2 Lorbeer» u«d «overeiga». Man hat einmal ausgerechnet, wie viel Adelina Patti, die 1882 für einen Musiksestabend in Cincinnati 32,000 Mark bekam und überhaupt gegenwärtig die höchsten Gagen und Honorare de zieht, für jeden Ton erhält, der während einer Theatervorstellung oder eines Concerts über ihre Lippen kommt. ES ergab sich dabei ein ganz ansehnlicher Betrag. Ohne Zweifel stehen die übertrieben hohen Summen, welche manche Divas und Ritter vom hoben L einheimsen, in keinem vernünftigen Verhältniß zu ihren Gegenleistungen. Anerkannter maßen bilden die immerfort gesteigerten Gagen solcher .Lieblinge des Publi kumS" einen Krebsschaden der modernen Theater und dienen dazu, in einzelnen Künstlern einen Hochmuth zu erzeugen, der an Verrücktheit grenzt. Als Catterina Gabrielli (1730 bis 1736) nach Petersburg kam, verlangt« sie ein Gehalt von 20,000 Rubeln. „Aber dafür kann ich ja zwei Feldmar fchälle halten", rief Katharina U. auS, woraus die Diva kaltlächclnd meinte: „Dann können sich Ew. Majestät ja von ihnen auch etwas vorsingen lassen." Dem italienischen Heldentenor Ta magno bot der Impresario Ferrari kürzlich ein amerikanisches Engagement um die Summe von 750,000 Francs an; der Sänger aber lachte: .Dem Mimen flicht die Nachwelt kein» Kränze, Drum muß er geizen mit der Gegen wart", and forderte nicht weniger al« eine Million. Dabei fällt Einem unwillkürlich der alte Fritz ein, der im Grimm über die Geldgier zweier Sängerinnen schrieb: .Die Astrua und Taristini sordern den Abschied; eS seindt Druffels Croup, ich bin sie tauhsentmahl müde, ich muß Geld vor Kanonen ausgeben und kann es nicht vor Hahselauten vertun. ES seindt Kanaillen, hol' sie der Druffel." Nicht von jeher sind natürlich di« Künstlergagen fo hoch gewesen, doch klagten die Württemberger z. B. schon unter Herzog Ulrich (1438 —1550) über die allzu kvstbaren Tonkünstler, deren hohe Besoldung nicht wenig zu dem Elend-des Landes beitrage. 1516 gab der Fürst dann der Landschaft di« ausdrückliche Versicherung, daß er den großen Auswand für die Sänger, Pfei fer und Trompeter möglichst einschrän ken werde. Unter Herzog Christoph 1550 —1568) waren bei seiner Ka» pelle verschiedene „Singer" mit Gehäl tern von 20 —4O fl. angestellt. Zu Ende des 16. Jahrhunderts erhielt de» italienische Sänger Pergamin am Hof« des Landgrasen Moritz in Kassel jährlich 250 Gnlden. Die Summe erscheint uns geringfügig, war jedoch für die da malige Zeit sehr hoch und kam der eines gut bezahlten Ministers gleich. Unter Herzog Eberhard Ludwig <1677 —1733) zählte die Stuttgarter Sybilla Boex (Beck), die ein Gehalt von 1000 Gulden bekam. In Dresden bezogen unter Johann Georg lU. (s 1631) die berühmten Primadonnen Margherita Salicola und Rojana San tinelli je 1500 Thaler. Die kaiserlich« Kapelle in Wien hatte unter Karl VI. (s 1740) acht Solosängerinnen, vor denen manche ein Gehalt von 6000 fl. bezogen. Jemehr die italienische Oper mit ihren Virtuosenrollen überall der ver hätschelt» Liebling zuerst der Höfe und dann dcv Publikums überhaupt wurde, desto höher stiegen auch die Preise von Primadonnen, Rouladen und Kastra ten- und Tenoristentrillern. Nament lich wurde seit dem Ansang des 18. Jahrhunderts das Land der Pfund Sterling und SovereiguS das Dorado aller Geiangskünstler. Die Cuzzoni wies 1725 einen italie nischen Impresario, der ihr 240,000 Lire für eine Kunstreise bot, ab, weil sie in England mehr verdienen könne. Sie starb übrigens im tiefsten Elende, nachdem sie Stimme und Schönheit ver loren und Unsummen vergeudet hatte. Gertrude Elisabeth Mara (geborene Schmeling) bezog in Berlin als Hof fängerin Friedrichs des Großen 3,000 Thaler Jahresgehalt, wogegen man ihr von London aus 1,600 Pfund Sterling (32,000 Mark) für 4—5 Concerte und dazu 2,500 Psund (50,000 Mark) Reiseentschädigung bot. Da ihr der König den Urlaub verweigerte, ging sie ihm 1780 durch und heimste nun eine lange Reihe von Jahren hindurch den aus sie niedergehende» Goldregen ein. Als die Catalani zweimal vor Napo leon >. in St. Cloud gesungen hatte, ließ er ihr dasür 5000 Francs baar aus folgen, verlieh ihr eine lebenslängliche Pension von 12,0Q>') Francs jährlich uud stellte ihr de» Opernsaal in Paris für zwei Concerte zur Versüguug, wel che eine Reineinnahme von 50,000 Franc» brachten. Alles das schien jedoch der Sängerin »och lange nicht genügend. Als er sie in St. Cloud ge hört hatte, kam der Kaiser in ihre Gar derobe und sragte: „Wohin gehen Sie von hier, Madame?"