« «Uder au» de« »««elleve»» Zu den in Bezug aus das Thierledeß «och schr ungenügend erforschten Tr»- pengegenden gehören auch die M»il «rove Wälder der Westküste von Afrika, zene aus dcn Rhizophoren genannten Bäumen bestehenden Wälder, welche so viele Flachküsten tropischer Länder wie mit einen« grüneu Kranze um äumeu, daS FluthundEbbegebiet und nament lich die Mündungen der Ströme bewoh nen. ihre Samen gleich Pfeilen in den Schlamm bohren und so la«gsam immer weiter >n das flache Meer vorrücken. Meist durchfährt dcr Europäer auf Dampfern oder in Ruderbooten so rasch «ls möglich die Ereeks oder Canäle dieser Sümpse. denn die schädlichsten Fiebermiasmen herrschen in ihnen, und namentlich der untere Niger dürfte mit Recht als die ficberreichste Gegend der Erde gelten. Starben doch bei dcr Lander schci» Niger - Expedition von IB3Z VON 49 Eupropäer nicht weniger als 40, und bei der von Baekie in, Jahre 1841 von 145 in de- ersten zwei Monaten 48! So suhren denn auch wir 188 S ohne unnöthigen Ausenthalt durch das Nigerdelta, wo der friedlich« Naturforscher auch noch durch die miß trauische und nicht selten feindselige Bevölkerung behindert ist, wie denn noch heute vor kaum drei Monaten im Akassa Creek eine französische Handels expedition angegriffen und zum Theil erschossen wurde. Nur wenig Vogelleben bemerkten wir im Btangrovewald. Ueber den Kronen der Bäume sieht man maiestätischen Fluges den weißen Geierseeadler schwe ben, hie und da steht ein Reiher am 'User, ein schwarz und weißer Eisvogel streicht mit leisem Pfiff über die Wasser fläche. Sowie aber daS Land sich über die' Fluthöhe erhebt nnd anderer Baum wuchs auftritt, wird es lebhafter ; grau« Papageien flattern da mit durchdringen dem' Geschrei von dcn Bäumen, Flöten würgex lassen ihre angenehmen Stro phen h'ören, und ein kleiner, mit eb-nso einfachem Gefieder, wie die Nachtigall, »md auch einer beinahe fo herrlichen Stimme begabter Vogel, -viron» der Ornithologen. erfreut, ver borgen unter großen Blättern sitzend, das Olxr. Wir verweilten indessen nicht lange am unteren Niger, hinein in das Hniierc, hieß unser Losungswort, hinauf ging es in die steppenartigen Ge filde des nördlichen Haussa - Landes, zwischen Niger, Benne und dcm Süd raiide der Sahara gelegen. Wir befinden uns in unseren Winter monaten, dem trockenen Halbjahr jener Länder, in welchen süns bis sechs Mo nate kein Tropfen Regen fällt. Wir rücken aus der alten großen Haussastadt Saria mit dcm ersten Strahle der Mor lgensonne ab, vor uns in langem Gänse marsch die Trägerkarawane. Mit uns ziehen andere Wesen hinaus ins Feld, lange schimmernde Wolke» jener kleinen, weißen Kuhreiher, die keincswcgs wie Brehm annahm, cin nächtliches Leben führen, sondern Nachts auf dcn großen Affcnbrodbäumen und riesigen Erioden dren in den Haussa Städten zu Tausen- schlafen Pflegen, und mit Tages' «nbruch wieder hinausziehen in daZ Feld, wo sie den Heuschrecken und dem Ungeziefer dcr Rinder, aus dcrcn Rük kcn man sie häufig sieht, nachstellen. Sonst sieht man kaum ein Thier; heu lend braust dcr kalte Harmattau vo» Norden her über die Stoppeln der Ne gerbirscfelder und die kahlen Sand stächen, ans denen vereinzelte Tamarin den ragen, und die weiter ab vo» den Städten einem dünnen, lichten Busch wald mit hohem Grase Platz machen. Aber rasch steigt die Sonne höher und die anfangs angenehm wärmenden Strahle» brennen bald glühend heiß hernieder. Das ermuntert denn auch das wärme liebende Volk der Vögel. Freundlich grüßend tönt vom Sande her der heimi sche Ruf der Haubenlerche, als wolle er unS die ferne Heimath in'S Gedächtniß rufen, und unwillkürlich schweifen die Gedanken über Wüsten, Berge und das blaue Me>r zurück in die ferne Hei math. Ueber uns wird ein sonderbarer Ton vernehmbar, eigenthümlich klirrend, «m das sogenannte Meckern unserer Be tassine erinnernd, und wenn wir auf merksam hinauffpähen, gewahrem wir «inen kleinen Vogel, nach Lcrchcnart auf und niedersteigend, >lir»kr» I!u>K die „Klapperlerche", welche diesen Ton mit ihren Flügeln hervorbringt. Aus der Lust herab klingt wohl auch der helle Ruf bunter Bieneiisresser, und zuweilen aus dem Buschwerk das laute Locken eines Frankolins oder Perl huhnes. Sonst ist es still und nur der melancholische, halb jammernde, halb jauchzende Gesang eines fröhlichen Trä gers erschüttert die Luft. Jetzt nähern wir uns eine Gruppe kahler, alten Nie seneichcn vergleichbarer Affenbrotbäume, Die schon lange am Horizonte sichtbar waren, und da zeigt sich nun ein Leuch ten und Blitzen, das uns erstaunen macht: Da tummeln sich Schiaren der Herrlichen -Glanzstaare, deren metallische Manzfarbcn außer einigen Kolibris kein