a Tt« arme« GSnse. Herr Ewald Feldmann, Ritterguts Hetzer aus Hallberge, wollte ein Stadt- KrÄrl«« heiralhen. Die -alte Frau Feldmann, Herrn Twalds Mutler, «zerieth darüber ganz -»«ißer sich. »Wenn ich sie auch noch nicht mit Siefen nieinen Augen gesehen habe," jagte die alte Dame, „so weiß ich doch q«rade genug von solch einem Stadt i>äii»ch«n, um es mir nicht als Schwie gertochter zu wünschen, wen» ich nur HS«, daß sie Felicitas von Strahl heißt im gewöhnlichen Alltagsleben Fee W»onnt wird! An die Stelle des Tün -Asrhaufctts im Hofe draußen >v:rd sie «oen Rasenhügel setzen lassen, und wenn Ge sich eininal in die Nähe des jt uhstalls «erirrt, wird sie sich die Nase zuhalten. N? legt Euch dann zusammen auf den Zisse» in die Sonne, sie steckt Dir eine Blume ins Knopfloch und sagt ein lyri sche» Gedicht her statt das Mittag na, das werden wir ja erleben!" schloß sie mit einem sehr energischen Zu zÄckwersen ihres häubchengeschmückten, Verven Kopfes. Herr Ewald schaute zu ihr empor sagte mit einem übermüthig glück lichen Lathen: „O Mütterchen, Mutter- H-n, wie sreue ich mich auf die Zeit, in nebe» Deinem lieben, weißen Kops sv?ch ein blonder Kopf mich hier will- ÄSMmeu heißen wird, wenn ich vom Jeide l>eimkehre, und wo eS dem blon S«, tkopf einmal an Erfahrung gebricht, »« ist ja der weiße da, um ihm auszu helfe»." „Die alte Dame antwortete nicht da «zus, sonder» beharrte bei ihrem vor- Gedanken. „Ich will mit Dir «ette«, Ewald, daß Deine Frau lieber Äe größten Dummheiten dezeht, ehe sie «-ich, ihre Schwiegermutter, um Rath „Warten wir's ab," sagte Ewald MU eine«:« glücklichen Lachen. Seit vier Wochen war Herr Ewald Jeldmann verheirat het, und zu ihrer eigenen großen Verwunderung lebte die slce Frau Feldmann mit ihrer Schwie gertochter in recht gutem Einvernehmen. Zreilich, wenn überhaupt einem Mann, Ho mußte es ihrem Sohne ja gelingen, einem verschrobenen Fräulein eine Leidlich vernünftige Frau zu machen, so A«t wie er aus einer Felicitas von Strahl, einer Fee, eine Licy Feldmann gemacht. Sie war auch merkwürdig gescheidt HSr ei» Stadtsräulein und wußte jedes Ding beim rechten Ende anzufassen. Eines TageS erhielt Herr Ewald Aeldmaml eine Depesche, die ihn sür «rnrge Tage in die süns Meilen entfernte Kreisstadt berief. Er nahm von seiner Frau zärtlichen Nbschicd und fuhr davon. „Morgen kommt der Herr zurück, Mine," sagte Frau Licy zu einer blut- Mugen Magd, mit der sie allein auf dem Hofe war. Alle anderen waren aus das Z-Id hinausgeschickt. „Lauf' jetzt schnell zum Gärtner und kage ihm, daß er morgen in aller Frühe Wmmtliche Vasen mit frischen Blumen Hüllen soll." Nach einer Weile hörte sie unten ZNineS mit Schluchzen vermisste Stimme. Licy eilte die Treppe hinab. Kaum wurde Mine ihrer aber ansichtig, ÄS sie ihre Anstrengungen verdoppelte »sd mit wahrhaft herzbrechendem Schluchzen rief: „O, gnä' Frau, eS ist D» schrecklich! Aber ich Hab'S gleich ge- Gsgt der Vogt, der ist allein Schuld ,»«ra« —" Licy hielt dem jungen Ding den -M«id ju und zog es mit sich in die Müch«. Hier ließ sie eS los und fragte: sag' einmal ordentlich und ver- Mndlich, was Du eigentlich hast." „O Gott, gnädige Frau", stöhnte M»e aber weiter, „sehn Sie'S nur Meldst an!" Damit lief sie voran in ««» Hof, und Licy folgte ihr. .Der Vogt hat gestern Gift gelegt zege» die Ratten", meinte Mine schluch zend „und da und da es ist zu schrecklich!" Die junge Frau hörte nicht mehr aus «5«» Mädchen. Mit großen verstörten M«g«« blickte sie vor sich nieder, wo Lhre Gänse lagen, stumm und unbeweg lich lodt! „Alle," sagte Licy, nachdem sie sie Überzählt, alle „zweiunddreißig. Nicht Me ist übrig geblieben! Sie waren «ine Lieblinge. Wenn