—„Nach London, Eire." —.Binden Sie in Paris! Sie Vierden 100.000 Francs und zwei Mo nate Urlaub haben." Die Catalani verneigte sich schweigend und ging— —nach London, wo sie für die Saison mit 250,000 Francs engagirt war; ebenso viel brachte ihr Urlaub ein. Man zahlte ihr in Soireen 5000 Francs sür die Absingung des 'Lcxi »lis Xinx" und vergötterte sie geradezu, unterließ jedoch nicht, sich nebenbei allerlei ergötzliche Anekdoten über ihren in wahrhaft seltener Weise ausgebilde ten Sparsinn zu erzählen. Zu den begeistertsten Verehrern der „göttlichen Angelika" gehörte damals der Marquis von Buckingham, der sie und ihren Bat ten, Herrn von Balabregue. einen ehe» «öligen französischen Capitän, nach smnm prachtvollen Familienbrfitz, «-schloß Stowe, einlud. Wenn dort Abends der Wunsch lau ward, die große Sängerin möge die anwesende Gesellschaft doch durch einen Vortrag erfreuen, so zierte sie sich nie mals, sondern sang stets bereitwillig ein Lied. Endlich mußte das Ehepaar von dem gastfreundlichen Marquis Ab fchied nehmen, um eingegangenen Ver pflichtungen nachzukommen. Dabei drückte Herr von Valadreguc mit dem selben liebenswürdigen Lächeln, mit dem seine Gattin täglich gesungen hatte, dem Hausherrn ein Billet in die Hand. Der Marquis war nicht wenig über rascht, als er las: „Für das Singen von 17 Liedern 1700 SovereignS", aber er verzog keine Miene. Er gab ihm eine Anweisung auf 1700 SovcreignS für „siebciizehii Arbeitstage" der Ma dame Catalani, konnte dabei aber doch nicht die Bemerkung unterdrücken, daß er bedaure, nicht früher gewußt zu haben, Monsieur de Balabregue sei der Kassirer der Firma Catalani. Uebri genS that dieser Vorfall in England dem Rufe der großen Sängerin doch wesentlichen Abbruch, ähnlich wie die Berliner gegen die auf dem Gipsel ihres Ruhme» stehende Mara ausgebracht wurden, al» sie in einem 1803 von der dortigen königlichen Kapelle zum Besten d«S Wittwen und WaisensondS veran stalteten Concerte nur mitwirken wollte, wenn thr die Hälfte der Einnahme zu gesichert würde. ES ließen sich ähnliche Züge auch von einigen vielgenannten „Stars" der Gegenwart berichten, doch foll dabei ausdrücklich hervorgehoben werden, daß die meisten unserer großen Sänger und Sängerinnen eine immer offene Hand haben und ihre Kunst bei jeder Gelegenheit bereitwillig in den Dienst der Wohlthätigkeit stellen. 1827 wurde Virginia BlasiS, die im „Don Juan" mit gleicher Vollendung die Donna Anna, wie die Zerline zu singen wußte, für die Pariser Oper mit einem lebenslänglichen Jahresgehalt« von 36,000 Francs engagirt; sie starb elf Jahre nachher an einer Luugenent» zündnng. Die heute gänzlich vergessene Sängerin Gloslop hatte einen ähnlichen Vertrag mit der Pariser Oper zu 25,000 Francs jährlich. Sie trat aber in drei Jahren nur ein einzige» Mal aus, verdiente also an diesem Abende 75,000 Francs, vielleicht die höchste Summe, die eine einzige Vor stellung jemals einer Sängerin einge bracht hat. Denn die höchste Einnahme, welche Henriette Sontag, die nachherige Gräfin Rossi (112 1854) je machte, er zielte sie in London, wo ihr einßenefic abend 50,000 Francs brachte. 1843 bekam sie sür eine einzige Londoner Saison mehr als 500,000 Francs. Die Malibran erhielt in Paris 75,- 000 Francs Gage, ein Benefiz und einen Urlaub, der ihr ebensoviel brachte. 1833 wnrde sie vom Londoner. Drury- Lane-Theater für 40 Vorstellungeu ge gen eine Gage von 80,00«? Franks und zwei Benefize mit einer garantirten Ein nahme von 60,000 Francs, zusammen 140,000 Francs für zehn Woche» enga girt. In dem darauffolgenden Jahre erzielte sie auf einer Kunstfahrt durch Italien bei einem Auftreten in 185 Forstellungen 720,000 Francs, und kurz ehe sie starb (112 1836) unterzeich nete sie noch ein Engagement von 600,- VOO Francs. Auch Rußland streute einen ver schwenderischen Goldregen über alle die Künstler und Künstlerinnen au», die kühn bis zum Norden vordrangen. Ge gen das Ende der vierziger Jahre bekam die Viardot in Petersburg für einige Monate 50,000 Rubel und ihr Benefiz brachte 12,000 Rubel nebst einer Masse von kostbaren-Geschenken. Rubini nahm in einem einzigen Con certe dort mehr als 50,000 Mark ein, und ähnliche Beispiele ließen sich in Menge aufführen. Dann begann auch die neue Welt die künstlerischen Berühmtheiten zu sich herüber zu locken, indem sie dieselben statt mit