Sühne. Novelle von Soxrad Unmittelbar nach dem Assessorerainen wurde ich als kommissarischer Vertreter eines schwer erkrankten und aus längere Zeit beurlaubten Kreisrichters in ein kleines poinmcrsches Nest geschickt. Wahr lich nicht zu meiner Genugthuung. Da aber a» jungen Juristen damals Mangel herrschte und man mir in Aussicht stellte, ich würde nach einer rühmliche» Voll endung meines Kommissoriums in jenem weltabgelegenen Erdwiiikel alsbald eine feste Anstellung in der Hauptstadt zum Lohn erhalten, war an eine Ablehnung nicht zu denken. Und nun wollte es der Zufall, daß ich gleich nach meiner An kunft in Pollnow alsUntersuchungSrichter in einem mysteriösen Mordprozeß zu fungiren hatte, der die ganze Gegend' feit einiger Zeit'in Athem hielt. Das war, von meinem Berufsstandpunkt aus anregende Abwechselung in das öd« Einerlei von Bagatellsachen, Grundbuch eintragungen und Forstkonlravenlio»e», der Richter selbst an Ort und Stelle bestand aufzuhellen und den Thäter aus findig zn inachen. Sämmtliche in Frage koininende» Behörden entwickelten eine fieberhafte Thätigkeit. Aber trotz des Aufsehens, welches in dieser stillennnd friedvollen Gegend, die wenig oder nichts Geheimniß geweckt worden war, troy des gemeinsamen Bestrebens der ge summte» Bevölkerung, den Uebelthäler zu entdecken und zur verdienten Be strafung zu ziehen, war es nicht ge lungen, auch nur die geringste Aushei lung in dieses dunkle Ercigniß zu bringen. Daß eS sich überhaupt um ein Ver brechen und nicht etwa um einen Selbst- Waffe ein kleinkalibriger Revolver ge wesen war, wie, daß ein solcher sich niemals im Besitz des Ermordete» be funden oder etwa zur Wassenausstattung des ForsthauseS gehört hatte. Durch diese Feststellung wurde das Ereigniß selbst zugleich um Vieles räthselhafter. Denn die ursprüngliche und am nächsten hinfällig. Welcher Holzdieb sollte sich sicherlich allerlei Anhaltspunkte für neuen Verdacht. Jedenfalls versuchte ich es, aus folchem Grund« zunächst weiterzubauen. DaS verursacht« nun eine Menge von alltägliche Einerlei nicht viel hinaus, innerhalb dessen ihre,lnteressen sich be wegten, und der Klatsch blühte allerorten. Eine Garnison besaß das Städtchen ten schien, der mich dieser Tochter zum Gatten bestimmt hatte. Die Sache schien bereits als abgemacht zu gellen, noch ehe Verkehr mit der Bürgermcislcrjanuli« sie Mitte halte». Unter solchen manchmal recht bedroh- sollte, schien nnter den städti schen Honoratioren - Familien kein« Freunde zu zählen. Man sprach zwar nichts Schlechtes von ihr, hatte im des Gatten erfolgt war. Mich selbst folge». Das Bild, das ich mir im Stille» von der junge» Gutsherrin gemacht, fand ich auch wohl noch 'mal erfahre»! und jetzt steht's so, daß ich gar nichts mehr sthiiP ohne ihren Rath und ihre Willen- erlebt habe, seit ich i» Polliiow bi»? Sie sind glückliche Menschen. Bei Ih nen ist gut sein." so «rnst, daß er Ihnen di« Stunde. Jch hatte Frau Hele»« ange sehen, wie um sie durch einen Blick zu Gegend in Verruf. Wir lebten sor!" Mord, vielleicht war es Nothwehr." Ich lächelte. „Das ist sehr »»wahr scheinlich. Aber die würde meinte die junge Frau, die nach Weiber ten Meinung festhielt. Nun lachte Leopold Häseler: „Aber Lene, Lene, Du hast ja eine ganz merkwürdige Sympathie für diesen Hallunken, seh' ich. Und dann möcht' ich wissen, wa» Dir PlanÄ eigentlich zu Leid« gethan hat, daß