v Herr »r»wn verlangt ein« Ge haltszulage. John Brown bekleidete bei der Grand Central-Bank in New Dork den Vertrauensposten des KassirerS und bezog dasür ein monatliches Gehalt von fünfzig Dollars. Diesen Posten hatte er schon feit emer Reihe von Jahren inne, i'eit der Eröff nung der Bank, die gleich nach Beendi gung des amerikanischen Bürgerkrieges in ö Leben gerufen, aus kleinen Ansän gen sich zu dem Range eines der ersten Institute der amerikanischen Metropolis emporgeschwungen hatte. Leider hatte sich Herr Brown nicht mit emporge schwungen. Allerdings erfreute er sich des vollen Vertrauens seiner Vorgesetz ten und war als erster Beamter eines so bedeutenden Instituts eine sehr ge lichtete Persönlichkeit. Doch hatten sich seine Hoffnungen auf Gehaltszulage trotz der vielen Jahre seiner Treue noch immer nicht erfüllt. So war wiederum mal d:is heilige WeihnachtSsest heran gerückt. kleiner war diesmal die Beschecrung in Browns Familie ausge falüen, denn in einer Beziehung war ihm des Hiniinels Segen nicht ausge blieben: der Kindersegen, der den mei sten armen Familien zu Theil wird, war auch in überreichlichem Maße aus ,hn gekommen, und mehr als ein halbes Dutzend kleiner Browns waren am hei zigen Feste des Christkindleins zu be schenken. Auch der erste Januar des Jahres 188- brachte Herrn Brown die übliche Enttäuschung. Das neue Jahr sah wiederum für die sünszig Dol lars pro Monat an seinem Pulte, ge waltige Stöße von Banknoten zählend. Die wohlgenährten, sauber rasirten nnd fejn gekleidete» Herren Direktoren der Grand CentraUßank hatten soeben ihre erste JahreSsitzung beendet, und waren im Begriff, ihre Ueberröcke an znzichen, um ihre vor der Thür warten den Equipagen zn besteigen, als der Präsident, sich langsam seinen eleganten Pelzrock zuknöpfend, noch einmal an seine Collegen mit gleichgiltiger Miene die Worte richtete: „Noch eins, meine Herren! Da ist mir von unserem ersten Clerk John Brown, den wohl einige von Ihnen kennen, ein Brief um Gehaltszulage übergeben worden. Na, wo hab' ich ihn gleich! Hier nicht, hier auch nicht, wahrscheinlich habe ich ihn verlegt, oder verloren. Alter das thut ja nichts zur Sache. Ich würde überhaupt dieser Angelegenheit gar nicht Erwähnung ge than haben, wenn besagter Herr Brown nicht unter Anderem als Gründ sür seine Forderung die geradezu lächerliche Be merkung gemacht hätte,daß bei dem gestei ftertenGejchäste vonJahr zuJahr größere Eiiinmen durch seine Hände gingen und ?r dadurch größere» Versuchungen aus gesetzt sei. Man solle doch mit Rücksicht darauf seine Ehrlichkeit nicht solch' gro ßer Gefahr aussetzen und ihm wenig stens so viel gewährt», daß er seine Familie iivthdürftig -ernähre» könne. „Ich. meine Herren," fuhr der Herr Präsident im trockenen GeschäftSlone fort, „sehe gar keine Veranlassung dazu vorhanden, den Wünschen des Herrn Brown Folge zu leisten. Für die weni geil Stunden seiner mechanischen Arbeit wird er reichlich bezahlt. Und wenn der Dummkops glaubt, daß er ?afür ertra delohnt werden müsse, weil er uns nicht destiehlt, so werde ich ihn einfach daraus aufmerksam machen, daß wir, Gott sei es gedankt, in einem civilisirten Staate mit recht gmen Gesetzen leben, welche Spitzbubeil mit gehörige» Zuchthaus strafen belegen. Ich brauche wohl nicht erst eine Enrasitzung des Direktoriums deswegen einzuberufen und werde Herrn Brown schon die nöthige briefliche Ant wort zukommen lassen!" „In, ja!" ries einer der Herren Vi ctoren, sich an der Thür umwendend, „sühren Sie ihm nur den Paragraphen deS Strafgesetzbuches über Unterschla gung und Diebstahl an; das wird wohl genügen." „Sie können ihm auch »och schreiben," bemerkte sarkastisch ein anderer wohl genährter Gentleman, „daß es einem Manne in einer so untergcordnete» Stellung gar nicht zukomme, eine so jaylreiche Familie zu haben." Herzloses Lachen schallte durch das luxuriös eingerichtete Directorenzim mer, das wenige Minuten daraus leer war. Ta S Darauf fand Brown ein Schreibe» »rügenden Inhaltes aus sei icm Pull»: „Herrn John Brown Werther Herr! Vom Direktorium unserer Bank bin ich beauftragt wor den. in (Erwiderung Ihres gestrigen Gesuches inn Gehaltszulage dasselbe ab schlägig zu bescheiden. Wir können auch mit der gelinde ausgedrückt eigenthüm liche» Begründung Ihres Gesuches uns nicht einverstanden erklären. Es ist ja wichtig, daß in Folge des gesteigerten Gelchäs'es größere Summen durch Ihre Finger gelien, doch ist dadurch Ihre Arbeit kaum eine größere geworden. Ihre Arbeitsstunden sind keineswegs vermehrt worden, auch thun Sie nicht «ehr, als Sie zu leisten im Stande find und was hundert andere Clerks sür -dasselbe Gehalt oder noch gar weni ger in anderen Geschäften leisten. Ihre Bemerkung in Betreff der gesteigerten Anforderungen an Ihre Ehrlichkeit ist geradezu lächerlich. Wir werden uns hüten, Ihnen eine Extra j.rhlung dafür zu gewähren, daß Sie so zütig sind, uns nicht zu bestehlen. Ihre Ehrlichkeit gilt von vornherein als -selbstverständlich, sonst hätten wir Ihnen nicht so lange Ihr tägliches Prod gewährt Auch würden wir Sie 'ki der geringsten Unregelmäßigkeit un barmherzig der Staatsanwaltschaft «bergeben. Ihre Beziehungen zur Vauk, so unangenehm sie auch sonst per- Jülich sein mögen, sind rein geschäft licher Natur, und Sie erhalten für eine »eslimmte Arbeit den dafür bestimmten Lohn, der laut Directionsbeschlnß nicht erhöht werden darf. Ihre Familienan gelegenheiten können daher absolut keine Berücksichtigung ersahren. Ohne daß eS mir 'persönlich einsallen könnte, mich in Ihre läuslichen Angelegenheiten mischen zn wollen, kann ich doch die Be mcrkung nicht unterdrücken, daß die meisten Leute in abhängiger Stellung gerade in unserer Zeit über ihre Ver hältnisse hinaus leben, ohne daran zu denken, etwas sür spätere Tage zurück zulegen. Weise Oekonomie in kleinem Haushalte würde auch Ihnen bei Ihrem jetzigen Jalair eS ermöglichen, behag lich zu existiren. Achtungsvoll.. Einige Tage später fanden sich die Herren Direktoren abermals zu einer Sitzung zusammen, welche der Herr Präsident einberufen hatte, um vorzu schlagen, wie man gerade vorhan denen Baarüberschuß der Bank am nutz bringendsten anlegen sollte. Die Sit zung hatte kaum begonnen, als Herr John Brown, ohne anzuklopfen, plötzlich eintrat, dem Präsidenten einen Bogen Papier überreichte und ebenso plötzlich wieder verschwand. Kaum eine Minute nach seinem Verschwinden hörte man im Sitzungszimmer heftiges Durcheinan derreden, dann wurde schnell die Thür, die nach dem Kassenzimmer führte, auf gerissen, und man hörte die erregte Stimme des Präsidenten: „Brown, bitte." „Ich werde sogleich erscheinen," eri schallie eS ruhig von dem Pulte Browns, der eben einen Check an einen Kuuden auszahlte. Langsam zählte er noch mals die einzelnen Banknoten durch, schob sie ruhig dem Harrenden hin, trug ebenso langsam den Betrag in sein Kassabuch, legte ein Löschblatt aus das soeben Geschriebene, legte seinen Feder halter aus seinen gewohnten Platz und verschwand gemessenen Schrittes hinter der Thür des Directorenzimmers. „Was heißt denn das, was auf dem Zettel steht?" „wir verstehen nicht" „was machen Sie den» für Geschich ten?" so schallten ihm mehrere Stim men entgegen, die ihn gar nicht anZ der Fassung zu bringe» schienen. Endlich sagte der Herr Präsident: „Aber ich bitte, meine Herren, so kom men wir ja nicht durch. Höre» Sie mal, Brown, wie verstehe ich das? Sie übergeben mir da einen Zettel mit dem Bemerken, daß sich nur !)647 Dollars und 80 Cents an Baargeld in der Bank befänden und daß ich schleunigst für Be schaffung von weiteren Baarmittetn sor gen müsse, sonst gerathen die Auszah lungen ins Stocken?" „Jawohl", sagte Brown, „Sie haben eS ganz richtig gelesen und ich brauche Geld, sonst muß ich die Kunden abwei sen." „Aber, Mensch, sind Sie denn auf einmal verrückt geworden? Nach Ihrem gestrigen Ausweise hatten wir doch Ä59.648 Dollars an baarem Gelde vor räthig, und ich habe extra die heutige Sitzung dazu zusammenberusen, um einen großen Theil dieses Ueberschusses profitabel anzulegen. Was ist denn aus der Viertelmillion geworden ?" „Die profitable Anlage ist seit gestern überflüssig geworden", erwiderte der Kassirer in etwas sarkastischem Tone, „es ist genau so viel vorhanden, wie auf dem Zettel dort steht, ich habe die profitable Anleihe selber besorgt; frei lich wohl nicht nach Ihrem Geschmacke, auch nicht zu Ihrem Vortheile, denn ich habe das Geld einfach gestohlen. Sie werden finden, daß außer der Viertel Million noch 20 Cents an der Summe fehlen; als ordnungsliebender Mensch, als welchen Sie mich ja seit Jahren kennen, muß ich Ihne» gesteh 'n. daß ich diese Ll) Cents sür Pserdedahnbillets .verausgabt habe, am die gestohlene Summe in Sicherheit zu bringen." „Aber Mensch, ich glaube wirklich, daß Sie wahnsinnig geworden sind," schrie ganz entsetzt der Präsident. „O nein. Herr Präsident; bernnruhi ge» Sie sich nicht unnützer-Weise übe, meinen Gesundheitszustand. Ich er kläre Ihnen nochmals, daß ich das Geld gestohlen habe. Alles La.nentiren nützt Ihnen hier nichts; doch gebe ich Ihnen den guten Rath, sosort für Geld zu