine Ahnung nicht betrogen?" slöleie sie mit ihrer sanften Stimme. „Sie sind es, mein theurer, junger Freund, dem ich eine Flamme im Herfen entzündet habe? Aber warum denn haben sie das nicht schon früher zeiagt?" Der schöne Robert schlug sich mit der geballten Faust gegen die Stirn,um sich zu versichern, daß er wirklich wach sei? er war selsemest davon überzeugt, daß hur irgend ein unseliges Mißver ständlich o w ilten müßte und bemühte sich, die lieäesentslammte Wirthin mit einigen Worien daraver aufzuklären, jedoch umsonst! die Kehle war ihm wie jugeichuürt, er vermochte keinen Laut hervorzubringen. Zu sei em Aeger erschien gerade daj Laden,näschen und setzte mit einem oer rälherijchen Zucken um die vollen Lip Pen einen mit Apjelkuchen und Schlag - sahne bedeckten Teller vor Amanda nieder. Dies half dem armen Robert über die erste gräßliche Verlegenheit hinweg, denn Amanda wich züchtig einige Schritte zurück. Kaum aber hatte das Mädchen sich wieder entfernt, als die alternde Jung frau von Neuem an ihn heranrückte, ihren knochigen Arm um seine Schulter legte und holdselig flüsterte: „Warum sprechen Sie nicht, geliebter Freund? Hat das Glück Sie so schweigsam ge macht?" „Mein Fräulein, Sie befinden sich in einem gewaltigen Irrthum," ächzte Robert mühsam; ich begreise garnicht In diesem Augenblick wurde hastig von außen die Thür anfzerissen; ver wirrt schaute Robert auf und wäre vor Scham am liebsten aus dem Fenster gesprungen, denn in dem Rahmen der Thür zeigte sich sein theurer Freund Alfred Schlemm mit der reizenden Schwester Anna und verschiedenen guten Bekannten männlichen wie weib lichen Geschlechts. „Wir scheinen hier eine sehr interes sante Zusaminenkunst zu stören," sagt« Alsred lühl und Höstich. „Wir bitten vielmals um Entschuldigung." „Im Gegentheil", rief Robert eifrig, „ich weiß gar nicht, was diese würdige Dame eigentlich von mir will". „Treuloser. Du sragst noch?" schrie Amanda entrüstet, sich von ihm losma chend; „hören Sie selbst, meine Herr schaften !" Sie zog aus der Tasche ein mit feuchten Küssen getränktes Papier nnd las pathetisch: Schon lange schmachtet mein Herz nach Dir, Du liebliche Amanda Käsebier! O ende, ende endlich diese Pein, Stell' heut Dich beim Eonditor Leh mann ein: Tie KönigZstraße ziert sein stolze» Haus Komm um vier Uhr und stille mein Verlangen, Bewaffnet mit dem schönsten Rosen strauß, Ich selber werd' im Schmuck der Veil chen prägen. „Hier," schloß die Vorleserin trium phirend, „ist mein Rosenbonquet und dort prangt er im Schmuck der Veil chen." „In der That," sagte Alsred mit derselben Nuhe wie zuerst, „Sie haben Recht, gnädiges Fräulein. Entschuldi gen Sie die Störung." Verstohlen kichernd entfernte sich di« ganze Schaar. „Wie konnten Sie Ihre Liebe nur s« verleugnen?" begann nach einer kurzen Pause Amanda Käsebier mit zartem Vorwurf. „Hören Sie endlich auf mit diesen albernen Redensarten!" brüllte de» schöne Robert wüthend, „ich glaube wirk lich, Sie sind auf Ihre alten Tage noch närrifch geworden!" „Ungeheuer! Schlange!" zischte di» jnngsräuliche Amanda, „Du hast ein argloses Mädchenherz gebrochen!" Damit wankte sie bebend zur Thü» hinaus. Der schöne Robert aber blieb zurück, eine Beule des heftigsten Verdrusses. Mit einem Schlage war es ihm klar ge worden, daß sein treuloser Freund Al fred das ganze unfreiwillige Rendez vous sammt seiner Zuichauerschast ver anlaßt hatte, daß dieser Bösewicht ihn wie seine Wirthin Amanda durch di« schrecklichen Verse und das süß duftend« Billet hierhergelockt habe, um du schmachtende Amanda sür ihr ewiges Gekeife aus die Männer zu bestrafen, ihn selbst aber von seiner Eroberungs sucht gründlich zu heilen. Geknickt erhob sich der schöne Robert, bezahlte sein Selterswasser und Aman> das Ap'elkitchen mit Schlagsahne, und schlich davon, um sich eine neue Woh> nung zu suchen; in Amandas jungfräu liches Heim wagte er sich nicht zurück. GeHolsen aber hat die bittere Medi cin ; denn ein halbe« Jahr später ver lobte sich der schöne Robert mit Fräulein Anna Schlemm. Ich selbst habe aus der Hochzeit den Eontre com mandirt. Im Vertrauen gesagt: e, steht heute ganz gehörig unter ihrem allerliebsten Pantoffel der schön« Robert! HcineS Lorclcy. t!" Onkel: „Siehst Du, das freut mich von Dir, daß Du Dich um Deinen Onkel annimmst und es Dich tränkt, wenn man ihn schimpft!" Peperl (schluchzend): „Ja, g'rad' Ich muß eincu so dummen Onkel ha ben !"