« Die Auswanderer. l. Der „Blücher" näherte sich dem Ha sen von New Dort, Auf dem Verdeck wogten die Passagiere, größteutheilS Auswanderer, geräuschvoll aus und nie der und unterhielten sich lebhaft mil einander. Nur zwei Personen bethei terleil. ein schon ältlicher Mann und ein junges Mädchen; traurig standen sie abseits von den übrigen und blickten tränmcnsch aus die schäumenden Meeres wogen. Es waren polnnche Bauern; der Alte hieß Lorenz Toporek, und das junge Mädchen war seine Tochter Marie. Vor icchS Monaten war dem Alten die Kuh aus des Nachbars Weide gelauseu; dieser pfändete das Thier und fordert« für die Auslieferung drei Rubel, Lo renz wollte nicht zahle», und die Sache ka,i> vor das Gericht, Der Eigenthümei der Weide verlangte nicht nur den zuge fügte» Schaden ersetzt, sondern auch Entschädigung für Futterkosten. Del Proceß dauerte lange Zeit, und die Ko sten wuchsen mit jedem Tage, Endlich verlcr Taporek, und da er nicht zahlen konnle, pfändete man Ihm fein Pferd ab, und weil er sich diesem widersetzte,wurde er wegen Widerstandes gegen dieltaats geivalt ins Gefängniß geworfen. Aus Verzweiflung ergab er sich dem Trünke. In der Dorsschenke lernte er einen Agenten kennen, der ihm Wunderdinge über Amerika erzählte. Laurenz Topo rek ging in die Falle. WaS sollte er in Lipince? Wollte er zu Grunde gehen oder mit dem Stab in der Hand von HanS zu Haus waiideru uud sein Brod au de» Thüren erbetteln? Er verkaufte Hab und Gut und fuhr mit feiner Toch ter »ach Amerika. Allein die Reise ver lief nicht so gnt, wie er gehofft hatte. In Hamburg raubte man ihm einen Schisse brachte man ihn mit seiner Toch ter im Zwischendeck unter. Immer deutlicher sah man die Hau ser, die Dächer, die Schornsteine und die Kirchlhürme von New Pork. Im Hasen vor der Sladt breitete sich ein Wald von Masten aus mit Tausende» von bunte» Fähnchen, mit welchen der MeereSwiiid spielte, wie mit de» Bl» meu aus der Wiese, DaS Schiff näherte sich immer mehr dem Lande, und die schöne stadt lag in aller Pracht vor ihnen. Nun, Golt sei Dank!" ries der Alte. „We.in sie mir nur die Felder iu der Nähe der Stadt uud jene Wiese da ge weit zur Stadt nud zum Markt, Wenn Jahrmarkt ist, wirst Dn die Knh nnd dac> Schwein nach der Stadt treiben Rcgiernttgskominissär einen schönen Gruß von unserer Regierung bestellen, recht klug mit ihm reden und ihn bitten, mir wenigstens zwei Hufeu Wald und etwas Streu zu schenken. Wenn ich ein Gut haben soll, so will ich auch eiu or dentliches Gnt besitzen. Den Knecht schicke ich Morgens in die Stadt, damit er das Holz verkauft, Gott fei Dank, ich sehe doch, daß mich der Agent nicht betrogen hat!" Bon der Quarantäne kam jetzt ein kleines Schiff herangefegelt. Vier bis Auswandere» fchiffes. Diesem solgte ein zweites Schiff aus der Stadt, in welchem sich die Agenten der Hotels und der Gasthöfe, Führer, Geldwechsler und Bahiiageulen besaudeu. Alles schrie laut durch einander, und ans dem Ver- Stoßen sondergleichen, Lorenz und Marie wurden im Ge dränge mit fortgerissen und ehe sie eS geräumigen Zollgebäude, Der Zollbe amte revi'oirte ihr Gepäck, rief »II r!<-I,t und zeigte ihnen den Ausgang. „Väterchen, was werden wir jetzt be ginnen," fragte Marie. „Wir müssen warten, Kind. Der Agcnd sagte ja, es würde bald ein Re gicriingscommissär nach uns fragen." während das Geräusch und der Lärm der niibekailiilen Großstadt sie umtosten. Die Straße war lang nnd breit, und nieder, gerade wie daheim ans dem Jahrmarkte. Equipagen, Omnibusse und Gepäckwagen rasselten vorüber. Laute einer sremdcn Sprache schwirrten an ihr Ohr. Jeden Augenblick schlüpf ten schwarze Menschen mit dicken Köpfen und lraujcn Haaren au ihnen vorbei, bei deren Anblick Lorenz und Marie sich andächtig bekreuzten. Meyrere Stunden waren vergangen nnd sie standen noch immer ans der Straße und warteten polnische Bauer mit den langen grauen Haaren und der pelzbesetzten eckigen Mütze und das Mädchen im dunkel blaue» Kleide und mit den Korallen um den Hals ans amerikanischem Boden, in gingen vorüber, ohne sie auch nur anzn sel>eu. Wiederum verfloß eine Stunde; de» Himmel bedeckte sich ,mit Wolken, eiu