Doppelleben, (IZ. Fortsetzung.) So hatten Hedwig Lundmark und Anna das Ansinken des Mondlichtes, das bleiche Heraufdämmern des Tages scheineS herangemacht, lange in stummer, dumpfer Betäubung, wie der höchste Schmerz um einen »och nicht glaublichen Verlust sie mit sich bringt. Allein Jo hannes Schmid saß bei ihnen; er hatte flüsternden Tone» Alles angeordnet, um den Augen den entsetzlichen Anblick auf dem Flur zu entrücken, den Todten der triefenden Kleider entledige», ihn auf das Belt des Gastzimmers legen und bis zum Gesicht mit weißen Leinen verhüllen lassen. So lag Karl Lundmark wie schlafend hingestreckt. Seine Züge be saßen etwas unsagbar Ruhev»lles, um seine Lippen schien fast noch ein Hauch des Lächelns geblieben, mit dem er an der Abkndmahlzeit Theil genommen, zu sprechen, er sei zu Hause bei den Seini gen. Es war kein Bild des Schreckens mehr, sondern des Friedens. Dann sührte Johannes Schmid Frau und Tochter an das Todtenlager. Er sragt« sich nicht, ob ihm «in Recht zu komme, die Nacht hindurch bei ihntir zu bleiben; er blieb, wi« «in Mensch nach einem inneren Müssen in Stunden han delt, die außerhalb der Zeit und des Lebens sind. Doch selbst, wenn er empfunden, daß sie ihn fort, allein zu sein gewünscht hätten, wäre er nicht ge gangen. In dieser Nacht war er nicht schüchtern und befangen, auch nicht Anna Lundmark gegenüber. Von ihrem bit terlichen Leid war auch seine Brust weh zerrissen, mit jedem Herzschlag sühlte er es, in jedem Augenblick hätte er sür sie mit dem Todten getauscht, statt seiner sich dort so hingestreckt. Aber das siel nicht möglich, und sein Leben hatte in den nächsten Stunden eine Ausgabe sür die Weiterlebenden zu erfüllen. Es waren nicht Pastorenworte und nicht Predigerto», in dem Johannes Schmid sprach. Er redete nicht mit trü gerischer Tröstung von dein, woran er selbst nicht glauble, von einem Wieder sehen, der Wiedervereinigung der Liebe in einem anderen Lebe». Die Lüge, auch wenn sie einen Augenblick das Ge fühl mit einem gesälschle» Troste betro gen, wäre «ine Entweihung sür das ge wesen, womit das tiefste Menschenleid von dem Unwiederbringlichen, dem Tode stand. Aber die Wort« Johannes Schmids erreichten dennoch ihr Ziel eines anderen Trostes. Hedwig Lund mark sprach nach: „Ja, der Beste und Edelste —" und wie es die ersten Lante ihres Mundes waren, so brachen auch zum erste» Mal Thränen aus ihren Augen. Ihr Schmerz began» zn wei ne», und der Annas gleichfalls. Sanst wußte Johannes Schmid Beide aus dem Ziinmcr zn enlsernen, in ein anderes zu sichren. Dort setzten sie sich, der furcht bare Bann deS Verstummcns war gelöst, und sie spracheii von dem Todten. woge eine Erinnerung auf, kam ein Klang zurück, den das Ohr in der Nacht gleichgültig ansgenommen. Aber er w.'ckle jetzt den nach dem ersten Alles übeitäubendc» Schmerz im Mcnschenher- nicht komme», denn ma» habe ihn vor einer Sluiidc todt in seinem Bett liegen rechts sie ununiwuiide» niitziitheileu; im Vergleich zu der von der Nacht gebrach ten drang sie nicht in's innersle Her,, konnte derselben kaum noch eine Erschüt terung hinzusügen. Hedwig Lundmark sag:enur: „Todt im Veti? Auch er Pölich gestoibe» ? Er konnte es er läßt Niemand zurück, dessen Leben er ge- Anna dagegen stieß aus: „Der arme Onkel Delle»— auch er - welche schreck liche Nncht— er war immer so gut gegen mlch —" ' Ihr häufte es doch noch «inen