» «i« eisersüchttger «itNblvsu«, Der StudiowS Max BvUmann war seit Kurzem selbst sür seme Freunde ein Räthsel geworden. Während er es sonst an den offiziellen Kneipabenden höch stens auf zwölf Schoppen brachte, lt,nd auch das nur mit uneigennütziger Ver längerung seines Gleichgewichts, trank er jetzt deren zwanzig und stand fest wie im Sturm die Eiche; —während er frü her als wortkarg und kurz angebunden galt, erschien er jetzt auffallend gesprä chig uud sogar mitunter liebenswürdig. Die Auflösung dieses Räthsels hieß Alma, war ihres Zeichens eine junge Wittwe und wohnte irgendwo in dem ersten Stock. Max liebte sie mit der gehcimiiißvollen Gluth einer ersten Ju gendliebe. Zwar kannte er sie nur von der Promenade her. wo sie in Beglei tung eines bildhäßlichen Pintschers täglich ihren graziösen Körper spazieren führte. Aber hier hatte er sie so lange bewundert, bis schließlich ein Pfeil des kleinsten Gottes abschnellte und die berühmte Wunde zurückließ. Bollmann war mit Alma nie in die flüchtigste Eonversation gerathen: aber dank der Findigkeit, wie sie derartigen Patienten eigenthümlich ist, hatte er ihren Namen, Stand und Wohnung auf das Gewiffcnhafleste ermittelt. Vor letzterer setzte er denn auch häufig, trotz Kälte und Regen, die bekannten, der Jugend so uncntbehilichcn Fcnsterpara den in Scene und zwar hochbeglückt »beranch ost von bitlerer Eifersucht' zerwühlt, wenn dir beiß Ersehnte oben hinter dem Glas erschien und zcilwellig ihren haarigen Köter liebkoste. Ob die junge Wittwe aus den unermüdlichen Studenten bereits aufmerksam gewor den war, und ob sie ahnte, welch' füßes Leid in seiner Brust geweckt—wer wollte es sagen?—aber Max Hütte sich ohne Weiteres damr todtschlagen lassen, daß die Blicke, die sie von oben her zuweilen auf ihn richtete, sehr verständnißinnig gewesen waren. So hatte er auch beute Abend im Tämmerlicht vor Liebchens Heim den gewohnten Posten bezogen, und in der That, es war keine unan sehnliche Gestalt, die dort im kleidsamen Zacket und die rothe Verbindungsmütze unternehmend aus das Haupt gestülpt, mit gleichmäßigen Schritten auf und ab wandelte. Plötzlich, wie er seine Augen sehn süchtig in die Höhe richtet, durchzuckt es ihn und sein Her, klopst in beschleunig ten Schlägen. Wahrhaftig, da ist sie, diesmal Gott sei Dank, ohne den Pint scher. Und jetzt—welche Wonne —das hat sie nie gethan sie öffnet das Fen ster nnd schaut heraus. O, dieser An blick! Dieses rosige Gesichtchen, so nah und doch so fern! Und nun sieht sie gar herüber, gerade aus die Stelle, wo der Student Tantalusqualen erduldet. Aber all' Ihr Götter, was ist das? Ist es ein höllisches Blendwerk? Nein, kein Zweisel mehr, es ist die entzückendste Thatsache, sie winkt, ja wohl, mit ihrer kleinen weißen Hand winkt sie. Der Jüngling steht noch einen Augen blick wie weltverloren, dann hat er mit Blitzesschnelle begriffen. Sie kennt seine heimliche Anbetung, sie will ihn sprechen! Einen unter drückten Jubelruf ausstoßend, ist er in füns Secunden oben. Die Thür ist geöffnet und er steht vor ihr. Mit einem liebreizenden Lächeln hält sie ihm etwas Weißes entgegen und sragt: .Wollten Sie mir freundlichst diesen Brief besorgen?" „Einen Brief?