ich sie nur an -srtz> dachte ich an und Lcb-v. pastrte, SpickganS und viele Weichs warme Daunenbetten." Ganz plötzlich aber uahm sie das Tuch wieder von den Augen und sagte: „Wenn schon auS der Leberpastete und dem Weißsauer nichts werden kann, die Daunenbetten wollen wir wenigstens retten! Schnell, Mine, greif zu, wir wollen die armen Thiere dort in die Scheune tragen und sie rupsen, so lange sie noch warm sind. O Mine wa rum mußten sie eines so frühen Todes sterben!" Mine fragte schluchzend: „Sollten wir nicht erst die alte gnä' Frau rufen?" „Weshalb sollen wir die arme Mama stören?" entgegnete Licy. „Todte le bendig machen kann sie so wenig wie wir! Nein, laus' lieber in's Dorf nnd hole die Ann-Lise und die Rosine; sie sollen uns helfen." Zehn Minnren später saß die junge Frau mit Mine und zwei halbwüchsigen Bauerndirnen in der Scheune um einen großen Korb, jede eine Gans aus dem Schoß. „Mit den Schwanzfedern und Flü geln halten wir uns jetzt nicht auf," sagte Frau Licy, „das kommt morgen zurecht. Jetzt nur die Daunen und die Bettfedern. Man muß doch retten, was zu retten ist!" Und dann denkt sie mit einem schweren Seufzer: „Was wird Ewald nur zu der unglückseligen Geschichte sagen!? —" Am nächsten Morgen stand der Kaffeetisch zierlich gedeckt, die Ein gangsthür war von einer frischen Guirlande umgeben, und über den Hof, dem Thor zu, schritt die junge Herrin. Bald ließ sich das Rollen eines Wa gens vernehmen. Jetzt hielt er, und gleich darauf lag sie an Ewalds Brust. „Aber was machst Tu denn für ein Gesicht?" fragte er. „Oh, sei mir nicht böse, sei mir nicht böse!" Und dantt erzählte sie ihm die ganze traurige Geschichte von dem Rat tengift und den Gänsen. Ich habe ge than, was nocli zu retten war: die Fe vern," fügte sie endlich zu ihrer Ver theidigung bei. „Dich, liebes Herz, trifft ja keine Schüld," sagte Ewald, indem sein Ge sicht sich verfinsterte, „aber mit dem Vogt werde ich ein ernstes Wort spre chen. Solche Unvorsichtigkeit! Es ist kaum zu glauben! Zweiunddreißig Äänse!" Da waren sie am Thore angelangt. „Was ist denn das?" unterbrach sich Ewald. Dort standen die Knechte und Mägde, der Bogt mitten unter ihnen, und lachten, daß sie sich die Seiten hal ten mußten, und drüben in der Haus thür stand Mama Feldmann und wischte sich die Lachthränen aus den Augen. Aus irgend einem Grunde hatte man das große Scheunenthor geöffnet, und nun spazierten im hellsten Sonnenschein eine nach der andern die gerupften Gänse daraus hervor, versuchten mit den Flü geln zu schlagen und brachen dann, wahrscheinlich durch das ungewohnte Gefühl der Nacktheit und ihr wunder liches Aussehen beunruhigt, in ein ohren > zerreißendes Geschnatter aus. „Was soll denn das bedeuten?" fragt, Ewald den Vogt, der mit abgezogene! Mütze herantrat. „Das, hm," sagte der Mann, sich mühsam zum Ernst zwingend, „das be deut't, daß das Luderzeug wiedermal an die Brennerei g'rathen ist und sich da vollgesoffen hat, und daß die jung' gnä' Frau da 'glaubt hat, sie wär'n todt; wie sie so steif dag'legen haben und daß sie die Gäns da g'rupst hat mit der Mine und der Ann- Lies'". Damit wandte er sich schnell wieder ab, um in das Gelächter der Andern mit einzustimmen. Da legte Frau Feldmann die Hand auf ihres Sohnes Schulter. „Grüß Golt, mein Jnnge! Nun, was sagst Du zu der Geschichte? Ist das nicht die herrlichste Dummheit, die sie irgenü nur begehen konnte, um meine Worte zr rechtfertigen?" „Ja. es war furchtbar dumm von mir," sagte Licy ehrlich. „Aber woher sollte ick denn wissen, dast auch Gäns« sich sinnlos betrinken?" Frau Feldmaiin aber nahm den blon den iiops ihrer Schwiegertochter zwi schen beide Hände, drückte einen