s Die GlüSSdlume. DaS Trinitatisfest, der Sonntag nach Pfingsten, hat sür die Bewohner des Thüringer Waides eine eigene Bedeu tung. Nach altem Glauben und fort geerbter Ueberlieferung sind an diesem Tage die Pflanzen und Kräuter der Berge mit geheininißvoller Krast er füllt, wer sie pflückt, der heilt damit Krankheiten des Leibes und der Seele. Aber auch den Sonntagskindern ist der goldene Sonntag, wie ihn die Waldbe wohner nennen, hold. Denn an ihm geschehen Zeichen und Wunder. Aus stiller Halde läuten dann Wunderblu men von nie geschauter Schönheit, und wer offene, helle Augen hat, der entdeckt wohl auch in einer um strippten Fels spalte die ersehnte Glücksblume. Die muß er pflücken und an sich stecken, nicht aber wieder achtlos fortwerfen. Denn sie erschließt ihm unterirdische Paläste mit Kästen und Säcken schimmernden Goldes. Und findet er auch diese viel leicht nicht—das Glück wird er sicherlich stnden. So mancher Bergmann. Hirte oder Holzhauer ist durch die Glücks blume ein reicher Mann geworden, nicht immer an irdischen Gütern, aber an Schätzen, die ihm Niemand rauben konnte. Trinitatisfest war eS wieder einmal, und Maientag dazu. Die laue Lust schien wie erfüllt von Dust und Sang. DaS war ein Blühen und geheiinniß volleS Drangen in der Natur, wie ein Ausringen nach Sonne und süßer, schaf fender Lebenskraft. Wie warmer, bese ligender Liebeshauch ging es durch die Welt. Ans einem der tief zwischen steilen Waldbergen eingeschachtelten Gebirgs dorse flieg am Nachmittage ein junges Mädchen seitwärts eine von einem Ouellwafser durchplätscherte Schlucht hinan, um dann einen schmalen Fuß pfad einzuschlagen, der sich über den Rücken eines malerisch zerklüfteten, buchcnbedeckten Berges zu dem eine gute Stunde entfernten Nachbardorfe zog. Es war des Schulmeisters Lore, eine stattliche, hübsche Erscheinung mit asch blondem Haar, das sich in mehreren stattlichen Flechten kranzförmig um das Haupt schlang. Sie hatte den Hut ab abgenommen und an den zusammenge knüpften Bändern über den linken Arm gehängt. Zuweilen blieb sie stehen und ließ die bunten Augen mit sichtlichem Wohlbe hagen die glatten, grauen Buchenstämme hinan zu dem lichtgrünen Wimpsel strei sen. Sie lauschte dem Gesang der rings um schmetternden Bogel oder blickte Lber die mit Farrenbüscheln. Felsgeröll und Buschwerk aller Art bedeckten Berg wand hinunter in die waldumsSumte Sonne über die still in den Abend auf ragenden Wipfel und Bergfpitzkn, und aus der Tiefe hallte jetzt eine Dorfglocke herauf. Sie schien es ni.?t allzu eilig zu ha ben. Denn jetzt bog sie von dem ei gentlichen Pfade ab und tauchte seit wärts in daS Dickicht des Waldes ein, zwischen Ranken und Büschen sich einen Weg bahnend, die rauschend hinter ihr zusammenschlugen. Aus einmal leuch tete es in ihrem Gesicht auf. Sie bückte sich rasch uud pflückte eine Mai blume, deren Dust sie mit Wohlbehagen einsog. Und nun entdeckte sie noch eine, dort ein ganzes Büschel, und sie beugte sich auf's Neue nieder, bis sie einen hüb schen Strauß zusammen hatte, den sie Mit Gras umwand uud in den am Arme hängenden Hut legte. Jetzt hob sie sich über die Büsche etwas fori und hielt Ausschau. „Dort drüben liegt mein Weg," sagte sie sür sich and schritt nun in die ser Richtung weiter. Und wie sie so unter Blumen und Blättergrnn dahin ging, vernahm sie aus der Tiefe den sanft verhallenden Klang einer Kirchen glocke. Da fiel ihr erst wieder ein, daß ja heute der goldene Sonntag sei und sie über den Berg einsam wandele, von dessen wunderiamen Sagen und Mären sie schon a!s s'. ind gehört, und die noch jc !)