«in Kind des Meeres. Roman von Bilm« Lindhe, (Z. Fortsetzung.) ES war, seitdem sie als Pflegetochter »«genommen wurde, beschlossene Sache gewesen, daß si« das ganze Vermögen erbe, bis auf die Schenkungen an die SkälSköld'sche Familie. Die Gnädige abgeneigt geworden und hätte am liebsten gesehen, daß Mauritz dereinst alles be käme; da der Patron aber kein Ohr für die einzige Art und Weise, daß Vermö gen in die HäiÄ>e des Neffen zu spielen. Oleandra wußte, daß sie eine reiche Er bin sei, aber der Gedanke daran mischte sich nicht in ihren Lebenstraum. Sie hatte immer noch die wenigen Bedürf hatte. ten. i s g Ellen beschwor sie, eS zu unterlassen. .Es ist etwas Unrechtes, was Du zu thu» im Begriff stehst, das sagt mir eine innere Stimme," sprach sie weinend; als sei eS ein Abschied für immer, und bat sie, sich ihren Plänen nicht zu wider setze», es würde doch umsonst sein nichts aus der Welt würde sie zurückhal ten können. S»e hatte hin und wieder, vom Patron Geld erholten, und dieses hatte sie auf gehoben. Wozu hätte sie eS auch ver dr-mthen sollen? Die einzige Ver suchung, eS zu verausgaben, trat ihr en!gegen, wenn Bettler auf'» Gut ka men; dann pflegte sie stets mit ihnen zu theilen. Im Laden fanden sich nur GebrauchS «riikcl der einfachsten Art, aber dort taufte sie allerlei alles, von vem sie mußte, daß eS Menschen mit geringe» Bedürfnissen eine Freude und von Nutzen sei« könne. Sie brauchte nicht zu sparen, gottlob! Zum ersten Mnl spürte sie das Glück, etwa? zu besitzen, und mit liebevoller Umsicht traf sie eine Auswahl verschiede ner Zeuge, Kleidungsstücke und Eßwaa, ren. während Ellen sie ermahnte, spar sam und verständig zu sein. Sie lachte nur und kaufte zuletzt «oä> Smu-arzbrot, Butler, «äse und Bier für den Prooiantkasten. Selbst staute sie AlleS in s Boot, nett und so Petrus sich seinem Versprechen gemäß «infand, war Alles klar. Es wehte ein frischer Seewind, und als sie nicht länger die Schiffsbrücke sah, stieß sie einen Seufzer der Erleichterung den Vordersteven empor spritzte und Ole andras Gesicht benetzte. Da bedeckte sie die Augen mit beiden Händen und aber entweder war er nicht mehr der Stärkere oder er wollte seine Kraft nicht gebrauchen, genug sie ging siegreich aus wieder fröhlich machte. „Aber es geht nicht! Was wird di, Gnädige sagen?" Sie lachte ausgelassen. „Hierher wird sie Gott sei Dank nicht kommen ich möchte sie einmal hier sehen." Sie lachte, daß Petrus mit einstim men mußte. ihre Stimme hatte einen weiche» Klang. „Ich würde vor Sehnsucht sterbe», glaube ich, wen» ich sie nicht Alle wie dersähe Sven, die Mutter, die Insel, die Klippe, das Meer AlleS." „Aber die Gnädige?" wandle er nochmals ein. Jetzt lachte sie wieder. „Die erfährt nichts; Petrus ist doch wohl fein eigner Schweigen zu bringen. Während er aß, belehrte er sie über das Fahrwasser im voraus. Die Sonne Brut. tauche», sonder» flatterte» in ängstlicher Hast über den Wasserspiegel dahin. Wie heimelte dies Alles sie an! Wie der Wind ihre Wangen liebkost«, Morgensonne beschienen. Die mächti gen Empfindungen, die ihr ganzes We sen durchströmten, überwältigten sie der- So übergroß war ihre Freud«, daß dieselbe für einen Augenblick qualvoll Ein lange anhaltendes Schluchzen entrang sich ihrer gepreßten Brust, und «s war ihr, als habe sie mit diesem das Joch abgeworfen, das sie so lange ge drückt. blauen Konturen hervortretend, erhob sich die Insel die Heimath ihrer Kind heit aus den glitzernden, sonnenbe strahiten Woge». Ihr Herz schlug heftig und sie schämte war ihr zu Muthe, als müsse sie da» sie sich, über sich selbst und erröthete. aber jedenfalls das Kind, das sie ver lassen. Jana trug einen Korb mit Fischabfüllen in der Hand, ließ denselben aber mit einem Aufschrei fallen und warf sich