? »rda«r«« tiner Häßlichen, Schön oder häßlich, dies ist für dak Leben des weiblichen Wesens die ent scheidende Losung, welche ihr Schicksal gestaltet! Wer frägt beim Manne viel danach, ob er schön oder häßlich! Wohl genießen auch schönere mänullche Men schenkinder im Leben und namentlich bei ihren weiblichen Mitschwestern ein ost „unerhörtes Glück", aber selbst ein häßlicher Maun ist stets viel besser d'ran, als ein unschönes Mädchen. Wir werden nicnials einen Mann finden, der so häßlich oder abstoßend wäre, daß e» ihm nicht gelingen würde, eine Frau zu bekommen, wenn er nur versteht, seine Werbung richtig anzubringen. Während wir genau wissen, daß die Herrn der Welt viel weniger philantropisch an gelegt sind und so die häßlichsten Mädchen verurtheilt werden, sich als überflüssi ges Beiwerk durch's Leben schieben und stoßen zu lassen, bis sie als einsame und verbitterte alte Mädchen, oder als be scheidene, aber verwennbare Frauen ein zwar wenig glänzendes, aber segensrei ches Leben beschließen. Eine berühmte französische Schrift stellerin hat die Behauptung aufgestellt: „Der Beruf der Frau sei die Schön heit", also müßten die häßlichen, so grausam eS klingen mag, ihren Berus gänzlich verfehlt haben. Fast will eS uns scheinen, als ob dem wirklich so wäre! Denn schon mit den ersten Träumen der Kindheit verfliegt der holde Wahn, mit welchem die Mutter uns umgab, daß Güte und Schönheit Eines wären. Wir merken gar bald den Trugschluß; denn in Wirklichkeit sollte es doch heißen: „Weil Du nicht schön bist, deshalb mußt Du besonders gut sein. Auch in der Schule fühlt das Kind gar bald heraus, welch' seine und doch merklichen Unterschiede zwischen schön und häßlich gemacht werden; wenn ich auch die meisten vernünftigen Lehrer von jeder beabsichtigten Parteilichkeit freisprechen will, so dürsten die auf merksamen Beobachter untei ihnen sicher lich zugeben, daß eben so Wenige dem siegreichen Zauber der Schönheit wider stehen rönnen, als sie die Schwierigkeit anerkennen müssen, unter denen die Häßlichen sich Freundschaft und Theil nahme bei ihren Genossinnen erringen können. Der Schönen fliegt Liebe und Freundschaft als selbstverständige Hul digung im Slurme zu, die Häßlich« muß sich jede Gunstbezeugung erst ver dienen. In gewissenhafter, erster Ar beit während des langen Schuljahres zeigt sich ihr Können, bei der ösfent lichen Schulfeier sitzt sie bescheiden in der letzten Bank, und die Schönen, Talentvolle» gewinnen die Herzen der Anwesenden mit hochtönenden Versen, vortheilhaüen Schaustellungen und gra ziösen Gesten. In der Tanzstunde werden selbst von den jüngsten Herrchen die schönen Mäd chen bevorzugt und die häßliche, un scheinbare Kleine muß mit gedrücktem Gemüthe zusehen, wie die Tanzlehrerin einen widerstrebenden Bengel herbei schleppt, um dem unglücklichen Mauer blünichen aus die Beine zu helfen. Beim Einkauf von Kleidern und Hüten, beim Photographiren, beim Hausthea ter, h er und do t und überaß, hört und fühlt, empfindet uud sieht sie, daß in ih wendet. Wird sie doch in Gesellschaft einge sührt und die Mutter gibt sich alle er denkliche Mühe, durch möglichst vor theilhaste Toilette und sorgfältige Haar tracht gut zu machen, was Stiefmutter Natur verdorben, so wird sie doch tau sendmal überstrahlt von den gottbegna deten Schönen. Sie fühlt genau her aus, daß die wenigen Herren, welche sie zum Tan;e auffordern, diesni , l,i!et von dieier ober jener thun, daher kann sie auch den unbefangenen Unterhallungslon kann, treffen, immer mehr zieht sie sich in sich selbst zurück! Wie sehr sie auch früher das Tanten ersehnt hat. jetzt ersucht sie selbst den Walzer zu unterbrechen, ihre Füße kön nen sie kaum mehr tragen, das Be wußtsein, daß man nicht um ihrer selbst willen, sondern sie nur aus Mitleid auf forderi, ersulli sie mit namenlosem Weh; sich in den verborgensten Winkel ver bergen. Tausend Getanken und Fra ge» durchschwirren ihren beißen Kopf, lend leicht beichivingt dahinjchiveve»? Ist es mir die bloße L.'ust ani Vergnü gen, oder das stetige Glücksgcfühl des Gefallens? Sollte keinem Mädchen ein reines Genießen der Freude mögt ch fein, wen» die Beiritdignng der Enel keit nicht gleichzeitig miispielen kann? Nnd was sie ielvst so unsäglich trau,ig macht, ist es wirklich nichts Anderes a!S verletzte Eitelkeit? Tieie Scham be mächtigt sich ihrer, wie konnte sie solch niedrige» Gesühlen des Neides unter liegen ! In diesem Augenblicke ist eine große, entscheidende Wendung sür's ganze Leben mit ihr vorgegangen. Sie ist an der mißgünstigen, einseitigen Bitter keit, welche unictUbare