« Unter de« SluSsStztgeu. Eine ganz eigenthümliche Lebensauf gabe hat sich eine junge Engländerin ge bellt. deren Name der Leser heute wahr ischeinlich nicht zum ersten Male hört. !Kate Marsden, die schon für ihre Dienst! -als Krankenpflegerin im letzten russisch türkischen Kriege von der Zarina die 'Decoration der Gesellschaft zum Rothen Kreuze erhielt, hat sich der Pflege und de», Dienst der mit der entsetzlichsten Kaller Krankheiten, dem Aussatz, behaf teten Unglücklichen gewidmet. Miß MarSden hörte während ihres Äufenlhalts in den russischen Hospitälern ,viel von den Aussätzigen in der Krim, wo die Krankheit epidemisch ist, von de» dortigen Aussatzhäusern und Lepro -serien, d. h. Hospitäler», wo die Äus !satz Kranke» gepflegt werden, und be ischloß, das Studium deS schrecklichen «Leidens zu ihrem Beruf, die Ver lbesserung des Zustandes der davon be fallenen. von der Gesellschaft ausge schlossenen Menschen zu ihrer Lebens aufgabe zu machen. Zu diesem Behufe erlangte sie vom Kaiser von Rußland die Erlaubniß, alle Theile des weiten russischen Reiches zu iiejuchen, wo Aussatzkranke weilen, in den Lepra Colonien sich aufzuhalten und eingehende Studie« zu machen, von wel cher sie ausgiebigen Gebrauch gemacht hat. Der Kaiser stellte sie unter den Schutz eines hohen russische» Arztes von englischer Abkunft, Dr. Dunean, welcher sie ans allen Reisen begleitete. Die in Rußland gefainineltcu Erfahrungen und Kenntnisse will Kate Marsden jetzt ver werthen, indem sie sämmtliche Lepra- Col onicn der Welt besucht und überall längere Zeit verweilt. Sie wird in ihrem Unternehmen von der Gesellschaft zum Rothen Kreuze uud mehreren briti sche» philaiitropischeu Vereine» ttnler stützt und hat bereits mit Pasteur in Paris uud Birchvw und Kock in Berlin Conferenzc» bezüglich der Jmps-Me Fälle» Erfolg verspricht. Zuerst geht sie nach Skandinavien, wo der Aussatz unter der ärmeren Küstenbevölkernilg im Norden vorkommt und als Radesyphe bekannt ist. Von dort wendet sie sich noch Italien, der Tann begibt sie sich nach Spanien, wo eine als Asturisclie Rose bekannte Horm deS Aussätze? linier der »ord- und Vertraute vou Florence Nightin gale, welche ihr Helsens und berathend zur Seite steht, und ersreut sich der Pa tronage hoher Persone» nnd wissen schaftlicher Autoritäten in England. So kann man sich von ihrem Unterneh men Gutes versprechen und praktische Resultate. Der Phonograpl». Farmer Petersen Wolitc alle» Ernstes wieder hcirathe». Zwar mußte es dem ehrlichen Bill, wie man ihn gemeiniglich und der Kürze halber nannte, einen recht schweren Entschluß gekostet haben, denn damals vor Jahressrist, als seine erste Liebe in ein besseres Jenseits ab gerufen wurde, da hatte er sich hoch »nd lieilig. oder vielmehr bei allen Tenfel» verschworen, daß eS nun des grausamen Spieles genug sein solle. Uud der liebe Herrgott konnte ihm gewiß den sünd hafte» Schwur nicht übel genommen ha ben. Hatte sich Bill doch volle sieben Jahre mit der bösen Sieben, die ihm wußte nur zu gut, was das bedeuten wollte. Na, gehabte Schmer-c», dr: hat man gern! So hatte auch Petersen gedacht, als sie ihren letzten böse» Hauch gethan, aber damit basta. Zehn Monate blieb's dabei. Bill wurde wieder fett uud vergnügt, wie er'S vor jenem unglückseligen siebenjäh rigen Krieg gewesen, dann ging's wieder bergab. Zuerst nur mit der Wirth schaft, dann auch mit ihm selbst. Das dauerte so lauge, bis er nachdenklich wurde, und das' Resultat dieses Nach denkens war, daß er doch