6 Niel Sonst hätte er nie geheirathet nie nie! „Lieber schöß' ich mich todt!" Das war seine stehende Bekräftigung, wenn eine Verlobung innerhalb des Regi ments in der Luft hing und die Kainera fchöß' ich mir eine Kugel vor den Kopf!" Eine drollige Art der Eitelkeit: man zurichten Nichts Blankeres, als die hübsche kleine Wohnung, wo sein Bursche de» Er sürchlet sich vor dem Pantoffel! h-eß es. konnte er sich doch nicht ein mal der Tyrannei feiner verschiedenen rüchtigte Strammheit im Dienst. Er hatte icine Compagnie „höllisch im Zng" er besaß die hellste Commandostinime des Regiments, er war ein schneidiger Ererzicriueister und der Schrecken seine» Capitaiu d'armes. Die bnnie Flagge Höheren au! dein Manövcrjeid aus sich gezogen? Oder sollte wirklich die prin ripiclle Abneigung der Frau Comman deuse gegen das luiiggesellenthum schuld «» seinem militärischen Untergang gewe sen sein? Die hageren, schnippischen Släuglcin ihrer beiden besuche Und es war ihr in ihrer durchgreifenden Art schon zuzutrauen, daß siedle Carriere eines „ihrer" Ofsiciere au dieser starren Hastesklippezum Scheitern brächte. Also a. D.! Das ist ei» Ade allen ehrgeizigen Hoffnungen. DaS heißt «ine» Strich inner alle Lebensträum« »es in der welilicken Rangordnung setze»! Wer verheiraihei »väre und .ttinder zn erziehen hätte! diivini zu ireiiucn und Eigenthum ocr psNcluet! Eine Haushälterin? Brr! „lieber schöß'ich,,, des anzuvertrauen. Nie war er sich so hilflos »orgekom- fein Zeiinngsaufgebot massenweise her beigeströmte» Weiblichkeiten, die sich für den begehrte» Poste» meldeten, Revue passire» ließ. Ein ganzes in Front aus gestelltes Bataillon abzukanzeln, das ist eine Kleinigkeit, aber solche damenmäßig aufgedonnerten, mit Blicken und Bitten und eiuein Wortschwall, sogar einzelne mit Jugend und leidlichem Frätzchen aus gestattete» Frauenzimmer durch irgend eine Ausflucht hiua»Szucoinplimentiren! Es ward ihm ernstlich schwül, und es war wohl zuletzt die Verzweiflung, die iI)N »nd das übliche Miethsgeld Miethsbllchcs verschmähte, drücke» hieß. Wie sah sie doch noch ans? Er hatte wirklich blindlings zugefaßt, um dem peinlichen Eranien, wo er wahrhaftig die Eraininandenrolle spielte, ein Ende zu machen. Sein war daher Nacken hinabwncherte' Blond —ja blond! Wenn er über- jemals eine Eouleiir so Auch ihn selbst nicht! Zuerst em pfand er ein gewisses verblüfftes Grauen vor de? naiven Sicherheit, mit der sie ihrem Geschniack umstellte und ordnete, so rcorganifirte sie auch seine Lebens weise. z. B. wagte er es bald nicht mehr, das Abendbrot in seinem Hanse auszu schlagen, während er das sonst in der Kneipe abzufertigen pflegte. Selbst verständlich ward der Salon als „gule Stube" außer Gebrauch gefetzt, und er durch'chritt denselben nur noch auf Fuß hier waltete und gegen den die gerichmie Sauberkeit der Burscheuzeit nur ei» elen des Gespenst war. Anfangs versuchte er noch den Herrn herauszutehre». Aber sie lächelte jeden Widerstand gegen ihre Anordnungen mit de» Grübchen in ihren feiste» Wange» nieder. Ohne Zweifel verstand sie Alles besser, sie, die eine» eigenen Hausstand besessen! und aus ihren Woitcu lugle deutlich die Mißachtung gegen den Jung gesellen. Uebrigens kochte sie vorzüg wehrloS machen ; es war Alles