SovereignS mit Dollars über schüttete, und von dort stammen die enormen Sängerhonorare, welche nach dem Zeugniß von Moritz Strakosch (in seinen Erinnerungen eines Impresa rio" in der alten wie in der neuen Welt, das Verderben der Theaterunter nehmer geworden sind und überall den Ruin der einst so blühenden „italieni schen Oper" herbeigeführt haben. Jenny Lind hatte sich bei ihrer be rühmten amerikanischen Reise (1850 — 1851) mit Barnum für 150 Concerte ein Honorar von 80,000 Dollars nebst sreier Reise und Verpflegung auSbe lmngen. Ihre Erfolge waren jedoch so riesige, daß sie bald den Contract löste tind ans eigene Rechnung reiste. Mit mehr als dl« Millionen Dollars bela sen, konnte die „schwedische Nachtigall" -»ach kaum Jahresfrist uach Europa zu rückkehren. In der Gegenwart ist eS, wie schon zesagt, die gefeierte Adelina Patli, velche die großartigsten künstlerischen nnd klingenden Erfolge Lorbeeren and Sovereigns aufzuweisen hat. Ihre höchste Einnahme für einen einzi zen Abend waren jene 32,000 M. in Lhicago; auf einer anderen Kunstreise durch die Neue Welt bekam sie sür jeden Abend 20,000 M. Das finaneielle Zrgebniß ihrer vorletzten Tournee durch Spanien, Portugal und Südamerika nar: In Lissabon 80,000 Francs und in Madrid 70,000 Francs, in Buenos Aires 657,352 Francs, in Montevideo 213,735 Francs, in Summa 1,021,147 Francs, abzüglich des Verlustes beim Wechseln. Auf ihrer letzte» Amerika reise hat die Diva 43 Mal in vier Mo naten gesungen und dasür 800,000 Francs cingciiommen. Jetzt ist sie nach St. Petersburg für ein dreimaliges Auftreten in Opern und zu drei Con certen engagirt, wofür ihr 1000 Pfund Sterling (20,000 M.) für jeden Abend contrakliich zugesichert sind. Es wird unseren Lesern von Interesse sein, zur Vergleichung auch die Gagen einiger der berühmteste» Tenoristen zu erfahren. Heinrich Vogl, der noch immer ju gendlich-frische Jubilar, bezieht in München ein Jahresgehalt von 32,000 M.; in New Uork erhielt er monatlich tkvov, also 24,000 M. Emil Goetze war bis vor Kurzem dem Kölner Theaterdirector I. Hofmann ge gen eine JahreSgage von 60,000 Mark verpflichtet. Er hat jetzt eine Einla dung erhalten, an 50 Abenden in den Hauptstädten Amerikas aufzutreten, wo für er außer vollständig freier Reise u. f. w. die Summe von 120,000 Mark bekommt. Jean de Reszkc bezicht an der Pari ser Oper monatlich 15,000 Francs, was allerdings nicht übermäßig hoch erscheint, wen» man bedenkt, daß selbst der Bän kelichläger Paulus in Paris eS als Cou pletsängcr und Dichter bis zu JahreS cinnahmeu von 100,000 FrcS. gebracht hat. Alexander Girardi erhält vom Thea ter an der Wien für acht Monate eine Gage von 16,800 fl. und noch ein Spiel honorar von je 70 fl. Berühmte Sänger und Sängerinnen können heutzutage mit einem Gefolge reisen, wie früher nur Fürstlichkeiten. Als der italienische Tenor Masini 1887 von Mailand nach Buenos Aires zu sei nem dortigen Engagement reiste, beglei tete ihn ein Leibarzt, ein Privatsecretär und zwei Kammerdiener, voraus ging ein Courier, der alles besorgte. Für ein 50maligeS Auftreten waren dem Sänger aber auch 600,000 Francs ga rantirt, träte er jeden Abend auf, so wäre das ein Jahreseinkommen von etwa 3 Millionen Mark. Der ca«a»!sche Samson. Louis Cyr, angeblich der stärkste Mann in der Welt, dessen Bild wir bringen, ist ein französischer Canadier. Er wurde durch ein Kraststück berühmt, welches er verübte, als er 17 Jahr alt war. Ein mit Backsteinen beladener Wagen war tief im Schlamm stecken ge blieben. Cyr kroch unter den Wagen und hob denselben ganz allein auf's Trockene Cyr hat vor kurzem in New Jork 3536 Psund Eisen aufgehoben. Er will jetzt eine Wette machen, daß er 4500 Psund heben kann. Dieser Samson ist 27 Jahre alt und 5 Fuß 11j Zoll hoch. Er stammt von einer „starken" Familie. Seine Mutter konnte bequem zwei Faß Mehl die Treppe hinauftragen. Sie wog 2SS Pfund. Sein Vater war ebenfalls baumstark. Cyr spielt mit einer 35 Pfund schweren Kanonenkugel, wie An dere mit einem Gummiball. In New flork hob er neulich eine 261 Pfund schwere Platsorm auf, aus welcher 20 Männer standen, deren Gesammtgewicht mit der Platsorm 3790 Pfund betrug. Dieser Samson raucht nicht und trinkt keine Spirituosen, ißt aber täglich S—6 Pfund Fleisch. Plo« PI««. Der kürzlich verstorbene Prinz Je» rome Bonaparte besaß eine sprechend« Aehnlichkeit mit seinem großen Onkel Kapoleon l. Hauptsächlich dieser Aehn