herz „Laß gut sein, Liey. wer ein Meiste» werden will, muß Lehrgeld zahlen." Die Büren ver Fürst»» Lubo inirSka. Am zweiten November 1782 ginz der Gerichsbote Kohanowski an den Schlosse Woldin, das der Fürstin Lubo mirska gehörte, vorüber. Er trat einer Augenblick in den Garren und ging zr dem Bärenzwinger, da er gehört hatte/ daß derselbe seit kurzem wieder einig« Insassen beherbergte. Während er sick vorsichtig dem Gitter näherte, hörte ei zu seiner Ueberraschung Stimmen, unt als er den Kopf vorstreckte, konnte ei nicht mehr daran zweifeln, daß eS du Bären hinter den starken Eisenstäber waren, welche sich in lateinischer Sprach zusammen unterhielten. Erschreckt wick der GerichtSbote zurück, bekreuzt sick und ergriff sodann die Flucht. Ja, die Bären der Fürstin Lubo mirSka waren in der That keine gewöhn lichen Waldbewohner, sondern sehr ge bildete und gelehrte Bären. In der nahen Kreisstadt hatten i> jener Zeit eine Anzahl Herren nack Muster der babinischen Republik einei Orden derrömischen Tugend gegründet welcher vor Allem dazu bestimmt war die Sitten zu richten und zu veredeln Die Mitglieder beobachteten in ihren Privatleben, noch mehr aber bei ihre, Sitzungen die Gebräuche und Gewöhn heiten der alten Römer. Ihr Sitzungs sal war mit Abgüssen antiker Götter bilder geschmückt' die Stühle, auf denei sie saßen, waren jenen der römische! Senatoren nachgebildet und sie nanntei sich nicht bei ihren wirklichen Namen sondern mit jenen großer und gefeiertem Römer. Es gab einen Cato, Brutus Regulus, Fabius Cunetator, Cincin natus und viele andere. Die Fürstii Lubomirska, welche von ihrem Gattei getrennt, ein lustiges Leben führte, da« den bösen Zungen reichen Stoff zr Moralpredigten gab, erregte vor allen den Unwillen, den Zorn und den Spod dieser edle« Römer. Eines Abends als sie wieder zu einer Sitzung versam melt waren, begann Cato, der Präsi oent des Bundes, die Fürstin lau anzukl.igen und seine Genossen z: Maßregeln gegen dieselbe aufzufordern „Du hast Recht," sagte Herr Ko binsti, hier Fabius Cunetator genannt „unser ganzes Wirken ist hoffnungslos so lange diese Frau es wagt, offen aller. Anschauungen der Gesellschaft Trotz zr bieten, jedem Anstand Hohn zu sprechen Aber wäre eS nicht viel mehr die Sachi des Fürsten, hier einzugreifen?" „Der Fürst hat keinerlei Macht ihr gegenüber." erwiderte Brutus, Herr Malwinski, „es ist aber durchaus nicht nöthig, daß wir Beschlüsse fassen, welch« uns in ernste Conflicte mit der Fürstin bringen könnten. Es genügt, wenn wir sie gleichsam an den Pranger stel len und ihr auf diefe Weise «-oi-am pn pulc> scherzend eine im Grunde genom men ernste Verwarnung ertheilen." „Ich beantrage," rief ReguluS, „daß wir sie ironisch zum Mitglied unseres Bundes ernennen und ihr den Beina men „Lueretia" verleihen." „Nicht übel," sprach FabiuS Cuneta tor, „doch ich fürchte, daß die Fürstin zu Repressalien greifen wird, uyd wir kennen alle ihre tolle Laune und ihren gewaltthätigen Sinn." „Wir sind hier mehr als 30 Man ner." fagle jetzt Cato, der Präsident. „Sollten wir unS vor einer Frau sürch ten? Hieße das römische Tugend lehren und verbreiten? Ich beantrage, die Fürstin zur VenuS unseres Tempels zu erwählen und ihr dies durch ein schön geschriebenes Diplom zu geben. Sie wird sich dann doch vielleicht be stimmt finden, ihre wilden Streiche und ihre Galanterien, wenn nicht aufzuge ben, so doch vorsichtiger zu betreiben." Der Antrag fand Beifall und nach dem die meisten sür denselben stimmten, wurde derselbe zum Beschluß erhoben und das betreffende lustige Dokument aus der Stelle aufgesetzt. Einige Tage darnach überbrachie ein Bote des Or dens daZ Pergament der Fürstin, welch« dasselbe