starker Regen mit Schnee vermischt, fiel berab, und vom Meere her wehte ein eisig kalter Wind, Und sie standen imä warteten ans den RcichSconimissär, arme» Baueruherzen erbebten bei dem bloßen Gedanken, ES dunkelte bereits, das Treiben am Hafen ließ nach, anf den Straßen wur den die Laternen angezündet, nnd die Stadt schwamm gleichsam in einem Meere von Licht. Singend zogen die Hafenarbeiter in großen Gruppen iu die Stadt. Der Hafeuplatz lag allmählich öde da: das Zollgebäude wurde ge schlossen. Die Armen standen und war teten auf den RcgicrnngSkonimissär. Es wurde Nacht, und im Hafen war eS todtenftill, Aber sie warteten. Wenn fie auch nicht warten wollten, wohin sollten sie denn gehen? ES fror sie immer mehr, und auch der Hunger machte sich fühlbar. Wenn sie wenig stens ein Obdach finden könnten fie waren ja bis auf die Haut durchnäßt! Ach, der RegiernngSkommiffar kam nicht, und er konnte auch nicht kommen, da es derartige Kommissare überhaupt nichi giebt! Jener Agent war ein elender Schurke. Lorenz konnte sich nicht mehr aus den Füßen halten. Ein schweres Geschick halte Gott ihm auferlegt, aber er trug es mit Geduld, wie es eben nur ein gläubiger Bauer vermag. Die Stimme des Mädchens, welches vor Kälte zit terte. weckte ihn aus feiner Betäubung, „Väterchen!" flehte Marie leise. „Sei still, mein Kind, für uns giebt es kein Erbarmen, keine Rettung!" „Väterchen, laß uns nach Hause zu rückkehren !" „Geh, stürze Dich ins Meer, mein Kind!" „Mein Gott, mein Gott!" jammerte Marie. Lorenz empfand Mitleid mit seinem armen Kinde. „Unglückliche Waise", rief er mit bebender Stimme, „möge sich Gott we nigstens Deiner erbarmen!" Sie hörte die Worte ihres Vaters nicht mehr; sie lehnte den Kopf an die Mauer des Zollhauses und schloß die Augen. Ein schwerer, fieberhafter Schlaf be fiel sie; es träumte ihr, sie sei in der Heimath, und ihr Geliebter finge ihr ein Liebchen vor. dem letzteren lagen, halb mit Schnee bedeckt, zwei arme Menschenkinder mit bleichen Gesichter» in einem todesähuli cheu schlafe. Allein ihre Stunde hatte ilten Bekannten wieder, Lorenz Topa rek und feine Tochter Marie. Sie faßen in der Stube eines elenden Hau ses. welches kaum diesen Namen ver diente; die Wände waren mit Schwamm bedeckt, das Fenster hatte keine Schei ben, ein durchlöcherter eiserner Ose», ein Stuhl mit drei Bei»?» und ein Bün del Stroh bildeten die ganze Einrich tung, Der Alte knieete vor dem Ösen uud wühlte in der Asche herum, ob emsiges Forsche», allein Alles ist vcr gebens, Marie sitzt zitternd vor Kälte ans dem feuchten Strohlager und schaut gedankenlos in die Ferne, Sie fühlt sich so krank und so elend, ihre einst so blühenden Wangen sind tief eingefallen, D>e Armen nährten sich ja ausschließlich von Kartoffeln, doch seit zwei Tagen waren auch diese ausgegangen, und sie hatte» kein Geld, um ueue zu kaufen. Jetzt wußten sie nicht, was sie begin nen, wovon sie leben sollten. „Marie, ich halte es nicht mehr aus," sprach der Alte, „und Du hältst eS auch nicht länger aus. Ich werde ans Meer wir im Oseii eiu. Vielleicht finde ich auch etwas Eßwaareu." Verschiedene Brettche» schwammen aus dem Meere, die Wellen warfen sie an's Land, und der Bauer konnte binnen kurzer Zeit geniig aufsammeln, El fand auch einige Speisereste und ver zehrte sie gierig; daß auch feine Tochter Hunger halte, daran dachte er nicht, Ein großer Wagen voll Kartoffeln war in ein ausgefahrenes Loch geratheu und blieb darin stecken, Lorenz war dem Fuhrmann beim Herausziehen behilflich, wobei viele Kartoffeln in den Koth fiele». Mit zitternden Häudeu Hot unser Bauer die Kartoffeln anf, verbarg sie am Bufeu und schöpfte neue Hoff nung. „Nun, Gott sei dank, daß er uns« Elend ansieht!" seufzte er. „Holz ist va. das Mädchen kann Feuer anmachen, und Kartoffeln habe ich fo viel, daß sie aus zweimal reichen. Gott ist barmher zig. In der Zlube wird es bald wohn licher sei»,» Das Mädchen hat andert halb Tage nichts gegessen, es wird sich freue». Ja, Gott ist gnädig." Seitdem Lorenz fortgegangen war, rührte Marie sich nicht von der Stelle; still duldend saß sie auf dem Strohlager, Da öffnete Jemand die