sorgen, denn sonst müßte die Bank noch in der nächsten Stunde ihre Zah lungen einstellen und wäre somit banke rott. Wir können ja später in aller Ruhe über seinen Diebstahl weiter ver handeln." Wohl oder übel mußten sich zwei der Herren Directoren dazu verstehen, zu ihren Privatbanken zu eilen, um Geld herbeizuschaffen, während bis zu deren Rückkehr unter der Versammlung die größte Bestürzung herrschte und man Herrn Brown nicht aus dem Zimmer ließ und in ihn vergebens drang, sich doch näher über den Verbleib des Gel des zu erklären. Brown war der Ein nicht, das; die Bank in's Stocken geräth, lassen Sie also vorerst die zw«i Herren Directoren mit dem nothwendigen Gelde zurückkehren. Dann werde ich Ihnen weitere Aufklärungen geben." Nach einer weiteren halben Stunde der bangsten Erwartung waren jene zwei Hrrren mit dem nöthigen Gelde zurückgekehrt, welches dem Stellvertre ter des KasstrerS mit dem Bemerken übergeben wurden, die Zahlnngen zu besorgen, da Herr Brown nothwen digerweise bei der wichtigen Direktion?- jitzung zugegen sein müsse. Zwar schüttelte der zweite Kassirer bedenklich den Kops, denn noch nie war eS vorgekommen, daß Herr Brown zu einer DirectionSsitzung hinzugezogen wurde, dock war er ja nur eine automa tische Zahleninaschine und hatte kein Recht, über etwas Unerhörtes lange nachzudenken. Als die Directoren wie der vollzählig beisammen waren und mit Entsetzen an den Lippen des Herrn KassirerS Brown hingen, begann der selbe wie solgt: „Ja, meine Herren, ich wiederhole es. ich habe die Biertelmillion gestoh- len. Als ich diesen Brief hier" da bei zog er die vom Präsidenten erhal tene Antwort hervor „erhalten und daraus ersehen hatte, daß Ihne» meine seit fast einem Menschenalter geleisteten treuen Dienste absolut keinen Heller werth waren, daß Sie mich im Gegen theil nur wie ei» altes Inventarium, wie eine Maschine behandelten, und daß Sie nur meine mechanischen Dienstlei stungen gtaublen honoriren zu soäe», da sagte ich mir: „Für Dich gibt's nur zwei Wege, entweder Du bleibst die Maschine bis zum Ende Deiner Tage und darbst mit Deiner Familie kümmer lich i.eiter, während Deine Brodgeber im Ueberflusse schwelgen. Oder Du machst mit einem Schlage Deinem Elend ein Ende und zwar durch eine unehrliche Handlung. „Sie sehen, meine Herren, ich habe das Letztere ge wählt; eS war ja auch so leicht, ich brauchte nur meine Hand auszustrecken, um in den Besitz eines bedeutenden Ver mögens zu gelange». Ja, ja, meine Herren, starren Sie mich nnr so ver zweifelt an, eS hilft nichts; ich h ibe das Geld und werde eS nicht wieder heraus rücken. Ich hätte ja, um mich weiter keinen Unannehmlichleiteii ans zusetzen, einfach nach Kanada flüchten können und wäre in Sicherheit gewesen, ehe Sie überhaupt etwas von Ihrem Verluste gewußt hätten. DaS kanadische Klima ist aber etwas zu rauh für mein: schwäch liche Konstitution. Uebergeben Sie mich nur ruhig dem Staatsanwalt. Man wird mich vor die Geschworene» stellen, ich werde, weil ja unsere per sönlichen Beziehungen, wie sich der Herr Präsident auszudrücken beliebte, immer so angenehme gewesen, mich schuldig bekennen, »m Ihnen alle wei teren Instanzen und kostspielige Advo katen zu sparen. Man wird mich unter Ausschluß von mildernden Umständen verurtheilen und zwar zum höchsten Strafmaße, das nach »en Gesetzen diese- Staates zehn Jahre Zuchthaus beträgt. Bei guter Ausfüh rung werden mir davon anderthalb Jahre erlassen; ich bin ja daS ruhige Sitzen und die gute Aufführung bei Ihne» gewöhnt, habe ich eS doch in den siebzehn Jahren, welche ich in der Bank thätig bin, zur Genüge gelernt. Die Zeit im Gefängnisse werde ich dazu be nutzen, mich noch weiter in der Mufik auszubilden, welche Kunst ich bisher stets geliebt. Leider hatte ich zu wenig Zeit, mich ihr gehörig zu widmen. Auch werde ich inzwischen einige moderne Sprachen erlernen, namentlich schwärme ich sür d»S Italienische, weil besonders Gesang in dieser Sprache so wohllautend klingt. Ich werde, wenn ich aus dem Gefängnisse entlassen werde, erst Ende der vierziger Jahre, also noch in voller ManneSkrast stehen. Dann werde ich mit einem Veryiögen von einer Viertel million Dollars ein gemachter Mann sein; ich werde fremde Länder bereisen, in welchen mir meine Sprachstudien sehr gelegen kommen werden. Man wird mich dort mei»er Freigebigkeit wegen schätze» und achten lernen, denn Niemand wird meine Vergangenheit kennen. DaS Geld, das ich jetzt an einem so sicheren Orte untergebracht habe, daß eS der besten Spürnase eines DetectivS nicht gelingen soll, eS zu finden, wird