unter lautem Lachen las, sich aber noch in derselben Stunde entschloß, die edlen Römer mit gleicher Münze ju bezahlen. Als di» Herren das nächste Mal ihr« feierliche Sitzung abhielten, ließ sich draußen plöylich Pferdegetrappel ver nehmen und dann drang die Fürstin, kurz geschürzt, Männerstiefel an den Füßen, in einer Kozabaika von Purpur sammt, mit Zobel besetzt, die Zobel mütze auf dem schönen Kopf, den Kant schu in der Hand, in den Sitzunsssaal, von ihren bewaffneten Kosaken und Dienern begleitet. Bei ihrem Anblick ergriffen die tapferen Römer die Flucht, und es gelang einem Theil derselben, sich durch das Fenster in das Freie zu flüchten. Doch acht von ihnen fielen Geiangene mit sich sührte. Nachdem die Herren eine Nacht in einen» dunklen, feuchten Kerker zuge bracht hatten, sprach am folgenden Mor gen die Fürstiii das Urtheil über sie, das ebenso lustig, als boShast ausfiel. Sie ließ sie in Bärenselle nahe» und der Stelle zu todten. Obwohl kurz vorher die polnische Herrschaft eiu Ende genommen hatt« and das Land von kaiserlichen Beamte» verwaltet wurde, so herrschte doch noch Willkür und Gewalt, und der Adel ge wöhnt sich nur langsam daran, den Ge setzen zu gehorchen und sich eine Ein schränkung seiner Rechte gefallen zu lasse». Die Herren nahmen also die Drohung der Fürstin ernst und fügten sich seufzend in ihr lächerliches Schick sal. Die acht Bären wurden nun in den ,Zwinger geschleppt und dort gefangen geHallen. Hier empfingen sie ihre Nah rung und wurden jeden Tag herausge führt. um von der Fürstin persönlich vressirt zu werden, denn dieselbe hatte es übernommen, sie selbst zu erziehen und abzurichten. Auf ihren Wink muß ten die armen Bären ferviren, tanzen und allerlei Kunststücke aufführen. Wenn sie sich ungeschickt und ungehor sam zeigten, unterstützte die Fürstin ihre Worte durch kräftige Hiebe mit dem Kantschu, und so fanden sich die acht Römer überraschend schnell in ihre Rol len. Als die Dressur beendet war, lud die Fürstin eine große Anzahl Gäste aus der Nachbarschaft zu einem glänzenden Feste ein. Bei der Tasel mußten ihre Bären die Stelle der Diener versehen, die Speisen auftragen und die Gläser füllen, wie es einst der Wojewode von Litthauen, Fürst Radziwil, mit wirkli chen Bären aufgeführt hatte. Die Für stin, welche es liebte, alle Welt zu necken, belustigte sich bei dieser Gelegenheit doppelt. Erst an der Strase, welche ihre Gegner erlitten, dann aber auch an der Unruhe, welche ihre Gäste zeigten. Mehr als einer war bei dem Anblick der schrecklichen Dienerschaft geworden, mehr als einer ließ die leckersten Ge richte an sich vorübergehen oder sein Glas gegen seine Gewohnheit unberührt vor sich stehen. Nach der Tasel begab sich die Fürstin mit ihren Gästen in den Tanzsaal und beim Klange einer türki schen Janitscharcninusik mußten die acht Bären vor ihren Gästen ein Ballet aus führen, das den letzteren niehr Angst als Vergnügen bereitete. Alles athmete aus. als die Bären endlich abzogen. Das Fest währte noch bis zun. Mor gen; erst, als im Licht des jungen Tages die Schlitten vorführen und die Gäste sich verabschiedeten, erschienen wieder die Bären der Fürstin, um den selben mit Fackeln in den Tatzen eine Strecke weit das Geleite zu geben. Damit war die Buße der tugendhaf ten Römer jedoch noch nicht zu Ende. Die Fürstin hatte beschlossen, sie noch grausamer zu prüfen und zu ängstigen. Eines Tages ließ sie denselben ankün digen, daß am folgenden Morgen eine große Jagd stattfinden werde, und daß sie selbst bei derselben das Wild vor stellen sollten. Die acht Herren brachten die Nacht schlaflos in Aufregung und Todesangst zu. Sie hielte» es für möglich, daß