anderer Vogel in ähnlichem Maße zur Schau trägt. Es ist ein Glänzen und Schillern in dem hellen Sonnen schein, von dem man sich beim Betrach ten eines ausgestopften Glanzstaares nur eine schwache Vorstellung mache» kann. Scheinbar nicht im Einklang mit dem Herrlichen Gefieder, steht die nicht sehr laute, häßlich rauhe, kreischende Stimme der Glanzftaarc, eine Erscheinung, der wir aber vielfach auch im umgckehr ten Verhältniß in der Vogelivelt de gegnen, und die sich bei einigem Nach denken als sehr nützlich für die Vögel erweist. Nock) eine andere treffliche Eigenschaft haben die Glanzstaare. welches« leider mit den meisten kleine ren Vögeln theilen: ihr Fleisch ist au Herordentlich wohlschmeckend und sie haben mit farbenprächtigen Bicncnfref- Hcrn, Tauben und Sporenkibitzen luoii- che?, Mal da» Fleischgericht unserer »'.ahlzei en aus der Reise durch spärlich ewoynte Gegenden bilden müssen. Eine große Abwechselung bietet sich uns dar, wenn wir in eine Thalsenkung kommen, wo ausgedehnte, nur in den trockensten Monate» passirbare Sümpsc zu durchzi .hen sind, wo Seen und Tüm pel ihre schimmernden Wasserflächen zeigen. Da ist ein Vogellcben sonder Gleichen. Reiher und riesige Störche heben sich aus dem Schils und Röhricht empor, über die Blätter großer Lotus bliiiuen läust die langzehige Parra pseiigeschwind dahin, alles wird lebendig ringsumher, wenn ein Schuß ertönt. Gewaltige Flüge von nordischen Enten, welche hier den Winter zubringen, egup tische» Gänsen und Wasserhühnern, hebe» sich mit donnerndem Getöse in schimmernden Wosen aus, um bald wie der einzusallen und andere Massen zum Ausslatteru uuter zornigem Geschrei z» veranlassen." Entschieden großartiger noch, und mehr den gar zu leicht zu hoch gespann tcu Erwartungen von tropischer Falle an Vegetation nnd Farbenpracht ent sprechend, als de>' größere Theil dcr von mir durchzogenen Länder AsrikaS, treten dem Reisenden die Wälder dec indisch malayischen Jnselgebiele ent gegen, wo ich in der an Vogelleben rei che» Malakka-Halbinsel in einem reizen de» Landhause am User eines Baches wohnte, beinahe am Ende einer, zwischen hohen Waldbergen gelegenen Schlucht, vor deren Eingang der wundcrvollc Marmorselsen Gunong Pondok mit sei neu schimmernden Wänden und tiefen Höhlen sich erhob. Wenn man gegen Abend aus der Veranda faß, tönte vom Walde her unter anderen Thierstimmcn überlaut das Geheul der große» Lang armaffeii und das klingende Rufen des riesigen Argusfasanc» herüber. Un heimlicher klang dazwischen, von der einen Bergwand herkommend und an der andern widerhallend, das höllische Lärmen des großen Nashornvogels mit dem kompakten Horn, des Ul-inspl-tx vi-s'i> der Ornithologen, das den Wald bis aus eine englische Meile uud weiter hiu durchhaue. Er hebt an mit einzelnen, in langen Intervallen ans gestoßenen Hnp's, die einander immer rascher folgen, sich zuletzt beinahe überstürzen und in einen rauhen, lachenden Ton übergehen, dessen Stärke geradezu überrascht. Der abenteuerlich gestaltete Vogel, eine wahre Alpgestalt in Vogelwrm, ist weder in Sumatra, noch in Pcrak besonders selten, aber er ist außerordentlich scheu und lebt vor zugsweise in unzugänglichen Bergwäl dern, welche seine Jagd und Beobach tung erschweren. Der „Gcspenstnas h rnvogel" ist nach Ansicht der Malaien ein verwandelter Mensch. Sie erzäh len mir: Es war ein Malaye, der sich mit seiner Frau erzürnt hatte. S«in Schwiegermutter nahm die Frau in Schutz, worüber dcr böse Mann in grimmen Zorn entbrannte. Er schlich mit seiner Axt unter das Haus der Schwiegermutter, das nach der Laudcs sitte aus Psählen erbaut war, und be gann mit weittönenden Schlägen die Tragbalken zn durchhauen. Dcn Sturz des Hauses begleitete er mit lautem Ge lächter. Zur Strafe für seine Rohheit wurde er in dcn mißgestalteten Vogel verwandelt, uud man tann »un stets im Urwald die dumpsen Axtschläge und das d. h. des Schwiegermuttermörders, hö ren. Ein sonderbarer, zur Familie der Bartvögel oder gchö render Vogel, der rc>lc > dessen Lebensweise so gut wie un bekannt war, gab mir auch in den Ber ge» von Perak Gelegenheit zur Beob »ung. Es war zuerst im Juli 1888, da ich, von einem Fieber mich erholend, in dem prachtvollen Landhause deS Residente», Sir Hugh Low, auf eiuein etwa 4000 Fuß hohen Berge weilend, in den küh len, kurzen Augenblicken eines tropischen Sonnenunlergaiiges auf der Veranda saß. Der Blick schweifte hinunter über die dunkel bewaldeten Berge und die unten wie Spielzeug ausgebaute Stadt und Zinnminenwerke von Thaiping und über d«n breiten Saum der Maugrove- KüsteuwSlder auf dos mit Inseln be deckte, glänzende Meer, indem feuerroth der Sonueuball versank. Keines