mir dann eine ununterbrochene Reihe von Vergnügungen und Genüssen eröff nen, die mich für die paar Jahre Zucht hauS reichlich entschädigen werden. ES ist allerdings traurig, daß ich während meines Aufenthaltes dort die Zinsen eines so großen Capitals verlieren muß. Rechne ich, daß ichdaS Geld ganz hübsch mit viereinhalb Procent per Jahr hätte anlegen können, so betrübt mich die, Thatsache, daß ich gezwungen bin, ein so colossales Vermögen von 80,625 Dollars wegzuwerfen. Andererseits aber tröstet mich wieder der Gedanke, daß, wenn ich ein ehrlicher Mann und hier in meiner Stellung geblieben wäre, ich selbst nicht einmal die Zinsen jener Zin sen in den nächsten achteinhalb Jahren würde sparen können, selbst wenn ich und meine ganze Familie gar nichts essen, nackt gehen und mein ganzes Ge halt jährlich bei Seite legen würde. Somit kalkulire ich, daß ich eine ganz gute Spekulation gemacht habe, und be danke mich bei Ihnen, meine Herren, die Sie mich durch Ihre Hartherzigkeit klug gemacht haben." Die Stille und Bestürzung, die nach dieser Rede sich einstellte, spottete jeder Beschreibung. Hatten doch die Herren Direcloren im Lause von Browns Aus einandersetzung Zeit genug gehabt, zu der Ueberzeugung zu komme», daß sie eS nicht etwa mit ciilyn Irrsinnigen zu thun hätten, sondern daß Brown allen Ernstes gesprochen hatte. Auch war eS ihnen sosort klar geworden, daß ein Drohen mit den Gerichten ganz zweck los wäre, daß sie serner wirklich um ihr Meld kommen würden, wenn sie ihre Drohungen zur Aussührung bringen wollten. Man legte sich daher aus'S Bitten ; er solle doch seine Familie be denke», die im Elende verkommen würde, wenn ihr Ernährer in'S Zuchthaus !äme. Doch auch daraus war Brown vorbereitet und erklärte ihnen einfach, daß seine Frau zu ihrem Vater, der eine Farm besitze, zurückkehren und durch ihrer Hände Arbeit ihren Lebens unterhalt sür sich und die Fainilie schon erwerben würde. Alles Zureden, Fle hen und Bitten schien vergebens, als endlich Herr Brown, der Alles mit zrößter Ruhe über sich ergehen ließ, nochmals das Wort crgriss: „Meine Herren! In Rücksicht daraus, daß unsere persönlichen Beziehungen »ich gerade sein allzugroßeS Verlangen danach empfinde, achteinhalb Jahre im Zuchthaus« zuzubringen, will ich Ihnen em Kompromiß vorschlagen. Ich bin bereit, Ihnen die Halste der entwende ten Summe, also hundcrtjüiisundzwan zigtausend Dollars unter folgende» Be dingungen zurückzugeben: Erstens: Sie geben mir eS schrift lich. daß Sie mich nicht gerichtlich ver ioiaen werde,!. » Zweitens: Sie nehmen in einer ab zuhaltenden Directorensitzung einen Be schluß zu Protokoll, in welchem Sie Ihrem Bedauern Ausdruck geben, daß Herr John Brown, der Ihnen so viele Jahre hindurch in größter Treue ge dient und sich Ihres außerordentlichen Vertrauens in jeder Weise würdig ge zeigt hat, in Folge einer soeben gemach ten Erbschaft aus Ihren Diensten aus» scheidet. Drittens: Sie veröffentlichen dieses Vertrauensvotum in zwei der gelegensten Zeitungen der Stadt." Darob erhob sich ein mächtiger Ent rüstungsschrei in der ehrenwerttien Ver sammlung der biederen Herren Direkto ren, doch '»a sie bald sahen, daß sie nichts Anderes aus dem unerschütter liche» Herrn Brolvn herausbringen würden, singen sie bald an zn berathen. Hundertfünsundzwanzigtausend Dollars läßt man doch nicht so leicht fahren, und was wäre eS sür eine Genugthuung ge wesen, wenn sie den Kassirer einsperren und dadurch den ganzen Verlust erleiden müßten? Einige der Herren waren zwar vorerst noch hartnäckig, man müsse einem solch' groben Diebstahle nicht noch obendrein eine goldene Brücke bauen, sondern ein furchtbares Exempel statüiren. Und was sonst der schönen Phrasen und Redensarten noch waren, die da in der Wuth ausgestoßen wur den. Doch die narren Zahlen im Ver ein mit dem eindringlichen Zureden der anderen Kollegen brachten endlich die Annahme des gemachten Compromisses zu Stande. Man wollte sofort an die Ausführung desselben gehen, doch ganz bescheiden, sast schüchtern bemerkte Herr Brown, eS wäre ihm doch peinlich, wenn er bei der Abfassung der lobenden Auslassungen über ihn zugegen wäre. Auch könne er momentan die Bank nicht verlassen, da die laufenden Ge schäfte seine Anwesenheit nothwendig machten, zudem müsse er erst seine Bücher in Ordnung bringen, da er doch morgen nach Ueberlieferung der hun< dertfünsniidzwanzigtausend Dollars sei< nein Nachfolger Alles in bester Ordnung übergeben müsse. Auf morgen wollten sich die Herren Direktoren erst zar nicht einlassen, sie mußten sich aber