nochmals eine vorsichtige Umschau unter den Töchtern des Landes hielt. Ader immer wieder mußte er den Kopf schütteln. Jede nanntc wenigstens eine von den trefflichen Eigenschaften seiner Seligen auch ihr Eigen. Da hatte just eine junge Wittwe ani dem Westen eine benachbarte Farm be zogen. Bill lernte sie zufällig kennen ; sie wai nicht zu reich und nicht zu arm, sreuud lich, bescheiden und reinlich; kurz, in« allen jenen Gaben ausgestaltet, die zu einem glücklichen Hauswesen erforder lich. Da hatte Petersen den kühner Entschluß gefaßt, seine Sonntagskleidei hervorgesucht uud sich auf de» Weg ge macht. Die junge Wittwe, die wohl ahuen mochte, was ihren neuen Nachbar hier hcrsuhrte, war ihm denn auch so freund lich w>e möglich entgegengetreten, uiii jetzt saß Bill bei ihr und wußte dock sollte. ° anpacker „Wohl ein Bild Ihres verstorbener Herrn Gemahls?" sagte er endlich ir der Verlegenheit, auf eine alte Photo graphie zeigend. „Allerdiugs, mein guter, trefflicher Christian; wie ihn werde ich wohl kei ne» zweiten wiederbekommen!" Dil Wittwe wischte sich die Auge», als sii daS sagte, und ihr viersähriges Söhn che» ließ sein Spielzeug stehe» und klatschte in die kleinen Hände: „Papa, Papa!" Bill räusperte sich ein paar Mal und dann ließ er seine Augen, einen neuen Anknüpfungspunkt suchend, wieder im Zimmer uniherschweisen. Glücklicherweise entdeckten sie bald daS etwas seltsame Spielzeug, au dem der Junge schon immer prakticirte und daS Das Ding hatte eine Kurbel und einen Trichter und war überhaupt gai seltsam gebaut. Die Wittwe wischte sich wieder dii Augen. „Auch wieder eine Erinnerung an den Seligen; mehr ein Spielzeug, wie ick glaube, mit dem er sich aus dem Kran kenbette die Zeit vertrieb." Der Juuge schien jetzt plötzlich etwas entdeckt zu haben, denn er drehte dii Kurbel rasch mehrere Mal zurück und zu Bills nicht geringem Erstaunen er scholl es im selben Äugenblick wie iiril Geisterstimme aus dem Trichter: „Wei Du auch seiest, der dies hört, warne den Unglücklichen, der etwa Lust verspüren sollte, mein Nachfolger zu werden; ei kriegt die fchliinmste Tan...." Hier hörte die Geisterstimme plötzlich auf, denn die Wittwe hatte dem Junge« den Schwengel aus der Hand gerissen. „O, Tu infame, versoffene Creatur, daß ich Dich doch aus der Erde kratzen könnte, um Dir das Fell zu gerben!" ' Soviel hörte Bill noch, dann hatte er die Thürklinke hinter sich zugedrückt. „Jetzt nicht mehr, und wenn ein leib haftiger Engel käme!" Siegfried. Das neue Panzerschiff der deutschen Flotte, „Siegfried", ist von ganz eigen artiger Banart. Es sieht ganz anders aus, als die übrigen Kriegsschiffe. Seine ungewöhnliche Breite und die Form seiner Seiten gibt dem „Sieg sried" fast das Aussehen eines riesen haften Fische?. Der Siegfried ist 2ZS Fuß lang, 4t! Fuß breit und hat einen Tiefgang vou 17 Fuß. Die Maschinen haben 48»0 Pserdekräste und bewege» zwei Schrauben. Die Schnelligkeit be trägt >0 Knoten per Stunde. Das Schiff führt drei große Kanonen, von de gepanzerten Thürmen angebracht sind. Außerdem ist das Schiff mit kleineren Geschützen, namentlich mit Revolver kanonen und sckiiellseuernden Geschützen t>34i>,NNii gekostet (ausschließlich de» Waffe»). Gedankensplitter. Ein rastloser Trieb im Mcnsckienge- Bösen. Mancher dramatische Dichter, der von der Kritik zerrissen wird, mag sich damit WaS ans der Bahne Kunst heißt' heißt im Leben Comödie. Erster Schritt. „Aber, Bertha, ich habe doch erst im vorigen Monat 15» Mark an Deine Modistin bezal.lt und hier ist schon wieder eine Rechnung über INN Mark!" „Nun daß ich zn sparen anfange!" Druckfehler. In einem öf fentlichen Wirthsgarten befindet sich ein Plakat mit folgender Aufschrift: „Bet teln, Hansircn und sonstige Belustigun gen des Publikums sino strengstens ver boten." Nandohama. Zwischen Palmengruppen. sich an einen Hain von Lorbeer und Johannis brotbäumen lchn?