Men schen Ton war zu vernehmen, denn der einzige Mitbewohner der prachtvollen Bergfpitzc, mein tamilischer Koch, berei tete schweigend in der Küche mein Abend essen. Ringsum aber erklang das Abendconccrt der Natur. Fast aus jedem Baum und jedem Strauch tönte das Schwirren und Zirpen von Cicaden, die wechselvollen, bald quakenden und grunzenden, bald melodisch flötenden Ruf' deS schwarzen Flaggendrongo wur den laut, ein Ricsenjegler schoß pseisend durch die Luft alles mir schon be kannte Laute, aber unter den schwirren den Eieaden fiel eine durch ganz beson ders laute und sonore Stimme auf, ein Cicadenruf, wie er an Stärke nur von dem der Trompetercicade, die ganz wie eine Kindertrompete vom Weihnachts markte schreit und quäkt, übertroffeu wird. Zu rasch für mich war die Sonne untergegangen, die Vögel waren mit Beginn der Dunkelheit verstummt, das Heer der Cicaden lärmte ungestümer fort, aber, sonderbar, gerade der eine sremde Ton, jenes durchdringende zirrrrr, zirrrrr, zirrrrr, war nicht mehr zu hören. Am nächsten Tage glückte es mir, die vermeintliche Cicade in der entdecken. Ter interessante Vogel, den ich später noch oft beobachten konnte, ist fönst still und zutreulich und fliegt un gern aus, sondern sucht sich durch Ver stecken in den Baumkronen zu schützen, waS ihm vermöge seiner blattgrünen Färbung vortrefflich gelingt. Eines der glänzendsten Schauspiele aus allen meinen Reisen sollte ich am Saum der indischen Wüste, am Sam bar Salz-See genießen. Aus einem von braunen Hindus getriebenen Hand- wagen LS auf dcm mitten in den die lndiens, führen den SchSllvngeleife hin. Mächtige Geier, der ichwarze uohlkopsgeier mit nacktem, rolhem Halle und der helle, wcißrückigc bengalische Geier kreisten über einein todten Rinde, Krähcn krächzten dort hinter jcncr Hütte am Schutthansen, aus dec Ferne der deutschen grauen Kirche gleichend, den, Vogelkuudigen aber bekannt, als die gemeine, indi,chc krähe, jcherzweis wohl von ihrem Ent decker -z Isiiilolls, die glänzende, ge nannt in der Krone einer dornige» Akazie girrten wilve Lachtauben, jene! selbe, falbe Art, die man bei uns so oft! in Käfigen sieht. Zur Rechten lag dcr Ort Sambar mit grünen Bannigrnp pen, dem allen Fort und einigen Tem pelvanien, vor uns die weite Sceflächc, yalb von dcr Bahn durchschnitten, schein bar endlos nach Nordosten ausgedehnt, wahrend sich un Osten und Südosten die kahlen, zerrissen.'» Felsrückcn von liata Pahar und Marut m wunder barer Deuilichkeit in der unvergleichlich itaren indischen Wintcrlust avhobcn. An den Ufern der weilen Wasserfläche trieben Schaarcn von langbeinigen Stelzenläuserii, Wasser- und Sirand läufcril und k'ampshäqnen im grauen .lieijegefieder ihr Wescu. Weiterhin aber ist die Wasserfläche, weiter als das reicht, beseckt um weißen Punkien. Ein Glas l'elehrt uus, daß eS uuschätz bare Massen, viele Hunderttausende von Vögeln sliid! Gotteroögel, Flamingos! Xicht ohne Müiie schleichen wir uns watend i» ihre Nähe, bis wir das Herr tiche Schaaspiel voll gcnießc» kennen. Es ist uumöglich. zu beichrcioen, nnc sie ichnecivciß und roscnroth in ichuniuern de» Reihe» dastanden, unmöglich, zu ichildern, wie prachtvoll die sich erheben den Schaarcn ausserien, wie sie weiß uno roth in der hellt» Sonne schimmern, wie c.nc hvchnbcr hinfliegende Schaar im blauen Vlelher zu schwimmen scheint. Aber nicht nur auf dcm Landc, son dern auch aus dcni Meere scheu wir der Vögcl viele, und sogar weitab von den k ste i zeigen sich uns nicht selten ihre ich.»eigen Leiber. Wir befinden uus im insischen Occan, wcit westlich von dcn Andanianen. Ueber uns eintöni ger, hellgrauer Himmel, von dem di tropischc -onne heiß hernieterbrennt,»,» nns rings das blaue Meer, das sich iu leichten Falten hebt und senkt, und aus dem Flüge silberglänzender, blau und purpurn leuchtender, fliegender Fische sich erheben, um in flachen Bogen eine Weile über die Wellen hinzuschießen. Seit mehreren Tagen haben wir keinen Vogel gesehen, außer einer gelben Bach stelze, die matt und hungrig an Bord gekommen ist, wo sie sich nun von den dort besonders häufigen Küchenschaben in der Kajüte des Kapitäns und süßem Wasser nährt, für das ab und zu ein Regen und die mitleidigen Passagiere sorgen. Da zeigt sich wcit hintcr uus ein weißer Punkt am Himmel und nähert sich uns, die wir mit einer Ge schwindigkeit von 10 Seemeilen die Stunde sahren, ansfallcnd schnell, bis wir in ihm dcn Tropikvogel I'li-lsto nsstlivrous, wie ihn Linne benannte, erkennen. Ein wahrer Sohn der Sonne ist er, der sein Lcbcn in den sonnigen Tropen zubringt und niemals den kal ten Nordcn zu scheuen braucht, lioat svain, den Bootschwan, nenne» ihn die