Borzech n der alten Juugseruich.ist bilden, vorübcr geschwebt und sie hat ein edles, echt weibliches Fühlen bewahrt, das ihr nun treu bleib! >ür alle Zukunfl, Mit greiibarer «Uirhelt drängt sich ihr die Ueberzeugung auf, daß dies Leben des äußeren Saicinc» unmöglich das ihre werden dar», denn sie, die Glaniloie. kann sich darin keine Geltung verschaf fen, al,o muß sie versuchen, sich ein anderes isell.ei zu erringen. Ohne ihr eigene» Verschulden ist fi« häßlich auf die Welt gekommen, so hat die Natur durch ihre äußere Vernach lässigung ihr den Hinweis auf felbster wählte innere Entfaltung gegeben. Sie will sich ein Reich gründen, in welchem auch sie leuchten kann, durch die Eigen schaften des Geistes und des HerzenS; also fort mit all' den häßlichen Gefüh len von Neid und Mißgunst! Wie ein warmer Strom von Freude durchzieht es ihre Seele, sie hat sich selbst be zwungen, ihr besseres Ich wiedergefun den. Von uu» an bemächtigt sich ihrer im Berkehr mit allen jungen Herren, eine gewisse, selbstbewußte Ruhe und sicher« Bescheidenheit, sie weiß nur zu gut, daß sie all' denen nie gefallen mag und kann und wird. Sie findet es ganz selbst verständlich, wenn ihre strahlenden Altersgenossinnen mehr Einladungen in's Theater, zu Spazierfahrten erhal ten, ihnen auch mehr Süßigkeiten, Blu men und Aufmerksamkeiten aller Art blühen, wenn eine nach der andcven hei ralhet und sie zu bewunderten, reichen, schönen Frauen werden. An der unscheinbaren Häßlichen ge hen alle Freier vorüber, wer wollte in der wenig lockenden Hülle etwas finden, was der Mühe werth wäre, dauernd zu besitzen? Immer mehr Zeit hat sie, ihren Geist zu bilden, ihren Charakter durch stetes Entsagen zu festigen und zu stählen. Da kommt auch plötzlich der Mann, welcher sie vielleicht schon lange im Stillen beobachtet, der die rauhe Schale weniger abstoßend findet, weil er den guten edlen Kern ahnt. Selbst die Häßliche ist gar nicht mehr so abstoßend, seitdem das innere Glück strahlend aus ihren Augen leuchtet. Mit rührender Liebe ist sie dem Manne zugethan, als wollte sie ihm stets dasür danken, daß er ihre Seele erkannt und erwählt und die Vla«ss daxübes vergessen hat. Sie wird die teste, tüchtigste Frau; t»k Freuden der Gesellschaft locken sie auch jetzt nicht allzusehr, denn zu Hause, da gefällt sie ihrem Manne wohl, aber draußen wird und muß er da nicht im< mer Bergleiche ziehen? Ach, wenn sie nur schön wäre, um dem Manne an ihrer Seite die tausend kleinen Ver stimmungen verletzter Eitelkeit, welche sie alle nur zu genau kennt, zu ersparen. Wenn je kühles, unfreundliches Wort sie schmerzlich berührt, sie be kämpfte sich und antwortet still und ge lassen, denn ihr fehlt auch das nimmer wankende rücksichtslose Selbstbewußt fein, welches allen schönen Frauen in so hohem Maße eigen, diL von Jugend auf verwöhnt, gar nicht im Stande sind, eine Rüge anders als höchst un gnädig zurückzuweisen. Sie find ja schön, daS genügt vollkommen, sie haben es nicht nöthig, sich irgend etwas bieten zu lassen, denn sie sind sich ihres Ein slußes auf die Männer stets bewußt. Ich glaube auch nicht zu weit zu gehen, wenn ich die Behauptung auf stelle als Trost sür die weniger Schö nen, daß die tüchtigsten, fleißigsten, liebenswürdigsten, geistvollsten, an spruchlosesten, ausopserndstcn Mädchen und Frauen unter den Häßlichsten zu finden sind. Sie können nicht schön, also müssen sie gut sein, um im Leben ihren Platz ganz und voll auszufüllen. Ihr Mütter aber, die ihr nicht so glück lich seid, schöne Töchter zu besitzen, zeichnet die unschönen durch verdoppelte Liebe und Zärtlichkeit aus, denn es haircn ihrer gar unzählige Bitternisse und Enttäuschungen. Im der Landesausstellung in Prag. Deutscher (in einer Restauration des AnsstellungsPalastSs). Kelln«, ein Glas B»er! Czoctie: Herr, die Ausstellung ist eine böhmische, sprechen Sie bShmischl Deutscher: Aber Sie sprechen ja selbst deutsch. Czeche : Herr, sagen Sie nicht deutsch, daß ich selbst deutsch spreche! Deutscher: Aber Sie sagen ja selbst deutsch, daß ich nicht deutsch sagen soll, daß sie selbst deutsch sprechen. Czeche: Herr, sagen Sie nicht deutsch, daß ich ja selbst deutsch sage, daß Sie nicht deutsch sagen sollen, daß ich ja selbst deutsch spreche! Teutscher: Herr, die Ausstellung ist eine böhmische, sprechen Sie böhmisch! Czeche: Sagen Sie nicht deutsch, daß die Ausstellung eine böhmische ist! Deutscher: Sie sagen ja doch selbst deut ch, daß die Ausstellung eine böh mische ist! Czeche: Herr, sagen Sie nicht deutsch, daß ich selbst deutsch sage, daß die Aus stellung eine böhmische