-rl>. nichl gar weit vom Gols von Mexiko, lag das rerzendc Blockhaus. Feigenbäume nnd wildeS Weinge ranke streckten ihre Zweige in die mit starken Lade» versehene» Fenster nnd rothbraiilien Lianen krochen »der da-Z Dach bis zu den hohe» driiiklcn Pi nien »nd von da zurück zum Dache. Vom kleinen Wachtthlirme, der mehr znr Zierart. als dem praktischen Zweck« der Befestigung diente, war die Aussichi eine entzückende. Weit uuleu die blaue Wasserfläch« stundenlang spiegelglatt, bis plötzlich das Meer mächtige Wogen herciusen det, die brausend nnd klagend an den Rissen nnd Zähnen der Küste zerschel len das anmnthigc Grün der Frucht- Haine kleine Inseln, die sich wi« helle Blumen von dun dunklen Meeres der Sowie durchglühte Felsen, die steil abfallen nnd sich im Golfe baden. Die Sonne war im Siukeu. Roth goldene Lichter huschte» durch die grün« heimliche Dämmerung des Waldes. Nebe» einem blühenden Mandelge' büsch bewegte sich langsam eine Hänge matte, a»S der ein winziges Füßchen ir goldgestickter Sandale hervorsah. Eir kecker Sonnenstrahl zitterte jetzt über einen plastisch gesormtc» Arm >md ein! zierliche Hand dahin, »nd warf blen dende Funken ans den Juwelin, du beide zierten. ' Hand und Fuß gehörten einem schlan ken nnd doch üppigen Wesen, das de aus schwarzen Glühangen, offenbar un geduldig, über de» Blockzau» hinweg, den Waldpfad hinabschautc. Wie graciös die Hand den Fächer aus rothen Arrarassedrr» bewegte! Wi« kräftig die kleine Fußspitze an de» Stamm der Pinie stieß, »in die Hänge matte z« schaukeln! Wie zierlich dei Kopf mit den blau schwarze» Haarensich auf den linken Arm stützte! Eine Pari ser Modedame hätte das alles nichl chicvoller getroffen. Und wer war dies schöne Weib? Eine Farbige, eine Mestize, hervorge gangen ans dem Bunde eines Weißer mit einer Creolin. Mau nannte sie Nandohama. Sie wandte den Kopf. Nebe» dem Mandelgebüsch erschien daS schwarze Gesicht eines Mulatte». „Was willst Du. John?" fragte die junge Frau sreuudlich. Augen aus seine Herrin. „John ist sehr traurig," sagte, er leise. Nandohama richtete sich halb nr der Hängematte auf. „Warum bist Du traurig? Was fehlt Dir? sprich!" „John siebt Dich heute noch nnd l> i t s ll bare Gestalt in ein cnganliegcn?cs Ge wand von rother chinesischer Bastseide gehüllt, hätten ihre plastischen Formen jedem Bildhauer zum Modelle diene» Das reiche lockige Haar, mit duften dem Mandelöle gesalbt, hing in zwei schweren Zöpsen über den Rücken hin ab, und Perlenschnürc, sowie kle-.ne Sil bermünze» schmückten es. DaS feine gen. die die langbewlmperien' Lider jetzt halb deckte», loderte sas Feuer wilder Leidenschaft. ' „Verrathen verkauft wie eine der bochathineuden Brust hervor. Sie sah es kaum, daß der Mulatte sich zur Erde geworfen hatte und auSSchmerz und Anhänglichkeit seine Lippe:: auf den Saum ihres Kleides preßte. Endlich kam wieder Leben in die regungslose Gestalt. Ncmdohama ging bis zu der kleinen Terrasse, die sich vor Stühle ans Bambusrohr nieder und winkte dem Mulatten. „Seit wann weißt Du vom Verkauf der Farm und vou der Reise des Herrn ?" fragte sie säst