englischen Matrosen, woraus die deut schen Scclcnte, welche allerlei Wunder dinge von ihm erzählen nnd cS ungern sehen, daß man ihn schießt, das uuvcr stäudlichc Bootsmann gemacht haben. Obgleich der Flug des Pbaetou nicht so leicht und weich, wie der der Seeschwal ben, so ist doch seine verblüffende Ge schwindigkeit und Gewandthc't und der schneeige Leib mit dem rothen Schnabel, der wie durch Zanbermacht zwischen Meer und Himmel zn schweben scheint, von so außerordentlicher Wirkung, daß sein Anblick dem Naturfreund unver geßlich bleibt und zuweilen gespenstisch wie ein Mctcor aus seiner Welt inmit ten des Getriebes der europäischen Ci vilisation vor dem geistigen Auge aus leuchtet." Sin österreichisch«» .scl.? «»oc August Klein von Ehrenwalten, ein Manu, mit dessen Namen der kräftigste Aufschwung in der Wiener Galanterie waaren - Industrie verbunden, ist am 23. December in Wien gestorben. Sein Lebensgang ist die Geschichte eines tüch tigen Mannes, der durch Fleiß, Ver ständniß und Umsicht zu Ansehen, Ehren und Reichthum gelangt ist und dessen Thätig'eit seinen Mitbürgern zum Se gen geworden ist. Es existirt eine Selbstbiographie diese« seltsamen Man nes, vie bereits vor 14 Jahren nieder geschrieben worden, der aber Wesentli ches nicht mehr hinzuzufügen ist, um ein richtiges Bild von den, energischen Buchbindcrgchilsen zu bekommen, der sich zum Chef einer Wcltfirma emporge arbeitet hat. August Klein war als Försterssoh» in Rothenstein bei Pappen heim in Baiern 1824 geboren und kam nach Absolvirung seiner Lehrzeit in Nürnberg mit lii Jahren nach Wien, Ivo er in den besten Werkstätten Arbeit suchte und fand. Schon mit 21 Jahren inachte er sich selbstständig mit Hilfe von 7V fl., die ihm ein Bruder lieh. Er arbeitete ers mit nur einem Lehrling, allein schon am End: des Jahres be schäftigte er bereits 10 Gehilfen. Ta er von den Exporteuren nicht gut behandelt wurde, ging er mit einem großen Posten Waaren auf Reisen, machte sich dadurch von den Kaufleuten srei und errichtete ein eigenes Dctailge schäit, das er bald nach einer Reise nach Berlin, Frankfurt, Offenbach, Paris und London zu einem Exportgeschäft umwandeln konnte. Sein Standpunkt war dabei stets, Waaren in sranzösi schein Geschmack und mit englischer So lidität herzustellen. Sein Absatz nach Paris vergrößerte sich so, daß er bald konnte. Ten Rath Napoleons, in Frankreich auch eine Fabrik zu gründen, wies er ab, was er später hat. In London legte er ebenfalls ein besonderes Geschäft an. Bemerkens werth ist. daß auch die kleinen sogenann ten Wiener Bronzen von Klein eingc führt worden sind. In seiner Auto biographie finden sich sehr scharfe An llagen gegcn verschiedene Wiener Kreise Klein ist mit alle» möglichen äußere Ehren bedacht worden, er hinterläßt e " großes Vermögen, eine Fabrik, die übe inv Arbeiter beschäftigt, und eine Bc sitzuug in Waidhosen. Rusfisch - jüdisch« »riefe« Lieber Bär, genannt Bogdan»« witsch! Von Deinem Brief, WaS ich habe eben erhalten, hat blos gehabt mein Moritz ein große? Vergingen, denn er l-at abgeschnitieu die Marke von'S Kuh wehr, weil er is'n gewaltiger Sammler and geht aus die Bricimarlcnbörfe. Augenblicklich fixt er Helgoländer. Aber vie gesagt, Moritz ist der Einzige, der sich hat gefreut, ich habe bekommen ä Haut. wie '»e Gans vor sechs Mark. Kennst Tu Haminerstein? Ja, Du -virst kennen Haminerstein! Wie kanune !e»nen Hainnierstein, wo ihr doch seit abgeschnitten vo» aller Cnitnr und nicht !cnnt unsere großen Politiker. Hain» aierilcin hat gesagt: Woß» nnd ich habe oon ihm gelernt zu fragen in allen La heit des Lebens, wo m in nicht weiß, ob sie Welt ist verrückt oder mcsckugge: Woßu? Woßu frage ich, biste gegangen lach Rußland? > Woßu biste gegangen » ein Land, wo die Mensclie» noch sind zurück, daß sie sind außer sich, weil I haben keine Versassung. Nu, wen» >^on. Wenn sie haben keine Verfassung, >enn kann sie ihnen doch nicht werden zebrochcn. Wenn Du nu schon gehst in io'n Land, was beklagst? Dich? Wenn Rußland hätt ä Versassung, worin steht geschrieben, daß alle Comectionen sind gleich von dem Gesetz und wenn sann die Regierung kuinmt und fchicker airt Dich und schmeißt Dich raus und nimmt Dir deinen Grundbesitz, denn hättste Recht, daß Du schreist Gewalt. Aber Rußland hat Dir doch nebbich »ix versprochen, also was schreiste Ge walt? Recht haste. Es ist Gewalt, und der Minister, was Schuld hat an diese Ge waltiach:, der soll haben keine Baßillen and soll kriegen ä Etiispritzung von ausgerechnet zwanzig Kubikmeter Koch sast, und er soll werde» hundert Jahr ilt, aber gleich auf der Stell, und er wll gewinne» das große Loos, aber die Zziehung soll nngiltig