Teutsche LoraUtachrtchten, Provinz Brandenburg. Aussehen erregte in Franksurt a. O. die Verhaftung des bisher in hohem An sehe» stehende» Conrectors K. Derselbe soll a» Schülern unzüchtige Handlungen verübt haben. Seit einiger Zeit wer den in der Nähe des in der Malxeniede rung gelezenen Dorfes Jcintichwalde von einem Berliner Hanfe Bohrungen auf Braunkohlen unternommen, deren Resultat bis jetzt recht befriedigend aus gefallen fein soll. In den bis jetzt sertig gestellten Bohrlöchern ist man^in Z Meter mächtige Kohlenslötze gestoßen, Durch unglücklichen Sturz kamen zu Tode: der Schlachter Heineman» in Berlin, der Förster Türk in Gr. - Dö bern »nd der Bergarb. Netzka» in Vet schau: an Kohlengas erstickt wurden aufgefunden: in Berlin der Hausdiener Pedercke, in Cottbus die Wittwe Riefke, in Lippehne die Arbeiterfrau Biczielsk», in Mohlsdorf das betagte Ehepaar Keß ling und in Reppen das HauSmädcheo Louise Gath. Provinz West Preußen. Das I. Lelb - Husaren-Regiment ,n Danzig schickt sich bereits zur festlichen Begehung seines am 1. Juli d. I. statt findenden 1 .',ojährigen Jubiläums an. Man hofft, den Kaiser als Gast zu se he». Am 18. Juni d. I. seiert die Stadt Graudenz das «Ioojäh. Jubiläum ihres Bestehens als solche. Mit eige ner Lebensgefahr rettete Frau Sani tätsrath Dr. Müller in Könitz einen Kjähr. Knaben vom Tode des Ertrin kens. Derselbe war a»s dem Worichsee beim Schlittschuhlaufen eingebrochen.— Unter dem Vorsitz der Fran Oberförster Kalckhoff bildete sich in Lautenburg ein „Vaterländischer Frauen .Verein." Bermis/t wird in Thcr» der Geometer Döring, welcher mit Bermessnngsarbei ten aus der projektirten Bahnlinie Thorn-Nakel Könitz beschäftigt war. Provin'z Pommern. Wegen Bigamie wurde in Steltin der Schlosser Ernst Bubow zu N Jahren Gesäuguiß verurtheilt. Derselbe hatte im Jahre 1888 seine Frau und sein üjähr. Töchlerchen in Rybnik (Schle sien) Cimlich verlassen und dahier eine gewisse Puttlitz geheirathet. Seine erste Frau war aus Gram darüber im Irr sinn versallen.—ES feierten: die goldene Hochzeit die Eheleute Schiffsbaumeister Holzerland in Barth, das 50jährige Bürgerjubiläum der GehöstSbes. B. KrooS uud der Sattler Nevgeusind in Grimmen. —ES erhängten sich der Ar beiter Netzlass aus Frauendors nnd der Fischhändler Ernst ans Wiek auf Rüge». —Unglücklichem Sturze erlagen: in Gollnow der Ackerbürger Frank, in Schwelbel» die Wittwe Steffen und in Stettin der Tischler Detert, der Kanti nenwirth Gohrte in Eichstädt würd« vou einem zurückprallenden Hebelbanm getödtet? in Stargard ertrank die Wittwe Bullcrjahnund erfror der Vieh schafsner Schmidt. Provinz Schleswig-Holstein. Mii eigener Lebensgefahr rettete un längst der Gefreite Freitag von der 12. Eompcignic des in Schleswig garniso nirendcn Infanterie NeginiciitS die bei den Schulknaben Franz Fischenich und Richard v. Behm vom Tode des Ertrin kens, als dieselben beim Schlittfchuh lause» aus dem sog. Burggraben ein gebrochen waren. —ln Hadersleben ist die Pockenepidcmic ausgebrochen. Mehrere Perjoiien sind derselben be reits erlegen. 112 In Rendsburg der Knaben - Erziehungs - Instituts - Vor steher Dr. Heinrich Dohren. Bei einer Eisenbahncollision unweit des Bahnhofes in Segeberg wurden nenn Passagiere mehr oder weniger verletzt und ein Bremser getödtet. —l° Ja Wandsbeck Polizeiofficiant Wnndrack, Die goldene Hochzeit feierten: in Burgstaaken das Kaufmann W. Bencr 'sche und in Klcin-Harrie das Schneide? MartenS'sche Ehepaar. Provinz Schlesien. Laut kgl. Erlasses hat Swierczinietz den Namen Tanuendorf erhalten. An der Jnslnenza starb in Görlitz der Polizcicommissar Kegel und an einem Hirnichlage der Amtsgerichts-Secretär Goltl. Pohl. 7 In Creuzburg Bür germeister Müller. Die drei 2 iijähr. minder des Arbeiters Klicm in Neuuiarkt setzten durch Spiele» mit Streichhölzchen das väterliche Haus in Brand und verbrannten mit. j- In Schöna» der Magistrats Beigeordnete und Stadt käminercr Eduard Rüb. Es feierten: die diamantene Hochzeit di« Eheleute Droschkenkutscher Sagawe in Ratibcr, die goldenedie Eheleute Gottl John in Grochwitz, Schulze in Lessen, dors