« murmelte der beglückte Musensohn, durch die unmittelbare Nähe der Geliebten sichtlich verwirrt, „was sür einen Brief?" „Die Adresse ist hier genau bezeichnet: An Herrn Assessor Älsred Müller, Seufzer Allee 20. Was be kommen Sie laut Taxe?" Max Bollmqnn glaubt zu träumen. „Was ich bekomme?" stammelte er, „um Vergebung-, hier liegt wohl ein Irrthum vor!" „Wie?" entgegnete das hold selige Wesen. Sind Sie denn nicht der Dienstmann mit der rothen Mütze, der immer hier unten vor der Thüre steht?" „Ein Dienstmann?" Der Student starrte aus sein Gegenüber mit einem unbeschreiblichen Blick, dann brach er in ein krampsähnliches Gelächter aus. drehte sich kurz um und stieg mechanisch die Treppe wieder herab. Von seiner erstcn Leidenschast aber war cr sür alle Zeiten geheilt. lzrne Seele von einem Menschen war der «'-»ixl. ». Jens Jenssen aus Kluxbüll in Dänemark. I Das offenbarte er überall, auch in der Staatsprüfung, wie der folgende Her gang saltsam beweist: „Mit dem Zivil- und Criminalrcchte, Herr Eandidat, scheinen Sie sich nicht eben besonders beschäftigt zu haben: wir wollen sehen, ob es mit dem Kirchenrechte besser geht! Was lvürdcn Sie z. B. thun, wenn ein Prediger sich wegen noch ausstehender Kopulationsgebühren weigene, eine Kindtaufe vorzunehmen?" „Ich ich —ja ich würde mal ßn ihm chehen und mit ihm mal darüber spre chen." „Allerdings würde die? wohl das Erste sein; gesetzt indessen, der Prediger ließe sich auf Ihre güt lichen Vorstellungen nicht ein, welche Maßregeln würden Sie alsdann er greifen? Nnn? ich bitte « —„^a, mei Sßeel, so Bollte ich ihn wohl genug Beskeid steuern; ich würde ihm mal ganß ernßhast vornehmen; ich würde ihm Bagen: Sie Bollten sich ßo Chott was Bjämen, Herr Pastor " „Herr Jenssen! Wie ich Ihnen bereits bemerkt habe, wünschte ich, daß Sie die Sach.', abgesehen von jeder moralischen und persönlichen Einwirkung, durchaus nur vom juristischen Gesichtspunkte be trachten möchten. Stellen Sie sich also vor. Sie wären schon zwei, drei Mal oder so ost Sie wollen, bei dem Prediger gewesen, hätten aber durchaus nichts ausgerichtet. Setzen Sie ciufach den Fall: er will es durchaus nicht, er ! thut es nicht." —„O cr— thut es --doch wohl!" Der Geist gewisser Leute vermag sich nur durch den Schornstein über das > Allgemeine zu erheben. PritzelS Krieg«. Friede«»» fahrte«. Während des letzten deutsch-französi schen Feldzuges zog ein kleiner Bruch theil der deutschen Armee bei grimmiger Kälte und mit ebenso grimmigem Hun ger in eine kleine, von allen Bewohnern verlassene französische Ortschaft cm. Eigentlich verdiente sie nicht einmal die sen Namen, es waren nur einige zer streut liegende Häuser in einer öden Gegend, wo weit und breit nichts Le bendes zu sein schien und ebenso wenig etwas den Hunger Stillendes zu erwar ten war. Man erbrach hier und dort eine vernagelte Thür, oder trat in eins der Häuser, deren Eingang offen war, aber überall nur Todtcnstille, Berwü stung und gänzlickies Fehlen von etwas Brauchbarem. Der Comvagnieches und Hauptmann Sommer stöberte in den Häusern und um dieselben herum, ob er nicht Proviant sür sich und seine er schöpften Leute fände, da kroch ans einer Ecke deS Hofes, wo einiges alte Gerüm pel stand, etwas Lebendes hervor. Es war ein kleines Hündchen, abgezehrt von Hunger, welches schwanzwedelnd, schüchtern, mit klugen, angstvollen Bauch lierankroch und so durch die Thür ins Freie gelangte. Ein Hurrah! begrüßte ihn. aber auch ein kleiner Kamps entspann sich sofort, denn so abgezehrt das arme Dmg auch war. so verlangte ein Theil der verhun gerten Mannschaft doch, daß es ge ouch noch so unzureichende Mahlzeit bie ten sollte. Doch der Hauptmann wehrte den Leuten; er hatte ein weiches Herz; die angstvoll bittenden Augen, das schüchterne Näherkriechen des kleinen Thieres hatten sein Mitleid wach gernken. Eine bessere Wirkung als seine Worte übre jedoch ein Scherz, mit dem Johann, der Bursche des Hauptmanns, se nein Herrn zuHilse kam: „War wollt Ihr denn dat verhun gerte Ding schlachten, dat iS noch nich