!? a l e s c a. (11. Fortsetzung und Schlug.) Gemkenthal gebürdete sich, als wärc er seiner Sinne nicht mehr mächtig. E> schluchzte, er jammerte, er schlug ein, wahnwitzige Lache aus. Er küßte den Brief, er schlug mit demselben gegen seine Brust. O, rief er Wehe. Weh« über den, der dich gemordet, mein süßes, liebes, engelgleicheS Kmd! Ich - ich allein trage dle Schuld. Ich hätte leiicr elenden Menschen nicht vor Bericht ver folgen sollen. Tausendsache Nene Hai mich gepeinigt, seit dein Name, lieb, Valesea. dadurch qeschinäht ein Ge gcnstaiid der Lästerung wurde. Finch über mich! Er taumelte, den Brief noch immer krampfhaft sesthaltcnd. zu dein Lchnstuhl am Fenster, in dem sie so ost, emsig arbeitend, gesessen hatte. Er drückte f->in thiänenloses Auge in die Wangen dieses Lehnstuhls, und es war ihm. als ströme ihr duftiger Athem um ihn. Er sprang wie ei» Rasender ans. O. deine Liebe deine Liebe, warum hab' ich sie nicht angefleht ans >ede Gefahr hin, auch die, fiir lacheil ch gehalien zu werden! Nun, da dn sprichst und der Alte und sein Stolz gedemüthigt sich am Boden winden, nnn ist es zu spät. willst du ? schrie die Geheimräthin aus und suchte mit ihrer schwache» straft ihn zurück.',»Halle». Tu willst doch wohl nicht --? Ihr folgen? Ja, ich will eS! Alle Hebel will ich i» Bewegung sehe». Mein muß sie sein! Ich werde sie sinden. Ich Treppe zu. herbeigezogenen Bewohner des Mieths hauscS. Z w e i u n d z w a u z i g st e S E apitel. Platz. Eine Ohnmacht, die Folge ihrer er schöpfte» Kraft, iimnachtete ihre Augen. Wenige Minuten darauf rollte ein eleganter Landauer aus der Landstraße daher. Bor dem leblos daliegenden Körper des jungen Mädchens scheuten die beiden stattlichen ostpreußifchen Braunen. Ter Kutscher hielt die Zügel straff und verhütete durch seine Geistes abstürzte. Als die Pserde zum Still d'ljraeli, in deren Begleitung eine ältere Gesellschaftsdame, welche im Fond des Wagens zurückblieb, sich besand, hatte lein d'ljraeli hinzu. Bei dem Ramcn Vally schlug das junge Mädchen die Augen aus.Noch war ihr Geist besangen und in Verwirrung. Sie sah, das; ein Fremder mit ihr be schäftigt war. Vergebung, Bater —o, mein Bater! flüsterte sie kaum hörbar und schaudernd. Dann richtete sie sich sitzend a»s, strich ihr ausgelöstes Haar mit beiden weißen Händen zurück und sagte: Ach, ich träumte wohl. Wo bin ich? In Sicherheit, mein liebes Kind! erwiderte Betty mit dem Tone des innigsten Mitleids. Sie sind wohl trank, sehr krank? Vielleicht ich weiß es nicht. Ja, hier an dieser Stelle war meine Kraft erschöpft. Wir werden sie mit uns nehmen, lie ber Wols, wandte sich Betty an ihren Verlobten. Ich habe Raum in meiner Wohnung. Sie kann sich dort erholen. Ein zartes, liebes Geschöpf! Wie liebend und gut du bist, mein Schatz! entgegnete Wolfgang. ES sei so, wie dn willst. Valesea war imstande, mühsam sich auszurichten. Wolsgang unterstützte sie und hob sie in den Wagen. Ans dem Rücksitz in der Ecke neben der Gesell schafterin Bettys fand sie ihren Platz. Wolsgang und Betty d'ljraeli setzten Tann bewegte sich das Fuhrwerk in der srüher eingeschlagenen Richtung nach Berlin weiter. Die Bewegung des Fahren«, vie ru hige und doch schnelle Gangart des Lan dauers