und Arlt in Lorenzdorf: ihr siv jähr. Bürgerjubilänm in Liegnitz die Schuhmacher Mittwich, Am Ende nnd Schcpe. Ter Stellcnbesitzer Bochonek in Ratibor lies; sich von einem Eisen bahnzug überfahren nnd todten; der Jäger Knobloch in Hirschberg und der Kürassier Völkel in Nimptsch hab.» sich erschossen (letzterer aus Furcht vor Strafe wegen Desertion.) Provinz Posen. Die Steingut - Fabrik iu »vlmar nimmt immer größere Ausdehnung an. Augenblicklich wird in süns Lesen ge branut. Die Zahl der Arbeiter hat 200 bereits überstiegen. Die städti schen Behörden in Schulitz halten ihre Sitzungen künftighin in dem nunmehr fertiggestellten und eingeweihte» neuen Rathhause ab. Provinz Sachsen. Im Dorse Brnnau fand man di, Wwe. Reiiiecle, die als Rentnerin ein Haus allein bewohnte, ermordet iin Bette vor. - An Stelle der bei der letzten Hochflnth eingestürzten «00 lah« alten Saalebrücke wird von dem Schiffsbau mcislcr Röllig in Nebra für den Preis von 14,00» M. eine neue, sog. Noth brückc hergestellt.—Zur Errichtung einer Webeschule bewilligten 42 Firmen der Textilindustrie niien Fond von :.'O,BOO, die Stadt Mülhausen eine» jährlichen Zuschuß von 4iioo uud die Handels kammer einen solchen von IVOV M. Durch Fahrlässigkeit des FulterkncchtS Friedr. Steinbrink aus Haynrode ist das i» der Nähe von Nordhausen gele gene, der Frau Major v. Klützuer ge hörige große Rittergut niedergebrannt. —Das Julius Grote'sche Ehepaar, das den Arbeiter Richard v. Monsterberg im „Thiergarten" in Zertz erschlagen hatte, wurde zu 5 Jahren (die Frau) und 1 Jahr (der Mann) Zuchthaus verur theilt. Provinz Hannover. . Der Rentner und Postagent R. in Bornstedt a. H. erschoß sich in dem Au genblicke. als er wegen eines Sittlich keitsvergeheus verhaftet werden sollte. Der schwarze Diener desßeichscom missars Wißmann, welchen letzterer bei seiner jüngsten Abreise nach Asrika in Lauterburg a. H., in WißmannS Va terstadt, zurückließ, ließ den Tausakt an sich vollziehen. —Zur großen Freude i>er betheiligten Orte hat das bereits seit 20 Jahren schwebende Eisenbahnprojekt Kläden Falbe - Openbnrg - Bretzendorf- Wittingen-Hankensbüttel-Celle endlich die Genehmigung des Ministeriums ge funden. Es feierten: die diamantene Hochzeit die Eheleute Bartels in Lich tenberg, die goldene die Eheleute Leib züchter Brunnotte in Eitzum, Schulze in Ncuhans a. d. Oste und Altenheiler Höbermann in Uelze. Aus unbe kanntem Motiv durchschnitt sich der Landwirth Wettmer in Neuenlande b. Geestenmünde die Kehle, der Oberkell ner Behrens in Northeim erschoß sich, und der Arb. Friedr. Lehne in Wris bergholzen brachte sich durch Erhängen zu Tode. Provinz Westfalen. Wegen Beleidigung der Handelskam mer in einem Artikel der „Wests. Volks zeitung" in Bochum. „Die zn gering? Einkommensteuer der Höchstbegüterten", wurden die Redacteure deS Blattes, Fusangel und Schwarbe, zu je 1 Mo uat Gefängniß verurtheilt. Durch schlagende Wetter ist der Zimmerhauer Worthosf in Erlenbach getödtet worden; unglücklichen, Sturze erlag der Arbeiter Karl Krugmann in Münster. Rheinprovinz. -f- In Aachen der Director der städti schen Wasserwerke, Siedamprotzky. Mit Hinterlassung beträchtlicher Schul den verduftete in Barmen der Butter agcut Emil Sch. Bei Bassenheim hat man ein TuSsteinlager entdeckt. Gegenwärtig werden die Steine aus ihre Brauchbarkeit geprüft. Wegen Quittungssälschnng in 4 Fällen wurde der Rendaiit der Ortskrankenkasse in Coblenz zu 4 Monaten Gefängniß ver urtheilt. Die Errichtung des Bis marck Denkmals in Düren ist dem Bild hauer Uphues in Berlin übertragen worden. Das Denkmal besteht aus ei ner zwei Meter hohen granitnen Säule mit dem Bilde des Fürsten Bismarck. — Henry Schneider aus New Aork, der sich kürzlich mit einer Bauerntochtcr in Engers verheirathet hatte, starb im Hause seiner Schwiegereltern infolge eines Herzschlages, während er einen Jig tanzte. 