die Fürstin sie durch Flintenschüsse tödien oder ihren Rüden preisgeben werde, und erinnerten sich jenes Grafen Potoeki, des Herrn von Kainow, der auf offener Straße einem Bischof durch seinen Kosaken eine Tracht Prü-zel geben ließ und den Juden, die in seine Hände fielen auf die Bäume zu steigen und „Kuckuck" zu rufen befahl, um sie dann ohne Erbarmen mit der Flinte herabzuschießen. Als der Morgen anbrach, beteten sie und flehten den Himmel um Rettung an. Bebend verließen sie ihren Zwin ger, als die Jäger der Fürstin sie hin ausführten und im Walde, das sich hin ter dem Schlosse ausbreitete, angelangt, blickten sie um sich, ob sich nicht irgend wo ein Weg zur Rettung, zur Flucht zeige. Doch die Jäger hatten sie von allen Seiten eingeschlossen und bewachten sie strenge und aufmerksam. Endlich ertönten die Jagdhörner und die Fürstin kam zu Pferde an, von eini gen Damen begleitet, welche sie, um ein Unglück zu verhüten, in ihre Pläne ein geweiht liatte. Die schönen muthigen Amazonen saßen Alle in pelzbesetzter ltazabaika, de» Kalpak auf dem Kopf, zu Pferde, ohne jede andere Waffe, als den Kantschu d-'n si: in de: Hand hiel ten. Wieder ertönten die Hörner und jeyt begann die wilde Jagd. Die ar men Bären flüchteten, so rasch sie konn ten, durch den Wald und hinter ihnen jagten die grausamen Jägerinnen und trieben sie mit ihren Kantschus vor sich her. Endlich erreichten die Bären das freie Feld. Hier aber erlahmten ihre Kräfte und sie sanken, einer nach dem anderen in den Schnee, ihres Endes ge wärtig. Doch die Jägerinnen begnüg ten sich, das erjagte Wild zu umringen und unter lautem Lachen und Spotlre den noch einmal mit kräftigen Kantschu hieben zu trakliren. Dann wurden die unglücklichen Bären wieder von den Jägern in die Mitte genommen und in den Zwinger zurückgeführt. So standen die Dinge, als der Ge richtSbote das räthselhaft unglaublich« Treigniß, dessen Zeuge er gewesen war, dem Kreishauptman» meldete, welcher den Kops schüttelnd, ihn einsach sür ver rückt erklärte. Doch das Gerücht von den redenden Bären der Fürstin Lubo mirska verbreitete sich rasch in der -Kreisstadt und in der Nachbarschaft. Cato, der Präsident des Ordens der römischen Tugend, welcher bisher ver zeblich die Spur der verschwundenen acht Römer zu entdecken gesucht halte, oerstand jetzt sosort, was hier im Spiele war und begab sich zum Kreis- Hauptmann, um seine Hilse gegen die Willkür der Fürstin in Anspruch zu nehmen. Der Kreishauptmann fand es besser, ?er Fürstin keine amtliche Botschaft zu senden, sondern sie selbst auf.usuchen und sich aus gütlichem Wege mit dersel ben zu verständigen. Eines Tages fuhr in den Schloßhof der Fürstin eine große R utsche, in wel vonLandesdragoner« begleitet war. Die Fürstin eilte, den Vertreter des Kaisers am Fuße der Treppe zu empfangen und führte ihn in den Speisesaal, wo sosort ein opulentes Frühstück ausgetragen wurde. Nachdem die üblichen Phrase» gewechselt worden waren, begann der »reishauptmann, etwas verlegen sich räuspernd: „Gnädigste Frau, ich habe gar selt same Dinge vernommen von Ihren Bä ren und bin gekommen, um dieses Welt wunder anzusehen und anzuhören, denn eS gibt Leute, welche behaupten, daß Ihre Bären sogar sprechen, ja, sich in lateinischer Sprache sehr gewählt aus drücke» können." „So ist es," erwiderte die Fürstin lächelnd, welche sofort verstand, welche Mission der Kreishauptmann bei ihr zu erfüllen hatte, „Sie kommen gerade noch zur rechten Zeit, ja im letzten Augen blick, denn heute wollte ich meinen Bä ren, welche ich durch Zauberkünste in meine Gewalt bekommen habe, ihre Menschengestalt und ihre Freiheit zu cückgeben." Der Kreishauptmann athmete auf. Er