mal so viel, wie aus'n hohlen Zahn; dat is ja man überhaupt blos e>n Pritzel von 'nein Hunde." Dadurch schlug die Sache in's Humo ristische um; die Mordgedanken wurden ausgegeben, das kleine Thier mitgenom men, es behielt von diesem Augenblick au den Namen „Pritzel". Doch die Magenfrage wurde immer brennender. Auf der Suche nach Le bensmitteln betrat die Mannschaft ein säst leere Kammer. Hier erschien der kleine Pritzel plötzlich wie belebt, er streckte die Nase in die Lust, schnupperte nach allen Windrichtungen, senkte dann die Nase zu Boden, roch und prüfte, bis cr die richtige Stelle gefunden, und kratzte nur mit den Vorderpfoten, soviel seine schwachen Kräfte es erlaubten, auf einer bestimmten Steinfliese. die sich durch nichts von den andern unter schied. „salt," dachte der Hauptmann, „das har seinen Grund." „Zwei Mann vor," befahl er, „brecht mir dem Seitengewehr diese Sttinstiese aus! oder ängstlich zwischen den Hinterfüßen eingeklemmt: er war überall im Wege. Natürlich geschahen die Quälereien hin ter dem Rücke» des Baters. den der Dienst viel außerhalb des Hauses be > schästigte. Er bemerkte jedoch recht gut. w:e ver ändert das kleine Thier war und daß es allen Frohsinn verloren Halle. Es kam ihm auch manches zu Ohren, einige mal Halle cr die Kinder bei ihren Quä lereien aus frischer That ertappt und daun zuerst in Güte, später aber auch wirklich zornig ihnen das Bcrwerflich ihrer Handlung zu Gemüthe geführt. Seine Gattin fand diese Anschanungs- und EmpnndungSweise übertrieb.»: es erschien ihr lächerlich, so viel zarte Rück sicht aus ein Thier zu nehmen. So wurde der kleine Pritzel wirklich Veranlassung, daß der häusliche Friede in der Lommer'schen Familie stark ge fertigten Entrüstung ihm emige Hiebe zuertheilte, da sühltc die Mutter sich bis in ihr tiefstes Her; in ihrem Erstgcbore würde nickt eher wieder Ruhe geben. bi > der H nd 'v'.tzc chrfft sei. Das gav dem kleinen Franz den Ge danken ein, den armen Pritzel in dem Teich hinter dem Hause zu ertränken damit wollte er sich sür die erlittene Züchtigung rächen. Recht sein legte er seinen Plan an. Es sollt- den An schein haben, daß Pritzel zusällig ver unglückt sei. So schleuderte cr das arme kleine Thier möglichst weit in den am Hause gelegenen Teich. Pritzel tonnte jedoch schwimmen. In seiner Todesangst raffte er alle Kräfte zusam men, um sich dem Ufer zu nähern; da nahm Franz einen Stock und stieß ihn unbcumhcrzig wieder zurück. Doch die Vergeltung blieb nicht aus. beugt, dabei das Gleichgewicht verloren und stürzte nun selbst in das Wasser; das User war an dieser Stelle abschüisig und bot keinen Halt, Franz verlor alle Besinnung und stieß einen Schrei aus, den Niemand hörte; dre Lage war höchst gefährlich. Da kam ihm uner wartete Rettung, uud zwar durch Prit zel. Es war dem Thierchen gelungen, das User zn erklimmen, es nahm sich kaum Zeit, sei» nasses Fell abzuschüt teln, sondern stürzte in das Haus, wo Aussehen erregte: bellend und winselnd lief er nach dem Teich zurück. Man iolgte ihm, bemerkte im Teich den Kna ben, der sich kaum noch mit dem Kopf über Wasser erhielt, und es gclang nicht ohne Mühe, ihn herauszuziehen. Als cr ins Haus gelragen wurde, sprang Pritzel mit freudigem Gebell neben ihm her und leckte seine heruuter hängende Hand. Franz verfiel in eine schwere Krankheit. Als er nach zwei Wochen zum ersten Mal von dem hart näckigen Fieber sich verlassen sühlte, siel sein Blick aus das vor seinem Bett lie gende Thier. Traurig blickte es ihn an und leckte des jungcn Missethäters Hände. Da traten Franz die Thränen in die Augen; cr schämte sich seiner That. Und