112 In Kaiserswerth Bür germeister Anton Pohl. Todtgefah ren wurden: der Rottenführer Hüges aus Brücke, der Bremser Fahland aus Mülheim und der Arbeiter Alderatb aus Rosellen. Provinz Hessen-Nassau. Die 20jährige Bertha AlthauS in Eschenheim erschoß ihren Geliebten, den geschiedenen 40jährigen Ernst Geißler, weil derselbe sich fortgesetzt geweigert hatte, sie zu heirathen. Nach vollführ ter That gab sie sich selbst durch einen Revolverschuß den Tod. Der vor mehreren Wochen in Brüssel verstorbene Ehrenbürger von Rödelheim, Julius Mai, hat seiner Vaterstadt testamenta risch ein Capital von 12,000 Mrk. ver macht, dessen Zinsen alljährlich unter die Armen vertheilt werden sollen. Dem Rentmeister Deubel in St. Goarshausen ist bei seinem Uebertritt in den Ruhe stand der Charakter als „Rechnungs rath" verliehen worden. Gewählt wurden: Zu Bürgermeistern in Flacht der Kartoffelhändler Schug und in Nie derwalluf der Mühlenbesitzer Körber; zu Gemeinderäthen in Braubach die Be sitzer Römer, Stnrm und Thor», in Diez die Bürger Roßbach, Nuhl uud Hautzel, in Rüdesheim Bäcker Glock, Schreiner Rausch und Bes. Jos. Lill, in Sonnenbcrg FeldgcrichtSschöffe Peter Dörr, Landwirth Wilh. Dörr und Schreiner Hachenberger und in Wies baden die Freisinnigen Maier, Rentner Müller, Rentner Schlink und Feld gerichtsschöffe Weil. Königreich Sachsen. Wie unlängst in einem Beleidigungs prozeß vor vem Amtsgericht in Dresden festgestellt wurde, ist iu der städtischen Ardeitsanstalt heute noch die Prügel daß er einen Häusling wegen renitenten Benehmens mit 15 Hieben habe züchti gen lassen. Es steht zu erwarten, daß die Angelegenheit demnächst im Stadl seinen Mitgliedern den Verkehr im ge nannten Gasthofe verboten. Die „Dö belner Bank" nnd der Vorschuß nnd DiScontoverein" haben sich zn einem Unternehmen vereinigt. Wegen häus liche» Unfriedens wollte Gch der Fabrik besitzcr Rauscher in Heiiirichsdorf er schießen, jedoch ist die Kugel nur durch de» Leib gegangen, ohne zu tödten. Wege» Beleidigung des Generalseere tärS Biieck vom Verbände deutscher In dustrieller ist der Redacteur Wächter von dem in Schneeberg erscheinende"' freisinnigen „Erzgebirg. Tagebl." zu ö Monaten Gefängniß verurtheilt worden Der Gutsbesitzer Karnahl in Thall witz, über dessen Vermögen vor einiger Zeit der Concurs eröffnet wurde, sälschle aus den Namen dreier Herren Wechsel im Gefammtbetrage von 39SU Mark und wurde jetzt dafür zu 5 Mo nate» Gefängniß verurtheilt. Thüringische Staaten. Der Redacteur der „Coburger Zet> tung", Baron v. Jauußkiewicz, hat für sein novellistisches Werk „Mütter und Töchter" vom Herzog einen werthvollen Brillantring als Anerkennung erhalten. Aus Siebenbürgen ist in Eisenach znr Errichtung des LutherdenknwlS ein« Summe von (!00 Mark eingetroffen, die den Abschluß einer in der dortigen evangelischen Landeskirche veranstalte ten Sammlung bildet, nachdem schon im Mai v. I. ein mehrere Hunderl Mark hoher Betrag als erste Rate zu gleichem Zwecke hier eingegangen war. Die durch die unverantwortliche» Speculatione» der beide» Direktoren Roßbach nnd Zetzsche herbeigeführte Katastrophe der Gcraer Handels- und Creditbsuk hat als directe Folge die Concurserkläriing der Firnia Friedr. Späte (Teppichweberei) nach sich ge zogen und in vielen Familien sorgen volle Weihnachten geschaffen. Das Actiencapital von zwei Mill. Mark ist voraussichtlich ganz verloren. Der in Klein-Tabarz herrschenden Mafernepi deinie sind bereits 4L Kinder zum Opser gefallen. Der Besitzer der großen Dampsbicrbrauerei in Heiligen stein, K. Schenk, hat seine Zahlnngen eingestellt. 112 In SonderShansen der Fürstl. Kammerherr, Hauptmann a. D. v. Kauffberg. Es erhängten sich: der Hutmacher Johannsen in Altenburg, die Wittwe Siegsried in Friedrichroda und der Schneider Picker in Hohen leuben. Hessen -Darmstad t. Wegen Verbrechens gegen die Sitt lichkeit wurde der Gastwirth Karl Kohl heyer aus Huiigeu zu 1 Jahr 8 Mon. Gefängniß verurtheilt. —Der Schweine- Händler Anton Krichel aus Sprendlin gen hatte den Landwirth Dietersheim daselbst unter, allerhand Vorspiegeln» gen z» verleite» gewußt, daß Letzterer als Associe in Krichels Geschäft eintrat und 3000 M. einzahlte. Als aber die seitens des neuen Mitinhabers gemach ten Geschäftserfahrungen den gegebenen Versprechungen seines Compagnons durchaus nicht entsprachen, wurdc Die terSheim