Stubenthür. Ltarie meinte, es wäre der Bater, und blickte gar nicht auf, " liorv!" rief eine fremde stimme. Es war der Besitzer der Baracke, in welcher sie wohnten, ein alter Mulatte DaS Wort „Dollar" verstand sie, schüttelte mit dem Kopfe, und ihn flehentlich ansehend, gab fie ihm durch Zeichen zn verstehen, daß fie kein Geld ihrhabeu möchte. „Gott wird eS dem gnädigen Herrn vergelten." fügte fie in polnischer spräche Hinz», da sie nicht wußte, was sie sagen, was sie thun sollte. Der Mulatte verstand zwar nicht, daß er ein „gnädiger Herr" fei. aber so viel merkte er wohl, daß er den Dollar nicht bekommen würde. Mit der einen Hand nahm er die Bündel mit den nrenigi» Habseligkeiten, mit der andern faßte er das Mädchen am Arme, stieß dasselbe die Treppe hinab und zUm Haufe hinaus und warf ihr die Sachen vor die Füße. Das bleiche Mädchen wartete vor dem Hause die Rückkehr ihres Vaters ab, AIS dieser kam, erzählte sie ihm Alles und ging mil ihm die Straße hinab. Zwei solch elende Gestalt»«, wie der Greis und das Mädchen, wür den überall die Aufmerksamkeit der Vorübergehenden erregt haben, doch in diesen! Stadtviertel ist man an den An blick des Elends allzu sehr gewöhnt, Sie gingen »ach dem Hafen, Düster schaute der Bauer vor sich hin. ein furchtbarer Entschluß malte sich aus semem Antlitz, Zu seiner Tochter sprach er kein Wort; als jedoch die Nacht hereinbrach, und im Hasen kein Mensch mehr zu sehen war, sagte er mit einer eigenthümlichen heisere» Stimme zu seiner Tochter: „Ui»glückliches Kind, ich werde Dich ins Wasser stürzen," fuhr er fort, „und dann springe ich Dir nach. Es gibt für uns keine Rettung, kein Erbarmen mehr Margen wirst Du keinen Hunger mehr leiden. Morgen wird Dir wohler sei», als heute " „Ich will nicht, Väterchen, ich will nicht," schrie Marie. „Fürchtest Du denn Gott nicht? Herziges, goldenes Väterchen, habe Erlxlrinen mit mir! Was habe ich Dir denn gethan ? Ich habe ja niemals über mein schweres Schicksal geklagt, ich habe geduldig mil Dir Hunger und Kälte gelitten, Väter che»." Er athmete schnell und preßte krampf hast die Hände zusammen, während sie ininier verzweislnngsvoller uud rühren der um ihr Leben bat. „Erbarmen, Gnade, Gnade!" flehte sie. „Ich bin ja Dein Kind, ich bin arm und krank, ich habe ja nicht lange mehr zu leben, aber ich habe Angst vor dem Wasser, ich habe Angst vor dem T0de...." , Jammernd und wehklagend klam werte sie sich an ihn an und drückte flehend ihren Mund auf die Hände, welche sie in den Abgrund stürzen woll ten, Rllei» dies Alles schien ihn nur noch mehr zu erbittern, seine Nnhe ging in Wahnsinn über, er fing an zu tobe». Für einige Augenblicke wurde es still, man hörte nur ei» Hill- und Herzerrcu und das Knarren der Bretter, „Erbarmen, Vater, Erbarmen!" schrie Marie voll der höchsten Verzweif lung, Mit Anwendung seiner ganzen Krast schleppte Lorenz seine unglückliche Toch ter bis an'S Meer und gab ihr einen Schlag anf den Mund, damit mau ihr Schreieu nicht hören sollte. Marie fühlte, daß ihre Kräfte von Sekunde zu Sekunde schwächer wurden, sie hatte kei nen Boden mehr unter den Füßen, und in wahnsinniger Todesangst hielt sie sich an dem Gemäuer fest. Der Bauer bückte sich, er versuchte ihre Häude los zumachen. Ihr schwanden die Sinne, eine Ohnmacht um sing sie, nnd als sie daraus erwachte, lag sie ruhig anf der Schiffbrücke: ihr Bater kniete neben ihr und schluchzte herzzerreißend. „Marie, verzeih mir, mein Kind!" flehte er .mit gebrochener Stimme. Marie fnchte im Finster» seine Hand, drückte einen Kuß darauf uud flüsterte in weichem Tone: „Väterchen, möge Dir der liebe Gott so verzeihe», wie ich Dir vo» verzeihe!" Der Mond ging a»f und strahlte in makelloser Schöne am nächtlichen Hin! melSdom. Marie schlief, und im Traume schien eS ihr, als stiege» Taufende klei »er Eugleiu hernieder und säugen mit lieblicher Stimme ein Schlaslied. Und es wurde der Armen fo wohl, so ruhig, so wonnig zu Muthe. Der Tag brach an. Lorenz kniete weinend nebeu seiner Tochter, er meinte, sie wäre todt bleich und regnngslos lag sie mit ge schlossenen Augen da. Die Sonne stieg am Himmel empor, und ihre goldenen