der „Beruhige Dich, Mutter, beruhige Dich!" bat Oleandra und streichelte ihr die Wangen, die bleich und hohl gewor den waren; aber Jana weinte krampf „Arme Mutter! Warum durfte Oleandra liebkosend, während sie zornig die Hände ballte gegen diejenigen, die sie oou dem Platz genommen, an de» sie ge wußte sie, daß die Mutter sie liebte. „Wo ist Sven?" fragte sie. „Beim Vater ! er ertrank auch es sind zwei Jahre her —er ging auf's Eis oh!" Oleandra sagte kein Wort sie ge dachte ihrer letzten Bitten: „Laßt ihn nicht in's Wasser fallen, gebt gut acht auf ihn , „Arme Mutter!" flüsterte sie und biß des Wehs und der Erbitterung zu un terdrücken, der sich ihrer Brust entringen wollte. „Und die andern Geschwister?" „Denen geht es recht gut. Jan er lernte die Schuhmacherei und hat sich Kap'tän ans Gullberga bezahlte für ihn. Das erste Jahr erhielt ich auch ein Ge ringes, später hat er's wohl verges sen. 'S ist auch einerlei, Du hast so» viel mehr bekommen." „Jedes schasst das Seine. Die aus dem Fcstlande Berger, der Nichtsnutz, macht bis jetzt nichts, als dumme Streiche, und..." Sie begann sie über Alles auf der Welt geliebt hatte. Jana stellte sich in die Thür, als weitere Fragen that si« nicht. Der Mann erhob sich und starrte die fsine Dckme an, aber sie kehrte ihm he»aufgekommen war, von wo sie nach dem Vater ausgeschaut hatte. Sie weinte nicht, hakte überhaupt keine daß sie Alles das aus der Welt verloren habe, was ihr lieb gewesen, und daß ihr jetzt Alles gleichgültig sei. Gegen Abend ging sie wieder hin unter. „Verschone mich damit, ihn zu sehen!" bat sie. Die Geschwister waren Alle zugegen, ibcr «S vor, als ob allcLiebc in ihr erstor- von Liebe und Vertrauen, war urplötz lich zu einer Statue aus Eis gefroren, der gegenüber sie Alle kalt und schüchtern dastanden. Und dennoch.... Wie stattlich waren die Brüder ge worden und nun erst Bina! Welch' ei» schönes Mädchen! Warum sollten si« „Und Du heirathetest aus Liebe?" seltsames Lachen. „Wenn Du so alt Ende." „Verzeih' mir, Mutter!" bat sie. glaubt." Das Boot flog über das Wasser da hin, während Jana mit zögernden derte. 'cht s h st mit thrüneulosem, trübem Blick in die Tiefe. bitter. ' Boden des Fahrzeugs. So lag sie de» ganzen Tag, Petrn« glaubte, sie schlief, und selbst hatte er das kleine Fahrzeug emporschlugen. Jetzt gestand sie'sich, daß es ein lang vorbereiteter Fluchtversuch gewesen, den alle Thatkraft, aller Muth und alle Ei» trostreicher bedanke zwar leuch tete durch die Finsterniß hindurch, die Mutter liebte sie und hatte es immcr gethan; aber bei ihr zu leben, wie sie sich's gedacht, das war unmöglich ge- und abweichende LebenSgewohnheiten zwischen ihnen errichtet hatten, hätte sich wohl bald niederreißen lassen, aber Die Gnädige hatte sie jetzt so zahm bekommen, wie sie es sich nur wünschen ringsügigste» Dinge in einer gefälliger liebenswürdigen Weise. Der WhisttisH stand unberührt, statt dessen wurde mu- entlaubt, aber hin und wieder siel ein gelbes oder fcuerrothes Blatt leicht flat ternd zu Bode». Kein Wind regte sich. aussieht." Er drückte ihr zärtlich die Oleandra hinüber. Die Sonnenstrah len siele» auf ihr prächtiges Haar, ver liehen ihrem südländischen Teint einen warmen ihre herrlichen nicht unterlassen, es zu sagen, aber e» reute Ihn sogleich und «r fügte hinzu: .Unweiblich ist sie aber doch und ich möchte nicht.... " Hier hielt er inne, that einen Zug aus seiner Cigarre und fragte Ellen, ob sie nicht hineingehen wollten, um zu singen. Welche Lust, sich der Kraft, die jeden Nerv ausspannte, völlig bewußt zu sein! Wüßte sie nur, dieselbe recht zu gebrau che»! Von ihrem Fenster aus hatte die Gnä dige alles mit angesehen. Oleaud^as nicht sehr niemand Fremdes hatte es gesehen aber die Scene aus der Bank beunruhigte