! znwn e >. in den iviuterlichen -piun stnben d e Runde machten. Ein ganj leises st'? ne» überkam sie plötzlich und sie schai. - ich uaw.llkürlich'scheu um, ob nich' au irgend einer Felsspalte oder d? > Dickicht eine geheimnißvolle Gestalt a» tauche. Dem war nun nicht so. Aber geheuer schien es ihr dach nicht mehr so ganz zu sein. Der Wald schien ihr jetzt wie bezaubert und je weiter sie fortschritt, um so mehr kam auch über sie eine ganze Zauberkrait. Es mußte doch wohl Iva >r sein, was die alten Leute erzSdllen, daß SonntagS hielt endlich hochanfathmcnd wieeer an dem vorhin verlassenen Wege. Da lag ein von glänzendem Moos überzogener Felsblock, wie geschaffen und hingestellt zum Ausruhen. Lore ließ sich darauf nieder. Nur ein paar Minuten, dachte sie, und dann geht's ohne Ausenthalt hinunter iu's Dorf. Da aber kam erst der rechte Zauber über sie. Ganz deut lich vernahm sie, wie es durch den Wald, über das zusammenschauernde Laub cint.ergetrippelt kam, wie aus viel tau-end windigen Füßcken, ei» »knistern m>d leises Rieseln, gleich flinken Nadel stichen. Sie sah sich um; doch sie ver mochte nichts zu entdec'«». Dann kam es durch die Lust gezogen, ein Ziehen und Schweben, Summen und Wetzen; es flimmerte und schillerte, die Blumen begannen zu läuten, die Zweige schienen, wo sie sich berührten, heimlich Zwiesprach zu hallen ein Wun der war geschehen im Walde uns die Lore saß mitten darin mit stockendem Athen, und fuclienden Auge». Ihre Lustigleit war dahin, sie selbst nicki reiht, wie es gekommen; doch mitten in all den Waldspuk hu:em, da tauchie immer ein freundliches Ge sicht hinein und das sali sie traurig m Und nun ihr Ll.ck zufällig den S rauß von Maiblumen traf, da fiel es ihr wie Schuppen von den A,' n »nd sie wufite plötzlich, was all das Raunen und Rau schen bedeuten solle, daS sie umgab, seitdem sie die Blumen gepflückt, sie wußte auch wem dies Gesicht angehöre. Sie warf den Kopf halb ärgerlich ein wenig in die Höhe, als wolle sie eine Last abschütteln und sich frei machen oon einer so drückenden Schuld. Stur das Eine stand fest, daß sie heute Jemand weh gethan habe, heute und vielleicht schon manchmal. DaS war der stille, blaffe Sägemüller aus der Obermühle, der Bincenz, ihr alter Schulkamerad. DaS war eine in sich gekehrte Natur, abgeschlossen und wenig zugängig. Er hielt es nicht mit den Burschen im Ort. Wenn die Räder feierten, dann saß er hinter den Büchern oder schlug sich in den Wald. Er hatte einmal Lehrer werden wollen: doch als einziger Sohn mußte er das Handwerk feines Vaters lernen. Seit dem vor einem Jahre er folgten Tode des Alten faß Bincenz nun als eigener Herr einsam auf der Obermühle. Sie wußte es längst, daß er ihr von Herzen zugethan war; trotzdem reizte es sie, seine stillen Huldigungen unbeachtet zu lassen. Nicht daß sie ihn etwa nicht leiden mochte, aber sein Wesen stimmte ihr zu wenig zu dem Bilde, daß sie sich von dem Manne entworfen hatte, dem sie einmal angehören sollte. Warum mied er jeden Tanz? Warum sah er sie nicht einmal kecker, muthiger an? Sie hätte ihm dann vielleicht einen strafenden Blick müssen zuwerfen, aber im Innern hätte sie sich doch gefreut. Da waren die Anderen doch viel mann hafter in ihrem Austreten! Jmmerdie ses ruhige, stille Gesicht, das dann, wenn sie ihn etwas schnippisch abfer tigte, so traurig in die Welt sah. Er konnte ja ihr doch mal eine zurechtwei sende Antwort geben! Was in aller Welt brauchte ein junger, hübscher Mann und hübsch war Bincenz trotz dem, das mußte sie im Stillen zugeben! den Kopfhänger zu spielen? Wohl habend. fein eigener Herr! Gewiß, sie hatte ein Recht, ihm ernstlich böse zu fein und in das andere Zimmer zu flüchten, wenn er mal bei ihrem Vater zum Besuch einsprach. Sie blickte aus die Maiblumen nieder! Sonderbar! Wieder beschlich sie ein Gefühl, als habe sie etwa- abzubitten. Gewiß, sie hatte ihm weh gethan. Als sie heute Morgen aus der Kirche kam und an seinem Gartenzauu vorüber schritt, da harrte er schon und bot ihr mit schüchternem Gruße einen Strauß frischzepslückter Maiblumen an. Ja, wen» er doch dabei nur gelächelt hätte! Aber dteses fchwermüthige Gesicht! Es ging wirklich nicht. Sie hatte kühl ge dankt und war weiter gegangen. Hätte sie sich aber nur einmal umgeschaut, vielleicht wäre sie doch zurückgerannt and hätte die Blumen sich geholt. Ten» der Viucenz sah jetzt wirklich aus, wie ein tiestranriger Mann. Lore mußte heute in der That ver >aubert sein. Noch nie hatte sie sich so diel Kopfschmerzen um den Bincenz ge macht, als gerade heute. Dann kam ihr der Gedanke, als würde sie gar nicht wieder aus dem Walde heraus kommen, wenn sie sich nicht vornähme, manches wieder gut zu machen. Ranken and Reben würden fie immer dichter iinfchließen, die Büsche rückten zusam men. sie süße verzaubert mitten im