Die MilhMzkiMr. von «l. Lat«t» » ura» (S. Fortsetzung.) zu sehen, so hatte er sich abermals ge täuscht. Erst gegen zwei Uhr sah cr ihn plötzlich in scincr unmittelbaren Näh« an «inem Tische sitzend. Jakob wußte bestimmt, daß er nicht durch einen der Eingänge getreten war, «r mußte durch die kleine Thür »eben dem Bussel gekom men sein. Diese Ueberzeugnng ließ Ja kob tief und schwer aufathmen. HanS befand sich in Gesellschaft eineS Llteren Herren, dessen ganzes Aeußere den blasirten Lebemann verrieth. Er selbst sah bleich und angegriffen anS, die Wangen warcn hohl, und die Augen lagen ticf in ihren Höhlung?». Si« lmtten auch ciucn Ausdruck, die, wie Jakob dünkte, gar nicht in Beziehung zu dem Eharakter eines Mannes, wie Hans Brenner war, stehen konnte; eS mußte denn eine gewaltige Sinnesände rung mit dem Bruder vorgegangen sein. Jakobs He?', schlug fast hörbar in d«r Brust. Nöthe und Blässe wechselten in ssolge tiesittnerster Erregung in seinem Gesicht. Was sollte cr beginnen? Wenn cr Hans anredete! Er wollte sich vo» Unmöglichkeit. Und doch! All' sein Schwanke» hatte ein plötzliches Ende erreicht. Da stand cr ncbcn ihm. Seine fest« Slrbeitshand legte sich auf die Schulter des Bruders. Dieser zuckte uuter der unerwarteten Berührung nervös zusam men. Aufblickend versinsterte sich seine Miene. „HanS, ich habe Dich hier seit sechs Uhr erwartet," kam es zitternd von Ja kob's Lippe». „Wärmn? WaS willst Du von mir?" lautste die kurze, schroffe Entgegnung. Jakob biß sich aus hie Unterlippe, n' war bleich geworden. Die Stimme des Bruders halte einen schwere», lallenden Klang: oh»c Zweifel in Folge unmäßi gen Genusses geistiger Getränke. „Ich muß niit Dir fpechen. Jemand, den Du sehr lieb hast,ist schwer erkrankt." Einen flüchtigen Augenblick blitzte eS in scincil Augen auf, dann umzuckte ein spöttisches Lächeln feincn Mund. „Du irrst, ich habe Niemanden lieb, wie ich Allen ei» Fremder bin," gab er leise zurück. In den wenigen Worten hatte ein schneidendes Weh gelegen. „Kordel Nachmän» ist todtkrank, wer mag wisse», kurze Zeit ihr »och rigeii^ Kindheit, HanS, und ich glaube, sie würde Dich geru noch einmal vor ihrem Ende sehen." „Du täuschst Dich. Kordel hat kei nerlei Wünsche mehr für ihre Zukunft. HanS, bitte, geh'einige Augenblicke mit mir. Willst Du eS nicht ineiuetwcgen, s, thu« es einer sehr Unglückliche» wil len. " „Ich schc, mein lieber Brenner, Sie sind momentan sehr in Anspruch ge nommen," sagte jetzt plötzlich der Herr, welcher mit ihm an einem Tische geses sen. „Ich gehe nach Hause. Wo treffe» D«r Herr lüstete seinen Hut und ging. Jakob ließ sich »ebeu seinem Brudv' mcder. „Geh'mit mir HanS. Kordel hat Dich wirklich gern gehabt nnd ost nach Dir jich ihm jetzt bot. „Kannst Du mich die Nacht bcher beigen?" sragte cr mit nnsichcrcr Traum, als er wenigeMinutcn später an dcS Bruders Seite die Straßc cntlang schritt. Dic kühle Nachtlnst indessen limsächelte wohlthuend seine heiße Stirn und brachte ih» zum vollen Bewußtsein dessen, was cr so ganz unerwartet bei Hans erreicht. Nichts dcstoweniger konnte cr sich banger Besorgnisse über den Ausgang nicht erwehren. Schweigend schritten Beide neben ein ander dahin. Es war ein weiter Weg luS zu JakovS Wohnung, uud den Brü t. >ii dünkte cr »och länger, als cr in Wirklichkeit war. „Kann ich cinig« Tage bei Dir woh nen?" fragte Han«, nicht weit vo»> Ziele «»lienlt .Warum nicht?" gab Jakob zurück. „Du kannst fr«i über meine Wohnung Er wollte noch eine Frage hinzufügen, unterdrückte sie aber. Die größte Vor folg rechnen wollte. Zu Haus« angelangt, überwies Jakob dem Bruder sein Schlafzimmer, er selbst war für ihn doch nicht zu denken, die