Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, May 08, 1890, Page 3, Image 3

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    Doppelleben.
(3. Fortsetzung.)
Ausruf SilvauaS: „Von Dir kam das
HochzeitSAcfchenk der Schlüssel die
Briese —und de» Aufschrei danach:
„O das ist schändlich!" Durchschauert
saß sie, nur undeutlich noch hörend, wie
Ortlof fortsprach, daß cr selbst vorher
den Brand eines unbenutzten Stallge
habe, »m dadurch aus dem Zimmer ab
berufen zu werde». Jnr letzte» Moment
hatte feine Hand gezuckt, daS inhalts
schwere Geschenk wieder an sich zu neh
me», draußen in die Flammen zu schleu
dern der Erzähler ging rasch darüber
weg dann war er hinausgeeilt, doch
nicht zu der gefahrlose» Feuersbruiist,
sonder» in'einen Nebenraum, durch des
sen Wand cr eine Lücke gebrochen. Von
dort halte er mit den Auge» des einen
Ahnengemäldes aus Silvana niederge
bückt, denn feine eignen waren cs gewe
sen, die sich in die ausgehöhlten des Bildet
gepreßt.
Nim brach der Sprecher jäh ab: „Äle
bestand die Probe nicht."
„Die Unglückliche!"
Es entflog den Lippen Osilies. Wie
ein Schnitt war es ihr durch s Herz,
durch's tiefste Gefühl gezuckt: Sie war
nicht die Schreiberin jenes verhäng
nißvollen Briefes, aber in Wahrheit doch
die Urheberin des Elendes Silvanas
gewesen. Sie trug die Schuld davon,
beim ohne ihre eigne Verschuldung an
Ortlof vo» der Heide hätte er jene nicht
solcher grausamen Prüfung ausgesetzt.
Zu viel für einen Menscheukopf, für ein
Frnuenhcrz war's, was seit wenigen
Stunden über sie hereingebrochen. Ver
worrenheit nahm ihr die Gedanken, ihr
den Kopf wie Nebel durchwogend. Aber
hindurch siel ein Strahl ihr in's Herz,
Horizont. Die Sluiide, auf die sie durch
einsam endlose Tage gehosft, um die sie
in schlaflosen Nächten gebangt, für die
sie reuevoll jeden Stolz, Trotz und Selbst
willen in sich gebroci cn, in Demuth der
Liebe umgewandelt hatte, die sich zu spät
mit sehnjuchtZschwercm Herzen als einzi
ges Lebensgläck zurückverlangte, was sie
die Prüfung nicht bestanden. Was
diese gelitten, schmerzte sie doch ihr
Herz jubelte zu laut. SUvaua hatte
er war hierher gekommen. Ihr klang
es im Ohr, daß cr gesagt, er sei krank.
Er war gekommen, um Heilung hier zn
suchen. Und cr hatte gesprochen : Wir
haben uns vielleicht nicht genug kcniicii
gelernt
Heide wiederum sprach. Er sagte, daß
cr seit jener Nacht sei» vorheriges Lcbe»
abermals bcgonncn, nur nicht wie zuvor
Nicdertaucheii iii rastlose, abmühende
Thätigkeit des Geistes. Die Studie»
früherer Jakre hatte cr neu ausgenom
men, Ehrgeiz in sich zu weckcu und mit
scharfem Stachel zu sporne» gesucht, daß
er, was ncch an Zeit vor ihm liege,
d d d
nicht bestanden, .Silvana lebte in dein
Herzen, aus dem die Frage aufgezittert,
füllte cs mit unermeßlicher Sehnsucht
„us, und um ihretwillen war er gckom-
Gleich einer vom Blitzstreich Getroff«-
-neu sag Osilie. Ein Ungeheures drängt,
ihr ein Wort zu den Lippen herauf, das
Wörtchen: Ja.