wegen Angaben falscher That sachen klagbar nnd Krichel zu 7 Mona ten Gefängniß nnd Zurückzahlung des eingezahlten Geldes verurtheilt. —s In Offstein b. Worms der Pfarrer Freudig. In jiZorms ist die Familie Zink, be stehend ans Mann, Frau und 4jährigem Kinde, an GaS, daS einem gebrochene» GaSrohr entströmte, erstickt. Königreich Bayern. Der Prinz-Regent, hat dem Salz wäger Fischer und dem Sudmeister Winkler in Berchtesgaden in Rücksicht auf ihre mehr als SV Jahre mit Treue und Eifer geleisteten Dienste die Ehren münze des Ludwigsordens verliehen. — Eadolzburg strebt die Fortsetzung der Bahnlinie Fürth-Zirndors nach Eadolz burg an, nnd hat sich dazu mit der Er bauerin, Localbahnbau - Actiengesell schast zu München, in Verbindung ge setzt. Seit einem Vierteljahr grassirt in Egglham Diphtherie und Scharlach, und es sind bereits über 60 Kinder zum Opfer gefallen. Auf den Psarrver weser Zindel in Möhrendorf würd« ein Raubmordversuch verübt. Ein Fremder verschaffte sich Zutritt in di« Psarrwohnung uud erklärte dem allein anwesenden Psarrverweser, daß, wenn er ihm nicht sofort S 0 Mark gebe, sein letztes Stündlein geschlagen habe. Als Herr Zindel in der Folge nach einer an der Wand hängenden Pistole langen wollte, schoß ihm der Räuber ein« Kugel in den Hals und entfloh mit dem Gelde. Der Psarrverweser, der nach der Klinik in Erlangen geschafft wurde, befindet sicy außer Lebensgefahr, Die Gemeinden Gottfrieding und Hackerskofen haben durch einstimmigen Beschluß den Pfarrer und Districts schulinspcctor in Gottsrieding, Jacob Schenbeck, anläßlich seines 25jährigen Priesterjubiläums das Ehrenbürger recht in beide» Gemeinden verliehen. Laut amtlichem Ausschreibe» wird der Schreinermcister Anton Fäth von Hös bach wegen Meineids, betrügerischen Bankerotts und Betrugs steckbrieflich verfolgt. -j- In Ingolstadt der Land tagsabgeordncte Bierbrauer Georg Pon schab. Die nunmehr provisorisch eröff nete Localbahn von Neusorg nach Fich telberg ist 14,00 Kilometer lang. Di« Haltestellen Ebnath, Brand i. F., Un terlind und die Endstation Fichtelberg sind für Güterabfertigung eingerichtet. Kustos der Stadtbibliothek, Joh. Paul Priem, ist der letzte Nürnberger Volks dichter aus dem Leben geschieden. Auf der Straße nach Berzhausen wurde d-r Gütler Seeber aus der Lüften (Einöde zwischen Unterwangenbach »nd Ratzenhosen» todt ausgesunden. Er war um Kopse acg verletzt. Die gericht liche Obdiictio» der Leiche hat ergeben, daß Seeber ermordet wnrde. Wegen Zusatz von Natron zu sauer gewordenem Bier verurtheilte das Landgericht den Bierbrauer Sträußl von Schwarzach bei Boge» und seinen Bränmeister Alt mann zu 5 resp. 4 Woche» Gefängniß. Erhängt haben sich in Grumbach bei Rodiug der geistesgestörte Bauer Pan zer »nd in Zwiesel, ans Aerger über den Verlust von einigen Mark im Kar tenspiel, der Tagl. Besl; der Chemiker Dr. Neugebauer aus Würzburg hat sich in Barme» mit Cyankali vergiftet. Königreich Württemberg. Der vormalige Schultheiß Brucker von Fachsenfeld, O. A. Aalen, erhielt wegen Veruntreuung amtlicher Gelder in Höhe von 1500 Mark 8 Monate Ge- sängniß zudictirt. DaS erledigt« > Oleramt Laupheim ist dem Secretai Rüllcr bei dcr fk.'' Hochbailwe'eu übertmgen worden.— An westlichen Abhängen des Hardt srldeZ werde» gegenwärtig'Bcrmcsfun gen zi::n Zwecke eines Voranschlags für die Ausfu> rnng einer Secmidär Bahn Aalen - - Ncresheim - Dischingcii vorgenommen. Die Koste» der Wie derherstellung de.' Marienkirche in Reut liiige», die sich mei>'r und mehr als dri» geiides Bedürfniß l>'ranSftellt. wurden von Bauiuspertor Dokuetich aus Stutt gart aus mindestens t>oo,ooo Mark ver anschlagt, eine Summe, deren Anfbrin gilng der Stadt allein natürlich unmög lich ist. Ein Kirchenbauverein ist daher in Aussicht gcnoimueu. Das bisher von Jul. Haas in Schramberg betrie bene Uhrengeschäft ging käuflich an ei» Confortium dortiger Uhrmacher über, welche beabsichtigen, das Anwesen zu vergrößern und aus Aktien zu gründen Die Textilarbeiter Württembergs. Mittel- und Süd-Bayerns wollen dem nächst zur Erzielung einer die genann tcn Gebiete umsassenden Textilarbeiter