wußte jetzt, daß die Fürstin nachge ben und ihm seine Aufgabe leicht ma chen werde. Auf den Befehl der Fürstin wurden nun die Bären vorgeführt. Der Kreis hauptmann machte «ute Miene zum bösen Spiel und ließ es sich gefallen, daß die acht Römer nochmals ihre Künste vor ihm zeigen mußten. Sie servirten bei Tisch, sie tanzten und führten alle ihre Kunststücke vor. Dann ließ die schöne Frau dieselben wieder abführen und als das Frühstück zu Ende war, erklärte sie dem Kreishaupt maun, daß sie den Bären ihre mensch liche Gestalt zurückgegeben und nichts dagegen einzuwenden habe, daß diesel ben mit ihm nach der Kreisstadt zurück kehren. Die acht Römer wurden indeß in einem anderen Gemach des Schlosses mit Speise und Trank gelabt und zo gen es vor, auch jetzt, wo ihre Strafe zu Ende war, sich in keiner Weise über die Fürstin zu beklagen, denn sie hatten an der Lektion, welche ihnen dieselbe ertheilt hatte, sür alle Zeiten genug. Als der Kreishauptmann das Schloß verlieb, stand noch eine Kalesche bereit, um die ehemaligen Bären der Fürstin aufzunehmen. Die acht Römer wurden von ihren Genossen am Eingange der Stadt feierlich empfangen uvd zogen im Triumphe in dieselbe ein. Ter Orden der römischen Tugend blühte noch manches Jahr und übte nach jeder Richtung hin sein Amt als Richter der Sitten und des Auslandes. Aber der Name der Fürstin Lubo mirska wurde in seinen Sitzungen nicht mehr genannt, ja, wenn zufällig in ei», r Gesellschaft von ihr d»e Rede war. und böse Worte in Bezug auf sie fielen, dann sah sich jeder Ritter des Ordens, welcher anwesend war, veranlaßt, den Finger auf den Mund zu legen und den Spöttern und Sittenrichtern Zurück hallung zu emvfehlen. „Fordert sie nicht heraus", hieß es dann, „sie hat den Teufel im Leib und jeder, der in ihre Krallen fällt, kann sich Glück dazu wünschen, wenn er wieder lebend und mit heiler Haut nach Hause zurückkehrt." Die Fürstin LubomirSka hatte aber indeß in der That zwei Bären von ihrem Vater zum Geschenk erhalten und dieselben nahmen jetzt den Platz der acht Römer in dem Zwinger des Schlosses ein. Wieder kam einmal der Gerichtsbote vorüber, schlich sich bis an das Gitter und spähte nach den Bären. Als er aber nach der Kreisstadt zu rückkehrte, sagte er mit einer verächtlichen Haiidbewegung: „Die Fürstin hat wieder ein paar Bären an der Kette, aber sie sind noch zanz ungebildet, es wird wohl geraume Zeit brauchen, ehe sie sich zusammen la? teinisch umcrhalteii können." Ter gepreUtc Fiaker. Wie die schöpferische Lhanla'ie eines Gauners noch immer Neues zu ersin sehr elegant gekleideter Herr, der aiich sonst sich eines sehr würdigen, vertrau enerweckenden Aussehens erireut, spricht Fiaker au, der aus feinein Standplatz? n der innern Statt mit Sehnsucht nnenl wohlhabenden Fabrgasr entge zeuueht. Es entspinnt sich nun fol gender Dialog: „Sind Sie frei?" >,la, Cner Gnaden." „Was verlan ;en Sie sür die Fahrt zum Derb» ?" ..Zwanzig Gulden, Eu?r Gnaden." „Gut, holen Sie mich Nachmittags anS meiner Wohnung am Sehottenring ', Euer Gna zen, da sind die fünf Gulden", sagt froh >n der Erwartung eines Extratrink zeldes schmunzelnd der Kutscher und g:bt dem Herrn ö. fl. Man denke sich den Schrecken des armen Teufels, als -r Nachmittags pünktlich vor der ihm zugegebenen Wohnung des vorgeblichen Millionärs vorfuhr und der Portier des Hauses ihm dir niederschmetternde Mittheilung machte, daß der echte, un oerfälschte Besitzer des angegebenen Namens niemals in diesem Hause ge ivohilt habe. Der Fiaker ward das Opfer eines vornehm gekleideten Gau aers. Die fünf Gulden Angabe Ware,» .sulsch" und der Arme noch glücklich, in letzter Stunde einen Sportfreund zu finden, der sich bereit erklärte, für 1V fl. in die Freudenau zu fahren. Di hekam der Fiaker ehrlich. Kasernenblüthe. Unter offieier (zum Einjährigen, der den An der» um «inen Schritt vor ist): .