schließlich fügen, als Herr Brown bestimmt, aber etwas ironisch bemerkte: „Sie werden mir schon bis morge» trauen müssen, haben Sie mir doch so viele Jahre Ihr »»getheiltes Vertraue» geschenkt, und traue ich Ihnen ja auch bis morgen, daß Sie mich nicht inzwischen einsperreu las sen werden." Damit zog sich Kassirer Brown ruhig wieder in sein Zimmer zurück, setzte sich an sein Pult und arbeitete so ruhig, wie er eS die letzten siebzehn Jahre gethan hatte, bis die übliche Stunde des Schlus ses auch ihn in gewohnter Weise hin austrieb. Am nächsten Morgen hatten sich sämmtliche Directoren außergewöhnlich frühzeitig eingestellt und fragten den stellvertretenden Kassirer zu wiederhol ten Malen, ob „Herr" Brown noch nicht erschienen sei. Der Nichtsahnende schüttelte verwundert den Kopf ob de, ungewöhnlich höflichen Nachfrage nach „Herrn" Brown, war er eS doch ge wohnt, daß die Herren Directoren ihre Angestellten wie Dienstboten einfach ohne jede HöslichkeitSphraje beim Namen riefen. , Endlich erschien unser Herr Brown, begab sich sosort in das Directorenzim mer und nadln den Revers uud die schriftlichen Resolutionen mit Würd, entgegen. Nachdem er sie langsam durchgelesen, wandte er sich an den Prä sidenten mit den bescheidenen Worten: „Ich danke Ihnen wirtlich von ganzem Herzen, Ihre Lobesbezengungen sind mehr, als ich erwartete. Hier händige ich Ihnen I hr Geld ein!" Mit zitternden Händeu öffnete der Vorsitzende das Packet, und Aller Au gen hingen daran mit gieriger Erwar tung. In schönen neuen Tausend dollarnoten zählte er die ersten Hundert tausend auf den Tisch, dann solgten Be träge in kleineren Noten, und es dauerte wohl an die fünfzehn Minuten, bis die Einhundertfünfundzwanzigtaufend Dol lars auf dem Tische lagen. Aber »och war das Packet in den Händen des Prä sidenten nicht erschöpft. Fast bestürzt zählte er weiter und wieder folgten hundert Tansenddollars-Note» und noch weitere sünsundzwanzigtausead Dollars in kleineren Werthen. „Aber" riefen er und die Anwesenden in sreudiger Ueberraschung aus, „das ist ja Alles. Sie habe» ja die ganze Viertelmillion zurückgebrocht!" „Ja, freilich," erwiederte Brown fehl trocken, „ich habe auch niemals nur im Entferntesten daran gedacht, Ihnen etwas zu stehlen. Ich wollte Ihnen nur eine Lektion geben und Ihnen den Beweis lieiern, welch' falschem Prinzipe Sie huldigen, einem Menschen einen Bettellohn zu gewähren, den Sie Ihres vollen Vertrauens würdige» und der mit einem Griffe sich ein Vermögen zu eigen machen kann- Der erste Kassirer einer Bank sollte nicht als bloße Ma schine behandelt werden, dessen Stunden man bezahlt; nein, sein Vertrauens- Posten verdient eine besondere Berück sichtigung in einer dementsprechenden Honorirnng." „Nach dem Vorgefallenen," fügte er hinzu, „wird )vohl die Bank kaum noch eine Verwendung sür mich haben. Ich bin daher bereit, meine Stellung auszu geben n»d meine Bücher, die ich gestern abgeschlossen, meinem Nachfolger zu übergeben, denn daz» brauchte ich den gestrigen Nachmittag u»t> nicht etwa, iveil ich das Geld weit herzuholen hatte; eS lag ruhig in Ihrem großen Schranke, und wen» Sie nicht so bestürzt gewesen wären und nachgesehen hätten, so hätten Sie sich davon schon gestern überzeugen können." Herr Brown verließ festen Schrittes das DirectionSzimmer und setzte sich ruhig wieder aus seinen alten Platz, aber er arbeitete nicht, denn sein Haupt ruhte sinnend in seiner gestützten Hand, tkaum fünf Minuten hatte er so dagesessen, als er erstaunt vor der Thür des DirectionSzimmer» sei»e» Namen rufen hörte. Als er aufblickte, winkte ihm der Präsident, der in der Thür stand: „Ach. Herr Brown, bitte noch einen Augenblick!" Wieder befand er sich im ehrwürdigen Kreise seiner Vorgesetzten, als der Präsident ihn mit folgenden Worte» anredete: „Allerdings. Herr Brown, war die Art und Weise, in welcher Sie unS eine Lehre zu Theil werden ließen, eine etwas derbe. Es liegt nun »icht in un serer Absicht, Sie dasür büße» zu las sen. Doch würde wohl das gegensei tige Verhältniß zwischen Ihnen und den Vorgesetzten i» Zukunft ein unhalt bares sein. Um nun einen so sähigen Menschen nicht in einer ihm nicht pas> senden untergeordneten Stellung zu lasse», habe ich mich mit Vergnügen entschlossen, meine Stellung, die ich noch nebenbei als Direktor der XX. Versiche rungsgesellschaft bekleide und die ein JahreSgehalt von fünftausend Dollars einbringt, zu Ihren Gunsten niederzu legen. Es wird mir ein Leichtes sein, die Herren Direktoren der Versiche rungsgesellschaft zu Ihrer Aufnahme als meinen Nachfolger zn