Organisation einen „süddeutsche» Tex tilarbeiter - Congrcß" abhalten. Als Congreßort sind Augsburg oder Ulm i» Aussicht genommen. Letzter Tag« war der 7ZO. Gedenktag der Schlacht bei WcinSberg. Die Schlacht ist ins besondere berühmt durch die Sage von den Weiber», welche auf die Erlaubniß, ihr kostbarstes Gut beim Abgänge mit zunehmen, ihre Männer auf dem Rük ke» aus dcr Beste wegtrugen. Ein« bildliche Darstellung der Begebenheit befindet sich in dcr Stadtkirche. Ueberfahreu und getödtet wurden: de> Zugmeister Ruf von Aalen und de, Statioiisdicncr Fried. Maier in Ober türkheim; unglücklichem Sturze erlagen die Frau des Bäckers Manch in Rotten bürg und der Sohn dcr SternwirthS- Wittwe Maria Weizenegger in Stetten Großherzogthum Baden. 112 In Baden-Baden die Pastors-Ehe frau Emilie Küppert, geb. Diesterweg. Die Verstorbene war eine Tochter de? großen Pädagogen Diesterweg. Dii Sammlungen für die Abgebrannten in Gerlachsheini können nun als abge schlössen gelten. Reichlich waren dii Spenden an Früchten, Lebensmitteln, Stroh etc.; eS konnten ca. 270 Centner Getreide und über 4000 Bnnd Stroh zur Vertheilung nnter die Abgebranu len gelangen. An Geld sind über 10,- 000 M. eingegangen. Buchhalter W. bei dcr Stadtkasfe in Heidelberg wurde unter dem Verdacht, amtliche Gelder veruntreut zu haben, in Hast genom men. Der 50 Jahre alte Accisor Ne pomllck Greuter in Kappelrodeck wurde wegen Sittlichkeitsverbrechen verhaftet und nach Achern abgeführt. Während des Briefaustragens wurde in Mönch- Weiler dcr Postbote Hackenjos plötzlich irrsinnig. Dcr nach Berübuug mehr facher Wechselsälschungen vou Stockach flüchtig gewordene Kaufmann B, Sedl maicr hat sich jetzt selbst der Behörde gestellt. AIS Mitschuldiger wiirde Schad verhastet. Das neue Gesellen hanS iu Villingen wurde kirchlich uud weltlich eingeweiht. Selbstmord durch Erschießen habe» begangen: i» Heidel berg, aus Furcht vor Strafe, wegen Unterschlagungen, der Kommis Krans ; in Siensbach, Finanznoth wegen, der Bürgermeister Baier, In Ausübung ihres Berufes kamen zu Tode: de> Eisenbahn - Schaffner Goldschmidt ans Freiburg, der Holzfäller L. Friedlein in Götzingen, der Zimmermann Carl Singer von Schwetzingen. AuSder Rheinpfalz. -j- Im Kloster der Franziskanerbrü der zu Waldbreitbach bei Coblenz der Doinkapitiilar Dhom von Speyer. Die weit bekannte Weingroßhandlnng Karl Gießen in Dürkheim beging das Fest ihres huuderljährigeii Bestehens. —ln dcr Branntweinbrennerei des Leopold Loeb in Grünstadt explvdirt« der Dampfkessel, wodurch der zwei Stockwerk hohe Anba» i» die Lust flog und gänzlich zerstört wurde, während die Brennereigehilse» Josef Zieglcr aus Standenbühl, Karl und Kvnrad Förster ans Sausenheim schwere Verletzungen davontrugen. Ueber das Vermögen deS flüchtig gegangenen Stuhlsabrik.-.n -!e» und DampfdrchereibesitzerS M. Schulz in Pirmasens wurde der Kon kurZ eröffnet. In Haßloch wurde der Ackerer »nd Schmiedemeister A. Häge im Walde erhängt ausgesunden. > — In Ludwigshafen sind zwei Lebensmüde, der Wirth PH. Heß jnn. nnd dcr Gärt ner Andr. Kühn, von denen sich der erstere mit dem Revolver, der letztere mit dem Messer in selbstmörderiicher Absicht lebensgefährlich verletzte, an den Folgen ihrer Verletzungen gestorben. Elsaß-Lothringen. Der Commandeur des 143. Ins.- Regiments, Oberstlieutenant v. Feren theil und Gruppcnberg in Straßburg, ist an den Verletzungen gestorben, die er sich durch einen Sturz vom Pferd! zugezogen hatte. Der Bildhauer Hätz errichtet iu Colmar dem in Straß bürg verstorbenen Componistc» B. Neß ler ein Grabdenkmal, bestehend aus ei nem Sarkophag in rosa Meißner Gra nit mit Verzierungen in Bronze. In einem Hosbrunnei: in Sulgern wurde die ganz entkleidete Leiche des AckererS Fritsch ansgesunden. B ra un s chwe i g. Anhalt. Lippe, W a l d eck. Im Gasthof znin ..Deutsche» Kaiser" in Branilschweig hat dcr Müller Neu mann aus Pahlsdors zucrst seiner Ge liebten, der nnverehel. Bertha Wildols ans Bardelebcn, und dann sich selbst einen Schnß in die Schläft beigebracht. Wege» Betruges in zahlreichen Fäl len wurde der Handelsmann Johann Braun in