in muster hafter Ordnung was widersetzt er sich denn? Teufel! er halte doch einen „Dienst boten" gemiethet, und er fühlte sich vor ihr genirt wie vor einer Dame. „Ad rett" ! das war ihr Lieblingswort unwillkürlich begann feine Haustoilette ebenfalls gewisse „adrette" Allüren aiizu, nehmen au« Respekt vor ihr! Zlll mälig stellte sich ein Gefühl bei ihm ein, als wen» er seibst auf Besuch i» feine», In diesem Nefpektgesühl bestärkten ihn ihre nie ruhenden Anspielungen auf den solide» Glan; ihrer Vergangenheit. Ihr Vater war ein fürstlicher Schloßbe vmter gewesen und sie hatte als Kind mit Prinzessinnen gespielt! Ihr« Schwester war znerst mit einem Herrn „von" verlob«, nun heirathetc sie eine» Laiidwehrossizier. Ihr Mann hatte ein jährig gedient und sie halten, trotzdem sie nur Buchhalters waren, m!t de» „ersten" Familie» ihres Wohnortes verkehrt. O sie hatte »ach dem Tode ihres Mannes Anträge genug gehabt! Sie hätte einen Fabrikauie» habe» könne», eine» lcib ! Sprach diese Wegnahme nicht deut licher als Worte? Sagte sie ihm nicht symbolisch: Mit dem Todlschieße» wird eS doch nichts! Du bist mir >a doch vei falle»! Na, es wäre nicht das äußerste Un glück, Na, er winde Nnh und Friede» für den Rest seines Lebens genießen! Ur,d verschiedene Beispiele standen mit schaflcriii geheirather »nd d,rdei .lächer- > lich glücklich" geworden. Se, Ercelleuz. der General r>. H., der da draußen in flerhasteS Faunliciidasei» sühne. N», was für Ansprüche erhebt er den» »och an das Lebe» ? Ei» a. D. „Teufel, aber ich will nicht! Ich habe mich sünszig Jahre gegen die Ehe ge dies Sträuben ei») man soll mich nicht Und Unit, mit der äußersten Anstren gung seiner Autorität: „Frau Glaß, ich Sie ;uck:e mitleidig ironisch die rund lichen Schultern: „Wie der Herr Baro» beschien...." Und sie wollte den mit einem alten Kissen gesülierten Korb wieder in die Schlasstube stellen, wo Schnurz zu Fü ße» seines Herr» zn übernachten pflegte. „Nun lasten Sie nur, Krau Glaß! wenn Sie glauben, daß es die Nacht da draußen nicht zu kalt wird ..." Wie kam de,», das? Unbegreiflich! er entsetzte sich vor sich selber. Wie kam er zu solcher empörender Nachgiebigkeit ? Gewissen ihrer Mienen gegenüber sank ihm völlig der Muth, llnd in solche» Momenten wußte er, daß er dem Schick sal verfallen war,... Sie aber staunte nicht über solche» Umschwung. 5) auch sie wußte, daß er ihr uuretlbar versallen war! Eigenilich hatte sie schon von ihm Besitz er griffen, als sie ihn am Tage des Engagements so wehrlos gegenüber ihrem Grübchenlächcln ain Tische sitze» sah. Alles Uebrige würde die Zeil reife» sie wollte Nichts übereile». Doch fand sie zuweilen, daß dieie sy stematische Belageruiigslaklik sie zu lang ist da zu machen? Es blieb nichts Anderes als die Resig nation. reicht! Eine Entscheidung hing in der L»st. Ein sie (da^ra n nicht^i li ier Fron Glaß ? In diese Gewitterluft platzte der Be, zu spät, ,! ) . ) „Weißt Du was, alter Junge, D» külintlst mich wohl eili Endchrn durch deu schwerlich den Urlaub bis Berka ausdehne»!) Frau Glaß verwunderte sich über den plötzlichen Entschluß, aber sie wünschte doch »glückliche Reise" mit ihrem be zauberndsten Grübchenlächelii. Er wollte in drei Tagen zurück sein, Frau Glaß wartete, wartete Schnur