neuen Schmerz hinzu. Johannes Schmid halte Hcllingborg nicht gekannt, fast fiel seiner Eigenschaft der Tod des selben nicht uncrwünscht. Auch das lenkte von dem einen zermarternden Gedanken ab, in seltsamem Widerspruch durch den Tod in die Bahn des Lebens ein. Er sprach eilig, daß dies Co»v«rt mit der Ausschrist an Anna im Zimmer des Verstorb«nen ans dem Tisch gelegen, wahrscheinlich enthalte es eine Aushei lung des neuen Unglücks. Seiner Bitte nachgebend, öffnete Anna mechanisch das Siegel des Umschlags, aus dem zunächst „Ich wollte Deinen Vater sür Euch rette», Anna, aber es hat nicht geschehe» solle». Doch ich gehe ihm wohl rasch »ach ; von der Aufregung und Durchnäs- Euch traf, heftiger zurückgekommen, und ich glaube nicht, daß ich die Nacht über lebe» werde. Ich konnte deshalb nicht mehr z» Euch. Leb' wohl, mein liebes Kind, und bewahre mich i» Deinem Ge dächtniß. Nicht um dessen willen, was hier beiliegt; es ist lange sür de» die Tage, in dem» Dein jun ges Herz noch wieder glücklich schla gen wird, was jetzt auch an Trauer noch ei» wenig Leid angethan, daß Du Deine» Freund Manuel in Deiner Be trübniß auch nicht bei Dir hast. Doch wie das durch meine Schuld wider Wil daS Gedenken an Deinen Onkel Detlev." Licht dcS TagcS noch, solange es mög lich blieb, in's Antlitz zu sehen. A»»a ivollle ihr folgen, doch Johannes Schmid ten Athemzug die junge Brnst. So hastig hatte das Mädchen sich des Klei des entledigt, daß Jobannes Schmid erst noch suhlen gekonnt sür Sie, für Ihre Güte. Ich bin ja so reich jetzt, und Sie brauchen sich nicht länger zn Aber Anna brach mit einem kramps hasten Aufschluchze» der Brust ab: „O Gott »ei» ich bi» ja so arm! «Ich Johrinnes Schmid. Er hielt sie, ihr Goldhaar lag an seiner Brust, und zwei Was bedeutet daS AllcS? Völlig ver- Du ein Man» sein: Ich lege eine schwer« Last, doch mit ihr eine heilige Pflicht, ein hohes Vertrauen auf Deine Seele, fang weißt, was die andern Blätter Dir aussührlich sagen werden: Anna Lund mark ist meine Tochter. Deine Schwester. Der Eapitän Earl Lundmark und der Eapilän Carlos da Selva sind oder blick weiß es Niemand ans der Erde/als Einer, der mir seine Ehre>verpsändet hat zu schweigen, als Du und das Blatt in Deiner Hand. Und Niemand sonst wird noch diese selbst. Das ist die Last, die Pflicht, das Vertrauen, die ich auf Dich lege, weil es sei» muß. So- Deine Brust allein, Dein« Liebe sür mich, sür Deine Mutter, sür Anna be hülen das Geheimuisl. »iciil Doppelleben weitersühren, iin Be wußlsein Deines Wisjens. Mir war »och das Glück beschieden. Alle außer dcklagcnSwerthen Unfall. Niemand sollst weiß es außer Dir und Du wirst mich uicht verdammen. Ulid von dort wirst Dn nach einigen Monalen schreiben, daß Du Dich mit einem Mädchen verlobt habest, das schassen/ liebe. glücklich, so lange, bis Du mir nach kommst! Dein Valer Carlos da Selva." Die Schrift der letzt«» S«it« des Blat te» zeigt« sich mit fli«gend«r Hand hinge- (Fortsetzung folgt.) Der Druckfehlerteufel. Wie man sieht, bin ich Schriftsteller, Ein jeder Mensch hat sei» Falum. Das rothe Lappe» machte, sei mir nur nock die Beincrknng gestaltet, daß jeder Set zer von Natur aus mein geschworene« Feind ist, und daß ich im Jnleresse dei Menschlichkeit sür einen löblichen Ge der würde^ Von den Verfolgungen der erwähnte», Menschenrasse vollständig erschöpst, Es war eine wahrhast impomrcnoe Häß