Walde, wie die stolze Prinzessin im Märchen. „Bincenz!" rief sie Plötzlich, „im Nrunde meiner Seele hab' ich's ja nie böse mit Dir gemeint." Sie horchte aus. Es raucht« ver lehmlich durch die Wipfel, geheimniß voll schwebte eS aus Busch und Strauch. „Siehst Du, Bincenz, ich will Dir luch irgend etwas Gutes thun, das Dich sreuen soll. Ja?" ' In die'em Augenblicke schlug über ihr ein Fink an. Es klang wie ein zeller Jubelschrei. Und ihr selbst vnrde es wieder leicht ums Gemüth. Sie sprang auf. Da siel ihr Blick auf :ine einsam am Wege blühende, glän zend bunte Blume. Sie erschauerte eicht. „Die Glücksblums'" flüsterte sie. Wie Sonnenschein sluthete es über ihre Seele. Sie näherte sich ein paar schritte der seltsamen Blume. Dann zielt sie wieder still. "Wenn ich sie pflücke, dann hätte ich den Schlüssel zu meinem Glücke i« den Händen!" Sie Iberlegte kurz. Dann sagte sie: „Nein, dleibe stehen und blühe fort! Ich will mich besinnen, was ich thun soll, es nieder gut zu machen. Und hab' ich es zeiuuden und komme zurück und ich finde dich noch hier, dann will ich es als ein Zeichen nehmen, daß ich es vollbringen soll." S>e schritt rüstig fürbaß jetzt weiter. Der Wald schien ihr nicht mehr verzau bert. Es blühte und duftete ringsum, oon allen Zweimen sang es und in ih rem eigenen Herzen da zwitscherte eS zuck«, imm-r läuter, immer vernehmli ter: „Thu es, Lore, thu' eS!" Da ltosrkam es sie seltsain. Sie mußte erst lächeln, dann lachte sie hell und sröhlich, bis sie aus einmal zu laufen begann und nun im wilden Uebermuthe durch den mailichen Wal» eilte, bergab, die Landstraße entlang, bis zu dem Dorfe, wo sie dochroth, dach n»il leuchtenden Äugen bei der Base ins Stübchen trat, den beabsichtigten Besuch zu ma chen. Die Sonne stand schon tief über dem Berge, als Lore >ich zain Heimweg rü stete. Ties aal suchte sie nicht die Dorfklraße auf sondern schlug einen !w>sckea Äur eii entlang lausenden Psad -in, ter am ><>otiesa er ausmündete. aing > »g am, »nd Blicke lie fen über die Meißen ter Gräber. Die Tonne fi-n'ct e in den Urcnzen und j eialliaf-tn, nu cht« über die tötenden Killern, Urnen und mit E »eu und « Imme« grün i>vkrwua>e> leaSteinplatten jund ipikitc wie mit glitz.rnde» Nadeln durch die geneiilen Landkronen der ' !rane>> hen uns dnnlel anfragenden ' .u. Ob,u am Gottesacker, nur wenige Hügel vom Zaun, sah sie den Todten gräber in einer bereits halb ausge schaufelte» Grube stehen. Sie wußte, daß man hier oben in der Ecke diejeni gen der Erde zurückgab, welche freiwil lig aus dem Leben geschieden waren. Unwillkürlich blieb Lore stehen und schaute ein paar Minuten der traurigen Arbeit des alten Mannes zu. Nun hielt dieser inne, wischte sich ausath mend den Schweiß von der Stirn und lehnte sich auf den Handgriff der Schaufel. Als er Lore erblickte, nickte er grüßend. „Für wen ist daS Grab?" fragte jetzt die draußen Stehende. „Da soll morgen die blonde Bärbel hinein," antwortete der Todtengräber, „wir zogen sie gestern früh aus dem Teich am Dorfe." „Die hübsche Bärbel? Das ist trau rig !" „Ja, 's ist eine traurige Geschichte. Sie war wirklich 'mal die hübscheste von allen Mädchen hier und trotz aller Armuth hielt sie sich wie eine Prinzessin. Keiner der Burschen hier war ihr gut genug. Eines Tages hieß es —es mögen wohl schon an fünf Jadren her fein sie habe sich mit des Sägemül lers Bincenz von drüben heimlich ver hobt." „Mit dem trauriger Gesicht?" Der Alte schüttelte den Kopf. „Damals war es noch nicht so trau rig. Da konnte der Bincenz noch laut auflachen. Ich hab' ihn so manchmal hier gesehen und immer meine Freud' an dem hübschen, wackeren Menschen gehabt. Er hätte sie glücklich gemacht, denn er meinte es ehrlich mit der Bär bel. Aber in der Bärbel war das Blut ihrer Mutter. Eines Sonntags, als der Bincenz wieder herüberkam, da war fle verschwunden, mit einem Som mergast, der in der Forstet gewohnt hatte, in die Welt gegangen. Sie be trog ihn und wurde dann selbst betro gen. Alles rächt sich, Alles. Nach einem halben Jahr war sie wieder da, nichts brachte sie mit als die Schand. Späterhin, als das Kind da war, muß sie sich wohl in aller Noth an den Bin cenz gewandt haben, oder er hat davon gehört. Er war