Ergebnisse des heutigen TageS würde» ihn nicht einen Augenblick zur Ruhe vielleicht machte er sogar Ersparnisse. WaS brauchte wohl ein Mensch wie die ser zu seinem Lebensunterhalt? Schlaf, aus welchem er erst spät erwachte. Jakob würde »och gern ein paar Worte mit dem Bruder gewechselt haben, hatte ihn aber nicht wecken mögen und war gegangen, nachdem er einen Zettel, durch welchen er HanS bat, ihn um 12 Uhr zu erwarten, ans den Kassee tisch gelegt hatte. Hans Vrcniier hatte sich seit langer Zeit nicht so wohl und behaglich gefühlt, als an diesem Morgen in der Wohnung seines Bruders. Die Wirthin war an gewiesen, ihn mit allem Nothwendigen zu versehe», und er ließ sich das Früh stück ganz besonders gnt bei deni Ge danken schmecke», daß ohne seinen Bru der sein Hunger an diesem Morgen ver muthlich ungestillt geblieben wäre er befand sich i" der That in einer äußerst aussichtslosen Lage, aus welcher ihn auch niemand befreit haben würde, wie er bestimmt wnßte. Jakob Brenners Wohnzimmer ließ in feiner ganzen Anordnung nicht min der Eleganz und Wohlhabenheit ver kenne», als fein Schlafzimmer. ES war dunkel gehalten, ohne «inen düsteren Eindruck zu machen. Helle Vorhänge gestatteten der Sonne freien Einzug. Die stillvoll geschnitzten Mö init Zeichnungen aller Art bedeckt war, gehörte ersichtlich einem vielbeschäftigten Manne, während das Sofa wohl kaum einige Male Benutznng gefunden hatte. HanS Brenner brauchte einig« Zeit, einem bestimmten Ziele zustrebte und eS doch, im günstigsten Falle, zu nichts an derem bringen würde, als zum Ausscher tigt. lind in der That, die Welt fragte Erdachte weiter und weiter viele Stunde», abcr cS warcn fruchtlos« Ge- erbarmungslos in den Abgrund führen mußt:, heiß in sich aussteigen fühlte, so dttukte dies ihm im nächsten eine llniuög lichkeit. Er sollte Jakob sagen, wie eS mit ihm bestellt war, ihn vollen machen, er wußte eS, aber dem Bruder so tief erniedrigt gegenüber zu stehen, nachdem er lang« auf denselben herab geblickt, dünkte ihn schlimmer, als die härtesten Vorwürfe zu empfange». ES war gegen zwölf Uhr, als ein leichter Schritt auf dem Eorridor und dann ein einmaliges, ziemlich energisches Klopsen an der Stubenthür ihn aus sei nem Brüte» ausschreckte. Unwillkürlich kam die Aufforderung zum Eintreten gewissen Eleganz gekleidet, obgleich we der der Stoff ihres Kleides ein sehr kost barer, noch der Schnitt desselben der ersah. DaS jnnge Mädchen war durch seinen Anblick sichtlich überrascht. Heiß ergoß sich daS Blut in ihre Wangen, und die Nacken aus. „Ich möchte Herrn Jakob Brenner sprechen," stainuiell« sie in einiger Ver wirrung. Hans stellte sich als den Brnder des selben vor. Sogleich war die Vcrwir ihrcn Name«: „Irene Grünwald". Sie wollte Herr» Jakob Bren ner bitten, heute Abend zum Abend brod zu kommen. Der Vater habe sich schon seit einigen Tage» nicht wohl befunden und Herrn Brenner vergebens erwartet. Heute sei ihm zwar wieder besser, aber er werde in den näch sten Tage» »och nicht in die Fabrik gehen und habe doch Nothwendiges mit Herrn Brenner zu besprechen. In der ganzen Art deS jungen Mäd chens war etwas sehr Ernstes, Ruhige» und Sicheres. Es zeigte keine Spur von Verlegenheit mehr, sondern eS war dein jungen Maler vielmehr, als musterte ihn ihr Auge mit prüsenden Blick. Er sagte, daß er seinem Bruder die Bestellung ausrichten werde. Er wurde roth; warum fragte sie so? „Sie diirsen sich aus mich verlassen, mein Fräulein." Nun erröthete sie. „O, ich bin überzeugt, Herr Brenner, aber verzeihen Sie der Vater würde sehr ungeduldig werden, und er ist leidend. Ich möchte ihm jede Auf regung ersparen." ße», klaren Augen mit