Strahlen fiele» aus das blasse Gesicht MarieuS nnd schiene» sie z» küssen uud zu liebkosen. Die bleichen Wangen färbten sich rosig, das Mädchen lächelte und öffnete die Augen. Ohne große Anstrengung erhob sie sich nnd folgte ihrem Vater. Kaum waren sie einige Schritte gegangen, da bemerkten sie, daß zwischen zwei Balken ein Packet lag; dasselbe entliielt Brod und Fleisch, Wahrscheinlich hatte sich dort irgend ein Arbeiter sein Frühstück aufgehoben. Die Aermften verrichteten ihr Gebet, aßen uud gingen neu gestärkt weiter. Sie kamen vor dem 'Zollgebäude vorüber uud bogen i» die Waterstrect ei». Vor einem Hause stand ein großer Herr mit einem weißen Schnurrbart und hielt ei nen Knaben an der Hand, Als er die Polen-erblickte, malle sich großes Er staunen aus seinem Gesicht; er blickte sie genauer an und lächelte, „Woher seid Ihr, L'ute?" fragteer im reinsten Polnisch, ES war ihnen, als hätte der Blitz sie getroffen. Der Bauer wurde bleich wie der Kalk an der Wand und wäre bei nahe vor Schreck zu Boden gestürzt; er tränte feinen Angen und Ohreu nicht recht. Marie erholte sich zuerst von ilireni Erstaunen, fiel dem Greife zu Füße» uud erzählte ihm mit kurzen Worten ihre ganze Leidensgeschichte. Der Greis sührte sie in ein nahes Gasthaus nud ließ ihnen zunächst Essen nnd Trinke» geben. Unterdessen über legte er. „Wenn ich die Leute nach Hause zu rückschicke," svrach er zu sich, „so macht das große Kosten. Und was werden sie dort antreffen? Was sie besaßen, haben sie verkaust, und ihnen bliebe nichts übrig, als betteln zu gehe». Wer weiß, was aus dem Mädchen würde, wenn es in Dienst gehen müßte!" Und laut fügte er liinzu: „Da ihr nun einmal hier seid, so müßt Ihr es versuchen. Es idird daZ Beste sein. Euch nach «ikkn Colonie zu schicken. DaS Mädchen ?tui» dort bald Heirathen, zu Zweien können sie etwas Vermögen sich spare», und wollen sie zurückkehren, so nehmen sie den Alten mit." Höre. Alter! I» Borowina in Ar kansas wird eine neue Colonie angelegt. die Regierung gibt einem leden Ansied ler IVO Morgen Acker und Land, WaS Du zur Errichtung der Wirthschaft nö thig hast uud das Reifegeld bekommst Du von mir, ich bin in der Lage, es zu thun. Ihr fahrt von hier mit der Eisenbahn nach der Stadt Little Rock, von dort geht es per Are weiter, Ihr trefft in Little - Rock noch meliere Gefährten, Uebrigens werde ich Dir auch einige Empfehlniigsbriese mitgeben Ich will Euch Helsen, weil ich Euer Landsmann bin. Aber Deine Tochter bedauere ich hundertmal mehr als Dich, verstehst Du mich? Danket Gott, daß gemein weich. „Höre mich an, mein Kind!" sprach er zu Marie. „Hier hast Du meine Karte, bewahre sie sorgfältig auf, und wenn jemals die Noth Dich heimsucht, wen» Du einsam und ohne Schutz aus der Welt zurückbleiben solltest, so suck>« nur getrost mich aus! Du bist ein armes, gutes Kind. Sollte ich sterben, so wird sich mein Sohn Deiner annehmen. Aber verlieret mir die Karte nicht! Und nun folget mir!" Unterwegs kaufte er Wäsche und Klei der für sie und sührte sie endlich in sein HauS, wo er sie aus das Freigebigste be wirthete. Am dritten Tage befanden sie sich bereits auf der Reife nach Little Rock; Lorenz hatte hundert Dollars in der Tasche und Marie hoffte und ver traute, daß der nämliche Gott, welcher sie aus dem Elend errettet, sie auch fer nerhin beschützen werde, Sie kamen über einen Fluß, der viel breiter war, als die Weichsel; später erfuhren sie, daß derselbe Mississippi hieß. Spät iu der Nacht kamen sie endlich in Little 111. In der Colonie stand es schlecht. Ehe dieselbe fertig war, trat in der Nacht der Fluß über feine Ufer und überschwemmte die ganze Gegend, und das Waffer stieg immer höher und höher. Die Kinder weinten, die Frauen schrieen, die Thiere brüllten uud die Verwirrung war gren zenlos, Marie kniete »eben ihrem krau keu Gatcr, rang die Hände und rief um Hilfe. Da tra: Orlik, der sich eifrig um das Mädcheu bewarb, eiu und fagte: „Ich iverde Euch nicht verlassen, «so wahr mir Gott helfe, nein, ich werde Euch Beide aus diesem Elend erretten. Wartet nur einen Augenblick!" Er ging hinaus, höhlte mit einem Handbeile binnen wenigen Minuten