als jetzt sein Bater an sein Lager trat, da schlang er die Arme um dessen Hals und gestand ihm unter Schluchzen, was sein Gewissen bedrückte. Ter Vater aber drückte seinen Knaben warm und stumm an sein Herz. Nichts m der Welt hätte ihir mehr erfreuen können, als dies freiwillige Geständniß. Pritzels Lage hatte sich durch dies Alles vie durch Zaubcrschlag geändert; die üindcr übcrhänsten ihn Mit Freundlich keit. Auch die Frau Hauptmann wurde mehr und mehr duldsam gegen das weilen iein seidenes Fell sacht streichelte, pritzel ist zutraulich geworden und lrug bald Nase und Schwanz wieder hoch. Der Weltschmerzdichter. ' Tu siehst ihn ruh'lvS aus und nieder! wandern, s)h, seine Gedanken guälen ihn zu nichte! Jetzt setzt er sich und mach! sie zum Ge dichte, Zern. Der Herr Stadtschul rath prüst in einer Berliner Ge mcindeschule. „Wie heißt das dritte Usbot?" K ind: „Du sollst den Feier tag heiligen." Schulrath: „Wohin wird man olso am Sonntag gehen?"— Kind: „Nach Treptow!" —Schnlrath: „Wer weiß es besser?" Anderes Kind: „Nach'n Jrunewald!" Eine moderne Mutter. Zr: „Aber Fran. wie kannst Tn nur »er Gertrud so alle Unarten hingehen lassen? Sie ist doch nun bald ein er wachsenes Mädchen!" Sie: „Eben o'rum!.... Was soll ich mich denn plagen und ärgern, damit ein sremdcr I'tann -ine gnt crzogcne Frau be —ln der Verlegenheit. > Sekundaner Schmidt trifft im Gasthaus- i seinen N lassen!chrcr. Verwirrt such, j er nach eincr Ausrede. Endlich stam melt er verlegen: „Entschuldigen, Her? l Professor, ich wollte nicht—ich wolli l nur meinen Regenschirm holen, den ia l gestern hier vergessen habe!" i - Peary's NrS»landfas>rt. » e Dom Walfisch» Sun» «ach dem e ««bekannten Norde«. Die Forschungsreisen nach dem Nord- Pol sind in ein neues Stadium getreten. Fridtjof Nansen, der kühne Norweger, / hat 188!» den Weg gezeigt, wie wenige kühne Männer es anstellen müssen, um mit wenigen Mitteln und in verhält . nißmäßig kurzer Zeit viel zu erreichen und zugleich nach Möglichkeit den furcht ' baren Gefahren des Eismeeres und den Schrecken des arktischen Winters auszu weichen. Diesen Weisnngen und den , Ersahrungeik Nansens solgend, hat Lieutenant Robert E. Pearl» ron der s BundeSmarine seine Expedition ausge- rüstet, »iit welcher er bereits Ende Juui oder Anfang Juli auf der West seite Grönlands hoch im Norden, d. h. im 77 Breitengrade, am Walfischsunde einzutreffen gedenkt. j Lieutenant Peary. ; Seine Absicht xeht dahin, mit seinen fünf Gefährten hier zu überwintern, dann im solgcnden Frühjahr, sobald die , Sonne wieder nach der langen Polar - nacht ihre schrägen Strahlen über die Schnee- und Eisfelder wirst, eine Ex- pediiion aus Schlitten oder Schnee ! schuhen, jenachdem die Witterung und Bodenbeschaffenheit dies erlaubt, i» nordöstlicher Richlung nach dem 85. Breitengrade vorzudringen, wo er ver > muthet, daß das feste Grönland sein Ende erreicht hat. und so die Hy pothese von der inselförmigen Gestalt Grönland und einer nördlichen Durch fahrt vom Grinnell Lande bis zur äu ßersten Ostspitze Grönlands, wie er hofft, zur Thatsache zu erheben. Nansen nahm bekanntlich den umge kehrten Weg, andcm cr mit seinen sünf Gejährten von der Ostküstc aus bedeu tend südlicher, nämlich von dem Franz-Jofevh-Fjord unterm 73. Brei tengrade, rhue sich weiter mir Haus bauten oder Fossilsorschungen aufzuhal ten, Grönland in schräg nach Südwesten verlaufenden Richtung dnrchguerte, bis er dann die dänischen Ansiedlnngen auf der Westküste bei Godthaab (Gottes hossnung) an der Discobucht erreichte. Allerdings war die Ostseite Grönlands, an der sich außer wenigen Hütten der heidnischen