Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, July 02, 1891, Page 7, Image 7

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    Teutsche LocalnaHrtÄten.
Provinz Brandenburg.
Berlin: Generalarzt Dr. Vnttner
hat deu Hnseland-Slisiunzen ein Kapi
tal von l >M. vermacht. Tavon
werde» Renren im Gesaminilietrage von
IV2O M. jährlich au 3 Personen au>
Lebensdauer vertheilt. 112 General
major z. D. Egbert v. Legat, zulegt
Kommandeur der 43. Jnsanteriebri
gade. Tie „Singakademie" beging
,n den jüngsten Tagen die Feier ihres
hundertjährigen Bestehens. Fast alle
. größeren Singervereinigungen Deutsch
lands haüen BeglückwnnschiiugS - De
putationen zn dieser seltenen Feier ge
sandt. Pros. Marl», Blumner, der
Direklor der Singakademie, ist von der
Universität Ehren halber zum Doktor
der Philosophie ernannt worden.
Nun der ..iaijerbazar fertig ist, wird
Rudolf Hcrtzog zu bauen beginnen.
Der ganze Hau'erblcck von der Breiten
bis Bi-üöerstraß- gehört ihm. In der
Brci'.ciistraße ist zunächst allen Miethern
gekündigt ».»orten. Der Bau wird zn
beiden Seilen des jetzigen Geschäftshau
ses beginnen. Der Äaüerbazar soll
übertrumpft werden. Eine Ausstel
lung von Särgen und Sarg-
Teloralicnen ist jetzt hier m der
Chaussee - Straße eröffnet worden.
Veranstaltet tst die seltsame Ausstel
lung von, Verein der Berliner Sarg
fabrikaiiten uno Berussgenossen.
Die Gcneralintcndanz der N önigl. Hof
thealer wird demnächst eine Bestim
mung c.lasseu, nach welcher die darstel
lenden Künstler etwaigen Hervorrufen
seilen? des Publikums keine Folge
leisten dürfen. Im Wiener Burgthea
ter besteht diese Bestimmung schon seil
Jahrzehnten. DaS Landgericht Pots
dam verurlheilti den Lehrer Busso n
Lütte be, Belzig wegen Vornahme uu<
züchligtr Handlungen zu Jahr Ge
fängniß. Bei einem vom Krieger
Verein in Tilmersdors veranstalieien
Schießen wurde der zwölfjährige
Müller au:> Fahrlässigkeit erschossen.
Tie Mälzerei oer „-:>ciiisbrailerci" in
Nu.dorf ist ein Raub der Flammen ge
worden, und wird der angerichtete
Schaden auf 300,000 M. gefchatzt. Bei
den, Branre kam eS zu eiuen, Zusam
menstoß zwischen dem Janhagel und
der Polizei. Tie Menge trieb allerlei
Unfug, riß Mine nieder, warf Fenster
scheiden ein und richtere auch Stein»
würfe geeen die Feuerwehr. Die Po
Üzei ging schließlich nnt erhobenen'
Revolver cor.
Provinz Ostpreußen,
s In Zernien der letzte Vererau dei
diesseitigen ÜreifeS aus den Feldzüge?
180 U—1814, Christoph Horn. Letz
ter Tage wurde die neue Bahnstrech
Hcinrichewalde-Tilsit dem Verkehr über
geben. Zur Tl eilnahine n dem dem
n.ichst in Mcmel siattfindenoen Sävger
sest haben sich VOO Sänger angemeldet,
Es feierten: die goldene Hochzeit dii
Eheleute Alisitzcr Gotthard'Herrmann
in Bartenslein, Eigenthümer Braun iv
Luxelhen und ".".ltiitzcr Becker in Reich
Walde; das 50jährige Tienstjubiläun'
der Lehrer «lemmler in Heiligenrod«
und der Psarrec Tr. Ernst Albert
Furchtegoit Kahle in Königsberg.
In einem '.'lii'all von GeisteSumnach
tung erschoß sich der GerichtSselretäi
Toussaint in Insterburg: die Wiltw«
Fischer in MarkuShos ertränkte sich: den
Tod durch Erhängen gab sich der Klein
wirth Bonnet in Praßlauken.
Provinz West Preußen.
Ter in Wiesbaden verstorbene, von
Clristburz gebürtige Renner losej
Knstein tat unserer Lchulgemeiude
15,' ! 0 M. letztwillig hinierlzisen.
In Hammer stein wnr:e der verstorbene
Bürgermeister a. D. Heller unter große,
Betheiligung seitens der Bürgerschaft
zur letzten bestattet.
Provinz Pommern,
112 In Tharandt der Erbkämmerer
von Alt-Vorpommern Frhr Friedrich
v. Eickstedt. Tie Bahnstrecke Bergen
> Eargard Saßinß soll an, 1. Juli dem
-i, Verlelir »'vergeben werden. Jnsbeson
dere erhoffen vie Seebäder Saßnitz und
Cramras von diefer Verkehr-erleichte
rung eine «leigernng ihres Befuches. —
» 1' In Franztnirg der Bürgermeister
U Heinrich Hingst. Ter Postbote Fr.
Eiebenbanni in PntbuS ist >vegen Unter
schlagung in, Anlle zu 2 Jahren Ge
» iänzniß NN» ! Jahren Ehrverlust ver
urtheilt worden. 112 In Wolgast der
> Lehrer ein. Blohm. Eingeäschert
wurden: aus den, Rittergute Aol. Bü
tow 30 Äiorgen Hochwald (Knaben
hatten um jireuzotern aus einer Höhle
l , herauszutreiben, ein Feuer geschürt),
" In Jägersfelde, infolge Blitzstrahls, ein
Ekhöil, in Kotzvw l 4 Gebäude, wo
bei ein 72jäb,iger Mavn mitverbrannte,
und auf dem Gut Schmuck be, Neustet
r t>n Scheune und Stallung, wobei 100
Schafe den Flammen zum Opfer fiele».
Provinz Schlesien.