übten ihre wohlthuende Wir kung. Valesea kam wieder zu sich, ihre strafte kehrten allmählich zurück, zumal nachdem ihr die Gesellschafterin au-Z einem Reue Etui em kleines Gläcchen Rothwein gereich: hatte, welches Va leSca mit Tank genoß. Als man am Alexanderplatz ange langt war. hatte sich der K räftezustant ValeScas soweit gehoben, daß sie die wiederholte srcundliche Bitte des Fräu lein »'lsraeli, die 'Nacht in ihrer Be Häusling zuzubringen, ablehnen und sich zu Fuß aus den Weg »ach ihrer »lütter lichen Wohnung machen konnte. BaleSce hatte uuumchr daS Verlangen, so .asch wie möglich dle Sorge über ihr uucr wartet langes Ausbleiben der Mittle» zn nehmen. Sie hoffte, daß Frau Ln doviea den Kommodenschlüssel inzwi schen noch nicht benutzt uud ihren. Ab fchiedSbrief noch nicht gefunden haben könnte. War dies der Fall, so braucht, Valesea mir ihr Unwohlsein als Grund des lauge» Zögerns zu erwähnen, im eutgegengesetzten Fall war sie entschlos sen, ihr ganzes Herz der Mutter gegen über auszuschütten. Sie machte sich den stillen Vorwurf, dieS letztere nichl schon längst gethan und ihr volles Ver tränen der Mutter vorenthalten zn ha ben ! wäre dies nicht geschehen, so, dachte sie, würde manches Uebel nicht einge treten uud sie würde niemals aus den uuh-ilvolleu Gedanke» verfalle» sein, vor dessen Verwirklichung die Hand des Allmächligen sie heute so sichtlich be wahrt hatte. So ging sie langsam durch die beleb ten Straßen, die daS volle Mondlicht und einzelne Gaslaternen erhellten. Ihr Fnß zögerte, je näher sie der elterlichen Wohnniig kam. Die peinliche Erörte rung, die zwifcheii ihr und der Mutter eintrelen mnßte, fiel ihr schwer nnd im mer schwerer anf'S Herz. Sie kannts die Mnttcr zn gnt, als daß sie sich hätte einbilden können, ihr Wiedereintritt würde ohne Kamps und ohne die hef tigste Erregung LudovieaS vor sich gehen. Zagend nnd zögernd näherte sie sich dem Hanfe. Als sie den monderh.'llten Hos überschritten hatte und vor det Hausthür augelangt war, blieb sie steher und richtete den Blick ans die Schwelle, die sie am Morgan dieses Tages zum letzten Mal zu überschreite» gedacht ha tte. Wiede r machte das Gesühl völli gen Alleinseins, des Berlassenseins vor aller Welt sich geltend. Die Liebe de« Mutter sie sürchtete, dieselbe eingebüßi zn haben. Die Lieb-- desjenigen, dii von Jugend ans in ihrem Innern sich geregt hatte, die mit den Jahren ge wachsen, immer treuer und fester ge worden war niemals hatte sie dersel ben erwähnt! Sie war schwach genng gewesen, de, Mnttcr zuliebe ihren Willen zu beuge» und einem srcmden Mann, dem ihr Her? nicht gehörte, daS Gelöbnis; der Treu, zu geben. Sie hatte dasselbe gehalten, bis jener selbst es brach. Der aber, dem ihr ganzes Wesen zuneigte, den zr vergessen während ihres Verlöbnisses sii vergeblich bemüht gewesen war, hatt, sich zurückgezogen sie geflissentlich ge mieden. Was blieb ihr noch vom Leben zu hoffen übrig? Dem Tode entronnen, gebrach ihr der Mnlh, zn leben. Ein, liefe Niedergefchlagenheit, eine kaum zu überwindende Schwäche überfiel sie, als streckte. Sie erschrak, als ihr unwillkürliches Zerren das Läutewerk in Bewegung setzte nnd heftige Schritte aus der Treppe vernehmbar wurden. Sie wich von der Thür