2 «Stedar A» syorn^r,»,. Der nimmer rastende Menschengeist hat abermals eine» bedeutende» Fort schritt zu verzeichnen; in Birmingham ist ein Automat ausgestellt, welcher den Verkauf heißen Kaffees und anderer warmer Getränke besorgt. Thee, Kaffee u. s. w. werden durch Gasflammen im Innern des Automaten warm gehalten. Sobald der sieben Gallonen haltende Kaffeekessel leer ist, wird die Gasflamme nnter demselben automatisch abgedreht und eS erscheint eine Karte mit der Aus schrist: „Leer", damit etwaige weitere Kauflustige sich nicht vergelilich ab mühen, von dem Automaten noch Kaffee zu bekommen. Der Automat läßt die Getränke ans kleine» Krahne» abfließen, sobald man in eine Oeffaung cine bestimmte Münze »esteckt hat. Ei» besonderer Krähn lie sert Wasser zum Ausspülen der an Ket ten liegenden Tri»kge,äße. Dieselbe höchst sinnreich construirte Maschine läßt sich auch znm Verkauf von EiS-Geträn ken, „Sandwiches" und anderen Dingen benutzen und sie übertrifft bei Weitem alle bisher zn ähnlichen Zwecken benutz ten Automaten. Für die Vereinigte» Staaten hat die verbesserte Maschine zum Verkaufen der verschiedensten Arti kel vielleicht ganz besondere Bedeutung. In Prohibitionsstaaten'und in solchen Staaten, in denen Sonntags kein Wirth rS wag», seine Berufspflichten zu er füllen, kann man möglicherweise den neuen Automaten mit gutem Ersolge in Dienst stellen. Statt Kaffee und Thee müßte er frei lich Biec und Whiskey liefern, was er ja auch mit derselben Bereitwilligkeit thäte, sobald irgend ein Menschcnsreund ihn mit den nöthigen Borräthen ver sähe. Ob das Sonntagsgesetz dem Automaten etwas anhaben könnte, ist mindestens zweifelhaft. Aber auch an Wochentageu würde der Automat, wenn er alle ihm nachgerühmten Vorzüge be sitzt, viel Gutes thun können. Die Wirthschassbesitzer wären in den Stand gesetzt, die Wünsche ihrer Kunden auch baun noch zu erfüllen, wenn sie selbst schon sammt ihren Schankwärtern das Nachtlager aufgesucht haben. Wen» das Geschäft anfängt, schwach zu gehen, und wenn in dem Wirthe die Sehnsucht nach dem Bette rege wird, könnte dc» Automat in den Stand gesetzt werden, sür die noch !o nmenden Nachzügler zu sorgen. Auf diese Weise hätte de» Wirth seine Nachtruhe und der bum melnde Bürger sein Bier und seinen Schnaps zu jeder Stunde. Der eingeladen- Bismarck. Der Pariser „Temps" hatte die Nachricht gebracht, Fürst Bismarck sei eingeladen worden, in seiner Eigenschaft als General-Oberst der Kavallerie an der Moltke - Feier in Berlin theilzu nehmen. Diese Mittheilung bedarf der Rich tigstellung. Da der Fürst Bismarck nicht Ulli General Oberst der Kavallerie, sondern auch als ehemaliger Deichhanpt mantt hätte eingeladen werdeu mü seil, so glanbre man, ihn auch als Landwirth einladen zu sollen. Da stellte es sich plötzlich heraus, daß es wohl richtiger wäre, ihn zu veranlassen, in sciiier Eigenschaft als ehemaliger Minister an dem Fest theilzunehmen, wogegen aber geltend gemacht wurde,. daß er besser aufzufordern sei, als einstiger Präsident des Staatsraths sich an der Moltke feier zu betheiligen. Gleichzeitig erklärte indeß das Herrenhaus, dag er als Mit glied desselben eiuznladen sei, worauf die Universität erklärte, daß der Fürst Ehrendoctor inchrercr Universitäten sei »nd n»r als solcher dem Fest beiwohnen könne. Kaum war dies beabsichtigt, so ineinte das diplomatische Corps, daß Fürst Bismarck mehrfach Gesandter ge wesen sei und also als solcher einge laden werden müsse, worauf die Grund besitzer den Vorschlag machten, ihn, der doch einer der ihren sei, einiuladen, als Ärundeigenthilmer nach Berlin zn kom me». Da wnrdc in den Kreisen der Kreuz zeitung der Wunsch laut, »ia» möge doch in Erwägung ziehen, ob nicht ver 'instige Reichskanzler, der zugleich Erb- Ober-Jägermeister des HerzogthumS Pommern sei, als solcher zu dem Feste einzuladen sei. und nun meldeten sich auch die Corps mit dem Hinweis da raus, daß Bismarck CorpSstudenl gewe sen nnd daher anch als solcher n.n seine Anwesenheit zu bitten sei. Wir wissen aun nicht, ob man daran gedacht hat, de» großen Staatsmann und Mitbe gründer des deutschen Reiches in seiner Eigenschaftals Fabrikbesitzer,als Ehren bürger Berlins »nd anderer Städte, als Großvater, als Patient SchwenningerS, »lS Raucher, als Schutzzöllner und in mancher anderen Eigenschaft einzuladen. Aber das Eine steht jedenfalls fest, daß Fürst Bismarck nicht ansschließlich als General Oberst der Kavallerie gekom men wäre, den 26. Oktober in