In diesem Jahre feiern die evangeli
. schen >t irchen zu Lölvenberg, Friedeberg
u. Qu.. Lahn, Giehren, Schiller, Wiers
dorf und Zobten das 150iährize Jubi
j läum ihrer Erbauung. Wegen Zwei
j lampfe-S wurde der Rechtsanwalt Max
5 Zülzer in Ratibor zu drei Monaten
Festungshaft verurtheilt. Z. hatte sich
durch eine Anspielung auf'feine Cou
seffion seitens des Referendars Just be
leidigt gefühlt, was zum Streite und
schließliH zum Duell mit Pistolen führte.
Ter Zweikamps wurde im Nendzacr
Walde ausgesochten und verlies unblu
tig, Schweidnitz ist in die Reihe der
jemgen Slädte eingetreten, die mehr als
25,000 Einwohner zählen. i In
Striegau einer der noch wenigen Vete
ranen aus den Befreiungskriegen, Leh
rer em. Machui.
Provinz Posen.
Die AnsiedelungScommission kaufte
in letzter Zeit das über 2000 Morgen
große zn beiden Seilen der Krotoschin-
Rawitscher Chaussee, ungefähr drei
Kilomeler von Kobylin entfernt gele-
Gene Rittergut Wiganow, sowie daS
dem Kreise Schroda zugehörige, 49g
Hektar große Gut Wydzierzawice. Bis
jetzt sind dnrch die AnsiedlungZeom
missian im Ganzen 20,7!>!> Hectar er
worben bezw. varzellirt werden. Bon
den 978 geschaffene!, Anstedlerstellc»
sinv 712 an vl-0 Ansiedlerfamilici, ver
geben, von welchen letzteren 183 aus
Posen, 150 aus Westvreußen, 78 aus
Schlesien, «II aus Brandenburg, 5l
aus Pommern, 31 anS Württemberg,
28 aus Westfalen, 21 aus dem Rhein
land, 45 a»S den übrigen preußischen
Rußland zurückgewandert find. Von
den 42 parzellirten Rittergütern waren
bis Ende 1890 33 vollständig mit deut
schen Colonistei, besetzt. Eine im No
vember 1889 in 1V Ansiedelungen vor
genommene Zählung ergab, daß neben
2441 Deutschen 415 Polen wohnten,
welche Letztere größtentheils aus Knech
ten und Mägden bestanden. Auf den
Ansiedelungen wurden innerhalb der
letzte» drei Jahre 21 deutsche Schulen
errichtet. 1° In Siemianiec der pol
nische Lustspieldichter Graf Alexander
Fredo. 112 In Jnowrazlaw Ritter
gutsbesitzer Richard Holtz HauSdorf.
112 In Ostrowo Propst Szamarzewöki,
während derselbe Gottesdienst abhielt,
an einem Schlaganfalle. Das anläß
lich des 50jiihr. StiftungStages des
Männergesangvereins in Schulitz abge
halteneProvinzialsängerfest verlief vom
herrlichsten begünstigt, in der
schönsten Weise. Es waren ca. 1500
Festthcilnchmer erschienen. Im Gan
zen wurden IS Preise vertheilt. Der
Ertrag soll zum Besten derjenigen Ein
wohner der Provinz, welche durch die
letzte Hochiluth geschädigt wurden, ver
wandt werden.
Provinz Sachsen.
Der verstorbene Rentner Karl Schulze
hat die Stadt Magdeburg zur Univer
salerbin seines Nachlasses eingesetzt.
Tas Gesam.ntvermögen des Erblassers
wird aus Millionen Mark ge
schätzt. Kleinere Legate sind der Kah
lenberg-Stiftung, dem kaufmännifchcn
Verein, der Loge z. G., der St. Ul
richSkirche, sowie den Dienstboten des
Verstorbenen ausgesetzt. 5 Der Eh
renvorsitzende des Saale Unstrut-Be
zirks des deutfchen Kriegerbundes,
Oberst z. D. v. Brandenstein, in Naum
burg. -f- In Torgan der Stadtver
ordnete Kaujm. Louis Vogel.
Provinz Hannover.
Infolge einer plötzlich eingetretenen
Geistesstörung verbrannte die Ehefrau
des Maschineninipectors Krüger iii
Harburg Obligationen im Werthe von
15,000 M. und schoß sich dann ans
einem Revolver eine Kugel durch den
Kopf. 1° In Münden der Weinhand
ler Senator a. D. Albert Heinrich.
In Uchte brannte das Haus des Tisch
lcrS Bulmann nieder. B. ist vor meh
rercn Monaten nach verübter Wechsel
säljchung nach Ameriku geflüchtet.
In Gegenwart des Landichaftsraths
Bürgermeister Schorcht bekränzte di.
Braut des 'Posthilssboten Fischer,
Margarethe Bartels, das auf dem
Domfriedhose in Verden belegene Grai
des verstorbenen Franz Goldmann.
Die Erben des Letztgenannten stifteten
ihrer Zxft ein Vermächtniß. aus dem
jede in Verden gebürtige, unbescholten.
Braut, welche am Abend vor dem
Todestage des Verstorbenen einen
Kranz auf das Grab desselben legt nnt
an seinem Todestage sich verehelicht,
93 M. ausbezahlt erhält. Zur Theil
nahme an dem demnächst in Witimnnd
stattfindenden Sängerfeste habe» sich 40
Vereine mit ca. 800 Sängern angemel
det. Feuer zerstörte: in Gr. Bollensen
die Anwesen der Bej. Warne.le und
Hener, in Hameln die Benze'sche Stuhl
sabrik, in Haste das Schlachter Rols'sche
Wohngebäuse, in Himmelsthür das Ge
meindehaus, in Jembke die Gewese der
Bes. Lücke und Wolf, in Lindau das
WonnhauS des Maurers Friedrich
Niemann, in Maaslingen das des
Schuhm. Rathert Vl.,in Mittelnkirchen
das Giese'fche Gehöft, in Quakenbrück
das in der Pfaffenstraßc gelegene, dem
Ledersabrikanlen Heve zugehörige
Wohnanwescu, in Ruthe das Schloß
und die katholische Kirche und in Wahn
12 Wohnhäuser nebst 13 Nebengebäu
den.