zurück nnd war im Begriff umzusinken, als plötzlich ans der geöffneten Thür ein Mann im schnellsten Lause, ohne Hut, mit flattern dem Haar sich ihr entgegenbewcgte, ci n.n Augenblick stutzte und dann di« Wanlende ausfing. Vally meine süße Vally rief Heinrich Gemtenthal, seine heißen Lip pen ans die Stirn des jungen Mädchens drückend; dn? Gelobt sei Gott nun muß alles gut werden! Ja alles! hauchte ValeSca und schloß die Angc». Ans starke» Arme» trug Heinrich niederknicend und die Arme vor dei Brust keeuzcnd hier. Schwester Lu dvviea. Ullser köstlichster Schatz dein Kind der Himmel hat es uns wieder geschenkt! Dreiundzwanzig st es Capi tel. er der bessern Jahreszeit die Herrschaft überließ. Desto srischer und kräftiger entwickelte sich der Lenz in ,)lnr und Wal x Die Saat schoß hoch empor anj teil die Brombcerranlen, das Blanbeer krant mit dem jungen Buchengebüsch, welches die rothen Blatthüllen abwarf, und den wilden Rosen nm die Wette. Die alten Eichen streckten ihre bronze sarbene» saftigen nnd krausen Blätter hervor, nachdem sie das dürre braune Laub abgeschüttelt. Wo etwa ein schwankes Birklein in die Schaar der ehrwürdigen altenWald bänme sich gedrängt oder vor Zeiten ein Bögelchen eine Ebercschbeerc genascht und diese Stelle das Andenken an jenes bitterliche Bi-ahl durch den Auswuchs eines jungen zartblätterigen Eberefchen banmes ans dem zerstreute» Samenkorn bewahrt hatten, mischte sich das Grün von den hellsten bis zu de» brannsten Schattirungeu. So sproßte und trieb es auf den Hohen des Unterharzes, während tiefer unten bereits daS Lanb dach in voller Entwicklung feinen schat tigen Don, wölbte. Im Oberharz aber schauten die finsteren Tannen ernst und neuen Tust ausathmend in den blauen sonnigen Himmel. Sie hatten lange Reis iln: Schnee geträumt, im Sturm und vor Frost manchen alten Gefährten stürzen sehen, der nnn morsch xnd todt zu ihren Füßen lag und der 'Axt des Waldarbeiters zu seiner Kencrbestattnng Wurzeln und die von den legieren um klammerten Sleiniviirscl zu köstlich ge polsterten Ruhesitzen ninschns. Silber klare Quellen rieselten'und rauschten hinter den Felsböcken hervor und spru delte» h.istig iveiler, um mit vereinigten übermüthig ans die Räder einer im Walde versteckten Mühle zu stürzen, dort in Schaum zerstiebend oder um sich zum Spiegel des blaue» Aetbers uud des len der Forst war das Echo wieder' le bendig. Jauchzen nnd Jnbelrnfe froh licher Menschen wechselten mit dem Spottlied der Drossel, dem Zwitschern klagenden Schrei der Gabelmeise mit dem wilden Gesänge des rothbrüstigen Dompfaffen. Früh Morgens vor Sonnenaufgang lockte der Hirt, mit blauem Kittel all gethan, die gelben Gamaschen über die nägelbcschlagenen Schuhe geknöpft, mit Horn uud Trompete die Kühe und Stiere ans die Gebirge, sich dort an würzigen Kräutern, Maldmcister und allerhand bnnten Gräsern zu erlaben und Mittags im WaldeSschatlen ans weichem Lager wiederkäuend daS trübe und dilntlc Dasein im winterlichen Stalle zn vergessen. Den Schaare» der Dohlen gleich kommen die Somiilcrkcll »er im schwarzen Frack angeflogen und lassen sich iu den wirthlichen Stätten nieder, welche, vorzugsweise zur Anhäu suiig verwöhnter und blasirter Groß städter bestimmt, dieser