lichkeit hatte er es zu verdanken, daß er »och immer Anhänger besaß. FrühltugSalinung. schon fällt der Sonnenblick mild in'S Land lind lauer wehen die Lüste und linder, OaS sind die Boten, vom Frühling ge sandt, Als seines nahen Einzugs Verkünder. Wie ist meine Seele so gern bereit, Der frohen Botschaft Glauben zu schen ken, Vald hoff' ich, im kühlen Ueberkleid Die Schritte zur Gartenwirthschast zu lenken. Dort will ich, was ich lang nicht ge than. An einem guten Trünke mich letzen; Der Glaube, der Berge versetzen kann, Hann auch den Winterrock versetzen. Fatal. JneinerGesell schast werden Pfänderspiele gespielt. Ain jovialer Onkel des Hauses nimmt :in Lied zu singen, und nachdem sie sich dieser Ausgabe entledigt, will sie ihr Pfand in Empfang nehmen. Schnell springt aber das Söhnchen des Hauses dazwischen mit den Worten: „Gieb nichts heraus, Onkel, ohne Pfandschein, Mutter muß im Leihhause auch immer den Pfandschein zeigen!" Weit gebracht. Geck: Habe es doch wirklich weit gebracht. Bor ei» neu» Jahr war ich noch ein ganz schäbiger lkerl ohne einen Pfennig Geld, jetzt habe ich bereits IV.OOV Marl Schulden. Sie «he i« «hta». V-» De. ». Wenn man eine Chinesin nennt, s» denkt man zunächst an die verkrüppel ten, kleinen Füße und man stellt sich darnach das ganze Wesen verkrüppelt vor. Die Chinesinnen haben vor den Eu ropäerinnen etwaS vorau-Z, eS gibt nämlich keine alte Jungfern unter ihnen I Ledige Männer und Frauen gehören in China zu den fabelhaften Erscheinun gen, denn die Ehelosigkeit gilt dort als etwas Unsittliches. Der Chinese heirathet mit höchstens zwanzig Jahren. Nicht selten vermählen sich sechszehnjäh rige Jünglinge mit vierzehnjährigen Mädchen. Der ausnahmslose Fleiß der Chinesen setzt sie srüh in die Lage, sich einen eigenen Hausstand zu gründen. Das Klima hat mit der frühen Ehe nichts zu thun, denn diese Sitte herrscht im ganzen himmlischen Reiche, welches sich bekanntlich durch die verschiedensten Breitegrade erstreckt. Allerdings weiß man- dort wenig von der „Wahlver wandtschaft." Die Eltern verheirathen ihre Kinder, sobald diese heranwachsen und die jungen Paare lernen sich häufig erst bei der Eheschließung kennen. Dennoch ist dies keine Gefahr für die Ehe, wie das bei uns kommen müßte, ebenso wenig, wie bei den orientalischen Juden. Es scheint, daß es Völker mit so viel natürlicher Sittlichkeit, so unver dorbenen Jnstinctcn gibt, daß jede Ehe alle Aussicht hat, einen glücklichen Ver lauf zu nehmen. Das Hofmachen ist also in China ebenso unbekannt, wie die unverstanden« Frau. Schließlich lernt man sich in un serem übliche» Brautstande wirklich kennen? Oberst Tscheng-Ki-Tong, des sen Ausführungen wir hier folgen, sagt unbedingt: „Nein." Und wer unter uns wagt ihm zu widerprechen? Die Eheschließung in China ist ein bloßer Familienakt, an welchem, wohl gemerkt, weder der Staat noch die Kirche den mindesten Antheil nehmen. Die Formalitäten sind die folgenden: Die Ehepakten werden von den Eltern des Brautpaares geschlossen und unter zeichnet. Der Bräutigam sendet, und dies bedeutet die Verlobung, seiner Er wählten einen oder mehrere Körbe voll Putz- und Toilettegegenstände, darunter zwei Armbänder, welche die Rolle un serer Verlobungsringe spielen. Die Braut spendet als Gegengeschenk ei» Kostüm oder eine Uniform, welche dem Range des Bräutigams entspricht. Die Vorfeier der Vermählung wird in beiden Häusern gesondert durch Gast mähler begangen. Am Vorabend des Traiiungstages sendet die Braut ihr« Aussteuer in das Haus des Bräuti gams, dieser der Braut eine rothe Sänfte, in welcher sie am folgenden Morgen in feierlichem Auszug, gefolgt von den Verwandten, von Spielleuteii u. s. w. in das Haus des Bräutigams getragen wird. Dort verläßt sie di« Sänfte und bei dieser Gelegenheit sieht sich das junge Paar meist zum ersten Male. Der Bräutigam geleitet nun die Braut in das beste Gemach des Hau ses, wo aus einem Tische Weihrauch zu Ehren der Gottheit brennt. Das junge Paar kniet vor diesen» Tische nieder und verrichtet ein Gebet. Dann stellt der Bräutigam die Braut seiner Familie vor, womit die Trauungsceremonie be endet ist. Nun wird, ganz wie bei uns, geschmauset. Das Hausthor bleibt, de» chinesischen Sitte entgegen, den ganzen Tag offen, eS kann eintreten und an dem Feste teilnehmen wer will, sogar der Fremde von der Straße. Ani folgenden Tage setzt sich die Feie» in gleicher Weise im Hause der Braut