tonlos. mingo, der aus dem Hanse geimpft kam und es sich aus seiner Schulter bequem machen wollte und ließ ihn hinausslat tern. „John hat es erst heute früh erfahren, als sich der Colone! »ach San Danila hinüberrudern ließ. Job» - so sagte der Herr ich gehe morgen zurück nach Europa. Die Harm ist seit einem Mo nat an Mister Well Qneckfaest ans Süd- Florida verkauft. Wenn Tu Dich ent schließe» kannst, mich in meine Heimath zu begleiten—Du hast m'.ch fünf Jahre in Treue bedient will ich Dir eine» Freibrief ausstellen lassen, ohne de» Du in England ni6«t!«beu kannst. Und John war sehr vergnüg: und freut sick aus da? große Wasser und das viel« Gute, das die weißen Menschen in Eng: land genießen. John küßte den? Colo ne! die H«nd und hiipste wie ein Kän guruh aus Freude, während der Her, weiter sprach: „Ich komme erst spät an Abend von Tan Danila zurück. Rüst« Alles zur Abreise meine Kleider, du Bücher, die Massen —" Ja, ja, sagt, John, aber eS fehlt uns an Bastkörbeir um das Eigenthum der Herrin wohl zr verwahren für die weite Fahrt dc sah der Colone! nach de» Fenstern Dei nes Schlafzimmers und sagte langsam „Du irrst, Uandohama geht nicht nii uns. Sie bleibt hier zurück als daS Eigenthum des neuen Farmers." Die weissen Zähne des jungen Wei bes knirschten zornig aus einander iin! die klein- Faust ballte sich krampfhaft „John sollte bei schwerer Strase dei Herrin kein Wort von alledem sagen der Colone! hat's verboten;- aber er if zu traurig, der arme John, zn tranric —da mußte er spreche». Wenn D> ihn aber verräthst, bekommt John du Peitsche und wird neben dem heiße» Schmiedeofen festgebunden —" Uandohama erhob sich. „Sei unbesorgt, ich verrathe Dick nicht! Jetzt geh'! Richte das Mah für den Abend. Erst spät kommt dei Herr, sagst Du? Geh' nur. ich »inj Ter Nigger küßte ihr den Fuß mit den Saum des Kleides, lugte nochmal-: auf den Waldpfad hinüber uud ver schwand dann im Hause. Noch »nnrer arbeitete die Aufregung in Uandohamas Innern. Die Lipper fest aufeinander gepreßt, die kleiirei Hände in eilender verschlungen, stanl sie ans der TRasse. „Verkauit verschenkt!" schrie es rr ihr auf. Das al!o war der Lohn für Jahn der trcucsten nnd heißesten Liebe. Zun fünften Male war die Regenzeit vor über, seit der weiße Mann aus de» Nvrde» Amerikas nach Süd Floridc kam, um sich eine prächtige Farm zl errichten. Sie selbst, Nandohama, wai zur Jungfrau erblüht, obwohl kaun vierzehn Jahre; allein im Süden er blühen die Frauen so schnell, als si« bald wieder verwelken. Sie hatte ihre glückliche Kindheit b? Mister Walkers, dem Missionär vor Tintolero zugebracht, der ihre Mnttei, die rechtmäßige Frau eines Schisfseapi täns, wenn auch nur eine Farbige, sreuudlich aufgenommen, als sie der Gatten gelegentlich eines schrecklicher OrkanS verlor. Mister Walkers be hielt auch das Kind, zog eS ans, als du arme Missis Fitshh bald darauf ihr« schöne» Augen schloß. , Der Missionär liebte Nandohama die er im christlichen Glauben erzogen wie sein eigenes Kind. Eines Tage-: brachten zehn Schwarze einen reicher und vornehmen Weißen in einer Ar! Tragbrett. Colone! Miles hatte da-: Malariafieber, und Nandohama wid mete dem Kranken Monate lang du sorgfältigste Pflege, verlor indeß br diesem Samariterdienst vollständig ih> kleines Herz an den schönen blondei Engländer. Sechs Wochen nach dei Colonels Genesung gab der Missionäi sie zusammen. Miles, der wissenschaftlichen Studier lebte, reiste im Lande umher, schlug balt da sei» Quartier aus und