einen gefällten Baum ans, trug den Al ten in das improvisirte Schiff, warf die Flinte über die Schulter, bestieg mit Marie den Kahn, stieß ab nnd begann zu rndern. Sobald sie das eigentliche Strombett erreichte», eilte das Schiff blitzschnell dahin. Lorenz fühlte fein Ende nahen. „Marie, meine Tochter," sagte er mit matter Stimme, „ich werde den morgi gen Tag nicht erleben. O Mädchen, hätte ich doch Lipinee niemals verlassen und Dich niemals in dieses tranrige Land gebracht! Allein Gott ist barm herzig, ich habe ja so viel gelitte», und ich vertraue, daß der Allgütige mir meine Sünden »ergeben wird. Wenn Ihr könnt, so begrabt mich, und dann mag Dich Orlik zn dem alten Herrn nach New Kork führen! Er ist ei» gu ter Herr, er wird Mitleid mit Dir ha ben und Dir Reisegeld geben, und Du kehrst nach Lipince zurück. Mir ist die Rückkehr versagt o Gott, mein lie ber, giiter Gott, gestatte wenigstens mei ner Seele gleich einem Bogel dorthin zu mal aus der Ferne zu sehen!" Marie schluchzte laut, auch Orlik konnte fich der Thränen nicht enthalten. Abends klärte sich der Himmel anf. Der Alte hatte ausgelitten. Die Nacht brach au. Dein Orlik fielen vor Er müdung fast die Ruder aus der Hand. Aus einmal raffte er sich anf uud rief in höchster Aufregung: „Da kommt das Schiff aus CareS ville! Die UankeeS fchickeu uns Hilfe. Wenn sie uns nur nicht verfehlen! Marie, ich werde Dich reiten " Mit größter Anstrengung ruderte er vorwärts, plötzlich zerbrach das Rnder, und der Kahn blieb iu einem Gebüsch stecken. Jetzt fingen Beide an lant »in Hilse zu schreien, aber das Tosen und Stimme. Orlik griff nach seiner Büchse und legt: an, aber der Schuß ging nicht los, das Pulver war feucht geworden, Verzwcisluiigsvoll warf er sich auf die Erve, er wußte keinen Rath, endlich er hob er sich und fragte mit sanfter .Ztiuime: „Marie, ei» anderes Mädchen hätte ich schon längst in den Wald eutsührt, mochte eS wolle» oder nicht, doch dich wagte ich nicht fortzuschleppen, weil ich dich liebe. Einsam stand ich in der nud ich fürchtete mich vor dir Aber w.-nn du mich nicht liebe» kannst, dann will ich lieber sterben, »online ich um, Marie, Marie, lebe wohl, mein L'.'b, iu.'in Leben!" Ehe sie wußle, oder auch nur ahnte, was er eigentlich beabsichtigte, war er ins Wasser gesprungen uud schwamm dem Rettungsschiffe entgegen, um Hiife für seine Gelieble zn hole». Mit über menschlicher Anstrengung arbeitete «r-H«h vorwärts, er rief um Hilfe mau hörte ihn da erfaßte ihn der Strudel nnd riß ihn in die Tiefe. Unterdessen saß Marie allein »eben der Leiche ihres Vaters und blickte wie geistesabwesend dem fernen Lichte entgegen. Dasselbe kam immer nkher. Marie begann ver zweiflnngSvoll zu schreien. Nach einer Weile hoben kräftige Hände Marie auf und brachten fie in'S Schiff. Nach zwei Monaten aus dem Hospital in Little Rock entlassen, rühr die Aermste nach New Aork; mitleidige Menfchen hatten ihr das Reisegeld ge geben. DaS bleiche Mädchen mil den großen blauen Augen glich mehr eine» Skelett, als einem Menschen. Mit zit ternder Hand zog Marie die Glocke in der Waterstrect Ein unbekannter, fremder Mann öffnete ihr. „Ist Mister HotopolSki zu Haufe?" „Weil meine» Sie?" „Den alten Herrn." DaS Mädchen zeigte die Karle. „Er ist gestorben," „Gestorben? Und fein Sohn, Herr William?" „Ist verreist." Die Thür schloß sich, Sie setzte sich auf die Schwelle und weinte bitterlich. Wiederum war sie in New Aork, allein, ohne Hilse. ohne Schutz. WaS sollte sie beginnen? Sie ging zum Hafen und flehte die Capitäne an, man sollte sie mitnehmen, allein man wies sie ab. Von namenlosem Heimweh ergriffen, versuchte sie, sich auf ein deutsches Schiff zu schleichen, doch gab man genau Acht und jagte sie mil harte» Worte» fort. Die Unglückliche setzte sich aus einen Stein und brach in ein schallendes Gelächter aus sie war wahnsinnig geworden. Täglich kam sie zum Hafen und wartete auf ihren Geliebten. Die Leute gewöhn ten sich an die Aermste und gaben ihr zu weilen ein Almosen. Sie dankte demü thig und lächelte >me ein Kind. Dies dauerte zwei Monate, dann sah man sie nicht mehr. Im Polizeibericht stand, am äußersten