Berlin mitzufeiern, sonder» in mancher ande re» Eigenschaft, wenn »ia» ihn pflicht schuldigst eingeladen hätte. Der in letzterZeit schor 'odt geglaubte französische Chauvinis mus giebt noch immer wieder Lebens zeichen von sich. I» Dünkirchcn ivur dc dieser Tage cine Vorstellung de» Oper „Faust" durch die stürniiiche K»»d gebiliigeil unterbrochen. Das Publi kum halte, wie die „Voss. Ztg." meldet, erfahren, daß einer der beiden Leiter des Stadttheaters, Mertel, Deutscher sei und schrie: „Nieder mit dem Prns sien! Nieder mit dem Deutsche»! Zu rücktreteii!" Es forderte die Marseil laise und beruhigte sich nicht eher, als bis ihm von der Bühne herab mitge theilt wurde, mau »verde sich unverziig lich mit seine» Beschwerde» beschäftigen Mertel ist übrigens keineswegs „Prus 'ien", sonder Elsässern. Schön gesagt. „Denken Sic. hent' kriegen wir die Nachricht, daß unser Neffe in Amerika gestorben ist!" - „Ach. aslo doch endlich mal ein L'' dcnSzeichen von ihm!" Im »ngeflcht »«» Tode». Von der Todesstrafe hatten wir ge sprochen: eine sensationelle Hinrichtung in Amerika hatte uns darauf gebracht. Es war in der gemüthlichen Kneipe, bei dem gewohnten „Echten", mitten nnter vergnügten, lachenden, sorglosen Men schen, als unser Gespräch die denkbar ernsteste Wendung nahm; aber bekannt lich kommt das manchmal, ohne da' man wüßte warum. J-l> selbst bekannte mich als entschie denen Gegner der Todesstrafe, die ein anachronistisches Ueberbleibsel aus alten, barbarischen Zeiten sei. Professor Z. dagegen erklärte die kostspielige Erhal lung eines, für die Menschheit un brauchbaren und verwirkten Lebens sür eine verwerfliche Sentimentalität. Mein Jugendfreund Adolf 1., ein wohlsituirter Bankbeamter, behäbig, in den besten Jahren, ein Bild der Zufrie denheit und Gutmüthigkeit erklärte sich für eine Todesstrafe in menschlicher Form, denn man verfahre einfach un menschlich mit den Vernrtheilten. Wi» drückten unsere» Zweifel a»S, ob dil Heiikerswissenschast denn noch zu ver vollkommnen fei, aber wir hatten Adols mißverstanden. So meinte er die Sache nicht. „Ich meine," sagte er, „daß nicht der Tod selbst, sondern die Todesangst ein« barbarische Strafe fei, in keinem Ver hältniß zu dem was das Opser der Verbrechers gelitte», also auch ein fehlerhafter Ausdruck der Wiederver geliungsidee. Diese vierundzwanzig Stunden im Angesicht des Todes sind eine Ausgeburt der Hölle man müßte eine Hinrichtungsart erfinden, welche den Delinquenten vollständig überrascht." Mein phlegmatischer Freund hatte mit einem Eifer und Nachdruck gesprochen, der uns verblüffte. „Du sprichst ja, wie auS Erfahrung," platzte ich heraus. „Das thue ich gewissermaßen anch," »Vinte er sehr ernst geworden. „Du machst Dir einen schlechten Scherz mit uns," sagte ich. „Sehe ich aus, wie Einer, de» scherzt?" Und wirklich, so sah Adolf nicht ans. » „Ich wüßte aber doch nicht, liebe» Freund, wann nnd wie Du Dich im Angesicht des TodeS befunden hättest verurtheilt zum Tode warst Du mei nes Wissens auch »och nicht?" warf ich ein. Und wirklich, in dein glatten, friedlichen Phiüsterleben des braven Jungen schien mir dieser düstere Mo ment ganz undenkbar „Siehst Du. wie der Schein trügt,' sagte Adolf, „ich weiß nämlich ganz ge nau, wie Einem zu Muthe ist im An gesicht des Todes darum bedaure ich so tief jene armen Sünder lese ich immer mit Grausen von den „letzten Stunden eines Verurtheilten". Abc» ich will eS Euch doch in aller Kürze er zählen, wie sich die Sache zutrug. Und während nebenan eine Gesell schast Skat spielte, ein paar Militärs vo» ihre» Pferde» spräche» »nd einig, jliiige Damen kicherten, während du Kellner mit leeren und gefüllten Bier seideln herumschössen, erzählte Adolf wie er sich im Angesicht des Todes be funden. „Seit meiner frühen Jugend," sagt, er. „beschäftigte der Gedanke an den Tod meine lindliche Phantasie. Ich glaube, es rührte von dem Augenblick her, als mir ei» Schwesterchen starb, und man mir erklärte, alle Mensche» müßte» ster ben. auch?" frug ich ganz er „Du auch," versetzte meine Tant, barsch. Und das fiel mir immer wieder ein, bei allen Gelegenheiten „Du muß! anch sterben!" Ich wurde schon in jungen Jähren elwas beleibt und litt in Folge dessen in Hcrzcongestlonen. Ann trat die Frage des Sterbenmüs sens deutlicher an mich mir konnte täglich etwas zustoßen. Ich lebte im Angesicht des Todes, machte mich mehr oder weniger mit dem Ge danken daran vertraut, »nd dieser Ge danke gewann sogar eine» gewisse» me