errichtete end lich vor Jahre» die Farm am Golf vor Mexico. Daß sie sein Herz nie auSgesülli hatte, das wußte Nandohama. Ii erster Zeit behandelte Miles sie wie ein Kind; später wurde sie ihm ein Spiel zeug. Seit Jahr und Tag war ei kalt gegen sie; oft wies er ihre Zärtlich keit fast brutal zurück. Doch hatte ei nie von einer Trennung gesprochen, auck " Noch gestern bei der Siesta, als sii ihm sein LieblingSlied aus den irischer Bergen aus der Laute gespielt, dii Mister Walkers sie gelehrt, hatte e> einen Kuß auf ihre Lippen gedrückt, fil Wie Schuppen fiel es von ihr» Augen. MileS hatte sie nie geliebt für ihn existirte die von einem Missionäi geschlossene Ehe gar nicht Mister Walkers war todt seit einigen Monater von deren Stolz und Schönheit er viel erzählt hatte. Nandohama preßte die Hand gegen das wild schlagende Herz. Glühend« Eisersucht und die Sehnsucht nach Räch« wühlten in ihrer Brust. Sie kanirt« Miles zu gut ihn von einem einmal gesaßten Entschlüsse abzubringen, war unmöglich. Mit der Thatsache als« mußte sie rechnen. Verstieß er sie das gelobte sie sick sollte kein anderes Weib mehr an seinem Herze» ruhen! Sie schlang die langen Zöpse »in ih- Haupt und Körper in einen graner Plaid und verließ das Blockhans und seine Umgebung. Nicht weit von der Farm hatte MileZ einen Kanal und einen Teich anleger abringen. Dorthin richtete Nandohama ihr« Schritte. Unten am Teichufer lag ein kleine? bequemes Eanoe. Der Colone! hatt« es für sich bringen lassen. Das jung« Weib löste die Kette vom Pflock, ergriß die Ruder und war mit ein paar kurrdr gen Schlägen aus das Wasser bald mit ten im Teich, in den Feigenbäume und Weirrgerarit ihre Wurzeln nnd Nest« streckten, schwellende Flechten, Gräser und Blumen sich schaukelten, gigantische Bäume ihr Schattenbild warfen. Oft flüchtete Uandohanra hierher, wenn Miles sie tage-, ja wochenlang verließ; hier träumte sie mit offenen Augen, lebte in einer eigenen, schaffcnen Welt. Auch der Colone! liebte diesenTheil vergessenen Paradieses. Rothe iind grüne Papageien flatterten von Ast zn Äst, ein wilder Psan entfal tete sein cdclstcinflimmerndcS Gefieder, und drüben am Ufer stand ein asch grauer Kranich auf einem Beine uud ließ den nackten rothen Hinterkopf nach vorne sinken. All' das beachtete Nandohama heut' nicht. Sie trieb das Canoe zu einer Stelle des Teiches, die—eS war jetzt die trockene Jahreszeit eine» Sumps bildete, eine schwarzgrüne breiige Masse, aus der Giftpflanze» prachtige Blüthen entfalteten. Dort lag ein vom Sturme halb cntwiirzcllcr Cypressenbaum, der beim Falle auf eine uralte Pinie gestürzt war nnd über das Wasser hinweghing. Nandohama spähte umher, und da sich nichts regte, duckte sie sich im Canoe und begann eigenthümliche Klagelaute ansznstoßen, ähnlich dem Winseln junger Hunde. Dann lauschte sie. Fünfzig Schritte weiter erhob sich eine dunkle Masse aus dein Snnipsjpiegel, ein langgestreckter Kopf zeigte zwei hor nige Höcker, unter denen ein paar große Augen hervorglotzten, dann kam eine Nasenspiße und endlich ein halbgeöffne ter Rachen zum Borschein, dem furcht bare Zähne etwas Grauenhaftes ver liehen. Ein Alligator von mindestens nenn Fuß Länge taiichte auf und kroch schwer fällig durch den Sumpf der gestürzten Cypresse zu. „Er ist da—" flüsterte Nandohama stockenden Athems. Kaum warf sie das Canoe herum und ruderte mir kräftigen Stößen dem Lan dungSplatze zu, so sank das Thier still und langsam uuter Wasser. Hätte der schöne Colone! Miles das Treiben