Ende des Hafens habe mau die Leiche eines Mädchens von unbe kannter Herkunft aufgefunden. »er »lten Aittauer finden sich lebensvolle Spuren nur noch in vereinzelte» Kreisen, wie Ragnit, Heydekrug, Niederung, Labiau und Memel. Hier wird' wie die „Dauz. Ztg." mittheilt noch vielfach die For derung erhoben, daß die Braut ihr Hochzeitskleid selbst gesponnen und ge webt habe. Die Kreise Heydekrug uud Memel weifen noch Dörfer auf, wo die Einladung zur Hochzeit durch besondere Boten geschieht, die sich ihrer Aufgabe je nach der Gegend hoch zu Roß oder zu Fuß entledigen und an allerlei Bändern, mit welche» der Anzug geschmückt ist, als Abgesandte des Gastgebers zu erken nen sind. Die Einladung zur Kind taufe gehört im. Memeler Kreise vielfach zu de» Obliegenheiten, welche der Vater des neugeborene» Kindes in eigener Person vorzunehmen hat. Am Fest selbst und an den beiden folgenden Ta gen, über welche der Schmaus gleich falls fich ausdehnt, ladet man dann die Gäste noch durch besondere Boten ein. In manchen Gegenden des Kreises Heydekrug hat der Gastgeber bei Begräb nissen nur am ersten Tage für die Ge nüsse im Essen nnd Trinken zu sorgen. Die Bewirthuug des zweiten Tages übernehme» die geladenen Frauen, in dem fie ihre mitgebrachten Gaben au Backwerk, Fleisch und Getränken auf tischen. Am dritten nnd letzten Tage kommen die eingeladenen Männer an die Reihe, Jeder vou ihnen rückt mit einem Geldbetrage hervor, wodurch ein Sümmchen zusammenkoimut, das in Schnaps angelegt wird. Daß dieser sonderbare Brauch oft ein ungemüthli ches Nachspiel zu der ernsten Feier lie fern muß, liegt ans der Hand. Der Schnaps spielt bei den Gelagen nament lich im Heydekruger und Memeler Kreise überhaupt eine große Rolle, und zwar meistens in Gestalt einer Zusammenset zung mit Honig nnd Pfeffer, mit wel chen Zusätzen das SV- bis 50gradige Getränk gekocht wird. In dieser Form wird es auch als Medikament selbst in den gefährlichsten Lagen des Lebens eingenommen- Ganz übermenschliche Anforderungen stellt der Tag der Kind taufe gewöhnlich schon der nächste Sonntag nach der Geburt. Es werden der Mutter dann die Geschenke für den Täufling überreicht,, nnd zwar in baarem Gelde, jedoch in der Weife, daß die Münze aus dem Boden eines Schnaps glafes ruht. Die Empfängerin des Geschenks muß der herrschenden Sitte zufolge erst den Branntwein austrinken, dann erst darf sie das freigewordene Geld an sich nehmen. Je mehr Gäste die Festversamniliing zählt, nm so grö sind. hold ist, läßt eS den Schneider im Stiche, kehrt bei dem Gastwirth nicht ein, ist dem Krämer nicht gewogen, lächelt dem Komiker nicht, nnd macht dem Kalkulator einen Strich durch die Rechnung dem Gärtner blühe» keine Rosen, der Fabrikant spinnt leine Seide, dem Historiker wird die Geschichte zu dem Jäger geht Alles fehl, der Wanderer kommt nicht vorwärts, der Lastträger lauu es nicht weit brin gen, der Schlosser steckt in der Klemme, der Schriststeller fitzt in der Tinte, der Schiffer aus dem Trocknen, dem Lattdmauu will fein Weizen nicht blühn, und der Schuster hat Pech! Ironisch. „Du hast wohl ein hübsches Dienstmädchen?" „Wes halb?" —„Nun, Dein Mann küßt Dich so häufig und er ist doch so zer streut !" s.uß,!iarkt und Müschen«»«»»!. 7. D e r K » s> ma r k t zu Di-le« so rein erhalten, wie in dem ivin-nilischen Theile der westlichen Kar paten, »irgevds ist sie so voller mythi Mohen, den Rimiäiien der westlichen Karpathen, und im malerische» Walten thale, de»? Paradiese Siebenbürgens, Dort sitzen «euch heute noch in den lan gen Winterabenden die Mütterchen am Spinnrad? niH> erzählen beim Knistern des Heerdfeucrs vou dem Ruhm« und der Macht der Ahne» und flechten m die vererbten Traditionen die duftigsten Märchen ein. Aber so sonderbar es klingen mig, die Sagen sind nicht Sagen, die Mär chen nicht Märcher, die Tradition nicht Tradition allein Alles lebt nnd webt thatsächlich, Alles geschieht vor unsern Augen, und »ur den Fremden, Unein geweihten dünken jene Gebräuche eine alte Sage; ein verklungoues Märchen, eine bewahrte Tradition, So ist es auch mit dem Knßmarkte in Halmagen. .Halmagen ist ein nimünisrhes Städt