lancholischen Reiz für mich. Ich wünschte nicht plötzlich sterben z» müssen, sondern mir des großen Augenblicks bewußt zu sei». In hnndertcxlei Weise malte ich mir ihn aus, bedachte nicht, daß er mich wohl nur darum so sehr beschäftigte, weil er mir geheimes Grauen einflößte. Aber meine Ansreundung intt dem Tode blieb eine sozusagen platonische. Eine glückliche Badekur kräftigte mein Herz— die Congestionen verschwanden. Nene Lebciislust erfaßte mich—ich vergaß den Tod! Diese kleine Episode ausgenommen, gestaltete sich mein Lebenslaus recht sreuiidlich. Ich erhielt eine angemessene Aiistelluiig, verliebte mich in ei» hübsches Mädchen mit stattlicher Mitgift, heira thete sie, und mir blieb sozusagen nichts zu wünschen übrig. Wir nahmen das Leben recht leicht das muß ich sagen, meine Frau und ich. Mein Posten war weder schwierig, noch sebr veraiitivortungsvoll, und ich nahm es nicht sehr genau damit. Das Vermögen meiner Frau gestattete »lis eine ganz behagliche, wenn auch nicht luxuriöse Existc»;. Unsere beiden Kin der waren hübsch und gesund. Was gab e-Z da zu sagen? Nichts. Wir amüsirten nnS, so gut wir nur immer konnten. Da eines TageS, es war wie ei« Blitz ans heiterein Himniel, kamen meine Congestionen wieder. Das war ein Schreck! Allerdings, das Uebel gab sich aber es meldete sich auch wieder, und immer wieder. So kam eine Zeit des Hagens und Ban geilS indeß, wir nahmen die Sache nicht allzu schwer. Das Herz war schon einmal krank »nd wieder ganz gesund aeworden. Eine längere, scheinbare Besserung bestärkte uns in unseren Hoff nungen. Ganz plötzlich aber, ohne Vorzeichen, ereilte mich eines Tages, da wir uns eben zn einem Balle angekleidet hatten, ein furchtbarer Anfall. Eine schreckliche Nacht der Angst und O.»al! Gege» Morgen ließen die Krämpfe »ach, aber die Herzthätigknt war so sehr geschwächt, daß meine s ran noch ein Consilium von Aerzten berief. Und während die Aerzte mein Bett umstanden, fiel von den Lippen des Einen das verhärignißvolle Wort: Ich hatte mein bischen Latein so ziem lich vergessen. Aber die Worte klangen mir nicht fremd ich versuchte sie mir zu übersetze», »nd es gelang mir auch. „Bis zum Abend wird sich's wenden." „Was bedeutet das? Bis zun» Abend war's zu Ende mil mir!— - Nur das'konnte der Sinn der Worte sein. Erst ein unbeschreiblicher wie ein Blitzstrahl lähmender Schreck mein Athem stockte —mein Herz bäumt sich eS ist, als sollte es gleich stille stehe» ich bin wie erstarrt wage kein Glied zu rühren, als könnte ich damit das Furchtbare beschleunigen. Nein eS gibt keinen Ausdruck, zu beschreiben, wie so elwaS aus die lebendige Kreatur wirkt, wie sich die ganze menschliche Na tur ausbäumt gegen das schreckliche Wort: „Du mußt sterben!" Nein, wer das nicht empfunden hat ich begreife, warum so viele Selbst mörder schreien, wenn sie ins's Wasser hinunter kommen, dann eben erst schreit ne Natur in ihnen auf. Ich suchte mich dann selbst zu be schwichtigen, suchte eine andere Deutung für die Worte des ArzteS. Aber ich fand keine; die Sache war auch zweifel los. Mein Herz war geschwächt und bei dem nächsten Krampfanfall würde es stille stehen. Aber nach aller medicinischen Erfah rung mußte dieser Krampsanfall im Laufe des Tages eintreten. Nu» wußte ich AlleF. Ein solcher Krampfanfall kündigt sich durch Druck in der Herzgrube an, durch Angstgefühl und qualvolles Herzllopse» wenn das kommt, dann Der kalte Angstschweiß tritt mir aus allen Poren. Ich will einen furchtbaren Schrei ausstoßen einen Schrei nm Hilfe! Sie müssen mir helfen, sie müssen ich will nicht sterben! Aber ein Blick aus meine Frau erstickt den Schrei a»f meinen Lippen. Sie weiß von nichts die Aermste! Sie fitzt ganz ruhig und zufrieden da, denn sie glaubt an meine Besscrnng. Soll sie meine gräß liche TcdcSangst theilen ? Es kommt noch früh geuug sür sie. Aber ich sollte sie doch vorbereiten. Ich stotterte ein paar einleitende Worte: „Liebes Kind ich kann nicht wissen wenn der Krampf wieder kommt— ich hätte doch noch Einiges »iit Dir zu besprechen." Wie ruhig sie lächelt. „Mache Dir doch keine trüben Ge danken, Adols; Du bist aus der Gefahr Dr. Hausmann hat mir's gesagt." Ach er hat Mitleid mit ihr, Haus mann nnd ich sollte keines haben? Wen» sie die schreckliche Wahrheit wüßte und sich doch nichts dürste aiimerken lassen! Nein —es darf nicht fein ich vill nichts sagen nichts! Sofie ist ruhig nach der Küche gegan gen. Ich liege nnn ganz ruhig und dcnkc nach der allererste Schrecken ist verwunde». Klar und ruhig überlege ich, wie Alles werden wird nach meinem Tode. Sofie ist ja versorgt sie ist ver mögend, wird auch noch etwas erben, vielleicht auch eine kleine Pension oder Erziehnngsznlage bekommen. Sie wird anfangs untröstlich sein— aber sie wird sich beruhige». Sie hat ei» sanguinisches Temperament.