Aaiidohamas hier beobachte» könne», er wäre etwas weniger sorglos, die Havana im Munde, auf Deck des kleinen Dampfers „Limited" heimge kehrt in daS Blockhaus. Ein Stündchen später emvsiug Kan dohama, prächtig gekleidet und mit Ju welen geschmückt, ihren Galten. Er hatte ihr ein Kistchen schwerer altspani scher Weine mitgebracht, zog sich aber sogleich in sein ÄrbeitSziiymer zurück er komme später zn ihr wichtige Ge schäfte " Sie ließ ihn gewähren: aber sie schlich sich über den weichen Binicitteppich hin ter die Portieren der Thüre. MileS saß vor dem Schreibtisch und zählte große Banknoten, dann Rollen von Goldstücke»; endlich ordnete er Bries schasten und legte alles in eine eisenbe schlagene Kasette. John kam und rief den Colone! ans dem Zimmer. Sofort stürzte ?>ando Haina zum Schreibtisch. Links tag ein dickes Blatt mit mächtige» Siegeln. Fast erstarrte ihr Blut. „Der Kaufvertrag der Farm an Well Oueckfaest." John hatte nicht gelo gen! Uud ihr kein Wort von alle dem , Ihr Entschluß war endgültig gefaßt. Betrug gegen Betrug. Er hatte keine Liebe, kein Mitleid mit ihr sie Sie harrte feiner an prächtig ge fchmückter, reich besetzter Tafel; sie kre deuzte ihm den seurigeu Rebensaft Spa nieris, trank ihm zu und benebelte ihm so die Sinne mit süßem Lächeln und Schaumwein. Ihm war, als habe er sie noch niemals so schön, so liebreizend nnd murmelte: „Und doch war nur die teuflische Schönheit eines sarbigen Weibes!" standen. Er sah den Blick glühenden Hasses nicht, der ihn streifte, fönst hätte er sich nicht bereden lasse». weiter zn .trinken. Wie sie dann die Lente her überholte und ihm eine kurze Fahrt aus dem Teiche abschmeichelte ihn zärtlich ttinfaiigcnd, führte sie ihn zum Wasser hinab. Mit Mühe stieg der Colone! in daS Boot uud legte sein schweres Haupt auf den Rand des schmalen Fahrzeuges. Nandohama ergriff die Ruder leise trieb das Canoe aus dem Wasser. Der Mond schien in Hellem Silber licht, gespenstige Schatte» warfen die Bäume, betäubender Blumendust und Wasserstand erschwerte das Athmen. Aus des Colonels Verlangen sang Mn- Vohanra zur Laute mexikanische Weisen. Leiser und leiser klang ihre Stimme Aandohaina beugte sich über den sest Schlafenden und ihre Augen glitzerten, wie die einer Pantherkatze. Jetzt löste sie rasch die Seidenschnur ihres Gewandes, theilte sie in zwei Hälf ten Hände nnd Füße. Als sie empor sah, gewahrte sie den Kops eines Allr gatorS, der in weitem Bogen das Canoe umschwamm. Während Nandohama dem Landungs platz zusteuerte, ließ sie die früher er wähnten Klagetöne junger Hunde hören folgte. Jetzt fuhr das Boot anf den Sand uud SZandohama versuchte es, den Colo -tel aufzurichten. „ doch nur eine teufliche Schönheit —" lallte der Schlaftrunkene. „Meinst Du —?" schrie sie auf. In der Nachsucht hob sie ihn in seinen Ar me» empor und ihn über Bord. chen des Alligators wurde sichtbar dann erschien ein schwarzrother Fleck aus dem Spiegel des Teiches. Wie von Furien verfolgt, floh Aando' Haina zurück in das Blockhaus. TagS darauf nahm Well Queckfaest Besitz von der Farm: zu seinem Leidwe sen fand er aber die schöne Sklavin todt ans ihrem Ruhebette veraiiktl Frankreichs Adel im vorigen Jahrhundert. Beim Ausbruch der Revolution gab es ungefähr 2VMO adelige Familien in Frankreich, aber unter dieser großen Zahl lonnten sich höchstens 13—1400 einer alten adeligen Abstammung rüh> inen. Die übrigen waren theils durch ihre Aemter mit nicht weniger als 4<><>s> Stellen war der Adel verknüpft— theils