Deutsche L«ea»uachrtchten. Provinz Brandenburg. Von einer großen FeuerSbrunst, durch welche fämintliche Fachwerke und die da zwischen liegende» Kossäthenhünser von elf Baucriigehöften niedergebrannt find, ist das in nördlicher Richtung von Oranienburg liegende Falkenthal heim gesucht worden. Das Feuer ist in der Nähe der Kirche auf bis jetzt noch nicht aufgeklärte Weise ausgebrochen.—We gen Veruntreuung amtlicher Gelder ist daS bisherige Oberhaupt von Sonnen burg, Bürgermeister Falz, seines Amte» enthoben und in Untersuchungshaft ge nommen worden. Auch in feiner frühe ren Stellung als Steuerhebel in LandS berg a. W. soll er Fälschungen und Un terschlagungen begangen haben. In einen» Briefe an den Landsberger Ma gistrat hat Falz angeblich die Unter schlagungen eingestanden, sich zur D«k kung der Fehlbeträge bereit erklärt und gebeten, daß man keine Strafanträge stellen solle. In der Spandauer Ge wehrsabrik wird der Personalbestand von etwas über WOO auf ca. 700 Ar beiter redncirt, das Gleiche geschieht in den Gewchrsabrikcn zu Erfurt uud Tanzig. Die seit zwei Jahren fortge führte Nachtarbeit hört jetzt auf. Die königliä>en Fabriken entlassen etwa7Soo Arbeiier. Zum April wird auch in den übrigen Militärmerkstätten mit Entlas sungen vorgegangen. Der seit einen« lah» wegen Brandstiftung in Unter suchungshaft gewesene Handelsmann Gut hke von Wittenberge ist vom Schwur gericht inNuppin freigesprochen worden. --In Berlin hat sich John Philippson, Theilhaber der Konsektionsfirma Loe wenstci» nem Falle von Geistesgestört heit, der Häusler Liebchen in Hohen- Schönhausen. Erhängt haben sich: in Trossen der Tischler E. Krause und in Wittenberge der Kaufmann Hilgenfeld. Ertrunken sind: der Cigarrenmacher C. Richter in Finsterwalde, ferner in folge Betretens der schwachen Eisdecke die drei Kinder, ein Gohn von 1ü und zwei Töchter von II nnd «i Jahren, des Wcilandt'jchen Ehepaares in dem Dorfe Krösis an der Görlitzer Bahn, der Ar beiter Schütchen aus Lübbenau und der Weber Spörl aus Rowawes. Der Stativilsvorsteher a»f dem Riiigbah»- hof Weißenjee, WilhelmKnetschke, w»rde von einer Rangiermaschine »verjähre »nd gelödtet. Provinz Pommern. 'i' In Ereifswald Landgcr.-Präsidcnt Viltinaii». In dem dein Regierungs- Reierendar Kamnierjunker v. Behr zu gehörigen Torfmoor wurden eine große Anzahl arabischer, der Zeit der Abbaf fiden- und Omajaden-Dynastie entstani Menden Münzen gefunden. Das diesjährige pommersche Schützenbundes fest soll AnsangS Juli d. I. in Schivel bein abgehalten werden. —Wegen Sitt lichkeitSverbrechens wurde der Schlach ter Aug. Ruchholtz in Swinemünde ver hastet. Durch Erhängen fetzten ihrem Leben ein Ziel der Schneider F. Wühl in Colberg «in einen, Anfalle von Gei stesgestörtheit ). der Kuhfütterer Christ. Heerings in Greifswald < aus Lebens überdruß), die Wittwe Schweitzer in Grimme» i aus demsclbeii Motiv ) und der Restaurateur Busse in Stettin. In Ausübung ihres Berufs kamen der Weichensteller Wilke in Rüg'nwalde und der Eisenliahnwagenschmierer Fick in Stargard zu Tode; unglücklichem Sturze vom Pscrde erlag der Ulanenlieutenant v. Keudel in Temmin. Durch Feuer wurden zerstört: in Dogow das Büdner Becker'sche Gehöft, in Finkenwalde das Wohnwisen des Eigenth. Gnst. Zauder, in Frauendorf d,e Schrotmühle,' in Gollnow, die Kürschner Redlin'schen Wirtschaftsgebäude und in Neu- Tramm das Gehöft des Bes. Franz Frizlasf. Provinz Schlesien. s Oberbürgermeister Friedensburg aus Breslau ist in San Nemo an einen« gestorben. Die evange i lische Kirchgemeinde in Brslan beging die Jubelscier ihres 150 jährigen Be istehens. Ter Eisenbahndiätar Fern- Ibach in Frehstadl ist wegen erheblicher Unterschlagungen von Kassengeldern verhaftet worden. 112 In Gleiwitz der Großindustrielle Kommerzienrath He genfcheidt. s In Zchüttlau der Aus zügler Christian Handke, ein Veteran ans den Befreiungskriege». Der Partikulier Florian Schmehl in Kut scher hat der Stadtbehörde die Summe oou 20,000 M. behufs Erbauung eines katholischen GesellenvereiiishaiiseS Über viesen. Durch Erhängen endeten ihr Le ien: CigarrenarbeiterCzerwig inFriede ?erg, die Ehefrau des StelleubcsitzerS Tchläbitz i» Seisroda (in einem Anfalle lvn GeisteSgcstörthcit) und der Stein Arbeiter Joh. Euler in Striegan: der lZartiknlier Tfchentscher in Waldenburg rschoß sich. Durch Explosion von Krubengasen auf der Königin Louise srube bei Zabrze wurden die Bergleute Sange, Feh, Hoppner, Heinrich Donim nd Jos. Kostka getödte t; todtgesahren »urden die Arbeiter Tribisch und ShezySciok aiisKobilla. - Fener zer örte die Anwesen folgender Besitzer: tutsbesiber Rösel i.» Arnsdorf, Feist in ioberröhrSdorf, Schreyer i» Breslau Weinhaiidlung. Junkernstraße I—2). cholz in Falkenhain (muthmaßliche randstifliittg), Fleischer Gebauer in liehren »nd Gärtnerstellenbej. Schnitze'' l Pudel. Provinz Posen. Ter Buchhalter und HandelSlehrer lammer in Schneidemühlist unter itnahme von erschwindelten Geldern ld Hinterlassung bedeutender Schul » verschwunden. Laut kgl. Erlasses sind die Gemeinden Schmöllns, Powidz und Konkolcwo zu einen» Geweindebe zirke mit dem Namen „Stephansdors" vereinigt worden. s In Zaborowo Bürgermeister Schröter. Es feier ten: die goldene Hochzeit die Eheleute Musiker-Methner in Hissa; das 50 jährige Dienstjubiläuin der Hauptlehrer Filejski in Budsin: das 50jähr. Be rufsjnbiläuni der prakt. Arzt Stabsarzt a. D. Dr. Rilke in Stenfchewo. Provinz Sachsen. Der Gärtner Karl Polle in Giebi chenstem wurde vom Auswärtige» Amt« als Kolonialgärtner für Kamerun an gestellt.—Ter Verband der landwirth schaftlichen Genossenschaften der Pro vinz Sachsen und der angrenzenden Staaten veranstaltet in diesen Tagen eine Molkerei Ausstellung in Halle.— Die Strafkammer in Naumburg verur theilte de» Oekonomieverwalter Gräfe ans Kleinpörthen wegen Meineids zu l Jahr l! Monaten Gefängniß.—DaS in Quedlinburg zu errichtende Krieger denkmal stellt einen Kürassier zu Pferd dar, der, im linken Steigbügel stehend, mit dem Pallasch gegen französische In fanterie sich vertheidigt.— 's Aus seinem Rittergute Vinzelberg Landrath a. D. Friedrich v. Kroecher.—Wegen Maje stätsbeleidigung und Beleidigung des Magistrats in Staßsurt wurde der Böttcher Andr. Herbst, ein mehrsach vorbestrafter Mensch, mit Mon. Gef. bestraft. —Wegen betrügerischen Banke rotts wird der frühere Schuhsabrikant Schlücke in Weißensels steckbrieflich ver solgt.—Es seienen: die goldene Hoch zeit die Eheleute Karbaum in Zöberitz; das SOjähr. BernfSjubiläum derKauim inacher Chr. Hitzschke in Naumburg.— Den Tod durch Erhänge» gaben sich der l Iljähr. Karl Neubert ausHohenleipisch (aus Furcht vor Strafe wegen Dieb stahls) »ild der Arb. Herm. Schmidt in Oschersleben, der Schlosser Heinr. Baumgart aus Erfurt und der Maurer Zillger in Rumpi» ertränkten sich. —In Ausübung ihres Berufes kamen zu Tode die Eiscnbahnarb. Seiffarth in Erfurt, Schreiber in Halle, Theil und Müller in Warinsdorf; unglücklichem Sturze erlag die nnvereh. Wilhelmine Wendeborn i» Staßfurt', von einem stürzenden Banmstamme wurde der Arb. Wipprich in Waltersleben erschla ge». R h e i n p r o v i»z. Die Ortstruppe des Eifelvereins in Manen hat mit den ersten Arbeiten zur Eiiirichtiing eines AuSsichtSthurmeS aus dem Hochsimnier begonnen. I» Mül heim a. d. Ruhr wurde» verurtheilt: oegen Diebstahls die Bremser Jos. Allmix. Franz Bannenberg »nd Ohms von hier zu je 1 Jahr Gefängniß, we gen Meineids der Ackerer Friedr. Keller aus Götterswickerhamm zu 1 Jahr und wegen Unterschlagung einer Gesammt summe von 7,700 M. der Eisenbahn stationSsassislent Franz Rudolph aus Saarn zu l! Jahren Zuchthaus.—Feuer zerstörte: in Dinslaken das Konrad Pliester'sche Haus, i» Köln daS Wohn wese» des Victualienhändlers Müller in der Schartgasse und das Leopold Hllgers'sche Möbellager, in Kreuznach die Grimm'sche Besitzung, in Lennep die Anwesen der Bes. Mühlinghaus, Weste, hoff »nd Wilh. Even und in Remscheid das Grenling'sche Wirth schastSlokal am Birgderkamp. Provinz Hess« n-N assan. 112 In Marburg Frl. Henriette Glöck ner. Dieselbe hat 70 Jahre bei ein und derselben Familie in Diensten ge standen. Dem kgl. Steuereeinnehmer Engel in Marburg wurde anläßlich sei nes ,'>ojähr, Dunstjubiläums von, Kai ser der Rothe Adler-Orden 4. Kl. ver liehen. Die Niederwaldbahngesell schaft hat die Einrichtung e.ner Tampf bootverbindung zwischen Rüd-sheim, AßmannShausen und Bingen bezw. Bingerbrück beschlossen. s In Soden der Bürgerschull'hrer Heinr. Zahn. - Die dem Landgerichtsreferendar Dr. Otto Siebert in Wiesbaden wegen sei ner Duell-Affaire mit dem Arzt a» der Kaltwasser-Heilanstalt, Dr. Fnedlän der, von der Strafkammer zuerkannte Festungsstrase von 4 Mon. ist auf eine solche von ti Tagen im Gnadenwege ge mindert worden. Unglücklichem Sturze erlagen: der Landw. Heinr. Bücher aus Dickwurz und der Bergarb. Jniig ans Höchstenbach! der Schlosser Wilh Elbert in Dausenau ertrank: den Tod des Ersrierrns erlitt die Taglöh nerstochter Hilpert aus Steinbach Hal lenberg. Niedergebrannt sind: in Frankfurt a, M. das Gehöft „Salpeter hütte" am Ziegelhüttenweg, in Flörs heim a. M. die dem Bes. Velch zuge hörige ..Tanbenmühle", in Großentaft das Veltiini'sche