istl Deut icher: Ich kann eben nicht böh misch tagen, daß Sie selbst deutsch sa gen, daß die Ausstellung eine böhmische ist! Czeche: Warum nicht? Teutscher: Weil ich nur wenige Worte böhmisch sprechen kann. , > Czeche: Welche denn? Deutscher (auf gut böhmisch): Sie find ein dummer Junge! (Er erhebt die Hand zur Ohrfeige.) Czeche (lehrt machend): Da» ist Ihr Güll Wenn Sie e» deutsch gesagt hätten, so wüiden Sie hinauSgewiejen worden sein! Wut gewählt. „WaS willst Du: Reichthum, Weisheit oder Glück?" Frug einen armen Man» emst eine Fee. .Nur Glück gab er zur Antwort ihr zurück, .Dann lad' ich Reichthum, Weisheit mir zum Thee!" Genaue Auskunft. Be such: „ Teine Schwester meint« also, gerade diesen Ball nicht versäumen zu können! Wa» versetzte Dein« Mutier daraus?" Kind: „Sechs silberne Löffel und deu» Vater seinen Ueberziehcr'" RavoleonS erste Liebe. Ueberaus malerisch erhebt sich auf und an einem Felscnhügel des linken Rhoneusers Valence, die Hauptstadt deS Daume Departements, daS antike Valentia. Etwa eine halbe Stunde von der Stadt entfernt, lag vor hundert Jahren cin hübsches Landhaus, von Garten und Parkanlagen umgeben, am Flusse, das einer sehr angesehenen Dame, der verwittweten Frau Gre gorie du Colombier, gehörte, die es während der schönen Jahreszeit mit ihrer anmuthigen Tochter Caroline be wohnte. Der Salou der Frau du Colombier wurde von der gewähltesten Gesellschaft besucht, und es galt für einen Vorzug, in dem Hause eingeführt zu sein. Die geselligen Abende im Winter, bei denen man miisicirte, vorlas und hin und wieder ein Tänzchen machte, waren be rühmt, fast noch hübscher aber die Som merabende aus dem vor der Stadt gele genen Landhause, wo die junge Welt im freien sich mit Gesellschaftsspielen un terhielt, während die Anderen plauder ten oder die Karten in die Hand nah men. In dcm Gartensalon, der durch die herabgelassenen Jalousien dunkel und kühl gehalten wurde, saß an einem schönen Juninachmittage die Herrin des Hauses in eifrigem Gespräch mit dem vtaatsrathe de Grieux und seiner Ge mahlin, die sich zum Besuche bei ihr ein zesunden hatten. Man besprach die politischen Verhältnisse und die neuesten, l»is Paris cigetrofsenen Nachrichten, die sür die Sache des Königthums so un günstig wie möglich lautete», als Frau de Grieux, die eine Verwandte der Frau du Colombier war, endlich sagte: „Ach, lassen wir jetzt diese häßliche Politik und sagen Sie mir lieber, wo denn heute Caroline steckt. Sie ist wohl gar nicht daheim?" „Doch," antwortete die Mutter, „sie ist vorhin mit dem Lieutenant Buona parte, der uns seine Au Wartung mach e, etwas in den Park gegangen." „So, so," gab die Staatsräthin zu rück. „Gestatten Sie mir, liebe Freun din, Sie daraus aufmerksam zu machen, daß man sich in der Stadt erzählt, Sie wollten diesem jungen Korsen gestatten, sich um die Hand Ihrer Caroline zu bewerben. Es ist das natürlich nur ein leeres Gerede, allein ich halte es doch sür meine Pflicht, Ihnen davon Kunde zu geben. Vielleicht dürfte es sich em pfehlen, den Verkehr Carolinens mit diesem Herrn Unterlicutenant etwas einzuschränken, Sie wissen ja —" „Ich danke Ihnen sehr, verehrte Freundin," fiel Frau du Colombier ein. „Es ist das etwas, woran ich auch schon gedacht habe, allein am besten wird sol chen Schwätzereien durch eine baldige Verlobung Earolinens ein Ende ge macht werden." „Haben Sie einen passenden und Ih nen genehmen Bewerber gesunden?" sorschte der Staatsrath gemessen. „Herr Garanipet de Bressieux, der Ihnen ja auch bekannt ist." „War er nicht srüher Kapitän bei der Garde?" fiel ihr Frau de Grieux iu's Wort. „Ganz recht ; dieser ehrenwerthe Herr, der von gutem Adel und nebenbei auch sehr wohlhabend ist, hat durch seinen Oheim, den Marquis de Ferriol, mir seine Absichten eröffnen lassen, und ich zweifle nicht daran, daß er mein Kind recht glücklich machen wird." „Was wird aber Herr Buonaparte dazu sagen?" warf Frau de Grieux etwas zweifelhaft ein. „Der junge Mann ist Unterlicutenant ohne alle Aussichten, er hat kein Ver» mögen und, seitdem Gras Marboeus ge storben ist, der ein Gönner der Familie gewesen zu sein schciirt, auch keinerlei Protection. Er mag ja recht begabt sein, wie der Abbe de Saint Ruf ver sichert, der ihn bei mir eingeführt hat, aber er ist entschieden keine Partie sür eine junge Dame wie meine Caroline." „Nein, selbstverständlich nicht," be kräftigte der Staatsrath. „Caroline, die trotz ihrer 17 Jahre in manchen Dingen noch ein rechtes Kind ist, findet Vergnügen an seiner Unterhaltung, das ist aber auch Alle», und sie wird leinen Augenblick