schwarzen Gei ster nicht entbehren können. Der ein fache, immer seltener anzutreffende hei mische Wirth steht als stattliche Schild dem ankoinmcndcn Wanderer entgegen und erfrischt ihn in eigener Person oder mit Hilfe der schmucke» Harztochter durch einfache Speisen. Schmerlen, Birkenwas ser und de» gestillte» Bierkrug. Wäh rend in den Sommersrischen nnd Bädern deS Unterharzes die Gäste sich bemühen, die Comödie der vornehmen Gesellschaft, wie die erstere in weltberühmten große» Badeorten in Scene geht, aus dem Pro vinzia'.theater gewissenhaft im Uleiuen nachzuäffen, fucht mau im Oberharz Prunkfäle, fchimmeriide Trinkhallen, Sommerbühuen vergeblich, aber die dunlcln alten Tannenwälder, die heil same Lust, die steilen Berghöhen, deren Erklimmen die Brust weitet uud das Herzblut läutert, die findet man hier überall. Aus der Kllnststraße, welche im ma lerischen Olerthal bergan steigt, rollte Ende Mai kaum hörbar eine hochbe packte, neue offene Reifekutsche. Neben der Ehaussee, im Grunde, rauscht die Oker, hier von den Abfällen der Gru benwäffer trüb nnd bleiern gefärbt, über mächtige Felsblöcke. Ufer liegen, von Fels und Wald beschirmt, zahlreiche Fabriken uud, vor denselben ausge schichtcl, Massen borkeeutkleideter Höl zer, bestimmt, zu Papier verarbeitet zu werden. Gigantische Felsen in selt samen Gebilden drängen sich aus dem Waldthale heran, die Studentenklippen, die Mutter Maria mit dem Christus kinde, der große Kurfürst und andere, in deren Gestaltungen man Ähnlich keiten mit Papst und weltlichen Würden lrägern erkenne» zu müssen glanbt. Wolsgang von Bern und Gemahlin, oon einer kurzen Hochzeitsreise »ach dem Süden zurückgekehrt, wollten noch einige Tage in stiller Zurückgezogenheit leben, che sie gezwungen waren, der Zerstreu ungen der Residenz wieder Rechnung zu tragen. Der frische Morgen, die großartige Natnr ringsum regte die heitere Stimmung der beiden in dem Neisewagen bequem die Landschaft über blickenden jungen Ehegatten noch mehr an. Bergleichungen mit den Eng pässen der Schweiz, der bairischen Alpen des Schwarzwaldes bildeten den Gegenstand der lebhaften Unterhal tung. Betty von Bern behauptete mit Entschiedenheit, daß diese Nachlese im Hin!)rücken der großartigsten Schwei zerlandschasteii dadurch kein Abbruch zefchehe. Ausflug «ach dem Okerthal, Andreas berg, Elansthal uud Grund Freude, Aeiiuß und insbesondere Kräftigung zerthal und über die Gemmi gewähren vürde. Mir »»'begreiflich, erwähnte Betty, veshalb der junge Arzt, dein Freund, nii feinem Erfolge in der Residenz nicht .ufriedenist. Er sagte, als er Abschied von mir »nd niedergedrückt. Es ist so, bestätigte Wolsgang, ich zabe dieselbe Wahrnehmung gemacht nnd lermuthe, daß eine unglückliche Her zensangelegenheit sein Dasein getrübt >at. Als er noch wenig Patienten hatte »nd mit Entbehrungen kämpfte, spru »elte er vor Frohsinn über; seine alte Heiterkeit hat ihn ganz verlassen, seitdem ein Ruf gewachsen ist. Er hat sich vielleicht in feiner Ge viffcnhastigkcit irgend einen Vorwurf in machen. Professor von LerSach?entete einmal m, daß Reinland in der That verlobt gewesen und daß Vieles Verlölmiß ge löst worden sei. Ich habe die eigenen Mittheilungen, die mir Reinland in die ser