einem Ausdruck auf ihn gerichtet, dem fein leicht erreg bares Herz nicht widerstand. Er war in der That durch ihre Frage verletzt, umsomchr, als er glaubte, daß seine äußere Erscheinung si« zu einem Miß traue» berechtigt habe. Leider! Er stand prüfenden Blickes vor dem Spiegel, nachdem sie längst gegangen war. Er hatte seine Kleidung seit zwei Tagen nicht gewechselt. Das schwarze Saminetjackct, obgleich nicht schcinung machte den Eindruck eines nachlässigen oder mindestens sehr un ordentlichen Menschen. So lautete das Urtheil des jungen Mannes über seine eigene Person, und er hatte ei» Gesühl vo» Scham, das sich nicht überwinde» ließ. Er war unzu- JakobS baldige Heimlehr. Der Gc- nichts mehr sein eigen, nicht einmal mehr Farben, Pinsel und Palette. Er hatte alles bei der »nliebcnSwürdige» liing begehrt, im Stich gelassen, sein Geldbeutel war völlig leer, und Freunde hatte er seit dem Tage, an welchem Hm ken an das große Heer der Freunde, die er einst besessen, lächeln. Wo waren si« geblieben? Welche» Scharssi»» hatten sie bei dem Erkennen des geeigneten Augenblickes, in welchem eS sich nicht nicht mehr verlohnte, um eine» Sinken den sich zu bemühen, entwickelt! WaS aber sollte er beginnen? Und wieder schlug die Uhr an. Hani Brenner zuckte abermals zusammen. Es war die höchste Zeit er-mußte gehen. Schon hatte er sich der Thür genähert, um das Zimmer und das HauS zu ver lassen, da erinnerte er sich des dem jun gen Mädchen gegebenen Versprechens, ihres Ziveifelns a» seinem Worthalten. Er blieb. Wenige Minuten später betrat Jakob Brenner das Zimmer. Er bot dem Bruder herzlich guten Tag und zeigt« «ine unbefangene Miene. „Ich ließ Dich schlafen Leute Eures verträumen", sagte er lächelnd. „Bei uns heißt's dagegen: „Früh heraus!' Willst Dn mich zum Mittagessen beglei ten? Ich speise bei meiner Wirthin." lieber —" Jakob wollte verletzt auffahren, abei ein Blick in das Gesicht des Bruders brachte ihn schnell zum Schweigen. In demselben war nichts zu sehen, das an den wegwerfenden Hochmuth srüherei habe zu thun." „Ist es etwas Unaufschiebbares?" „Nicht gerade, aber—" „Dann bleib' bei mir, Hans, ich bitte Dich herzlich darnm. Wir waren uns so lange fern könnte nicht wieder ein« wir, die wir durch die Bande deS BlnteS verbunden sind, nicht doch auch seelisch verbunden bleiben? HanS, Du hast Dich in mir getäuscht, ich nehme Dir nichts, was Dir gehörte; ja, mit de» größten Opfern würde ich für die Begründung Deines Glückes Sorge getragen haben, wett» diese in meiner Macht gewesen wäre. Laß mich ehrlich z» Dir sprechen. Du glaubst, ich hätte mich zwischen Dich und Kordel Nachmann gedrängt, und doch würde eS mich namenlos beglückt haben, Dich mit ihr vereint zu sehen. Sieh' nicht so finster darein! Nie kam mir der Gedanke, Kordel durch andere Bande, als die einer, a»S einen, gleichen Schicksal entstandenen Freundschaft an mich zu fesseln. Auch Dir konnte sie nichts werden, HanS. DaZ arme Ding! Es war eine durch Frost verkümmerte Blume, die wohl noch im Sonnenschein ihre» Kelch erschließen konnte, aber doch dem Untergang geweiht war. Sie hat Nachmann? Ist es möglich?" „Ja, HauS, sie ist sehr krank; ihr Leben zählt nur noch nach Tagen." Jakob sah, wie Röthe und Blässe rasch in dem Gesicht des BrudecS wechselten, sah seine Hände zittern, und eine Pause killstnnd. HanS unterbrach sie zuerst. „Sie hat Dich geliebt." In dem Ton dieser Stimme lag ein unterdrückter Groll. Jakob hatte „Ich glaube cS. Befremdet Dich das? uns nahe. Tu weißt doch! Ihretwegen fanden wir „Am Denn Hardt" Aus nahme." „Sprich nicht von jener unseligen Munde das Wort hörte!" „Mögen sie doch; ich fürchte mich