Rh ei »Provinz.
s In Aachen der Professor an, Po
lntcchniku:,!, v. Gizvki. Wegen Über
schreitung des ZüchtigmigsrechteS wurde
der Lehrer Engelbert Jansen in Oppum
zu vier Wochen Gesängniß verunheilt.
Bei der Verhandlung waren eine An
zahl Schullinder als Belastungszeugen
erschienen, welche zum Theil mit blut
unterlauienen Striemen am ganzen
Körper bedeckt waren, theils Beule» aus
dem Kopie und an den Augen aufwie
sen. In Kyllburg wird, nach dem
Vorbilde in anderen Städten, eine K ur
anstatt nach Kneipp scheu, System er
richtet. Letzlere steht ,n Verbindung
mit dem „Eiseler Hos" und wird von
dem Arzte Tr. Neu geleitet. Aus der
Straße von Rath b. Düsseldorf nach
Eil wurde der Sohn des Landwirths
N. mit zerschmettertem Schädel tod,
und feiner Baarschaft beraubt aufge
funden. — In Werden fand die feier
liche Enthüllung der zu Ehren des Für
sten Bismarck und des Feldmarschalls
Moltke errichteten Denkmäler statt. De,
Stifter der Letzteren, der Tentfch-Ame
rikaner Julius Forstmann, ein gebore
ner Werdender, war bei der Feier zu
gegen und hielt die Festrede. Der Ver
fertiger der Statuen, Bildhauer W. Al
bermann in Köln, isr ebenfalls em
Werdener Kind.
Provinz Hessen-Nassau.
Die Schriftstellerin Minna Main
länder in Frankfurt a. M. hat sich Exi
stenzsorgen halber, erschossen. Ihr
Bruder, der bekannte Philosoph Maui
länder, sowie ein älterer Bruder mach
ten ihrer Zeit ihrem Leben auf gleiche
Weife ein Ende. s In Rauenthal
der Pfarrer Petrh. Vor zwei Mona
ten hat derselbe sein üvjähr. Dienstjubi
läum gefeiert. Der frühere Missio
när und nachmalige Pfarrer Fontaine
aus Oberkalbach ist in den Anklagezu
sland versetzt worden. Derselbe soll
aus der ihm anvertrauten Kirchenkasse
allmälig «1000 M. unterschlagen haben.
F. ist verheirathet und Vater von 8
Kindern. Wegen eines Liebesverhält
nisses, das er mit einer anderen Frau
angeknüpft, war er vor zwei Monaten
seines Amtes enthoben worden. An
der Ecke Emser- und Walramstraße
feuerte die Frau des amerikanischen Ge
nerals O':>teill in Wiesbaden drei
Schüsse ans ihren Ehemann ab und
fchoß sodann auf sich selbst. Beide sind
leicht verwundet. Die Attentäterin
hatte ihren Gemahl in Gesellschaft meh
rerer weiblicher Personen angetroffen.
Die Eheleute lebten seit einiger Zeit
von einander getrennt.»— 112 Von her
vorragenden Persönlichkeiten: der Ge
nerali,entenant z. D. von Ingersleben,
der Oberst Albert von Roell und der
frühere Provinzialstenerdireetor von
Westfalen, Geheimer Ober-Finanzrath
Schellcnberg.
Königreich Sachsen.
In Chemnitz Kaufmann C. F.
Findeijen. Eine große Frende ist
einer Anzahl Arbeiter der Firma I.
G. Leistner in Chemnitz zutheil gewor
den. Tie Nummer der Landeslotterie,
tzie sie genzeinschaftlich spielten, ist mit
einem Geivinn von 100,000 M. her
ausgekommen. Tem Redacteur Han»
Künzel von der „Zeitung für Falken
stein", welcher wegen Beleidigung deS
Schneidermeisters k lemm in der Lan
dcsgcfangcneuanstalt zu Zwickau eine
viermonatliche Hast verbüßt hatte, wur
den bei seiner Heimkehr von zahlreichen
Freunden lebhafte Ovationen darge
lr/ich'. Fünf Zehntel des großen
Looses sind diesmal der Collectiv» des
Optikus G. E. Frohs in Freiberg zu,
gefallen. Tie Besitzer der mit 500,000
M. heraufgekommenen Glücksnummer
sind mehrere Geschäftsleute in Freiberg.
112 In Leipzig der Buchdruckereibe
fitzer Frieds. Ludw. Metzger, Mitbe
sitzer der Buchdruckerei Metzger >k Wit
tig. In Reusa hat der Stricker Carl
Göferitz ehelicher Zerwürfnisse halber
auf feine Gattin einen Mordversuch
verübt, indem er derselben mittelst
Beilhieben lebensgefährliche Kopfwun
den beibrachte. Darauf nahn, er sich
am Zaune des Friedhofs durch Erhän
gen das Leben. Die unter dem Na
men „Büttgilde" in Ellerbeck existirende
Schützengeellschaft feiert in diefem
Jahre das Fest ihres 225 jährigen Be
stehens. Im Jahre IVl>6 wurde dcr
Gilde ein silberner Vogel geschenkt,
welch?» noch jetzt der jedesmalige
Schützenkönig an den Gildetagen an
, einer silbernen Kette um den Hals
trägt. Großes Aufsehen erregt in
Rendsburg die Flucht des LehrerS
David. Derselbe hat aus dcr von ihm
verwalteten Kirchenkasse 4000 Mark
unterschlagen.—Gegen den nach New
Uork geflüchteten Concurs-Verwalter
Kaufn,. Cl. Holst in Tönning ist nun
mehr ein Steckbrief erlassen worden.
Die Summe der von ihm veruntreuten
Gelder beträgt 200,000 M. Un
glücklichem Sturze erlag der Verwalter
Skop aus Aller Mühle und der Musi
ker Hoffmann aus Itzehoe; dcr Fuhr
mann Thun aus Nordhastadt wurde
von einem Pferde erschlagen.