sein und wenn vieder geßo ien wird, soll er kriegen ä aijerlich russische Reichsniethe. Aber gegen die Gewalt kann man nix nachc», wie man gegen a Fuder Mist iix kann anstinken. Da geht man aus'm Weg. Wie sagt d»r Hamircr, der raus ;eschmissen ist geworden? Er sagie: Zch wär doch gleich gegangen. So hat auch gesagt Stöcker. unser Temagigerl and Ägiotator, wie er hat eins bekom men mit der Pangsion über'n kovp, laß er ist geflogen von der Hindersin >traßc »ach der Königgräycrstraße. Danke dem lieben Gott, daß er in seiner Weisheit und Güte hat verhärtet die Herzen der Gewaltsrussen, und mache, laß Du wegkommst. ES ist die Höch te Zeit. Wo die Regierung gebraucht Ge valt, da gebraucht auch Gewalt das Lolk, denn wie der Herr, so der Knecht, ind eS wird nicht lange dauern und da vird wieder mit Bomben geschmissen and die Menschen und die Knrse werden Ällen wie die Fliegen. Da braucht man iix zu sein dabei, es könnt einen doch vas treffen. Was brauchen die Juden !U sein dabei, wenn das Bomben ichmeißen wieder losgeht in Rußland? Zs ist doch nebbich keine Premiere, es st doch ä altes Trauerspiel neu cinstn nrt. Laß Dir nix wachsen graue Haare, lieber Bär. Erstens haste doch schon iiehr wie Du brauchst und BweitenS voßu? Die Russen werden haben den größten Schade» davon. Wenn sie wer den verkaufen können kein Grundstück »n die Juden, wird es ihnen leid thun, and wcnn sie die jüdischen Handwerker ausweisen, dann wird die Arbeit theu rer werden, und eines Tages werden sie schreien: „Eiweih, wir haben unsern Willen durchgesetzt!" Wie die Egypter, Gott hab' sie selig, haben geichunden die Juden, was haben sie davon gehabt? Die ausgerechnet Behn Plagen. Und wie sie die Jude» haben gewollt rctour holen, sind sie reingefallen, und heute noch stehen die Egyptcr nebbich nicht wieder pari. Aber wcnn Du heut reist in Egypten, denn wirfte fin den, sie haben behalten das Ungcßie fer und haben nix anßußielieu und wenn sie nicht hätten die Mmnjen, dann hätten sie gar nix ßu exportircn. Zu stand! Wie sagt der alte Rebbe Akiba? Er sagt: Alles ist schon emal dagewesen. Es ist schon emal dagewesen, daß die Juden ihre Peiniger überlebt haben. Und warum? Darum, weil alle Völker ihre Peiniger überleben. Les die Ge schichte. Dein Bauernschwager Schlaume Pein per. Bertfteidigvng. Daß vom Kops ich bis zur Zehe Bin modern und elegant, Daß ich wie ein Fürst aussehe. Dank ich meines Schneider» Hand. Daß ich sehr viel Geld ausgebe, spiele, wette, fein soupir', Kurz, wie Gott in Frankreich lebe. DaS verdank' ich einzig mir! Aber wenn mein Kovk eS duldet. Daß der Mund oft thöricht spricht, Kein, das hab' ich nicht verschuldet, llber auch mein Schneider nicht. B. Lorenz Da« erste »in». Sine Betrachtung fürElter» und Solche, die es wer den wollen. Aus blauer, von Lämmerwolkchen durchzogener Höhe schwebt der Storch hernieder und das Frauchen schlüpft hinter die Bettvorhänge, um den lieben Vogel zu empsangen. Man hat den Klapperer längst erwartet, aber er wollt« auf das gewisse Dach noch immer nicht herunterfliegen. Vielleicht kommt er gar nie. Er hat das Püppchen in feinem rothe» Schnabel immer in ein anderes Haus getragen, selbst wenn man das HauS vor ihm verriegelte bis es ihm endlich eines schönen TageS einfiel, daß ja auch dort ein Herd flackert, wo man es gar fo gern sehen würde, wenn er durch den Schornstein ein kleines Kindchen hinuntersallen ließe. Und richtig hat er eines hinuntersallen las sen. Keine schönere Musik als das bitter liche Mchgeschrci des kleinen Wesens. Es ist cigcntlich kein Wehgeschrei. Das willige Geschöpf begrüßt damit das Leben, zu dein.eS erwacht ist. Mit dein Anbeginn seines Daseins spannt seine kleine Lunge sich zuin ersten Mal aus,um mit dem lcbenerweckendenSaner stosf auch den Keim des Todes ciii',u athmen. Oh, der bitteren Wahrheit! Denn mit seinem ersten Athemzug, der das Lebe» bedeutet, hat sich auch schon der Keim der Zerstörung hinnnge stohlcn. Wozu auch ewig lebe»? Wel chen Werth hätte» Jahre, wenn sie sich in'S Unendliche ausdehnen würden? Ter Schmerz ist der Preis des Glückes. Besitz ist nichts, als umgekehrter Ver lust. Daß es nur endlich gekommen ist! Du starker, kräftiger Junggeselle, der dn stnmps bist gegen die Freude, die das Beglücken bietet, der du deiue Tage in ödem, schroffen Egoismus hinbringst geh' in dich und trinke aus dem Born der wahren Wonne! Kein Zanbertrank schmeckt so süß, wie der Kuß deS Kin des. Ta liegt es, das Neugeborene, in sei » r göttlichen Nacktheit, der jüngste Sproß am großen Baum der Mensch heit, und schrcit.Jrgend „ein Vater", der »ngeiiannt bleiben will, nimmt es mir aus der Mitte meine Seele, wenn er ausruft: „Himmlische Musik des erste» Schreiens, heilige Stimme des Seins, cr>te Silbe des Gedichtes eines Herzens, erster Aklord der Symphonie desLebens, Widerhall des schöpserischen „Werde"! ich grüße dich!" Wen» man eS zu ihm hinträgt, sieht der Vater das unbeholsene Thierchen befangen an. Die weise Frau schankelt es eifrig in den Armen, um es zu be ruhigen. Wcm sieht es ähnlich? Tie Nase ist „ganz der Vater", die Augen sind die der Mutter, versichert die wackere Tame. Das arme Tröpfchen gleicht aler noch nicht einmal sich selbst, so unvollkommen ist es. Die Großmama vergießt Freudenthränen. O, w?n» das ihr Mann,der Vater ihres Sohnes, erlebt hätte! Es gibt doch kein vollkom uienes Glück aus Erden! Auch die jungen Eltern rillen sich mit neuen Namen. Bisher war dcr Mann „Pipi" nnd die Frau „Mimi". Aus ersterem ist „Papa", aus» letzicrem „Mama" geworden. Der kosende, in haltlose, sc chtc Vokal hat sich in einen tiefere», wärmeren Laut umgewandelt. Mit Thränen des Dankes und der Liebe in den Augen kniet Papa vor dcr blei chen Mama und drückt auf die herab hängende weiße Hand einen heiße» iikuß. Im matte» Gesicht der jungen Mniter strahlt der sanfte Abglanz miaussprech liclier Sel gleit. An ihrer Brust —oh reifende Ausnahme! schwelgt das kleine, das ihm ichier der Athem aus iioii betrachtet a!S „Büste", als bild haiierüche Schöiilft'it, was die gütige Natur ihr zu einem höheren Zwecke an's Her', gcittgt hat. Weibliche Schönheit! dich nicht. Unsere seligste Frau, Ma donna Raiacl'S, zeuge sür mich! Süße Mutter! rust! Du nie durch dachieS, nie genug besungenes zauber haftes Geheimniß! Tas K ind, das im tiessten Tttiikel der Sinne »och «nbekol sen »mhertappt. erwacht, wenn sein Köpschen a» der Brust ruht, nach eini gen Stunden bereits zn dem Bewußt sein, daß dies hier sein Heim sei. Erst quiekt es aus voller Kehle, klagt und ist ungeduldig, als ob vo» diesem Augen blick das Leben abhinge und wenn es dann an der süßen Milchquelle der Mutterliebe ruht, beeilt es sich nicht im Mindesten. Das Rind nimmt alle Kräfte der Familie in Anspruch. Und gerade die heikle Zartheit, dir dem nnveiheirathc ten, cinsaiuen Manne unausstehlich ist, macht u»S das Kind so theuer. Was wäre das Aeriiiste ohne uns? Seine Unbeholfenheil rührt uns; was es vo» nnS verlangt, ist mehr als Theilnahme, es ist Wie viel ist in den vorausgegange nen Tagen und Nächten sür den kleinen Ankömmling geichnciderl, ge.iäht, ge strickt, gehäkelt worden! Oh müttterliche Vorsehung, die sich mit uns beschäftigt, bevor wir sind, und in ihrer Liebe uns srü'.er das Ta ei» gibt, als die Natur! Nun ist das Kleine satt geworden, und weil sich dies mehrmals des Tages ereignet, sv »iinmt es zusehends zn. Es ist wahrhaftig bereits stark gewachicu. und beginnt schon aiiszuinerkcn. lind jetzt— wqbrhastig! hat es lieblich das Mündche» vrr ogeu. So lieb! Ta sieh: das Püppchen hat gelächelt. Es war nur ein flüchtiger Schein, aber ke>n Zweisel, es war ein winzlges, klein winziges i.'äck>cln. Auf das erste Lächeln folgt dcr erst« Thränentropsen. Denn das Wcinen. mit dem es in seinen ersten Tage» in die Welt hinciugreiiit, ist nur ei» trok Kues Weiiun. Abcr was ihm icyt im Augenwinkel schimmert, ist schon ein erster Thränentropsen, ein Theil vom Meere der LebenSbitterniß. Das Tröpfchen ist kaum größer, als ei» Stecknadelkopf. Der Vater küßt dies« salzige klcine Perle weg: er trinkt du erste Thräne seines Kindes. Erstes Lächeln! Erste Thräne! Welch« Ströme von Gesühleu entspringen aus diesen Quellen! Es schläft. RingS herum Herrschi Stille. Plötzlich schreit es laut auf. Doch man kann eS nicht Schreien oder Seufzen nennen; eS ist vielmehr ein sei nes Ausathmen oder dergleichen. Sv zwitschert der Vogel «m Schlaf. Auch sein Geist erwacht. Er hat Alles bekommen, dessen er bedarf, und jetzt legt man es schön in sein Bettchen. Ja. Bcttchen, und nicht Wiege. Di« Herren Hygicnikcr versichern, das Schaukeln störe den Blutumlaus im klei nen Körper. Glücklicherweise beHallen die Feen Recht: sie wiegen das Kindlein ein und es gedeiht. Abcr Mama schwört anf ihre» Hausarzt, d'rum liegt auch das Kind im Bettchcn. Es liegt ruhig. Auf eiiimal ertönt ein gellender Laut und ein verzweifeltes, zum Ersticken schweres Schluch.cn. Rasch nimmt man es ans, und der kleine Bösewicht schweigt und läßt sein Auge ruhig im Zimmer umherschweifen. Er wollte Gesellscha t. Aristoteles uennt den Menschen ein so ciales Thier — und wirklih sehnt sich auch der Säugling nach der menschlichen Gesellschaft. Selbst das gesundeste Kind ist krank; die rasche Entwicklung zieht ihm viele Leiden zu. Die Mutter schließt in sol cher Zeit nur ein Auge, und ihr Schlaf, ist nichts