Wohnwescn, in Hanau das Haus des K olonialwaarenhändlerS Rödiger, in Homburg v. d. H die Meie rei .Zum kleinen Tannenbaum" und in Kleinschmalkalden das Psannsticl'sche Brauhaus. Königreich Sachsen. I» einem Hotel in Pirna hat ein jugendliches Paar, der ledige Kaufmann Fro. Rud. Block aus Göttingen und die Schneidcriii Hedwig Anna Barthel ans Leipzig, durch Erschieße» Selbstmord begangen. Beide haben sich znletzt in Dresden ausgehalten »nd ihre» Ent schluß, gemeinsam freiwillig aus dem Leben zu scheiden, vor ihrer Abreise ihre» Verwandten brieflich mitgetheilt. Block hatte, nachdem er jede geregelte Thätigkeit aufgegeben, sein zienilich be deutendes Vermögen (man sprichl von über «0,000 Marl) in kürzester Zeit in Gesellschaft von Damen in Hamburg, Berlin?c. vergeudet. Vom Laiidge richt wurde der frühere s>assirer des Arbiter - Sparvercins „Kamerad" in Planen i. B. wegen Unterschlagung von über 700 Mark Vereinsgeldern zu Jahr Gefängniß verurtheilt. Unter Theilnahme aller Kreise der Bewohner schaft, foQie zahlreicher auswärtiger Ehrengäste, fand in Zwickau die feier lich? Weihe der f. I. 1885 einer durch greifenden Erneuerung mit einem über eine halbe Million Mark betragenden Aufwand unterzogenen Marienkirche statt. An dem Festzuge nach der Kirche betheiligten sich außer vielen Ehrengästen die Abordnungen von etwa »0 Corporationen, welche über vierzig Fahnen und Standarten führten. Der Eindruck des Inner» wi? des Aeußern der Kirche, welche 4000 Personen be quemen Aufenthalt bietet, wirkt wahr hast großartig und sie gehört zu den schönsten Deutschlands. Der gesammte figürliche Schmuck das Aeußere» der K.irche unifaßt 70 Bildsäulen, ini Werthe von 200,000 Mark. Königreich Baiern. Zur bleibenden Erinnerung an die diesjährige Prinz Regentenseier hat ein Söldner in Rrichersdorf sein ganzes Besitzthum (ca. 42,000 M. werth) zu einer Stiftung geschenkt. Es soll aus diesem ca. 5,0 Tgw. umfassenden Besitz tum ein Spital errichtet werden. Anläßlich eines RencontreS auf offener Straße w»rde der Rechtspraktikant Runk in Straubing von dem Lieutenant Ableitner von der 10. Companie des l 1. Infanterie-Regiments durch Säbel hiebe über den Kopf gefährlich verletzt. Gegen den Rechtsanwalt Meier in Weiden hielt das Ehrengericht der Nürnberger Anwaltskammer eine zwei tägige Verhandlung ab, die mit der Verurtheilung des Genannten zur Dienstentlassung endete. Meier halte einen seiner Klienten unrechtlicher Weise um mehrere Tausend Mark gebracht.— s I» Würzburg Domkapitular Dr. Reininger, der Senior des bischöflichen Domkapitels. Der, wie s Zt. berich tet, vor einiger Zeit nach Unterschlagung von der OfficierSspeiseanstalt gehörigen Geldern fahnenflüchtig gewordene Pre mierlieutenant des in Zweibrüclen gar nisonirenden Bataillons des 18. Infan terie-Regiments, I. Fasel, ein gebore ner Würzburger, hat sich der Comman dantur in Würzburg gestellt und wurde unter Begleitung eines Officiers an das Bataillon nachZwcibrücken abgeliefert.— Selbstmord durch Erhängen begingen: in Dorfgütingen der Altsitzer Belzner, in Gerolzhofen der Bäckermeister und Magistratsrath I. Johanni, in Stein wiesen der dem Trünke ergebene Flößer Joh. Porzel, gen. „kleiner Schütz", in Stemmasgrün der Hofbesitzer Jak. Prell, in Würzburg der JuliuSfpital niüller EndreS, in Wüstenselbitz der Weberssohn Joh. Christian Neubauer (aus Furcht vor einer ihm bevorstehen de» Bestrafung wegen Gefährdung eines Eisenbahnzuges) und in Zettlitz der Schneider Joh. Dressel; der Notar Hadler von Hammelburg hat sich, un heilbarer Krankheit wegen, erschossen! in Passan hat sich der wegen Sittlich keitsverbrechen, begangen an schulpflich tige» Mädchen, zu » Monaten Gefäng niß verurtheilte Pfründner Jak. Huber ertränkt! de» gleiche» Tod gab sich der Porzellandreher Joh. Schiedler in gle gensbnrg. Den Tod des Ertrinkens fanden: der Zimmermeister Johann Kneitl von Allershausen, der Schneider Lutz von Eibelstadt, der Häusler Kauf mann von Langdorf, der Bauerssohn Martin Gräs von Oberbrüchlein und der Bauer Andr. Schöning von Ober dürrbach! todtgefahren wurden: in Eisenste», der Knabe des Packmeisters Frey, in Saussen der Tagelöhner Joh. Paulus Frilsch von Brand (vulgo Kreuzerpaula), in Meschenbach der Dleustknecht Gg. Küffner, gen. Hans jörg, und in Passau der Fuhrknecht Ludw. Brennhofer von in Tölz wurde dem Schreinermeisterssoh» Schröder durch einen zusammenstürzen den Bretterhause» der Kops zerjchmet Ein Raub der Flammen wur den : die O. Halbleib'sche Papierfabrik in Brückenau, die Haag'fche Bierbraue rei in Oberdachstetten, fowie die An wesen folgender Besitzer: Maurer S. Tiefenbacher in Altenberg, Söldner Joh. Zöpsl und Jak. Rischböck in Bergheim, Oekouom Gg. Hörmann «Bester - Bauer) in Ebersbach, Mo delleur Kretzschniar - Lindenberg, Schuhn, Jak. Wildermann - Renzen heim, Bauer Binder „Zun, Schleiß" in Poxan und Söldner Carl in Bin kam. Königreich Württemberg. In .Stuttgart hat der ehemalige Kreisroßarzt Haas seinem Leben durch Erhängen ein Ende bereitet, nachdem er zuvor aus sich geschossen, ohne seinen Zweck zu erreichen: H. sollte seine Woh nung verlassen, weil das Haus an die Tisenbahndircktio» verkauft war, hatte aber erklärt, daß er lebend sein ihm liebgewordenes Heim nicht räumen werde. In Sulzbach a. M. erhängte sich ein nicht unvermögender Familien vater K. aus Mißmuth über die Ge burt seines achten Kindes. Von einem Eisenbahuzug ließ sich aus Mit tellosigkeit der Schäfer Dav. Trief aus Heiningen, O. A. Göppingen, todtsah ren. Tödllich verunglückten: der Dreher Wilh. Kohler aus Stuttgart < ertrank beim Nachenfahren ans dem Neckar), der Harmonikamacher Joseph tllmjchiicider von Denkingen (erfro ren), der Steinbrecher Ant. Dolger ans Ehingen l infolge versrühtem Los gehen eines Sprengschusses), der Bür ger Gg. Vötsch von Engstadt (Sturz von einem Abhang), der Fuhrm. Gg. Zeller von Göppingen (von seinem Pferde erschlagen) und der Rangirer K. Dürr in Plochingen (überfahren). In Calw sind einer FeuerSbrunst 2 Fabrikgebäude und :Z Wohnhäuser zum Opfer gefalle». Das Wollager und die Wollsortirerei der bekannten Tep total niedergebrannt. Der Schaven ai> Wolle beträgt ungefähr 200,000 M, der an Häusern und Mobiliar etwa 100,000 M. In Rotteiibnrg brach in der Scheuer der Weingärtner Matthäus Vollmers Wittwe Feuer aus, das in kurzer Zeit im Ganzen ti Häuser in Asche legte. Großherzogthum Baden. Letzter Tage waren es 200 Jahre, daß Mannheim aus Besehl des Generals Montclair dem Erdboden gleichgemacht wurde, während kurz vorher das Schloß nnd das Zeughaus in Heidelberg durch Melac ausgeplündert und niederge brannt worden waren. Das gleiche Schicksal traf die Städte Offenburg, Kreuznach, Ladenburg, Oppenheim, Gernsheim, Bruchsal, Frankenthal, Al zey, Psorzheim, Baden, Rastatt und un gezählte kleinere Orte. Sie wurden sämmtlich zerstört, daß kein Stein ans den andern blieb. Landwirth LiniU Heine von Hecheln, dessen Anwesen total abgebrannt ist, wurde nebst seinem Sohn Norbert Heine wegen Verdachts der Brandstiftung verhastet. Auf de, durch die vielfachen Zugsentgleisungen bekannten Zell - Todtnauer - Eisenbahn stürzte ein mit Gütern beladener Eisen bahnzug über einen Bergabhang hin unter in de» hoch angeschwollenen Wie senflnß. Personen sind keine verletzt, der Schaden jedoch ist ein beträchtlicher. 's In Villingen Spital- und Stif tnngsverwalter Joh. Evang. Schleicher. Als Bürgermeister von Billingen mußt« er sich im Jahre 184!» nach Niederwer sling der Revolution flüchten zuerst in die Schweiz, dann nach Amerika. Dort wirkte er als Pädagoge in Ci» cinnati und Memphis. Nach Erlassung des AninestiegesetzeS kehrte er 1864 iv keine hiesige Vaterstadt zurück. Aus der Rheinpfalz. Die Ueberreste des von den Fluthen des Rheines unterspülten und einge stürzten römischen Kastells in Altripp sind nun durch Sprengung vollständig beseitigt »nd ist damit der Schifffahrt ein großes »r.d unter Umständen an jener Stelle gefährlia)es Hinderniß aus dem Wege geräumt worden. Aus dem Bahnhof in Edenkob«n wurde der Schaffner Psetter in dem Augenblicke von der Locomotive überfahren, als er den Zug durch Herumreiße» der Weiche von der Fahrt auf ein falsches Geleise bewahren und-so ein großes Unglück verhüten wollte. Der Tod trat sofort ein. Der als Opfer der Pflichttreue Verschiedene hinterläßt eine Frau und fünf unniündsgc Kinder. Der Kaus mann Joseph Pilgeram, ein »irchhei mer, der schon lange Jahre in Mainz weilt, hat unserer Stadtgemeinde sein ganzes Anwesen im Herrngarten, in welchem sich Töchterschule und Kinder garten befinden, sammt Zubehör schen kungSlveise Übermacht. Damit ist das Fortbestehen der genannten Anstalten gesichert. Elsaß-Lothringen. Wegen Körperverletzung wurde der Viehhändler Eduard Guthmann in Metz zu 1j Jahr Gefängniß verurtheilt. G. hatte den Eisenbahnbetriebs-Secretär Hennig, vou dem er „Jndenjunge" ge nannt worden war, dermaßen verhauen, daß der Mißhandelte ein Auge einbüßte und eine Gehirnerschütterung erlitt. Wegen KindeSinordes wurde die Ehe frau des SägemüllerS Hubert in Nideck verhaftet. Dieselbe hatte ihrem zwei Wochen alten Kinde den Schädel einge schlagen und den Leichnam im Walde unter einem Steinhaufen versteckt. Wegen