edel genug und ließ sie nicht verhungern. Aber herüberge kommen ist er nicht mehr, niemals mehr vor ihr. Nur gestern hat er vor ihr gestanden, als sie im Rasen lag, kalt und blaß. Da hat er sich umgewandt und geschluchzt wie ein Kind. Es ist ein guter Mensch, viel zu gut für die meisten Weibsleut, DaS hat sich auch die Bärbel wohl gesagt. An der hat die Reue und der Gram gefressen, »nd ba hat fie's gethan, was der Mensch nicht thun soll." „Da kommt der Bincenz wohl mor gen wieder?" fragte Lore. „Nein, der kommt nicht mehr herüber. Ir hat ein gutes Stück Geld hier zu rückgelassen, damit alles hübsch gemacht wird, freilich ganz still. Das ist so Sitte." Der Alte schwieg und sah aus ein mal dem am Zaun stehenden Mädchen schärfer in's Gesicht. „Sonderbar, sonderbar!" sagte er, langsam den Kops schüttelnd. „Je mehr ich Euch anschaue, um so mehr staun' ich über die Aehnlichkeit mit der Bärbel. Nur Ihr seid wohl etwas sanfter, auch das Aug' ist nicht so sah nig und flackernd, wie bei der Bärbel, seht, ich habe nuu schon Hunderten die tzte Wohnung ausgeschaufelt, oberes ist, wie in der Natur, wie mit den Manzen. Die einen welken ab und sterben und dann kommen andere, damit es draußen nicht leer werde. Die Rose von heute sieht aus wie die, welche wir gestern gebrochen. Gott meint's gut, das ist gewiß, und -r ist gerecht. Ja, ja! Aber die krbeit drängt." Er nickte grüßend »nd begann dann aufs neue auszuschau feln. Auf dem rosigen Gesicht der Lore lag im tiefer Ernst, als sie jetzt langsam durch die Buchen hin die Bergwand er klomm. „Also das hat ihm am Gemüth ge ragt all' die Jahre," murmelte sie sür ach hin. „Er trauerte um ein verlore nes Glück, und als ein wunderbarer Zufall mich ihm zuführte, da ward es nieder hell in ihm und er begann an',' Nene zu hoffen. Armer Vincei.z! iZie habe ich Dich verspottet und zurück gestoßen, obne zu wissen, was ich damit lyuU Ab»r noch ist ja Zeit, manches nieder gut zu machen. Und ich will es thun." Lore begann plötzlich eiliger vorwärts zu drängen, als hinge Alles von den nächsten Minuten ab. „Tr>nilaii?fest," sagte sie nach einer lleinen Pause. Bielleicht war es wirk lich eine Fügung, daß ich gerade heute an dem Kirchhos vorübergehen mußte! Bielleicht ist's auch sür mich heute ein goldener Sonntag!" Sie dachte »n die Glücksblume droben am Wege ind wieder beschleunigte sie ihre Schritte. dämmerte bereits etwas unter den Bäumen, als sie nun über den Kücken des Berges ging. In Duft »ehüllt lag die Ferne; aus den Wald schluchten zog es in leichten Schleiern herauf, da und dort huschte noch ei» letzter Gluthftreifen der scheidenden Tiefe, aus der hie und da ein einsames Dorf herausgrüßte. Lore hielt jetzt etwas an und begann langsamer zu gehen, die Blicke suchend von hüben nach drüben sendend. Aus einmal stieß sie einen leisen Schrei aus. Sie hatte gesunden, wonach sie emsig zespäht bis jetzt. Dort lag der b« mooste Felsblvck und unweit davon leuch tete ihr die Glücksblume entgegen. «Hast Du doch auf mich gewartet?" rief sie fröhlich aus. ,O das ist schönl Und nun will ich Dich brechen und das Glück dann festhalten, wenn eS mir follte besch e t sei».- bückte sich nieder, um mit zittern den Händen die gebeimnißvolle Blume >u pflücken. Ein leises letztes Rauschen jog durch den Wald. Sie erschauerte leicht, daiu! brach sie kurz entschlossen Jn diesem Augenblicke war es ihr als zwänge eine magnetische Krast sir, aufzublicken. Sie that eS, und aber mals hätte sie beinahe einen Schrei ge than, halb des Schreckens, halb der Freude. Drüben unter den Bäumen hatte sie die Gestalt des Bincenz er kannt. Er kam ihr entgegen. Sie raffte sich auf, die Blume wie einen schützenden Talisman vor sich haltend. Bincenz sah blaß und ernst aus, aber kein unfreundlicher Zug flog über sein Antlitz, als er Lore jetzt gegenüber stand. Er grüßte sanft und sagte: „So spät nock) allein im Walde? Dit Nacht kommt bald." „'s ist meine Schuld, Vincenzl Ich war drüben im Thal!" Vincenz zuckte fast merklich zusammen und antwortete nichts. „Sieh' hier, Vincenz, was ich habe! Eine Glücksblume, gepflückt am golde nen Sonntage." Er nickte fchwer müthig. Lore fuhr fort: „Heute Mor gen, Vincenz, da habe ich etwas