sie. Ellen wurde nicht mehr nach Gull, terga «ingelad«!,, und di« häufigen Rei sen MauritzeiiS nach Kielen wurden ein gestellt. Die Whistpartien, das Romanlesen und die Tapisseriearbeiten wurden wieder aufgenommen. Der Patron sah in seinem Aeußeren mehr gepflegt aus und die Anzahl der Grogs war geringer geworden. Die „kleine Andrea" hatte nicht gern, daß er trank, und eines TageS hatte sie sich über sein unsauberes Vorhemd und fei» übel zugerichtes Halstuch lustig ge macht. Sie hatte es übernommen, seine Zimmer, so gut eS ging, in Ordnung zu halte», und sie da herumwirthschaften zu die ihre Wirkung nicht verfehlte, weil dieselbe derjenigen der Romanhelden, von denen sie las, ähnelte, und sie er- Der Küster spielte einen Walzer, und Mauritz tanzte mit Ellen. Er hatte zu erst Oleandra um den Tanz gebeten, Füße sich nach dem Takt der Musik be sich des Tanzes zu enthalten, sie hatte seit jene». Versuch im Hinterhof nicht mehr getanzt. dunkelrothe Kamelie aus dem Bouquet, welches Mauritz auf Geheiß der Gnädigen aus der Stadt verschrieben hatte. Ihr dunkles Haar und südländischer Teint stachen ausfallend von dem weißen fen, das den Betreffenden abschreckte, und selbst quälte es sie mehr als je, „nicht zu wissen, wovon reden." Anfangs Mai. Sie streckte die Glieder, als sei sil Stimme, „ich liebe Dich!" Es überraschte sie nicht, denn sie hatte dies oft in seinen Augen zu lesen ge meint. Daß sie ihn liebe, hielt er für völlig ausgemacht. „Willst Du meine Kattin werden?^ halte nicht antworten können und hätte es ihr Leben gegolten. „Du bist nicht glücklich, glaube mir, benke, für Dich l/be!"' Stimme, sie drang bis in die geheimsten Winkel ihres Herzens hinein! Wer in dieser Welt kümmerte sich wohl um sie? Der Patron und Petrus aber dies war etwa« Anderes, etwas Sie wurde weich und warm, und Thränen füllten ihre Augen. Wie süß, sich hingeben zu dürfen nnd geliebt zu werden! Davon hatte sie oft geträumt, und jetzt wurde es Wirklich? keit. (Fortsetzung folgt.) ? Da« H«»« »« «tzw«. Im ganzen Reich d«r Mittist da» halten von Federvieh allgemein. Der irmste Haushalt besitzt wehnigsten» einen Hahn und mehrere Haien, di« hungrig auf dem Hofe und io der Lehm hütte herumstolziren, irgend etwas Eß bares suchend. In denHauShaltunge» der wohlhabenden Familien bildet der Hühnerhof einen integrirenden Theil; der Hahn namentlich genießt ein große» tlnsehen. Er steht bei den Chinese» im Rufe, fünf der wichtigeren Eigen schaften eines wahren besitzen, nämlich: er ist fem —da er t» der Oeffentlichkeit stet» mit seiner Kopf bedeckung (dem Kamme) erscheint; er ist ein geborener Soldat er hat ein« Körperhaltung und trägt seine Waffe» (die Sporen) bei sich; er besitzt krie gerischen Geist, da er den Kampf liebt; er ist uneigennützig, er gluckt und ruft keine Frauen herbei, wenn er auf ei» delikates Stück Futter stößt; und schließ lich ist er sehr pflichtgetreu in seinem Amte, den Anbruch der Nacht und de» Tages anzumelden. Die Chinesen sagen, das der Hohn jede Nacht dreimal kräht und das letzte Gekrähe das wirk' liche Signal für die Morgendämmerung sei. Die mandeläugige Hausfrau oder Dienerin ruft ihre Hühner mit dem Rufe „tschu tschu tschu-tschu" zur Füt kerung; dieser Ruf, so erzählen die Ein geborenen, hat aus den Namen de» Uranen der Rasse Bezug, eines alte» Herrn, welcher Tschu hieß und in eine» Hahn verwandelt wurde, und dessen An denken auf diese Weise von Generativ» zu Generation fortlebt. Ferner ist e» Sitte.bei einer Eidesleistung einen Hahn zu tödten. Der Schluß der Eidesformel lautet: „Falls ich meinen Schwur bre che, möge ich um s Leben kommen wi« dieser Vogel." der Kopf des Hahne» wird bei diesen Worten mit einem schar fen Messer abgehauen. In den „Oden" werden Hähne, Hunde und Schweine als