zel mindestens wird diese Urlaubsüber schreitung zu büßen haben! Erst am sechsten Tage langte ein« Nachricht an. Eine Postkarte, worin ihr „Herr" (ein gänzlich unpassendes Wort!) ihr flüchtig mittheilte, daß er seinen Freund nach Berka begleitet und sich vorzüglich wohl befände. Er würde »och einige Tage ausbleiben, sie möchte unterdeß seine Abwesenheit zu einer gründlichen Reinigung der Wohnung be nutzen. Das war der offenbare Hohn! Sie sprüh". Schuurzel befände sich ebenfalls wohl und ließe grüßen Sie ballte ihre prallen Fäuste vor Wuth über diese Herausforderung. Na warte, wenn—sie zurückkehren. Aber „sie" kamen nicht! An den Stammtischen von Pensionopolis hieß es, der Major sei durchgebrannt ein fach durchgebrannt. Alles, seine Möbel, sein Eigenthum im Stiche lassend. „Das Gescheiteste, was er noch thun konnte!" lachte man. „Aber er kehrt ja doch zurück!" Auch Frau Glaß zählte sicher darauf, und sie hielt schon ihr ganzes Arsenal von Rache sür solche Nückknnst in Bereit chaft. Und dann Dann ist er verloren! Plötzlich ward sie aus all' dieser Sie geszuversicht durch einen Doppelbries gerissen. Eine Verlobungsanzeige eines gewissen Majors a. D. von P. mit u. s. w. Ihre hellbraune» Augen glotzten das Papier a», lasen und glotzten und wei tete» sich. „Nicht »täglich!" kreischte sie auf; und das Papier zerknitterte in ihrer Faust. Ein diiinnier Schmerz, den ein Anderer ihr bereitet. Doch die Begleitung der Anzeige be stätigte das Unmögliche. Ei» höflicher Brief, worin der Major ans die gedruckte Anzeige verwies; eine kurze Anveiitung seines Glückes, die ihr wie ein schriller Jauchzer entgegenschnellt. Dann aber in Anbetracht ihrer „treuen Dienste" er laubte er sich, ihr die Möbel, überhaupt das ganze Inventar feiner Wohnung zur Verfügung zu stelle». Schreck und Wuth und Freude über die vom Himmel gefallene Schenkung, dann die himmelschreiende Enttäuschung; waren die Möbel ihr nicht ohnedies ver falle»? Bald aber überwog der Triumph. Er hat nicht gewagt zurückzukehren aus Furcht vor ihr > Es wäre ihm auch nicht rathsam gewesen! Fräulein von M. Aha, das ist die Schwester des unaus stehlichen Herr», der ihn besuchte und dabei mit seiner Spürnase die Wohnung so durchschnüffelte! „Viel Glück, viel Glück!" Und sie besann sich nicht lange, ging an Truhe, kramte darin und zog eine Papptasel mit dem gedruckten Avis „Möblirtes Zimmer zu vermiethen" daraus hervor. Diese befestigte sie so fort an dem einen Fensterladen der „gu ten Stube." Glaß -- Schiiurzel würde sich jrcueii. „Hoch die Madame Glaß!" rief Ei ' 'S schwankenden Schrittes ein Böttchergcsell die Leipziger Straße in Berlin entlang, dem Potsdamer Thore zu. Acht Wochen hatte er im Krankenhause gelegen, und ivarmlm Herzen sür ihre Nächsten!" Nach e l a s s i sch e m V or bilde. Frau (zu ihrem angeheitert daß das so nicht weiter gehen kann, Anhur? Bedenke, seit acht Tagen warst Du »och jede» Tag im Stnrin und Die Keheimntffe der WUHtlm strasie. druck gemacht zu haben, denn der Vor sitzende des Gerichtshofes, Landgerichts- Schmidt fällte bei der Verkündi lebeii und bis dahin verwöhnt durch das Schicksal, ist hier der Gedanke an ein kümmerliches Dasei» wohl zu schwer ge- Tode ihres ManneS gerathen war, auch i» dun Einflüsse der