fort. Hier und dort wird das junge Paar von einem älteren, längst Verhei ratheten geleitet, welcher männliche Nachkommen besitzt. Es entspricht dies etwa unseren „Trauzeugen." Man wird zugeben, tag die Einfach heit dieser Ceremonie, welche sich aus schließlich im Familienkreise zuträgt, ihres gleichen sucht. Trotzdem gilt die Ehescheidung, besonders in den oberen Schichten, als eine Ungeheuerlichkeit. Aber gerade das ist der Punkt, wo der Staat einsetzt. Die Eheschließung überläßt er getrost der Familie. Di« Scheidung veranlaßt er, wenn es ihm geboten scheint, d. h. wenn der natür liche Zweck der Ehe sich als uuersülll erweist. Der Gatte darf die Scheidung »er langen, wenn die Frau sich nach Ablans einer gewissen Frist als unsruchtbar er wiesen hat. Aber in den seltensten Fällen wird von diesem Rechte Ge brauch gemacht. Um der traurigen und gesürchteten Kinderlosigkeit zu ent gehen, adoptirt man häufig sremd« Kinder. Die Frau selbst hat das dringende Interesse, jeden Anlaß zur Scheidung zu vermeiden, denn in ihrer Gesellschaft hat sie außer der Ehe keinerlei Chance. Sie theilt alle Ehren, welche ihr Gatte genießt, aber ohne denselben ist sie nichts, da die Frauenemanzipation in China ein unbekannter Begriff ist. Nun werden die „schönen Leserinnen" triumphirend ausrufen: „So sind wir denn doch bes ser dran!" Aber die Chinesin hat einen unge heueren Vortheil vor der Europäerin voraus—sie wird ohne Mitgist ge hcirathet. Die Mitgift ist ein unbe kannter Begriff in China. Ja, die Frauen erben nicht, haben kein eigenes Vermögen und werden niemals des Geldes wegen geheirathet. Bei der Brautwahl wird nichts geprüft und er wvgen, als die persönlichen Eigenschaf ten der Braut, ihre Bildung und Er ziehung. Und hier mag die Ursache liege», daß die meisten Ehen glückliche sind. Die Frau darf im Namen ihres Mannes Verträge schließen, kaufen und verkaufen, frei über das gemeinsame Eigenthum verfügen. Die Verhei rathllng und die Aussteuer der Kinder bedarf ihrer Zustimmung, ebenso wie die Erziehung derselben in ihren Händen ist. „Und wird diese Musterfrau nicht betrogen?" frägt die verehrte Lese rin. „Nein, so gut wie niemals" nur auS sehr gewichtigen Gründen Hai der Gatte eine Geliebte. Dies geschieht dann mit Zustimmung der Frau und die Geliebte ist dieser Gehorsam schul dig. Das ist Alles sehr, sehr vernünf tig, aber gar nicht romantisch. Die Romantik überhaupt ist dem bezopften Volke im Reiche der Mitte fremd ge blieben, und wen» dort auch zahlreich, glückliche Ehepaare gedeihen Rome» und Julia dürfte es dort niemals ge geben haben! Andererseits ist die soge nannte „Bernunftehe", welche bei uns als die Wurzel so mancher kranken Be ziehung gilt, kaum mehr zu Ehren zu bringen, als durch die Ehe in China ge schieht. Der Stil Laut« XVI. Der Stil LouiS XVI. fällt nich, allein in die kurze Regierungsepoch dieses Herrschers, die durch die hereinl brechende Revolution hinweggesegl wurde. Schon in der Mitte des acht zehnten Jahrhunderts, unter XVI., begannen die Naturfreunde ein, starke Opposition gegen den geltend zu machen. In dieser Zeil fällt die Erscheinung des neuen Stils, der allerdings unter LouiS X VI. sein, höchste Blüthe erreichte, um dann von dem Geschmack des Empire vernichtet zu werden. Wie die Perrücke von dem natürlicher HaarH nuck verdrängt wurde, so mußt, auch der pomphaste Stil Louis XVI. dem koketten Kunstsinn des Boudoiri weichen. Man suchte die Motive süi die Kunst nicht mehr in dem Hofleben, sondern in der intimen Häuslichkeit de» Reichen. Die starre Form der Rokkokozeit würd, abgestreift und es wurden die Grazien für das Leben maßgebend, und das Gra ziöse bildete den Grundton in dem neuen Stil, der eine ungeahute Feinheit er langte.' Die Feinheit finden wir in dessen nur in Frankreich ausgeprägt, während bei uns eine gewisse Steifheit ohne Beigabe der blumistischen Anmuth in jener Zeit niemals abgestreift worden ist. Zunächst machte sich die Reaktion in der Baukunst geltend. Die geistbegabt, Frau v. Pompadour hatte schon gesragt „Warum nimmt man nicht die Motive aus dem Volksleben?" und trug viel zur Vernichtung des Rokkokostils bei, Bei der Baukunst war derselbe aller dings nur dekorativ thätig gewesen Die Verehrer des StilS LouiS XVI. verfielen aus die Darstellung der arka dischen Bilder, und der Keim, der di, Blüthen aus die Literatur und Kunst jener Zeit trieb, äußerte sich in einei Empfindelei, unter