Beziehung, freilich fast gezwungen und mir inli anscbc'ncndem Widerwillen, machte, vielleicht mit Unrecht nur als Scherz angesehen und richtig beurtheilt. Auch du, liebe Betty, warst derselben Meinung. Ja bezüglich des Fräulein Berg, welches an dem Tage vorher, ehe lvir das Fest unserer Verbindung feierten, der Berlagsbuchhäudler Gemkenthal heimführte. Ich wohnte der Trannng deSfelben bei, nm mir für den nächsten Tag das kirchliche Ritual einzuprägen. Ter Geistliche, welcher das heilige Amt vor dem Altar verrichtete, spendete der lieblichen Braut das höchste Lob. Man kann das köstlichste Juwel sprach er am Schlüsse--in den Schmntz treten, sein Glanz erblindet nicht. Diese auf Valesea Berg bezüglichen Worte beson ders sind mir noch lebhaft in Erinne rung. Wolf sann über diese Worte nach, nnd man sah seinen Mienen eine plötzliche Verstimmung an. Ich habe vielleicht selbst, natürlich ans Unverstand, dazu beigetragen, jene ValeSca Berg in ein falsches Licht zn stellen. ES wäre mir höchst unangenehm, wenn ich denken müßte, Reinland durch eine falsche Be urthcilnng des blonden Mädchens vor letzt zu haben. Ich war erstaunt, äußerte Betty, als ich in der Braut, mit welcher Herr Gemkenthal vor den Altar trat, an Ge stalt und Haltung jene? junge Mäd chen wiedererkennen zu müssen glaubte, welches wir einst in hilfloser Lage auf der Landstraße nnwelt des Müggelsees sandelt nnd zn nnS in den Wagen ho ben. Freilich war das Wiedererkennen mir mehr Vermuthung. Der lange weiße Schleier verhüllte das Antlitz der Braut, das, soweit ich beobachte» konnte, >!rankh«t, wie damals am Müggelsee, entbehrte. Ihr Auge blickte andächtig und mit frommer Scheu, leuchtete aus vor Entzücken, als sie eS bei dem Ja wort zn ihrem Verlobten ansschlng. War das wirklich die blonde Ball«, von der man so viel gefabelt hat ich weiß eS nicht. War sie es aber, so glich sie vollkommen dem Engel, der ans dem tritt, die Geburt des Heilands zu ver tüttden und nicht jenen Abbildungen, welche nnn von den Schaufenstern ver schwunden sind. sonnen, ans welchem Anlaß das junge Mädchen den weiten Weg von der Residenz nach jener Stelle, wo wir sie damals ans der Rücksahrt von Erge stcdt antrafen, eingeschlagen- haben mochte. Möglich, daß Reinland darum weiß und uns Ausschluß geben kann. Tann wandte das Gespräch der beiden Reisenden sich wieder ans die Reize der sie umgebenden Gebirgsnatnr, welche sich immer schöner nnd grotesker entwickelten. So langte man in Romkerhall an. Wols ließ den Wagen halten, um eiuige Er sri chllngt» zu nehmen nnd den Wasser- Der Fall hatte übergroßen Reichthum an Wasser. Die einzelnen Silberbäche, welche, nachdem die Masse sich unterhalb des obersten Absturzes getheilt, über die FelSplatten hinabfließen, hier in senk rechtem. jähem Sprunge, dort schräg hinabschießend, hier langsamer sich win dend, dort in wallende Schleier zerrissen oder in Tust zerstäubt, vereinigen sich am Fuße des umbuschten Felsens in dem mit Wasserpflanzen überwucherten na- Galten das wirtnngSvolle Schauspiel des silberhellen Sturzes, sein melodi sches Rauschen und den in der Lust über Nisse der sonstigen Unigebnng nnwillkür lich in Rechnung. Tarnm erscheinen die Bergriesen nnd Fälle der Schweiz weniger