Thüringische Staaten.
s In Blankenburg der frühere
Reichstags- und Landtagsabgeordnete
Eduard Knoch. In Eisenach wurde
das sejähr. Jubiläum der Grundstein
legung zum Hotel „Großhcrzog von
Sachsen" festlich begangen. Im Jahre
1800, kurz vor der Schlacht bei Langen
salza, fanden in dein Hotel die seitens
des Herzogs von Coburg geleiteten
Verhandlungen und
Hannover statt, welche erstere die blu
tige Lösung verhindern sollten. Auf
seh.n erregt die Jnsolvenzer'lärung der
großen Getreidefirma Ed- Eheleben ck
Ho. in Sondershausen. Die Unter
bilanz soll mehrere Hunderttau end
Mark betragen. Es seierten: die
goldene Hochzeit die Eheleute Registra
tur Cl. Fenftel in Allenburg, Privatier
Wagner in Greiz, Einwohner Georg
Saupeiche in Mumsdorf, kaufn,. Ferd.
Broemel ,n Pößneck und Schuhmacher
Günther Wach-muth in Soudershau
setl: das 25jäbr. Arbeilerjubiläum der
porzellandreher W. Werner in Plaue
ans der Holzhauer G. Riedel in Wal
deck: das s'tjähr. Tienstjubiläum der
HentauitSdiener Junker in Altenburg
znd das 50sähr. Jubiläum als Glocken
iäuler der Weber Aug. Menger in Böh
len.
Hessen-Da r m st a d t.
Au'ichen erregt die plötzliche Verhaf
,ung des Wirthes im „Pfälzer Hos" in
Zllzen. Derselbe soll sich der Unter-
Ichlagnng schuldig gemacht haben.
Lüttelborn hat nach der letzten Volks
zählung 131 t Einwohner. Infolge
iiner Petrolenmexplojion erlitten der
Einwohner Kern in Nordenstadt und
der Gaslwirth Naumann zu Wallau
Mtliche Brandwunden; der Stein
brecher Daniel Lieser in Weidenthal
vurve durch zu frühzeitiges Losgehen
iines Sprengschusses getödiet. Feuer
ierstörte: in Heidesheim die Gastwirt
schaft „Zur Burg Windeck" und in
>!!ebgeshain das Haus des Landwirths
Srajt.
Königreich Baiern.
München: Frau Elise von Leveling
schenkte dem hiesigen Taubstummen
instilut 10.000 M. für Frciplätzc.
An den beiden Psuigsttagen wurde in
dem neueröffneten GabelSbergerkeller
trotz des schlechten Wetters das enorme
Quantum von 197 Hektoliter Bier ge
trunken. Der Münchener Bankier,
welcher sich in Monte Carlo erhängt
hat, nachdem er in einer Woche 900,-
)00 Fr. a"> Spieltische verloren halte,
heißt August Speckart. Ter frühere
Lerltgcr der seit 1- April 1891 einae-
i i
zangenen belletristischen Zeitschrist
.Deutsche Zeitung", Georg Fuchs, der
som Schwurgerichte München wegen
Betrugs zu ti Jahren Zuchthaus ver
>ir theilt wurde, ist unlängst zu Plassen
burg gestorben. Der magistratliche
Kegistrator F. Distler in Erlangen hat
im Ludwigskanal den Tod gesucht und
zcsunden, um einer angesagten Kassen
eevifion auszuweichen. E,n äußerst
heftiges Gewitter hat die Fluren von
iiranzburg, Gremerthausen etc. durch
bagelfchlag vollständig verwüstet.
Zin gewisser M. Rinke, Lederfabcikant
,ns Würz bürg, hat sich in Gemünden
-rfchofsen. Eine bei ihm gesundene
Sldreßkarle enthielt die Bleistiftnotiz:
.Ich sterbe gerne, es liegt in der Fa
-nilie". Mehrere Geschwister desselben
sollen ebenfalls durch Selbstmord geen
det haben. Der Mühlpächter Franz
Hierer in KlemramSpau hat am
Pfingstfest den Banmer Josef Heindl
oon Heman erschlagen, weil sich Heindl
bei ZiererS Frau beschwerte, daß ihm
das Essen zu wenig gut war. Vom
Landgericht Bayreuth wurde der Kauf
mann und Turnlehrer Gustav Haben
stein von Kulmbach wegen einer Un
zahl von Verbrechen wider die Sittlich
keit zu 2 Jahren Zuchthaus und »jähr.
Thrverlust vernrt heilt. Bei dem
Oekonomen Joh. Bapt. Eggenberger in
Zulzschneid kehrt der Storch seit 3 Jah
ren regelmäßig mit Zwillingen ein.
Hast zu viel, meinen die erfreuten El
tern, welche erst 4 Jahre verheirathct
sind.
Königreich Württemberg.
Stuttgart: 112 Der Bildhauer Alb.
Anldenstein, der Professor der Phil.
Dr. Herin. Reinhard, der Vorstand der
Krieger- und Sängerbundes General
agent und Landwehrlientenant a. D.
üarl Dörr, sowie die Gattin des
Stadtpfarrers Rieger, Frau Louise
zeb. Törtenbach. Infolge unver
hofften Kassensturzes und gefundener
Unregelmäßigkeiten, Unterschriftsfäl
schungen und dementsprechenden falschen
Tagbuchseinträgen wurde der Kassier
ver Bezirkskrankenkasse in Gmünd, Gas
fenmayer, verhaftet. Einen Verlust
erleidet die Kasse nicht, da die verun
treute Summe durch die Eaution mehr
als gedeckt ist. Der am 10. Mai
über die Markung Steinheim unter
Hagel gefallene Wolkenbruch hat einen
amtlich geschätzten Schaden von 45,000
M. verursacht. Rottenburg ist von
-inen, Brandunglück heimgesucht wor
den. »nd fielen 8 Wohn- und 3 Neben
gebäude, sowie 5 Scheunen dem ossen
var von ruchloser Hand gelegten Feuer
zum Opfer. Unter den zerstörten
Häusern befinden sich die von Professor
schwarz, Kommcrzienrath Neuer und
Uhrmacher Schralvogel. Ter Schaden
ist bedeutend, da namentlich das Neuer
liche Geschäftshaus mit werlhvollen
Waarenvorräthen angefüllt war. Seit
5 Monaten ist das bereits das vier«»
Nroßfeuer. An dem Dreilönigsgast
haus fand man eiuen Zettel angebracht
des Inhalts: Nächster Brand am l!.