„Nu, immer langsam, Männeken; das gebt hier doch Sie Ihr Jahrrasck in 'in abmarschiren kvn icn!" Woher kommt See Name Ame rika? Wir alle haben auf den Schulbänken gelernt, Christoph ColumbuS sei von der Mit- und Nachwelt um den Ruhm geprellt worden, dem von ihm entdeckten Welttheil seinen Namen zu leihen; viel mehr sei derselbe nach einem geringeren Mann, Amerigo Vespucci, benannt. In neuerer Zeit ist dieser Zusamnien hang etwas zweifelhaft geworden; Marcon hat die daraus bezügliche» Thatsachen sorgfältig gesammelt, die Smithsonian Institution hat sich seiner Arbeiten angenommen, und wir geben hier das Wesentliche des von ihm zutage geförderten Stoffes. Amerigo Vespucci war ein floreutini scher »aufman», der in der Heimath kein Glück qehabt hatte und nach Spa nien ging, um dort emporzukommen. Columbus, der ihn kannte, nennt ihn einen fehr braven Mann, livmkss v»o", neue Länder. 1515 aber war der Name Amerika, wie Jo hann Schöner von Bamberg in seiner Es ist immerhin eine merkwürdige Sache um dies» Taufe des frisch entdeck ten Festlandes. Erstens hatten die Professoren eines weit vom Mittelpunkt abgelegenen lothringische?! Städtchens eigentlich keinen Beruf dazu. Zweitens ist ganz undenkbar, daß ihnen der Name des Columbus, der mit dem jun gen Ruhm der ersten Auffinduna von Mund zu Munde flog, unbekannl ge sell sein sollte. ES liegt aber auch kein Grund vor, anzunehmen, daß die Männer von St. Die irgendeine Veranlassung gehabt ha ben sollten, den Ruf des wahren Ent deckers böswillig zu schmälern. Sie hätten sich etwa daraus stützen können, daß ihnen von der Betretung des ame rikanischen Festlandes durch Columbus nichts zu Ohren gekommen sei. Aber damit bleibt unerklärt, wie sich die von ihnen beliebte Namengebung so schnell verbreitete, daß sie acht Jahre fpäter populär war, und daß sie auch nach Spanien und Portugal eindrang, wo doch jedermann es besser wußte. Ferner hätten sie, wenn sie einmal den Amerigo Vespucci für den Entdecker des Festlan des hielten und diesem seinen Namen geben. Das ist schon lange verdächtig erschie nen und man hat sogar versucht, in Zweifel zu ziehen, daß Vespucci über haupt Amerigo geheißen habe. In der That haben italienische Schriftsteller ihn um 1304 „Alberigo' (Alberich) ge nannt; aber die Untersuchungen haben doch unzweideutig festgestellt, daß er wirklich Amerigo hieß. Es existirt ein eigenhändiger, datirter und linterzeich- »eter Brief von ihm, der im lah? 1492, also zu einer Zeit, wo er gewiß noch keine Ursache hatte, seinen Namen abzuändern, aus Sevilla geschrieben ist; derselbe trägt die Unterschrift: „^nis tioa". Ferner unterschreibt er Acten stücke, die in den spanischen «I» lrxlio» vorhanden sind, „Amerigo", ohne h, aber im Uebrigen ganz gleich lautend'wie oben. Ter Name Amerigo ist inzwischen auch im Dante „clo Vul garis aufgefunden worden, und in einer Komödie von Macchiavelli kommt er neben dem Namen Alberigo unterschieden vor. ES ist derselbe Name, den wir in der Form Emmerich oder Emerich, und den die Franzosen in der Gestalt haben. Amtlich wurde Amerika bei den spanischen Be Hörden weder nach Vespucci noch nach Columbus benannt, sondern hieß „la, Illäius" oder „die neue Welt". Auf diesem ganzen etwas dunkeln Zusammenhange fällt ein eigenthüm liches Licht durch eine Entdeckung, die der amerikanische Sammler Thomas Belt im Jahre 1872 machte und die seitdem von angesehener Seite bestätigt wurde. In Nicaragua nämlich, nah« dem nordöstlichen Rand des Nicaragua sees