gewaltig, die Schlnchlcn weni stellen. Als Wols nnd Betty sich um- und .lach dem Platze vor dem Gasthof zu rückwandten, kam ans der Chaussee von den Ahrendsberger Klippen her ein warten sei. Prächtig! sagte er zu seiner Beglei terin, das stimmt genau. Wir haben sich meiner annahmen. Ein glückliches Ungefähr setzte mich jetzt in die Lage, der mir erzeigten Wohlthüt dankbar zu gedenken. Sie übc. .eichte der Frau von Bern den Strauß frischer Waldblumen, den sie gesammelt hatte nnd in der Hand trug, und feste dann, den ihr nachge folgten ehemaligen Leihbibliothekar vor stellend, Hinz»: Doctor Heinrich Gem kenthal Verlagsbuchhändler, mein Mann! Wols von Bern nnd Betty machten wechfelfeitig ihren Namen nnd Stand bekannt, und die beiden unlängst ver heiraiheteii Paare faßen knrz darauf in lebhaftem Geplauder begriffen aus dem Platze vor dem Gasthanse. Gemkenthal und Valesea hielten sich bereits seit einigen Wochen in ans nnd hatten heule Vormittag einen Ausflug zn Fuß nach dem AhrcndSver ger Forsthause in AuSsührung gebracht. Wolsgang illteressirte sich für den Bergbau und beabsichtigte, die Gruben bei ElanSthal zu befahren und von den Einrichtungen der dortigen Bergaka- HanS anfznsllch.'u, in welchem vor einem Jahrhundert jener geistreiche weibliche Dämon gewirkt, der später ans die poli tischen und literarischen Verhältnisse Teutschlands einen so bedeutenden Ein fluß gewann, daS Hans von Karoline Michaelis, damals die Gattin des Doc tor Böhme, nachmals Freundin und Leitstern der Elnbbisten In Mainz, die Gattin Schlegels nnd in letzter Ehe des Philosopheil Schelling. Nachdem man diese Pläne einander mitgetheilt halte, »ilißten die Berliner Kinder als solche ungezwungen ans die Denkwürdigkeiten der Residenz zu spre chen kommen. Wolsgang erwähnte un ter ändert», daß man nunmehr daheim um eiue sehr interessante gerichtliche Rotier Hünernest sei plötzlich, noch be vor die gerichtliche Voruntersuchung förmlich abgeschlossen worden, eines na tiirlichcn Todes gestorben, und in der nächsten Nacht habe sein Gefährte, der des Mordes beschuldigte Drücker, sich im Gefängniß erhängt. Ihre Augen begegneten sich. Geinken thal faßte die zitternde Hand der Gat tin. Beide verstummten und suchten die tiese Erschütterung, welche WolsS Mittheilung über den Tod Philipps bewirkt hatte, zu verbergen. Als Wols beide einlud, mit thuen bis zu dem Kreuzungspunkte, von welchem rechts die Landstraße nach Clausthal, links die nach Altenau sich abzweigt, seinen Wagen zu benutzen, lehnte Gemkenthal das freundliche Anerbieten mit dem Fuß weiter fortsetzen nicht mehr die Kraft habe. So schieden sie. Ehe Wolsgang den Wagen bestieg, drückte er seinen beiden LandSleuten die Hand. Nun denn, ans Wiedersehen i» Berlin, rief er, den Hnt schwenkend. Wir wollen einander in Bettn zu ValeSca gewandt, mit ihrem bezaubernden Lächeln hinzu. Wir beide, theure Frau, wollen uns noch ost von dem Glück ilnterhalten, welches der Him mel uns bejch'eden hat. Lippe» zitleru, als sie erwiderte . Es ist zum zweiten Mal, daß Sie mir eine große Wohlthat - diesmal unbewußt— erweisen. Als der Neisewagen WolsgangS nicht mehr sichtbar war, fiel ValeSca ihrem Mann um den HalS. Arme Mutter, flüsterte sie leise, ihre letzte