der selbst Goethi stand, und die er erst durch Werther'- Leid?» abzustreifen versuchte. Die Hochburg, der höchste Ausdruc! des Zopfstils, war das Schloß Trianon. jenes reizende Schmuckkästchen, welches durch die jugendliche Königin Mari, Antoinette geheiligt worden ist. die dort ihre glücklichsten Tage verbrachte. Ii dem Vortrag über den Rokkokostil ist gesagt worden, daß sich, als Louis XIV. zu altern begann, allgemein dai Bestreben kund gab, die Prunksäle i« Versailles zu fliehen und die intim« Häuslichkeit auszusuchen. Louis XIV, vertauschte deshalb Versailles mit Groß Trianon. Dieses Schloß, eine Mi> niaturnachbildung von Versailles, wa, indessen dein König noch zu groß und e> ließ Kleiu-Trianon erbauen, welches Ludwig XVI. seiner Gemahlin Mari, Antoinette schenkte. Frei von höfischem Ccremoniell etablirtc hier die junge Kö nigin ihren Hofhalt. Marie Antoinette änderte wenig ar dem Aeußern und Jniern ihres Schlos ses. Nur der Garten, der noch di« steifen Hecken des Nokkokogeschmackes trug, erfuhr eine gründliche Abände rung. Im Sinne der Zeit wurden Pa villons, Zierlauben, Meiereien, Gärt nereien und dergleichen Spielereien an gelegt. Auch da- Leben, welches man in Trianon führte entsprach dem bür gerlichen Geschirack. Die Hofdamen fertigten Handarl«eiten, spielten Billard und dergleichen. Der König und fremde Fürsten wurden »hne Ceremoniell, wi, Gäste empfange» und die Letzteren wa ren von der Natürlichkeit entzuckt. Di« Idylle wurde so »eit getrieben, daß di« Hosdamen sogar die Kühe molken, und das Alles, währmd in Paris das Un Wetter grollte, irrlches binnen Kurzem die ganze Hofgesellschaft hinwegfegte. -1783 empfing d e sorglose Marie An toinette die Nachricht wie einen Blitz aus heiterem Himmel, daß der Pöbel hausen aus Versailles marschire. De, König war aus der Jagd und die Köni gin entfloh ans ihrem idyllischen Schloß, um nie mehr dahin zurückzukehren. Wenn ein Ort Zeuge von geschichtlichen Momenten gewesen, so ist es Trianon. Maria Antoinette floh von hier, um aus das Blutgerüst geschleppt zu werden. Napoleon I. speiste am Abend vor seine, Scheidung zum letzten Mal mit Jose phine in Trianon. Karl X. verbracht« hier seine letzte Nacht, und Louis Phi lipp schlief zum letzten Mal, bevor e» Thron und Vaterland den Rücken wen dete, in dem reizenden Schloß. Das Ornament des Stils Louis XVI. hat viel »om pompejanischen Stil aufgenommen und zeigt sich als ein Aufleben der raphael'schen Antike, ge mischt mit blumistischen Motiven. Da« Eigenthümliche der Zeitrichtung ist du naturalistische Anordnung der Blumen, die sich auch den Mobilien ausprägt. Die Formen werden gerade, das Ge schweifte fällt weg, es lreten die glatte» Flächen hervor und die Stützen bekom men eine gerade Richtung. Den Mö beln wird dadurch eine gewisse Mager keit aufgedrückt. Ein beliebtes Motiv, welche sast an keinem Möbel fehlt, ist ein Bündel verschlungener Pfeile. In technischer Hinficht trat der Stnä in den Hintergrund und man wendet, mit Vorliebe vergoldete Schnitzarbeii an. Der Geist der Zeit, der sich be- sonders als ein gewisse» Zurückziehen kennzeichnete, bekundet sich in zierliche» Festons und Blumensträußen, sowie iu zarten zierlichen Profilen. Auch die Webereien bringen die Rück kehr zur antiken Form zur Geltung. Die schweren Farben schwinden und die Gewebe zeige» Darstellungen der rei zendsten Idylle. Besonders beliebt war die bekannte Borde » I» In den Vordergrund traten helle lichte Farben, besonders für Damenkleider. Die Goldschmiedekunst leistete in un serer Periode ganz Erstaunliches. Auch hier waren es vorzugsweise Tosen, die von so einer unendlichen Schönheit auf kleinem Raum sind, daß sie noch heute unfere Bewunderung herausfordern und jetzt oft mit Frcs. 50,000 per Stück bezahlt werden. Hervorragend sind in dieser Beziehung die Arbeiten van La genbergh's. Die Porzellane au» der Zeit Loui» XVI. sind in Bezug auf Stil wahre Meisterwerke, die den antikisirenden Ge schmack besonder» hervorheben. Na mentlich Wiener Fabrikate zeigen das Blumeuornament im Abwelken begrif fen, fodaß nur das antike Ornament bleibt. Einen besonderen Fleiß legte man auf Herstellung von Fächern, deren auch unser Museum in schönster Elfenbein schnitzerei mehrere besitzt. Außer auf das Kunstgewerbe übte der Stil Louis XVI. auch großen Einfluß auf die Anlage der Gärten. Die Rok kokozeit hatte die steife Manier der Re naissance, steife