Eskimos überhaupt keine menschlichen Ansiedlungen befinden, we gen ihres furchtbar rauhen und kalten Klimas völlig ungeeignet sür eine der artige feste Station, wie solche Lieute nant Peary als festen Ausgangspunkt ür seine wissknschastlichen Untersuchun gen errichten will. Die bisher fast gänzlich unerforschten geologischen Ber Hältiiisse Grönlands versprechen außer ordentlich interessante Ergebnisse zu liefern. Natürlich kann man nnr die jenigen nahe der Küste und von dem viele K laster tiesen Inlandeise sreige blicbciien Landestheile geologisch unter suche». Das Wenige, was davon bekannt ist bezieht sich auf fossile Pflanzenreste, doch ersieht man schon jetzt, daß der heutige, wie ein Hohn klingende Name Grön land (grünes Land) zur Zeit der älte sten Entdecker, die vor nunmehr IWV Jahren an seine Küsten kamen, seine volle Berechtigung hatte. Nicht nur hochstämmige Eichen, Buchen und ge waltige Tannen haben damals große Wälder an jenen heute mit ewigem Eise bedeckten Küsten gebildet, sondern auch Wallnußbäume, italienische Pappeln, Eypressenstäinme und viele andere heute nur noch südlich der Alpen wachsende Banmarten gediehen dort in üppiger Fülle. In Grönland muß damals das Klima Norditaliens geherrscht haben. Diese plötzliche Veränderung denn tansend Jahre spielen in den Vcrände rungen der Erdrinde oder der Abküh lung des Erdinncril keine nennens werthe Nolle wird von vielen Ge lehrten der allmählichen Ablenkung des Golfstroms, der damals Grönlands Küsten bespült haben mag, nach Süden zu beigemcsseu. ! M 1l K? I Grönland und Pearys Route. Tie Pläne PearvS werden durch die beigegebene Ucderfichtskarte veranschau licht. Nachdem also die Expedition im Nordwesten, wie bemerkt, Ansang Juli im Walsjschsund gelandet, geht man un verzüglich an den Hausbau. Dasselbe wird möglichst dauerhast auS Holzwerk hergestellt und mit Tecken und Fellen im Innern gut gegen die Kälte verwahrt. Zugleich sollen hier die Vorbereitungen sür die Jnlandausslüge getroffen, na mentlich Schlitten gebaut, Pelzthiere erbeutet und Hebungen im Schneeschuh lausen angestellt werden. Weshalb diese „Vorbereitungen" nicht schon vor An- j tritt der Reise absolvirt wurden, darü- ! ber läßt sich Lieut. Pearl) nicht aus. i Gleichfalls werden dann die obeugedach ten naturwissenschaftlichen uud geog. ! nostischen Streiszüge bi» an die Grenz« des Inlandeises ausgedehnt werden. Darüber naht dann der schreckliche Po larwinter mit seiner langen Nacht, sei ner blutcrstarrenden Kälte und seinen prächtigen Nordlichtern heran. Ist derselbe übe:standen, erwachen mit dem Wiedcrerscheinen der Sonne ' über dein Horizont die ersten Sp.iren der Vegetation und des TkicrlebenS, so werden sich vier oder sünf von der Gesellschaft aufmachen, um dann mit Hnndeschlitlen uns Schneeschuhen !en Humboldt-Gletscher zu erreichen. Von da geht es weiter nach dem Veter mann-Fjord. Ucberall, wo man in der Einöde des nach Namens Forschungen bis aus-!0>>0 F»s; kuxxelartig von der Lüste aussteigenden Inlandeises auf di, aus demselben hervorragenden Berg gipfel sogenannte Nuuatuks, stößt, wird man dorr kleine Borräthe von Le benSn'.itteln anlegen, als NeservoirS sü, die Rückreise berechnet. So geht es dann weiter zum Sherara L-borne- Fjord und über den Te Long-Fjord bii zum vorgesteckten nördlichsten Ziel ani Ausläufer des Inlandeises, der sich wahrscheinlich sanst nach der Lstküfti abdacht. PearyS Zweck bei der Ueberwinterunz ist der, möglichst Zeit zu gewinnen, E« ist unmöglich, wegen des Treibeises selbst am südwestlichen Strande Grön lands die vor Ende April zu er reichen. Er lat also den Vortheil, da