—Wie schrecklich der Ge danke ist. daß sie sich bald wieder des Lebens freuen wird—ohne mich! —Ach, ich habe so gerne gelebt —es freute mich SllleS. Hütte ich nur geahnt, daß ich so bald sterben muß, ich hätte jeden Tag, jede Stunde noch ganz anders genossen; lausend Dinge fallen mir ein. Ganz früh war'S immer besonders reizend, wenn wir Kaffee tranken; Sofie sah ,ach dem Schlafe - ach, wie gut schliefen vir Beide! besonders hübsch und ftisch aus nnd die Kinder, halb ange kleidet, besonders niedlich. Wie oft ging ich dann vor der Bureaustunde fort, um »och im Freien eine Cigarre zu rauche». Wie schade um jede ver geudete Minute, welche ich nicht bei den Meinen verbrachte und die Kinder! Welche Hoffnungen haben wir ans sie gesetzt, wie haben wir uns gefreut, bis sie groß sein würden. Ich soll das nicht erleben! Unendliche Wehmuth erfaßte mich ich könnte weinen, wie ein Kind aber da kommen sie wer ist'S? Es ist Sofie nnd Dr. HauSmann. Er kommt mir so eigeiilhümlich vor. der Doctor. Warum lächelt er? Ich bin in Lebensgefahr wie kann c» denn lächeln? Und diese dummen Redensarten, eS wird schon werden zc. Eine nervöse peinvolle Ungeduld ersaßt mich. Wie er Sofie vo» der Seile an sieht? — Und hat er ihr nicht vorhin in der Thür die Hand gedrückt? Eine seltsame Angst erfaßt mich. E» hat Sofie immer den Hof gemacht e» wird sie heirathen! Nun lächelt er, weil ich sterben innß. Sofie hat den Doctor hinanSbcglei tet sie haben sicher noch zusammen zv sprechen. Ich bin wieder allein. Wie grauen hast mir zn Muthe ist; ich habe mein, Frau nicht genug geliebt, bin nicht aus mcrlsam genug gewesen, habe sie osl vernachlässigt, aus nichtigen Ursache» belogen ich habe leichtfertig von ih rem Gelde verbraucht, nicht genügend sür ihre Zukunft gesorgt. Und die Kin der wie viel habe ich an ihnen ver säumt, wie oft sie dem Kindermädcher itberlassen, um mit Sofie meinem Ver gnügen nachzugehen. Eine neue HSlle bricht über mich los die Gewissensbisse! —Wie vielerlei habe ich versäumt, verscherzt, verdorbeo und nichts ist mehr einzuholen. Ach wenn ich nur »och wenige Wochen zr leben hätte! Ich will mich kurz fassen. Unbe chre blich sind die Qualen, die ich er vuidet habe. Der Tag verging, der Abend di, folgende Nacht —der Tod kam nicht, kau mir auch nicht nahe. Ich hatte den Arzt mißverstanden. Er hatte gesagt, die Krisis werde bis zum Abend eintrc ten. Sie trat pünktlich ein ein er quickender Schlaf trotz aller Seelen qual. Aber die Stunde „im Angesicht des TodeS" blieb mir unvergeßlich ick wurde ein besserer, ernsterer Mensch der es mit seinen Pflichten genau »ahm, nur sür Frau und Kinder lebte. Sil waren mir ja neu geschenlt, die Theue ren! Mein Herzleiden ist bei vernünftiger Lebensweise ungefährlich, und vernünf tig bin ich ja geworden. Und ein« Wahrheit kann ich aus tiefstem Herzen bestätigen: es ist ein Glück, daß wir die Stunden unseres Todes nicht wissen. Keiner soll sie kennen, auch nicht de» schlimmste Verbrecher!" So schloß mein Freund: wir hatten ihm tief ergriffen zugehört; uns« Bier war abgestanden, unsere Cigarre» erloschen. Es war, als hätte uns All» der Hauch des Todes berührt! Russische« Am«,on«ncorpS. Ein russisches Amazonencorps des oorigen Jahrhunderts diese unge wöhnliche Erscheinung heben jetzt nach der kürzlich erfolgten Enthüllung des Katharina-Denkmals in Simferopol (Krim) russische Blätter aus dem Dunkel der Vergangenheit heraus. Die auserlesene Schaar war völlig militärisch eingerichtet und stand unter Führung eines selbstgewahlten weiblichen Haupt manns. Als „Amazonen von Bala klawa" spielten sie bei der glänzenden Trilimphsahrt der Kaiserin Katharina durch die eben eroberte Provinz Tanrien im Jahre 1787 eine hervorragende Rolle auch diese Truppe, eine Schö pfung Potemkin's, welcher, um den Kaiser Josef U. zu blenden und die „ge liebte" Gebieterin zu täuschen, in kürze ster Frist in der neneroberten Provinz eine glänzende Cultur hervorgezaubert hatte, aus Leinwand gemalte Städte, Dörfer und Vichheerden aus Pappe. Die Amazonen von Balaklawa waren dagegen keineswegs von Pappe. Im Gegentheil, lauter junge, vornehme »nd bildschöne