westlich von der Moskitoküste, liegt ein Gebirge mit Goldbergwerken, welches noch heute bei den Anwohnern den Namen Sierra de Amerr,ques— nach anderer Lesart auch Sierra de Amerrisgues—führt, und dies Ge birge fowie die nordöstlich angrenzende Senkung wird noch beute von India nern bewohnt, die sich „Amerrigues" oder Amerrisques nennen. (Angenom men, daß die Form die ursprüngliche Form wäre, erklärt sich die Auslassung des s vor einem Con sonanten durch eine mundartige Ge wohnheit, namentlich der Andalusier, die z. B. mismo mimo aussprechen.) Der ganzen Welt unbekannt, auch von den Amerikanisten früher nicht beachtet, haben diese Namen sich gehalten und— Columbus ist auf seiner dritten Reise an dieser Stelle gewesen. Vom 25. September bis zum 5. Ok tober 15N2 hielt er sich mit ISO Ge fährten bei der Insel Cariai Huerta (jetzt Booby-Jsland) an der Moskito kiiste auf und besserte seine Schiffe aus. Dort hörte er von einem anderen Lande, wo es Gold geben sollte, nahm zwei Indianer mit uud wurde von ihnen an einen Ort geführt, der Carambaru hieß; hier gingen die Indianer nackt, trugen aber goldene Spiegel am Halse, die sie übrigens nicht austauschen woll ten. Sie gaben ihm die Entsernung der Goldwerke auf 25 Leguas an. Diese Indianer sind nichts anderes ge wesen als die AmerrigueS, welche im Besitz der ganzen' Gegend und ihre, goldhaltigen Sierra waren. EolumbuS nennt sie nicht, aber es ist durchaus wahrscheinlich, daß seine Begleiter, wi, er selbst, jenen Namen hörten, und daß die ersteren ihn sich gründlich merkten; denn ein Bezirk, in welchem Gold das einzige Bekleidungsstück war, hatte da mals alle Aussicht, nicht vergessen zu werden. Somit ist die Möglichkeit und eine gewisse Wahrscheinlichkeit vor handen, daß die heimkehrenden Ge sährten den Theil des amerikanischeu Festlandes, den sie bei ihrem Ausent halt an der Moskitoküste kennen gelernt hatten, als „Amerrica" bezeichneten, iiid daß dieser Name durch sie populär wurde, ehe man daran dachte, einen Eigennamen zur Benennung des gan zen Landes zu benutzen. Die Genossen des Columbus hatten gerade an der Moskitoküste, also am Lande der Amerrigues entlang, eine also nahe, das größte der von ihnen ge sehenen Länder, dessen vollständige Er streckung sie noch kannten, als lag in der Lust und brauchte nicht erst von den Gelehrtenkreisen aus in'S Voll zu dringen. Eine eigenthümliche Thatsache schließ lich dieser Erwägung an. Wäre Ves pucci so sehr, wie ColumbuS meinte, komkr« cls l)isn gewesen, so würde er, der bis 1312 lebte, wohl irgend einen Schritt ge.lian haben, um aus die Recht« das ColumbuS als Urhebers der gan ze» Entdeckung hinzuweisen; statt dessen findet sich, daß er von l 508 an seinen Namen wiederholt „Amerrigo" mit zwei r schreibt, und dadurch legt er al lerdings de» Verdacht nahe, daß er die Schreibung seines Vornamens mit Be wußtsein und Absicht der von vornher gegebenen Wortes AmerrigneS ange paßt habe, um unter Benutzung der zu fälligen Aenlichkeit sür sich den Ruhm der Namengebung einzuheimlen. Man hat sich sür die Benennung Amerikas erst nachträglich entscheiden und der Name stammt in Wirklichkeit eher von Indianern am Nicaraguasee. Gedanken späne. Die Milch der frommen Denkart Sie wurde wohl von je Bei keinem Anlaß mehr gespart Als bei einem Tamen-Kassee. » * » Soll's lustig oder rührlich sein, Es wird der Schmutz hineinstudizt: Man will jetzt so natürl.ch sein, Daß man ganz unnatürlich wird. Herz gesund, der Kopf stets klar Niemand's Sklave, Niemand » Narr, Unverzagtheit in Gefahr Das zufaiiim' ist Glück—doch rar. Gedankensplitter. Mancher lügt derart, daß man nicht einmal das Gegentheil von dem, was er sagt, gruben darf.