Hoffnung ist dahin! Was der Herr gethan hat, entgegnete Gemtenthal ablehnend und mit feierli chem Ernst, ist wohlgethan! Der ankommende PostomnibnS war leer. Gemkenthal und Valesea konnten austausche». Bei Tisch im Altenancr Hotel erschie nen sie heute nicht nnd saßen am späten Nachmittag auf der Bank am Hütten der Trauerfall ihren Aufenthalt in der Bergstadt unterbrechen solle. Ich würde nur ungern schon jetzt wie der von Altenau scheiden, meinte Gem kenthal. Altenau hat mein Glück ge gründet. Seit meinem erste» Auseut HUt hier ist stets ei» sehnsüchtiges Ver langen wach gewesen, diese» Theil des OberharzeS wiederzusehen. Hier war eS, wo ich zum ersten Mal Hoffnung schöpfte, daß dn meine alte Liebe nicht verachtetest. Ich habe es an der Frage bemerkt, die dn wegen der Werbung des Doetor Reinland an mich richtetest, an der Art und Weife, wie deine Zusage erfolgte, und an so manchem vertrau lichen Wort, welches auf unsern ein samen Gebirgswanderungen nach der Abreife Reinlands deine Lippen mir gönnlen. Leider warst dn gefesselt dnrch dein Versprechen ich durste nicht dazu beitragen, dich zn lösen. Ich mußte Ent'agung üben und versuchen, Eisersilcht und Haß bei mir zn bckäm psen. Ich steigerte meine geschäftliche Thätigkeit sast bis znr Thorheit eines HazardspielerS ichunternahm lvochen nnd monatelange Geschäftsreisen alles glückte mir. nur das Vergessen nicht. Nicht einmal zn einer gerechten Auffassung der Verhältnisse vermochte ich mich zurückzufinden. Der Dämon Eisersilcht läßt die Jungen nicht IoS und nicht die Alten. Aber du weißt ja Altenau ist von jeher ein Paradies der Alten gewesen, ein Labsal, ein Trost sür lebensmüde Leute! Ter Himmel hatte sich inzwischen mit langen, zarte» und zerrissenen Wolken streisen bezogen, die wie ein duftiger Hauch über die blaue Fläche hingeweht waren. Warm war die Lust und wind still. Der Spiegel des ausgedehnten WaldteicheS blinkte klar und völlig eben. Das Gebüsch nnd an dem nächsten Ukervorsprnna da? der ni.ilh tigen Tannen hing in die bliyc-ide Alulh hernieder regungslos und träii' merisch. Am jenseitigen User zeichnete sich der düstere Wald schars abgeschattet wieder! es schien, als ständen die unbe weglichen Spitzen der Tannen auf dem klaren Grunde. Nölkchen ans dem Wmft'ripieget ab,stieg trichterförmig, wanderte in kreiselnder Lewegnng über die Wasserfläche und fank, »och ehe es das Ufer, an welchem Heinkenthal und ValeSca faßen, erreicht hatte, mit leisem, zischenden« Geräusch in sich zusammen. TaS kündigt eine Veränderung des Wetters vielleicht das erste Sommer zewuter an. sagte Gemkenthal. mit steigender Angst beobachtet. Genau sowie in Müggelsee!?-damals! äu Berte sie anfathmend, nachdem die kleine Trombe sich ankzclvst hatte. In der That, erwiderte Gemkenthal, ans dem Bilde deines Vaters geruht dies Bild verfolgte dich auch, als dn daS Grab des Vaters schmücktest -es hatte sich tief deinen krankhaft erregten Sin neu eingeprägt. K ein Wunder, daß der aufschäumende Wasserstrahl dich mit der jenigen Gestaltung, die dir stets vor Augen schwebte, in jener Stunde ge täuscht hat. Tiese Täuschung sügte er, indem er die erröthende Gattin in seine Arme Mos;, Hinz:! - rettete mein ganzes LebenSglnck. (Ende.) Sie