Majestätsbeleidignng ist der Pastor Alois Hessemann aus Kochern verhaftet worden. -s In Saarunio» Bürgermeister Domniel. —Auf dein an der Altenstadler Straße in Weißenburg gelegenen Grundstücke des Pfarrers Ba stian wurde eine mächtige Mineralguell entdeckt. Braunschweig Anhalt Lippe Waldeck. Die Strafkammer inLemgo hat die von dem Bankier H. Lenzberg eingelegte Be rufung gegen das gegen ihn erkannte auf 3 Tage Gefängniß lautende Urtheil wegen Entwendung eines Kürbisses ver worfen. Der Cigarrenmacher Heinr. Osterhage in Hasselhorst erhängte und der Lieutenant a D. v. Dassel in Pyr mont erschoß sich. Ein Raub der Flammen wurden: in Gandersheim die Wirtschaftsgebäude des Ackerbürgers Bode (Moritzstr.), bei Lämershagen ein den Bes. Schütte, Pott und Eberl zugehöriges Stück Wald, in Rathmanns dors das Gehöft des Dreschers Bock und in Wrexen das Gehöft des Fabrikarbei terS F. Runlemaiin. Schweiz. Der Bau der Eisenbahnlinie Chur- ThnsiS soll im Juli in Angriff genom men werden. DaS Central-Comite für die eidgenössische Säkularfeier i» Schwyz bezeichnete als Festplatz die Wiese von Statthalter Müller, als Festspielplatz diejenige von StabZmajor Rediiig uud setzte für die Festbautcn nneil Credit von 100,000 Fr. aus. O e st e r r e i ch. Folgende Firmen in Jägerndors ha ben ihre Zahlungen eingestellt: I. und E. Ferster mit 100,000 sl., Nestor Wei gel niit 60,000 sl. und Julius Schreyer mit !ZO,OOO st. Passive». Begnadigt zu lebenslänglichem Kerker w»rde der wegen Giftmordes an dem Grundbesitzer Johann Janijch aus Johndors bei Landslron zum Tode verurtheilte Agent John Wölfl aus Rudelsdorf. Derselbe hatle sein Opfer zur Auswanderung verleitet, seiner Baarschast beraubt und dann mit Arfenik aus der Welt ae schafft. Die Portrait Medaille, welche de», Geheimrath Virchow von feinen Schülern. Freunde» »nd Vereh rern zu feinem 70. Geburtstag über reicht werden soll, wird von einem der hervorragendstenMkister der Medailleur kunsl, dem österreichischen Kammcrme dailleur Anton Scharss in Wien, mo dellirt Tie Medaille wird in bedeu tender Größe « t7O Millimeter Tnrch niesjer) iu Gold ausgeführt »nd bei einem Gewichl von. fünf Pfund auch einen beträchtlichen materiellen Werth repräsentiren. Jedem Mitgkiede der Familie Virchow'S und. falls die durch Sammlung aufzubringenden Mittel das erlauben, einzelnen wissenschaftlichen Instituten soll eine Bronzenachbildung der Medaille übergeben werden. z DaS gr»d« Messer. h - Eine lehrreiche Geschichte, e , In der Honoratiorenstube des Hotels i, „zn den drei Bergen" hängt von der - Decke ein riesiges Messer herab. Di« - Klinge ist so lang, wie eine Sense und >l der Stiel so dick, wie ein Stuhlbein I Fremde, die sich »ach der Herkunft und 6 vem Zwecke des sonderbare» Wand >, schmuckes erkundigen, nimmt der Wirth n geheimnißvoll beiseite. s »ES sind Herren von der Ricsenmcs « ser-Gilde im Zimmer", erklärt er, „und n sie mögen nicht leiden, daß man ihre >, Geheimnisse ausplaudert. Das große Messer ist nämlich daS Wahrzeichen > ihrer Gilde, es stammt aus dem Nach lasse des Herrn von Münchhausen. Er t. »st der Schutzpatron aller Aufschneider, und zum Zeichen, daß an diesem Tische , fürchterlich aufgeschnitten wird, hängt -. das riesige Messer darüber. Wer in « die Gilde der '»Riesenmesser" anfge - nomine» werden will, muß durch eine !t kolossale Aufschneiderei den Befähi >. gungsnachweis erbringe»; erst dann wird er mit dem großen Messer zum g Ritter von Münchhausen geschlagen." 0 „Und kann man einer solchen Prü fung nicht beiwöhnen?" „Gewiß! Für heute Abend hat sich ein Major a. D. zur Prüfung ange- meldet und die Riesenmesser-Gilde wird - vollzählig erscheinen. Da können Sie 1 hören, wie einer den anderen im . Aufschneiden zu übertrumpfen sucht es sind mehrere Genies darunter!" Ich fand mich Abends pünktlich in der Honoratiorenstube ein; unter dem großen Messer saß schon eine Anzahl würdiger Herren mit jovialen Mienen > und strahlenden Glatzen. Der Präses, ein Falstaff an Gestalt und Beneh men, ertheilt gerade dem Prüfling das Wort. „Nun, Herr Major," fragte er feier lich und blickte voll Ehrfurcht zu dem großen Messer empor, „wollen Sie uns nicht auch einen Schwank aus Ihrem Le ben erzählen?" Der Candidat der höheren Ansschnci j derei räusperte sich mit starkem Klange. , „Einen Schwank ans meinem Leben?" , anlwortete er. „Nein, meine Herren, - ich will Ihnen lieber eine ernste Sache von phänomenaler Merkwürdigkeit j mittheilen ein Kriegserlebniß aus > dem deutsch-französischen Kriege und zugleich ein Naturwunder, das zu den größten Seltenheiten gehört." „Es