Griechinnen, welche in ihren kleidsame», von Gold strotzenden Uni formen auf Kaiser Josef den Zweiten einen bezaubernden Eindruck machten. Entzückt von der stramme», militärische» Haltung der weiblichen Compagnie, ritt der römische Imperator an den „Haupt mann" Helena Jwanowna Sarandowa und küßte sie gerade auf den Mund, was sämmtliche Soldaten in große Aufregung versetzt haben soll. Aber der Hauptmann rief: „WaS fällt Euch denn ein? Stillgestanden! Seht Ihr de»» nicht, daß der Kaiser mir weder meine Lippen abgebissen, noch mir seinen Schnurrbart angeklebt hat!" Dies be ruhigte die gut geschulten Amazone». Die beide» gegen die Türken verbünde te» Herrscher machte» daraus einen Aus slug, uin die Bucht von Balaklawa, so wie die Ruinen der alten Festung zn besichtigen. Dann kehrte» Kaiser Joses der Zweite, Kaiserin Katharina die Zweite und Fürst Potemkin z» den in strammer Haltung Gewehr bei Fuß aus harrenden Amazonen zurück. Die Kai serin rief den Hauptmann Helena zu sich heran, sagte ihr in Bezug auf ihre Compagnie einige Artigkeiten und reiste weiter, um die von Potemkin in kurzer Zeit errichtete russische Schwarze Meer Flotte zu besichtige», von deren Wirk lichkeit Kaiser Joses sich gleichfalls durch Berührung persönlich überzeugen konnte. Kapitän Helena Jwanowna Sarandowa aber lebte noch viele, viele Jahre und starb als verwittweteFrauSchidjanSkaja im Alter von 9S Jahre» inmitten einer zahlreiche» Enkelschaar hochbetagt zu Simseropol. llnfreiwillige Komik. Zu eiuem guten Theil erklärt sich die Zunahme natürlich durch die ungeheure Stärke des Einwanderer-Stromes, der der Union in den Jahren IBBV—lBB9 nicht weniger als üj neue Bürger zu führte. Globus No. 17. Nur mit einem Mantel bekleidet, gin, Fioltke nunmehr die Treppe hinab. Berl. Börsen Courier, i!>!. Oet. * » * Wo das Geld geblieben ist, weiß man nicht, da es in der von der Frau über aus sparsam geführten Wirthschaft nicht j verbaucht worden ist. Bossische Zeitung, 28. Oct. Meiningen. S 7. Oct. „Johanna geht und nimmer kehrt sie wieder!" Die wundervolle Ausstattung der „Jung ftau von Orleans", die s. Z. eine rie sige Anlchaffilngssumme gekostet hat, ist in de» letzten in das kgl. Schau spielhaus in Berlin käuflich nbergegan gen. Amanda Lindner, unsere nllge liebte Jnngsra», die jetzt im Schauspiel Haus in Berlin engagirt ist, wi>d sich freuen, in ihre alte Rüstung wieder hm einschlnpsen zu können: in Meiningen aber wird eS nun wohl lange Jayre keine Jungfrau mehr geben. Sämmtliche Finanz mi nister Europas haben sich in» Interesse ihres Staatsschatzes an Professor Robert Koch gewendet, um dessen Kunst, die Schwindsucht zu heilen, in Anspruch zu nehmen. Der Genannte hat aber ge antwortet, daß die Schwindsucht der Staatskassen unheilbar sei. »«rttaer Htps-che» «u» alter Jett, Wie überall in größeren Städten, hat eS anch in Berlin immer eine Anzahl Männer gegeben, welche als hervorra gende Repräsentanten des spezifischen Witzes sich gefallen lassen mußte», alle Bonmots, alle pointirten Antworten und witzigen Einfälle unter ihrer Firma ans den Markt gebracht zu sehen; denn nur mit dem Brevet eines bekannten Na mens versehen, hatten sie den» autori tätsgläubigen gemeinen Bewußtsein ge genüber, den Vollwerth eines „guten Witzes". Besonders der Berliner legte von jeher ans die Witzworte und Sta chelnden seiner geistigen Koryphäen nicht ohne partikularistischen Stolz gro Ben Werth nnd war für ihre Verbrei, tnng stets eifrig bemüht. Zu diesen witzigen Köpfen gehörter, in Berlin bis in die Mitte dieses Jahr Hunderts der bekannt Schriftsteller I. I. Engel, der große Philologe Fr. Au gust Wolff, der berühmte Grammatiler PH. Buttmann, Schleiermacher, der Bo taniker Link, Professor Lachmann, der Jurist Eduard Gans, der liebenswür dige Physiker Dove, von Künstlern der alte Gottfried Schadow, August Kopisch »nd viele Andere, die in Wissenschast nnd Kunst einen berühmten Namen haben. Die Mittheilung einiger witzigen Ueberlieferungen aus dieser gelehrten und künstlerischen Vergangenheit Ber lins wird nicht nur für die Illustration des Berliner Witzes, sondern auch für die Charakteristik der berühmten Per sönlichkeiten, auf welche sie zurückzu führen sind, nicht ohne Interesse sein. Sind derlei Anekdoten, die wir zum größten Theil der mündlichen Ueber lieferung älterer Zeitgenossen verdanken, für de» ernsten Forscher auf dem Ge biete der Culturgeschichte auch nur Un kraut unter dem Weizen, so hat doch die Gesellschaft von