durch, das; er bereits Anfangs Frühling seine Forschungen beginnen kann, viel leicht einige Monate zu gewinnen. Seine junge Frau begleitet >kn, unt wird in dem Häuschen am Walnschsuud, überwintern und dorr bis zur Rückteh, der Et'red:!io'l von der Nordosttüsti au-Z harren. '»X DM' M DU »O> Fra» IsfephineTiebilich- Pearl, —ihr Name deutet auf deutsch - russisch« Abstammung hat in einer ausführ lichen Zuschrift an ein New Uorker Blatt den ihr anläßlich ihrer Theil nahme an der Ervedition gemachten Borwurf der Unweiblichkeit und Aben teuerlichkeit zu widerlegen gesucht. Sie weist daraus hin, da» viele Kapitäne von Walfischjägern ihre Frauen aus häufig jahrelange und gefahrvolle Fahr ten in den arktischen Gewässern mitneh men, und daß die Frauen der dänischen Beamten in den Eolonien von West» grönlaud dort viele Jahre lang über wintern. Allerdings vergißt sie dabei zu erwähnen' daß Weslgrönland eine bereits von HanS Egede begründete, über ein Jahrhundert alte Cultur be scht, und daß die Mehrzahl der Frauen eingeborenes Halbblut sind. Ihr Porträt zeigt sie in ihrem pro jectirlen Winter-Eostüm, welches anS einem Pelzanzug besteht, der über einen dicken Wollenanzug nach Jägerschem Princip gezogen wird. Frau Peary wird mit dem-schwarzen Koch der Expe dition während der Abwesenheit der Anderen aus ihrer Erforschung des Hum- Gletschers die Haushaltung süh rcn. Uniavt Benennung ! l! MW. Arzt: „Beruhigen Sie sich, di« Schmerlen iverden in einigen Tagen vorüber sein es ist ein einfacher Ra chenkatarrh!" Tamc: „Ein Nachenkatarrh? Herr To tvr, ich bitte sich über meine Kranke heilen etwas gewählter auszudrücken N Ter schwächliche Gast. 'Mj Ms —^ Gast, es wohl noch erlebe, das; mein Esstn kommt?" Kellnerin: „Offen gestanden, Sie schauen mir ni: darnach aus." A in G ebur t S t a ge. Ein Va ter läßt seine drei Töchter in Gesang ausbilden. Am Geburtstage treten die Mädchen als die drei schwarzen Tame» aus der „Hauberslöle" an das Be!t ih res Vaters, um ihn ihre stimmen höre» zu lassen, und heben an.- .Stirb durch uns, Du Ungeheuer" etc. Die Hauptsache. In der KHiistausstellung hängt das Bild det Generals von N. als «niestück. Alle zückt, mir der ehemalige Bursche und leyige Slieselpuyer des Generals er klärte. dasz er die dargestellte Person Herr sind?" »icmtc der Alle rerivun dert. „I bewahre, wo sind denn du Stiebel?" Wiener Geschichte». Trotz wolkenlosen Himmels und mil der, balsamischer Lust, sie zum Ausent halt im Freien einladen, ist da? schmucke Stadtthcat-r in Baken bei Wien bis aus das letzte Plätzchen gefüllt. Nicht Kurgäste, deren :'e:t zurückgekehrten sehr tüchrigen und b'liebten Tirerlor A. Schreiber zu be grüßen. men Es berrscht eine wahre Feststimmung im Hauie. nur in einer einzigen Loge deS ersten Range? rührt sich nichts, von dort wird nicht der geringste Beifall laut. Einem Wiener Collcgcn ist dies aufgefallen, er beobachtet die Loge und will missen, wer in derselben weilt. Jetzt demerkt er'einen blassen jungen Mann, der nur sür einen Augenblick sich vorgebeugt hatte. Mein College ist von seiner Wahrnehmung höchlichst überrascht. Er macht eine Bewegung, als wollte er seinen Sitz verlassen, be ruhigt sich aber dann und bleibt ueben mir. Auf meine Frage antwortete er: „Dem schönen, schwarzäugigen Kind aus der Bühne, das die Marianne spielt ich glaube, es ist Fräulein Line, die Sie vom Berliner Residenztbeatcr her kennen sollten verdanke ich einen in teressanten Fingerzeig bezüglich einer sehr pikanten und bisher mysteriösen Wiener Arrgclezcnbe'.t, die in der R-si deingeiellschait viel erörtert wird." „Ah. was ist das >ür eine Angelegen