Juni im Treikönig. —Von der Schweiz
wurde nach Rottweil der Bierbrauer
Johs. Straffer von Balingen ausge
liefert, der im November 1882 in
Mühringen, GA. Horb, den Hopfen-
Händler Büß von Rottenbnrg durch
einen Dolchstich in den Nacken ermordet
hat. Er flüchtete anfänglich „ach Nord
imerika. dann nach der Schweiz, und
zwar nach Jnterlaken, wofelbst er
soeben eins vierjährige Zuchthausstrafe
wegen mehrerer fchwererDicbstähle ver
büßt hat. Unter zahlreicher Be
theiligung wurde der nach vierjährigem
Ruhestand in Schorndorf verstorbene
Stadtpsarrer Kapss zu Grabe getragen.
Selbstmord durch Ertränken beging:
Schneider Wölfle aus Effingen; er
gänzt haben sich: in Enzweihingen der
John des Küfers K., in Pfullingen der
Maurer K. und in Ravensburg der
Säcker W.; die Frau des Bäckers H.
hoyler in Kirchheim u. T- ließ sich von
!inem Eifeubahnzug todtfahre».
Großherzogthum Baden.
In der altehrwürdigen Schloßkirche
m Pforzheim fand das «!. Badische
Landeskirchen Gesangfest statt. Die
Zahl der sich betheiligenden Sänger be
!rng ca. 700. In Rüppur fand das
iZängerfest des RheingauvetbandeS statt,
in welchem 17 Vereine mit 425 Sän
zern theilnahmen. An dem Preissingen
zelheiligten sich die Vereine folgender
Ortschaften: Aue bei Durlach. Beier
theim, Bnrlach, Tarlanden, Grünwin
:el, Rupper, Rußheim, Rintheim und
Z)eutschne»reuten. Aus Villingen
?ommen lebhafte Klagen über den
>ch,echten Geschäftsgang in der Uhren»
Industrie. Tie Arbeitslöhne sind
ibecnuils um 10 bis 15 Procent herab
gesetzt worden, nachdem vor kaum eini
zen Wochen eine fast ebenso hohe Lohn»
ceduction eingetreten ist. Maßlose
ncrabsetz'.ing der Uhrenpreise, die dem
:igentlichen Käufer der Uhren gar
lichts nützen, sondern nur dem Grossi
sten, werden als Urjache dieser Kala
mität angegeben.
Aus der Rhein Pfalz.
Ter Wirth Johann Körner in Blies
kastel wurde wegen Verdacht der
jzrandstistung und des Betruges ver
haftet. Aus dem Werderberge bei
Ldenkobei, joll ein Friedens- und Sie
zc-Sdenkmal errichtet werden. DaS Ko
miie denkt an die Errichtung eines Acht
:ckS aus rauhen Quadern mit einem
verjüngten Aufsatz (Obelisk), der die
Medcullous der hauptsächlichsten Hel
zen enthalten würde. Vor dem Mili
> tärgericht Würzburg hatte sich kürzlich
- iec Sergeant des 2. Feld Artillerie
- Regiments, Jakob Fröhlich, led. Huf
l 'chmied aus Oberndcrf, wegen Solda
enmißhandlung in 15 Fällen bei Ans
! äbnng des Dienstes zu verantworten.
Fröhlich, der als Reitlehrer und Fahr
. aicister in der Batterie aufgestellt wai,
schlug die Soldaten mit dem Säbel, gab
!N'.t dem l-kannten Zusatz: ,ohne
I erregt -u habea" oejah-
ten, kam Fröhlich mit 42 Tagen Mittel-
arrest davon. Der Lieutenant Hecht
vom 18. Infanterieregiment m Landau
ist nach Unterschlagung von ungefähr
KOV bis 800 M. Menagegeldern flüch
tig gegangen und wird steckorieslich ver
folgt. Erst vor wenigen Wochen wurde
der Premier-Lieutenant Fasel desselben
Regiments w.'gen Unterschlagung von
Menagegeldern zu 5 Monaten Gefäng
niß vernrthcilt. In Pirmasens
wurde ein Konkurs über daS Vermögen
des Lederhändlers und Abfatzfabrikan
ten Julius Schohl I. eröffne!. Acke
rer H. Blaul aus Günnheim hat sich er
tränkt, der Schuhmacher S. Schmidt in
NaiferSlauter:; sich erschossen.
Elsaß-Lothringen.
Vom wurden in Reich>feld die
Winzer Banlze und Terentinger erschla
gen. Die Verunglückten hallen sich
wahrend eines Gewitters unter einen
Baum gestellt. Infolge Brandstistnng
aus Rachsucht, wie man glaubt, wurden
in Mosheim die Anwesen Minicus,
Andlauer und Hinlermeyer ein Raub
der Flammen. Binnen Jahresfrist ist
dies der fünfte Brand, der die Stadt
betroffen hat. —ln Rappoltsweiler
(Oberelsaß) fand die Einweihung der
Wasserleitung uud, in Verbindung da
mit, ein großes Feuerw-Hrsest statt.
In einem Anfalle von Geistesstörung
hat der wohlhabende Penfionär Kuny
in Weyerslieim in den Fluthen des
Rheines den Tod gesucht und gesunden.
Die goldene Hochzeit feierten öie
Eheleute: Joh. Weg in Geberschweier,
Bürgermeister Ritzenthaler in Horburg,
PH. Schweitzer in Psaffenhofen, Rent
ner G. Kempf in Sulzern und Gaspard
Rigassi in Zellw.iler.