als ein wacher Schlummer, ans dem sie ein Senszer, ein leises Wimmern ihres Kindes aufschreckt. Ach, das kranke Kind! Gibt es etwas, was das Herz schmerzlicher berührte? Es leidet, und weiß nicht, warum. Es thut ihm etwas weh, und es weiß nicht, waS. Ich habe daS theuere, schöne, kleine Söhnlein einer Mutter gekannt, das von dcr Diptheritis befallen wurde. Ter sechsjährige Knabe grub seine kleine Hand in krampfhaftem Schmerz in den Arm der Mutter und bat sie dringend, sie möge ihn von den ersticken den k lammern befre en, die ihn würgen; sie werde schon sehen, wie ein artiges Bübchen er dann sein werde. Und Mutier und Vater mußten den Todes kamps deS K indes ohnmächtigen Hände ringens ansehen. Tie Mutter leidet viel; sie hat nie Ruhe. Die Pflege, die Eriiehung des Kindes nimmt alle ihre Körper- und Scclenkräste in Anspruch. Das kleinste Opfer, da-Z sie bringt, ist das ihrer Frei heit. Ist sie die Amme ihres Kindes, so sesselt das stic ige Gebot der Ernäh rung sie an die Wiege. Da erinnere ich mich an ein reizendes Bildchen, das ich in Havre gesehen habe. Die Brust in das tief ausgeschnittene Mieder zu rückdrängend, beugt die zum Ball ge rüstete junge Mutter sich über daS kleine Bebe und rust dem kleinen, satten Men schen, ihm mit dem bereits im Hand schuh steckenden Finger drohend, zui „Ich hoffe, mein kleiner Tyrann, Sil werden gestatten, daß potits sich im Saale dreimal herumdrehe, dann bin in wieder ganz die Ihrige!" Der Vater, welcher seinen Beruj außer dem Hause hat und daher dai Kind seltener sieht, entdeckt an ihm, so oft er heimkoinmt, etwas Neues: eine» Fortschritt oder eine Veränderung. Dal lallende Baby hat heute zum erste« Male den artikulirten Laut » verneh men lassen, den ersten von den sechsund zwanzig, aus welche» die menschlich, Sprache besteht, die Alles umfaßt, was die Menschheit von Homer bis Shake> speare, von Moses bis Darwin gefühli uud gedacht hat. Von diesem Augen blicke a» ist die Seele des Kindes inil der See.c der Welt zusainmenacschlosscn. Nach dein ersten Lächeln, der ersten Thräne uud dem erste» articulirtcn Laute lomnit dcr erste Blutstropfen. DaS Kleine müsse geimpft werden. W>t bekiommen ist die Mama, wcnn sie des sen setles, weißes Aermchen dem Arzt« hinhält. Ein llciner Stich und daj rothe, warme Blnt Blut von ihrew Blute quillt in einem dicken Tropfen heraus. Das Kind nimmt so rasch an Verstand zn, daß es heute wahrscheinlich auch schon gegähnt hat. Das Gähnen ist nämlich daS stärkste Kriterium der Ur theilskrast. Das Gähnen ist nichts anderes, als der Hunger des GeisteSj daS Kleine langweilt sich und sperrt den Mund weit auf. ES erinnert da mit schr an daS klcine Vöglein im Nest, wcnn es dcn Schnabel aufspannt. Auch sonst erinnert das Kind an die Vögel, denn es erwacht mit der Wachtel, mit der Schwakbe, so wie es zu tagen an fängt Vogelgezwitscher, Kinderlallen wie lieblich begrüßt ihr dcn Mor gen? Matt vom Wachen, versinkt die Mut ter in einen schweren Morgenschlaf; doch das Baby liegt schon mit offcncn ! Augen da. Welch' lieblicher Anblick ist das Erwachen des Kindes! Es streckt sich, greift mit den kleinen Händchen in's Nichts hinans und strampelt mit den runden Füßchen so gewaltig, bis es sich die Decke glücklich vom Leibe ge schafft hat. Nur, daß eS nicht davon stiegt —so guter Laune ist es! Und was könnte es sonst thun, als fliegen ? Seine Bcinchcn tragen es ja noch nicht! Versteht Ihr nun, warum man die En gelein ohne Füße, nur mit Flügeln ab bildet? Inzwischen ist die Mama erwacht und hebt das lustige kleine Ding zu sich heraus und schaut ihm in's Auge. Das Auge des K indes! Es ist klarer und tiefer, als das „Meerange" der Tatra. Die sich loslösenden Geheimnisse eines erwachenden Verstandes, einer sich klä renden Seele lcnchtcn uns daraus ent gegen. Tas Auge eines Kindes besitzt eine große Kraft. Ich erinnere mich der Aussage eines Mörders, der, nach dem er den ringenden Vater nieder gestochen halte, vor dem unschuldigen Blick des wehrlosen KindeS erschrak und das meuchlerische Messer aus seiner blutigen Hand fallen ließ. Tas Kind, das ich küsse, ist ein klei nes Mädchen. Hab' ich es noch nicht gesagt? Aber wer denkt auch daran? Für die Eltcru ist es genug, daß es ein Kind ist. Ihr habt vielleicht noch gar nie daran gedacht, wie poetisch, wie jungfräulich das Wort „Kind" ist! Es macht keinen Unterschied zwischen Kna ben und Mädchen, sowie wir im zarten Alter der Kinder deren Unterscheidung auch äußerlich vermeiden. Man kleidet Knaben und Mädchen eine Zeit lang ganz gleich. Erst später „stolz reißt vom Mädchen sich der Knabe". Die Frau wünscht gewöhnlich, daß das Erstgeborene ein Knabe sei. Sie möchte dcn