weibliche» Eitelkeit, farbeubliud?" so aniworlet aus prakti sche Untersuchung gestützte Ersahrring, daß mindestens 4 Proeent des männ lichen Geschlechts mehr oder weniger far benblind sind. Frauen sind viel seltener mit Farben blindheit behaftet, und diese Thatsache scheittt »iiabweifilich die Erfahrung z» terialie» beim Aussuchen derselben ver traut werden. Diese Erziehung des kaiin aiis hohe der vielleicht lii« Ton entdeckt, während Jemaiid ohne musikalisches Gehör kaum eine 'Rote von der anderen unterscheiden t?s ist sehr wahrscheinlich, daß wenige Thiere farbenblind sind. Der ?>ankee, dem es gelang, sein Pferd geschabtes Holz fressen zu lasse», indem er demsel ben eine grüne Brille aussetzte, so daß es sich einbildete, Gras zu fressen, glaubte osseubar au dessen Fähigkeit, die Farben auseinander zuhalten. Andererseils wird ein Hund Wasser, das künstlich mit einer geschniack- »nd geruchlosen Farbe gesärbt worden ist, anstandslos saufe», woraus hervorgeht, daß er nicht viel ans den Farbcnunterfchied gibt. Farbenblindheit kann angeboren sei», i» welchem Falle sie ans einer Mißbil dung des Angcs entspringt und selbstver ständlich »»heilbar ist, oder sie kann, erst späler erworben sein, durch Tiiiike», und Umgebung. In diesem Falle wird die Entsernung der Ursache, wen» das Gebrechen noch nicht zu weit eingerissen ist, eine Heilnng hcrbeisührc». Es gibt sehr verschiedene Grade und Arten der Farbenblindheit. Einige Leute können leicht die Farben von Ge gcnständcn nennen »nd können verschie den gesärbte Lichter nicht unterscheiden. Der Eine ist blind sür Roch, der Andere sür Grün, und für einen Dritten sind vielleicht die gelben oder blaueu Licht streifen unsichtbar. In säst allen Fäl len ist es sür die Farbenblinde» schwie riger, die Farbe» eines entfernten Ge genstandes zu erkennen, als die eines nahen oder große». Der Gruud dieser Erscheinung ist i» dem Umstände zu su theil, daß der Sitz des Uebels (welcher Art es auch immer sei» mag) mehr oder weniger dicht um den „blinden Fleck", säst in der Mitte der Netzhaut oder hin ter dem Augapsel zu liegen scheint, daß also folglich das Bild eines entfernten Gegenstandes, das u»r klein ist und in de» Mittelpunkt des Auges fäll«, »ichi das eines großen nahe» Gegenstandes, der, so zu sagen, die sarbenblindc Gegend überfluthet. Wir wollen noch bemerken, daß wie wohl die Mehrzahl unserer Leser weiß Jedermann einen vollständigen blinden Fleck in jedem Älnge hat. Derselbe be sindet sich an der Stelle, wo der Seh nero an der Netzhänt besestigt ist, »nd s 4 würde stets sich ein kleiner leerer Fleck im Mittelpunkt unseres Gesichtsfeldes be finde». Aber in Folge einer wuiider- chend. Die Farben bunter Wollsädeir sind z. B. ganz anderer Natur als die der farbige» Lichter, wie etwa der Nebel zwischen einem rothen und einem grünen Lichte zn unterscheiden. Einige Lciiie erkennen eine Farbe nnr an der scheint, die man an die Jnstriilneiilc stel len muß, welche die Sehkrast der Eisen bahn- und Seeleute, die Nachts durch farbige Lichter geleiiet werde», gründlich prüfen sollen. ändere, die mit Löchern verschiedener Größe versehen ist, die genan die Größe einer Signallaterne, gesehen ans be trifft. ' lichst herbeigewünscht, er, der - drille Mann zum Skat!