chen im Hatzeg (Siebenbürgen), das zwölfhnndert Seelen zählt und als Sitz d:s griechisch - k"»holiichcn Prototypen recht gute Volsschnlen hat. Am Tage des heiligen Theodor findet dort ein Jahrmarkt statt, an dem die Einwohner von sechzig bis achtzig Dör fern theilnehmen, Znmeist aber wim melt die Stadt von jungen neuvermähl ten Frauen, die als Jungfrauen gehei rathet haben, Wiedorverheirathete Wittwon bleiben in ihrem Derfe zurück. Schon an: frühen Morgen des heili gen Theodor nimmt Halmagcn eine hei tere, festlich- Physiognomie an. In ihrem schönsten Schmucke erscheinen die jungen Frauen, selten von ihren Män nern, meistentheils von ihren man staune Schwiegermüttern begleitet, oder sie kommen anch ohne diefe. dauu aber zn je zwei oder drei mit blilin»»ge schmückten Weintrügen in den Händen. —Wer ihnen begegnet, wird von ihnen geküßt, wen sie geküßt, dem reichen sie den K rüg zum Nippen, wer ans dem Kruge getrunken, der „beehrt" sie mit einem kleinen Geschenke, Vou dem dargebotenen Kruge nicht trinken, ist eine Beleidigung, die sowohl der jungen Frau, als auch ihrer Familie zugefügt wird. Deshalb sind auch die „Küssenden" dem Fremden gegenüber zurückhaltend. Nur dann lassen sie die sen ihres Kusses theilhaftig werden, wenn fie überzeugt sind, daß er aus dem dargebotenen Kruge trinken werde. Das „Küssen" geschieht aus der Straße, iu de» Weinstuben und anch in de» Häu sern bekannter Personen. Böse Mäuler wolle» behaupten, daß nur durch de» moralische» Verfall der Wallenthaler der „Kußmarkt" entstehen konnte. Andere aber versichern, daß keine unmoralische Handlung geschehe, Saß die Menge selbst die polizeiliche Aufsicht übe, daß der An stand, soviel eS bei einem Kußmarkte möglich ist, in allen anderen Beziehiuigen gewahrt werde. Welchem Umstände diese Sitte ent stammt, hat man bisher nicht erfahren können. Einige glauben, daß der Knßmarlt aus der Zeit herrühre, als «och das weiße Thal des Crijch von deu Motzen bewohnt war. Die ihnen iu Halmageu begegnenden Cdlonien der ander» Ort schaften äußerte» ihre Freude dadurch, daß sie jene umarinte» und küßten. Jene aber beehrten die wieder Abziehenden mit Geschenken, Andere meinen, daß die Crischanen, welche Schäser waren, zn Anfang des Frühlings das flache Thal verließen,, um die Schafe aus die Berge zu treiben. Die sie begleitenden Frauen verabschie deten sich von ihnen, indem sie sie küß te». und für de» Kuß erhielten sie eine kleine Ausmcrk'amkeit, Eine andere Lesart geht dahin, daß diese Sitte der Zeit entstamme» muffe, als noch die Tiirken Einfälle in Sieben bürgen bis »ach dem C lisch machten, wo sie die jungen Frauen ranbten und oefaiigen führte». Die der Gesängen schist entflohenen Frauen küßten bei ihrer glückliche» Rückkehr »ach Halnia gen, Ivo gerade Jahrmarkt war,, alle rer wnuderdaren Rettung beglück wünschten. und so soll sich die Sitte des „Küssens" am Jahrmarkt zu Halmageu bis auf den heutigen Tag erhalten ha bei«. 11, Der Mädche u iu a rkt auf deiu Berge der Henne. sich verliert. Znr Zeit als noch die Berge Biha riens reich an Goldminen waren, erzäh iine Goldhenne heraus und auf den Vipfel de- Berges, wo ihr Nest mit den Noldcieru lag. Bon der wunderbaren Schönheit der Henne angezogen, versuch en eS die Widranen, sie einzufange». Mein die Henne verschwand spurlos und mit ihr alles Gold. Umsonst gru ben die Motzen weiter, kein Goldäder- He» war zu finde». Die verfolgte Voldhenne war die Nymphe der Berge mid hatte alles Gold in die Gegend ge zaubert, wohin sie ihre Zuflucht genom men. Vom Gipfel der GainS gewahrt man iu beiden Seiten einige Lichtungen, die das obere Wiora vom Städtchen Bulze- trenne» und die Grenze bilden Zwi lche» Motzen und Crischanen. Zu Fü ßen des Berges schlängelt sich ein Flüß ticn. in dessen krystallllarkii Wkllcii der Sonnenstrahl in Negenbogenfarbeii sich spiegelt. Am ersten Sonntag nach dem heiligen Peter geht eS auf dem Berge der Henne lebhaft und lustig zu. Es ist der Tag des phantastischen MädcheumarkieS. In aller Frühe schon strömen von den be nachbarten Hügeln die Motzen und Mo tzinnen, Crischane» und Crischaninneu herbei. Festlich geschmückt, unter