eitlen Vater verpflichten, denn Jeder sürchtet, es könnte tn ihm das ausgezeichnete Geschlecht der „Mül ler" oder daS mächtige Geschlecht dcr „Lehmann" auSstcrbcn. Und doch hat Papa noch drei jüngere Brüder, und sein älterer Bruder har vier Bengel, die alle schon in die Schule gehen. Es gibt auch solche Frauen, die wünschen, daß das erste Kind ein Mädchen sei. Eine solche Mama hat sehr früh gcheirathet und sieht in ihrem Kinde die noch nicht vollständig verwundene Puppe, sie wünscht sich ein Mädchen, um es nach Herzenslust ankleiden zu können. Heute ist der große Tag, wo man das Kind zum ersten Male der Welt vorstellt. Die junge Mutter sieht alle ikinder aus der Gasse an. Vordem hat sie sie gar nicht bemerkt; jetzt »st es, als ob sie ihr's angetyan hatten. Beson ders die kleinen, die mit dem ihren von gleichem Älter sind, hält sie auf der Äasse au. Sie prüft, vergleicht, fragt die Amme aus und sieht sich verstohlen den Schnitt des KindermantelS an. Wie viele Kinder gibt eS doch auf der Welt! Das bemerkt sie erst, seitdem sie selbst eins hat. Und auch auf die ikinder Anderer blickt sie zärtlich. Es ist etwas Heiliges, Göttliches in der Mutterliebe, das sich auf alle Kindcr erstreckt. Das Kleine ist von der freien Lust betäubt und schläft tief. Es thut ihrem Herzen wohl, wenn die Augen der Men schen an ihm haften bleiben und die vorübergehende» sagen: „Ein schönes Kind!" Schön! Was heißt „schön"? Für welche Mutter ist ihr Kind nicht schön? Die Genugthuung, daß es lhr gehört, der Stolz, daß es lebt, sich be wegt, verschönen ihr Kind auch wenn es sonst ein „häßlicher Balg" ist, wie eine neidische, kinderlose „Freundin" behauptet. Gestern ist ihm der erste Zahn her vorgekommen. Ein kleines, weißes, blinkendes Zähnchen. Wenn das Kind chen lacht, so sieht das Zähnchen in sei nem Munde aus, wie cin Maiblüinchcn zwischen Rosen —deklamirt der poetische Papa. Man sagt, das Mädchen gehöre dem Vater, der Knabe der Mutter. Die Eltern streiten auch miteinander, wem von ihnen das Kind am meisten gleiche, und buchstabiren aus dem Gesichte die charakteristischen Züge gründlich heraus. Jede dcr beiden Parteien schreibt sie sich zu. Kind, du süßes Mysterium, du gehörst Beidcu an! Es ist ein reizen der Anblick, wenn das kleine Mädchen mit seinen Armen dcn Hals des Vaters umschlingt, und nach Jahren, wenn es erwachscn, der Vater der Ritter seiner Tochtcr ist. Entzückend abcrist dcr äbcrmüthigc Knabe aus dem Schooße der Mutter, und wcnn er nach Jahrcn der Beschützer seiner ergrauenden, viel leicht verwittwcten Mutter ist, so erhebt uns der Anblick. , , Und nichts ist ergreifender in Gegen satz zwischen Mann und Weib, als wcnn ?r im Bilde des Sohnes und der Mut ter versöhnt erscheint. O himmlischer Stolz, mit dem die Mutter aus den gc leierten Mann blickt, der ihr Sohn ist! .Jeder GeschlechtS-Unterschicd ist ver jchwnndcn, dcr Sohn sucht in seiner Mutter nicht mehr das Weib, sondern »asJdeal, das ihm so nah ».doch so fern ist, wie die unsichtbare Gottheit? — so schließt „ein Vater" seine über da>s Kind geschriebenen Tagebuch-Aufzeich aungen. Das Baby anschauend, schmieden Va» !cr und Mutter tausend ZukunftSplänc. „Wenn ich ihr schon t«z Haar mit Bändern werde einflechtcn können!.... Wrnn ihm schon der Schnurrbart wach> sen wird!" So die Mutter. „Wcnn ich daran denke, daß meine kleine Tochter sich tinmal in irgend einen Taugenichts verliebt und er si« »us dem elterlichen Hause fortnimmt! Wenn der Junge einmal mit dem Doktor-Tiplon nach Hause kommt! Wenn ich einmal seine Schulden bezah len werde!" So dcr Vater. Das Kind schließt sich immer cngcr an dicGejellschast an. Aber eh« dasMäd chen heirathsjähig wird, schätzt der Va ter sich glücklich, daß seine Tochter ihn» schon die Pantoffel bringen kann. Und wcr hätte das gedacht?! Das Kleine kann kaux« gehen, und dcr Storch ist schon wieder ans daS HauS herabgc flogen. Nun soll's wirklich em Junge wer den! Was Kriege kosten. Das nglischc Blatt ~'l'l>o Lllonornist" bringt eine sehr interessante Zusammen stellung der durch die letzten Kriege ent standcncn Verluste an Menschen und Geld. Todte zählte man im Krimkriege 750,v01), im italienischen Kriege IBS9 > 45,tM>, im schleswig - holsteinischen Kriege 3000, im südamerikanischen Bürgerkriege 280,000, im Bürgerkriege der Ver. Staaten SÄO.OOO, im Kriege vom Jahre 186 K 45,000 und im letzten deutsch französischen Kriege 216,000. An Geld kostete der Krimkrieg 68,000 Millionen Mark, d«r italienische Krieg 1200, der südamerikanische Bürgerkrieg 9200, der nordamerikanische Bürger krieg 18,800, der preußisch-österreichische Krieg 1320 und der deutsch.französische Krics 10.000 Millionen Mark.