jeher eine große Vor liebe für derartige Wucherblumen, Venen es anch weder an Duft noch Farbe fehlt. Damit möge» die folgenden Histörchen empfohlen, und wenn es sei» muß, entschuldigt sein. Von dem Vater des berühmten Juristen Eduard Gans werden manche vortrefflichen Witzworte überliefert. Bon einer Dame sagte er: „Madame Zt. ist unerträglich, das ist aber auch ihr -inziger Fehler." Von der Figur eines jungen Mannes sagte er: „Er ist so lang und dünn, das; er in einer Klarinette über nachten kann." „Dem können Sie Alles anver ttaueii," sagte er vo» einem Schwätzer, „der ist verschwiegen wie eine legende Henne!" Als ihm einst sein Mündel mit theilte, er fühle keine» Beruf zu dem begonnenen medizinischen Studium und wolle „umsatteln," sragte er ruhig: „Nun, und welchen Berns willst Du er zreifen?" „„Ich möchte Musik stildi ren."" „Dagegen habe ich nichts einzu ivenden," entgegnete Gans trocken, „abei eines sage ich Dir, auf meinen Ho> kommst D» mir nicht." Eine „mittelbare" Ehe nannte e» die Vermählung eines in seinem Hause detanuten Privatdozenten mit der Toch :er eines armen Lehrers. Von einem bekannten Theaterkri liker sagte er: „Der Kerl würde nicht so bissig sein, wenn er was ordentliches zu beißen hätte. ' „ES wächst der Mensch mit sei nen größ'ren Mitteln," war sein paro distisches Urtheil über einen Empor kömmling. Er stellte einst seinen Neffen vor: „Mein Neffe! E-l gewinnt bei näherer Bekanntschaft!" tiarl Lachmann (1793 — einer der scharfsinnigsten Kritiker aus dein Gebiete der altklassische» und alt deutschen Literatur, wurde im Jahre 1828 von Königsberg i. P. nach Berlin berufen. Er war nicht blos ein bedeu tender Gelehrter, sondern auch ein vor züglicher Gesellschafter, von dessen Witz- Worten eine große Anzahl überliefert und. Eine große Freude hatte er an aber witzigen Anzeigen im „Intelligenz blatte" »nd in den Zeitungen. Er hatte sich cine große Sammlung von Aus schnitten angelegt, welche derartige An noncen betrafen, ja er stand bei seinen Freunden in dem Verdachte, daß er bis weilen selber derartige komische An zeige» zur Ergötzung der Leser inseriren ließ. Von diesen, den damals in Berlin viel belachten Annoncen im „Jntclli gcnzblatte" wurden n. A. aus Lach inanns Conto geschrieben: Eine in Schlafröcken gut einge nähte Demoiselle wird gesucht. -- Handschuhe sür Herren von Beck leder stehen billig zum Verkaufe,DreSd- I »erstraße bei Giecke. Die Verlegung ihre? Geschäftes nach der Klostcrstraße. beehren sich er gebenst anzuzeigen Schuft H Preller, vormals Ehrlich. Eiu alter, nicht zn sanler Esel, steht billig znm Verkaufe, Hirtengasse. Ei» Fünfthalerschein, in nichts .'ittgewickelt, ist verloren gegangen: der ehrliche Finder kann sich einen abziehen. KönigSgrabe» No? die rotylaririen jl opfkissenbezüge sich übergeschlafen haben, so zeige ich hiermit ergebenst a», daß ich eine große AusivaM von blaukarirten >lilo .um Vcrkaiif gestellt habe. —Am nächsten Montag tresse ich mit Oldenbnrger Ochien, die ihres Gleichen suchen, hier in der Stadt Rup pi» ein. Während einer SenaMtzung, welcher Lachmanu als zeitiger Reetor der Universität präsidirte, war es schon ziemlich dunkel geworden, als H., der Dekan der theologischen Fakultät, der sich sehr verspätet halte, in den Saal trat. Bei seinem Eintritt rief Lach- wann dem Pedelle zu: „Herr Schede, sorgen Sie für Licht, eS tritt Finst^k niß ei»!" Im Sprechzimmer der Universität sagte einst ein Professor zu Lachmann spöttisch drohend: „Spiegelberg ich kenne Dich!" Dieser antwortete mit der Frage: „Sagen Sic mal, sagt das nickt Schufterle?" Als ihm der Tod des Geheimen Oberfinanzrathes -ff-f- von einem Freunde mitgetheilt wurde, sagte Lach mann ganz ernst: „Ja, so Einer hat es leicht mit dem Sterben, unsereins muß erst noch den Geist ausgeben. Voil einem verschuldeten Professor an einem Gymnasium, der dem Hazard spiele sehr ergeben war, wurde Lach mann eines Tages erzählt, „Sie hätten nur sehen sollen, wie X. gestern Abend im lintel cis die Füchse aus dem grünen Tiscke traben ließ!" „Lau ter Miethsgäule!" entgegnete er trok ken. Der General Peteri, in den drei ßiger Jahren Kommandant von Span dau, ist der Mittelpunkt eines humori stischen Sagencyklus, in welchem die un befangene Naivetät des altpreußischen Gamaschendienstes in derbem, aber nicht unliebenswürdigem Humor sich ergötz lich ausspricht. Als ein Soldat der Spandauer Garnison als erstes Opser der Cholera im Jahre 183 Z gestorben, fand sich Ge neral