anstehen, sich der besseren Einsicht ihrer Mutter und ihrer Verwandten zu fügen, wenn es sich um ihre Zukunft, ihr LebenSglück handelt." „Ich bin ebenfalls davon überzeugt, meine Theure," sagte die StaatSräthin, .möchte aber doch rathen, die Angele genheit bald zur Entscheidung zu brin gen, man kann nie wissen —" „Das wird auch geschehen. Ich habe den Marquis gebeten, mich heute mit Herrn de Bressieux zu besuchen, damit wir unsere vorläufigen Festsetzungen treffen, nach deren Erledigung ich Ca roline die nöthigen Eröffnungen mache» werde." Inzwischen hatte die Tochter de» HauseS, über deren Hand von Seite» der Mutter in einer Weise verfügt wurde, die bei der französischen Aristo kratie jener Zeit die einzig hergebrachte und übliche war, mit ihrem Begleiter, einem jungen Ossicier in der Uniform des Artillerieregiment» La Fire, die Parkanlagen Verlaffen und war mit ihm in den versteckter liegenden Obstgarten gegangen. Sie war eine reizende Brü nelte, zählte 1? Jahre und besaß jene »atürliche Anmuth, die alle Herzen ge winnt. Anf einer von Gebüsch umgebe nen Bank unter einem Kirschbaume, dessen schwarze Früchte verlockend zwi schen den Biältern hervorschimmerten, nahm Karoline Platz und sah lächelnd dem Lieutenant zu, der eifrig Kirschen pflückte, um sie dann seiner schönen Be gleiterin in den Scho»ß zu schütten. Er mußte sich dabei ost aus die Zeilen stellen, denn er war von kleiner Figur; seine edel nur etwas zu scharf geschnitte nen Züge wuren sür gewöhnlich von gelblich blaffer Farbe, zeigten sich aber j«tzt etwas geröthet. E» kam vielleicht von der Hitze des Tage», vielleicht auch trieb die Nähe deS holden Mädchen«, aus dessen Antlitz seine Blicke ost mit leidenschaftlichem Verlangen hafteten, das Blut heftiger durch seine Adern und vernichtete die gelassene Ruhe, welche der junge Lieutenant Napoleon Buonaparte sonst zu bewahren bestrebt war. „Wenn Sie nicht mit davon essen, rühre ich Ihre Kirschen nicht an," sagte Karoline mit Entschiedenheit. Er nahm die in der Sonne funkelnden Früchle. die sie ihm hinhielt, und aß gleichfalls davon. „So," nickte sie befriedigt, „und nun berichten Sie, was Sie gestern Abend getrieben haben." „Ich gab zunächst meinem jüngeren Bruder LouiS, der bei mir wohnt, w'.e Sie wissen, eine Mathematikstunde und arbeitete dann an meiner Abhandlung über das menschliche Glück, mit der ich bei der Lyoner Akademie den Preis zu erringen hoffe." „Das will ich Ihnen von Herzen wünschen! Sie haben da eine ebenso interessante als schwierige philosophische Erörterung zu führen," meinte das junge Mädchen nachdenklich, „ja, was ist das Glück? Jeder Mensch wird, glaube ich, eine andere Antwort aus diese Frage geben, und Sir werden sich ein großes Verdienst erwerben, wenn Sie eine allgemein giltige finden." „DaS hat der große Rousseau bereits gethan," ries der Unterlieutenant. „Sie lieben seine Schriften, ich weiß es. Ich dagcgen glaube nicht, daß das goldene Zeitalter der Menschheit sich wieder zurückführe» läßt, vo» dem er schwärmt, und kann auch in der geist losen Einförmigkeit des Naturzustandes, den er zurückgeführt wissen möchte, nicht das Glück der Menschheit erblicken. Doch keine Philosophie mehr! Lesen Sie mir lieber ein neues Kapitel aus Ihrem korsischen Roman vor, wenn Sie das Manuskript mitgebracht haben, wie ich hosse." „Ich bin noch nicht dazu gekommen, weiter daran zu arbeiten, obwohl ich ihn gern so bald als möglich vollendet sähe." „Sind Sie so ehrgeizig nach den Lor beern des Autors ?" „Ich leugne nicht, daß mich ein glü hendes Verlangen verzehrt, mich in ir gend einer Weise hervorzuthun. Da ich nun dazu in meinem eigentlichen Berufe einstweilen noch keine Gelegenheit habe, so nehme ich statt des Degens die Fe der zur Hand.. Aber ich schreibe zu gleich auch, um Geld zu verdunen. Sic wissen ja, daß ich seit dem Tode meines Vaters von meiner bescheidenen Gage oft noch die Meinen daheim unterstützen muß." „Freilich weiß ich es und schätze Sie deswegen nur um so höher." entgegnete das schöne Mädchen mit Wärme. „Ich zweifle aber auch nicht daran, daß es Ihnen gelingen wird, nicht nur die Schwierig leiten Ihrer augenblicklichen Lage zu besiegen, sondern sich auch bald kühn zu einem Platze emporzuschwin gen, für den Ihr Geist und Ihr Wissen Sie befähigt und berechtigt!" Seine blauen Augen leuchteten in einem seltsamen Glänze auf, als er diese Worte vernahm. „Möge es sich erfüllen! Wenn ich in meinem Plutarch lese, so überkommt mich oft ein Ahnen, saß es mir gelingen werde, es seinen Helden gleich zu thun, die sich plötzlich über ihres Gleichen erhoben und