war in der Schlacht bei Vion . ville; meine Compagnie war zwischen »wei feindliche Feuer gekommen: die Kugeln pfiffen um uns herum, wie di« Schneeflocken im Winter. Ich ritt an der Tete aus meinem braven Hans, einem Holsteiner Rappen, brillanres Camvagnepferd staub vor dein Schuß wie 'ne Mauer! Aber wir wurden immer heftiger beschossen, in das Chas > sepotseuer mischte sich vas Geknatter ver Mitrailleusen mit elnemmale bäumte sich mein Hans! eine Granare . war ihm direct vor die Füße gefallen. Er steigt kerzengerade in die Höhe, die . Granate crepirt, eine» Moment ist alles in Fener, Rauch und Blut gehüllt, dann verzieht sich der Dampf, um mich herum liegen Berge von Leichen, aber wir sind gereltet, ich und mein Hans. Ich klopfte ihm beruhigend den Hals, da sehe ich zu meinem Entsetzen, daß ich nicht mehr auf meinem Pferde sitze, denn mein Hans war doch ein Rappe, > lind ich saß auf einem Schimmel!" „Unmöglich!" rief ein Zuhörer. „Und doch sehr natürlich!" meint, der Major lächelnd. »Es war trotzdem mein Haus, daS brave Thier hatte sich nur vor Schreck über die Granate ver färbt und Weiße Haare bekommen. Es geht a»ch manchen so." »Sehr i ichtig!" lobte der Präses. »Ich bin noch nicht zu Ende," fuhr der Major fort. »Nach der siegreichen , Schlacht erhielt ich eine hohe Auszeich nung: der commandirende General heftete mir mit eigener Hand das eiserne Kreuz an. Und wie ich gerührt herunteriebe, da sitze ich wieder auf mei nem alten Rappen!" „Was!?" tönte es wie aus einem Munde. „Ja wohl." bestätigte der Erzähler, »vor Freude über meinen Orden hatte er sich wieder verfärbt und war Schwarz geworden!" Die Zuhörer blickten einander ver blüfft an - eine solche Kühnheit im Auf schneiden war ihnen noch nicht vorge kommen. Dieser Mann war des großen Messers würdig. „Und wo ist daS merkwürdige Pserd hingekommen?" erlaubte sich der Präsi dent zu fragen. „Mein alter HanS? Den reite ich jetzt noch!" erklärte der Major. „Aha, sind Sie endlich ertappt!" triumphirten die Messerhelden. „Sie haben ja weder einen Rappen noch einen Schimmel, Sie reiten ja einen Schecken!" „Aber eS ist dasselbe Pserd, von den> ich Ihnen erzählte." behauptete der Held. »Freude »nd Schreck haben ihn schwarz und weiß gemacht, nun hören Sie, was weiter passirt ist! Vor acht Tagen gehe ich in den Stall und sage zu ihm: »Na, alter HanS, sei froh, daß du kein Mensch bist! Da sitzen die so genannten Menschen den ganzen Abend in der Kneipe und einer lügt dem an dern etwas vor nnd prodnzirt sich in albernen Aufschneidereien, aiistatt ei» vernünftiges Gespräch zu führen! Ja, alter Haus, fe, froh, daß du lein Mensch, bist!" „Und da hat sich mein Rappe vor Vergnügen, daß er nicht zu Ihnen ge hört, scheckig gelacht! Guten Abend, meine Herren!" Gedankensplitter. Da» Leben gleicht einem Aufsatz: Viele hal ten sich mit der Einleitung so lange aus daß sie kaum zum Thema komme». Selbstbewußtsein. Sie. Woran denkst Tu? Er. An Dich!— Sie: Du Vergnügungssüchtiger. Jahre sind darüber vergangen, und noch ist es mir so, als ob ich leib haftig den guten Onkel vor mir sehe, wie er mir jedesmal bei meinem Be suche die Hand reichte und mich herz lich bewillkommnete. Er war ein Son derling. der gute Onkel, hatte lange Jahre dem Könige als Offizier gedient, hatte es bis zu dem Range eines Ma jors gebracht, und da er es verabsäum« hatte, sich eine Lebensgefährtin zu wäh len, so verlebte er die Tage feit seiner Pensionirnlig zurückgezogen in äußerster Stille, und nur wenn ich, sein Liebling, ihn besuchte, dann kam in die Eintönig keit seines Lebens eine kleine Abwech selung. „Setze Dich, mein Junge, zünde Dir eine Cigarre an." Er schob mir einen Stuhl neben seinen Sophasitz, reicht« mir eine Cigarrendose, Feuer und Mes ser, räusperte sich und fütterte die „Am sel", wie er sagte. Da denkt nun gewiß ver liebe Leser, er füttere den bekannten Vogel, den er etwa gezähmt in einem Käfig habe, aber nein, was mein Onkel unter Amselfütterung versteht, bestand darin, daß er zweimal auf eine silberne Schnupftabaksdose klopfte, mit Daumen und Zeigefinger ungefähr ein Loth Ta bak ergriff und dieses mit einigein Ge räusch in die Nase zog. Die Amsel war gefüttert, n»e er meinte. Mir reichte er auch die Dose, und obwohl meine „Amsel" für ein solches Futter Raum genug bot, so lehnte ich doch mit den: Bemerken dankend ab, daß Onkel schon für mich mit gefüttert habe. Ich rauchte meine Cigarre, kein schlechtes Kraut. Onkel seine lange Pfeife. Dabei blies er dichte Wolke» vor sich hin. Er war im Großen und Ganzen- ein sehr schweigsamer Herr und thaute eigentlich »ur auf, wenn er im Kreise seiner alten Kameraden war und mit diesen in der Erinnerung froher, zusammen verlebter Zeiten schwelgte. Was eine Unterhaltung mit Onkel sehr erschwerte, war, daß er ziemlich taub war. Ob dieses vielleicht daher gekommen, daß Onkel bei der Artillerie gestanden und durch das Donner» der Friedensgeschütze, denn einenKrieg hatte er nicht inügeinacht, sein Gehör gelitten hatte, weiß ich nicht. Er behauptete, daß ihm bei einer Schießübung 'mal ein Granatsplitter in das Ohr gefah ren fei, welchen man trotz der best an gewandte» Mittel nicht habe a»S dem selben entfernen können. Dieses wurde ihm selbstredend allgemein geglaubt! genug, er war und blieb taub. „Wie ist es, mein Junge, wolle» wir?" Damit erhob sich der Onkel, stellte feine Pfeife in die Ecke, vertauschte de» Schlafrock mit dem Ausgehrock, füt terte die „Amsel" noch einmal, schob mir die Cigarrendose uoch einmal hin, ergriff Hut, Stock und Handschuhe und kommandirte ein lautes „Marsch". Wir trotteten nebeneinander die lang« Rheinstraße hinunter, Niemand sprach ein Wort. Bor unscrem Stammlokal »Zur eisernen Kugel" angelangt, machte Onkel mit seinem Stocke eine Schwen kung, die einem französischen Gardetam bonrmajor alle Ehre gemacht haben würde. Durch diese Schwenkung er hielten Mr eine neue Richtung und be fanden »ns auch bald daraus in dem gemüthlichen, wenn auch nicht gerade mit großem Pomp ausgestatteten Wirthsziittiner. An einem Tische, an welchem mehrere bejahrte Herren sa ßen, Onkel war auch kein Jüngling mehr, nahmen wir nach einer kurzen Begrüßung unsere gewohnten Plätze ein. „Junge, was macht der Appetit? Kellner, den »Magenfahrplan", eine »Große" und eine „Kleine" und einen „Wnppdich!" Wuppdich war nun weni ger das Getränk, welches in einem klei nen Glase gebracht wurde, als mehr die Bewegung, mit welcher Onkel das Gläschen zum Munde führte und hier aus umkippte; stets rief er vorher: »Duck' Dich, Seele, es kommt ein Platz regen." Dann trank er seine Kleine, ich meine Große, der Kellner brachte einige Stationen des Magenfahrplans, und nachdem auf diese Weise das Gleich gewicht hergestellt worden war, füttert« Onkel die Amsel, lud auch einige der alten Herren zur Mitfütterung ein, de, Kellner brachte ihm seine Pfeife, zündete sie an und nun konnte es losgehen. jor," redete plötzlich einer der Herren, ein Mann mit martialischem Schnurr bart und echtem militärische» Ausseh«», meinen Onkel in ziemlich lauier Tonart an. „Ich erzählte da vorhin eine Ge schichte, die mir allgemein nicht geglaubt wurde, Sie können mir jedenjaUs die Wahrheit derselben bezeugen." „Welche Geschichte, mein liebe, Oberst?" fragte mein Onkel. "Nun, Sie kennen sie doch." „Ganz und gar nicht, wenn Sie mn aber dieselbe noch einmal wiederholen wollen, kann ich vielleicht für die Rich tigkeit derselben einstehen." Der Oberst that einen gewaltigen Schluck, als wenn eS darauf ankäme, sich für eine bevorstehende Feldschlachl zu stärken, strich seinen Schnurrbart zur Seite und begann: „Ich stand vor ungefähr ZS Jahren, damals noch ein blutjunger Lieutenant, in Königsberg im dortigen Artillerie- Regiment. Wir hatten während de, letzten Nächte, es war Mitte December, starken Frost, so daß das Frische Haff sich niit einer festen Eisdecke überzogen hatte. Vrm Regiment wurde ein« große Schlittenpartie, an welcher selbst redend auch die Damen theilnahmen, geplant, die Batterien stellten die Be spannung und die Fahrer, und so ging eS dann an einem schönen, klaren Win ternachmittag das Trompeter-Corps im vordersten Schlitten blies, daß das Eis beinahe gesprungen wäre—hinaus iuf das spiegelglatte Haff. Die Fi scher hatten, um den Wassel bewohnern Luft zukommen zu lassen, hin und wie der einige sogenannte Fischlöcher in da» 7 Eis geschlagen. Bei Tage ließen sich diese Stellen leicht umgehen, bei Abend in der Dunkelheit wurde dieses jedoch eine äußerst schlimme Sache. Selbst redend waren n»r in einem der Küste»' dörfer eingekehrt, hatten nnS dort lich amüsirt. es wurde gescherzt, gelacht, getanzt. Musik gemacht und auch tapser getrunken." Hier stärkte sich der Oberst. ' , „Als wir nun am Abend zurücksnh ceii, ging es, da ein Sturm im Anzuges in äußerst schneller Gangart. Unser Fahrer durch das Eis geblendet, ode« auch vielleicht dadurch, daß er, etwas zi» viel aus die »Lampe gegossen", ließ e» an der nöthigen Aufmerksamkeit fehlen, und schwupp! sausten wir in der voll sten Carriere in «ins der so gefürchtet?» Eislöcher. Zum Glück aber hatten wir einen so colossalen Schwung, daß wir mit derselben Geschwindigkeit auS einem anderen, in der Schußlinie liegenden Eisloch wieder hinaussausten. Wohl behalten langten wir in Königsberg an. tranken dann noch einige „Steife" und begaben uns erst ziemlich spät zur Ruhe. Am anderen Morgen erfuhren wir, daß sich eine der jungen Damen, die mit uns zusamnien im Schlitten gewesen, einen leichten Schnupfen geholt habe.