Du ihm seinen Tod gönnst. Ich glaube, Du hast ihn überhaupt nie im Leben zu sehen be kommen. O, Du kurioses, kleine« Frauenzimmer Du!" Er schlug sich höchlichst belustigt mit der flache» Hand auf's Kniee. Sie lächelte nun selber. „Ich finde nur, man soll nicht immer AlleS so nach der Schablone beurtheilen," sagte sie dann in einer Art von Schmollton, wäh rend Ae uns den Kassee einschenkte. „Jeder, der eine» Anderen niederschießt, kann ja eine That der Nolhweildigkeit fein." „Du hast Dir natürlich wieder Dei macht", ries der Gutsherr heiter dazwi schen. „So seid ihr Weiber! Wahr scheinlich hat ihn eine Frau in der Ber- Freispruch. WaS ineiuen Sie, Assessor? Oder »och was Besseres. Ein« ver lassene Geliebte, die dem Treulosen, der in ihrer Verzweiflung über den Hausen. Nun, was sagst Du zu meine» Vor schlüge», die Sache ei» bische» roman tisch auszuputze»? Ich habe Phantasie, was?" Tr lachte ans vollem Halse. Mir sagte diese Wendung in's Komi, sche bei einer Frage, die wahrlich ernst Frau Helene schien nicht angenehm da durch berührt zu sein. Sie zuckte nur die Achseln. Ich aber erwiderte ab kommt es zunächst an." „Und Sie hosten jetzt noch darauf?" fragte die junge Frau. ganz neue Fährten verfolgen!" Die Ruhmredigkeit, die in mein« Worte gekommen war, schien sie zu er- Menschen eine Stunde beieinander sind, so müsse» sie auch scho» von diesem Morde reden, als ob man sich in der Häseler wandte ein: „So lange es nichts Neues darüber zu sagen giebt! Das nehm' ich ans. Sonst bringt es dieser Wir stellten alle Einzelheiten des Sta ihreS Kleides in die Höhe »nd lieh mich zum ersten Male ihren Fuß sehen. Es war ei» seiner, schmaler Dainensuß, der in einem elegante» Lackstiefelchen steckte. (Fortsetzung folgt.) 5 »a» ««recht« AuS Professor Michaels Lehrthätig' Kit an der Berliner Akademie de» Künste wird der „Volksztg." von einem Freunde des Verstorbenen ein dr»lli ger Borgang erzählt. Der Professor, welcher zu den wohlhabenden Künstlern gehörte, beauftragte einen ihm befreun deten Bankier mit der Anlage eines Kapitals. Dieser lieh die Summ« einem Hausbesitzer und beauslragt« seinen Kassenboteu, dem Professor da« Hypothekendokument zu überbringen. Dieser Kassenbote nun, ein herkulisch gebauter Mann, welcher als Unteroffi zier im ersten Garderegiment gedient hatte, wurde, da er die Anweisung er> halten, nur dem Professor persönlich das Dokument zu übergeben, in den llktsaal geschickt, wo Michael auch an diesem Morgen ein männliches Mo dell erwartete. »Warten Sie ein weniz und ziehen Sie derweilen den Rock auS," wandte er sich an den Eingetretenen. Der Bote sah sich verwandert in dem weiten Raum um und das gedämpft« Licht, ein Modell, welches sich im Co> stüm Adams vor dem Sündenfall bet dem hellen Fenster in verschiedenen Po sen ausstellte und dessen Silhouette sich auf der gegenüberliegenden Wand sowie das Gebahren der Schüler beim, ruhigte das Gemüth des harmlose» Kassenboten in nicht geringem Maße. Wohl fragte er sich: Warum soll ich denn eigeutlich den Rock ausziehen? Hier ist'S doch nicht übermäßig heiß. Indessen, der Befehl des Professort hatte so bestimmt geklungen, daß der an Gehorsam gewöhnte Beamte zaghast seinen Rock auszog und mit der Geld, tasche neben sich - legte. Eine Weil» verging, dann schaute der Professor von der Arbeit aus und herrschte dem Frei», den zn: „Na, weiter! Legen Sie doch Schuhe und Strümpfe ab." Dem Boten wurde ganz schwül z» Muthe, allein der befehlende Ton des alten Herrn ließ keinen Widerspruch zu und so entkleidete er seine Füße. Wie der vergingen zehn Minute», da schaute der Professor von seiner Zeichnung ans, schritt auf den Boten zu und sagte in zornigem Tone: „Na. zum Kukuk, wa> rum entkleiden Siesich denn nicht ganz? Soll ich Ihnen vielleicht jedes Klei dungsstück einzeln nennen, das Sie ab. legen sollen! Vorwärts! Na, wird'S bald?