bestimmen. Doch dürften darüber »och einige Wochen ver gehen, welche Sie als Ferien der Ruhe widmen können." Der Scneralstabsesel. Der bekannte österreichische General- Feldmarschall Montecuculi, derselbe, dem die Worte in den Mund gelegt wurden, daß zum „Kriegsühren erstens Geld, zweitens Geld und drittens Geld" gehört, hatte in seinem Stabe einen Ad jutanten, Camillo de Cicogna, den er nur auS Familienrücksichten in seiner Nähe behielt und ver nicht im Stande war, die Functionen eines Fähnrichs ge hörig zu erfüllen, da sein ganzes „Ver dienst" in den drei Buchstaben von, und einer schönen Körperfigur be stand. Oft schon hatte dieser Jüngling durch kopfloses Benehmen dem Dienst Schande, der Armee Schade» gebracht. Dagegen ließ er sich auch wieder gutwillig und stets bereit die größten Lasten ausbür den, erduldete ohne Murren Strapazen und achtete die Gesahr schon oft um des willen nicht, weil es ihm an Uebersicht fehlte, sie zu beurtheilen und zu erken nen. Montecuculi nannte ihn deshalb ver trauten Personen gegenüber schlechtweg seinen „Generalstabsesel", einen Scherz, der sich zugleich auf Cicogna'S Wappen bezog, in dessen Mittelschild ein Esel prangte. Nach der denkwürdigen Schlacht bei St. Gotard in Ungarn am 1. August 1K64, in welcher Montecuculi den be rühmten Großvezier Mahomed Kiu perli schlug, wollte er am Nachmittage nach der Schlacht um vier Uhr, als dcr Sieg entschiede» war, gleich auf dem Schlachtfelds dem Kaiser selbst Bericht erstatten, und verlangte deshalb einen Tisch nebst Schreibmaterialien. Bevor man dies herbeischaffte, nahm der alle zeit dienstbereite Cicogna seine Schreib tasel, riß daS weiße Pergament heraus, überreichte eS dem General Feldmar schall nebst Schreibstift, trat dann vor denselben in tiesgebeugter Stellung und bat, seinen Rücken statt des Tisches zu gebrauchen. Montecuculi lachte, nahm daS Per> gament, legte eS auf Cicognas Rücken und schrieb: „Kaiserliche Majestät! Von heute Morgen nenn Uhr hab ich mich mit den türkischen Bestien herumgcbissen und endlich den Haupt hund Kiuperli aus's Haupt geschlagen. Ich hoffe, es wird Ew. Kaiserlichen Majestät nicht unlieb sein. Morgen ein MehrereS. Geschrieben auf dem Rücken eine» EfelS, im Lager von St. Gotard, den 1. August 1364. Montecuculi, G.-F. M." DaS Pergament gab er Cicogna mu dem Befehl, das Weitere durch einen seiner Lieblinge, den Adjutanten des Generals Spöck, zu besorgen, vorher aber ja die Schrift nochmals nachzuziehen, damit sie dentlich sei, und sich nicht so leicht verwische. Natürlich mußte Cicogna den Bericht lesen. Als er an den '„Rücken des Esels" kam, warf er das Pergament wüthend zur Erde, und verlangte, lieber auf der Stelle erschossen zu werde«, als solche Schande zu erdulden. „Na, was macht'S halt da mit dem Bericht?" fragte der Feldinarschall. Cicogna konnte vor Erregung und innerer Wuth kein Wort hervorbringen und zeigte mit zitternder Hand auf den „EselSrückeu" und fragte, ob solch' ein Spott etwa der Lohn für treue Dienste sein sollte? „Na, was Hat'S halt zu wundern von wegen des Esels? Wär' der Cicogna ein Esel, könnt er des Montecuculi Ad jutant nicht sein. Weiß der Cicogna nicht, daß Pergameirt Eselshaut ist? Sieht Er, mein lieber Adjutant! So hab' ich's Halter gemeint, und meng' Er sich künftig nicht wieder in meine Be richte, das will ich Ihm rathen!" Der scheinbare Ernst des Feldmar schalls besänftigte schnell den armen Licogna. Mit vielen Entschuldigungen bat er um gnädige Nachsicht, und eilte mit dem Pergament von dannen, dessen Beförderung zn besorgen. Die umstehenden Offiziere mußten sit Gewalt das Lachen unterdrücken, »nd während Cicogna das Pergament icrsiegeltc, schrieb Montecuculi, dem «an unterdessen einen Feldtisch und Ichreibmaterialien gebracht hatte, einen inderen Bericht, welcher, statt des Per gaments, dem Spock'schen Adjutanten tbergeben ward, und dieser machte sich ,us den Weg nach Wien. Cicogna erfuhr nichts von diefem rausche, und brüstete sich bis an sein Ende damit, daß Montecuculi auf fei lem Rücken den Sieges-Bericht der Schlacht von St. Gotard geschrieben, ivährend er vom Ofsiziercorps stets als Veneralstabsesel, wenn auch heimlich, bezeichnet wurde. «onknrreni-Ntid. E schlicke! au« der fröhlich Pfalz. Nee, Leitcher. wann ma so was er lewe muß un wann ma so neisallt, wie ich mit e paar College »eig'salle bin, da hört Alles nss. Erjcht bin ich selwigS mohl schier verknallt sor Wuth, nn hin nenoch sin mer a noch dazu ausgelacht worre. Nit genug, daß mir Bäcker vun wcge »nsre Corbulenz 's ganz Jahr geuzt werre, innß