- Der Oberst schwieg, die anderen Her ren schwiegen auch und sahen meinen Onkel fragend an. Mein Onkel trank, fütterte die Amsel und begann mit vernehmlicher Commaichostimme, wahr scheinlich, damit er es auch gut höre: „Auch ich stand im Anfange meiner Officier Carriere in einem Artillerie, regiment, dessen Garnison aber am kuri schen Haff lag, und genau so, wie der Herr Oberst erzählte, hatte eS in dm letzten Nächten es war auch Mitte December stark gefroren und das Haff hatte sich mit einer starken Eis fchicht überzogen. Auch mein Regiment verabredete eine Schlittenparthie, selbst redend auch mit Damen, und am fol genden Tage, hell und klar war der Himmel, ging es los. Wie beim Regi ment des Herrn Oberst stellten die Bat. terien die Bespannung und die Fahrer. Auch unser Trompeter-Corps defand sich im ersten Schlitten, blies auch, daß das Eis aber wirklich knackte. Gerade so wie im „frischen" waren auch im „ku rischen Haff- von den Fischern einig« «Fifchlöcher geschlagen. Wir waren auch in eins der Küstendörfer eingekehrt, hat ten bei muuterem Scherz, Musik und Tanz den Nachmitlag verbracht, und am Abend brachen wir anf. Der Mond schien hell und weithin glänzte die spie gelglatte Eisfläche. Wie- feiner Zeit beim Herrn Oberst, mußte wohl unser Fahrer entweder vom grellen Licht ge blendet sein oder hatte auch etwas zn viel aus die „Lampe" gegossen, kurz, er paßte nicht genügend auf, und wir fuh ren mit vollster Geschwindigkeit in eins der gesürchteten Löcher und sind nicht wieder herausgekommen." Mein Onkel erhob sich, überreichte Pfeife und Bezahlung dem Kellner und schob seine Tabaksdose in die Tasche. „Komm, mein Junge! Es wjrd Zeit." Wir empfahlen nnS und verließen daS Lokal. Ich begleitete den guten Onkel »och bis an seine Wohnung, und indem er mir die Hand zum Ab schied reichte, sagte er: „Man darf nie so tolle Geschichten, wie heute der Herr Oberst gethan, auftischen wollen, es kann leicht einer unter den Zuhörern fein, der einen noch übertreffen kann." Der gute Onkel lebt nun nicht mehr. Er hat aufgeprotzt und ist mit mehre ren Artilleristen bereits in das Elqsium der heiligen Barbara abgefahren! seine Pfeife, aus welcher er in sorgenlosen Stunden rauchte, hat er mir vermacht, ebenso eine länglich silberne Dose, ent haltend noch einen kleinen Rest .Am selfutter". Der strahl en de Di amant, dessen Heimath noch in dem ersten Vier tel unseres Jahrhunderts ausschließlich in den heißen Ländern des ses vorausgesetzt wurde, wird seil Alexander von Humboldts großer sibi rischer Reise auch im eisigen Norden ge sucht. Der große deutsche Naturforscher war von dem Vorkommen des Diaman ten im '.lralgebirge so fest überzeugt, daß er während seines Petersburger Aufenthaltes im Jahre 1829 der Kai serin Alexandra Feodorowna das ga lante und zuversichtliche Versprechen machte, bei seiner Rückkehr aus den Ural Altailändern ihr einen aus ihrem eigenen Reiche stammenden Diamanten schmuck mitzubringen. Schneller, als der kühne Forscher es wohl selbst er> wartet hat. wurde seine Absicht durch den Fund des ersten »ralifchen Diaman ten bestätigt, welcher in den im 'Norden der Orenbnrger Steppe gelegenen Gold- Wäschereien des Grasen Polier bei Kreftowodwischensk gemacht wurde. Jetzt wird von neuen, viel näher gele genen Diainantenqnellen berichtet, welche in Lappland, an der Grenze von Nor wegen, aufgefunden fein solle». Herr Ribot weiß von Diamantenfunden im Sande des Pas, eines kleinen Flusses an der Grenze zwischen Rußland und .Norwegen, zu melden, wo der bekannt« französische Mineralog Vilain nebst Goldkörnern auch zwei Millimeter groß« Diamantenkörner entdeckte. Da dieser Fluhsand neben seinem Goldgehalt auch in seiner sonstigen Zusammensetzung mit dem dian.antenhaltigen Sand' der bra- Manischen Provinz MinaS - Geraes lfroße Aehnlichkeit zeigt, so wird in Petersburg die Angelegenheit sehr ernst genommen und soll sich demnächst ein« Gesellschaft zur Erforschung des Flusses Pa bilden, deren Bemühungen hoffent lich von lohnenderem Erfolg sein wer den, als die Erfahrungen, welche f. Z. im mittleren und südlichen Ural gemacht wurden. Gegen Ende desMonats. »Wollen Sie nicht ein Spiel mit un» machen, wir warten >chon lange auf den Dritten." »Danke ich warte auj den Ersten.