Hcit.ing des T:nd bei einem Verwandten in einer Kammer wohne. Höchlichst erzürnt suchte der Vertreter den „Freund der Wahrheit" dort aus und wurde von ihm gleichiilüthig empsangen. Es entwickelte Sie mit den Pflügen gethan?" „Verkauft, schätzbarster Herr!" „Und das Geld, wo ist daS Geld?" „Hab' „Sie sind ein Scknviiidter!" braust nun der Vertreter ani, „Sie haben sich ja mir gegenüber sür den Besitzer von Leu kau ausgegeben!" „Bin ich ja, malS, hier ist Lenkan", und bei diesen Worten weist der Wahrheitsfrennd zum namenlosen Erstaunen des Vertreters ans einen am Bvden liegenden dicken Mops, der in der That aus den Namen „Lenkan" hört und bei der letzten Hun deausstellnng prännirt worden war. Heiter ist die Kunst! Tic „Moderne Dichtung", eine in Brün» erscheinende Monatsschrift, bringt im neuesten Heft eine „Novelle": „Die Functionen des Dritten" von die folgendermaße» be ginnt : „Raa? der Vorstellung, mühsam durch das schwanke und verwischte Tra pez des bnnlcn ausschreienden Gefühls, welches in links und rechts hinaus weg spritzenden Flulhen aus dem engen Thore brach. Und die weiße Schleppe zusammengerassl. eingedreht, umgebo gen. vorgeschlageu und ausgehoben, wie eine gleißend aus Silber geschuppte Schlange, im mattgelbcn Grüi des schwedischen Handschuhs, während sich die sauste Malve des Köpfchens neigte, war sie in das schwarze Loch verschwun den Händedruck, „Wiedersehen", „Grüß' mir Alle im Clnb", nnd das GlaS warf ihm, wie er die Thür schloß, die flimmernden Sprünge des dvttern dcn Gases nach, der Kutscher, ans dem weichen «ragen vorgeschnellten Halses, weitete die Arme aus den Gelenken, mit streifelnden Tanz der Peitschengnaste, und fort; eS blieb ihm nur, während die Hufe verknatterten, i» den Nüster» der Beilchcilgcschmaik ihrer Nähe zu rück." Aber es kommt noch Keffer. „Viel seicht war eS gerade die Verlegenheit, welche sich dem Bewußtsein als Hunger vorgab, um sich zu beschäftigen und darüber hinwegzuhelfen; oder es waren dieser lutschige Spargel, der seine milde Güte buhlerisch zwischen die Zähne hin ein um die Znnge herum wie streicheln des Katzenfell und langsam wie eine sanfte, laue, mit Träumen eindampfende Brause in den gierigen Schlund hinab träufelte, nnd nachher die ereolifche Ana nas, welche wie brennender Schnee d'urch die Adern rieselte, vielleicht waren sie wirklich von dieser besonderen Würze, wie sie sie fühlten " „Und wie^sie rüchen der grüne» Ehartreuse und von de» flimmernden Gespinnsten der Eiga rette verwölkt, indem sie lüstern jeden Zug mit tastenden Nüstern einfchätzten und fchnuppernd erwogen, enlfpannter Muskeln nnd gesunkener Lider sich lang sam ausweiteten, in behaglicher Ver dauung, sie mit ausgestreckter Wollust aus dem Sofa, aus dem Korfet enthaf tet, wie die Maya des Goya dargebo ten, er in der Sammetschaukel, leise gewiegt und die Gedanken hinter die Lehne zurückgelegt, da gedieh ihnen das Plaudern immer heimlicher, näher an die Hoffnung, und ganz dicht rückten ihnen die Herzen zusammen." Aehnlich er Fall. Mann: Da lese ich von einem Verbrecher, der einen Menschen wegen einer Mark um brachte. Frau: Na, na, wegen einer Schneiderinnen Rechnung von fünfzig- Mark hast Du Dich erst gestern um bringen wollen.