gethan, was ich jetzt bereue. Du warst mir ge wiß sehr böse." Vincenz schüttelte den Kopf. „Böse war ich Dir nie. Ich wollte und konnte Dir nicht böse sein. Wen das Schicksal einmal ernst anfaßt, der verzeiht gern und leicht, wo nur Ueber muth ein wenig fehlte." Lore sah ihn dankbar an. „Sienfr Tu," sprach sie, „heute Mor gen nahm ich Deine Maiblume nicht an. Ich betrübte Dich. Ich will es gut machen. Nimm diese Blume mit, trag' Dir das Glück in's Haus." „Das Glück?!" Er lächelte bitter. „Das Glück geht nicht mehr über meine Schwelle. Behalte sie, Lore, und möchte Dir immer treu bleiben, was mich sür immer verließ." Sie hob den Kopf hoch und sah ihn voll und strahlend an, daß ihm unwill kürlich unter diesen Blicken das Herz höher schlug. „Vineenz!" sagte sie und ihre Stimme hatte eine seltene Weichheit in diesem Augenblick. „Willst Du daS Glück nicht hier Dir mit fortnehmen, dann hole eS morgen in unserem Hause. Ich nehme die Blume mit. Bist Du das zufrieden?" Er schien seinen Ohre» wohl zuerst nicht zu trauen. Dann aber kam über ihn eine gewisse Erleuchtung. Ein Glanz unendlicher Seligkeit schimmerte auf feinem Antlitz herauf. Er tastete uach ihrer Hand, die sie ihm nicht ent- Zog. „Lore," hastete er endlich horaus, „verstehe ich recht —Du könntest wirk lich es ist ja nicht möglich nicht möglich " „Doch doch, Bincenz! Vergiß doch nicht, es ist ja heute der goldene Sonn tag. Wenn Du nicht glaubst, zerfließt all der Zauber wieder." „Ich möcht's ja gern glauben, Lore! Darf ich's den» wirklich?" Sie antwortete nichts mehr. Sie lächelte nur und ein aussteigendes Roth spielte ihr über Schläfe und Hals. Sie nickte nnd wandte sich bald ab. „Lore! Also ich darf morgen kom' men?" «Ja. ja!" „Und Du liebst mich?" „Das das will ich Dir morgen sagen, wenn Du die Blume Dir holst!" Sie riß sich los. „Leb' wohl, Bin gen;! Aus morgen!" Sie eMe wald einwärts, so rasch sie die Füße trugen. „Auf morgen!" wiederholte Bin cenz, der noch immer wie verzaubert auf derselben Stelle stand. „Auf mor gen! O, mein Gott, noch kann ich'S kaum fassen. Nun kommt doch noch das Glück zu mir." Unten mitten anf einer sanft ab fallenden Bergmatte hielt Lore sür einen Augenblick athemschöpfend an. Sie trug die Blume noch immer in der Rcchien uud beschaute sie strahlenden Antlitzes. Und nun hielt sie dieselbe hoch wie ein SiegcSpanier. Sie stieß einen Juchzcr aus, den das Echo der Berge hallend wiedergab. Dann, die Blume fröhlich vor sich her schwenkend, eilte sie über die Wiese hinab in das Dorf. Alles war jauchzende Frende an ihr. Sie wußte, daß sie heute das Glück mit nach Hause brachte. Das Trinitatisfest hatte mit feinem heilkräftigen Zauber uun auch ihr Herz gefangen und gewonnen, au dem über müthigen Sountagskinde ein holdes Wunder gethan. Rückwirkung. „Frau Müller, Sie haben ja ein, ganz geschwollene Backe!" „Ja, mein Mann hat gestern a' biSl zu viel getruw ken!" Schreiben, Zeichnen, Malen, welche dieser graphischen tiiinite ist die edelste? Ein Beispiel möge diese Frage lösen. Das Comite eines Bcreines zur Gründung eine! Wohlthatigkeitsfonds wirbt Mitglieder. Es lommt unter anderen auch zu drei Perionen. D-r Eine sagt: Ich werde sür die Zache schreiben. Der Zweite: Ich werde zechten. Der Dritte: Ich werde euch was malen. Jetzt kann Jeder die obige Frage selbst beantwor ten. «»» „L«tbt«u" »«» Prt«»«» »»« Wale». Die seltsamen Enthüllungen des Lon doner Processes, in welchem nicht der als Falschspieler entlarvte schottische Baronet Sir Gordon--Eumming, son dern der Prinz von Wales die uner wünschte und unfreiwillige Rolle der Hauptperson spielte, hat das Interesse des Publikums an dem hierzulande ver hältnißmäßig wenig bekannten Bacca rat-Spiel wachgerufen. Dasselbe ist in den französischen Clubs sehr populär, und von Paris hat es der Prinz auch wahrscheinlich nach England importirt und durch seinen allmächtigen Einfluß als „tlis kirst iZuAlisl, Avntlvmao" zum Spiel der vornehmen Clubs und intimen Cirkel riar oxovllvnos erhoben. Entstanden ist es aus dem früher ebenso beliebten Macao, und unterscheidet sich von ande ren Kartenspielen, bei denen überwie gend der Zufall, und nicht die Geschick lichkeit des Spielers über den Gcwinn