durch ihr Geld zn diesem Gesell schastSrang gelangt. Besonders seit der Zeit Ludwig's XIV., dessen Ervbe rurigslust und Prachtliebe bekanntlich unerhörte Summen verschlangen, hatte sich die Sucht reicher Bürgerlicher nach adeliger Benennung als eine außeror dentlich einträgliche Geldquelle sür den Staatsschatz erwiesen. Allein im März des Jahres 10W erließ der eben ge nannte Monarch sünshnndert Adels briefe, die Franken, eine für jene Zeit sehr erhebliche Summe, ein brachten. Mit scharfer aber berechtig ter Ironie schrieb Montesquieu: „Der König von Frankreich hat keineswcgS Goldmine» wie sein Nachbar, der König von Spanien; aber er versügt dennoch über größere Reichthümer, als er, weil er sie ans der Eitelkeit seiner Untertha nen zieht, die unerschöpflicher ist, als die Minen. Man hat ihn große Kriege untcrnchmeu sehen, obgleich er kaum noch eine andere Geldquelle hatte, als de» Verkaus von Ehrentiteln, nnd durch ein Wunder menschlicher Eitelkeit fanden sich seine Truppen besoldet und seine Festungen wie seine Schiffe wohl aus gerüstet." Im Register der Gemeinde beschlüsse der Stadt Redon vom Jahre 1789 liest man: „Die Sucht, adelig zu werde», ist ein epidemisches Fieber, das fast jeden Franzosen ergreift, der 7 bis 8000 Franken Nente hat, und die Leich tigkeit, ans dem dritten Stand heraus zukommen, beraubt den Handel und den Ackerbau ihrer tüchtigsten Mitglieder." Was den alten Adel anbetrifft, so hatte sich derselbe im Lause der Zeit iu zwei Gruppe» getheilt, die im achtzehnten Jahrhundert nur noch wenig Berührung mit einander hatten, nämlich in de» Hos- und Proviuzadel. Zu der ersten Gruppe gehörten natürlich die vornehm stcn nnd reichste» Familie» des Landes, die sich ihre Einbuße an politischen Rechten durch glänzende Stellungen in der »»mittelbare» Umgcbuilg deS Herr scherS zu entschädige» suchten. Als echter Vertreter dieser Gruppe des sran desseir Geinahli» wir vor nicht langer Zeit an dieser Stelle als einer der edel stcn Frauen jener sittenlosen Epoche ziemlich allmächtiger Minister Ludwigs XV., und als er dann plötzlich in Un gnade siel nnd aus sei» Schloß Chante loiip verbannt wurde, begann er hier eine wahrhast sürstliche Haushaltung, die das Hoslebcu von Versailles i» man Million Franken hatte, bei seinem Todt sechs Millionen Schulde» hinterließ. In welchem Gegensatz zu der üppige» und was der berühmte Moralist L« Brnyere znr Zeit Ludwig XIV. von dem Edelmann seiner Zeit schrieb: „Oft Mal äin Tage, daß er ei» Edelmann ist," paßte vielleicht noch besser für den größte» Theil des Proviiizadels unter uud vergangenen Glanzes. „Das Erstgebiirtsrecht, das man als die Gewähr der Macht »iid der Lebens fähigkeit der Aristokratie betrachtet hat schreibt de Broe konnte im letzten Jahrhundert den sranzüsische» Adel nicht vor dem Ruin rette», »nd dieses eines Kaninchens »nd eines Jagd hllndcs an." Von diesen, theils durch eigene , »genannte Hofadel nach dem Gestand niß solcher Männer, wie d'Argenson und Mirabeau. durch seine verschwenderische Lebensweise zum größten Theil, wie der Provinzadel, dem völligen Rnin schon verfallen oder doch nahe war, und wen» man dazu die unleugbare Thatsache in Betracht zieht, daß der dritte Stand im Laufe des achtzehnten Jahrhunderts stetige Fortschritte in Bezug auf die Verbesserung seiner Lage gemacht hatte, dann muß es zweifelhaft erscheinen, ob der Sturmwind der Revolution dem Adel oder dem Bürgerthum und dem Bauernstände größeren materiellen Schaden zugesügt hat. Der