a noch e Mitglied vun de Zunft eem en heemdickische Schtrech spiele. No, mer hawen em schpäter heeingeleicht, wie mer in de Znnstkneip zamme kumme sind. Verworre hätt ich en kenne den Heemdicker, den gschwollene. Loßt's Eich emol verzähle, Leitcher: Kummt vor e paar Tag unser Pfarrer zn mer in de Bäckerslade un lad' mich ei zu de Kircheeiweihung. Gleichzeitig froogt er mich, ob ich nach der Kerch nach dem Fefchtesse beiwohne wollt. Nu, ich habb mich erjcht e Vissel verereknsire wolle, awer 's Hot nix gemkht. Sie müsse sich a bedeilige, Herr Hefner, secht er, Hot er gesacht, denn alle angesehene Berchersleut hawe sich unnerschriwe. Jwrigens, uner uns gsacht, de Bäcker Breimann, de Bäcker Bauer un die annere Herrn College von Ihne hawe sich all unterschriwe, do denk ich, werre Se a nit sehle. Na, was wollt ich mache, ich hab mich halt a iliiner zeichnet; das heeßt Herr Psarrer, haw ich gsacht, in die Kerch werd's nit ganz lange, do kumm ich e annerS Mol, awer 's Feschtesse mach' ich mit. Freut mich secht der drus. Aprobo, fährt er fort, unfer Schutkinner kriche bei der Gelegenheit Bretzle geschenkt und do bschtell ich bei Ihne a IVO Schtick zu 15 Pf.» nit als gschenkt, verschdanne? No, sag' ich, schenke allerdings kann ma's nit, awer größer wie sunscht will ich se mache, un so is a kumme. Un jetztert kummt de Schbitzbube schtreech vun meim Kolleg Breimann. Der is nämlich a zum Feschtesse einge lade worre, awer Bretzle Hot er keeni bschtellt kricht, dann es sinn »n Ganze 4t1l) Kinner und fünf Bäcker gewest, un do jeder Bäcker 10V Bretzle bschtellt kricht Hot, Hot mei Breimann leer aus gehe müsse. Nu beim Feschtesse hawe mer uns zammengsetze, dann wan ma a so en heemliche Konkorrenspick uf ennanner hawe, dhune mer doch bei alle Gelechen heite unser Stande Sehr hochhalte un so hawe mer »ns am End vun de Tafel vereinigt un hawe nit vum fchlegfchte gepetzt. Uss eemol vun Kirchege meinderath uff, kleobert an's GlaS un secht: Meine Herren - secht er mir sinn jetzt so schöne beisamme un des Fescht Hot so en herrliche Verlauf ge numme, un des werden ewige Gedenk tag bleiwe un aach unsere liewe Jugend hawe mer heit e klein« Freed mache wolle. Mir hawe heut aus dem Grund 40V Bretzle Verdeelt, awer meine Her ren, Sie wisse, daß de Kerchenseckel ewe schtark in Anspruch genumme worre iS un do bin ich vun e paar Herre usge sordert worre, for Deckung der Bretzel koschte e Sammlung zu veranschtalte. Un dann is er rum gange mit em Det ter un mir süns Bäcker Hot enschtimmig jeder e Markschtickel in de Deller nei salle lasse. Während der Deller rumgange iS. seh ich, wie mein Breimann niver geht zum Herr vum Comite«. Was er mit dem gschbroche hat, haw' ich leider erseht hinneiivch ersohre. Er hat nämlich gsacht: „Here Se, des ,S nit recht, daß Se mich bei de Bretzle umgange hawe ; sis mer nit wegem Verdienscht, awer norr wcge de Ehr." No, secht der Herr druff, was liegt Ihne dra, awer nix destoweniger kenne see gnt Werk schtiste, gehne Sie an ihr'» Blatz, Herr Breimann, un sache Se, daß Se for de Bretzle, die Sie gelieffert, nix abnemme däte." Wie gsagt, ich habb vun dere Unerredung nix ghört! mei Breimann kummt zurück, klebbert an s Glas und secht: „Meine Herren mir feire heit e schönes Fescht un mer misse unserm liewe Kerchevorschtand allen Dank zolle. Mir sinn jetzt hier so vergnügt bei samme. un wenn a die Bretzle durch die Dellersammluug bezahlt werre könne, so will ich sor inein Deel noch « Jwri ges dhun, —meine Herren, ich verzicht' geliessert hab' und erlaube mir, uff's Wohl vum Kerchevorstand ein dreifaches Hoch auszubnnge." So hat er gsacht, ich hab gemeent, mich rihre de Schlag. Wie kannscht Du, elender Ticksack, sag' ich zu cm, for Dich allee so en Vorschlag mache! Du hätsäjt doch zersten mit uns als Deine College Ricksprach nehme solle. Dei Coni'urrenzmanöwcr helfe der awer nix. Mir annere vier Bäcker hawe also den Kerl mit Verachtung geschtrost un hawe uns schnell entschlösse, die Ehr' vum Bückergewerb' zu rette.