entscheidet, dadurch, daß nicht die Qualiätt einer Karte, sondern eine ge wisse Summe der sämmtlichen Augen in der Hand der Wettenden oder Pointcurs maßgebend ist. Das Spiel geht fol gendermaßen vor sich: Au einem mit grünem Tnch über zogenen Spieltische, in dessen Mitte sich eine Vertiefung befindet, nimmt der Bankhalter in der Mitte Platz, neben ihm rechls und links die Mit spielenden in gleichen Abständen. Die Einsätze gelten als unwiderruflich ge setzt, sobald sie über einen deutlich mar kirten, etwa vier Zoll breiten Rand, der rings um dcn Spieltisch läuft und den Spielern Platz für das Aufstapeln ihrer Baar- und Gewiunstvorräthe gibt, auf das grüne Tuch, die sogen. Tableaux, geschoben werden. Z T sÄ Ä L HZ s> - cc> I Ein Baccarat Tisch. Sobald die Spieler ihre Einsätze ge macht haben, beginnt das eigentliche Spiel. Der Bankier, vor welchem ein verdecktes Pack Karte», gewöhnlich aus sechs sorgfältig gemischten und abgeho benen Whistspielen liegt, nimmt die obersten Karten ab und gibt der Reihe nach einzeln seinen nächsten Nachbarn zur Rechten, sodann dem zur Linken und sich selbst je zwei Karten. Jeder prüft feine Karten, und wenn er findet, daß er neun Augen hat, so deckt er die Karten auf und er und seine Seite ha ben gewonnen, d. h. Jeder seinen Ein satz von ter Bank. Die Einsätze der anderen Seite sollen an die Bank. Die sogenannten Bilder, zu denen wie bei den Honneurs im Whist, auch die Zehn gerechnet wird, gelten dabei Null, wäh rend die Augen der übrigen Karten zu sammengezählt werden. Hat also ein Spieler beispielsweise eine Dame »nd eine Neun, so hat er gewonnen. Hat er sieben und zwei, so hat er auch ge wonnen, ebenso, wenn er Sechs und Drei, Fünf und Vier hat. Der näckst höchste Pointist die Acht. Wenn der Bankier auch Nenn hat, so zieht er den Einsam des schlechteren Spielers ein, während die Seite, welche auch Neun gegen den Bankier hat, ihre Einsätze stehen lassen und weiter spielen darf. Hat >r Spieler feinen Einsatz verloren, so kt.mml lein Nachbar an die Reihe und er erhält erst wieder Karten, wenn die >Z,e he herum ist. Häufig ist aber Gewinn und Verlust nicht so schnell entschieden, da der Si ie ler, wenn Keiner gleich Neun meldet und der Bankier erklärt, „daß er Kar ten gibt", ncch eine Karte mehr nehmen darf, wenn er hofft, aus neun ober acht zu kommen. Diese nachträgliche Karte wird vom Bankier offen gegeben. Wer sechs oder sieben Augen hat, pflegt ge wöhnlich nicht höher zu gehen, da er annehmen kann, daß der Bantier weni ger hat. Die Theilung der Spieler in rine rechte «nd linke Partei hat, wie man aus dem Obigen sieht, den Sinn, daß der Spieler auf jeder Seile mit leinen Nachbarn gemeinschastlich gegen die Bank spielt, >.,»«:> seine Karte zeigen and deren Rath einholen darf. Die Rauten in der Mitte jeden Tab leaus sollen den Spielern Gelegenheit geben, mit ihren Gegnern anf der an dern Seite gegen die Bank zu wetten. Der Bankier muß also, wenn der Ge winn nach rechts fällt, auch den Betrag der Einsätze auf dem linken Mittelfelde auszahlen. Haben die Spieler rechts nnd links gleichzeitig die höchste» Points gegen die Bank gewonnen, so erhält jede Seite die Hälfte der Einsätze. Die ge brauchte» »arten werde» in die Vertie fung geworfen. Ter Betrug, dessen sich Sir William nach dem übereinstimmenden Zeugnisse der Mitspieler einsach darin, daß wenn ir sah, daß feine Seite wahrscheinlich gewinnen würde was er durch einen Btick in die Karten des Kartcn jpielerS feiner Partei sehr leicht er rathen konnte er unbemerkt seinen »«rminde," -iat ist es strenge Zspielrc m A igenblicke an, n» der harten zur Ver- »Heilung ausnimmt, die Einsätze unbe rührt zu lassen. Lady Brooke. Bekanntlich hatte der schottische Ba» ronet nach der Enthüllung seiner Be trügereien ein Document unterzeichnet, pie wieder eine Karte anzurühren. Da mit wollte ihn der Prinz von Wale» und die übrigen Mitspieler laufen lassen, zugleich unverbrüchliches Still schweigen über die peinliche Affäre ge lobend. Doch unter den Eingeweihten befand sich.auch Lady Brooke, welche als die erste Schönheit des Landes ge priesen wird und bereits seit Jahren in höchst intimen Beziehungen zu dem "Lrst Lontloin»n ok steht. Diese entlockte „ I» Delilah ihrem Sim son das Geheimniß, und hatte natürlich nichts Eiligeres zu thun, als die dis krete Geschichte natürlich unter dem Siegel tiesstcr Verschwiegenheit allen Klatschbasen uild Kafsecschwestern au» der Gesellschaft zu erzählen. So ward die Geschichte ruchbar und der schwer conpromittirte Baronet ge zwungen, jenen BerleumdungSproceß einzustellen. Lady Brooke, selbst aus der alten Familie der Maynards stammend, ist jetzt etwa 30 Jahre alt, und durch ihre Schönheit, besonders durch ihre pracht vollen Augen, zarten und doch ener gischen Schnitt ihres ovalen Gesichts, essen Teint von rosenroth angehauch ter, elfeubeiumatter Blässe den Neid aller Hosdaincu erregt, und ihren schlan ken Wuchs von griechischem Ebenmaß an allen europäischen Höfen weit be rühmt. Ihr Gatte, Lord Brooke, ist der Sohn des Grasen von Marwick, dessen Würde bis zum Jahre 1632 zu rückreicht. Im Jahre 1883 lernte der Prinz von Wales si: zuerst kennen, und da ihr Gatte entweder ein äußerst nach sichtiger Ehemann ist oder sich durch die Aufmerksamkeiten,die der Thronerbe der Lady Brooke zuwandte, besonders ge schmeichelt fühlte, diese selbst auch uicht von Stahl »nd Eisen war, so zischelte bald alle Welt vor dem offenkundigen Verhältniß, das soweit ging, daß der Prinz in Abwesenheit des LordS wochen lang aus dessen Schloß die Gastfreund schaft der Lady Brooke genaß. Zweideutig. Besorgte Mutter: Was meinen Sie, Herr Brown? Thäte ich nicht besser, Mabel aus ein Jahr in Paris zur Aus bildung ihre Stimme zu lassen? Brown (der Mabel hat singen hören:) Ich dächte, Sie ließen sie gleich aus swei Jahre dableiben. Ein verzweifelter Aal». Bankerotter Kaufmann (zur theil, nehmenden Gattin): Es hilft kein Ab leugnen mehr ich bin ein geschlage ner, ein ruinirter Mann! Sie: Uebertreibst du nicht, lieber Frank? Er: Nein, nein! Alles ist verloren, bi» auf das Bischen Ehre und das ist so wenig, daß es die Katze aus de» Schwanz wegtragen kann! Eine reiche englisch» Dame, die auf dem Lande wohnt, schrieb an eine Verwandte in London, die ebenfalls reich, Wittwe und dabei noch jung und liebenswürdig ist, sie möchte dcch in der Stadt nach einem Hauslehrer für ihre beiden Söhne sich umsehen. Der Erzieher müsse in den meisten Fächern vollständig bewandert und dabei musikalisch sein. Er müsse gut zeichnen, reiten, fechten und schwim men können, ernst, aber doch freundlich sein, bescheiden, aber nicht schüchtern, klug, aber nicht eingebildet, anspruchs los und doch würdevoll. Außerdem müsse er aus guter Familie stammen, ein hübsches Gesicht, elegante Haltung und sonore Stimme haben, überhaupt verlange sie, daß er äußerlich und inner lich vollendeter Gentleman wäre. Da für stände dem Betreffenden eine sehr angenehme und dauernde Stellung i» Aussicht. Nach einiger Zeit kam von London folgender Brief an: „Lieb« Adelaide! Ich habe einen Hauslehrer, wie Tu iln '..erlangst, gesucht, bis jetzt aber nocci nicht gesunden. Doch ich werde mich die Mühe nicht vcrdr"'e» lassen, »och ferner zu fuchen. L bt ich ihn gefunden habe, werde ich kannst x,ich darauf verlassen, ihn her rathen. Teiue Eleonore." Der ,?citer Llo.zd" veröffentlicht folgende nich: übel eriundene Anekdote aus dem RcdaklionS- und dem Tlieater leben: In cm kleines Städtchen kam dieser Tage cine Schauspielcrtruppe, deren mannigfaltige Leistungen den Chefredakteur des Wochenblattes mora lisch nöthigte», eine Theater-Rubrik zu eröffnen und sür dieselbe soznkagen einen Fachmann zu bestellen. Dieser Fachmann war ein scharfer Herr, der aber das fo wenig wahrte, daß er—man denke!—schon nach drei Vorstellungen im Kaffeehause er klärte, er werde den Jntriguanten Soundso in seiner Kritik als den größ ten Stümper der versloffenen und kom menden Jahrhunderte bezeichnen. I« der kleinen Stadt konnte ein solch' gro ßes Ereigniß unmöglich Geheimniß bleiben, und so kam es, daß Hen Soundso noch am selben Abend in« selben Kaffeehause in der angenehme» Lage war, zu erklären, daß er schon ein halbes Dutzend solcher scharfer Herren zum Abendessen verspeist habe, und daß er diesmal dem p. t. Publikum dai seltene Vergnügen eines ähnliche» Schauspiels bieten werde. Später mochte er sich die Sache doH ein wenig überlegt