Spiel nud Sang kommen sie. Zwei Delegirte, der eine seitens der Motzen, der andere seitens der Crischanen, ziehen eine De »larkatunslinie in die weite Wiese, wo zunächst der Markt abgehalten werden soll. Dm östlichen Theil besetzen die Motzen, d«n westlichen tie Crischanen. Bis gegen Sie zehnte Morgenstunde ist Alles mit dem Ein- und Verkauf von verschiedenen Gegenstände» befchäftigt, »rinn wird bsim Spiele der „Lautan" /Fiedler), die um kleine Werntonnen stehen, auf dem- grünen Ras«» gespeist. Nachdem Essen wird die Demarkations linie überschritten« >md der Tanz beginnt im ganze» Städtchen zwischen Motzen und Crischanen, die in Gruppen von je achtsder zehn Pärchen die National tknze «nlfführen. Während des Tanzes werden allerlei scherze mid Späße getrieben, und Mot zen und Crischanen machen die durch sichtigsten Anspielungen und zärtlichsten Antrüge. Oder sie werfe« sich gegvnfei lig boshafte Bemerkungen zu, die fnft immer harmlos sind, aber auch zuweilen einen ernsten Charakter annehmen. S» improvisirt der Crischane aus Rechnung, des Motze»-: Halte Motz» meine Traista, (Proviant» ja») Daß ich tanz'mit Deiner Molein; Doch mach Dir den Sack nicht eigen;: Eh' ich fertig mit dem Reigen. Und der Motze erwiedert in noch bos hafterer Weise: He Crischane, arme Wanze! Gieb mir Deine Maid zum Tanze! Tanze ich sie durch nicht gut, Fahr' in Dich die Drachenbrut? Bis zum Abend geht eS so fort. lachend aus den Weg. Der von Na tur aus heftige und jähzornige Crischane zerbricht aus Aerger darüber, daß er seine Töpfe nicht an den Mann gebracht, sergelaunte heitere Motze, der die ge kauften Töpfe schnell nach Hause beför dern möchte, wirft fie den Berg hinunter inS Thal. Was nun den Mädchenmarkt als solt chen aus dem Berge der Henne betrifft, so wollen manche Kulturhistoriker be haupte», daß er nur im Gehirn srcmder Verleumder existire. Der wahre That bestand sei der: Vor vielen Jahren sol- Feier mitten unter den Heerde» veran staltet haben, an der die am Fuße des Berges wohnenden Widranen, Speise und Trank mitbringend, theilzunehmen pflegten. nen, die von der Feier den Widrane» ihren materielle» Nutzen ziehen wollte», stellten sich mit Verkaussgegc»ständi:n ein, und so erhielt mit der Zeit die lokale Uutcrhaltuiigsfeicr der Widranen es die Gepflogenheit der Widranen am Tage des heiligen Peter, dem Feudal herr» Holaky für das Abweiden ihrer »n jenem Tage in Festlichkeiten, nnd die Crischanen, die davon hörten, daß jene Speise und Trank hatte» und bei guter klia steii' mitbrachten, die sie gern los schlagen wollten. So entstand der Jahr markt aus dem Barge der Henne. Daß bei solchen Anlässen manches xarte Band geknüpft, ja manche Ehe ge schlossen ward, mag ja sein, will aber nicht sagen, daß die Motzen deshalb ihre Töchter aus die Gaina brachten nnd noch bringe». Daß die Crischanen die Toch ter der Motzen gern an sich zielien, ist Ihne» nicht zu verargen, da dieie au weshalb die Ehe» mcistentheilS unter Crischanen und Motziuneu, f-lten unter- Motzen geschehen. Eine andere, einen historischen Cha rakter tragende Deutung des Mädchen cheilt haben soll. Sie lautet: AIS'- vurdcii sie plötzlich von Mongolen iberfallvn Sie wehrten sicv aber so tapfer, daß sie den Feind in die Flucht lriebeu. Zum Andenken an diesen Sieg feiern die Motzen den Tag des heilig»» Peter in ganz besonderer Weise, In diesem Sinne äußert sich auch der deutsche Ethnograph Reißenbergcr, Die in Ungar» einfallende» Mo«go lc», sagt er, wurden von de» RunÄnen. die am Fuße der westlichen 6kbirge BcharienS wohnen, in die Berge Metrie Andenken an den davongetragenen sieg »ber die Mongolen ergehen sich die Ru mänen iu Festlichkeiten am Berge der Henne, wo am Tage des heiligen Peter viele Ehen geschloffen werde». Die kennt's. Junge Frau, (aus der Hochzeitsreise): Sagen Sie 'mal, Frau Wirthin, wie lange dauern beim hier auf dem Lande die Flitter wochen? — Bäuerin: Na, so um die Zeit, wanns die ersten Prügel giebt, dann sind's herum! Merkwürdiger M a B stab. Sage mal, die Familie F. ist sehr reich? —Colossal! Du glaubst gar nicht, was diese Leute für Gold- und Silbcriachen—auf's Leihamt tragnU .