ihnen zeigten, daß sie aus edlerem Thone ge formt seien. Ach, ich möchte ein Held Werden wie Cäsar, Wilhelm von Ora tiien oder Eromwell!" „Wie verträgt sich mit solcher him melstürmenden Ruhmbegier das Gefal len an idyllischen Liebesgeschichten, wie sie jener deutsche Roman enthält, von dem Sie mir das letzte Mal erzählten? DaS möchte ich erklärt haben." „Ah, Sie meinen die Leiden des jun gen Werther, von einem gewissen Goethe? Ja, ich habe die Uebersetzung, die ich mir gekauft habe, seitdem noch mals gelesen und bin wirklich rissen davon. Ich habe Ihne» das Buch mitgebracht." Er zog den Band aus der Tasche und schlug ihn auf. „Hören Sie nur, wie der Dichter das menschliche Herz kennt und seine Ge fühle ebenso wie die erhabenen Schön heiten der Natur zu schildern versteht." Und er las vor: „Es ist wunderbar: wie ich hierher kam, und vom Hügel in das schöne Thal schaute, wie es mich rings umher anzog. Dort das Wäldchen! —Ach, könntest Du Dich in seine Schatten mischen! Dort die Spitze des Ber ges!— Ach, könntest Du von da die weite Gegend üoerschauen! - Die in einander geketteten Hügel und ver traulichen Thäler! —O, könnte ich mich in ihnen verlieren! Ich eilte hin, und kehrte zurück und hatte nicht ge funden, was ich hoffte. O, es ist mit der Ferne wie mit der Zukunft! Ein großes dämmerndes Ganzes ruht vor unserer Seele, unsere Empfindung ver schwindet darin wie unser Auge, und wir sehnen un», ach! unser ganzes Wesen hinzugeben, uns mit aller Wonne eines einzigen, großen, herrlichen Ge fühl» ausfüllen zu lassen und, ach! wenn wir hinzueilen, wenn das Dort nun Hier wird, ist Alles vor wie nach, «nd wir stehen in unserer Armuth, iu unserer Eingeschränktheit nnd unsere Seele lechzt nach entschlüpftem Labsale. So sehnt sich der unruhigste Vaga bund zuletzt wieder nach seinem Baier lande, und findet in seiner Hütte, an der Brust seiner Gattin, in dem Kreise seiner Kinder, in den Geschäften zu ihrer Erhaltung die Wonne, die er in der weiten Welt vergeben» suchte." „Sie fragen mich," knüpfte Buona parte dann an ihre Aeußerung von vor hin an, „wie mein Ehrgeiz sich mit solchen Gefühlen vertrzgt? In jedem Menschen ruht etwa» Räthselhastes, ein innerer Zwiespalt, dessen Ursachen un« ost nicht klar werden. Ich kenne sie. Während mein Thatendurst mich von hier sorttreibt nach Paris, wo allein der Ort ist, «n dem aus einem armen und unbedeutenden llnterlieutenant et wa» werden kann, hält mich ein ande. re», mächtiges Gefühl hier bei Ihnen, Caroline, fest. Muß ich es Ihnen nennen?" Er blätterte weiter in dem Buche und laS: „Nein, ich betrüge mich nicht! Ich lese in ihren schwarzen Augen wahre Theilnahme an mir und meinem Schicksal. Ja, ich fühle, und darin darf ich meinem Herzen trauen, daß sie o darf ich, kann ich den Himmel in diesen Worten aussprechen? daß sie mich liebt! ?" Vor den brennenden Strahlen seiner Augen senkte K aroline die ihrigen und schaute mit glühenden Wangen vor sich nieder. Nicht länger vermochte der junge Ossicier sich zu beherrschen. Er setzte sich neben sie und schlang den rechten Arm um ihre Schulter. „Du weißt es, holdes Mädchen, was ich sür Dich empfinde nun sage Räber kommende Schritte unterbra chen seine» Herzenserguß. Blaß vor Zorn und Erregung sprang er aus und blickte finster dem Herrn entgegen, de» jetzt um die Ecke des vom Spalierobst eingefaßten Ganges bog und die junge Dame sehr verbindlich, den Unterlieute nant dagcgen nur leichthin begrüßte. „Ach, Sie sind es, Herr de Bres sieux!" ries Karoline ihm entgegen, de> es mit echt weiblicher Gewandtheit ge lang, sofort einen ganz unbefangene« Ton anzuschlagen. „Wie haben S>« uns hier gesunden?" „Der Zug des Herzens führt niemals irre," gab der ehemalige Gardecapitän geziert zur Antwort, während Lieute nant Buonaparte ironisch lächelte „Uebrigens hat mich die gnädige Frau ausaesandt, Sie zu suchen. StaatSrath de G ieux nebst Frau Gemahlin und mein Oheim, Marquis de Ferriol, dei mit mir gekommen ist, sind bei ihr und sehnen sich ebenfalls danach, die liebens würdige Tochter des Hauses begrüßen zu dürfen." „Dann wollen wir die Herrschaften ja nicht länger warten lassen," sagte Karoline, indem sie ausstand und nnl Herrn de Bressieux voranging, dabei aber dem jungen Ossicier über die Schulter einen Blick zusandte, der ihn über diese Unterbrechung trösten sollte. Buonaparte schob sein Buch wieder in die Tasche und solgte; eine tiefe Falte hatte sich in seine, wie au» Marmor ge meißelte Stirn gegraben. Bon der Esplanade in Valenee gehl die Grande Rue aus, in der noch heute das Haus No. 4 steht, wo der Unter