S-rge". schreite» aus der nin dem lebhaftesten Interesse. Ach, sie hatte einen großen Herzenswunsch, der „Weichen Wunscyk» sragte cr mit ge» prcßtcr Stimme. „Von dcm Gefährten ihrer Kindhei« „Sagte sie das?" hast Dich früher a»f mich gestützt, wc'ß« halb willst Du es heute nicht thun"! Etwa nicht, weil ich in Deinen Auge? '"'„Jakobs" schmalen Wangen des jangen Manne« „Jakob, glaubst Du, daß es nock besser mit mir werden kaun?" fragte ei „Du fragst? Warum nicht? . Weil „Ich brauche nichts zu wissen. Mctt mer Kerl! Wie sauer ist Dir das Leber geworden!" wirre Haar deS Bruders, der uutcr die: ser zärtlichen einer harter Albeiterhand erschauerte. zu versehe», indem er ihm seine Börs« zur Verfügung gestellt. Heiß war ihm «och einmal dic Nöthe der Scham i» di< ruhig für Dich ich gebrauche es nicht! ich würde Deine Hilfe ebenso in Anspruch genommen habe», wenn ich ihrer bedürf beruhigend, wie er eS nie gckannt, ob glcich noch die Schamröthe feine Wange» färbte. Wie cin wüster, banger Tmum lagen die letzte» Jahre hinter ihm, kni letzen Monat», Wochen, Tagc. W«i Er blickte auf die gefüllte Börse, di« gcrtc cr, sie an sich zu nchmcn. Et sollte sich mit dcm Nothwendigsten vcrsi' hen. Was war denn das Nothwendigste? Ihm fehlte Alles. Ja schlimmer als Aber Jakobs rastlos thätiger Geist, dung mit dcni Brndcr statt, und bcntc mehr als je. Wie schroff hattc HanS ihn, vor nicht gar langer Zeit gcgcnübcrgcstan stcts bncigt. Und wie saud cr ihn am Mittag? Wie schinicgsamcs Wachs unter i>cm Druck cincr warme» Hand. War nicht auch der Vater cin glcichcr Eharaktcr gewesen? Wie oft hatte dieser Gedankt im Laute der keit >ich ihr immer ein Fremder bleiben zu iniis > sen, hielt daS heiße, leidenschaftliche Ge l fühl i» eine», Ban», der demselben nie - fit mit leiser Stimme. „Ich fühle aber 1 auch selbst, daß eS vorbei ist, Jakob i endlich vorbei!" k " Dic lebten beiden Worte klangen wie , del —Du —" ticf zu ihr Innabbcugcn, um sie uur ver stehen zu können, ihr sieberheißcr ' Nthcm strciste scine Wange, und er fühlte sich von einem unneilnbaren ' Schmerz durchfluthet. „Sieh' nicht so finster", fuhr sie fort, ' und ihre Hand berührte liebkosend scine ' Wange. Er schauerte unter der Berüh - ruug znsamme». „Ich sühle mich jetzt - ganz glücklich, ganz bosricdigt, uud Glück ° und Frieden danke ich Dir. Ohne Dich? Wic hätte mir cin srommeS Gottver > Tich an der Seite cincr anderen Frau 5 glücklich zu scheu. Wic selbstsüchtig ist 1 doch das nicnschlichc Hcrz!" ivar doch 'mciiic Hcimalh bei Dir, Kordcl." „Morgen. Alle Tage bis Du ge sund bist." > Bis ichAksund bin," nickte sie leise. ' (Fortsetzung folgt.^ s s»t Der stolze Graf Siebenthal machte i» Jahre 178 S eine Reise nach Hamborg. Er war mit einer Empfehlung an ein« sehr liebenswürdige, dort lebende adlig« Familie versehen. Als er seinen erste» Besuch bei derselben abstattete, fand er eine sehr freundliche Ausnahme; eS war gerade eine ausgewählte Gesellschaft beim Frühstück versammelt, in deren Mitte jedoch, wie der Graf zu seinem Mißbehagen bemerkte, sich auch der jü dische Bankier Herz befand. Die Fraa vom Hause bat die ganze Gesellschaft zum Tiner und wies dem Bankier, eine» durchaus gebildeten und sehr angeneh men Gesellschafter, seinen Platz nebe» dem Fremden an. DaS beleidigte Graf Siebenthal sehr und er wandte sich m der Unterhaltung immer an seinen an deren Nachbar, der adliger Abkunft war. keine Gelegenheit vorüberlassend, den Bankier zu kränken. Dieser blieb ganz gelassen, erwartete aber eine Gelegenheit, den groben Nach bar mit gleicher Münze zu bezahlen, wenn dieser seine Ausfälle aus ihn fort setzen würde. Diese zeigte sich bald. Man sprach von