ihr Opfer ausgezählt, welche einen Eid begleiten sollen. Wohl das früheste bekannte Beispiel, daß bei der Eidesleistung ein Hahn geschlachtet wurde, ist das, welches sich in der „Sieh- Kuo" vorfindet, als der Herzog Tschu ang, um den Mörder eines Mng Kaos hu ausfindig, zu machen, befahl, daß je hundert Männer ein Schwein und j« fünfundzwanzig Männer einen Hahn liesern sollten. Diese Thiere wurde» zeschlachtet und der boshafte Mörder iknug Sun Ngo konnte nicht länger an sich halten, gestand auf der Stelle fei» Verbrechen und nahm sich dann selber »as Leben. Das Herumführen eines weiße» Hahnes bei chinesischen Begräbnispro jessionen ist noch nicht zur Genüge er klärt. Für gewöhnlich nimmt man an, daß eine der drei Seelen (die nach hinessischem Glauben jeder Mensch be sitzt) des Todten in den Bogel übergeht und dieselbe wird somit zum Grab« geführt, von wo aus sie in "die Unter welt hinabsteigt. Doch sind die Meinun gen her Eingeborenen hierüber sehi verschieden. Bei solchen Gelegenheiten ist es mitunter Sitte, den Kamm de» Hahnes mit einer Messerspitze zu kratzen und einen Blutstropfen auf die „Na menstafel" des Verstorbenen durch ein, eigens dazu bestimmte Person schmieren zu lassen. In dom Buche „Tso Tschu an" wird erzählt, daß ein Hahn sich die Schwanzfedern ausgerissen habe, um dem Schicksal, in die Zahl der Opfer thiere eingereiht zu werden, zu entgehen. Ein buddhistischer Priester hatte eine« LieblingShahn. der ihm iib-rall wie sein Schattin folgte, als der Priester starb, krihtc das Thier drei Tage lang ohn« Unterlaß und fiel dann todt nieder; das Grab desselben wird bis auf den heuti gen Tag gezeigt. Hahnenkämpfe find seit grauen Zeiten in China hekannt. Vor schon zweitausend Jahren waren dieselben eine Lieblingsunterhaltung de» Kaisers Hsuan-Ti und einer der Prinzen erfand kurze Zeit darauf den künstlichen Sporn. Die Dichtkunst dei Chidesen soll zahlreiche Oden ausweisen, in welchen die Poeten den kriegerischen Muth der Hähne besingen. Bes ser der Schnabel eines Hahnes zu sein, als die Seite eines Ochsen," heißt ei» chinesische» Sprichwort, welches unserem » „besser in der Hölle zu regieren, als im Himmel zu dienen" entspricht. Ein anderes Sprichwort lautet: „Halt« keinen Fuchs in deinem Hühnerhofe." Chinesische Wächter werden mitunter .Hahn Männer" genannt. Eigenthüm lich ist, dai, der Chinese die Hautver- Härtungen auf den Fußsohle» ebenfalls „Hühneraugen" nennt; Frösche nennt man „Feldhühner", und ein Geizhals ist ein „eiserner Hahn", dem man nicht »ine einzige Feder ausziehen kann. —Zur Krankenpflege. Ni, wecke man einen Kranken aus dem Schlaf, auch mcht zum Eingeben der Slrznei. Ist der Kranke aus dem -rsten Schlaf aufgestört worden, so schläft er sobald nicht wieder ein. Niemals rede man ihn plötzlich an od«, stelle seine Erwartung aus die Folter. Such lasse man ih» nie lange aus etwas warten. Lärm oder Geräusch, das sein Gehör anspannt, ist ihm besonders schä - lich. Nichts erfreut denselben mehr, als ein frischer Blumenstrauß. Dies sollten sich Krankenbesucher merken. Man zeige keine Rathlosigkeit ode« Unschlüssigkeit, sonst nöthigt man ihn, seine Gedanken selbst anzustrengen. Es muß der Eindruck auf ihn gemacht wer den, daß man weiß, was man will. Einem Genesenen biete man Abwechse lung. Auch hindere man ihn nicht an kleinen Handarbeiten, wenn dieselben ihm Freude machen. In vielen Fällen dars man zum Heil desselben eher aus die Apotheke, als auf richtige Kranken pflege verzichten. Zur richtigen Ä ran kenps!ege gehört ein angeborener Takt und Geschicklichkeit. Dieselbe läßt sich nie allein aus Büchern lernen. Ein Kenner. Schusterjunge zu seinem Freunde, der gegen ihn die Zunge herausstreckt: Aujust, lass' sie man drin, ick weeß, wie 'ne Ochsenzungi lussiebt!