heit, »nd wicio hängt dieselbe mit der ich schon einige Zeit on W-n abwesend bin, um die Schwefelbäder Badens zu gebrauchen, und er erklärt sich bereit, mir nach der Vorstellung jede ge wünschte Auskunft über die intimen Vorgänge in der Residenz ertheilen zu wollen. Nun sitzen wir bei gutem Bier im „Hotel Goldener Löwe", und mein Col lege erzählt: „Ich brauche Ihnen wohl nur mitzu theilen, was nicht in den Zeitungen sieht. Hierher gehört vor Allem die wundersame Geschichte des sreiherUichen Ehevaares N. Das prächtige Ring straßen-Pakais desselben ist seit vorge stern verwaist. Ter Baron und die Baronin haben es verlassen und werden nicht bald dahin zurückkehren. Tas Sonderbarste aber ist, daß die Beiden gemeinschaftlich eine große Reise ange treten haben. Zuerst hieß es ganz be ßen Ruf genießt, nach Paris begeben, während ihr Gemahl eine Nordkapfahrt unternehmen wollte. Tann änderte das Paar plötzlich seine Dispositionen, und heute dürsten sie zusammen die ewige Stadt bewundern. Doch nun zur eigentlichen Geschichte. Die Baronin, die nur mir Hilfe eines Dispenses von Papst Leo XI!!. ihren jetzigen Gatten ehelichen konnte, wurde oor nahezu -w-i Moniten eines Knäb lein? glücklich entbunden. Der Barou wollte da? Kind in den „alten Bund", dem er selbst angehirt, aufnehmen las- Barons die seiner Frau, j eine strenggläubige Katholikin auS Pa ris. die entschiedenste Einsvrache. Ba ron N. führte das aus die Motive zu rück, die ihn veranlaßt, ärztlichen Rath -inzuhol-n, Ter Hausar',t und ein zußer diesem zugezogener Professor hat ten aber keine Einwendung dagegen, deutete Procedur vorgenommen werde. Tie Gesellschafterin gab sich ind-ß auch ann noch keineswegs ue er larte: „es dür'e um keinen Preiö ge ckiclien", ne ivürde sich eher an Sic Be wrden ivenden. Ich eile zur Zache. Tie Baronin oar in peinlicher Verlegenheit: sie aber war'durch nickt? ümzustim nen. war die Gei nld des Ba ons «»'gegangen, er ersuchte die Ge vamiiicnaiigelegenliciten zu enthalten wer nach zurückzukehren. Nun irach die Dame los: Da man sie ,winge, so werke sie sprechen. Ter . nabe könne au? dem einfachen Grunde licht in den „alten Bund" aufgenom nen werden, weil er ein Christenkind ei. Ter Vater des lindes sei der Staatsbeamte Stach einer bewegten Unterredung ?es sreiherrlichen Ehepaares begab sich ier Baron zu dem erwähnten Ztaais zeamten. Tieser legte eine verblüf fende Offenherzigkeit an den Tag. Auf >ie erste Frage bekannte er unumwun den! Berkehr mit der Baronin stehe und !U dieser und iener Zeit in dein Hotel 6. seine Zusammenkünfte mit der Tame zatte, Tiese rückhaltlose Offenheit rührte vcrn begab sich von der Wohnung seines Nebenbuhlers .zu seinem Anwalt und beauftragte diesen, die Scheidung von ver Baronin einzuleiten. Während aber der Anwalt die bezüglichen Tckriite un lernahm, söhnte sich das freiherrüche Ehepaar ans und trat, wie schon vorhin bemerkt, eine längere Reise an. Ter kleine Knabe aber wurde von der mehr- j erwähnten Gesellschafterin der Baronin zu deren Mutter nach Paris gebracht." Mein Kollege sct-wieg und ich be merkte: „In der That, eine seltsame Geschichte: aber was hat dieselbe mit 5 Ihrem Perhalten heute im Theater zu ' thun?" „Tas ist drch unschwer zu rathen," ' l kantete die Entgegnung. „Ter blasse l junge Mann in der Loge ist der StaatZ ' beamte, der so unumwunden dem Baron N. alles eingestand Cr hatte aus An dringen seiner Zamilis Wien Verlanen, und lehr: nun. nachdem das srerherr liche Paar aus Reihen gegangen, nach der Residenz zurück. Hier hat er ossen ' bar keinen Halt gemacht, bevor er Wien wieder beiriit. Cr tnelr sich im Hinter