Hecken und beschnittene Bäume, beibehalten. Mit dem moder ne», aus das Naturgefühl berechneten Geschmack kam man davon zurück und zwar kam wunderbarer Weise der An» stoß ans China. Indessen war das, was für natürlich gehalten wurde, doch keine Natur, denn man suchte aus klei nem Raum Alles, was die Natur bietet, zu vereinen, schmückte die Gärten mit Monumenten, welche ihnen das Aus sehen eines poetischen Hains gaben und das ist unnatürlich. Je mehr die Aufklärung in Paris Ausbreitung fand, desto mehr ver schwindet der Stil Louis XVI. Ein Hauptgegner war der Maler David, dessen Gemälde an die reine Antike an knüpften. Während man bisher die Helden der alten Welt mit der Perrücke darstellte, bekundete David das Streben nach Wahrheit. Diese Darstellungen kennzeichnen die Zeit, sie haben vom Kleinbürgerthum zu heroischen Thaten geführt. Es ging damals eine bewußte republikanische Strömung durch das Volk, und man suchte die Motive na mentlich in dem republikanischen Rom, während Napoleon I. auf das römische Kaiserreich zurückgriff. Zu allen Zeiten, insbesondere auch i» der unseren, hat sich die Kunst nach de» Politik gerichtet. Zu keiner ;cit fand dieses aber einen so prägnantem Aus druck, als in der unter Louis XVI. Amerikanischer Humor. Erkannt. Die theure Gattin: .Ach, lieber Mann! Es passirt sicher etwas Unangenehmes! Nein, gewißl Ich habe eine bestimmte Vorahnung und meine Ahnungen betrügen mich, nie." Der gute Gatte (kennt sein« bessere Hälfte gründlich): „Diesmal täuschst du dich doch wohl, mein Kind. Während deiner Abwesenheit war näm lich die Schneiderin hier, und ich ich habe die Rechnung bezahlt." De, theuren Gattin fällt der sprichwörtlich« Stein vom Herzen und sie sagt: „Du bist doch der beste aller Männer!" Grausam. Er (vor ihr auf den Knieen, stotternd): „T —t—t—t—theu- res F—f —f —s-—fräulein —!" Sie (unterbricht ihn): „Bitte, mein Herr, sparen Sie sich jede weitere Bemühung. Ich danke für eine Liebeserklärung aus Abschlag!" Unentschlossen. Mr». BogyS: „Ja, ich bin zum zweiten Male Witt we." Miß Jagg: „Uud werden Sie wieder Heirathen?" Mrs. Boggs: „Nun, ich bin noch nicht mit mir einig, ob eS weise sein würde, eine solche Thor heit zu begehen." Das Mädchen für Alle». Madame (fröstelnd in den Parlor tre tend): „Marie, der Heater ist doch im Gang?"— Marie (ans Berlin): „Im Jange nicht, aber auSjegangen is mich das infame Feuer!" Der gebildete Office-Boy. Advokat (zu der Mutter des Knaben, welcher sich um die Stelle eines Office- Boy bewirbt): „Ihr Sohn kann doch schreiben und lesen, Madame?" Di« Frau: „Ja woll, mein Herr, er kann seinen Namen schreiben. Und (sich stolz in die Brust werfend) dann kann er ihn auch lesen." Abgefertigt. Kunde: „Was kosten Ihre Veilchen?" —Blumenhänd- ler: „Anderthalb Dollars das Hun dert."— „Bitt' um eins."—„Einhun dert Stück?"—„Nee, ein Veilchen." „Wir verkaufen niemals eins!" „Das nimmt mich auch nicht Wunder, bei Ihren Preisen." Der musikalische Wacht meister. Wachtmeister (zu der zum Appell versammelten EScadro»): „'mal vortreten, wer musikalisches Gehör hat I (Nachdem circa IS Mann vorgetreten find): .So viel brauch ich nicht nur drei.' (Sucht sich drei heraus, welch« ihm nochmals versichern, daß sie wirk lich musikalisches Gehör haben). .So, Jlir Drei seid heute um halb >eun Uhr pünktlich an der Garnisonskirche und läutet die Glocken." Ein Pessimist. „ Am Rhein und an der Mosel ist man noch aufrichtig da sagen sie doch „Rhein loein" und .Moselwein"; aber in an deren Gegenden deuten sie nicht im Ge ringsten an, aus welchem Fluß sie das Wasser nehmen!" Wirthshausweisheit. .Was ist ein schlechtes Bier?" „Eine gute Ausrede, einen Schnaps daraus zu trinken!" »»t«»er»u« a« »aiser «tltzel». Zum Hauptquartier des Kaisers Wilhelm im französisch-deutschen Feld t»ge gehörte —so schreibt man auch der Hofrath Schneider, der beim Monarchen in hoher Gunst stand. Sie kannten sich fchon seit Ansang der zwan - ziger Jahre, als Prinz Wilhelm noch Hauptmann und Schneider Schauspieler beim Berliner Kgl. Theater war. Er hatte damals seinen Schwank „Der kurmärker und die Picarde" geschrie ben, der zu den Zugstücken des Schau spielhauses zählte. Den .Kurmärker" gab Schneider und eine kleine, zierliche Französin vom Ballet spielte „die Pt» carde". Hernach wurde der Dichter und Künstler Begründer und Leiter des „Soldatenfreund", und später mit dem Titel „Hofrath" Vorleser des Königs. Dies