Braunschwerg. Anhalt.
Lippe. Wal deck.
In Wolsenbüttel werden Vorberei
tungen getroffen zur festlichen Begehung
deS TaaeS, au welchem vor 200 Jahren
das Herzog!. Waisenhaus gegründet
wurde. Ter zum Bau eines Feier
abendhanses sür alte Lehrerinnen an
gesammelte Fond hat die Höhe von
20,000 M. erreicht. Bergburg hatte
am 1. December v. I. 28,320 Einwoh
ner. Unsere Schuhmacher - Innung
feiert demnächst das Fest ihrer 20 > jähr.
Gründung. Wegen Betrug-? ist der
Handelsmann Vellguth in Zerbst zu 1
Jahr 9 Mon. Gefängniß verurlheilt
worden. Es feierten: das Sojähr.
Slmtsjubiläum der Geh. Justizrath Dr.
Karl Panier in Cöthen und der Amts
vogt Uhde in Walkenried. Den Tod
durch Erhängen gaben sich der Regi
mentsquartierincister des 17. Hufaren-
Regts. in Braunjchweig, 3t.
Mecklenburg.
s In Bützow der Hausmeister des
Großh. Cenlralgesängnisses, Wilhelm
Hosfmann. — Die Zahl der bei dem 11.
> Mecklenburgischen Musiksest ,n Güstrow
Mitwirkenden beträgt 484. Hiervon
gehören, außer den beide» Festdirigen
len, 408 der Vocalpartie und 74 dem
Orchester an. Eingeäschert wurden:
in Boizenburg die dem Mühlenbes.
Hinselmann zugehörige Bäckerei, in
Dolgen das Kruggebäude, in Gülzow
das GeHöst des AchtlerS Kulow, in
Ludwigslust die Hann'sche Büdnerei
and in Hinter Wendorf das Priester»
'jche Gehöft.
Mit einem fchneercn Un
fall fand kürzlich eine Luftfahrt ihr
Ende, welche von Officieren der fran
zösischen Lustschifferschule von Ckialais
in der Charenre unternommen worden
war. Um 8 Uhr Morgens waren in
Meudon zwei Luftballons ausgestiegen
und nahmen, von Windstößen getrieben,
ihre Richtung gegen Chantilly. Ter
eine derselben, in welchem sich außer
dem Leiter der Fahrt, Capitän Julien,
der Artilleriecapitän de Margerie vom
Generalstabc und der Geniecapitän
Varthes befanden, gerielh in eine
Zchneeböe. Es legten sich solche Schnee
massen auf den Ballon, daß er init
furchtbarer Heftigkeit stürzte und zu
wiederholten Malen aus den Boden
ausschlug. Da auch das Ausweisen
sämmtlicher Belastung den Ballon nicht
in die Höhe zu treiben vermochte, ent
schloß sich Julien, in einer Höhe von
100 Metern über dem Erdboden den
Ballon mit der Reißleine oorcls <ls
misiZi-iaorlls nennt diese der Franzose
bezeichnend —zn zerreißen. Bei dem
nun ersolgenden jähen Absturz kam Ju
lien mit leichten Verletzungen davon,
Iber von seinen Begleitern erlitt der
eine einen Beinbruch, der andere schwere
ÜUietschlingen. Den Verunglücklen
ivnrde aus dem Dorfe Baron, in dessen
Nähe der Ballon gesunken- war, bald
Hilfe. Dem zweiten Ballon, dessen In
sassen Zeugen des Vorsalls gewesen, ge
lang es erst in einer Entfernung von
t Kilometern, zu landen.
Die Cholera tritt in
Zlbessynien mit einer Heftigkeit auf, daß
sich der Bevölkerung ein wahres Ent
setzen bemächtigt hat. Taufende von
Choleraslüchtlingen suchen nach Massau
ah zu gelangen, werden aber von der
Besatzung des italienischen Außensorts
Taulut nicht durchgelassen, da das
Obercommando in Massauah jeglichen
Berkehr zwischen der Einwohnerschaft
und den choleraverdächligen Zuzüglern
aus Abefsynien entschieden verboten
hat. So lagern diese unter freiem
Himmel unweit des Sperrsorts, wo sie
nach Verbranch ihrer Zehrung dem
äußersten Clend verfallen. Die tägli
chen Todesfälle sollen nach Hunderten
zählen, und trotzdem der glühende Son
llenbrand die Leichen binnen 24 Stun
den völlig ausgebrannt n. mnmificirt hat,
»ladt und macht den Äusenthalt daselbst
fast unerträglich. Daraus läßt sich
muthmaßeu, wie die Gesundheitszu
stände erst in den anderen von Euro
päern weder bewohnten, noch beaufsich
tigten Llüstenplätzen des Rothen Mee
res beschaffen sein mögen. Den ägypti
schen Gesnndheits- und Hafenbehörden
aber erwächst aus dieser Lage eine ernste
Mahnung.
»- Die„S ch l es. Z tg." meint
daß die türkischen Räuber, welche un
längst den Stangen'schen VergnilgungS
zug ausraubten, wobei, „:e gemeldet,
auch mehrere Deutsche in die Hände der
Briganten fielen, diesen Handstreich ge
gen einen Eüenbahnzug nicht unter
nommen haben, ohne daß irgend ein
habgieriger Reamter (oder eine Ernpps
von solchen) vie Hand im Spiele hatte.