Peteri genöthigt, ihm folgende Standrede zu halten: „Da liegt nun der krause. Das hat er davon; aber das Volk frißt ja alles durcheinander. Ich bin fest überzeugt, wenn man so einem Kerl in einer Hand eine Birne hinhält und in der andern die Cholera, so greift der Kerl nach der Birne." In Betreff der Leichenfolge hatte :r eines TageS schriftlich angeordnet: „Der morgende Todte wird in weißen Hosen begraben." Er wollte keine Hunde in den Kasernen dulden nnd erließ deshalb den schriftlichen lakonischen Mas: „Alle Hunde, vom Feldwebel abwärts, sind rus der Kaserne zu entfernen." Der Direktor des Berliner Stadt gerichts, Geh. Justizrath Belitz war eine durch seine Leutseligkeit und seinen jovialen Humor in ganz Berlin bekannte Persönlichkeit. Jedes alte Mütterchen, das vom Hundertsten in'S Tausendste schwatzte, hörte er mit ihren Anträgen und Beschwerden ruhig an und ließ den oft widersinnigen Vortrag von dem Re serendarius, den er in seinem Zimmer hatte, zu Protokoll nehmen. Wenn er von dem jungen Herrn daraus ausmerk sam gemacht wurde, daß alles purer Unsinn sei, was sie vortrug, sagte er: „Schreiben Sie nur hin, wa< Sie wol len! Das beruhigt die Alte." So ging jeder Supplikant zusriedengestellt von > ihm fort. Die Mehrzahl der Proto ! kolle aber wanderte in den Papierkorb. ! —Zu erschütterndem Lachen reizte ! ihn eines Tages der in einer Prozeß sache erstattete Bericht eines >?recuiors: Die Exemtion fiel frucht aus, da ExcquandnS sich bereits in einer andern Sache ausgehängt hatte. Graf Johann Wilhelm Gottsried stoß, geb. 1772, evangelischer Bischof an St. Nikolai in Berlin und General juperintendent der Nheinprovinz und ZBestphalens, war in den gebildeten Dreisen der Hauptstadt durch seinen leinen, attischen Geist und durch seinen zlänzenden Witz eine berühmte Per sönlichkeit. Bei Gelegenheit eines Gespräches über ein neu erschienenes Buch „Ge danken über Zeit und Ewigkeit", bat chn Jemand, der den Titel bemängelte, ihm den Unterschied zwischen Zeit und Ewigkeit klar zu machen. „Wenn ich mir die Zeit nehmen wollte, Ihnen das pl erklären, so würde ich eine Ewigkeit gebrauchen, um Ihnen verständlich zu verde»," lautete die Antwort. Als sich ihm die berühm te Operir sängcrin Sophie Löwe als verlobte Braut des Grafen Ditrichstcin zum kirchlichen Aufgebot vorstellte, fragte er lehr höflich nach ihren Familienverhält- ! lisicn. „Aber haben Sie mich denn nie zehört?" sragte die erstaunte und ver- > vöhnte Primadonna der Berliner Oper. Mit feinem Lächeln sagte der vischof: „Ja, mein verehrtes Fräulein, laben Sie denn mich jemals gehört?- Madame du Titte, die Gattin :ines wohlhabenden Rentiers in Ber iin, die Schwiegermutter des Banquier ! venele von Gröditzberg, war ihrer Zeit, nnd ist noch heute in ihrem Ge- > dächtnisse cine der populärsten Figuren »er Hauptstadt, durch die Naivität und insreiwillige Komik der von ihr über lieferten Anekdoten. Als König Friedrich Wilhelm ll l. kurz nach dem Tode seiner Gemah lin eines TageS an der Villa der Ihm lvohlbelannten ,Zrau du Titre vorüber ging. grüßte er dieselbe, die vor der Thür stand, in seiner gewohnten leut seligen Art. Die Begrüßte, der die gebeugte Haltung des Königs zu Her jen ging, redete ihn sreundlich und herz lich an: „Na, wie jcht et denn, Maje stäteken?" Der König entgegnete mil einein Seuszcr: „„Ach liebe Madam» du Titre !" „Ja, ja, Majestäteken, ich verstehe Allens. Ein so schwere» Schlag! Ach Gott! Un wer heirathet denn och gleich wieder einen Wittwe» mit sieben Kinder!" In seiner letzten Krankheit zeigte sie ihrem Manne einst ein Stück schwar zen Kleiderstoffes mit den Worten: „Siehst Tu, Papaken, det is das Zeug, worin ich Dir betrauern werde." In einer Gesellschaft ihres reichen Schwiegersohnes, wurde ihr einst ein Pair von Frankreich vorgestellt. DaK p«,« Vater heiße, wußte sie aus ihre« Schulzeit, sie redete also den Gast.l dessen Partnerin sie bei einer Whists Partie wurde, mit den Worten an: „Papaken, Sie sind dran, Sie müsse» , ausspielen." Frau du Titre hatte eine Gesell- erzählt Eberty in seinen „Jvgcnderinnerungeu eines olte» Ber linerS", zu deren Obliegenheiten es ge hörte, daß sie der Gebieterin niemal» widersprechen durste. Einst fnhre» beide Damen an einem windigen Tage im offenen Wagen nach Charlottenkmrg. Frau du Titte, schön geputzt, trug einen mit drei MarapoulsHern verzierten Hut. Seh? bald entführte der Wind eine derselben, und die Eigenthümern«,» dir etwas Weißes in der Lust stattern