blieb er auch unter König Wil helm, zu dessen Lieblingen er zählte. Er mußte während des letzten Krie ges täglich in der Frühe beim Kö nige erscheinen, theils um auS den eingelaufenen Zeitungen vorzulesen, theils um zu erzählen, was sonst gesche hen war. Zwei Tage nach der Kaiserproclama tion nun, am 20. Januar, erscheint Schneider, wie immer Punkt 7 Uhr früh, der Kaiser begrüßt ihn mit Hän bedruck und sieht ihn prüfend an. „Nun, Schneider, was ist Ihnen denn? Sie sehen ja heute so ganz anders aus? Gute Nachrichten von Frau und Tochter auS Potsdam?" .Dies auch, Maje stät...." .Nun, und was noch?" — „Ich müßte wcit ausholen, Majestät, und dann ist es auch nur eine ganz lleine Sache " „Schadet nichts I Erzählen Sie nur."— „Nun, Majestät, ich habe gestern Nachmittag hier meine „Picarde" wiedergesehen." „Aber l Ichneider, die Pollin? Die wohnt ' hier in Versailles?" —„Ja wohl, Maje stät, gar nicht weit von der Präfektur. drüben in der Avenue Paris." „Wie geht es ihr denn?" „Majestät, ich ! hörte schon in Berlin, sie hätte sich in ! Versailles niedergelassen; gestern bin ich zum Maire Ramcau gegangen und der hat mir ihre Wohnung an-- zegeben." „Nun, wie fanden Sie sie denn?" „Eine alte Dienerin meldet mich an; eine Dame, zierlich und behend, kommt mir entgegen. .Hab' lch recht gehört? fragt sie, Monsieur Schneider? Schneider der Kurmärker? Ja, Mademoiselle, erwidere ich, und Sie, Fräulein Pollin, meine werthe, liebe Picarde. Aber wie kommen Sie nach Versailles, mein lieber, alter Freund? Ich bin Vorleser bei Sr. Majestät, dem Kaiser Wilhelm. Wilhelm, Wilhelm kenne ich den. lieber Schneider? Ja, gewiß, der hieß damals Prinz Wilhelm und er ivar nicht selten im Theater. Ich bin hocherfreut, Sie wiederzusehen, mein Kurmärker, mein Anbeter von ehedem. Zehen Sie dort uns Beide ini Spiegel, alt geworden, sehr alt. Aber, liebe Pollin, im Herzen noch jung, nicht wahr?" Hier machte Schneider -ine Pause und der Kaiser fiel ein: „Dos ist ja köstlich, was sie mir da erzählen. Lebt die Pollin sorgenlos? Ist sie noch körperlich kräf tig?" „Sie machte ganz auf mich den Ein druck, als hätte das Alter ihr wenig angethan, und weil sie gut Haus zu halten verstand, so lebt sie jetzt von einer leidlichen Rente. Sie ist schon seit zehn Jahren nicht mehr am Thea ler." „Aber sagen Sie mir mal, lieber Schneider, können wir ihr nicht irgend e»ie kleine Freude bereiten...." „Majestät, Eins wüßte ich: sie er zählte mir, das Säbelklirren mache sie ganz nervös, sie litte unter der Unruhe der Einquartierung ungemein...." „Nun da soll doch gleich eine Ordon nanz kommen, klingeln Sie, bitte, ich brauche ja nur an Voigts-Rheetz sagen zu lassen, die Wohnung der Pollin. Avenue Paris, bleibt von dieser Stunde ab während des Krieges frei von jeder Einquartierung." Tags darauf erhielt Schneider ei» zierliches Brieschen folgenden Inhalts „Sie sind sehr liebenswürdig gewesen, mein Herr, und Ihr Kaiser war sehr gütig gegen mich. Ich bitte Sie, ihn» sagen zu wollen, daß ich für sein Wohl wollen ihm sehr dankbar bin. Bewahr ren Sie. lieber Kurmärker, «in freund liches Andenken Ihrer Picarde." Als der Kaiser am 10. März 1871 in früher Stunde mit dem Hauptquartier auf brach, um in di« Heimath zurückzukeh ren, fragte »Schneider scherzend: „Ha ben Sie die Pollin beim Abschied auch oon mir gegrüßt?" „Ganz, wie Majestät befohlen haben", erwiderte ?er Hofrath. So endeten die ruhm vollen Tage von Versailles mit sreudi zen Erinnerungen au Jugendscherz und lugendlust. Im Zweifel. Herr Freier: „Ja ich bin zum zweiten Mal Wittwer.. perr Brcier: „Und wollen Sie wieder Heirathen?" Herr Freier: „Ich üder lege schon seit gestern, ob es von mir »uch klug wäre, so ein Narr zu jciu." Angewandte» Sprich vort. Zahnarzt: Nur Muth, mei» Zräulein! Frisch gewagt, ist halb ge» sonnen. (Er bricht den halben Zahn »b.) Nu« sehen Sie, halb gewonnen haben wir schon! Leiser Wink. Herr: Es ist natürlich, daß bei einer so vorzüglichen Behandlung, wie sie bei mir eingeführt st. der Lohn kein großer sein kann Diener: O, ich bitte, mich möglichst schlecht zu behandeln. Genau. Sie sind also Köchin »ei Herrn Müller, Hauptmann a. D.— )a, aber bitte, Herr Standesbeamter, chreiben Sie: Hauptmann a. D. mir Lrlaubniß zum Tragen der Uniform. Borgegriffe«. vürger neister (der eine Begrüßungsrede Hai 5n soll): Durchlaucht, die ganze Fürst ( schnell unterbrechend ): Bitte, iasZea Sie sich kürzer.