Blankenburg verhastet. Ueber das Vermögen der Handelsge sellschaft A. Ermtsch ck Co. in Köthen ist dcr Concurs eröffnet. Mecklenburg. Unter dem Namen „Neptun", Schiffs- werft und Maschinenfabrik, hat sich itt Rostock eine Aktiengesellschaft mit einem Kapital von 1,300,000 M. gebildet. Director ist Kauft». H. E. Johns. Verkauft wurden die Bark „Anna" nach Mandal in Norwegen für 5',,000 M. uud die Barüschiffe „Frisch" und „Anna Thormann" iÄr 20,000 bezw. 20,200 M. Rostock wurde Assessor Klockner. Die Zarges'sche Ziuustwollfabrik in Mesen berg ist total durch Feuer zerstört. Oldenburg. Nach einer Verfügung der Eifenbahn- Dicection werden im Eisenbahnverkehr für die Ausdrücke BillN: Fahrkart», Perron: Bahnsteig, Corridor: Gauss, Vahuhofsrestauratioil: Bahnhofswirt schaft, Bnffet: Schinktisch:e. fernerhin gebraucht. Niedergebramrt ist das Haus des Händlers Krögel in Bokel. Die Flammen griffen so schnell nm sich, daß die Bewohner mit knapper Noth dem großen Bremer Lloyddampser in Nor denham anlegen, ist nicht nur der Ge schästsverkehr rapid gewachsen, sondern auch die Nachfrage nach Bauland groß geworden. Grundstücke, die vor 10 lah reit 3000—4000 M. kosteten, bezahlt man jetzt mit 80,000—100,000 M, Ungl. Sturze erlag der Ziegeleibes. Ham mele in Cloppenburg. Todtgefahren wurde der Zugführer Menzel ans Eutin und durch Verbrühung starb das 4jäh rige Töchterchen des Schneiders LührS in Wittlohe. Freie Städte. Der Kaufmann Eduard Hammerde in Hamburg hat der Stadt 100,000 M. zur Erbauung eines Asyls sür Obdach lose überwiesen. — In den Kreisen der Geschäftsleute Hamburgs werden viel fach Klagen über schlechtes Geschäft laut. So vereinnahmte das bekannte „Dom" zu Weihnachten nur 40,000 M. gegen L0 —70,000 M. in den Vorjah ren. Anläßlich deS Brandes, der die Rehder'sche Bäckerei in Billwärder in Trümmer legte, ist der 20jähr. Sohn des Besitzers als muthmaßlicher Brandstifter in Hast genommen wor- Schweiz. Der Gesainmtschaden, welcher durch den Sturm im Frühjahr 1890 im Waadtlande angerichtet wurde, beträgt vier Mill. Fr. Die beim cantonalen HilsScomite eingegangenen Liebesgaben belaufen sich auf 6ii,403 Fr. —ln Stiederwenigern hat der Zuchtstierhalter Bücher seiue Mutter derart zu Bode» geworseu, daß diese das Genick brach und todt liegen blieb. Der Gruud der That soll die Weigerung der Mutter, ihr Vermöge» dem ökonomisch bedräng ten Sohn zn überlassen, gewesen sei». — Mit dem 1. Januar 1891 wurde in sämmtlichen Maschinenfabriken iu Win terthnr und Umgebung der zehnstündige Arbeitstag eingesührt. Unter der Anklage 1000 Franken unterschlagen zu haben, sollte das Ar hitekt Dclacvte'schc Ehepaar, daS sich in einem Gasthause in Baden einquar tiert hatte, verhastet werden. Als die Polizei in das Zimmer trat, sielen zwei Schüsse. Die Entdeckten hatten sich, jedes für sich, eine Kugel vor den Kopf geschossen. In Gelterkinden wurde mit großer Mehrheit Fritz We ber zum Gemeindepräsidenten gewählt. DaS Schwurgericht von Genf ver urtheilte Gaudillon, ehemaligen Sekre tär des Finanzdcpartements, wegen Unterschlagung von 17,000 Fr. zu 14 Monaten Arbeitshaus. Schützenge sellschaft GlaruS-Riedern beschloß die llebernahme deS nächsten eidgenössischen Tchützcnsestes. —'s In Chur der be kannte Geschichtsforscher Dielrich Jäck 'in. O e st e r r e i ch. Im. Dorse Bezdec in Mähren star ben an einem Tage die beiden ältesten Einwohner: Joses Malek, der daS hohe Alter von 11V Jahren erreichte, »nd Anton Czany, im Alter von 104 Jah ren. Unter dem Namen „Deutsches Volkstheater" wird in Graz ein neues Theater errichtet, als dessen Direktor der Bühnendichter Morre, der Berfas fer des „Nullerl", in Aussicht genom men ist. Im Walde zu Maria Elend wurde die Leiche eines Forstadjuuktc» aufgefunden. Die Erhebungen ergaben, daß der Todte der Forstadjuukt Karl Wiiidsberger ist, welcher von Wildschüt c» erschossen wurde. Als der jetzt verstor bene Schliemann noch als einfacher Nanslnanll in Petersburg lebte, ver kehrte viel in seinem Hause der ehema lige Director des Zollamts Rassowski. Dieser theilt jetzt Petersburger Blät ter» »och manches Interessante aus jener Zeit mit, so u. a. auch, wie Schlicinanu »S machte, wenn er eine ueue Sprache !anutlich über 20 mächtig war. Er ver ehr dabei zum Entsetzen seiner Gatti» einfach". Er verwandte nämlich !