lieutenant Buonaparte damals wohnte. Es gehörte einer alten Dame, und Buonaparte, dessen monatliche Gage hundert Livres betrug, zahlte davon dem Fräulein Von acht Livres Miethe im Monat sür ein bescheidenes Zimmer, das er innehatte, während sein jüngerer Bruder Louis, der spätere König von Holland, eine Mansarde innehabe Der ältere Bruder hatte ihn von Korsila mitgebracht, um seiner Mutter eine Last abzunehmen, da es der wackeren Frau schwer genug fiel, sür die noch zn Hause weilende» Geschwister zu sorgen. Louis sollte ebenfalls Artlllerieofsicier werden. Napoleon ertheilte ihm Unterricht und bezahlte sür ihn die Pension, was er aber nur ermöglichen konnte, indem er selber wie ein Einsiedler lebte und sich die größten Einschränkungen aufer legte. Am Tage nach seinem Besuche aus dem Landsitze der Frau du Colombier wollte Napoleon sich gerade zum Mit tagessen begeben, das er mit seinen Ka meraden bei dem Speisewirth Geny „Zu den drei Tauben", in der Rue Te rollerie, einnahm, während Louis bei der HauSwilthin verköstigt wurde, als ein Bedienter der Mutter Karolincns bei ihm eintrat und einen Brief über brachte. Nachdem der Mann sich wie der entfernt hatte, erbrach Napoleon gespannt das Schreiben und überflog es hastig. Seine Hand zitterte während des Lesens, dann sank er aus einen stuhl und bedeckte die Augen mit der Linken, während die rechte Hand das Papier zerknitterte. Es war ein höchst verbindlich gehaltener Brief der Frau du Colombier, in dem sie dein „jungen Freunde" die bevorstehende Verbindung ihrer Tochter mit Herrn de Bressieux anzeigte. Hinzugefügt war die Bitte, mit Rücksicht aus die Klatschbasen der Stadt seine sonst so willkommene» Be such- für die nächste Zeit wenigstens einstellen zu wollen. Lanze saß Napoleon regungslos da der Schlag halte ihn zu lies und unerwartet getroffen. In der Erinne rung an diese Stunde schrieb er später in einem „Dialoge über die Liebe": „Auch ich war einst verliebt, und es ist mir davon genug in Erinnerung ge blieben, daß »ch die metaphysischen De sinitioncn der Liebe nicht nöthig habe, die doch nur die Dinge verwirren. Ich leugne ihre berechtigte Existenz, und mehr als dieS: ich halte sie für schäd lich sür die Gesellschaft, wie für das Gluck deS Einzelnen, kurz, ich glaube, daß die Liebe mehr UebteS als Gutes stiftet." Am 31. März 1792 heirathete Fräu lein du Colombier den Herrn de Brcssieux. Damals besand sich Buo napirte (so schrieb er selbst seinen Fa miliennamen bis zum Jahre 179 V) be reits in Paris, wo er sich der revolu tionären Partei in die Arme warf. „Wäre ich General gewescn," äußerte er später einmal, „so hätte ich die Par tei des HoseS ergrilsen; als llnter lieutenant mußte ich die der Revolution ergreisen". In der That gelang es ihm, dadurch sein Glück zu machen. Da iie Liebe nichts mehr über den zuküns tigen Welieroberer vermochte, so solgie er fortan nur noch den Weisungen sei nes berechnenden Verstandes uno eine wahrhaft dämonischen Ehrgeizes. Als Kaiser erst sah Napoleon nach einer Reihe von Jahren in Lyon sein, Jugendgeliebte wieder. Er theil'- si« dem persönlichen Dienst seiner >u ter Laetitia zu und verlieh ihrem «,u.teu eine angesehene Stellung im Finanz weseiu Erst 184 S ist die Baronm d« Bressieux gestorben. Thatsächlich ist Caroline nicht nur die erste Liebe Napoleons, sondern wohl auch das einzige Weib gewesen, das dem großen Korsen eine echte, tiese HerzenS neigung eingeflößt hat, und noch auf St. Helena erzählte er mit innerer Be wegung von der Idylle ,n Balence und seinem Beisammensein mit Fräulein du Colombier unter den Kirschbäumen auf dem Gute ihrer Mutter. Tie Naturgeschichte der deutschen Zur Naturgeschichte der deutschen Bettler liesert Richard Eisendraht in den „Münch, neuesten Nachrichten" an hier dem sahrende» Volke der Land streicher zu. Ihm gehören das Mut tersöhnchen, der Knopsdalser und der Spechäger an. D-»s Muttersöhnchen ist ein Neuling aus der Landstraße und in der Herberge. .Kein Wunder, daß Uebcrnamc Linkmichel. Unlängst saß er noch daheim hinter dem Ofen. In die neue Schürze band die sorgende Mutterhand einige neue Hemden. Die Mutterpsenilize im Beutel zieht er, so rasch er nur vorwärts kommen kann, der breiten Heerstraße nach. Verläßt er das Weichbild Dresdens, so fragt er schon jeden Wanderburschen, den er aus dem Marsche nach dem Süden trifft, wie weit es noch bis Nürnberg oder gar München sei. Dieser Eile wegen nennt ihn der Spott „zünftiger Feger" Schnelläufer. Er reis gern in Gesell schaft anderer Muttersöhnchen, biswei len in Schaaren, und nächtigt, wenn er irgend kann, nur