sah, fragte: „Mamsellken, war det nich eine Taube?" Antwort: „Jawohl, Madame dn Titre." Nach «inigen Miimten entführte Zephyros die zweite 'Feder. „Mamsellken, war det nich ein Stücksken Papier?" „Jawohl, Ma-- dame dn Titre." Als nun gl. ich darauf auch die dritte Feder sich empfahl, wurde die Sache verdächtig. „Herr Fes.. Mamsellken, war det nich ein Marcmi» puff?" „Jawohl, Madame du es war der Letzte!" Eines Tages sagte sie dem Di»» ner: „Karl, sage mal dem Kutscher, det er anspannt, ick habe l>e»te Vormittag, einige Gänge zu fahren!" „Der Zahn der Zeit wird Ihne«, och die Thränen drocknen, meine Liebe I" tröstete sie eine junge Freundin, die ei? Kind verloren hatte. Spuk. l)r. Egbert Müller, der Anwalt de» Spuks von Resau, hat von Verschiedenrw Seiten wegen des unermüdlichen Eifers,, mit welchem er alle transcendentalen Borgänge mit tiefem Ernst auffaßt, Zu-- stiinmungsschreiben erhalten. Eines den bedeutendsten und maßgebendsten istfol» zendes: Hochgeehrter Herr Dr! Erst jetzt habe ich mich entschlossen, Ihnen Nachricht von einer höchst selte nen Erschemung zn geben, welche ich persönlich erlebt habe nnd die ebenso ein höchstes Welträthsel ahnen läßt, wie der Zlesauer. Hören Sie: Ich gastirte aus einer kleinen Bühne- In einem Städtchen an der sächsisch böhmischen Grenze. Es war Abend» gegen neun Uhr und der Theatersaal durchaus nicht etwa so dnnkel, daß die Vorgänge, die ich erzählen will, auf Täuschung beruhen könnten. Ich spielte meine Lieblingsrolle, den Hamlet. In diesem noch immer Shakespeare'schen Drama gehen bekanntlich höchst vier dimcnsionale Dinge vor, als welches ich das Erscheinen eines Geistes wohl be zeichnen darf. Plötzlich ich hatte iben den Monolog, Sein oder Nichtsein betreffend, hingelegt wurde es in der Luft lebendig. Es flog etwas durch den Saal. Wie in Resau Eßwaaren, so iuch hier, nur mehr sür einen Vegeta rianer, der ich, beiläufig gesagt, nur bin, »en« die Einnahmen nicht für Fleisch nahrung lange». Was durch die Luft schwirrte, war ein überreifer Apfel. Die blöde Menge, welche von der Bedeutung psycho physischer Kräfte keine Ahnung hat, lachte. Dann folgte ein zweiter Äpfel, dic>em ein Ei, diesem abermals :twas Obst. Ich würde das nicht als Thatsache mittheilen, wenn ich mich nicht von der Wahrheit derselben über zeugt hätte. Besonders das Ei ließ in meinem Barett tiefgelbe Spuren zu rück, welche'kcineiii Benzin weichen wol len. Das ist die volle Wahrheit. Und nun vird es an Ihnen fein, diese» wahren »nd wahrhaftigen Spuk in Dienste des sen. was Sie aIS Mediumität bezeichuea zu verwenden. Hochachtungsvoll grüßt Sie Bernhard Schmiere. - darstellender Künstler. Tie Eotrattsch« Lehrmethove. Ei» Schulrath revidirte die Schule lines Dorfes im Mecklenburgischen und land sie mit den Ansorderungen der Keuzeit nicht übereinstimr genug. Er nahm den Schullehrer bei Seite. „Lieber Herr Cantor, Sie haben de» besten Willen, eS fehlt Ihnen nur an der geeigneten Methode. Sie müssen die Einsicht selbst aus den Kindern her luslocken, man nennt sie die Sokratische Lehrmethode; ich werde Ihnen einße»- spiel davon geben; passen Sie recht >us." —„Nun, meine lieben Kinder, wie heißt denn hier der nächste Fluß?* Keine Antwort. „WaS muß man thun, wenn man sich vergangen hat ?" Ei» zeweckter Kopf ries endlich: „Reue." —„Schon recht, aber was noch? Reue und Bu—" —Kinder: „Buße!* „Seht ihr wohl! Nun müßt Ihr nur nicht sagen Buße, sondern Busse. Also wie heißt der nächste Fluß?" Kinder: „Busse." „In wel chen Fluß aber ergießt sich die Busse?" ttlleZ stumm. „Was sällt vom Him mel herunter?" Kinder: „Regen!" .Schön, was aber noch?" »Schnee!" „Was noch?" „Hagel!" - - Seht Ahr wohl, nun müßt Ihr aber nicht sagen: Hagel, sondern Havel! ?llso in welchen Fluß ergießt sich die Busse?" — Kinder: „In die Havel!" „In wel- Pavel?" Alles still. „Zähle D» mal!" Knabe: „Eine, Zweie, Dreie, Viere, stünse, Sechse, Siebcne, Achte, Neune, gehne. Elfe —" „Halt! Nun müßt Ihr nur nicht sagen Elfe, sondern Elbe! Fn welchen Fluß fließt also die Havel?" Kinder: „In die Elbe!"—„Erlauben Sie, Herr Schulrath," fiel jetzt der Cautor ein, „daß ich fortfahre, ich habe Sie vollkommen begriffen." „Nun liebe Kinder, wo fließt die Elbe hin? gähle Dn 'mal!" „Eine, Zweie. Dreie, Viere, Fünfe, Sechse, Sieben«. Achte, Neune. Zehne, Elf«, Zwölfe —" >- „Halt! Nun müßt Ihr nur nichh jigen: Zwölfe, sondern Nordsee!" Mancher hat ein Hochtöneu tes Prädicat und ist doch »vr »in ar»»" seliges Subject.