>rei seiner Dienstboten gleichsam als Sprachlehrer. Wollte er Finnisch ler ,e», wurde der bisherige Kutscher, Die ier und Koch ciit'asseu und dafür ein ticiier; einen persische» Kutscher uud ! üvch halte er wahrscheinlich nicht aus reibe» können. Dasür aber verkehrte loch ei» anderer Träger der Schassell nütze viel bei Schliemann nnd blieb oft zen ganzen Tag über bei ihm. DaS )ieuzriechischc erlernte Schliemann durch !>en häufigen Verkehr mit griechischen kausleuteu in Petersburg. Ich weiß licht mciut Rassowski —, wie viele Sprachen der Cardinal Mezzosanti iprach, Schliemann aber war ihrer mehr, , kenn zwanzig mächtig. Sin schöner Ztts »«lleasteinS. I Albrecht von Wzldstein oder, wie er gewöhnlich genannt wird, Wallcnstein, war nicht immer der kaltberechnnlde Staatsmann und gefühllose Krieger, als welchen ihn die Geschichte hinzustel len liebt. Zu Zeiten zeigte er auch Spuren eines Herzens. Folgendes Ge schichtchen, welches eben nicht sehr be kannt sein durste, bestätigt die Wahrheit der vorgetragenen Behauptung. Walleustem, bekanntlich der Spröß ling einer armen protestantischen Fa milie in Böhmen, besuchte als K:«abe die lateinische Schule zu Goldberg im Fürstenthum Liegnitz. Ein stiller, in sich gekehrter, oft gleichsam geistesabwe sender Knabe, erregte er durch fein eigenartiges Benehmen das Mißfallen des jungen CantorS Fechner, welche« ihn nicht selten ausschalt, ihm wohl auch nach der Erziehungsmethode der guten alten Zeit hin und wieder den Bakel kosten ließ. Eines schönen Tage? hatte sich die hoffnungsvolle Jugend auf dem ge wöhnlichen Platze unter dsn Schulwei den zu fröhlichem Spiele zusammenge funden, welchem sie sich unter Aufsicht des erwähnten Pädagogen nach Her zenslust hingab. Nur Wallenstein be teiligte sich nicht an dem rauschenden Treiben uud er zog es vor, iu's GraS gestreckt, dem süßen Schlaf zu huldige». Nach dem Erwachen gesellte sich der Knabe zu seinen Altersgenossen, um ihnen den seltsame» Traum zu erzählen, welchen er gehabt hatte. „Mir war," so sagte er, „als nehme ich am Spiele Theil; und die Schulweide» neigte» sich tief vor mir zur Erde." Man lachte ihn ans, und Kantor Fechuer, welcher den Bericht des träu merischen Schülers mit angehört hatte, ries aus: „Was, Junge, Du willst es wohl gar dem Joseph in der Bibel nachmache»! Setze Dich hinter Deine Bücher und gib in der Schule sein Achtung; sonst wirst Du im Leben zu nichts kommen! Wcn7. Du eiumal ein großer Malin wirst, so will ich Dein Hofnarr sein!" SprachS nnd entließ die seiner Obhut anvertraute Schülerschaar nach ihrer Behausung. Jahre vergingen; die Kriegssurie schwang ihre unheilvolle Fackel, und der Name „Albrecht von Wallenstein, Her zog von Friedland", erstellte die Welt mit Schaudern. Immer höher stieg der Zins deS Emporkömmlings, welcher eS schließlich wagen konnte, seine Hand nach einer Königskrone auszustrecken. Nur eine Reihe von Monaten noch trennle ihn von seinem tragischen Eude. Da führte das Geschick den gesürchte ten Feldherrn an der Spitze einer star ken Trnppenmacht im Jahre IIjZZ dnrch Goldberg, wo er rastete. Das sreuud liche Städtchen, obwohl die Bildnerin seiner Jugend, entging nicht der Plün derung. Einer der ersten Befehle, welche der Generalissimus gab, war der, ihm den Kantor Fechner, falls er noch lebe, znr Stelle zu, schassen. Dies ge schah ebeil nicht auf's Glimpslichstc; und der ehrwürdige Greis erschien zitternd vor dem Gewaltigen. Befürchtete er doch nichts Geringeres, als den Tod er leiden zu müssen und hatte er daher von den Seinigen feierlichen Abschied ge nommen. ehemaligen Lehrer barsch genug an. „Nun, Fechner," sagte er, „da seid Ihr ja. Wir haben uns beide verän dert in der lange» Zwischenzeit; nicht so? Erinnert Ihr Euch noch, wie Ihr mich zur Ausniunlerung oft weidlich ab geprügelt habt, daß ich acht Tage lang in allen Farbe» schillerte? Wie Ihr mich habt aus Erbsen knieen, den Esel besteigen