Nrsprnug der Guillotine» Aus Paris wird vom 12. September geschrieben: Jrrthümlich nimmt man an, daß Dr. Guillotin die nach ihm be nannte, verhängiiißvolle Maschine wäh rend der großen Revolution erfunden und zuerst in Anwendung gebracht habe. Vielmehr ist nach einer 17K6 in der Academie der Medicin verlesenen Arbeit die Einführung des Fallbeils dem Wundarzte LouiS, Generalsecretär der königlichen Academic für Chirurgie zu zuschreiben. Guillotin setzte lediglich in der Constituante am 1. December 1783 den Antrag durch, daß gleiche Verbrechen durch gleiche Strase gesühnt werden sollen, ohne Rücksicht ans Rang und Stand. Bis dahin wurden nämlich die Todesurtheile an Standesperfonen mittels des Beils, an „niedrig Gebore nen" hingegen durch den für die Fanri lie des Berurtheilten entehrenden Gal gen vollzogen. Ein weiterer von Guillotin in der /onstituireiiden Versammlung von 1789 gestellter Antrag die Hinrichtung mittels des Beils dnrch eine hnmanere Todesart zu ersetzen, wurde damals nicht angenommen und erst 1792 von einem Deputirten der gesetzgebenden Versammlung (der Guillotin gar nicht angehörte) wiederholt. Eine zur Prü fung dieser Frage eingesetzte Kommission verlangte vom Sekretär der Akademie der Cbirnrgie ein schriftliches Gutachten über die rationellste Hinrichtungsart. Im „Moiiiteur" vom 32. März 1792 findet man den Bericht über die Noth wendigkeit und die geeignetste Kon struktion einer solchen Maschine. Ein Deutscher, Mechaniker Schmitt, baute dieselbe nach den Angaben von Louis. Versuche, die in Gegenwart einer Kom mission angestellt worden waren, gaben ein befriedigendes Resultat, worauf das Fallheil vom Konvent adoptirt wurde. Uebrrgens waren ähnliche Maschinen wie die Guillotine schon vor Einführung der ersteren bekannt. Ein im großen Saale des Nürnberger Rathhauses be sindlicheS Medaillon von 1521 stellt dir Hinrichtung des ManlinS Torquatus mittels einer ganz gleichen Maschine dar. Auch in einem Werke vou Achille Baechi (1Z55) findet man die Abbil dung eines ähnlichen unter dem Namen Mannaia bekannten und vom Pa te Labat beschriebenen Apparats. tshinesis«heo. Die Ueberzeugung, daß geheimniß volle Mächte in das Schicksal der Men heutzutage «och eine so große Rolle, wie kaum bei einem anderen Volke; daraus erklären sich denn auch die zahl reiche» abergläubische» Gebräuche, denen Einer der sonderbarsten ist die söge nannte „Unschuldsprobe", durch welche die Schuld oder Unschuld von Personen, entschiede» wird. Die Probe wird aber iinglücklichcrwtisc nicht eher angewandt, bis r-eide an dem angeblichen Verbrechen betheiligte Parteien sich außerhalb des Bereiches der Geiiuqthuuiig befinden. Der aufgebrachte Ehegatte tödtet die wirklich oder vermeintlich Schuldigen und schneidet ihnen die Köpfe ab: »ach den, daß sein Verdacht ei» begründete? war, so wird er freigesprochen. Um »»» diese Frage z» entscheiden, werden die K öpfe der beiden Ermordete» in ein Gefäß gelegt, welches mit Wasser angefüllt ist, und dieses wird dann her umgerührt Falls die Köpfe hierbei »ach Bceiidiguiig des Umrührens eine solche Lage haben, daß die Gesichter sick anschaue», so nimmt man dies als einen Cisterne, in deinHantän DistrietelPro vinz Tschili. etwa füns Tagerciien süd lich von Peking gelegen » befindet, aus Schl « tz. Der Schuster, der Schneider. Der Bader, der Wirth Die thu» a Tarokel Gemüthlich zu Viert'. Uu wer schließlich g'winrrt- schall'. Dös woaß i' voraus Den han'u die drei Auder'n gnm WirlhShänserl 'naus!