grund der Loge, bis ihn die reizende ' Erscheinung des Fräulein Line zu einer ' kleinen Unvorsichtigkeit veriührte So habe ich es der anniuthigen Schauspiele rin zu verdanken, daß ich ihn sah; der Zusammcnhcing ergiebt sich hier vou seldst. Ohne die Künstlerin hatten auch l Sie die Geschichte nicht erfahren." sagte cr lachend. ~Toch da Sie einmal im Erzählen sind, so können Sie mir auch über einen anderen ernsten Gegen- Ein mitleidiger Blick meines Collcgcn traf mich. „Sie Armer," sagte „müssen in weit entsernr von Wien liegt. Sie mis- sen also wirklich nichts über die Sache? Da ist es Pflicht der Nächstenliebe, Sie aufzuklären. Also: Sie b'ibcn jüngst die Gcrichtsver von der Hand seiner i.neinahlin gesun den. Ter Adressat war jener hohe Würdenträger. erheblich älteren hohen Staatsdiener gewechselte Briefe entdeckt, und der In halt dieser Briefe zeugte nicht allein ziehungen zwischen ihnen. Das war mehr als unzart von den streitenden Avoocaten, daß sie Theile aus -euer Correspondcnz, in denen in time Details, wie rohseidene Leibwäsche lichcn Zankes ausbeuleien und ans Licht der 5, e seiulichkeit zerrten. Aber da sie es einmal gethan, mußte man sich auch an geivlchligen Stellen mir der Ange legenheit beschönigen. Die Scheidungs frage des Herrn v. S. und ferner jun gen Frau in längst erledigt. Tie Dame lebt iern von ihrem Gallen und erhält von ihm einen sür seine Bermögensver hällnisse bescheidenen Betrag zur Fri stung ihres TaseiuS. Auch der Streit der zwei Advocaten ist geschlichtet, nur in Betreff des hohen Würdenträgers, der die junge Frau ge liebt haben soll, will die Fama nicht j verstummen. Ob er wirklich auS dem Lraarsdienst scheiden wird, muß dahin geuellt bleiben. Er hat so große, all gemein anerkannte Verdienste, daß es jolur tadellos benommen Har. Dies werden auch die Arien aus beiden Pro cessen, aus dem Scheidungsproceß der jungen Iran und ihres Gemahls und aus dem Ehrenbeleidigungsstreit der zwei Advv.'cuen, welche Acren jetzl einer tiegcn, klar erkärrcn. und in allen un beiairgenen Kreisen ist nian der Ueber zeugung, daß der verehrte und verdienst volle Würdenträger aus seinem hohen Posten verblei. e:i werde Seine gro? e Begabung und seltene Leisriinzsjälmgkeil wird man aus einem Grunde, wie dem in Rede stehenden, gewiß nicht dem Staat entziehen wollen. Ued'.igenS heißt es neuesten?, der hohe Znt mit rer anmuthizen Wutwe eines vor beilaung verstorbenen Großindustriellen aus dem Süden Oesterreichs verehelichen. Und nun genug sür beute. Sollten Sie nicht sehr bald hergestellt, sondern i'erurtl'eüt sein, noch langer in dieser Schwefelstadl zu bleiben, so komme ich wieder, um Ihnen Wiener Plkantcrien zu erzählen." „Besten Dank, verehrtv College," war mein Bescheid, „ich würde es allerdings vorziehen, in Wien anstatt in Baden die Tinge zu vernehmen, „die nicht in der Zeitung stehen." Zweierlei. Welcher Unter schied iit zwischen einem Berufs- und einem Amateurphotographen? Ein Amzteurv'.wtograph macht die Menschen wie sie ein BerusSphotograph. wie „Aber, Herr Huber, ich würde mich doch schämen, als Schuh machermsister so zerrissene Schuhe zu tragen!'—„Wär' nicht übel, wenn das G.'jctiä-t so schlecht ginge, daß ich Zeit fand-, meine eigenen Schuhs zu machen!" Trinkers Zweifel. „Alle Abend' bin ich der Letzt' in der Kneip'! Jetzt möcht' ich nur wissen, wie das kommt! Bleib' Ich zu lang da, -ider geh'n die Ander n zu bald fort?!" Druckfehlerteufel. „ Jetzt brach die Gesellschaft auf. Plaudernd und scherzeud schritt man den mir kostbaren Büsten reich ge schmückten Lorr.dor entlang, dem Aus gange zu. Der Diener offnere die Pfote...