der Türkei. „Ich habe viel über dieses Land ge lesen," nahm der Graf daS Wort, „und ich sympathisire sehr mit den Türken. Besonders sind ihnen zweierlei Geschöpfe verhaßt, für welche ich ebenfalls die Neigung der Katze zur Maus empfinde, mit der Ausnahme, daß ich sie nicht essen mag." „Was find denn das für Geschöpfe, Herr Graf?" fragte der ebenbürtige Nebenmann. „Das sind die Esel und die Juden," sagte Graf Siebenthal mit einem höhnischen Seitenblicke. .Beide sind in der Türkei gleich verachtet, und man schlägt sie todt, wo man sie findet!" Der Graf schwieg triumphirend, die übrige Gesellschaft war höchst ver legen. Da erhob sich Bankier Herz ein we nig von seinem Platze, klopfte dem gräf lichen Nachbar auf die Schulter und sagte gemüthlich lächelnd: „Na, mein Bester, dann ist'S gut, daß wir Beide nicht in der Türkei sind. Der siebenjährig» «rieg» Wir haben also sieben Jahr Gekämpft den Kamps Ehe; Daß ich der stets Besiegte war, Mein Weibchen, ich gesteh« I Ost glaubte ich durch Reden spitz Zu siegen thöricht Wähnen! Du hattest besseres Geschütz Mein Weib, Du hattest Thrä nen! Und wenn Du nun statt rothem Blut Die Thräiilein hast vergossen. Da wurde Friede wohlgemuth Für ewige Zeit geschlossen: Allein die Fehde ward erneut. Wenn ich bei Trank und Schmanse Des Abends länger mich ersreut Und später kam nach Hause. Da galt'S mit Klugheit, galt's mit Lrs» Dem Plänkeln zu entweichen, Bis ich Dich schließlich doch geküßt: Das war das Friedcnszeichenl Ja, so entzog ich sieben Jahr' Mich leidlich der Affaire, Ich wünsche, daß eS dreißig Jahr Und länger noch so währe! Paul AlberS. Romanhaft. DaS Cchlußcapitel einer traurigen Geschichte hat sich, wie eine Berliner Korrespondenz erfahren haben will, am ersten Tage des neuen Jahres in einer Berliner Familie abgespielt. Anfang des vorigen Jahrzehnts der „plötzlich" eingetretene Tod der etnx» dreißigjährigen Frau des Industriellen F. allgemeines Aufsehen. Man wollte wissen, daß das junge Weib nicht am Herzschlag gestorben sei, sondern in den Flnthen der Oberspree freiwillig geen det habe, nachdem sie sich von der ehe» lichen Untreue ihres Gatten überzeugt hatte. Dem Wittwer verblieben zwei Töchter, deren Aeltere sich vor etwa einem Jahre mit einem hiesigen Bank beamten verheirathete. Die Jünger« war bis vor Kurzem in Dresden in Pension gewesen und kehrteerst nach der Hochzeit der Schwester in das HauS de-Z Baters zurück, woselbst sie jedoch nicht lange verblieb. Die junge Dame hatte den Vater wiederholt gebeten, zur Bühne gehen zu dürfen, war aber mit ihrem Wunsche stets abgewiesen worden, so daß Herr F. zur Vermeidung weiterer Streitig keiten es sür gerathen fand, seine Toch ter zu Verwandten nach München zu schicken. Wenige Tage nach ihrer An kunft daselbst, Anfang December vori gen Jahres, nahm das junge Mädchen. zuS Gram über die Nichterfüllung ihres Leben-Wunsches, Gift und starb. Wäh rend der Vater nach München reiste, um der Beisetzung seines Kindes beizu wohnen, traf ihn ein zweiter harter Schlag. Man hatte unvorsichtiger Weise der älteren Schwester, welche we nige Tage vor der Katastrophe nieder gekommen war, die Trauerbotschaft mit zetheilt, »ud Gram und Schmerz hatten die ohnehin schwächliche junge Frau der «rtig überwältigt, daß sie im Wochen bette starb. Der bedauernswerthe Va ter hat das plötzlich über ihn hereinge brochene Unglück nicht lange überlebt oder überleben wollen. F. ist ans seiner Besitzung, linem Gnte in der Prignitz. vor einige» Tagen einer „Herzlähmung" nilegen. Die Geschichte klingt etwa» romanhaft. Die Frau hört eS lieber, wenn man ihr sagn Sie sind die man sagt: Sie sind die Schönste auf l>er Welt.'