in den Herbergen zm Heimalh. Anständig gekleidet, putzt und striegelt er sich gern, eine Eigen schaft. die ihm den Beinamen Aesschen oder Aesstour einträgt. Ist der Beutel leer, geht das „Kohlendampfschieben", das Hungerleidei!, an und dann nun dann wird ost auS dem Muttersöhnchen ein Knopsdalser. Der „Knopfdalfer" ist ein Pfennig bettler, des im Liede bekannten Bruder Straubingers Nachkomme auf dkl Landstraße. Er ist der ärmste Zug betller; in Lumpen gewickelt sührt ihn sein Weg v.m Thür zu Thür. Ei reist anfänglich gern zu Zweien und ist nach des Tages Mühen gern fröhlich und guter Dinge. Von dm weiblichen Landstreichern gesellt sich die „Tivpel schicks", eine landsahrende, gewöhnlich« Bettlerin, zu dem Knopsdalfcr. Lau geres Landstraßenleben macht den Pfennigbettler gewöhnlich mürrisch geizig, wunderlich, eigensinnig und un> gesellig. Er reist allein und nur noch in bekannten Gegenden, in denen er so oft wiederkehrt, daß die „Hunde mit den schwänzen wedeln", wenn er ein Ge Höft betritt. Jeder Kameradschaft ist ihm lästig und jeder seinen Weg kreuzende Bettler als Nebenbuhler ihm ein Dorn im Auge. Nannte er ein halbes Men schenleben lang nichts als den Stecken sein, schleppt er jetzt einen derben Ber liner nach, in dem er schildlose Kappen, abgetragene Papierkragen, alte Fuß lappen, werihiose Stiefelsohlen und andere Lumpen aufbewahrt. Auch fehlt ihm nie das „livpfche Gewerbe", darin er die fetten Bissen, die er sich zu dalsen weiß, versteckt. Er ist mit einem Worte gesagt, zum Speckjäger geworden, der seiner ungeselligen Eigenschaften wegen von allen Landsträßlern verachtet wird, in dem Hopfen uud Malz verloren ist. In der Landstreichergattnnz begeg nen wir ferner den „Fortschrittsdalfern". Als solche entpuppten sich die „Blitz kund.'n" und die „Schmalmacher". Blitzknnden sind Kleiderkettler, die Schmalniachzr hallen den Spaziergän gern und in besuchten Wirthschaften den Gästen bettelnd den Hut unter die Nase. T>>s nennt man in der Ver kehrssprache der deutschen Landstreicher schmalmachen, daher der Name der Fech ter. Sie lebe» wie die Herren, im Sommer aus dem platten Lande, im Winter in größeren Städten. Wil kommen nun zu den „Kohldalsern", den eigentlichen Schwindelbettlern, und be trachten zunächst den „Tappenreiter", der die gute Sitte unserer Handwerks meister, durchreisende Gesellen ihres Zeichens zu unterstütze», mißbraucht. Ein Tappenreiter „ledert" oft sämint liche „Krauter" (Meister), die an sei' nem Wege wohnen. Jeder Tappenrei ter versteht von dem Geschäft, auf wel ches er reist, so viel, daß er mit Meiste» und Gesellen darüber reden kann. Ein gemeiner Schwiiidelbettler ist der „Hoch täppler", der als Brandbettler ode, andere ähnliche Nothlagen vorschützend, die Geldsäckel vermöglicher Leute er leichtert. Bei Überschwemmungen und anderen Katastrophen schießen die daraus reisenden Hochtäppler wie Pilze aus der Erde. Andere simuliren auch Ge brechlichkeit, gehen als Krüppel und Taubstumme, um die Wohlthätigkeit ihrer Mitmenschen io erhöhtem Maße in Anspruch zu nehmen. Während von der Sippschaft der Tappenreiter selbst thätige Laiidstrcicherinnen ausgeschlossen iind, finden sie hier ein ergiebiges Ar beitzfeld. Die schlimmsten von Allen sind die Zoddelbrüder und Drucklas benncn. Das ist das Diebsgesindel iv der Landstreicherwelt. Aus dem Gerichtssaal Richter (zum Zeugen): Nun, Herr Schulze, Sie sagten, dieser Karl Schulze ist ein entfernter Berwandter von Ih nen, in welchem Berwandtfchaftsgradc steht erden»? Zeuge: Er ist mein Müder. Richter: Aber Sie sagten inir doch soeben, er sei ein entfern ter Verwandter. Zeuge: Augen blicklich ja, denn er ist in China! Letzter Versuch. Mein Herr, ich bitte Sie, micki nicht mehr wei ter zu belnlli en. Ich habe Ihnen doch ge,a; mein herz nicht mehr frei ist. r Fräulein Loni, darf ich Sie no -aus ausmerksam machen, daß das zwei Kammer» Hot? «in chinesische» «auchlokat. Dem größten Opium - Rauchlokal« Chinas widmet der „Ostas. Lloyd" ein« eingehende Schilderung. Shanghai rühmt sich dieser Sehenswürdiz'eit. Sie liegt in der sogenannten französi schen Ansiedelung, etwa einen Stein wurs von den Mauern der Chinesen stadt, in der keine Oviumtabagie beste hen darf. Es fällt ost schwer, sich den Weg durch die Menrchenniaisen zu bre chen, welche um das Gebäude herum lungern und die scheinbar allen denkba ren Stände» engehcrcn. Die geeig netste Zeit iür d-:e Besichtigung de» Lokals ist der Abend, nachdem alle Lampen angezündet find, doch muß man einen gesunden Magen haben, um di» Uebelke:t erzeugenden Dünste zu ertra gen. Die