haben, denn er sucht« den Herrn Chefredacteur aus und lei stete diesmal in Verstellung so Beden tendcS, daß der gutherzige Redacte», den Bürstenabzug der blutigen Kritil aus der Druckerei holen ließ. Und d« stand denn in der That zu lesen: „Her, Soundso spielte den „gränz Moor". So schleckt sich auch Schiller diesen Men schen gedacht, Herr Soundso hat ihn noci schlechter gespielt. Dieser Herr besitzt keinen Funken Talent, und seine Eig> nung als Träger einer Handlung könnt, er höchstens >n einer Gemischlwaaren Handlung nachweisen...." Der Her> Chesrcdacteur war nach der Lectüre vie scS Resera'eS ein wenig pikirt, allein a» der Ansicht des competenten Kritikert wagte er nichts zu ändern. Das gut, Herz ließ sich aber schließlich dazu be wegen, eine sog. Fußnote zu fabricire, und unter dem bewußten *) die Ehren erklärung zu geben: „Ich sür mein, Person bin vom Gegentheil üb-rzeugt. Der Red " Herr Soundso verliej mit der Versicherung bis über seine Ui» sterbuchkcit yiuaus Währeuder Dankbar lcit die Redaction. Allein sein Ver. hängniß ruhte nicht. Der scharfe Kriti ker hatte (natürlich im Kaffeehause!) von dem kannibalischen Magen des In triganten gehört, und da die Nächsten liebe bekanntlich stets bei der eigene« Person ansängt, lief er schnurstracks i, die Druckerei und änderte das Referat in der folgenden Weise ab: „Herr So undso spielte de» Franz Moor schlecht, aber so hat ja auch Schiller diesen Men schen gedacht, und Herr Soundso hätt« gesehlt, wen» er ihn besser gemacht hätte Dieser Herr besitzt überhaupt ei> glänzendes Talent und seine Eignung als Träger einer Handlung hätte e> nicht trefflicher nachweisen können!" ... Beruhigt gingen Kritiker, Künstler unt Redakteur am Abend zu Bette, an Morgen war die neueste Nummer dei Wochenblattes glücklich geboren, unt nun denke man sich den Effekt, als di> Welt unter der Theaterkritik noch imme, die Fußnote sand: „*) Ich sür mein, Person bin vom Gegentheil überzeugt Der Red...." Friedrich li. und der «ammcrhusa« Drees««. Der „Bär" erzählt: König FriedriH der Große liebte es nicht, daß sein, Diener weiblichen Umgang hatten Eines Tages erfuhr er. daß der Kam merhusar Dreesen, welcher die klein, Kasse führte, mit einer Potsdam« Bürgerstochter Zusammenkünfte hab, und namentlich in den Stunden, ii velchen Concerte beim Konig wäre« oder dieser schlief, sich von Sanssouci entfernte. Friedrich ließ Dreesen z» sich kommen, hieß ihn, sich an de« Schreibtisch setzen und diktirte ihm in> Hin- und Hcrgehen folgenden Brief, „Mein Schatz! Ter König rechnet mn jede Stunde nach, die ich bei Dir ange nehm zubringe. Damit meine künstig, Abwesenheit desto kürzer sei, und vo« dem Murrkopf desto weniger bemerkt und beneidet werde, so miethe Dir in der Brandenburger Vorstadt, nahe bet uns, ein Stübchen; wir werden uni dann mit mehr Bequemlichkeit als in der Stadt sehen können. Ich verbleib, bis in den Tod Dein getreuer Dreesen/ Mit zitternder Hand, Angstschweiß aus der Stirn, hatte der Diener diese Zeile» vollendet. „Fertig?" fragte de, König. „Ja", antwortete Dreesen. „S» mach' ein Couvert darum und ver siegele dcn Brjes." —Auch das geschah Nun dictirte ihm Friedrich die Auf schrift ganz genau. Darauf ließ e> einen Läuser rufen und händigte ihn den Brief zur Bestellung ein. Fü> einige Zeit hatte dieser Wink bei Dree sen gefruchtet. Dann aber ließ er sich grobe Vergehen zu Schulden kommen, daß Strenge gegen ihn angewandt wer den mußte. Aber auch jetzt wollt, Friedrich ihn nicht der Criminaljustjj übergeben, sondern beschränkte sich da rauf, ihn unter die Soldaten stecken zi lassen. Ein Osficier überbrachte Drev sen die Nachricht in seine Wohnung in Schlosse. Dreesen erschrak, schien siä jedoch bald zu fassen und dat den Osfi cier nur nm die Erlaubniß, aus seine, Kammer noch etwas holen zu bürstn Eine Minute später fiel ein Schuß Dreesen hatte sich eine Kugel durch de» Kops gejagt. Der Osficier erstattet, dem König über den Vorfall Meldung, „Eure solche Entschlossenheit hatte iH dem Schust nicht zugetraut!" entgegnen dieser. Gefühlvoll. Ich merkt« gleich, da» das schöne Gedicht von Jh> ncn war, üicin Fräulein! Wieso? Wegen der turzen Verssüße; so tleiut kaun nur ein- Dame habenl