Das Geld bleibe im Lande. In die
Hände dcr Briganten—sür die es doch
eigentlich bestimmt ist komme sicher
nur ein Theil der 10,000 Zwanzig
francSstücke. Das fei nun einmal im
Orient so bei jedem Geschäft. Man
erzähle sich von einem sehr iim.ichligcii
türkischen Wali (Verwalter eincr Pro
vinz), der vor ein paar Jahren in sehr
schlauer Weife einen Einblick in die
Verthciluiig von Lösegeld sich zu ver
schaffen wußte. Zwei Engländer in
einer großen türkischen Stadt, deren
bescheidenes Geschäft dem Zusammen
bruch nahe war, machten einen Ausflug
auf das Die Räuber, in deren
Gefangenschair sie geriethen, verlaugten
die Summe von 12,000 Francs als
Lösegeld. Der englische Conful zeigte
dem Wali an, daß er das Lösegeld vor
strecken wcrde, aber die türkische Regie
rung „regreßpflichtig" mache. Darauf
erklärte der Wali, daß er die Zahlung
durch die ottomanische Bank alsbald
leisten lassen werde, und bot dem Di
rector an, die 000 Napoleons vor dem
Verpacken mit eincr Marke versehen zu
wo len. Es ist dies ein im Orient von
Bankinstituten und großen Kaufleuten
durchaus nicht selten angewandtes
Mittel, um bestimmten HandelSwegen
oder Geschäftsverbindungen auf die
Spur zu.tommen. Jedes von den 000
Zwanjigfrancsstücken, die man bald
daraus dem englischen Generalconsul
zur Weiterbeförderung an die Räuber
übergab, trug einen kleinen, mit dem
bloßen Auge kaum sichtbaren Halb
mond ans dem Revers Bereits am
anderen Tage bezahlte eine sehr vor
nehme türkliche Beamtenfrau mehrere
ältere Rechnungen bei Putzwaareuhänd
lern und Juwelieren »>t solchen Gold
stücken !
Die
von Verbrechen auf den Eisenbahnen
Spaniens hat den dortigen Verkehrs-
Minister veranlaßt, durch einige wirk
same Maßregeln diesem beklagenswer
then Zustande entgegenzutrten. Die
amtliche Statistik verzeichnet für daS
Jahr 1890—172 schwere Beraubungen
von Passagieren, worunter nicht weni
ger, als 82 mit Körperverletzung oder
Mord verbunden waren. Man darf
aber annehmen, daß die thatsächliche
Ziffer der Verbrechen diefe amtliche
Zahl weit übersteigt, da die Eisenbahn'
Direktionen ein Interesse daran haben,
viele Fälle zu verschweigen. In den
ersten vier Monaten dieses Jahres aber
hat dieses Unwesen noch bedeutend zuge
nommen; und einzelne Blärter behaup
ten, daß w.'it verzimigte und gut or
ganisirte Verbrechergesellschasten be
ständen, welche die Beraubung von
Reisenden auf der Eisenbahn im
Großen betrieben. Die Regierung
stellte nun Ermittelungen an, welche er
gaben, daß 90 Procent dieser verbreche
rischen Handlungen in den EinzelcoupeS
der Züge verübt würden. Die Eisen
bahnen des Landes veriügen über etwa
SOOO Wagen des alten englischen Sy
stems mit EinzelcoupeS: von den neue
ren Durchgangswagen ist izur bei eini
gen Schnellzügen eine beschränkte Zahl
in Dienst gestellt worden, bis jetzt höch
stens 120 bis 130 Wagen. Die alten,
fast sämmtlich aus England gelieferten
Wagen, welche ja auch der wärmeren
Temperatur Spaniens keineswegs ent
sprechen und die VerÜbung von Straf
thaten so sehr begünstigen, sollen daher
jetzt nach dem Vorschlage des Ministers
sämmtlich im Innern verändert werden,
um den freien Durchgang von einem
zum andern Coupe zu ermöglichen. In
den Kreisen des Publikums ist diese
Verordnung mit großem Beifall aufge
nommen worden.
Die preußische Armee
zählte nach dem Stande vom 1. April
d. I. 297 Generäle und 1900 Stabs
officicre. Interessant dürfte es sein,
dieser Zahl die Generäle und Stabs
officiere nach dem Stande vom Jahre
1791, also vor genau hundert Jähren,
nach der „kurzgesaßten Stamm- und
Ziangliite der königl. preußischen Armee
sür das Jahr 1:91" gegenüber zu
stellen. Die Armee zählte bei Beginn
des Jahres 1791, wie die „Magd. Ztg."
schreibt, 1 General - Feldmarschall, 7
Veneräle, 53 Gcnerallieutenants, 78
Generalmajors, 128 Obersten, 122
Oberstlieutenants, 493 Majors, in
Summa 139 Generäle und 743 StabS
officiere. In dem Zeitraum von hun
dert Jahren hat sich die Armee somit
lim 158 Generäle und 1217 Stabs
officiere vermehrt. Den Schwarzen
Adler - Orden besaßen im Jahre 1791:
21 Generäle und 2 StabSofficiere
(Letztere der Kronprinz und Prinz
Ludwig von Preußen); den Orden
pour lo nisrits besaßen: 67 Generäle,
117 StabSofficiere. Von Letzteren
waren 114 über 00 Jahre, 13 über 70
Jahre alt.
Von den durch eine wü
thende Wölfin vor fünf Wochen in Sa
dagora und Rahozna gebissenen Perso
nen befinden sich die meisten wieder in
ihrer Heimath, nachdem die Behand
lung in der Pasteur'schen Anstalt des
Dr. Babes in Bukarest von Erfolg be
gleitet gewesen ist. Von den 29 nach
Bukarest entsendeten Patienten sind
dort drei an der Lyssa (Wolsswuth)
gestorben, weitere drei wurden noch in
der Anstalt des Dr. BabeS zur Be
obachtung zurückbehalten und die übri
gen, wie erwähnt, in die Heimath ent
lassen. Dr. Babes hegt die zuversicht
liche Hoffnung, daß der größte Theil
der Gebissenen am Leben bleiben werde,
weil feit der Katastrophe bereits 35
Tage verstrichen sind. Tie Entlassenen
gehen ihren gewLhiile» Geschäften nach,
doch stehen sie noch unter ärztlicher
Aufsicht.
7
Variationen «in«r Schtfftl'sch«»
Strophe.
Der Sommerwirth.
Das ist im Leben häßlich
Daß Sonntags auch am Himmel Wöl
ken steh'n
Und wenn man für Besuch ist eiwz»
richtet,
Urplötzlich Regengüsse niedergeh'n.