uud die Ruthe hochhalten lasseu? Wißt Ihr noch, wie Ihr mich zucgelacht habt, als ich Euch meinen Traum unter den Schulweiden erzählie? Zoll ich Euch nun beim Worte und als lustigen Rat>> in meine Dienste nehmen ? Was meint Ihr dazu?" „Halten zu Gnaden, Herr Herzog," ir'.viderte demüthig der alte Mann. „Mit den Züchtigungen hab' ich eS gut .in Sinne gehabt. Einen jungen Baum muß man beschneiden; und wo Zucht ist, »6 ist auch Ehr' und Gut. Ein Schul -neister ohne Rutheist ein Soldat ohne Newchr. Si,id doch a»ch andre hohe ?en. Was aber die Traumauslcgung inbetrifft. so konnt' ich nicht voraus sehen, daß Ihre Hoheit zu so sonder darer Machtstellung bernsen sein wür ben, da Sie doch als Knabe- mit Ver laub zu sagen ein wenig ans der sau len Haut zn liegen pflegten. Nichts für iingnt, Herr Herzog. Ich rede von der Leber weg." Die düslere Miene des grinlinigen Feldherrn hatte sich inzwifchen anfge .icllt; und er erwiderte mit gütigem Lächeln: „Mein theurer Lehrer, Ihr habt mir nicht zu viel gethan; mein da maliger fchroffer Charakter machte eine strenge Erziehung nöthig. Fürchtet da her uichtS jür Eure Person; Ihr habt es gut gemeint; und es ist auch gut ge rathen. Aus Dankbarkeit und um Euch z» ehre», bestimme ich, daß Euch von meinen Soldaten kein Leid geschehen soll; vor Eure Wohnung wird eine Wache gestellt werden. Hier ist eiu »eines Geschcllk, welches Ihr als An denken heimtrage» möget!" Mit diesen Worten überreichte Wal denstein seiueul ehemaligen Lehrer einen befolgt würde». Gelehrter: Aber gnä dige Frau, Sie interessiren sich doch gar nicht für die poetischen Erzeugnisse Ihres Herrn Gemahls!" DichterS gattiu: „Wozu? Ich habe ihn ja selbst!" In Zweifel gerathen. Angeklagter (nachdem ihm feine Frei sprechung verkündet): „Jessas, da hab' i am End' garnit den Diebstahl began aen! ?" 7 Dt« Zaude?»hr, Eine besonders kunstvoll« Uhr hat eil« Mechaniker Jngold in Paris im Jahre 1830 hergestellt. Dieselbe war von zergoldeter Bronze, stellte die Vorhall« nneS kleinen Tempels dar, dessen Spitz ziebel von zwei Säulen getragen wurde. Zine Erdkugel von Email, aufs deren lZolen zwei mit Steinen geschmückte preise entgegengesetzt sich bewegten, :uhte darauf. Ueber der Erdkugel ch>r>ebte ein Kolibri aus den Pracht lollsten Steinen so künstlich zusammen zesetzt, daß natürliche Form und Farbe >adurch getreu nachgeahmt wurden. Plötzlich öffneten sich des Tempels ieide Flügelthüren. Zugleich ertönte »ne süße, schmelz«lde Musik, und man erblickte eine» chinesischen Taschenspieler ziiiter einem Tisch» sitzend, auf allen Zeiten von Spiegeln umgeben. Seine >lugen, seine Lippen und sein Kops be ilegten sich immer stärker, je lebhafter zie Musik wnrde, besonders aber, wenn >er Kolibri zu singen begann, indem er einen Schnabel öffnete, seine Flügel ind seinen funkelnden Schwanz aus ireitete. Der Taschenspieler erhob sich iu», verneigte sich, schien die gebrauche !iche Vorrede zu seinen Kunststücken zir jalten, während ein Bogel, der in e.iitein zoldcnen Bluineukorbe saß, durch sein Gezwitscher verkündigte, daß sein Herr ZaS »roße Werk beginnen werde. Dieser begann nun wirklich zu arbei tn, indem er bald den einen, bald den Indern Arm bewegte, bald rechts, bajd links die Becher erhob und niedersetzte, und eine Menge Kugeln, Bälle, ver schiedenartige Früchte nnd besonders den kleinen Bogel'eScamotirte, der zweimal aus seinem Korbe unter den Zauberbe cher gehext wurde. Die ganze Vorstel lung dauerte nur vier Minuten, worauf deS Tempels Flügelthüren sich voi» selbst wieder verschlossen. Die Stunde schlug alsdann eben so einfach und ru hig, wie bei der ersten wälderuhr. Diese ganz außerordent liche Mechanik befand sich nur in einen» Raume von 20 Zoll Höhe, 11 Zoll Breite und !1 Zoll Dicke, obgleich sie au» fü»sta»se»d Stücke» von der vollkom mensten Arbeit bestand. Das Werk ging mit bewundernswürdiger Regel mäßigkeit. Drei sehr hübsche Mnsit stückchen konnte man nach Willkür spie le» lassen, nnd zwar bald dieses, bald jeneS. Anch der Taschenspieler war un ermüdlich, und begann seine Arbeit, so bald die Mnsik ertönte. Die Ni»ül>ers