Ja, sie haßt Dich, sie verabscheut
Dich, sie flieht vor Dir, Dich niemals
wieder zu sehen ! Aber ich ich lieb«
Dich liebe Dich unsäglich
den aufwecke», wenn Silvana ihn haßte,
ih» mit Entsetzen zurückstieß
Da klang die Stimme Osilies von
Thalhos dnrch das graue einfallende
„Sie haßt Dich nicht, sie liebt Dich,
wie D» sie
nach:
„Ja, sie liebt Dich, doch auch ich liebe
sie, und meine Liebe hält sie unter ihrem
Schutz. Sie hat in Wahrheit Deine
grausame bestanden, denn
So geh'zu ihr
„Was willst Du
anzumelden, »Hein es kam keine Ant
wort. Ein Gefühl sagte ihr, die Thür
sei verschlossen, ihre erregten Sinne
glaubten einen Ton von drinnen zu ver
nehmen, doch Beides erwies sich als
Täuschung, die Thür ließ sich öffnen und
das Zimmer war leer. Vou einem Tisch
sichtUch dorthin Geleites auf, ein Blatt
dest. Es war der Mangel an Vertrauen,
dcr das Heutige verschuldet hat; ich hätte
Dir längst sagen sollen, wer ich sei, wie
ich zu Dir gekommen. Nein, wir sind
und ich bin ja kein Hinderniß nnr ein
iußeres—daß Ihr Euch nicht aussöhnen
und wieder vereinige» könnt. Das ist
Osilies Blick blieb noch auf das Blatt
hatte ihr den Weg zu der einzige» für sie
Drittes Capitel.
„Hat er nicht Dich nicht aufge
sucht?"
„Wie kommst Du zu dem Gedanke»,
Anna?"
„Ich dachte, vielleicht..." Die Ant-
Die Morgensonne fiel jetzt herein,
schönes Licht und Wärine im! brin- j
verlassen, nnr ganz, wie aus einer Licht'
quelle in ihr selbst, durchleuchtet, gleich
eiiunu Frühlingstag.
treibenden dunkle» Drang, es laut vor
sich selbst auszusprechen und zugleich es
einem treuen, liebreichen Herzen anzu-
vertrauen. Kurz stellte sie der immer
verwunderter Aufhorchenden Alles dar,
bis zum gestrigen Tage hin. Dann
Auch Anna sagte nur: „Meine arme
Silvana—das; Dadurch schlimmen Zu-
Gedanken iimhergiugei». lind nun
brachte sie eine» derselben zum Vor
schein: '
ncm—von ihrem Manne, meine ich, ge
schieden ist, so richteten sich die Briefe,
zu denen sie Dir den Schlüssel schickte,
doch nicht an Jemanden, di.- noch seine
dein Kindcrkopf da vor ihr als
Erstes gekommen, nicht. Es fuhr auf
sie herunter, wie ein plötzlicher Lichtwurf
durch eine aufgerissene Thür blendend in
die Augen fällt; so lähmte es ihr das
gei st ige Sc h r m Na >ü r lich -
'
— Silvana nach dem, was
Du mir gesagt ich versteh« es ja frei
lich nicht, denn ich weih ja nicht, was
Liebe ist aber ich glaube, Dein Mann
liebt Dich doch —"
„Du quälst mich und bist ein Kind
Silvanas, daß sie dieser wirklich Oual
bereitet habe. Schnell verließ sie nun
das Zimmer, um der Aufforderung der
Freundin nachzukommen. Sprachlos
überrascht, hörte Frau Hedwig alles
DaS, woo b^^
fen, dazu gedrängt hätte. Sie ordnete
sogleich die Herrichtung der Gaststube
für die Zufluchtjuchcudc an, dorr konnte
liiil«. Nun war sie in der Sicherheit,
nach der sie getrachtet.
Eine M-ign trat init der Meldung ei»,
daß die Gaststube in Ordnung gebracht
sei; Anna führte Silvana dorthin, er
mahnte sie. sich in'S Bett zu lege», um
bis zum Witttag den- versäumten Schlas
nachzuholen, und eilte dann, das Zuw
mcr verlassend, die Treppen zu Johann
Schmidts Wohnung hinauf.
Viertes Capitel.
Am nächsten Tage ging Anna eber
die Straße, als unerwartet an de^
Hause wohne.
Anna bejahte, ziemlich achtlos und
wollte vorüber. Doch nnn streckte die
Fremde die Hand »ach ihrem Arm und
sagte: „Dann sind Sie gewiß Anna
Lundmark und ich treffe Sie viirch glück
betrachtend, einen Augenblick inne. dann
setzte sie schnell hinzu: „Natürlich, Du
bist'S Kind, die den Brief geschrieben.
Verzeih', daß ich ihn gelesen, »der ich
that's um Silvanas willen. Ist sie hier
in der Stadl? Weißt Du von ihr und
wo sie ist?"
Anna stand gedankenlos verdutzt.
Was sollte das? Wer sragte danach
und in so sonderbarer Art? Ihr flog
fast mechanisch vom Mund: „Wie könnte
ich ich weiß nichts von ihr."