— „Meine Herrn," sag' ich, „ich bin nit so im Redde durch, wie mein Vorred ner, awer des dhut nix; in nieim Buse schlächt e gudes deutsches Herz, uns ewejo in de Buse min diesen drei Her ren do vom Bäckeigewerke. Meine Her ren, Herr College Breimann hat eben öffentlich erklärt, us den Bstrag vun seiner Rechnung zn verzichte. Es war die? selbstverständlich auch bei unS be schlösse, mir hawe mir des nit gerade so öffentlich ausposaune wolle, awer weil jetzt doch emol de Weg der Oesscntlich keit beschritte iS, so erkläre» wir vier andere College», nicht norre us die Zah lung der Rechnung verzichte zu wolle, sondern es gibt noch jeder vun uns viere sünf Mark in die Arme-jiasse, No hätt' mer awer daS Hoch höre solle. Unser Bäcker solle lewe, hoch, hoch, un noch emol hoch. Alles iS uff mich zukomme un Hot mit mer gedrunte un Hot mer gratlirt. Aach der Herr mit der Brill, so en Schubladezither, wu den ganze Streech angschtellt Hot, iS zu mer her komme. Hesner, secht er, alle Reschbekt vor Ihne awer schinne Se'S norr nit Widder an unsre Weck' raus. No, wie ich schbäter gehört hab, ich an die annere drei, wie die Gschicht zange iS, kennt er Eich denke, w»e ich mich geärgert hab. 'S schenschte war noch, daß mich mei Fraa gjchennt Hot un Hot mich e Rindvieh gheeße, weil ich's nit gemerkt hab'. Sie Hot recht zhatt, awer so was kann bassire, wan» ma e bissel agedrunke is, un Ende gut, Mes gut, haw' ich doch e gutes Wert gedhmi. Awer dem derre Schubladezieher mit seiner Brill, haw' ich's gsagt, sor drei Satze. „Nochber," sag' ich, „droh» will ich ihm nit, awer wann Er mer am» abgelegene Ort uuner vier Aage begeg net, so hau' ich Ihn durch, daß er all' sei Knoche zamme suche kann." . Des is die Bretzekgeschicht', un s» kann mer neifalle, Leitcher, in seiner Gutmitigkeit. St«e »eutsche Reichs - Aabel «h«« Moral. patt' einst ein Gärtner mtt reichem Ge schick nen Park wohl hergerichtet: Bald aber wurde das Dickicht zu dick, s wär besser, wenn man es lichtet Und da der Alte, entrüstet tief, sich weigert, das Werk zu erfüllen. Der Herr einen anderen Gärtner be rief Wahrhaftig wider Willen! Maulwürfe nun gab'S in der grüne» Au, Die schadeten Wurzeln und Keimen; Der Alte konnt' ihre Schliche genau, ikonnt' leicht aus dem Wege sie räumen; Zr aber saß in friedlicher Ruh Mit schadenfrohen Gefühlen Tr schmaucht seine Pseise und lacht daz» llud freut sich, wie sie wühlen! War auf 'nein Schiff einst ein Steuer mann, Befahren in vielen Ländern; Und da der Wind sich zu drehen begann Er wollte den Kurs nicht ändern. Doch da der Sturm stieg riesenhaft, Der Capiiän beordert Hilm Steuer eine willigere Kraft, Wie's dringend die Lage erfordert. Wohl war manche Ratte aus de» Schiff Man hörte ihr Kratzen «nd Nagen; Der alte Bootsmann kannte den Pfiff» Die Bestien zu verjagen. Der aber hat in friedlicher Ruh Das Ding sich angesehen Zr kaut' seinen Priem und lachte dazar DaS Schiff mag zu Grunde doch gehen t War da ein Maurer, vielgewandt, Berufen ein Haus zu errichten; Der Bauherr aber hatte erkannt: Das Dach sei praktisch mit nichte». Tr heischt von dem Maarer mit alle« Fug, Tin anderes herzustellen: Und da der'S weigerte schroff genug, Berief er 'nen jüngeren Gesellen! Nun saß ein HauSschwamm in Keller» Grund, Roch klein und ohne Bedeutung; Dem Altgesellen das Mittel Kar kund, gu hemmen des Uebels Verbreitung. Der aber saß in friedlicher Ruh Und hagte sich indessen. Und schnupft seine Priese und höhnt dazu: Mag er das Gebäu doch zerfreffen! Der Gärtner, der Maurer, der Steuer mann War jeder in seiner Art tüchtig; Und doch, wie ich eS erwägen kann. Find' ich ihr Gehaben nicht richtig! Weiß nicht, wie Andern zu Sinne ist; Doch mir scheint, ich will'S nicht ver hehlen . gu einem wahrhaften Meister müßt' Den Dreien etwas noch fehlen; Denn jederzeit und allerwärtS Hab' ich e? verkünden hören: Der hat für sein Werk kein rechtes Her^, Der'S ruhig kann seh n zerstören! Erhöhter Aufwand. Mann (unzufrieden ober den Thee): „Sag', wie viel Thee nimmst Dil denn gewöhnlich?" Frau : „Einen halben Kaffeelöffel » Person!" Mann: „Und wenn wir einen Gast haben?" Frau: „Mehr Wasser!" „Ich war gesund, und wollte noch ge sünder werden, Und durch die viele Medicin kam ich ia kühle Erden." Neueste Hunde-M»de. „Wohin gehen Sie?" „Zu Geheim raths." „Wissen Sie denn, da» die Diana von GeheimrathS sieben Junge bekommen hat?" „Was? Da muß ich mit meinem Pollo umkehren »nd ihm zu Hause erst einen reinen Stehkragen und eine weiße Kravatte umbinde»." Angenehme Unterhal tung. Na, Kleiner? Man sieht Dich ja gar nie! Was macht ihr denn immer zu Haus' an den langen Sonntag- Nachmittagen? Der Vater.wackelt nnt seinen langen Ohren, und die Mut ter und ich lachen dazu! Der überangestrengte Parlamentarier. Abgeordneter: Herr des Himmels! Ich sollte heute eine Rede halten aber wo? Im Reichstage, im Abgrordnctenhause, in »er Fraktion, im Bezirksverein oder beim Fraktionsdiner? Bei der Rekrute n v i 112 i tation. Osficier: „Haben Sie eine» Fehler anzugeben?" —-Rekrut: „Ja, ich habe einen kurzen Athem." Offi zier: „DaS macht nichts, wenn er Ihnen mir nicht ausgeht!"