lichkeit. Um die Gesetze der Aestlhetil nicht zu verletzen, enihebe ich Mich einer sollte. Ich belohnte ihn mit sechs Mark Antlitz. Jetzt, jetzt sollt« sie mir nicht G?räusch des Zuges" übertönt und nnn flüsterte ich tolle Liebesworte. „Wollen Sie mein eigen sein?" schloß ich, als sie meinem Stammeln lauschte .... „Ja", lispelte sie zärtlich. Ich hätte vorJubel last laut ausgeschriecn. Zur selben Zeit hat. Auch eine Definition! Sohn: Papa, was ist das: lakonisch? Vater: Wenn De bist unartig und ich geb' Dir a' Maulschell' und keiner sagt was dabei, so ist das eben lakonisch! Verstehst«? Da» ist doch 'was. „Hast Du bei der gestrigen Treibjagd et»,« er legt." „Ja!" „So»? »aidrnn?" „Zehn Mark Schm«rzen»z«ld für «i» nen anaeichossenen Treiber. 3 Sa« Glück von Amerika. Sie war gekommen, ihr Glück zu ma chen. Draußen in Deutschland hat» w«n der armen Kanimerjungfer wede» Luft nochLicht, geschweige Freude, ge> gönnt. Sie war >o satt all der fromme« Herrschaften, die sie draußen gehabt un> wollte sich freuen am Hauche der goldene» Freiheit. Drum war sie Kanimerjungfer bei ei> ner Schauspielerin geworden. Wie sah dies reine Gesicht mit den großen Kin deraugen in diese fremde Umgebung. Sil lächelte ihr mildes Madonnenlächeln zu all dem bunten Treiben und schrieb a« ihre Mutler: „Nun bin ich frei. Ich gehe mit auf Reisen. O wie schön ist hie, die Welt!" Sie hatte all ihr Leben für ihre arm, Mu'ter gesorgt und sreute sich, ihr s« viel mehr als sonst schicken zu können. Hatte sie doch so viel mehr Lohn als in Deutschland. So ging sie mit in die „Road". Lä chelnd, schweigend sah sie Alle, die zu« Gesellschaft gehörten. Sie sprach kein Englisch und nur Wenige von der Com pagnie sprachen ein paar Worte deutsch. Lächelnd, schweigend sah sie aus zu dem ersten Liebhaber, dessen Augen imt hei ßem Glanz« die ihren suchten. „Ich kann nur wenig deutsch reden," hatt« e, ihr gesagt, „obgleich ich's vier Jahre in der Schule studirt habe." Aber seine dunkle» Augen strahlten geheimnißvoll« Bolschaft und seine feinen Lippen lächel ten und stahlen das Herz des armen, Glück und Liebe durstigen Kindes. Ri chard war schön. Sei» kleines, dunklet Bärlchen zeigte, daß er noch in der erste» Hälfte der Zwanzig stand. Er wai Künstler, sorglos, leicht, lebenslustig. Er konnte lachen, wie ein übermüthiges Kind, und seine Slimme und sein Bild grub sich imin-r tieser in der armen Else Abend, draußen in Calisonlie», da sagt« Nichaid leise zu ihr: „Else, ich hab' dich so lieb." lind da sie zittern! Neu, L)ork. bei." Die alte Fran stirbt selber fast vor Schreck und Angst, bis sie ihr verlore nes Kind wieder in den Armen hält. Wo ist das Glück von Amerika? Ein bleiches, Weib mit einem bildschönen Knaben von acht Jahre», des Vaters Ebenbild, so kommt Else wie« der. ihre wenigen Ersparnisse und legt sich Sie ist so sroh, so froh, daß sie zu Hause sterben kann. Der kleine Richard und seine Groß mutter pflanzen Blumen auf das Grab statt. L. Von dem heute Nacht IS Ul>r umgegangen würde als bisher und damit die Feuersgesahr vergrößert wäre. Der Garnisonältest«. Belehrn d. „Haben Si, denn nichts gethan, um den Todtgefun denin wieder zu beleben?"—„Doch! Ich hab' ihm ins Ohr gerufen: Fritz, beiin Sternwirth gibt's heut Freibier." Kasernenhofblüthe. Un« terossicier: Wie es nur möglich ist, daß «in Minsch ganz allein so dumm seil», kann, wie Sie—Hornochse!