Rauchwolken, das matt« Licht ver zahlreichen farbigen Lampen, die noch zahlreicheren aus Bänken aus gestreckten Gestalten mit verzerrten Ge sichtern, die sich über die kleinen Flam men biegen, an welche» man die Pseifen anzündet, reichen aus, um auf einen Neuling den widerlichsten Eindruck aus zuüben. Das Innere deS Hauses bietet einen eigenthümlichen Anblick. In der Mitte des Erdgeschosses, das so zu sagen einen einzigen großen Saal bildet, hängt eine der schönsten chinesischen Lampen, welche die einheimische Industrie zu sabriciren im Stande war; sie soll meh rere Hundert Dollars gekostet haben. Die Decke ist aus reich geschnitztem Holze hergestellt, während die gemal ten Wände mit einem eigenthümlich markirten Marmor ausgelegt find. Zahlreiche Thüren führen überall in die kleinen Verschlage, welche sür Rau cher bestimmt sind. Dicht am Eingang zum Lokal steht ein Ladentisch, aus dem sich eine groß« Anzahl Sch.ichtelchen mit dem syrup ähniichen Mohnsast befindet; etwa ein Dutzend Gehilsen finden beständige Be schäftigung, diese Schächtelchen an Die ner auszutheilen, welche die Gäste be dienen. Hinter diesem Ladentisch be finden sich ferner die Pfeifen, auf di« sorgfältigst Acht gegeben wird. Di« Rauchzimmer sind in vier Klassen ein getheilt. In dcm billigsten wird man Kulis vorfinden, die etwa 110 Eash für die gefüllte Pfeife zahlen; in dem nächsten Zimmer Leute, die 120 Eash sür die Pseise verausgaben; in der zweiten Klasse trifft man wohlhaben dere Kleinhändler an, die 130 Eash erlegen, während in dem Zimmer ersten Ranges dem theuersten j«d« Pfeife, die man raucht, 150 Eash kostet. Die Schächtelchen einhalten fast sämmt lich dieselbe Menge Opium, etwa ein Mcce Gewicht (Illv Unze); der Unter schied in der Pfeife ist es hauptsächlich, der den Preis bestimmt. Die besten sind aus Elscnbein gemacht, das Rohr ist oft mit Edelsteinen ausgelegt und kunstvoll geschnitzt. Die meisten Raucher liegen in Paaren in einem Zimmer, die je nach der Klaffe mehr oder weniger eingerichtet sind. In den theuersten Räumlichkeiten ist di« Bank, aus welche sich der Raucher aus streckt, mit seinem Sammet bedeckt, mit einem Kissen ans demselben Material; das Rahmenwerk der Ruhebetten ist mit Perlmutter oder Jade eingelegt; die Wände sind mit chinesischen Kunst schnihereien und dergleichen auSge schmückt. Der Raucher streckt sich aus eine Art von Tivan hin, stützt den Kops aus eine» EubuS von Holz, der ost mit Tuch überzogen ist, und der eine Höh lung sür das Genick hat und als Kopf kissen dient. Der Tropfe» Opium muß, eh- er in den an der Lampe g'ühend gemachten Pfeisenlopf gelangt, zu einem Kügelchen geformt werden, und dieses Kuge,drehen ist eilt« ZU!»st, zn deren Erlernen eine längere Urbnng gehört. Einerseits muß nämlich das Nüdelchen soirocken wirden, daß es brennt, ande rerseits aber ist es nöthig, daß der Rauch noch genügend mit den Aikaloi de» durchsetzt ist, welche ans das Hirn des Rauchers einwirken sollen. Kleine Notizen. —Ein Czeche besuchte vo» einigen Tagen die Kunstausstellung in Berlin, aber da er, objchon nicht deutsch sprechend, nicht mißhandelt wurde, war er derart verblüfft, daß er kein Wort böhmisch hervorzubringen vermochte. Der Zar hat den Prinzen Georz von Griechenland wegen der Ver theidigung des russischen Thronfolgers zum Admiral ernannt. Wie wir hören, hat der genannte Prinz das Costüm deS Admirals in »Pariser Leben" sür sich bestellt. Der Katholiken-, Deutschen »nd Judenhasser, Oberproturator Po« badonoszew, in St. Petersburg, ist zum Ehrenmitglied der antisemitischen Frac lion des Deutschen Reichstages ernannt worden. Nachdem d a S G e n fer Zoll amt die Maikäfer als Delikatessen er klärt hat, gedcnit es nunmehr Austern, Gänscleber und Hummern unter die Käser zu »übriciren. Druckfehler ans der seil September 1890 in Konstantinopel er scheinenden deutsch geschriebenen „O»> manischen Post": Heule Nacht entichlief die allgemein belannle und beleibte (be liebte) Frau K —Die junge Dam« erregte wegen ihre» seltenen Schmutze» (Schmuckes) ellgemeine Aufmerksam keit. Bei einem zu Ehren Sr. Maje stät veranstalteten Gartenfest verliehen Tausende von Lumpen (Lampen) dem Garte» ein feenhaftes Aussehen. Di» Actiengefellschaft X. theilte mit, daß, nachdem die Actionäre die erste Rate eingezahlt haben, der Rest des Betrüge» (Betrage») demnächst erhoben werden wird. Der Männerchor-Gesangver«in hat den Verstand (Borstand) verloren. —Gleich nach Beginn der Sitzung wur den sämmtliche Mitglieder beerdigt (be eidigt). Die Mehrheit der Mitgliede, war sür unbedingte Freßfreiheit kreiheit^