Doch die Antwort kam il,r entgegen:
Du's?" Zugleich cntsernte die Erwi
dernde den Schleier von ihrem Gesicht
nnd fuhr fort: „Du hast schon einmal
das Gebot Silvanas, über ihren Aufent
haltsort zu schweigen, nicht gehalten,
Jemandem ans sein Fragen mitgetheilt,
daß sie bei mir sei. Du warst nicht
plaudcrhast, Dein zwang Dich
sie stottertet „Sind Sie— sind Si«
Frau von Thalhos? O dann verrathen
Sie es nicht an Silvana daß ich
sie ist so —"
„Also hier ist sie, bei Dir, nicht m
ihrem Valtrhiiuse?" fiel Osilie von
-nia wollte erschreckt
Wenn Du Silvana liebst, bat Dein«
Verschwiegenheit jetzt die Pflicht, ihr zu-
Aber im Grunde siel cS gar nicht glaub
lich, daß so etwas wirklich in der Welt
geschehen konnte. Oder verhielt es sich
gen, ergab sich, daß sie ganz das Nich
tige gethan, Denjenigen zugezogen hatte,
der am besten die Fragen Osilies über
Osilie.
verknüpft; das vornehm Getragene im
Zleußeru setzte ihn keinen Augenblick in
Lcrwirrung oder Beftingcnheil, er Iprach
Mund oftmals. Tas war so Johannes
SchmidS „lyörichtc Weise".
Dann tönte einmal draußen von der
Ungeduld hatte Manuel he? übergetrieben,
sie zu hole», Johannes Schimd sagte
schnell: „Er sucht nach Ihnen, Fräulein
Anna —gehen Sie rasch zu ihm, daß er
nicht hierherkommt. Fran von Thalhof
und ich »ei», wir haben «ic nicht
ist, daß Sie u»S Manuel abhalten."
Nun flog sie zur Thür, erhaschte den
Herauskoinmenden »och aus de» letzten
chcn Sturm hingelangt. Ihr seht auch
vergnügt aus, Kinder; seid es recht nnd
freut Euch dcs Mai's! Es ist so ichön,
Fünftes Capitel.
Anna hatte in der Nacht wunderlich
gctläumt, wenn sie beim Erwachen anch
scheS Gerede von ihm, denn cs konnte ja
gar nicht schöner sei».
Und doch, wenn es wirklich ein solche?
Geheimniß gab—und in ihr sagte etwas
klopfend: „Ja" dazu -dann hatte er doch
recht, daß sie noch bis dahin müßten.
hervor, e!wa» wundervoll Schönes, nur
was es eigentlich sei. ließ sich noch nicht
sagen. Eine von Strahlen überschleiertc
von der Johannes Schmid manchmal in
seinen Gedichten fprach. Doch ilanun
tcn ein paar dunkle, blitzende Augea
stcrnc aus dem schimmernde» Gewebe,
und plötzlich fühlte Anna, daß sie nicht
mehr die Hand Maunels hatte. Er
»>cstm zu erfuhren, waS er mit Frau von
thalhos beredet habe; sie Halle heule
zwölf.
die braune Farbe der Haut tiesj ilue
Blutlosigkeit noch stärker hcrvorircic».
Doch Anna sah es nicht, ihr jiops war
(Fortsetzung folgt.)
nii Kleid. Er: „Ein Kleid diese
Ausgabe! Wo denkst Dn hin, bei die
sen ichlechien Zeilen! Wenn cs noch
mallem nachgcle, kau,«
3
Vor fünfzig Jahren
A- ,/M
i M '/
MM
. J«ht
Phon) : „Mit wem wünsche» Sie zk
sprechen?" Der kleine Willy: „Mit
dem Osterhase» !"
Unter Back fi s che». El sa :
„ ... Hast Du unsere ncue Go^vernanle
ter!'
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Siu 11 spru ch.
Wie komisch ist die Menschheit doch
Und wie verschieden ihr Gebahre»
junge am Ntujahrcniorqen zu seiner
Meisterin, „und daß Madame den mor
gende» Tag nicht mehr erlebe."—„Wie?"
fuhr die Madame anf, „ich den movgen
weßhalb, Du Schlingel?" „Di«
Frau Meisterin bat im vergangenen
Jahr, als der Gerichtsvollzieher die
Sachen versiegelte, laut genug gesagt:
Jahr her."
Praktisch. Wie können Sie
sich unterstehen, mich liier iniWirtbShaiis
um di« Hand meiner Tochter zu frag»»!
Nun, ich dachte, dann hätt' es wegen
der Zeche schon in einem hergegangen!
Kindergcschwätz. Paul:
Du, Onkel, seitdem Du in der Lotterie
gewonnen hast, kämmst Du Dich wohl
nicht mehr? Onkel: Weshalb nics't?
Paul: Papa sagt, Dir wär« de'
Kamm geschwollen!