Dreihundert Marl betragen meine Spe
sen
Und fünfzig kostet die Musik allein.
Behüt' Dich Gott, es wär' so schön
Wesen,
Behüt' Dich Gott, es bat nicht solle»
sein!
Die Franzosen.
Das ist aus Erden häßlich eingericht-tz.
Daß in Lothringen jetzt die Deutsch«»
steh'n
Und mit der Mündung gen Paris ze»
richtet
Geschütze nieder drohen von den Höh's;
Wir sah'n im Traume einst von d«
Vogesen
Die Tricolore weh'n bis über'»
Behüt' Dich Gott, es wär' so schön ge
wesen,
Behüt' Dich Gott, es hat nicht soll»
sein!
Die Aerzte.
Das ist im Leben häßlich eingerichtet
Daß hinter'm Koch auch schon der Wir»
chow steht,
Der demonstrirt, daß man TuberkZ
züchtet.
Wenn dem Bacillus man zu Leibe zeGlt.
Wir sah'n im Geist schon die Tuberku
lösen
Zu feisten Apoplektikern gedeih'n,
Behüt' Dich Gott, es wär' so schön Kv.
Wesen,
Behüt' Dich Gott, es hat nicht solle»
sein!
Der Einsender.
Es ist im Leben häßlich eingerichtet.
Daß der Papierkorb steht beim Redao»
teur,
Der das. woran man tagelang gedichtet.
Da wirft hinein, als ob ein Wisch «S
wär':
Wie freut' ich mich, es schön gedruckt x»
lesen,
Was ich verfaßt mit Mühe hab' m»A
Pein,
Behüt' Dich Gott, es wär' so schön ge
wesen,
Behüt' Dich Gott, es bat nicht solle»
sein!
Brecher.
Sin verkiängnihvoller Slben».
Es war in den dreißiger Jahre»
unseres Jahrhunderts,die Bäder hatte»
ihre „Saison" eröffnet, dieser und jene»
Kurort hatte auch der Kunst Thalien»
:ine Pflegestätte eingeräumt. So arsch
Kreuznach. Kein würdiger Muse»-
temvel aber gut genug für diest?
Histrionen, Eines Tages sollte
»Dcr Sohn der?Nldniß"über dießrett«
gehen, zum Benenz der Mad. Christian«.
Ein verhängnißvoller Abend, Maw
beneidete der Freundin des Direktors!
das einträgliche Benefiz und schon vor
»cm Beqinn des Stückes wurden Szene«
der Wildniß hinter dem Vorhang
spielt. Im dritten Akt hat der Tecto»
sage Samo die Worte zu sagen: „DaO
Weib hat ihn verhext". Der Tectosage
war ein boshaftes Geschöpf. Er haßt»
die Benefiziantin mit dem ganzen HaK
einer wandernden Histrionenseele. E»
wagte es. mit Umgehung der Theater»
gesetze, zu imvrovifiren und improvisier
te: „Das alte Weib bat ihn behext!»
Mad. Christian! ist eine der reizbar?»
Damen, deren Fingerspitzen zeitweilig
eine unüberwindliche Sehnsucht nach
anderer Leute Gesichtern haben. Scho»
vorher gereizt, wirkte dies „alt" wie
der Pkeil des Banderillo, sie nah»
einen Ansatz, sich auk ihren Gegner 5»
stürzen. Die Achtung vor dem Publi
kum zügelte indeß ihre Wildheit, ihr«
Wuth machte sich in einem krampfhaft»»
Gelächter, in einem Geberdeniviel Luft»
das Alle mit Entsetzen erfüllte. Der
Vorhang mußte fallen. Hinter de»
Borhang ivielte der Auftritt weiter.
Mad. Christian, windet sich wüthend i»
den Armen des herkulischen Sohne»
der Wildniß und ringt nach Befreiung.
Hohnlachend und spottend steht die Ge
sellschaft um sie her und nährt die
Wnthslawmen. Mad. Ckiristiani: „Ich
alt eine alte Hei'e he! he! Fragk
den Direktor, ob ich alt bin latzt
mich los, ich muß ihm die Augen au»,
krayen. Ungeheuer! wie kannst D«
mich alt nennen 28 Ungeheuer
ist taS alt?" Ein lanles
ter der Umstehenden begrüßte diese
Worte. In diesem Augenblicke erschien
»er Direktor, ein kleines bewegliche»
Männchen mit rother Schnapsnase.
Direktor: „Meine Herren mein«
Damen—kompromittiren Sie die Kunst
nicht bedenken Sie den geheiligte»
Boden." Mad. Christian«: „Bin ick
alt, Direktor. kannst Du sagen,
ich alt bin—he?" — Direktor: „Beruhi
gen Sie sich. Madame, Sie sind krault
bringt sie zu Bctte." Frl. Küchler, spie»
len Sie die Rolle zu Ende, ich werd«
Madame Christian, mit Krämpfen ent
schuldigen." Mad. Christian! würd«
hinter die Coulissen gebracht, der Direk
tor hielt seine Rede und Frl. Küchler
trat aus. Ihr folgte der Wildnißsoh»
auf die Bühne und ihm Madam«
Christiani. Mit glühenden Augen sta»»
ven sich beide Parteien gegenüber.
Nach einer stummen Minute erHobe»
Beide ihre Stimme und spielten Beid«
zugleich die Rolle weiter. Große Ver
blüffung im Publikum über diese Dop
pelgängerin, dann jubelnde Freude und
Betheiligung am Wetlkampf auf de»
Brettern—hier Küchler, hier Christia«-
—mit humoristisch wüthender Erbitte
rung schreien auch die beiden Parteie«
unter den Zuhörern gegeneinander auf
—endlich siegen die Verehrer des Frl.
küchler und diese mit ihnen. Die A»>
Hänger der Christiani, die sich heiser
geschrien, geben den Kampf auf, u»Z:
oas Stuck wird friedlich zu Ende ze,
ip'clt.