— Nun aber war auch der ehe. malige Uuterosfizier an der Grenze de» Nachgiebigkeit angelangt und rief io wehrhaftem Tone: „Aber, Herr Pro fessor, warum wollen Sie denn partoich daß ich mich auskleide? Ich komme von Herrn M. und soll Ihnen ein Schrift, stück übergeben. Es handelt sich um du Hypothek!" „Ach, Du Gerechter!"rief Professor Michael aus; er gab lachend zu, daß zu dem Geschäft weitere Ent> hüllungen nicht nöthig seien, bat de» Mann um Entschuldigung und drückt, ihm mit der Quittung ein Trinkgeld i» die Hand. «mertka«tscher Humor. Macht der Gewohnheit.—. Englischer Lord in einem amerikani« schen Palastwagen: „Wärter, bringe, Sie mir eine Wärmflasche und mein« Fußdecke." Porter: „Der Waggon ist mit Dampf geheizt, Herr!" Lord, „Dreht den Dampf ab, und bringt mit meine Wärmflasche und Fußdecke!" An der äußersten Grenze. .Geht weiter nach vorn!" brüllte der Straßenbahn-Condncteur. „Ich kann nicht!" rief der vorderste Mann, „ich hab' in meinem Leben noch keinen Gaul geritkn." Robby. Was ist das, ein „April narr", Papa?" Mr. Morris: „Ein Aprilnarr ist ein Mensch, der schon am ersten warmen Tage seine Winter-Un terkleider ablegt." Der berüchtigte Witz von der Unaufsindbarkeil der Taschen in den Frauenkleidern rührt vermuthlich von einem Manne her, der eine reiche Frau geheirathet hat. „Ich lese da in denZeitun-, gen, Ethel, daß die Italiener wahr scheinlich ihre Kriegsflotte zu uns ent senden werden, um die New Orleans» Lyncher zu bestrafen." „Ich hab' e4 auch gelesen. WaS hältst Du davon?" „Sollen nur schicken, die Italiener. Sie werden die Schiffe nicht mehr zu sehen bekommen. Wir haben ein« Kriegsflotte viel zu sehr nöthig, um uns eine so schöne Gelegenheit entgehe, zu lassen." DieSiegeSpalme. Der Jagd» und Fischclub "'l'K« I'ruUiKU" hat kürzlich ein Wettlügen veranstaltet. De, Preis erhielt da» Mitglied Brasstz Gall, welcher seinen Zuhörern die Ge> schichte von Jona« und dem Walfisch so erzählte, als sei sie ihm selbst vir einigen Tagen in Rockaway Beach pas> sirt. MrS. Leah Pennyscratchei wird von ihrer kleinen Nichte um eine, Cent gebeten. „Du liederliches Mädchen I Vor kaum drei Wochen hab' ich dir erst einen gegeben. Ist das ganze Geld schon beim Teufel?!" „Say, Pop, ich will nun ein, mal nicht in's Colleg gehen. Ich habe ohnehin schlechte Augen. Ich bin schrecklich kurzsichtig." „Du kurzsich tig? Lächerlich!" „Ich will dir'S glxich beweisen. Siehst du dm Nagel ort an jener Wand?" »Ja." „Nun, ich nicht." Zuvorkommend. „Was ich noch sagen wollte, Bridget: wir pflege, um 8 Uhr zu frühstücken." „Well, Mam, wenn ich um 8 Uhr noch nicht ausgestanden bin, so genieren Sie sich nicht. Sie brauchen nicht auf mich zu warten." ' „Wie wollen wir unsern süßen Jungen nennen, Harry?" „Ich denke, Macbeth. Er mordet weine» Schlaf." Zeitungsnotiz. Außer einem Zwanzigpsennigstück gab der Verun glückte kein Lebenszeichen von sich.